Herbst wirft sein gruseliges Band

Ich kann mit Fantasy nichts anfangen, Gruseleien gruseln mich, da schneidet mich die Phantasie anderer von der meinen ab, ich fürchte mich. Deshalb wohl habe ich noch nie mehr als ein paar Zeilen von Stephen King gelesen. Aus diesem Grund dürfte ich nicht auch nur annähernd zu diesen Erkenntnissen gelangt sein:
Herbst. Viele Romane von Stephen King beginnen im September, an einem der letzten warmen Sommertage. Dann kommen die ersten Tiefdruckgebiete, Regen, unheimliche, nicht ganz erklärliche Ereignisse, bis dann Ende Oktober, in der Zeit um Halloween, sich das Monster zeigt. Und selbst wenn es im Frühjahr besiegt sein sollte — nie wieder wird der Sommer so unschuldig scheinen wie einige hundert Seiten zuvor. Stephen Kings Romane sind also alle Romane über das Erwachsen-werden. Und dass es niemals gelingt. [...]

Frauen und Kinder zuerst. Von allen männlichen Bestsellerautoren ist Stephen King einer der raren Feministen. [...]»

Morel: Anmerkungen zu Stephen King
Es wird sicher nicht dazu führen, daß es mich drängt, King zu lesen. Ich bin so ängstlich, der Gedanke an Hitchcock reicht bereits aus, mir die Decke über den Kopf zu ziehen. Aber ich bin derart verblüfft über diese Analyse, daß ich mir vorstellen könnte, mal unter meinem Schutz hervorzulugen und einen Blick hineinzuwagen. Morels Besprechung weiterzulesen lohnt sich in jedem Fall.
 
Do, 20.09.2012 |  link | (1939) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Fundsachen


sturmfrau   (20.09.12, 12:26)   (link)  
Die dicken Gruselsachen
von King vermochten mich auch nicht zum Lesen zu verleiten, aber "Es" beispielsweise fesselte mich auf eine merkwürdige Art. Allerdings ist von ihm einiges verfilmt worden, das mich sehr ansprach, auch wenn ich die Romangrundlagen dazu (noch) nicht gelesen habe. Sehen Sie sich "Stand by me - Das Geheimnis eines Sommers" an (auch das eine "Coming-of-Age"-Geschichte) und unbedingt "Die Verurteilten" mit einem großartigen Morgan Freeman. Auch das ist Stephen King, und letzter Film ist in meinen Augen ein wirkliches Meisterwerk.


jean stubenzweig   (20.09.12, 14:20)   (link)  
Eine mutige junge Frau
sind Sie ganz offensichtlich, klar sturm- und gar fluterprobt, äußerst aufs Abenteuer aus, mir das auch noch zu empfehlen. Ich hatte bereits auf meine Ängste hingewiesen, nun erweitere ich es, um es zu verdeutlichen: Es reicht bereits aus, eine dieser kleinen Flaschen, die in meinem Kühlschrank stehen und in Wartehaltung darauf harren, mir Gelegenheitstrinker den allzu starken Herbsttee zu verdünnen, auf daß ich keinen, das habe ich noch an mir aus meinen dreißig Jahren Bayern, Herzkasperl erleide, anzuschauen, auf denen der Name des Regisseurs steht. Einen seiner Filme habe ich in ganz jungen Jahren gesehen, den mit dieser furchtbaren Duschszene, einige Zeit danach den mit den Vögeleien. Das hat mein Angstbudget völlig erschöpft. Und nun soll ich mir auch noch einen Film von Stephen King anschauen? Ich erschrecke ja bereits bei dem Gedanken, daß demnächst wieder die Kinderchen in ihrem Plastikkürbismasken vor der Tür stehen. Ich schaue mir nur Filme an, in denen fast nur gequasselt wird. Am besten so etwas Romantisches wie bei Rohmer und so.


sturmfrau   (20.09.12, 14:46)   (link)  
Erlauben Sie es sich einfach.
Denn die beiden erwähnten Filme sind keine Horrorfilme, ebenso wenig wie die zugrundeliegenden Geschichten. Versprochen. Falls Sie sich doch erheblich gruseln, dürfen Sie mich dafür zur Rechenschaft ziehen. Stephen King kann auch anders als allein in blutigen Fetzen.

Horror ist mein Genre auch nicht, allerdings fürchte ich mich wohl schlicht zu wenig anstatt zu viel. Schauten wir zusammen einen Horrorfilm, so gliche sich das wohl aus. So aber müssen Sie weiter Ihren Tee verdünnen.


jean stubenzweig   (21.09.12, 11:15)   (link)  
Einen dieser Filme
kaufen, das werde ich mit Sicherheit nicht tun. Vielleicht kommt ja mal einer in meinem Guckkasten. Dann könnte es sein, daß ich einmal unter der Decke hervorluge ganz vorsichtig ein Augenlid hebe. Ob ein zweites Mal, das wird sich weisen. In fortgeschrittenenem Alter tut man (man?), tue ich schließlich wunderliche Sachen, mich zum Beispiel an Dinge heranwagen, die zu meiden ich seit Kindheit gewohnt bin, etwa pfeifend die Kellerstufen hinab in die Dunkelheit zu gehen oder sich nicht mehr vor Spinnen zu fürchten, gar ein Held zu sein und sie im Auftrag, nein, nicht zu töten, sondern dorthin zu befördern, das manche Menschen die Freiheit der Natur nennen.


damals   (20.09.12, 22:00)   (link)  
Wagen Sie's ruhig.
Ich hab es vor Jahrzehnten auch mal probiert und fand den Autor ganz lesbar. Wenn sich auch wenig in mein Gedächtnis eingegraben hat. Jedenfalls sicher bodenständiger als der übliche Fantasy-Quatsch, z.B. von Kai Meyer, von dem ich mir auf Jugendlichen-Wunsch mal einen Roman reingequält habe. Und auch mit Altvater Tolkien hab ichs mal probiert und bin bald stecken geblieben.


jean stubenzweig   (21.09.12, 11:21)   (link)  
Tolkien habe auch ich
versucht, das war eine Zeitlang irgendwie literarische Übung, zu der ich mich verpflichtete, um nicht als extremistischer Außenseiter dazustehen. Wenn ich mich recht erinnere dürften es maximal hundert Seiten gewesen sein, bis ich beschlossen habe, doch lieber einer dieser Spießer zu bleiben, die solchen Lesestoff nicht gerade goutieren.

Aber gut, sollte es sich ergeben, daß ich eventuell an einen dieser Grabbeltische stoße, auf denen diese Kings häufig massenweise preisreduziert herumliegen, dann werde ich einen Versuch wagen. Ich bin, siehe oben bei meiner Andeutung gegenüber der Sturmflutfrau, offenbar ohnehin auf Altersabenteuerlust.















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