Wilde Weiber

Besançon. Nochmal. Ist ja auch nett dort. Eine Universität gibt es, eine Musikhochschule, eine Kunsthochschule. Und das berühmte Dolmetscher-Institut. Aber vermutlich gehört das zur Universität. Das bringt viele Menschen dorthin. Junge eben, und manche bleiben hängen. Das ist ja sehr oft so in diesen gemütlichen Städten, die letztendlich einen dörflichen Charakter haben. Wie in Heidelberg, wo so manch einer seine siebzig Semester Sinologie abgerissen hat. Jeder kennt jeden, zumindest in den künstlerisch angehauchten Kreisen. Da gibt es eben keine Unterschiede, und schon gar keine der Nationalitäten, geschweige denn Hautfarben. Ja, und die Musikfestspiele haben einen sehr guten, internationalen Ruf. Viel los ist ansonsten nicht. Vor allem in den Semesterferien, in der Sommerzeit, wenn die Einheimischen alle in der spanischen Sonne braten. Na gut, das Museum der schönen Künste und Victor Hugo, der ständig hochgehaltene Sohn der Stadt. Und dann der Tourismus, der zur Citadelle aus dem 17. Jahrundert hinaufdrängt und überhaupt die Stadt und deren Kasse äußerst belebt und es geschafft hat, die Glas- und Papiercontainer in die Erde zu versenken, weil sie das Stadtbild stören könnten. Das Laub wird auch ständig entfernt, selbst dann, wenn es noch gar nicht vom Baum gefallen ist. Der übliche, von der nahen Schweiz beeinflußte (Einkaufs-)Rummel eben.

Aber das auf der anderen Seite des Doubs gelegene Quartier Battand hinter der Kirche La Madelaine (nebendran die Bar, an der Manou gescheitert ist), das alte Besançon wohl, ist schon sehr heimelig. Vor allem in eine Kneipe, pardon, Bar heißt das en France, zieht es mich immer wieder (seit es das Le Diga-Diga-Doo nicht mehr gibt): Le Comptoir. Da sitzt das wirklich angenehme Besançon drinnen. Theater, Musik et cetera. Alle Altersgruppen. Wobei das natürlich überall so ist, wo kulturell, also am Pastis interessierte Menschen zusammenkommen. Und doch habe ich eben in Besançon das als besonders angenehm empfunden. Als ich mal dort saß, im Le Comptoir, und nach einer bestimmten Musik fragte — diese zwei köstlich durchgeknallten Frauen aus Toulouse —, da hat der Wirt aus Freude über meine Freude die CD mir zuliebe dreimal hintereinander abgespielt. Und der zweite Gast im Raum (neinnein: die anderen saßen alle draußen und warteten, bis die Mademoiselles aus dem gegenüberliegenden Lycée rauskamen) hat sie gerne immer wieder mitgehört:


Femmouzes T
(Rita Macedo et Françoise Chapuis)

arte hatte 2005 eine kleine Reportage über die beiden gesendet. Leider hat man in Strasbourg das bemerkenswerte Video aus dem Archiv entfernt. Aus welchem Grund auch immer. Wahrscheinlich auf Druck der deutschen privaten Medienwirtschaft. Und das Video, das ich heute früh hier eingesetzt hatte, habe ich nach den Botschaften zu YouToube wieder gelöscht.
Und heute, am 1. Dezember 2009, habe ich beschlossen, daß mir das alles wurscht ist.

 
Fr, 04.07.2008 |  link | (2815) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ohrensausen


vert   (05.07.08, 23:00)   (link)  
aber verlinken wäre doch nicht verboten...
oder geht es jetzt ums prinzip?

ich muss über den blogbar-artikel auch noch etwas über mein verhältnis zu youtube nachdenken und sehen, ob und welche konsequenzen ich daraus ziehe...


jean stubenzweig   (06.07.08, 11:55)   (link)  
Nein, ums Prinzip
geht's mir nicht. Auch wenn ich nicht eben ein großer Liebender bin, was diese ganzen bunten laufenden Bildchen betrifft, so habe ich vor einiger Zeit nach ein bißchen Stöbern doch festgestellt, daß da beileibe nicht nur das herumschwebt, das mich nicht interessiert. Im Gegenteil, ich bin auf ungeahnte Schätze gestoßen. Femmouzes T steht dafür als ein (jüngeres) Beispiel (es gibt unglaubliche, wunderbare ältere Filmchen). Meine anfänglichen Vorurteile wurden eindeutig widerlegt. Um so mehr bedau're ich meinen Entschluß. Oder mal so formuliert: Ich bin unsicher, ob das Verlinken nicht auch als «Einbinden» in ein Blog gilt. Man weiß ja nie so genau, woher diejenigen das eingestellte Video haben. Sollte die juristische Frage zu meinen, zu aller Gunsten geklärt sein, daß das Verlinken urheberrechtlich korrekt ist, dann gerne wieder. Aber daß es soweit kommt, daran habe ich meine Zweifel.

Was nicht heißen soll, daß ich grenzenlos in YouToube verknallt bin. Man sollte diesen Verein sicherlich mit Argwohn betrachten. Ebay und andere ebenso. Aber es ist, wie gesagt, schade. Es vernichtet die Möglichkeiten, die das Internet eigentlich bieten könnte, sollte, et cetera.

Ich bin schlicht vorsichtig — und werde nur noch solches verlinken, das gesichert ist, beispielsweise von Originalseiten.

Ein entscheidender Faktor sind allerdings meine weitergereichten Daten. Da reagiere ich seit jeher allergisch. Ich habe kein Verlangen danach, als Profil durch die Weltwirtschaft zu geistern. Da hat sich bereits manch einer eine Beule abgeholt bei mir, der versucht hat, bei mir anzudocken. Und da werde ich wohl kaum meine Vorlieben freiwillig rausrücken — und schon gar nicht, weil ein US-Gerichtshof darüber befindet, was ich Alt-Europäer tun soll oder darf. Die hiesige Unterstützung für die notleidende Industrie, welcher Coleur auch immer, ist schon fragwürdig genug.















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Jean Stubenzweig motzt hier seit 6023 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00



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