USA in unseren Köpfen

«Man muß sich in Erinnerung rufen, daß die Fastfood-Industrie in Frankreich vor allem das Werk französischer Firmen war, die auf diesem amerikanischen Terrain noch besser sein wollten als die Amerikaner selbst. McD[...]'s kam Anfang der Siebzigerjahre nach Frankreich, als eine der vielen US-Firmen, die in Europa ihre Filialen aufmachten (Hotels, kommerzielle Reinigungsfirmen, Fitness-Center, Steuerberatungsfirmen und Arbeitsvermittlungsagenturen), um den steigenden Lohnkosten, dem gesättigten Markt und der übermächtigen Konkurrenz in den Vereinigten Staaten zu entkommen.
[...]
Auf einer anderen theoretischen Ebene sind solche Orte als Inseln kommerzieller Exzesse erkennbar, als das verzerrte Gesicht eines ungezügelten Kapitalismus in einer Gesellschaft, wo man das Problem, das sich darin ausdrückt, immerhin noch diskutieren kann. Und so spielt denn auch das Phänomen der ‹Periurbanisierung› in der Debatte über den deregulierten Kapitalismus eine wichtige Rolle: als vielfach angeführter Beleg für die französische Variante der ‹klassenlosen Gesellschaft› amerikanischen Typs. Diese Debatte bezieht sich häufig auf simplifizierend interpretierte Sozialstatistiken, die belegen sollen, daß die französische Arbeiterschaft konsumorientiert ist, zunehmend Wohneigentum erwirbt, immer weniger politisches Interesse zeigt und keinen einheitlichen Lebensstil mehr aufweist.

Daß dieser gesellschaftliche Typus allmählich in Frankreich ‹heimisch› wird, zeigt sich an eben diesen ‹neuen Dörfern› mit ihren Gewerbezonen voller Supermärkte, Sportartikelgeschäfte und Einkaufszentren für Heimwerker- und Gartenbedarf. Hier finden die Bewohner, die ‹selbstbestimmten Individuen›, was sie für ihre angeblich ganz privaten Interessen benötigen. Doch in klarem Unterschied zu den USA stehen dieser fugendichten Version der gesellschaftlichen Wirklichkeit noch machtvolle Alternativen gegenüber. Es gibt andere Entwürfe des sozialen Lebens, in denen Solidarität und kollektives Handeln noch den Ton angeben. Und andere soziale Werte, die sich regelmäßig in sozialen Auseinandersetzungen auf nationaler Ebene artikulieren.»


Der gesamte Text in: Le Monde diplomatique
 
So, 31.08.2008 |  link | (2523) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Fundsachen















Werbeeinblendung

Jean Stubenzweig motzt hier seit 6023 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00



... Aktuelle Seite
... Beste Liste (Inhaltsverzeichnis)
... Themen
... Impressum
... täglich
... Das Wetter

... Blogger.de
... Spenden



Zum Kommentieren bitte anmelden

Suche:

 


Letzte Kommentare:

/
Echt jetzt, geht noch?
(einemaria)
/
Migräne
(julians)
/
Oder etwa nicht?
(jagothello)
/
Und last but not least ......
(einemaria)
/
und eigentlich,
(einemaria)
/
Der gute Hades
(einemaria)
/
Aus der Alten Welt
(jean stubenzweig)
/
Bordeaux
(jean stubenzweig)
/
Nicht mal die Hölle ist...
(einemaria)
/
Ach,
(if bergher)
/
Ahoi!
(jean stubenzweig)
/
Yihaa, Ahoi, Sehr Erfreut.
(einemaria)
/
Sechs mal sechs
(jean stubenzweig)
/
Küstennebel
(if bergher)
/
Stümperhafter Kolonialismus
(if bergher)
/
Mir fehlen die Worte
(jean stubenzweig)
/
Wer wird schon wissen,
(jean stubenzweig)
/
Die Reste von Griechenland
(if bergher)
/
Richtig, keine Vorhänge,
(jean stubenzweig)
/
Die kleine Schwester
(prieditis)
/
Inselsommer
(jean stubenzweig)
/
An einem derart vom Nichts
(jean stubenzweig)
/
Schosseh und Portmoneh
(if bergher)
/
Mit Joseph Roth
(jean stubenzweig)
/
Vielleicht
(jagothello)






«Ist Kultur gescheitert?» ? «Bitte gehen Sie weiter.»



Suche:

 




Anderenorts

Andere Worte

Anderswo

Beobachtung

Cinèmatographisches + und TV

Fundsachen und Liebhaberstücke

Kunst kommt von Kunst

La Musica

Regales Leben

Das Ende

© (wenn nichts anders gekennzeichnet): Jean Stubenzweig





pixel pixel
Zum Kommentieren bitte anmelden

Layout dieses Weblogs basierend auf Großbloggbaumeister 2.2

pixel pixel