Farbig-farbliches Erotikon «Bei Eliane habe ich nicht einmal die Genugtuung, von ihr betrogen zu werden. Die Entdeckung, daß sie die Wohnung von Monsieur Findus besucht, hat mich lediglich mutlos gemacht. Sie selbst war es, die in mir den Verdacht erregt hatte, daß sie ein Verhältnis mit Ubus haben könnte, ein ausgeklügeltes Ablenkungsmanöver, um ihre Verbindung mit Monsieur Findus geheimzuhalten. Mit einem Satz: Wegen der Enttäuschung stürze ich mich ganz sicher nicht aus dem vierten Stock, daran ist gar nicht zu denken, das vorherrschende Gefühl ist vielmehr mein völlig leerer und schweigsamer Kopf, nicht einmal ein leichtes Summen, das den Wind der Verzweiflung begleitet. Einen Augenblick, ich habe Verzweiflung gesagt, aber ich korrgiere mich sofort. Enttäuscht, das ja, aber nicht verzweifelt, bitte sehr.»«Wie soll der moderne Mann von Welt es nur anstellen, die schöne Eliane zu erobern, seine Konkurrenten in der Firma loszuwerden und einen anonymen Verfolger zu entlarven? Luigi Malerba richtet seinen ironischen Blick diesmal auf den Manager einer Lackfirma und auf die moderne Geschäftswelt, in der eigene Wahrnehmung, fremde Anforderung und verbliebene Träume ach so weit auseinanderbleiben.» — So stand's 2000 in der Zwiebel, dem jährlich erscheinenden und kostenlosen Trüffel-Kostenprobenheftchen aus dem Haus Wagenbach. Darin zitiert ist auch der Corriere della Sera, der meinte: «Ein wunderschönes Buch über Farben und Erotik.» Nein, kein Amuse-geule italiennes. Das ist ein mehrgängiges Menue, ein Buch, das zwar heiter sättigt, aber auch Völlegefühle bewirken kann. Es ist eines, das die Männer und die Kunst entblätternd entblößt: deren Geilheit und die Kunst als Hure. Nein, nicht unbedingt ein Bordell- oder auch Museums(café)führer, der es erleichtert, hier ein Häppchen oder dort ein Blickchen zu nehmen. Die Gefahr, daß die Alarmanlage losgeht, ist nicht unerheblich, mußte ich doch wie das Kind ständig hinter die Bilder schauen, ob sich dort vielleicht doch noch etwas befindet; wenn das Kind sogenannt erwachsen ist, wird es gelernt haben, die dritte Dimension wahrzunehmen. Der kunstvolle Malerba hat (s)eine schillernd theoretische, weil leidenschaftliche Schrift quasi als Farbfixation über die Hintergründe gelegt. Die Wahrheit sei nur mit List zu verbreiten, lehrte uns bereits der olle Schiller. Malerbas Tücke kommt von der Palette einer leicht rätselhaften, aber eben lustvoll geordneten Unordnung, stellt unter anderem eine Verbindung her zwischen der Kunst und der (Farben-)Industrie. Doch das ist nur ein Aspekt dieses scheinbar leichten Krimis, der er dann aber auch wieder nicht ist, weil die Handlung nur zum Schein im Vordergrund steht. Die läßt sich durchaus alleine genießen. Greift man jedoch unablässig hinein in all die nicht eben kalorienfreien Näpfchen natürlich kunstvoller Farbpigmente, dann benötigt es Zeit zum pausierenden Nachdenken zwischendrin, sonst kann es, wie bei einer gourmandigen Völlerei, zu einem arg bunt flirrenden Magenstürmen kommen. Nicht jeder Zeno-Amazone ist das verständlich, inhaltlich scheint das alles. FAZigere Angaben hier. Luigi Malerba Elianes Glanz Roman Aus dem Italienischen von Moshe Kahn Wagenbach, Berlin 2000
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