Verfaulte Äpfel

Der Markt für Obst und junges Gemüse ist auch nicht mehr das, für den ich ihn mal fast ehrerbietig hielt: schön und voller Gehalt. Als ich anfing mit der 0+1-Elektrik, mochte ich diese Frucht sehr. Für technisch völlig Unbedarfte wie mich, der um 1990 gezwungen war, von jetzt auf sofort umzustellen von der guten alten kugelkopfigen Tante IBM auf Bits und Bytes, bot der Apfel die idealen Voraussetzungen. Weil er für Benutzer und nicht für Elektronikbastler erdacht und konstruiert war, geriet selbst ich innerhalb kurzer Zeit in die angenehme Situation, im wesentlichen so weitermachen zu können wie bisher mit meinem Adler-System des Verfertigens von Gedanken beim Schreiben: Sichten, einkreisen, draufstürzen. Auf kryptisch und hieroglyphisch anmutende Tastenkombinationen an anderen Gerätschaften sollte ich später zwar auch hingewiesen werden, aber meine rigide Ablehnung wurde ihnen rasch zuteil, kam das doch Morsen auf Kisuaheli gleich.


Es sei zugestanden, daß das Prinzip von der intakten Funktion und der ihr nachfolgenden Form auch hier mir insofern besonders behagte, als ich das aufs wesentliche Reduzierte seit Jahrzehnten bevorzuge und ohnehin schmückendes Beiwerk, noch mehr in Form sinnentleerter HighTech-Applikatiönchen strikt ablehne. Aber ich bin schließlich auch durch eine andere Schule von Form und Sinn gegangen. Diese Gerätschaften taten meinen an Rams-Design gewöhnte beziehungsweise an dessen Vorgänger geschulten Augen sehr viel wohler als diese Absonderlichkeiten, die seinerzeit unter dem Spottnamen DOSE teilweise angeboten wurden, häufig nicht einmal sonderlich begriffsbehübscht durch Bezeichnungen wie etwa ergonomisch vorteilhaft, wobei allemale allzu oft ein ohnehin bereits mißratener Colani dahintersteckte. Logischerweise blieb ich also dabei, Gates keine Chance zu geben; die Unterlage für das radfreie Mäuslein ziert nach wie vor mein heimeliges Büro. Weit mehr als anderthalb Jahrzehnte lang kaufte ich also nicht nur aus reinen Vernunftgründen die Produkte dieses Herrn der angefressenen Äpfel, der sich später als Verkünder einer neuen Religion auf die Weltbühne stellen und als neuer Heiland angegospelt werden sollte. Doch das berührte mich nicht weiter, da ich eben keinerlei Glauben anhänge, auch nicht dem an die erotische vulgo sexuelle Stimulans von Markennamen. Das EiPott- und das anschließende EiPattgetöse berührte mich deshalb nicht weiter, übers lustige Ausprobieren und Lustigmachen im familiaren Kreis ging das nicht hinaus; ich bin mittlerweile ja nicht einmal mehr mobil erreichbar, weil ich ihn liquidiert habe, diesen Allzeit-bereit-Terror. Sieben oder acht dieser Rechner legte ich mir zu, wollte ich doch an möglichst jedem erdenklichen Ort adäquat ausgestattet sein, und ein 2000 erstandenes iBuch (zehn Gigabyte Festplatte) für unterwegs in Hotel und Café mußte selbstverständlich ebenso sein und tut nach wie vor seinen Dienst. Hin und wieder verhakelte sich mal ein wenig die Weichware, was aber relativ unkompliziert zu beheben war, zumal doch immer irgendwie ein Helferlein in der Nähe war, da in der Verlagsbranche eigentlich alle genußvoll in dieses Äpfelchen bissen und beißen. An den Maschinen selbst hatte ich nie einen Schaden zu verzeichnen, all die gekauften versehen nach wie vor geschmeidig ihren Dienst, sogar der vor ein paar Wochen versuchsweise mal wieder angeworfene Classic mit vierzig MB Festplatte fing klaglos an, langsam, aber bestimmt zu rödeln; also wird das der andere, den ich dem freundlichen Möbelpacker aus Berlin geschenkt hatte, ebenso tun.

Nun, einer dieser Äpfel ist völlig verfault, und zwar der frischeste und bislang auch noch teuerste. Kaum war der G5 der Garantie entschlüpft, hatte die Festplatte nicht nur eine EiMacke, sie segnete gar das Zeitliche; zuvor hatte er bereits das DVD-Laufwerk in sich getötet. Einige hundert Euro sollte es mich kosten, ihn wieder beatmen zu lassen, wobei ich noch das Glück eines Mechanikusses hatte, der das innerhalb von drei Tagen schaffte und nicht, wie seitens der (seither auch nie wieder frequentierten) Verkäuferfirma angekündigt, Wochen. Mindestens. Nun hat er sich schon wieder verabschiedet. Wieder die Festplatte. Das eigens hinzugekaufte externe Laufwerk tut's, aber was soll ich damit, wenn er nicht mehr geht? Nun verabschiede ich ihn. Endgültig. Ich mag nicht mehr. Fortan werde ich wieder meiner guten alten Schreibtischlampe aus dem Jahr 2002 in die Tastatur dippeln. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist das durchaus mit diesem winzigen Bildschirm im vergleichweise großen Bürogerät. Auch fehlen dem System 10.3 einige komfortable Funktionen wie etwa das mir einst von Herrn Nnier empfohlene spurenfreiere Arbeiten durch privates Surfen oder die Empfehlung des Abblockens von Werbung durch Kristof. So muß ich mich eben alleine mit dem Sperren von Javascript und Cookies behelfen. Aber vielleicht finde ich ja noch eine Möglichkeit, diesen ganzen kriminellen Datengeiern die Landung zu erschweren. Richtig böse bin ich allerdings auf diese als schädlich bekannten Apfelwickler, von denen ich, naiv wie ich bin, früher tatsächlich mal überzeugt war, sie produzierten wenigstens Qualität. Aus hat sich's geäppelt. Ab sofort schmeiße ich nur noch nach denen mit ihrem Mist. Mögen sie an ihrer nur noch reinen Schönheit um Kaputtheit oder Inhaltsleere zugrunde gehen.

Nachdem ich mehrfach gehört und gelesen habe, unter welchen Bedingungen (für Menschen) auch der einstige US-amerikanische Edelhersteller solcher Geräte in Asien ebendiese herstellen läßt, wundert mich jedoch ohnehin nichts mehr. Selbst wenn keine Sollbruchstellen, wie beispielsweise an meinem eigens wegen seiner hochwertigen Qualität ausgewählten, sprich sehr teuren Drucker, eingeplant beziehungsweise ausgeführt würden, ergeben sich Defekte von selbst. Denn nicht das Material Mensch, sondern auch im Nichtmenschlichen darf das nichts mehr kosten. Nicht nur, daß der (Zwangs-)Konsument mittlerweile gezwungen wird, den Herstellern die Gerätschaften innerhalb des Gebrauchs zu testen, es wird zusehends zunehmend mehr Dreck produziert, weil sonst die Gewinnmargen in den zweistelligen Bereich fallen könnten. Längst habe ich das Gefühl, nochmals geboren werden zu müssen, um in frischer Jungdynamik definitiv auf die Barrikaden zu gehen, um Schlachten zu schlagen. Nein, ein solcher Wutbürger werde ich nicht. Mir reicht dieser bibelfeste Gesundbeter in seinem grünen Gärtchen, der große Vorsitzende der umgefärbten Partei der Besserverdienenden. — Ziehe sich den Schuh an, wer mag.

Womit ich fast schon wieder bei meinem aktuellen Thema Euroglobalisierung wäre.
 
So, 22.05.2011 |  link | (6163) | 13 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Form und Sinn


nnier   (22.05.11, 23:34)   (link)  
Ich habe einfach keine Ahnung, das habe ich schon damals festgestellt, als ich jede Wette eingegangen wäre, dass das Eintippen und Versenden von maximal 160 Zeichen mit den 10 mickrigen Tasten des Mobiltelefons höchstens ein technischer Gag wäre, den die Mobilfunkbetreiber natürlich ganz nebenbei und für fast umsonst anbieten würden - nicht aber ein höchst einträgliches Geschäft, für dessen kleinstes Element man (und inzwischen auch gelegentlich: ich) auch im Jahre 2011 noch seine 9 Cent zu zahlen hat. Oder: Dass mit dem kostenpflichtigen Herunterladen von Klingeltönen jahrelang fettes Geld verdient werden kann.

Endgültig aufgegeben habe ich, als ich mitbekam, dass man die kleinen Musikabspielgeräte für fünfzig Euro kaufen kann oder für hundert, und dass die dann leistungsmäßig kaum zu unterscheiden sind, bloß dass der weiße halt nicht so einfach an den Rechner gestöpselt werden kann, um Musikdateien zu übertragen, sondern den Benutzer erst zu allerlei Installationen und Datenübertragungen an die große Zentrale nötigt, aber alle ihn haben wollen und kaufen.

Meiner Ansicht nach hat diese ganze Erfolgsgeschichte inzwischen viel weniger mit Design und guten Produkten zu tun als mit ausgefeiltem Marketing, da ist so viel spirituell Aufgeladenes, Sakrales im Spiel, im Zentrum der schwarzgewandete Asket und Schmerzensmann, dass ich mich instinktiv abwenden und die Flucht ergreifen will, sobald ich das Unwort "App" oder irgendwas mit der Vorsilbe "i" vor die Nase bekomme.


vert   (23.05.11, 01:36)   (link)  
die sache mit den sms: trösten sie sich. das ging den mobilfunkbetreibern ähnlich. sonst hätten die nicht so bekloppte verträge abgeschlossen, auf dass seit jahrzehnten bis zum heutigen tage für jede sms ein halber cent direkt an den dr. materna nach dortmund abgeführt wird...

es gab immer schon apple-fans, aber der prototyp des apple-fanboys ist wirklich anstrengend.
wenn die "i"sachen tatsächlich besser wären, dann dürften sie gerne mehr geld kosten, aber spätestens seit der itunes-hysterie und dem sich immer restriktiver gestaltenden digital rights management von apfel ist etwas passiert, was vor zehn jahren niemand für möglich gahalten hätte: microweich ist ein verlässlicher geschäftspartner für den endkunden geworden. verrückt.


jean stubenzweig   (23.05.11, 12:17)   (link)  
Fragen Sie mich nicht,
wie ich es geschafft habe, mir diese ganzen Werbeschreihälse von Augen und Ohren zu halten. Na gut, ich habe seit Beginn dieses unappetitlichen Telephon- (ich habe bereits im B-Netz Unwichtigkeiten empfangen und gesendet) und dann auch eMailverkehrs Krieg geführt gegen diese übelsten Umweltterroristen. Wer mich unaufgefordert anrief oder -mailte, um mir etwas verhökern zu wollen, der konnte sich enormen Ärgers sicher sein. Nach gut zehn Jahren schien diese Kriegsführung meinerseits im wesentlichen zum Erfolg geführt zu haben, seit etwa drei Jahren ist völlige Ruhe eingekehrt. Ich gehe aber auch seit längerem ohne genaue Strukturkenntnis nirgendwo mehr hinein, wo Javascript oder gar Cookies verlangt werden; in Frankreich kann einen das durchaus lahmlegen, und auch in deutschen Landen nimmt das Verlangen erheblich zu.

Ich muß daher annehmen, daß die Firmen untereinander nicht nur Daten, sondern auch Listen austauschen, aus denen hervorgeht, sich vielleicht besser doch nicht mit diesem Ritter von der traurigen Gestalt anzulegen, der unbeirrt mit Knödeln auf Düsenjäger schießt (Sie, bester Nnier, kennen die hübsche Geschichte). Es scheint also doch zu helfen, sich zu wehren. Aber die Masse der Gesellschaften will diese Dreckschleudereien ja haben, nimmt fleißig teil an Klingeltönchen, Ratespielchen und sonstigem Rätselhaften einschließlich der Preisgabe sämtlicher Innereien; da hat die Gehirnwäsche funktioniert bzw. man hat dem Jungvolk von Geburt an ausreichend Pharmazie ins Essen getan. Deshalb werden auch die Datensammelfirmen demnächst umfänglich verbreitet Behördenvorgänge abwickeln. Und der amtlich bestellte Datenschützer, dieses löchrige Präservativ der freien Informationsgesellschaft, gibt Protestmitteilungen ab wie das oberste Arbeitamt monatlich geschönte oder auch falsche Statistiken. Das ist das eine.

Das andere ist, daß ich selbst in der Familie einen habe, gerademal fünf Jahre jünger als ich und ansonsten ein (vermeintlich?) aufgeklärter Mensch, allerdings mit absolviertem Studium der (Volks-)Wirtschaft und im Handel tätig, der zwar kein schwarzgewandter Asket, sondern ein sogenannt gestandenes Mannsbild ist, aber dennoch das i-Tüpfelchen für die Weissagung schlechthin halten muß. Bisweilen beschleicht mich das Gefühl, er könnte über die größte App-Sammlung der Welt verfügen. Wenn der nach dem meistens selbst zubereiteten und feinen abendlichen Essen und beim anschließenden Weingeplauder auf einmal sein EiPhönchen aus der Hosentasche zaubert und eines der hunderttausend Appleikatiönchen zu befragen beginnt und dabei ein sprituell erhelltes Lächeln in die Äuglein bekommt, dann schmeckt mir selbst der feinste Madiran nicht mehr. Dann stelle ich jedesmal erneut fest, es muß irgendwie etwas falsch gelaufen, etwas faul sein in all den Staaten.

Ja, Vert, das ist der Punkt: Nie und nimmer hätte auch ich diese Entwicklung für möglich gehalten. Allerdings verkürze ich die auf etwa fünf Jahre. Los ging diese Perversion meines Erachtens, seit dieser Heilsverkünder Jobs beschlossen hat, Intel in die Macs einbauen zu lassen. In die Tat umgesetzt anno 2006. Ich habe gerade noch den letzten ohne diese auf die Massenvermehrung zielende technische Gewinnprojektion erwischt. Genutzt hat es mich allerdings auch nichts. Die vermutlich seit langem geplante Sollbruchstelle war offensichtlich bereits zuvor eingebaut.


jagothello   (25.05.11, 17:14)   (link)  
iDioten
laufen viele rum, mit und ohne Apps, EiPhone und dem ganzen Kram. Das war immer schon so. Die distinguierte Ich-brauch-das-alles-nicht-Attidüde ist auch nicht viel besser. Mehr Gelassenheit ist da am Platze, wie ich finde. Ach, übrigens: Ich könnte eine prima Lotto-Kombiwette anbieten, für nur 80,-€... schon gut, war nur so eine iDee als Geburtstagsgeschenk zum dritten WiEgenfest in der neuen Welt! Herzlichen Glückwunsch zum nämlichen: (1095:365=... ja, stimmt!).


jean stubenzweig   (25.05.11, 18:56)   (link)  
Verblüffung und Erstaunen
Worauf manche Menschen so achten. Ich vergesse so etwas grundsätzlich, seit langem fürchtet man diesen Part meiner vielfältig mangelnden Sensibilität nicht einmal mehr. Dabei geht meine Erbmasse völlig andere Wege als die französischen, wo ein solcher Tag fast noch heiliger scheint als der Tag der Revolution.* Doch selbst die hat längst ihre eigentliche Bedeutung verloren, da heutzutage beinahe alles als revolutionär gilt, selbst dann, wenn es sich lediglich um einen winzigen EiSchnitt in den Digitus handelt. — Ich danke dennoch herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.

* Sicher hat Kurt Tucholsky nicht ganz Unrecht, wenn er in Paris, den 14. Juli schreibt, viele wüßten gar nicht mehr, aus welchen Gründen sie zur Fête Nationale auf den Straßen tanzten. Es dürfte sich noch ein wenig mehr verflüchtigt haben als vor rund achtzig Jahren, als er das notierte. Aber spielt das noch eine Rolle? Die Bereitschaft, die Bastille zu stürmen, ist grundsätzlich vorhanden. Wie im Mai 2002, als es galt, Le Pen zu verhindern. Und wenn Nicolas Sarkozy so weitermacht, wird er, ohne Carla, nach Sainte-Hélène übersiedeln müssen.


nnier   (26.05.11, 10:45)   (link)  
Na ja, distinguiert -
das gibt's natürlich alles, auch Idioten ohne dies und das, auch die Attitüde des Verzichts im Dienste der eigenen Aufwertung und Abgrenzung. Und es wäre traurig (und langweilig), wenn es dabei bliebe - allerdings erlebe ich das bspw. hier nicht so, lese und plaudere hingegen gerne mit im Sinne der eigenen Aufklärung und Gedankenkreiserei, die ja ohnehin nicht mehr ist als ein kleines Wellengekräusel auf einem Ozean aus Eieräpfeln (oder so).


jean stubenzweig   (26.05.11, 11:47)   (link)  
Auf mich bezogen
habe ich Jagothellos Äußerung auch nicht einmal unbedingt; sonst hätte ich vermutlich auch gemault. Andererseits, wenn Sie es schon antippen bzw. mich freundlich erstrahlen lassen, gestern hat es mich im nachhinein durchaus kurz bewegt – es läßt sich schließlich für jemanden, der hier nicht regelmäßig liest, ahnen und vermuten, es könnte sich bei mir um einen dieser Roßtäuscher halten, der sich selbst (und anderen?) eine intakte Welt vorgaukelt.

Also, ins rechte Licht gerückt: Ich gehöre beileibe nicht zu denen, die grundsätzlich alles ablehnen, schließlich mag ich sie, die guten und schönen Dinge, zu denen zwangsläufig auch der Verkauf gehört. Ohne den hätte ein Austausch der Kulturen nie stattgefunden. Aber dazu gehört eben – und ich nenne es jetzt mal so, weil einfach nicht jeder Begriff einer Marke oder Bedeutung zugeordnet werden darf, da sonst die Vielfalt zur Einfalt gerät – auch der faire Handel. Wer Menschen, deren Konsumsteuerung von einem psychischen Defekt gesteuert wird, gänzlich Überflüssiges verkaufen will, der handelt eben nicht fair. Ich könnte ja jetzt noch einen draufsetzen und behaupten, das sei kriminell. Aber das ginge dann doch zu weit, schließlich herrscht in freien Ländern der freien Fahrt für freie Bürger die allzeit bereite freie Marktwirtschaft.


jagothello   (28.05.11, 00:54)   (link)  
Abbitte
Aber bitte: Ich habe doch niemand bestimmten gemeint. Es gibt gute Gründe, etwas gegen das lächerliche Rumgefummle am Handy und die infantile Fixierung auf die diversen Iprodukte zu sagen. Es geht sogar gar nicht anders! Ich dachte, ich hätte das mittels diverser Signale schon oben klar gemacht... Vielleicht hat das Missverständnis aber auch mit meiner eigenen Ambivalenz in dieser Frage zu tun, denn auch mir ist diese lächerliche und infan... nicht so ganz... ach, lassen wir das!


nnier   (28.05.11, 01:14)   (link)  
Im Raucherabteil: "Was - Sie rauchen nicht? Sofort hinüber ins Nichtraucherabteil!" So hatte ich es auch nicht aufgefasst, es ging mir um die Argumentationsfigur "Es gibt solche und solche Idioten", die ich manchmal problematisch finde, da man sie überdehnen kann. Womit ich überhaupt nicht andeuten will, dass Sie das täten. Es erinnert mich aber an ein anderes Thema, und zwar, dass man nach inzwischen verbreiteter Ansicht, einfach gesagt, auch "Gutes" im eigenen, meinetwegen egoistischen Interesse tut: Wer armen Menschen Geld spendet oder alten Omis über die Straße hilft, so ein gerne verwendetes Argument, tue das ja "auch nur", weil er sich selber dann besser fühle. Und ich finde das absolut diskussionswürdig und bedenkenswert, ich bin auch sicher, dass es (wie immer im Leben) ein Gemisch aus ganz verschiedenen Motivationen ist, das einen zu (scheinbar?) altruistischem Verhalten bewegt und so weiter - bloß würde ich nie so weit gehen, zu behaupten, dann sei ja ohnehin alles egal, der eine hilft der Oma über die Straße und der andere raubt sie halt aus, Egoisten, verdammte!


jean stubenzweig   (28.05.11, 11:16)   (link)  
Altruismus* aus Egoismus.
Ich erinnere mich an die These, die meiner Erinnerung nach zuerst Ende der Siebziger auftauchte, als sehr viele junge Menschen mit dem Ziel Psychologie studiert hatten, um damit sich selbst und andere zu erkennen.**

Und das gilt mittlerweile als «verbreitete Ansicht»?

* Altruismus, im übrigen ein Begriff aus nicht nur soziologisch nachrevolutionären Zeiten, kam unter reziprok in der Sturm- und Drangzeit der Achtundsechziger verschärft ins Gespräch, aber alleinstehend erst später in Mode.
** Im Vorfeld dieses Massenzulaufs, der seinerzeit noch heftiger war als später der zu BWL (aber gleichermaßen zu einem Überangebot am Arbeitsmarkt führte) habe ich mich hin und wieder mogelnderweise als Student dieses Fachs ausgeggeben, da ich feststellte, daß sich dadurch die Herzen junger Frauen öffneten; es reichte aus, zuzuhören sowie ab und an verständnisvoll mit dem Kopf zu nicken. Allerdings war die kleine Hilfslüge auch wieder nicht so weit hergeholt, denn schließlich hatte mein Leben anfangs der Sechziger mit Erziehungswissenschaften begonnen. Ich. Erziehung und deren Wissenschaft. Aber ich wollte damals alles, bloß kein Jura und/oder Volkswirtschaft. Irgendwie brotlos sollte es eben sein.



jagothello   (28.05.11, 13:23)   (link)  
Aber mal zum Eierapfel selbst...
Bei mir genießen Sie den schönen Ruf, so ziemlich jeden Gedanken mit einer hübschen Metapher zu illustrieren, vielleicht gar zu bilden. Hier haben Sie sich selbst übertroffen! "Datengeiern die Landung erschweren", "ins Äpfelchen beißen"...das sind mal Impulse! Das Getanze um die goldenen Kälber des neuen Messias befremdet wirklich außerordentlich. Und so Recht Sie auch sonst (mal wieder) haben; ganz teilen kann ich die Wut nicht, denn viele meiner jahrelangen Frustrationen wegen streikender Hard- und Software haben sich schlichtweg in Wohlgefallen (ist das schon ein spiritueller Begriff?) aufgelöst, seit ich jenem Verkünder anhänge.


jean stubenzweig   (28.05.11, 18:56)   (link)  
Ausgerechnet die Eieräpfel
entstammen nun nicht meinem Metaphernborn, sondern dem des ebenfalls gern ein wenig verquer sprudelnden Herrn Nnier vom göttingisch-bremischen Sprachquell. Doch insgesamt ist es schon richtig und auch recht so: Sprachbilder gehören mir zum liebsten, die aus der russischen Hängung meiner Synapsen immer wieder aus schiefen Rahmen auf die Tastatur rutschen. Das mag daran liegen, daß ich mich beruflich wie auch privat et vice versa über Jahrzehnte mehr oder minder einverstanden in Umgebungen des Moderne-Purismus aufhielt, aber das scheinbar Nichtgeordnete in den Künsten an sich eigentlich bevorzuge. Ein Antiquitäten-Onkel mag dazu beigetragen haben, bei dem stapelhoch gelagerte, orientalisch ornamentierte Teppiche differenzierendes Licht und Schatten warfen und bei dem ich, im Gegensatz zu den elterlichen Behausungen, nein, mütterlich befohlenen Territorien, stundenlang ohne jede Ermahnung zwischen dem Kristall in Rosenholzschränken oder nach Geheimfächern in Scribans herumsuchen durfte.

Manche mögen das obendrein gern adjektivisch (um-)bestimmte Herumgeeiere (Oh! oder Ei!) nicht sonderlich, aber ich bin hier schließlich nicht die Pressesprecher irgendwelcher Bauernverbände oder Regierungen; gleichwohl denen das Illustrieren ihrer immer wieder allzu gradlinig vorgetragenen Unwahrheiten gut zu Maulen stünden. Überhaupt bin ich der Meinung, daß es kaum etwas langweiligeres gibt, als schwarz-weiße Sätze runterzugebetsmühlenleiern, die nicht einmal mehr einen Hauch von Farbe erahnen lassen. Überhaupt wird Sprache immer farbloser, und selbst in dieser sogenannten Klarheit finden sich viele mittlerweile nicht einmal mehr grammatikalisch und orthographisch zurecht. In der Presse mag das angehen, in Tagebüchern empfinde ich es als extrem dröge.

Sie sind offensichtlich allüberall unterwegs gewesen in den Wüsten, daß Sie so anhänglich (geworden) sind. Das blieb mir glücklicherweise erspart auf meinem EiLand, an das kein eIntel sich näherte. Aber um so mehr hänge ich am alten Standard des götzlich Unkaputtbaren, der der Äppelei mal vorauseilte und nachhing. Daß der diesem Tanz um den Geldesel geopfert wurde, das macht mich wütend. Ich will meinen (ur-)alten Apfelbäume zurück (meinen Bürovermieter konnten dessen Gattin Lucette und ich auch gerade noch davon abhalten, sie zugunsten der leichteren Umfahrung mit den Rennrasenmäher zu opfern).




jean stubenzweig   (08.06.11, 17:02)   (link)  
Seuchenalarm abgeblasen.
Die Suche dauerte etwas kürzer als bei EHEC – gerademal sechs Arbeitsstunden. Der Apfelkern war gut. Nur die Weichware drumherum war verfault. Dennoch Krise! Alle Software will neu eingerichtet werden. Aber vielleicht ist das für meinen derzeitigen Dumpfzustand genau die richtige Tätigkeit.















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