Auf gloriolende Gloriosa,

nein, nicht auf die medientechnisch tote Taxis-Unternehmerswitwe Mariae Gloria Gräfin von Schönburg-Glauchau aus Regensburg, sondern auf die Gloriole des ollen Fritzchens, auf die weist meine, ach was, unser aller Vorleserin hin, auf Lese- und Radiostoffe. Ich Fernsehverseuchter habe den «Dokumentar»-Film, das «Dokudrama» auf arte gesehen. Das Filmchen, muß ich wohl sagen, denn auch arte bemüht sich seit Jahren, das sinkende Niveau seiner öffentlich-rechtlichen Geldgeber zu halten.

Nichts gegen Katharina Thalbach, die samt Töchterlein als der junge («Auch mir war Friedrich vom ersten Moment an wahnsinnig vertraut») den verknarzten und verharzten Sarkast gibt, früher habe ich sie sehr geschätzt, nun aber sie unterhält mir zu sehr in letzter Zeit, als ob sie Angst vorm künstlerischen Ableben hätte, nimmt mit, so erscheint sie mir, was sie eben mitnehmen kann, und sei es, weil gerade mal wieder jemand vom plötzlichen Alterstod dahingerafft wurde.♥ Gut, sie darf das, sie ist als Schauspielerin Unterhalterin und eben sterblich, aber sie verramscht mir zu sehr, hier die Geschichte, als ob Schiller aus dem jenseitigen Off medienwirksam das gemurmelt hätte, mit dem Hans-Reinhard Müller, der ehemalige Intendant der Münchner Kammerspiele, und auch der kurzweilige, zum Melodram tendierende Romanedichter Johannes Mario Simmel mir gegenüber das Schillernde als programmatisches Stilmittel unterfüttert hatten. Es mag seine Berechtigung haben, aber mir ist das dennoch alles zu sehr, als ob History-Guido, der mit dem auf der rechten Seite blinden Auge, Regie führen würde, mir geht dabei wesentliches verloren, was zur Verfälschung führen kann, zum Beispiel, daß fast ausschließlich von der Liebe die Rede ist, die bei dieser preißischen Zuwiderwurzn Fritz auch zu seinem Ende hin überwiegt. Mir menschelt's darin einfach zu arg, als daß es mir Bemerkenswertes zutage brächte

Da ist mir das Buch dann doch eher Kopfkino, mit dem man «sich keine Hollywoodfilme mehr anzusehen» braucht. Oder eben die Zeitung, wenn die auch oft daneben, also nahe an der Unterhaltungslektüre liegt, indem sie das Vage sich äußern läßt: «Nichts davon ist falsch. Aber mit all dem ist keine der Einsichten Mirabeaus widerlegt.» — Mut zur Lücke oder die Angst des Verlegers vor zu langen Textstrecken, die die Bildchenkucker verjagen oder die Schere im Kopf? Ein Satz nur, denke ich mir oft. Und das Bild ist dafür im Nu reduziert, online ohnehin und allemale. Was man, also der sogenannte Leser, der ja immer mehr zum Kucker wird, aber vermutlich nicht will. Nun gut, auch der olle Arno kann nicht alles gelesen haben; er ist ein bißchen entschuldigt, zumal er viel Historisches liefert. Aber der Autor der letzten (mit Fragezeichen, denn bei arte steht irgendwo etwas von einem Buch zum Film) Fritz-Biographie erzählte mir beispielsweise, Mirabeau habe trotz der geradezu abwertenden und geringschätzigen Äußerungen dieses Misanthrops von Preußien bis zum Ende hin diesen kleinen großen Vor-Napoleon (das war jetzt geklittert, ist aber wahr, auf meiner Realitätenbühne) überaus geschätzt und ihn überwiegend freundlich bis gar liebevoll beschrieben.

À pro pos Mirabeau: Wer weiß schon noch, das der auch ein herausragender, heute müßte man sagen: Soft-Pornograph war? Womit ich wieder bei der unterhaltenden Geschichte wäre, bei meiner frühmorgendlichen Lektüre über die Freiheit, also die 68er: ein Esel schimpft den anderen ein Langohr.

Irgendwo hatte ich gelesen oder gehört, der als Friedrich vorgesehene Darsteller sei plötzlich verschieden, worauf sie die Titelrolle übernommen habe. Aber davon ist nichts mehr zu finden. Vermutlich hat's mir mal wieder traumatisch die Wirklichkeit verdreht.
 
Mo, 16.01.2012 |  link | (1777) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Mediales


jean stubenzweig   (16.01.12, 16:35)   (link)  
Soeben stelle ich fest:
Das ist ja in den ARD gelaufen. Die kucke ich als Hauptprogramm so gut wie nie, bis auf manchmal einen Blick aus masochistischen Gründen ins Frühstücksfernsehen, aber das sowie das andere Wesentliche ohnehin werbefrei im Extra-Kanal. Ich frage mich, ob die sich ferngelenkt eingeschaltet haben, der RBB («Gernsehabend») und andere Anstalten des Bedürfnisses. Über die FAZ bin ich darüber gestolpert, sie erzählt von Clips und Bits vom Alten Fritz

Ihr könnt mich mal am Gernsehabend besuchen mit eurem: Zwar nur auf dem rechten Auge blind, aber trotzdem komplett nichtsehend.















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Jean Stubenzweig motzt hier seit 5807 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 22.04.2022, 10:42



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