Diesseits von Gut und Böse

Der Überlänge wegen habe ich meine Antwort auf die Ihre hierher verlagert, liebe Kopfschüttlerin, quasi infolge der mir immer fremder werdenden Welt. Diese Überfülle mag ich Ihrem Blog nicht zumuten.

Ich gestehe, das Glück gehabt zu haben, selten, fast nie zu Verkehrsstoßzeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein zu müssen. Das Schicksal war so freundlich zu mir, mich meine Beförderungszeiten im wesentlichen selbst einrichten zu lassen. Auch heute, im Ruhestand, halte ich es so, nach Möglichkeit nie jemandem in die Quere zu kommen, der von alltäglichem Grieskram gemartert ist. Auf diese Weise oder auch Art konnte ich mancher Begegnung ausweichen, die mir bereits im Vorfeld nicht genehm schien. Dennoch hat es sie gegeben, diese Aufeinandertreffen, besser vielleicht dieses eine, die alle meine (Vor-)Urteile über den Haufen geworfen hat. Ein Mann, den ich, auch wegen seines Äußeren, eindeutig nach unten geschichtet hatte, erwies sich aufgrund eines unvorhersehbaren Gesprächs als ein ungemein sympathischer Zeitgenosse, ein zudem gebildeter, also das, was ich darunter verstehe, einer mit dieser bedacht differenzierenden Auswertung von Wissen, der mich an den Maurer erinnerte, der mir so manches aus der bildenden Kunst zutrug, das mir bis dahin fremd war, oder später der Chauffeur eines Camion, der mir in einer Pétanque-Pause beim Pastis in Cassis erstaunlich viel Meinung zur deutschen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts darlegte. Das liegt einige Jahre zurück. Aber ich habe es seitdem immer vor Augen, wenn ich mal wieder versucht bin, mich in meine alte, mütterlicherseits anerzogene Schnösel-position zurückfallen zu lassen und alle anderen für geistig minderbemittelt zu halten, die, um es mit Franz-Josef Strauß zu sagen, kein Abitur haben. Andererseits ich mich in meinem beruflichen Umfeld, und bis vor kurzem trennte ich nie zwischen Arbeits- und Privatleben, jetzt gibt's nur noch Privates, nicht wenige gepflegte, bestens gewandete und druckreif sprechende Wesen kennenlernte, die bei allem Schönreden oder -schreiben letzten Endes nicht verbergen konnten, wie abscheulich weit unten sie geistig positioniert waren. Daran muß ich jedesmal denken, wenn ich Kommentare zur Weltbeschaffenheit lese, die offen- oder scheinbar von sozialem Engagement geprägt sind. Mit so manchem Politiker hatte ich zu tun. Geblieben ist mir einer, dem ich auch heute noch Vertrauen entgegenbringe, weil ich zu wissen meine, daß er es ehrlich meint und auch weiterhin entsprechend aufrichtig ist. Er war es meines Wissens früher, als er sich noch in hohem Amt befand, und ist wohl konstant auch als Randfigur. Bei den meisten anderen habe ich im Lauf der Zeit das erlebt, was allgemein unter Verlogenheit bekannt ist. Ansonsten mündete alles in mein Glaubenbekenntnis: Ich bin definitif ein Ungläubiger geworden. Ich kann die jungen Menschen gut verstehen, die sich abwenden, die mit denen da nichts (mehr) zu tun haben wollen.

Nach meiner Erkenntnis existiert zwischen Politikern und Journalisten der gehobenen Feder eine geistige Verwandschaft, möglicherweise sind es die gleichen Gene. Das mag undifferenzierend, ungerecht, pauschalisierend klingen und ist es sicherlich auch, aber die Summe der Erfahrungen läßt keinen anderen Schluß zu. Und diejenigen, denen dieser Schuh nicht paßt, werden nicht hinein-schlüpfen und dazu eher milde nicken. Die Damen und Herren prügeln sich tagsüber verbal und prosten am Abend in der Zirbelstube oder im Operncafé einander zu. Man kennt das, wenn auch dürftige, Abbild von den Krähen. Alle anderen suchen diese fröhlichen Vereinigungsstätten nicht auf. Aber die gehören auch nicht der Gilde der edlen Feder an. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie dem gehobenen Umfeld einer FAZ, einer SZ, eines ND oder JW angehören. Karrierestreben macht vor nichts halt. Auch wieder pauschal, aber siehe oben. Allerdings ist es wichtig und soll auch so bleiben, daß wenigstens auf dem Papier oder in der elektronischen Kladde wenigstens der Schein gewahrt bleibt, daß weiterhin auf dem sogenannt geduldigen Papier gedruckt wird:
Wo der Deutsche seiner Pogrome gedenkt, indem er Eichen pflanzt, kann auch das Volksfest nicht weit sein. Bierstände, Luftballons, eine Fahrradsternfahrt, ein Konzert mit einem Chor aus 450 Kinderstimmen, ein »Liedermacher«, der »Kinderlieder aus aller Welt« zum Besten gab, und anderes Remmidemmi sorgten in Rostock für Stimmung. Dazu passend hatte man zum Zweck des Gedenkens bzw. zum Zweck dessen, was man in Deutschland dafür hält, ein Zirkuszelt aufgestellt. Mit Hüpfburgen für Toleranz und Integration! Bratwurstessen für die Menschenwürde!
Jungle World
Es muß auf Tatsachen hingewiesen werden, mit dieser Schilderung bin ich eins, da deckt eine Meinung die andere ab. Diese Ähnlichkeit mag durchaus auch in manch einem Blog zu lesen sein, doch allzu häufig lugt da die Fadenscheinigkeit zwischen den Zeilen hervor. Dann mag ich nicht verlinken, da klinke ich mich aus. Denn theoretisch könnte das auch in einem anderen Blatt gedruckt oder verewigt gewesen sein, möglicherweise in dem, das auf der Front- sprich Wirtschafts- oder Innenpolitikseite der gesellschaftlichen Schicht den Kampf ansagt, von dessen geringfügigen Einkommen sie letztendlich lebt, weil die kraft ihrer «ausgeliehenen» Arbeit denen Ansehen und Reichtum verschafft, im Feuilleton aber dieselben Zustände kritisiert. Ob sie jedoch daran glauben, was sie zu Papier beziehungsweise digitalisiert in die Elektronik geben, daran zweifle ich zunehmend. Ich Ungläubiger. Manche mit links schreibendem Herzen ereilten attraktive Angebote von der anderen Seite, die sie nicht ausschlagen konnten. Ich habe seltsame Richtungsänderungen erlebt. Darunter war manch ein einst glühender Sozialdemokrat, den die Finanzwelt aus seinem Status als Kanalarbeiter lockte beziehungsweise hervorholte. Auch Sozialisten begegneten mir in meinem Leben, die alles drangaben, da die Wirtschaft indirekt mit einer Hochschulkarriere zu winken wußte, da sie Lehrstellen und -stühle finanzierte. Mittlerweile scheint mir nahezu alles darauf hinauszulaufen: Wer nicht zugreift, der ist selber schuld.

Vielleicht bin ich zu naiv und glaube doch noch insgeheim und irgendwie oder will glauben, nämlich an das Gute im Menschen, der nicht um des schnöden persönlichen Vorteils willen die anderen, gar Freundschaften drangibt. Möglicherweise liegt es daran, daß ich tatsächlich solches erlebt habe, daß jemand um der Karriere und des damit verbundenen gesellschaftlichen Aufstiegs willen seine Ideale von der Gemeinschaft, die im übrigen der Religion nicht bedarf, nicht aufgibt. Aber es sind wenige, und sie werden immer weniger, christlich-sozial-demokratisch hin oder her, so scheint es mir, oder etwas ist tatsächlich — Hamlet.
 
Fr, 31.08.2012 |  link | (1961) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Mediales


kopfschuetteln   (31.08.12, 22:33)   (link)  
wie immer, eigentlich, gehen wir verschieden an die dinge heran.
aber, warum auch nicht?

der öffentliche nahverkehr, genauer gesagt, seine betreiber schaffen nicht gerade ein klima, welche die, die ihn sogar freiwillig nutzen, in heiterkeit versetzt - das schon mal nur für sich betrachtet. und es ist unbestritten, daß man so manches unbill erlebt. man kommt zeitgenossen näher, denen man lieber aus dem weg gehen möchte, keine frage.
aber. wenn ich daran denke, welches bild mich (fast) täglich erwartet, wenn ich in den unterschiedlichen verkehrsmitteln in der großen bösen stadt, unterwegs bin, dann bin ich geneigt zu sagen: "deutschland" - in anführungsstrichen, weil ich kann das ja nicht für das ganze land sagen - ist ein leseland. über die hälfte der mitfahrenden lesen bücher, zeitungen, arbeitsunterlagen; erst heute las ich bei einer sitznachbarin (ich schmule gerne mal in fremde lektüre) was über die zusammensetzung von kaffee.
manche hören irgendwas, manche dösen, manche tippen was in ihre mobilen endgeräte; einige telefonieren (leider), was auch komisch sein kann. letztens unterhielten sich zwei fahrgäste, was der eine von beiden laut führungszeugnis auf dem kerbholz hat und für wie lange noch. naja. und gestern hat ein hund in die s-bahn gekotzt (es läßt sich nicht beschönigen), das habe ich auch noch nicht erlebt.

natürlich. ich habe den erziehungsaspekt nicht bedacht. ich glaube, ich habe keinen sinn für klassenbewußtsein. das ist eben einfach meine denke nicht. und nicht mal die gesellschaft, in der ich mittlerweile weniger als die hälfte meines bisherigen lebens zugebracht habe, war klassenlos, obwohl sie das propagierte.

also entweder ich bin blöd oder ich verstehe wirklich nur bahnhof, wenn es am ende auf kronleuchter und silbernen teekram hinausläuft. ich mußte dabei an heitmeyers "entsicherte und entkultivierte Bürgerlichkeit" denken.

gehen wir noch einmal zum ausgangspunkt zurück. der mob, der da in lichtenhagen wütete, mit dem haben wir nichts gemein. nein, "wir" schauen auf den hinunter. und auf wen schaut der mob hinunter? auf die ausländer vielleicht, die sind noch weiter unten. darin besteht die entsicherung, die sich an den stützen der gesellschaft orientiert. woran denn sonst?
wenn man überhaupt lust hat, sich mit seinen zeitgenossen auseinanderzusetzten, bleibt eine kritische auseinandersetzung nicht aus.
ich kann mir nur schwer vorstellen, daß die welt besser oder kultivierter wird, wenn man die abgrenzung und abwertung von oben nach unten pflegt statt zu reflektieren. das wäre aber jenseits eines klassendenkens.

ich bin ein gutmensch, weil ich an das gute im menschen glaube, glauben will. obwohl ich sonst an nichts glaube.
aber: "Sich selbst nähert man sich am besten bis an die Zähne bewaffnet".
ich finde, diese linie ist doch die linie dazwischen.


enzoo   (03.09.12, 09:26)   (link)  
als besitzer
einer jahreskarte, und so eine kostet in der stadt wien gerade mal einen euro pro tag, zumindest mit ein verdienst der grünen, die seit einigen jahren in der bis dahin sozialdemokratisch regierten stadt nun mitzureden haben, was zumindest diesbezüglich positiv vermerkt werden kann, bei allem, was man diskutieren könnte, nutze ich die öffentlichen verkehrsmittel gern und zu jeder tages- und nachtzeit, beruflich genötigt auch mal zu den hauptverkehrszeiten, auch wenn ich sonst das privileg geniesse, per fahrrad zur arbeitsstätte gelangen zu können, was in einer grossstadt tatsächlich als solches zu bezeichnen ist, wenn man gern pedaliert.

ich kenne die öffis also, und zwar so gut, dass ich behaupte, dass es sie nicht gibt, in der form nämlich, dass man sagt, die öffis sind gut oder die öffis sind schlecht. es gibt hier ubahnen, in denen es morgens schon stinkt, nicht nur von den ausdünstungen der menschen die sie benutzen, sondern auch von dem zeugs, das sie in sich hineinstopfen um die maschine brennstoffmässig im gange zu und das sie für essen halten, namentlich kebab, leberkässemmeln und red bull dazu. die olfaktorische beleidigung wird durch eine optische ergänzt, durch die herumliegenden gratis"zeitungen", hetzblätter allesamt, und als für die stadt und deren verkehrsmittel verantwortlicher würde ich diese, die in den stationen zur freien entnahme aufliegen, von dort mit sofortiger wirkung verbannen, da sie die menschen, die sie lesen, oder besser anschauen, mehr vergiften als der dreck, den sie dazu essen. zur eigenen anschauung: http://www.heute.at oder, noch schlimmer: http://www.oe24.at/

man kann vielleicht bemerken, dass ich diese linie nicht so gerne benutze, andere hingegen schon. das sind nicht nur die innerstädtischen strassenbahnen, die einen entlang der ringstrasse an den prachtbauten der gründerzeit vorbeischaukeln, es sind auch die, die an die peripherie führen, nicht nur dorthin, wo die speckgürtelklientel mit den SUVs vor den villen logiert, oder die in innerstädtischen wohngebiete, wo man mitunter berührende szenen des miteinander fahrens miterleben darf, zwischen menschen mit und ohne migrationshintergrund, oder zumindest solchen, bei denen man einen solchen noch bemerken kann.

nicht umsonst gibt es den im frühen 20. jahrhundert entstandenen witz: "was ist ein wiener? ein wiener ist lästig. was sind zwei wiener? zwei wiener sind eine heurigenpartie. was sind drei wiener? drei wiener gibts nicht, weil jeder dritte ist ein behm!" behm steht hier führ böhme, also tscheche, auch ziegelbehm genannt, zugewanderte arbeitskräfte aus böhmen, die in den ziegeleifabriken ausgebeutet wurden, in baracken hausten und das imperium der wienerberger ziegelwerke, des heute weltgrössten ziegelherstellers, mit aufgemauert haben. der ziegelbehm, dessen nachkomme heute als nowotny, pospischil und sedlacek von der baracke in den sozialen gemeindewohnbau übersiedelt ist und sich heute für einen einheimischen hält, der fürchtet, dass ihm von allen anderen, namentlich den neuen migranten, vielleicht etwas weggenommen wird und der diese meinung durch die oben genannten druckwerke täglich bestätigt bekommt, ist heute durch türke, afghane, tschetschene zu ersetzen, aber sonst hat sich nichts geändert. ausser dass die "zeitung", durch die sie alle vergiftet werden, heutzutage gratis ist, querfinanziert durch die werbung der konzerne, die ihnen die "lebens"mittel verscherbeln, die sie dazu mampfen.

ach, man könnte schon an einem montagmorgen vom hundertsten ins tausendste ... so geht das nicht.


jean stubenzweig   (03.09.12, 11:35)   (link)  
Behm, Böhm, Bohèmiens
Die kreative Welt nennt sich nach diesen Tschechen. Meist wissen sie nicht von dieser ihrer Abstammung, aber Hauptsache, man ist schöpferisch tätig. Womit wir wieder bei den Digitalisierern wären, übersetzt: Irgendwas mit ... , wir wissen's schon. Möglicherweise schöpfen sie im Neben- oder gar Hauptverdienst oder auch klammheimlich, abends sitzen sie im Café und verfassen unter dem Pseudonym Frédéric Beigbeder Weltliteratur, das Papier, auf denen die bezaubernden Botschaften gedruckt fanalartig verbreitet werden, die Sie hier gleich mittels eines Flammenwerfers glühend in mein klein Häuslein senden. Dagegen nimmt sich das deutsche vierbuchstabige Blatt des Volksglücks aus wie tägliche Mitteilungen der Höchstkultur.

Ich kenne diese Art Weiterblättern für Unterbelichtete kaum. Da ich höchst selten, und wenn dann als Zwangszuschauer, Werbefernsehen zu Gesicht und Gehör bekomme, allenfalls mal, wenn ich in die deutsche Sportschau hineinschaue und, bevor ich weiterschalten kann, dieses Marktgeschrei aufblitzt wie vom Donnergott gebrüllt, da stelle ich mir vor, daß es darin wohl so zugeht. Vor ein paar Monaten habe ich dem Verlag des hiesigen Werbeblattes untersagt, mir damit den Briefkasten vollzustopfen, zumal auf diesem der eindeutige Hinweis zu lesen ist: Keine Werbung! Der Junge aber, der sie austrägt, hatte das nicht verstanden, als ich ihm das freundlich sagte. Das sei doch eine Zeitung, noch dazu kostenlos. Das läßt darauf schließen, was er, vermutlich aus seinem familiaren Umfeld heraus, unter Journalismus versteht. Andererseits unterscheidet sich das treffenderweise Markt heißende Blatt auch nicht so sehr von der hiesigen Regionalzeitung aus Lübeck. Und Hamburg weist sich im Tageszeitungsgeschäft ebenfalls nicht gerade als Leuchtturm aus. Für die vielen aus aller Welt im Hafen anlandenden Container vielleicht.

Bei den Öffis, wie Sie sie nennen, kann ich nicht ernsthaft mitdiskutieren. Als ich noch in München weilte, nutzte ich sie ausnahmslos zu Friedenszeiten. Früh um fünf, die letzten Jahre im Verlagsbüro machte ich solche Sachen, war ich mit dem Auto innerhalb von fünf Minuten von Tiefgarage zu Tiefgarage. Mit der Bahn ging um diese Uhrzeit nichts, und etwas später am Tag wäre ich bei drei Kilometer Luftlinie fast eine Stunde unterwegs gewesen. Die flotte Bahn des Untergrunds habe ich, wie in anderen Städten auch, ich nenne beispielsweise Paris, auch Marseille, nicht zuletzt wegen der Olfaktorerei gemieden. Mit der Münchner Tram bin ich recht gerne gefahren, aber eben immer zu Zeiten, in denen ich nicht Gefahr lief, in einen Pulk zu geraten. Hamburg hat so etwas Gemütliches nicht, allenfalls die Busse, die nutze ich durchaus, zumal sie Gegenden der Stadt durchfahren, in die ich ansonsten nie käme. Auf die Idee, mich dieser Verkehrsmittel zu bedienen, bin ich zum ersten Mal in Paris gekommen. Da brauchte ich von der Place d'Italie zu der an der Bastille zwar sechsmal so lang, aber es war durchaus eine Lust, die für mich weißen Flecken auf der Stadtkarte bunt auszumalen. Aber nie zur heure d'affluence.

À propos Wiener wie Pariser. Dazu hatte ich mal notiert: von denen es ebensowenig oder -viele geben wird wie Londoner in London oder Münchner in München oder Hamburger in Hamburg. Besteht die wienerische Einwohnerschaft nicht ohnehin überwiegend aus Tschuschen? Interessant ist da, nicht so ganz nebenbei, ich bin soeben auf einen Bericht des Spiegel aus dem Jahr 1972 gestoßen, daß die Kärnter in ihrer Menschenfreundlichkeit bereits zu dieser Zeit herausragten, als die Bunderepublik Deutschland «stolz» war «auf unser Land». Ich bekomme das nicht so recht auf die Reihe, den Unterschied zwischen den böhmischen und den slowakischen Migranten in Österreich. Meine etwas bessere Erinnerung ist die, daß die beiden Volksgruppen unter dem Namen Tschechoslowakei mal (zwangs)vereint waren. Sind diese Nowotnys, Pospischils und Sedlaceks denn nun Bohémiens oder Tschechen oder Slowaken oder allesamt eine Mischpoche? Irgendwie ist mir in ferner Erinnerung, die kämen eher aus dem Kohlenpott. Aber nein doch, dort siedelten mehr dieser seltsamen Polen an wie etwa ein Chopin, wenn der's auch mehr mit Frankreich hatte, wie so viele dieser nichtsnutzigen Ossis, vor denen unsereiner rasch die Wäsche abhängen muß. Bei diesem Durcheinander des Völkgemischs allerorten kucke ich nicht mehr durch, um mal den berühmten Ausspruch von Rainer Candidus Barzel leicht zu mißbrauchen, der ihm entfahren war nach dem mißlungenen Sturz dieses Ost- und Vereinigungsfreundes Willi Brandt.


jagothello   (03.09.12, 20:00)   (link)  
Fragwürdig
Politiker, wie das Volk sie sich wünscht, also ehrlich, authentisch, klar, überzeugt, empathisch, kann es gar nicht geben, las ich neulich, oder jedenfalls nicht in Spitzenämtern, weil sich das eben ausschließt mit den allgemeinen Anforderungen, die an ein öffentliches Spitzenamt gestellt werden als da sind: Parketttauglichkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Verhandlungsgeschick. Dies sei im Übrigen einer der Gründe dafür, dass Deutsche keine Spitzenämter inne hätten in internationalen Organisationen wie IWF, Weltbank, EU usw.: Entweder werde letzteres simuliert oder erstes. Beides fragwürdige Strategien.


enzoo   (04.09.12, 09:43)   (link)  
genau
das ist ja das traurige: dass die personen, die sich das volk wünscht (wobei das auch nicht immer das gelbe vom ei ist, das muss man schon einwenden) in genau den vereinen, parteien und institutionen hängenbleiben ob ihrer eigenschaften, die genau diese vereine, parteien und institutionen auch selbst gern an ihrer spitze sehen würden. hier schütten sich die kinder selbst mit dem bad aus. wäre witzig, wärs nicht so traurig.

in österreich gibts seit jahren "sommergespräche" mit den spitzen der im parlament vertretenen parteien im staats-tv. eine einstündiges forum, wo sich farblose apparatschiks darstellen könnten, jeder aber den grauen farbtiegel nimmt statt mal den regenbogen zu bemühen. dazwischen treten dann die populisten auf, als vertreter der politiker, die noch am leben zu sein scheinen: aber die sind auch keine willkommene abwechslung. ich glaube, ohne die zustände in deutschland wirklich gut zu kennen, dass es hier noch viel trister ist. wir können also doch etwas besser als unser grosser nachbar: langweiligere aufregende politik machen. ein grosser trost ist das allerdings nicht.















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