Abnehmender Mond

Sätze, die mich seit gestern arg beschäftigen:

«Vor zwei Wochen wusste ich noch nicht mal, dass die Wissenschaft, die sich mit bösartigen Tumoren im weitesten Sinne befasst, Onkologie heißt. Inzwischen habe ich auch noch dazugelernt, dass man von Palliativmedizin spricht, wenn es darum geht, Schwerstkranken das Leben (und den Abschied von selbigem) etwas zu erleichtern (gestern habe ich noch gedacht, es heißt «pallitativ» ...). Worauf ich hinaus will: Auf einer Website zum Thema Speiseröhrenkrebs habe ich gelesen, Chemotherapie fällt im so weit fortgeschrittenen Stadium wie bei mir bereits unter Palliativmedizin.

So sieht's aus, und der Mond nimmt gerade ab.»

Was möchte man da noch, und sei sie noch so klein, an (Mehr-oder-minder-)Weisheit der Welt verkünden? Gedichte? Allenfalls ein Maldoror, ein direkter Zusammenhang ist nichtmal schlüssig, ich kann es nicht erklären, aber er zieht mir unablässig durch den Kopf. Einen moderaten Maldoror gibt's nicht. Auch wenn er manchmal in den Satzänfängen (hier bei der Übersetzerin Ré Soupault auf Seite 18) so klingen mag.

«Beim Schein des Mondes, nahe am Meer, sieht man, an einsamen Stellen der Landschaft, in bittere Gedanken versunken, alle Dinge gelbe, verschwommene, phantastische Gestalt annehmen. Der Schatten der Bäume gleitet, bald schnell, bald langsam, kommend und gehend in wechselnden Formen, sich flach an den Erdboden pressend. Einst, als ich auf den Flügeln der Jugend davonflog, schien mir dies seltsam und ließ mich träumen; jetzt bin ich daran gewöhnt. Der Wind seufzt durch die Blätter sein sehnendes Lied und die Erde klagt ihr tiefes Weh, so daß sie dem, der sie hört, die Haare sträuben.»

Die Gesänge des Maldoror
 
Mi, 15.07.2009 |  link | (1627) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Seltsamkeiten


tropfkerze   (17.07.09, 20:33)   (link)  
Interessant, dass Sie den Lautréamont erwähnen. Ich habe ihn auch auf meiner ständig wachsenden Liste, aber nun werde ich ihn etwas nach oben schieben.
(Das heißt allerdings nicht, dass ich nur ein Wort von dem verstehe, was er schreibt bzw. singt.)


jean stubenzweig   (17.07.09, 23:58)   (link)  
Weil Ihr Französisch ...?
Oder sag' ich's mal so: Die alten Griechen versteht heutzutage auch nicht jeder. Mit etwas Geduld und Entdeckungslust kommen Sie auch in das Thema hinein. Da bin ich sicher.















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Jean Stubenzweig motzt hier seit 5805 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 22.04.2022, 10:42



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