Kurva

In dem Dörfchen kurz vor hinter Sibirien, wo sich mein nordisches Büro befindet, bin ich bekannt. Alles was abseitig ist oder nicht zugeordnet werden kann, landet in meinem Briefkasten. Der hat sein Volumen noch aus der Zeit, als ich noch ein Professioneller war. Die freundliche Postbotin ist recht froh darüber. Aus Dankbarkeit für die erleichternde Möglichkeit der Zustellung bringt sie ausnahmsweise mir zugedachte Sendungen wie Einladungen für warenterminliche Butterfahrten auch schon mehrere Male vorbei, wenn sie niemanden antrifft. Aber auch die Dorfbewohner selbst laden hin und wieder ab, was ihnen allzu fremd erscheint.

Möglicherweise wegen dieser vielleicht etwas andersgearteten oder auch -gemeinten, aber sicher ebenfalls liebenswürdigen Dreistigkeit habe ich sie wieder mal gehört, die Dame, die mir früher des öfteren das nächtliche Plauderdeckchen häkelte: die namens Moll, eine vom Pfarrer-Fliege-Dur heruntergefahrene Anne, die so erotisch klang. Da hatte mir doch tatsächlich jemand, dem meine Abartigkeit zugetragen worden sein muß, ahnungsvoll eine CD titels Die Wanderhure in den Briefkasten geworfen, mit einem Zettel dran, auf dem in zarter Jungmädchenschrift geschrieben stand: Vielleicht werden Sie sie mögen. Aber auf den Müll schmeißen können Sie sie immer noch. Dieser Hure Vermächtnis war vermutlich deshalb gleich mit beigefügt. Ich habe ja Frau Braggelmann in Verdacht, die eine ihrer zahlreichen Praktikantinnen als Botin mißbraucht haben könnte, um sich einen fröhlich lauthalsen Lacher zu verschaffen. Sie weiß nämlich genau, daß mir von diesen Historienschinken übel wird. Und dann auch noch vorgelesen. Aber deren Mutter, so hatte sie mir mal beiläufig berichtet, läse und höre alles aus dieser Zeit, als alles noch gut und nicht so schnellebig war.

Nun gut, gemütlich war es auch, als ich Frau Moll (hat hier in der Blogger-de-Gemeinde nicht jemand eine lieblich in die Jahre kommende Töle dieses Namens?) noch angstvoll bettflüchtend fortwährend lauschte. Es war meine Zeit mit den hintergrundbeschallenden Klassik Luna, mit First-class-music, diese Programme, die NDR-Kultur so erfolgreich nachgeahmt hat, auch Die Nacht der großen Meister. Das ganze Werk, aber eben nicht tagsüber, da ich noch keine Zeit hatte für ganze Sachen. Die moderierende Anne Moll hatte damals jenes Timbre in der Stimme, das der Bildschirmschoner benötigt, um sich nicht einzuschalten. So, wie die James Galway aussprach, diesem «André Rieu des Blasinstruments», wie ihn der Platoniker der Musik einmal nannte, mochte ich den nochmal so gerne abdrehen — und zu ihr ins Fruchtwasser kriechen. Und wie sie mit leicht rauchiger Rauhheit Ermanno Wolf Ferrari flüsterte, da hatte ich das Gefühl, die italienische Rollhilfe von Michael Schumacher würde in Maranello geklöppelt.

Nun hielt ich sie immer irgendwie für dunkelhaarig, wohl, weil mir das Dunkle näher steht oder auch liegt. Doch jetzt, da es das Internet gibt, erfahre ich, daß sie blond ist. Eine blonde Wanderhure des späten Mittelalters? Ich dachte immer, die wandernden Damen dieser Zeit kämen allesamt aus dem Süden oder, in ihrer Verruchtheit, zumindest aus dem Balkan, besser vielleicht noch aus Polen. Dort heißt es doch ständig kurva. Und nun stellt sie sich als eine Norddeutsche aus den ehemaligen Ostgebieten heraus. Meine Phantasie hat mich mal wieder in die Irre geführt.

Eine blonde Wanderhure höre ich mir nicht an. Andererseits wende ich mit meiner neuen, früher eben nicht erreichbaren Internet-Erkenntnis ein: Die unkühle Blonde lebt zwar in Hamburg, stammt aber aus Mecklenburg. Also treibt sie vermutlich slawisches Blut an. Ich sollte mir das vielleicht doch nochmal zur Prüfung vorlegen. Am Ende ergänzt sich mithilfe der Schinkenhistorie phantasievoll und in Moll mein dürftiges Bild von der Minne.
 
Do, 26.08.2010 |  link | (6071) | 18 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ohrensausen


nnier   (26.08.10, 18:48)   (link)  
Oh. Ich muss gestehen, dass ich mich nach dem Genuss einiger Hörproben Ihrer Begeisterung für diese Stimme anschließen kann, selbst wenn sie Kindergeschichten vorliest. Was das Wanderhurenstück angeht - wenn ich bei Wikipedia lese, dass "... Sat.1 die Verfilmung mit Alexandra Neldel in der Hauptrolle der Wanderhure plant", brauche ich mich damit allerdings ebensowenig zu befassen wie ich es bei Titeln wie "Die Päpstin" u. dergl. tue; es interessiert mich schlicht nicht.

(Übrigens lauschte ich neulich eine halbe Stunde lang der Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger, die mit ihrer gemütlich-österreichischen Omastimme sehr langsam und mit deutlichem Dialekt eine von ihr verfasste Geschichte vorlas. Das war ein ganz anderes Timbre. Aber auch schön.)


jean stubenzweig   (26.08.10, 21:24)   (link)  
Aber wirklich nur die Stimme.
Sie hat seinerzeit bei diesem sogenannten klassischen Radio so oft derartig Dümmliches gesäuselt, daß mich diese ganzen Vorleseproduktonen nicht weiter wundern. Sicher, es lag an diesem Sender, der vortragen ließ, was sein werbefinanziertes Publikum von ihm und damit ihr erwartete. Doch sie schien eben prädestiniert. Körperdarstellerisch habe ich sie noch nicht erlebt. Bei Komödiantischem wie aus dem Winterhuder Fährhaus fremdle ich doch zu sehr.

Andererseits darf ich ihr gegenüber auch wieder nicht ungerecht sein insofern, als dieser ganze andere filmische Müll, der von der Unterhaltungsindustrie produziert wurde und wird, manch ein schauspielerisches Talent vor der Aufgabe des Berufs bewahrt hat. Das ist jetzt ausnahmsweise mal nicht ironisch gemeint, denke ich doch an Mimen, die nach den Liebesgrüßen aus der Jodelhose tatsächlich das eine oder andere Beachtenswerte oder gar Begeisternde geleistet haben. Häufig genug erst dann, wenn eine besetzende Dame oder ein Regisseur sich der Mühe unterzogen hatten, sich mit potentiellen Darstellern genauer zu beschäftigen. Auch mir persönlich sind solche Fälle im Lauf der Zeit immer wieder untergekommen.

Es sind überwiegend die stilleren Geister; wie in anderen Disziplinen auch. Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, allenfalls im abendlichen Radio. Und vielleicht gehört Frau Moll tatsächlich zu denen, die diesen vielen branchenüblichen Anwanzparties nicht sonderlich zugetan sind und sich auf diese Weise redlich von Billignahrung ernähren. Dafür spräche auch, daß sie auf diesen Fleischbeschaumärkten nicht vertreten ist; es gibt fast keine Bilder von ihr im netten Netz. Daß sie, wie Sie anführen, gekonnt Kindergeschichten vorträgt (wo haben Sie gelauscht?), würde eine solche Vermutung verstärken. Wünsche ich ihr, ein kommender Großregisseur ohne erotische Anwandlungen käme und sagte ihr kraft seiner Beurteilungsfähigkeit, sie sei unbedingt mehr als eine sanfte Soffleuse für das rote Studio-Sofa. Und so, wie ich sie eben in einem eben gefundenen Wellershoff-Ausschnitt gehört habe, wie sie Liebster gesagt hat, da würde ich vielleicht gar noch Buchhörer.

Die Nöstlinger, ach, ja, die gute alte.. Aber das ist tatsächlich ein anderes Kaliber.


nnier   (26.08.10, 23:57)   (link)  
Ich habe beim Herumsuchen diese Liste gefunden, obacht: kommerzieller Link, und dort mal einigen Hörproben gelauscht. Es ist viel Massenware dabei, Pferdebücher, aber man kann nur froh sein, dachte ich, dass es auf dieser Welt noch Texte gibt, die nicht von Christian Brückner gesprochen werden.

Was Christine Nöstlinger angeht, habe ich schon so viele Bücher als Kind selbst gelesen, dass ich ganz überrascht war, dass sie heute noch schreibt. Der Gurkenkönig hat sich mir damals sehr eingeprägt und in den letzten Jahren habe ich noch vieles von ihr mit- oder vorgelesen, das aber auch spätestens aus den 80ern stammte. Ich bin im Auto sitzen geblieben, als sie diese schöne Fußballgeschichte vom Franz (Hörprobe) vorlas, und habe bis zum Ende zugehört.


jean stubenzweig   (27.08.10, 18:56)   (link)  
Mit wenigen Ausnahmen
meide ich alles, was von mir Javascript und/oder Cookies verlangt. Es ist bekannt, daß es auch ohne geht (sogar in Frankreich beginnt man das so langsam zu begreifen). Ich schaue mir freiwillig auch keine Werbung im Fernsehen an (ich ärgere mich schon über die seit einiger Zeit stattfindenden, gleichwohl kurzen Einblendungen bei arte). Also bleibe ich auch von dieser Seite weg, die mir bereits aufgefallen war. Die Moll-Agentur schien mir eher harmlos. Wenn es auch nicht nötig wäre, wie die Synchronkartei mit Brückner belegt.

Brückner. Der ist überpräsent, das ist wohl richtig. Dennoch schätze ich ihn seit langem sehr. Es gab sogar eine Zeit, in der ich mich geradezu nach seinem Einfühlungsvermögen gesehnt habe, das anderen Sprechern völlig abging. Aber vermutlich würde er mir auch auf die Nerven gehen, wäre ich Hörbuchhörer und DVD-Gucker, denn ich nehme an, daß er dort mehr als einen Claim abgesteckt hat. Und deutschsprachigen Hörfunk, aus dem ich ihn in guter Erinnerung habe, schalte ich nur noch nach Programmsichtung und Anwesenheit ein. Zududeln lasse ich mich abwechslungsreich von France Musique und weiche hin und wieder auf Info, Inter oder Culture aus. Für Regionalnachrichten mit Begleitmusik gäbe es France Bleu, aber dort wird mir zuwenig gesprochen; ich benötige das Gebrabbel seit meiner frühen Kindheit zum Ein- oder weiterschlafen. Ach, ich trete schon wieder über die Ufer. Eigentlich wollte ich lediglich mitteilen, daß ich mit Christian Brückner deshalb nur noch selten in Kontakt komme.

An Kinderbücher habe ich wenig Erinnerung. Und als Christine Nöstlinger mit den ihren an die Öffentlichkeit trat, befand ich mich bereits nach der Phase des Selbergemachthabens. Von Kindern. Mein Ältester ist kurz nach der Errichtung der Barrikaden des Pariser Mai geboren. In der Folge lernte ich das kennen: «Er hat kaum Zeit für seine Familie und muss feststellen, dass diese ihr eigenes Lebensbild entwickelt, zu dem er keinen Zugang mehr findet. Deshalb legt er deren Verhalten, aber auch die kleinen politischen Streitereien mit seinem Sohn und die Vermittlungsversuche der Mutter als Illoyalität und Respektlosigkeit aus.» Na ja, letzteres zuzüglich Tyrannei etc. (ich beziehe mein ge- und betrübtes Wissen aus dem Sekundärlesen) war bei mir als Vater nicht unbedingt der Fall, allenfalls häufige Ratlosigkeit. So sollte mir das Vorlesen erst später einigermaßen gelingen. Nöstlinger war allerdings nie dabei. Eher Die Zugmaus. An der ich auf der Suche nach der verlorenen Zeit immer noch lese: «Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen. Manchmal fielen mir die Augen, wenn kaum die Kerze ausgelöscht war, so schnell zu, daß ich keine Zeit mehr hatte zu denken: ‹Jetzt schlafe ich ein.›» Madelaines mag ich heute noch sehr gerne. Oder Rudi Rüssel. Die beiden Titel könnten allerdings auf Uwe Timm zurückzuführen sein. Aber ich bin eben ein ziemlich spätzündender Langsamdenker. Doch nun kann ich ja langsam mit Oma Nöstlinger anfangen. Enkel genug habe ich ja.


ilnonno   (27.08.10, 19:34)   (link)  
Schönen Stimmen begegne ich ziemlich häufig, öfter als schönen Menschen. Heute hatte ich zum Beispiel eine Frau Doktor am Telefon (nicht Ärztin), die hatte das leicht Gehetzte vom oberen Rand des mittleren Managements. Außerdem klingt ihre Stimme eine Spur zu jung. Sie sich vorzustellen ist ein interessanter Gedanke. Wahrscheinlich tu ich das, ohne darüber nachzudenken.

Was gute Stimmen betrifft, fallen mir Particia Kaas und Carla Bisi ("Alice") ein.

Und natürlich die echte Catherine Deneuve. Für die würde ich wahrscheinlich heute noch alles vergessen.

"Die Zugmaus" ist übrigens ein wundervoller Tipp.


jean stubenzweig   (27.08.10, 21:05)   (link)  
Andere denken bei Stimmen
an die inneren. Oder an die nächsten Betriebsratswahlen.

Und da sie gerade Patricia Kaas erwähnen – die klingt tatsächlich auch ungesungen gut; aber das könnten Sie auch gemeint haben. Doch bei den Singdamen, denen ich überaus gerne lausche, habe ich allerdings eine ganze, sich immer mal erweiternde Liste. Die singen zwar durchweg anders(sprachig) als Carla Bissi, doch ich bin ihnen hoffungslos verfallen.

Catherine Deneuve. Wenn ich mich recht erinnere, soll sie sogar mit einem Automobil verglichen, in einem leidenschaftlichen Atemzug Déesse genannt worden sein.

Und, ja, die Zugmaus ist auch was für Opas. Auch ohne Enkel.


terra40   (29.08.10, 12:49)   (link)  
Kinderbücher
Der geehrte Herr Stubenreich schreibt hier irgendwo, daß er wenig Erinnerung an Kinderbücher habe. Hat er denn nicht alle seine eigenen aufbewahrt?
Wir (meine Frau und ich) bekamen in unserer frühesten Jugend oft ein Buch von den Eltern geschenkt. Und am Weihnachtsfest unserer Sonntagsschule bekam jedes Kind kleine Geschenke: eine Orange und ein Buch. Die meisten davon stehen noch immer stolz und zufrieden im Regal. Voller Erinnerungen, Fetzen und Flecken. Kaputtgelesen, kann man sagen. Aber unfehlbar in der Sammlung.
Gruß, T.


prieditis   (29.08.10, 13:19)   (link)  
Kinderbuch
Im Bekanntenkreis wurde vor einigen Jahren nachgefragt, was man einem Erstgeborenen denn zum Geburtstag schenken könne. Vielleicht ein Buch? - Ach nein, er hätte bereits eines, in dem er ab und an mal herumblättere.


jean stubenzweig   (29.08.10, 14:26)   (link)  
Stubenreichs Buchleben
wurde bereits in dessen Kindheit durch ständige Umziehereien mehrfach erheblich dezimiert. Jedes zusätzliche Gramm wurde vorm Packen der Überseekoffer gnadenlos aussortiert. Zwar gab's dann immer wieder neuen Betrachtungs- und Lesestoff, der aber vor dem jeweils nächsten Aufbruch ins Wohlgefallen anderer wanderte. Das einzige, das ich immer retten durfte, war Der kleine Prinz. Aber wahrscheinlich auch nur, weil das nicht unbedingt ein Kinderbuch ist. Den einzig habe ich heute noch, und das, obwohl ich auch als sogenannter Erwachsener immer wieder regalweise Bücher verschenkt habe.

Und heute will so etwas – siehe Herrn Prieditis' kenntnisreichen Kommentar – niemand mehr haben. Eine Zeitlang habe ich versucht, Bibliotheken oder sonstwas oder -wen zu beglücken. Niemand wollte. Die einzigen, die – ausgenommen Frau Braggelmann, die in ihrer Wohnung auch dann noch ein Plätzchen findet, wenn es längst keines mehr gibt – Bücher noch (widerwillig) als Geschenk annehmen, sind Flohmärkte bestückende, deshalb vielleicht nicht eben glückliche Antiquare. Zum Glück gibt es in der Revolutionskate des Nordens einen riesigen Dachboden.


lorilo   (27.08.10, 12:10)   (link)  
Hin und wieder lasse ich mir ja auch gerne sagen, dass ich mit meiner dunklen Stimme prädestiniert bin zum Geschichten erzählen und vorlesen (in Ausnahmefällen wurde sogar schon gesagt, es könne notfalls auch das Telefonbuch oder die Bedienungsanleitung der WaMa sein) und ... Anderem.
Wenn mich Menschen nicht kennen, vermuten Sie erstaunlicherweis hinter dieser Stimme auch ein dunkel-belocktes Wesen, das ich ja nur mit chemischer Hilfe bin. Wie diese Verknüpfung entsteht, interessierte mich durchaus. (Ich empfinde mich übrigens auch nicht als Blondine. Vielleicht geht das Frau Moll auch so.)

Aber - ob blond, ob braun, ob sexy oder mütterlich: Die Wanderhure geht nicht. Nicht geschenkt, nicht gelesen. Von niemandem.


jean stubenzweig   (27.08.10, 14:10)   (link)  
Meiner Telephonstimme wegen
hätte ich beinahe Karriere als Synchronsprecher gemacht. Ohne mich nach meiner Haarfarbe zu fragen, bat die Besetzungsdame mich baldigst ins Studio. Dabei wollte ich nichts als eine geringe Auskunft. Aber ich mußte bald feststellen, daß es sich dabei um harte Arbeit handelt. Sogar mich selbst zu synchronisieren fiel mir überaus schwer. Dann habe ich mich dann doch ins gemütliche Redaktionsstübchen zurückgezogen und lieber wieder über kulturelle Ereignisse geschrieben, unter anderem über Film.

Mir selbst geschieht das immer wieder, auch heute noch, obwohl mich so langsam die eine oder andere Erkenntnis belehrt haben sollte. daß ich einer Stimme eine Haarfarbe und einen bestimmten Teint zuordne. Bei ihnen tat ich das sogar, ohne Ihnen gelauscht zu haben. Für mich stand von Anfang an fest: belocktes, vermutlich strahlend dunkles Wesen. Aber es gibt andererseits auch diese wunderschönen blondlockigen Wesen mit diesen Pigmenten, die sich durch die Bastardisierung einschleichen. In Brasilien habe ich sie kennenlernen dürfen. Und die meisten habe ich nicht in die Schublade der Blondinen abgelegt. Vermutlich gibt es einige Brünette oder Schwarzhaarige, die da eher hineingehören. Und, ach ja, bei aller Liebe zur dunklen Verruchtheit – meine erste und einzige Ehefrau habe ich rigide nach dem Vorbild meiner damaligen Herzensdame ausgesucht. Aber war die überhaupt richtig blond?

Jetzt Opa erstmal Nickerchen. Das Lesen von Kinderbüchern erschöpft so. Auch ohne Kinder.


lorilo   (27.08.10, 15:22)   (link)  
Meines Erachtens nach war die richtig blond.

"Für mich stand von Anfang an fest: belocktes, vermutlich strahlend dunkles Wesen."

Eben. Nicht. Sehr helle Haut (im Winter), ein paar Sommersprossen und grüne Augen. Das passt so oder so. Von Locken war auf meinem ehemals weißblonden Kopf allerdings nie etwas zu sehen. (Andererseits habe ich mir von Menschen sagen lassen, dass meine echte Haarfarbe auch nicht zu mir passe; es gibt also eine Diskrepanz zwischen innerem und äußerem Wesen, das auffällt. Nur es bleibt: Was denkt man sich als Eigenschaft dazu oder gibt es diese Farbtypeigenschaften in der Tat? Die rassige Italienerin? Die kühle Skandinavierin? Interessanterweise ist es auch umgekehrt nicht so: Einen Typen - haar- oder farbtechnisch sehe ich bei Telefonaten mit männlichem Gegenüber nicht vor mir.)

Schlafen Sie gut! Was gäbe ich jetzt für eine Mittagsschlafmöglichkeit - auch ohne Kinderbuch. In diesem Zusammenhang fiel mir als nichthörbuchaffine Frau ein, dass ich ein Kinderbuch sehr, sehr großartig gelesen fand damals.


heim_weh   (27.08.10, 13:36)   (link)  
Was haben Sie denn bloß gegen blonde Wanderhuren? Nur weil die Haarfarbe nicht mit Ihren eigenen Assoziationen von "Wander" = Zigeuner = schwarz und "Hure" = Verruchtheit = rot übereinstimmen, diskrimieren Sie wandernde blonde Huren? Und das ganz ungeniert und öffentlich?

Und mein Hündin hat zwar kein "Frau" im Namen, aber dafür ein "Moll". Und nein, sie ist nicht blond, sondern schwarz - zugegeben mit immer mehr grau dazwischen.

:)


jean stubenzweig   (27.08.10, 14:12)   (link)  
Ach ja, nicht nur Goethes
elegische Farbenlehre:

Ob schwarz, ob grau,
Ob blond, ob braun, ob Henna
Weihnachten gibt's neue Männa
der liebe Gott schuf seinerzeit zu viele Frauenkenna.


jean stubenzweig   (27.08.10, 14:25)   (link)  
Eine Farbe habe ich
sozusagen um ein Haar vergessen: Tizianisch.


jean stubenzweig   (27.08.10, 19:23)   (link)  
Frau Moll (ohne Anne)
hat sich mithilfe eines großkalibrigen, machetenartigen Pastis (die Sonne ist schon längst untergegangen) soeben im Dschungel meiner ziemlich wirren Erinnerung gefunden. Dieser Hund gehört zu dem Mann, der so wunderschöne Sätze schreibt wie «Jahrelang machst du gar nichts, du liegst Amok im Bett, du verknöcherst, du kriegst Atemnot vor lauter Nichtstun, und dann plötzlich – innerhalb von zehn Tagen – krempelst du dein ganzes Leben um.» Andreas Glumm.


vert   (29.08.10, 12:33)   (link)  
ach, minne ist heute auch nicht mehr das, was es mal war.


jean stubenzweig   (29.08.10, 20:26)   (link)  
Minneliedgenerator!
Da muß ich mir ernsthaft eine Rüstung zulegen, auch wenn die mir als Lauter und Sänger der Minne nicht zusteht. Und meine Burgfräuleins mich lieber ungerüstet sähen. Oder es gar begrüßen, weil mal ein wenig Abwechslung ins Zentrum des Burgfriedens kommt. Schließlich mieten sie mich ohnehin aus einer gewissen Langeweile heraus.















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