Neuwort Dingsucht

Dingsucht lautete der Titel einer Ausstellung der Münchner Künstlerin Astrid Roeken. Dieser von ihr geprägte Begriff gefiel ihr so gut, daß sie meinte, er solle im allgemeinen Sprachgebrauch Niederschlag finden. Also beantragte sie bei der Mannheimer Duden-Redaktion die Aufnahme ins Standardwerk. Die Antwort auf dieses Begehren wollte das Laubacher Feuilleton seinerzeit seinen Lesern nicht vorenthalten, schließlich sei sie doch ein Lehrstück dessen, wie die deutsche Sprache entstehe:

«... Neuwörter werden in den Duden aufgenommen, wenn sie eine gewisse Verbreitung gefunden haben und allgemein bekannt geworden sind. Wir werden Ihren Vorschlag zwar weiterleiten, müssen aber abwarten, ob er sich über regionale Grenzen hinaus durchsetzt.»

Das war in den Neunzigern. Eine Sucht nach den Dingen scheint sich seither nicht eingestellt zu haben. Möglicherweise hat das Ding an sich keinen Wert mehr, da es vom neudeutschen Tsunami, altdeutsch Erdbebenwelle, der Inflation, des zunehmend Wertlosen ins Landunter der Bedeutungslosigkeit gerissen wurde. Vor lauter angeschwemmten Einheitspröll (Mir han Mahnde voll Pröll fortjerumb.) sieht niemand mehr etwas in den niederen, prekär geratenen Landen. Es kann allerdings auch daran liegen, daß der Duden totsprachreformiert ist und er selbst längst in der Vorhölle oder -halle des Wortmuseums unter bedrohte oder seltene Wörter der Einbalsamierung harrt.

Mit uralter, fast museumsreifer Genehmigung des kritzelnden Ete. Nachwirkender, nachhaltiger Dank also.

 
Fr, 15.06.2012 |  link | (1790) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: lingua franca















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Jean Stubenzweig motzt hier seit 5807 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 22.04.2022, 10:42



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