Musikalisches Sgraffito

Prangt über der Eingangstür zu einer gastronomischen Lokalität ein Warnhinweis wie

Achtung, hier werden Sie nicht nur musiktechnisch zugedröhnt!

dann betrete ich diesen Laden erst gar nicht. Ich werde die Tür nicht einmal einen Spalt breit öffnen, da ich meine eigenen Vorstellungen von Rausch durch Geräusch habe und ich mir mein Restgehör erhalten möchte. Steht dort geschrieben, es könne in diesen Räumen unter Umständen optisch eigenartig zugehen, dann ist das nicht allzu risikoreich. Die Augen kann ich schließen, die Ohren hingegen lassen sich, im Gegensatz zum umgangssprachlichen Bild, nicht eben mal runterklappen.

Ein neues Virus breitet sich zusehends aus: Den individualreisenden Wanderer, der auf seinen Entdeckungsreisen durchs unendlich weite Bloggerland ohne Tunnelblick unterwegs ist, sofort vom eigenen Musikgeschmack überzeugen zu wollen. Allerdings: ein Klick — die kurz geöffnete Tür —, und schon ist man überzeugt: weniger von der brachialen Klangwolke als vielmehr vom Wissen, daß man hier mit Sicherheit nicht mehr reinwill.

Mal unabhängig von dieser Variante der Penetration: Diese Art von horror vacui, diese Angst vorm leeren Ohr nimmt mittlerweile seltsame, skurrile und/oder absurde Züge an. Dann lieber die Furcht vorm unbeschriebenen Blatt, der unschuldigen Seite. Die macht nicht soviel Krach.

Nun denn, vielleicht ist das ja eine prophylaktische Abwehrmaßnahme: Möge hier bloß niemand wieder reinkommen wollen, der nicht gemeint ist. Etwa so:

Meine Seite ist meine persönliche No-go-area!

Na gut. Dann gehe ich eben woanders spielen. Auf jeden Fall dort, wo's nicht so laut ist.

Aber an dieser Seuche ändert's nichts.
 
Di, 02.09.2008 |  link | (1566) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ohrensausen















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Jean Stubenzweig motzt hier seit 5807 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 22.04.2022, 10:42



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