Zur Multiplikation

Aus meinem halbverdunkelten, immer leicht eingeschränkten Blick durchs Badezimmerfenster-schnittlauchpetersilienblau, die fliehenden Linien scheinbar etwas fester im Auslösergriff als sonst:




Ein Student kämpft gegen Windmühlen
[...] Max Schrems ist ein der Jurisprudenz zugeneigter Student aus Wien, der bei der irischen Datenschutzbehörde 22 Anzeigen gegen das populärste Social Network dieser Tage einbrachte und sich damit international Gehör verschafft hat. Die Anzeigen betreffen allesamt Praktiken, die mit den geltenden Datenschutzrichtlinien nicht unter einen Hut zu bringen sind. Dabei handelt es sich etwa um Löschpraktiken, die diesen Namen nicht verdienen oder um fehlende Auskunftsmöglichkeiten in Bezug auf die im Netzwerk gespeicherten Daten. Interessierte können sich die Anzeigen im Wortlaut auf der Website der Gruppe europe-vs-facebook durchlesen. [...]

Die Mobilmachung der Worte
[...] Was soll uns das sagen, daß sich die gelisteten Worte alle im Text wiederfinden? Nicht, daß ich listengeil mal vorne landen will, sondern daß wir den Krieg vergessen haben. Das Leid und den Horror den Nationen über uns bringen. Den «Demozid» den Regierungen über ihre entfernten Nachbarn und ihr eigenes Volk bringen, wohl wissend, daß sie im schlimmsten Fall, wie Henry Kissinger, mit dem Friedens-nobelpreis ge-outet werden. All die Meister des asozialen Superlativs. [...]

Kein Wort über Gauck!
Verstehen Sie nun, warum mir nichts einfällt? Gaucks Wahl ist der worst case. Schlimmer hätte es nicht kommen können. Die Atomphysiker haben einen Fachausdruck für solche Fälle: Supergauck.

Coast-Gardening
Ich hatte so einen in der Familie. Er fuhr in jüngeren Jahren mit der Küstenwache vor Seattle im Pazifik Patrouille, war Demokrat und folglich sanfter Lehrer für Schwererziehbare und füllte ansonsten sein Leben in der Freizeit auf mit dem Sammeln von Marines and Artefacts.

Es gab da eine Debatte
[...] (ist das das rechte Wort?) bei Phyllis Kiehl (‹Tainted Talents›) über Netzliteratur, Lewitscharoff-Bashing, Autor und Werk, Wert und Unwert von Literatur, die zwischen einigen Beteiligten hässlich wurde. Da ich mich (zu Beginn) daran beteiligte und durchaus harsche Worte fand, möchte ich dazu (im wesentlichen zu meinem Beitrag und seinen Folgen) hier Stellung nehmen. [...]

Es sind aber meine Erfahrungen und sie haben ihre Schranken in meiner Person (meinem Geschlecht, meinem kulturellen und sozialen Hintergrund, meiner Körperlichkeit, meinen Vorlieben u.v.m.). Solche Schranken nehme ich auch für Autor:innen an. Sie sind für mich die Subjekte, mit denen ich — über ihre Texte — virtuell kommuniziere. Das ist eine phantastische und auch sehr störungsanfällige Kommunikation. Es ist aber daher nicht gleichgültig für mein Interesse und meine Anteilnahme, wer schreibt oder geschrieben hat. Das ist keine Frage der Qualität, sondern eine der Anschlussfähigkeit. [...]

Der ungläubige Thomas
[...] Es steckt, das Verlangen des ungläubigen Thomas zeigt es, im Bilderwollen genauso viel Gewalt wie im ursprünglichen Bilderverbot. [...]

Wie in der Wörterwelt das Konkrete der Abstraktion geopfert wird, so wird in der Bilderwelt ausgeschlossen, was als nicht bildwürdig gilt. Die Installation MOUNTAINS OF DISBELIEF von Thomas Hartmann zeigt Ihnen vieles, aber sie trifft offenbar diese Unterscheidung zwischen bildwürdig und bildunwürdig nicht. Vor meinen Augen entsteht hier — jenseits des Logos — ein faszinierender und lustvoller Einspruch gegen die Herrschaft der erstarrten und erstarrenden Sinn-Bilder. Es ist nicht wahllos, was und wie Sie hier etwas zu sehen bekommen, aber es ist auch nicht zwingend in jenem zwanghaften Sinn, der behauptet, etwas könne nur so und nicht anders sinnfällig und bedeutsam werden. Sie können umher gehen in dieser Kirche und zeigen: auf bunte Bälle und Trinkhalme, auf Sumo-Ringer-Hosen und Joseph-Silhouetten, auf Teppichrohre und Kruzifixe, auf Grass und Ente, Pfeife und Schlange. Sie können einen eingehegten Altar umkreisen oder eine Raucherecke finden. Aber wann immer Sie versuchen werden, sich ein Bild zu machen, werden Sie vor diesen Gebilden feststellen, dass der Bilderrahmen überschnitten wird, dass es aus ihm herausquillt und in ihn hineinwuchert. Immer wieder kann man hindurch und hinaus schauen. Sie können sinnstiftende Bezüge herstellen zwischen Formen und Farben, Zitaten und Metaphern und doch wird sich wohl kaum alles schlüssig zu einem einzigen Gesamtbild fügen. Das Gebilde, das hier entstand, ist stabil und fragil zugleich: Es hält, aber es wird nicht bleiben. Die Bildwerke aus Pappe und Papier, Zeitungsausschnitten, Spielzeug und Müll, die hier gezeigt werden, können woanders ganz anders zusammen gesetzt sein. Sie stehen nicht für sich allein, sondern sind in Beziehungen und Abhängigkeiten gebracht, die jedoch nur befristet gelten. Metamorphosen deuten sich an; alles kann zu anderer Zeit, an anderem Ort sich anders fügen. Vielleicht werden Sie stehen bleiben und staunend schauen, während andere durch die Pappkonstrukte hindurch auf Sie schauen, wie Sie zeigen, was Sie gerade sehen. Die Gesetze des Bildes: Kohärenz, Konzentration, Kontemplation sind hier außer Kraft gesetzt. Stattdessen finden Sie Übersprünge und Überfülle, stoßen Sie auf Weiterungen und Wucherungen. [...]

Verdammt. Romantisch (eine Polemik)
[...]Das Romantische wehrt sich gegen die ewige Schufterei und die böswillige Nützlichkeit. Man will nichts haben, sondern werden. Der Romantiker ist der Mensch gebliebene Antipode des „Homo oeconomicus“, jenes imaginierten Monsters, dem anzugleichen sich die Apologeten der Geldwirtschaft tagtäglich mit ihren Weckmaschinen, Mobiltelefonen und Terminkalendern abmühen. Abends wollen sie aber doch ein bisschen Kerzenschein und weiß gewaschene Unterhosen. Der Feierabend-Romantiker verkostet guten Wein, tiefrot wie Blut. Auch Dracula, nicht wahr, war doch im Grunde ein Romantiker? So rot wie Blut, so weiß wie Schnee, so schwarz wie Ebenholz. Ach ja, die Liebe... [...]
Dabei schmetterlingt mir so etwas wie eine Blaue Blume durch das Herz.
 
Fr, 01.06.2012 |  link | (1775) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Fundsachen















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Jean Stubenzweig motzt hier seit 5805 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 22.04.2022, 10:42



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