Kunst kommt von Künden

Schöngunnmoogenallerseits (frei nach Heribert Faßbender) wünscht Ihnen Ihr nichtöffentlich-rechtliches, unhonoriertes Propagandablatt Stubenzweig.



Dream Screen, 1993, © Volker Hildebrandt + Multiple Box


Heute früh befand sich in meinem Elektrobriefkasten — keine Ankündigung der Preiserhöhung für irgendeine eigentlich unendliche Energie, sondern eine Verkündung, die ich nicht unter desinformierende Reklame rubriziere, sondern als zulässige Information sehe oder auch als das, was die meisten Werbeagenturen der Geldindustrie (Essig, Öl und sonstige Ressourcen, Chemie, Pharmazie, [Wert-]Papier eben) als Philosophie verkaufen — wobei es sich hier tatsächlich um eine solche handelt, quasi in Fortsetzung der Erklärungsversuche von vorvorgestern, vorgestern, gestern und überhaupt.

«KUNST kommt von KÜNDEN», schreibt mir Siegfried Sander, Galerist aus der Hamburger Admiralitätsstraße und seinerzeit bei Jupp Beuys mit zugange bei Kassels Stadtverwaldung. «Mich interessieren Künstler, die Vorreiter sind und keine Nachbeter.

Ein gutes und vor allem hochaktuelles Beispiel dafür ist die Grafik BRD von Volker Hildebrandt (Verbildungsstörung), die ich bereits 1996, damals noch in meiner Kasseler Galerie herausgegeben habe.

Auflage eine Milliarde Exemplare.

Ich zitiere den Künstler:
«Seit der Vereinigung vor ein paar Jahren wird bei veröffentlichten Zahlen vorausgesetzt, dass es sich um Milliarden handelt. Die Einheit der BRD ist die MRD.

Allein im kulturellen Bereich ist die Million nach wie vor eine Größenordnung. Mit gen Null fallender Tendenz.

Es ist an der Zeit, die MRD auch in den kulturellen Bereich einzuführen. Mit der Grafik BRD wird dies geschehen.

...Die Grafik wird billig sein ... Damit ist sie für den kleinen Mann erschwinglich. Das muss so sein, weil wir von ihm alle Milliarden holen.
Durch glückliche Umstände sind damals nicht alle Exemplare der Auflage verkauft worden, so dass ich Ihnen noch Restblätter für 10 Euro zzgl. Versand anbieten kann.

Wenn Sie eine preiswerte, originelle und zeitgemäße Graphik mit Tendenz zur Wertsteigerung erwerben und gleichzeitig mithelfen möchten, einen Künstler und einen Galeristen reich werden zu lassen, bestellen Sie noch heute.

Mehrfach- und Hamsterkäufe sind erlaubt und erwünscht.»
 
Do, 06.10.2011 |  link | (2862) | 7 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Artiges



 

Ablaßhandel


Der US-amerikanische Automobilhersteller Generelle Motorenwerke baute in den neunziger Jahren mehr oder minder erfolgreich Kraftfahrzeuge, die für die der Wirtschaft unter- und zugeordneten Regierung beinahe weitere Kriege auf fernen Kontinenten überflüssig gemacht hätten, da ihnen sozusagen der wesentliche Antrieb abhanden gekommen war: Erdöl. Die Automobile wurden von Maschinen vorangetrieben, deren Energie aus der Steckdose kam. Vermutlich aufgrund der Tatsache, daß ausreichend atomar betriebene Energiewerke übers Land verteilt sind und man durchaus auch der Natur des Vaterlandes patriotisch wohlwolle, war die Nachfrage nach diesen Beförderungsvehikeln vor allem unter differenziert über städtische Moden nachdenkenden Bürgern der Vereinigten Staaten sehr ausgeprägt. Doch der Hersteller, möglicherweise auf Bitten der Regierung, mißtraute dem Frieden. Trotz des schier übermächtig werdenden Verlangens der intelligent konsumierenden Bevölkerung nach neuester Technik ging das elektrisch getriebene Fahrzeug nicht in Serie, sondern die Geschäftsleitung in sich. Denn das wäre wohl eine viel zu früh umgesetzte utopische Idee gewesen, und schließlich wollte man den Verkauf von Geländewagen für den urbanen Einkaufsbummel und somit zugleich einen Ausflugsgrund nach Nahost nicht gefährden. Also verkauften die Generellen Motorenwerke diese seltsame Art von Automobilen nicht, sondern vermieteten sie, um immer die Besitzerhand darüber halten zu können. Als die Nachfrage dennoch ungeahnte Ausmaße annahm, zog man die offensichtlich allzu antizipativ ausgereifte Technik komplett zurück, stellte den gesamten Wagenpark bei einem Schrotthändler unter und hoffte, der Zahn der Zeit würde ausreichend an ihm nagen.

Nun begab es sich, daß der Befehl zu technischen Neuerungen mal nicht aus dem wilden Westen kam. Europa setzte aus Gründen des effizienteren Handels mit klimatisch bedingter Überproduktion von Nebenprodukten, aber durchaus auch zur Rettung der einheimischen notleidenden Automobilindustrie auf Elektromotoren. Zwar blieb vor allem das deutsche Reich des Altbewährten bei der Praxis der steuerlichen Förderung jener Automobile, die sich durch mehr Umfang auch im Gewinn sowie durch einen höheren Verbrauch von Treibstoff aus versiegenden Quellen auszeichneten. Das hatte unter anderem den Vorteil, zum Zeitpunkt des Inkrafttretens EUropäischer Gesetzgebung beim Ablaßhandel mit schlechter Luft nicht ganz ins Hintertreffen zu geraten. Bessere Luft ließ man weiterhin die anderen produzieren. Schließlich hatte man an der Freiheit des Bürgers für freie Fahrt festzuhalten und obendrein bereits dem Atom das Licht ausgeknipst.

Ein genialer Schachzug der vor den Türen der Automobilindustrie sitzenden politischen Lobby scheint allerdings die an die US-amerikanischen Kollegen herangetragene Bitte um Hilfe bei der Lösung eines speziellen Problems migrantischer Hintergründe. Um die einst gerufenen und daraufhin übers Land hergefallenen, aber trotz heiliger Versprechen nicht in ihre Heimat zurückgekehrten Geister doch noch zu einer Rückkehr zu bewegen, beschlossen die Generellen Motorenwerke die Verlagerung ihres deutschen Ablegers in die Türkei. Dem entgegen kam die frühere Beliebtheit dieses Fabrikats unter den Urwirtschaftsflüchtlingen. Hinzu war gekommen, daß dort diese neue Hochtechnik preisgünstiger produziert werden konnte und sich darüber hinaus als Made in Germany bestens verkaufen würde. Endlich würde auch die Konstanz in Opel wieder hergestellt sein.


Also gut. Dieses Blog ist schließlich mehr der Wahrheit und weniger der Wirklichkeit verpflichtet. Es verhielt sich so: Die Bergfrau Braggelmann tauchte bei mir vor Ort auf und begehrte Einlaß, um am Ort zum wiederholten Mal einfahren zu dürfen in die offensichtlich nach wie vor unergründlichen Tiefen meiner Kunstkatakomben. Neben mehreren Kunststücken hatte sie dann das obere ausgegraben und ans Tageslicht befördert. Woher es stammt, kann ich leider nicht mehr nachvollziehen, wie ich auch die Signatur nicht entziffern kann. Auf jeden Fall hat mir die- oder derjenige auch noch im nachhinein eine große Freude bereitet, an der ich gerne andere teilhaben lassen wollte. Aber das geht bei mir bekanntermaßen nunmal nur mit vielen Begleitwörtern.
 
Fr, 02.09.2011 |  link | (1959) | 10 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Artiges



 

Bild und Nachbild

Original und Urheber

Ein Kunsthändler erzählte mir gestern von seiner fünfundzwanzigjährigen Mitarbeiterin, die nach ihrem Abschluß des Studiums der Kunstgeschichte seit etwa einem halben Jahr seinen früher fast ausnahmslos den Auflagen, der Idee Kunst-für-alle gewidmeten, aber seit einiger Zeit auch mit (immer noch erschwinglichen) Originalen etwa von Beuys, Polke et cetera handelnden lustigen Laden hütet. Der Galerist der Sandwich-Generation, der nach den 7000 Eichen, bei denen er dem Schöpfer des anderen Kunstbegriffs zur Hand gegangen und anschließend von Kassel in die Hamburger Admiralitätsstraße umgezogen war, beschrieb die junge Historikerin der bildenden Artistik als jemanden, deren Interessen in der Zukunnft lägen, also an dem, was an Ereignissen käme. Künstler, deren wirkungsvolles Schaffen etwa bis zu dreißig Jahren zurückläge, die also nicht mehr unbedingt von Schlaglichtern des aktuellen Marktrummels mehr erhellt würden, seien ihr so gut wie nicht bekannt. Der gerne tiefer in die Furchen kultureller Landbestellung Blickende äußerte sich nicht negativ oder gar abfällig über seine einzig im und für das Hier und Jetzt lebende wissenschaftliche Hilfskraft, sondern in seiner gewohnten Art eher gelassen bis schulterzuckend: Das sei es, was heutzutage an den Universitäten gelehrt werde. Mit leicht traurigem Blick erinnerte er dennoch an die fortschrittliche Unruhe, die beispielsweise der Gesamthochschule des nordhessischen Oberzentrums auch außerhalb der heute überwiegenden Klientel der Kunstkucker einen international gehörten Ruf einbrachte, weil dort in Zusammenhängen beziehungsweise nach der Erkenntnis gedacht wurde, nach der es keine Zukunft ohne Vergangenheit geben kann.

Mir nötigte das einen Rückblick auf an Geschehnisse im Münchner Kunstverein, dessen Ende der achtziger Jahre wegen seines Rufs als Erneuerer aus Brüssel geholter künstlerischer Leiter eine Ausstellung über Informel und die Situationistische Internationale vorbereitete, aber den Namen eines der Mitbegründer der deutschen Sektion dieser Gruppierung nicht einmal kannte. Es mag daran gelegen haben, daß der Maler, um den es sich handelte, ohnehin als Essayist bekannter war und als dieser mit messerscharfem Federkiel Tendenzen des Luxus und der Moden zerlegte, sich einer gegen den Zeitgeist gerichteten Figuration zugewandt hatte, die während dieser Phase der Kunstgeschichtsschreibung auch von einschlägigen Medien ignoriert worden war, die sich zu dieser Zeit ohnehin auf die Synonymisierung von Kunst und Markt einzupendeln begonnen hatte. Mitte der Achtziger war an einigen deutschen Kunsthochschulen für Zweitsemester die Einführung in den artgerechten Umgang mit dem Handel eingeführt worden.

Wenn also die sich seit einiger Zeit auch gerne Wissenschaft nennende retrospektive Bildbetrachtung den Blick nur noch nach vorn richtet, weil mit der Vergangenheit offenbar kein ruhmverheißendes güldenes Kalb ins Regal der eigenen Biographie zu stellen ist, wer kann denn dann noch Zusammenhänge erkennen? So erscheint es zwingend logisch, daß selbst der nicht als wissenschaftlicher Mitarbeiter eingekaufte jungdynamische Mann der Urheberschaft keinerlei Bedeutung mehr zukommen lassen kann. Das Original verschwiemelt in der virtuellen Darstellung und löst sich auf in einer breiigen Masse namens Kopie. Längst ist Authentizität zum Synonym für gestaltliche Echtheit verkommen. Wer Denglish oder Germslang zur Lingua Franca einer internationalen Gemeinschaft erklärt, ohne über eine eigene sprachliche Ressource zu verfügen, der kann nicht verstehen, daß mit dem Schlagwort Globalisierung nichts als augenwischende Schön- oder besser Falschrederei betrieben wird, in der es alleine um die ganz hoch gehaltene Fahne des Wirtschaftswachstums geht und nicht etwa um den Austausch von Wissen oder auch die gemütlich-freundliche Plauderei zwischen Menschen aller möglichen Länder beziehungsweise Regionen. Ein Original wird nur erkennen, wer der eigenen Identität sicher ist und dem nur deshalb der Unterschied zur anderen klar und deutlich werden kann. Der internationale Konsumklimaindex taugt dabei eher weniger als Leitfaden. Wer als junge Kunstgeschichtlerin die historische Rückblickskala mit dem Marktührer Gerhard Richter abschließt, die darf sich nicht wundern, wenn der Mädchentraum Direktorin eines Museums nicht einmal im Kunstverein Tripstrill an der Heide Wirklichkeit werden will. Denn gerade so etwas ist kein Ponyhof, dort werden teilweise ganz alte Gäule mit Bezug zur Geschichte etwa der Region gestriegelt.

Überhaupt habe ich Zweifel daran, ob jemand, der als historischer Kunstmensch von akademischen Graden die Entwicklung des Bildes nicht penibel erforscht, befähigt sein kann, einen Cayenne von einem Reisbrenner zu unterscheiden. Auch ein Damien Hirst ist nicht fälschungssicher. Da haben selbst altgediente Fachheroen mit weit nach hinten reichendem Horizont schlechte Erfahrungen machen müssen. Sicher, niemand ist dagegen gefeit, Fälschungen aufzusitzen. Aber das Risiko reduziert sich mit dem Maß umfangreicher Studien. Wer aber nur noch Nachbildungen anschaut, der wird irgendwann die Kopie für das Original oder dasselbe gar nicht mehr für schützenswert halten. Reine Oberflächenbetrachtung läßt keinen Blick ins Innere zu. Wer vor lauter Shoppen nicht mehr zum Einkaufen kommt, dem fällt geschmacklich der Unterschied zwischen Produktionen der weltweit agierenden Aromaindustrie und der nach Kriterien des Börsengewinns einkaufenden Konzerne, zwischen dem analog genannten (Nicht-)Käse und einem auch nach Napoleon noch köstlichen, vermutlich wegen seines hohen Fett- und Bakteriengehaltes sowie der krankmachenden Rohmilch von den EUropäischen Gesundheitsnormierern am liebsten verbannten Fleur du maquis oder überhaupt eines AOC-Produkts nicht mehr auf. Ist doch sowieso Alles Käse. Wie eine Rose nunmal eine Rose, also ein Bild ein Bild ist.

Ein solches Bewußtsein läßt sich im übrigen leicht auch ohne Internet herstellen. Ein von mir sehr geschätzter und recht bekannter Maler des Informel ohne sonderlichen Verkaufstrieb wurde deshalb von seiner Ehefrau insofern beklaut, als sie viele seiner Gemälde kopieren ließ und damit reichlich Reibach machte. Als diese Geschäftspraxis aufflog, ließ das logischerweise die früher beachtlichen Marktwerte im Keller verschwinden wie gleichermaßen einst das für rund achtzig Millionen Dollar ersteigerte Portrait im katakombischen eines japanischen Papierherstellers oder die durch eine Kunstankaufskommission gesetzespflichterworbene Politplastik im Totbewahrdepot eines Landeshauptstadtmuseums. Aber ihm war das irgendwie egal, bei ihm war das sozusagen wertfrei, immer schon, da hatte die wertlose Liebe sich verspekuliert. Er wollte nämlich immer nur eines: Kunst machen.
 
Fr, 26.08.2011 |  link | (2656) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Artiges



 

Grün ist die Hoffnung

So spricht das Volk, jedenfalls ein Teil davon; der gleichwohl ständig anwächst, seit die Bürgerlichkeit so wahr ihr Gott helfe brav mitregiert. Wer nicht auf diese Weise mithofft, ist demnach ein nicht ganz ungefährlicher Andersdenkender, das meint jedenfalls das allwissende Medium Jakob Augstein, er ist nämlich «mit dem rechten Virus infiziert».

Ich habe demnach keine Hoffnung zu erwarten. Doch ich war ohnehin dem Willen meiner Mutter unterworfen und bereits früh auf Blau fixiert. Zwar hatte ich mich von ihr und dem gesamten Blut scheiden lassen, aber der Hang zu dieser Farbe brach wieder durch. Deshalb wohl suchte ich bei einer Blauen Reiterin im Voralpenland Zuflucht und Liebe.

Graphik: Ernst und Lorli Jünger

Doch die verschmähte mich und zog sich mit einem Russen in ein weiß-blaues Häuslein zurück. Dem war die Heimeligkeit dann vermutlich zu fad geworden, wie man in dieser lieblichen Vorgebirgsgegend spricht, und ist zu einer gewissen Geistigkeit zurückgekehrt. Ich tat's ihm gleich, da hatte sich die Vererbungslehre im Sinn von ex oriente lux wohl letztlich durchgesetzt. Dieser Herr antizipierte seinerzeit die heutige politische Farbenlehre:
«[...] Grün ist die ruhigste Farbe, die es gibt: sie bewegt sich nach nirgend hin und hat keinen Beiklang der Freude, Trauer, Leidenschaft, sie verlangt nichts, ruft nirgends hin. [...] so wirkt das Grüne nur langweilend [...], wobei diese Eigenschaft von einer Art Fettheit, Selbstzufriedenheit parfümiert wird. Deswegen ist das [...] Grün im Farbenreich das, was im Menschenreich die sogenannte Bourgeoisie ist; es ist ein unbewegliches, mit sich zufriedenes, nach allen Richtungen beschränktes Element. Dies Grün ist wie eine dicke, sehr gesunde, unbeweglich liegende Kuh, die nur zum Widerkäuen fähig mit blöden, stumpfen Augen die Welt betrachtet.»

Komme mir niemand von wegen fehlender Nachweis. Geschrieben hat das Wassily Kandinsky, in: Über das Geistige in der Kunst, VI. Formen- und Farbensprache, 10. Auflage, Bern 1973, S. 94f.
 
Fr, 13.05.2011 |  link | (4090) | 9 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Artiges



 

Alles im Fluß ...

«Warum ist es notwendig, den Geräuschen von Messer und Gabel Beachtung zu schenken? Weil Erik Satie es sagt. Er hat recht. Denn sonst müßte sich die Musik Mauern zu ihrer Verteidigung zulegen, die nicht nur ständig reparaturbedürftig wären, sondern durch die man gehen müßte, um auch nur einen Schluck Wasser zu trinken.»
John Cage
«Der Vater von Fluxus ist Cage, seine Großväter sind Duchamp und Satie.»
Ben Vautier
«Ich lernte von meiner Schwester, wie ein Klavier geöffnet wird. Ich lernte von Addi Køpcke, wie ein Klavier geschlossen wird.»
Nam June Paik
«So dachte ich daran, Dinge in Einklang mit bestimmten Kriterien des Augenblicks zu messen. Zum Beispiel, meine Länge beträgt sechzig verschiedene Tomaten, und ich bin einhundertelftausendzweihundert-fünfundzwanzig Eisenbahnfahrten Kopenhagen-Paris alt.»
Robert Filliou
«Das Wichtigste an Fluxus ist, daß niemand weiß, was es ist. Es soll wenigstens etwas geben, das die Experten nicht verstehen. Ich sehe Fluxus, wo ich auch hingehe.»
Robert Watts
«Die Dinge, die aus der Kunst verschwinden müssen, sind wohl gerade die, die die Kunst ausmachen.»
Tomas Schmit
«Ich signiere alles.»
Ben Vautier
Tu etwas anderes

Leuchtende Vorbilder


Eine Weigerung, sich von der selbsternannten Rasse der Spezialisten für Malerei, Bildhauerei, Poesie, Musik und so weiter kulturell kolonisieren zu lassen, das meint die «Revolte der Mittelmäßigen». Diese Revolte hat bis jetzt wunderbare Resultate in der modernen Kunst hervorgebracht. Morgen könnte jeder revoltieren? Aber wie? Untersuche es.
Was tust du?
Was denkst du?
Worauf die Antwort immer lautet:
Tu etwas anderes
Denk etwas anderes

Robert Filliou

Laubacher Feuilleton 1.1992

Die Gemeinschaft der Künstler und Gemeinschaftsarbeiten in den Künsten.
 
So, 08.05.2011 |  link | (3454) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Artiges



 

O Superfrau!

Am Monatsersten behauptete ich, einen Musikus aus den Achtzigern zu suchen. Daß er, entgegen meiner Versicherung, nicht in diesem Dezennium des vergangenen Jahrhunderts vom Himmel fiel, sondern bereits ein Jahrzehnt zuvor in die Hölle kam, ist wohl dem stetigen Abstieg meiner Gehirnzellen zuzuschreiben. Aber ein paar, wenn auch mit Hilfe der lieben Gemeinde, konnten gerade noch reaktiviert werden. Dieses leichte, vermutlich temporäre Auflodern meiner Erinnerungsfähigkeit will ich nutzen und auf eine weitere Musikantin hinweisen, die mir ebenfalls in den siebziger Jahren erstmals begegnet ist und die vermutlich ebenso durch die entschieden zu großen Löcher meines Denknetzes gerutscht wäre, hätten dieser Tage nicht andere einen wirklich dicken Fisch an Bord gehoben. Nein, das soll keine Andeutung bezüglich ihres Körperformats sein, das sich im Lauf der Jahre einer anderen angeglichen haben könnte, die ein adoleszentes, werdendes Männlein in den Himmel des Ehernes Rechts gesungen hat. Die ebenso wunderbare und großartige Mama Cass hatte Ende der Sechziger zwar einiges in die Waagschale zu werfen, auch stimmlich, aber leicht wie eine Feder säuselte sie ihm Dedicated to the one I love ins Ohr, sogar auf den Mond trällerte sie das junge Paar, das gleichwohl ziemlich rasch die dunkle Seite dieses Planeten kennenlernen sollte, aber diese singende und performende Dame (neben dem ebenfalls gewaltigen Lou Reed) war dann doch von anderem Format: Sie war eine Erneuerin nicht nur des des musikalischen Vortrags. Und im Mai wird sie in Kassel zu Gast sein.

In diesem nordhessischen Großkaff lernte ich schon einmal eine neue Welt kennen. Nein, nicht die der Kunst, die kam für mich etwas später. Bevor ich alle fünf Jahre in die reiste, wie tausende andere aus aller Welt, lernte ich sie zunächst über die ihr ähnlicher sehende nüchterne Gerichtsbarkeit einer Verwaltungsstadt kennen. Um des seelischen Beistands willen war die Freundin aus dem romantischen Städtchen der Langzeiterinnerung mitgereist. Ihr, nicht mir reichte diejenige die Begrüßungshand, von der ich schuldig (so hieß das damals, wenn jemand einen anderen «böswillig verlassen» hatte) geschieden werden sollte. Dieses Oberzentrum am damaligen Rand der Ostzone, wo es seinerzeit nicht ganz so schlimm aussah wie heute im europäischen Schutzgebiet Spanien* oder zwischen Mexiko und den USA, muß für mich eines der Liebe gewesen sein, geriet ich doch rund zwanzig Jahre später, etwa zum Zeitpunkt des Niedergangs der Mauer, noch einmal hinauf ins Himmlische in Gestalt eines solch zauberhaft kurzhaarigen Wesens. Meine Form des Existentialismus?

Liebe auf den ersten Blick war es auch bei dieser anderen, die ich ebenfalls in dieser Schicksalsstadt kennenlernte, die alle fünf Jahre im Licht der Kunstwelt erstrahlt. Dann nämlich müssen Kasseler, Kasselaner und Kasseläner in die Hobbykeller ihrer meist nachkriegsmodern flachbedachten Häuschen in Randlage oder in die Dachböden ihrer von Bomben verschonten Jugendstilhäuser umsiedeln, weil Beseelte vom Neusiedler See, dem quebecschen bei Mistassini oder dem lappischen bei Inari, aus dem mittelwestlichen Jefferson oder dem nordbrasilianischen Recife oder dem an der Klostermühle gelegenen Tripsdrill anzureisen gedenken beziehungsweise sich drei Monate lang die Klinken in die Hand geben, nicht zuletzt weil, zumindest während der Anfangsphase, selbst die allertiefstliegende Absteige zum Preis eines hohen Hauses mit vielen Sternen ausgebucht ist. 1977, etwa vier Jahre nach der Trennung von der anderen, schaute ich verzückt dieser Schönen in die Augen, die dieses Jahr wieder anreisen wird. Es werden vermutlich auch (noch) nicht dreitausend und mehr Journalisten aus aller Welt da sein, um ihr zu lauschen und zuzuschauen. Schließlich ist erst im Juni nächsten Jahres Hochkunstsaison. Aber diejenigen, die's tun, würden möglicherweise ohnehin alleine ihretwegen nach Hessisch Sibirien pilgern. Gut, es wird vielleicht etwas wärmer sein im Mai, wenn der Engel angeflogen kommt, um zu einem fünfzigsten Geburtstag zu gratulieren. Ich freue mich aufs Wiedersehen, O Superfrau.


* Ich schäume vor Wut — irgendwie sind die wenigen Photographien von diesem in Südspanien errichteten europäischen Schutzwall offensichtlich aus allen Suchmaschinen entfernt worden. Ich finde nur noch glücklich urlaubende Grenzüberschreiter in Wohn- und sonstigen sperrigen Seitenwagen oder allenfalls Abwehrarchitektur früherer Jahrhunderte. Es darf nicht zu sehen sein, was die meisten nicht sehen wollen?
 
Fr, 11.03.2011 |  link | (2913) | 12 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Artiges



 

Eulenglück

Celestino Piatti. Der Schweizer Graphiker ist am 17. Dezember 2007 gestorben. Zu seinem 60. Geburtstag 1982 veranstaltete der Verlag ihm zu Ehren eine Ausstellung im Münchner Stadtmuseum.

Photographie: Karen Horton (CC)


Zwar ist sein Name nicht in aller Munde, wohl aber in den Augen. Es dürfte kaum jemanden an Büchern Interessierten geben, bei dem diese Eulen sich noch nicht ihr Nest gebaut hätten. Denn als 1960 elf Verleger aus der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz den mittlerweile vermutlich jedermann bekannten Deutschen Taschenbuch Verlag gründeten, beschlossen sie, die Gesamtgestaltung bei ein und demselben Graphiker in Auftrag zu geben. Der Schweizer Verleger Bruno Mariacher hatte auf Celestino Piatti aufmerksam gemacht, «dessen Probearbeiten», so sein Biograph Manuel Gasser, «dann auch den Sieg davontrugen».

3.200 Umschläge für Bücher hat der Zürcher in zwanzig Jahren gestaltet — weltweit in einer Gesamtauflage von 120 Millionen Exemplaren. Für diese Leistung überreichte Verlagsleiter Heinz Friedrich im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 14. Januar dem Hausgraphiker ein «goldenes Taschenbuch».

Doch Friedrich reichte noch ein Präsent besonderer Art nach, denn der Ausstellungsanlaß war des Buchmachers 60. Geburtstag. «Um die buchgraphische Lebensleistung von Celestino Piatti zu würdigen und als künstlerische Anregung weiterzugehen, stiftet der Deutsche Taschenbuch Verlag einen Celestino-Piatti-Preis für Verlagsgrafik.» Von 1983 an soll der mit 10.000 DM ausgestattete Preis alle zwei Jahre an junge Graphiker vergeben werden, die sich durch Arbeiten im Dienst des Buches ausgezeichnet haben.

Eine Ehrung an sich sollte die Ausstellung sein. Leider ist das, was den Überblick über ein Gesamtwerk darstellt, in drangvolle Enge gepfercht. All die Plakate, Buchumschläge, Lithographien, Kalender, Plattenhüllen, Briefmarken und sonstige Gebrauchsgraphik hätten ihrer Breitenwirkung gemäß mehr Raum verdient als den einen, den das der angewandten Kunst sonst recht zugetane Münchner Stadtmuseum in persona seines Direktors Christoph Stölzl zur Verfügung stellte.

Die Vielseitigkeit des Absolventen der Kunstgewerbeschule Zürich mit deren damaligem Direktor Johannes Itten, ein frühes und führendes Bauhaus-Mitglied, ist verblüffend. Neben seiner Umschlaggestaltung hat der Sohn einer Bäurin und eines Steinhauers vor allem in der Plakatkunst einen unverwechselbaren Stil geschaffen. Modischen Strömungen gegenüber war Piatti äußerst zurückhaltend, seine Vorliebe für die Klassiker der Malerei hinterläßt überall Spuren: Gauguin beispielsweise oder Miró und Picasso.

Piattis Arbeiten sind von einer konsequent durchstruktrierten Einfachheit, selbst seine Abstraktionen für jedermann verständlich. Er nivelliert nicht, und intellektuelle Eitelkeiten sind ihm fremd. Er besticht durch seine unprätentiöse «Ubersetzer»-Fähigkeit, die Realität bildnerisch so umzusetzen, daß dadurch, wie Heinz Friedrich im Katalognachwort schreibt, «die Zwiesprache mit der Gesellschaft möglich wird».

In den letzten Jahren hat er kaum noch kommerzielle Aufträge angenommen. «Wenn man sauber trennen möchte», so Piatti, «kann man sich nur noch mit Dingen beschäftigen, zu denen man steht. Dem Naturschützer, Kernkraftgegner und politischen Karikaturisten des schweizerischen Nebelspalter ist an seiner Integrität viel gelegen. Die Bücher, deren Umschläge er zu gestalten hatte, sind ihm inhaltlich vertraut; er zeichnet also nicht nur, sondern liest auch noch. Seine Exkursionen in andere künstlerische Gebiete haben den Begriff Gebrauchsgraphik in die Kunstterminologie integriert.


Flohmarkt: Savoir-vivre, 1982
 
Mo, 24.01.2011 |  link | (4394) | 14 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Artiges



 

Ikonokryptisches

Immer wieder mal kommt es zu Irritationen wegen meiner Abneigung gegenüber diesen Internethieroglyphen, die in unserer ach so wenigen, schnellebigen Zeit uns dieselbe zumindest teilweise zurückgeben möchten, indem wir uns dieser beschleunigenden Strichpunkte oder -männchen bedienen, aus denen dann hervorgehen soll, ob wir etwas dann doch nicht so ernst gemeint haben. Ich wurde in einer Umgebung in Richtung des Erwachsenwerdens geschoben, ob ich nun wollte oder nicht, in der Ironie eine wesentliche Rolle spielte. Ständig wurde in irgendeiner Weise gewitzelt. Daraus entwickelte sich ein (Selbst-)Verständnis, das sich auch während meiner Adoleszenz und noch verstärkt später als allgemein gesellschaftliches sprachliches Stilmittel auszeichnete, das mir bis heute anhaftet und das ich auch nicht abzulegen gedenke, weil es mir viel zu sympathisch ist, aber in zunehmendem Maße nicht mehr verstanden wird, ja sozusagen ausgerottet zu werden scheint zugunsten dieser Hilflosigkeiten, die meine hochgeheiligte Ironie dürftig ersetzen sollen. So sah ich mich einmal mehr genötigt, vorgestern der nicht nur deshalb geschätzten Seemuse mitzuteilen: «ich werde nie mögen, was man auch mit Wörtern und Worten ausdrücken kann; und sei es es, daß man's eben nochmals lesen muß». Worauf sie auf die historische Bedeutsamkeit des in den sechziger Jahren (Ironie oder nicht — ich habe verstanden oder tue jedenfalls so) entwickelten, hinters Digitalglas gemalten Hauptikone hinwies.

Nun gut, die kenne ich. Aber ans Revers heften tät' ich mir die auch nicht, wenn ich auch eingestehe, daß an einen meiner Waffenröcke ein solches Ikönchen geheftet ist, das ich in den Neunzigern vielfach gekauft und verschenkt habe, weil ich Idee und Einsatz von Imi Knoebel und dessen Gattin überzeugend fand. Gleichwohl ich mich sehr darüber ärgere, daß ich diesen Kinderstern nicht aus den Seiten herauskopieren und hier darstellen darf, sondern zu meinen unzulänglichen photographischen Mitteln* — nicht jeder ist ein Kunsthandwerker — greifen muß, um zu zeigen, was ich seit Mitte der Neunziger unbeirrt und bei voller Bewußtheit mahnmalend an mir herumtrage.



Unlängst fragte mich nach einer angenehmen Plauderei in einem zentral, aber dennoch abseits der touristischen Marzipanitäten gelegenen Lübecker Café mit ungarischem Namen, allerfeinsten Törtchen und Crèmeschnittchen und echter Trinkschokolade mit Sahne direkt aus der Kuh und sehr gutem Espresso sowie einer zauberhaften Bedienerin gut Ü 40 eine Dame nach der Bedeutung meiner Sakko-Zierde, die sie bereits eine ganze Weile forschend fixiert hatte. Sie ging ihre Frage vorsichtig an, vielleicht weil sie nach meinem kurz zuvor abgegebenen knappen Hinweis befürchtete, einen über alle Maßen theoretischen Altachtundsechziger-Vortrag über antiautoritäre Erziehung ins Gehör gemeißelt zu bekommen (dabei werde ich von sogenannten Gegenallesseier «Leutnant» genannt). Ich erhob keineswegs meinen gefürchteten Zeigefinger und hub an, sondern berichtete naturgemäß sanft, wie ich zu diesem Kind kam. Der Name Imi Knoebel war ihr noch nicht untergekommen, aber sie meinte, immerhin erführe sie auf diese Weise, daß Künstler nicht immer nur an das einzig Eine denken würden, an sich. Sprach's, verlor noch einen Satz übers Internet, nicht über Hieroglyphen und Kryptik, sondern darüber, daß sie darin nach diesem Kinderstern schauen wolle, nicht zuletzt, da Weihnachten nahe. — Und fröhlich winkt der Weihnachtsmann mit einem kompletten Adventsmarktgartenzaun.


* Ich bestehe allerdings, und hier im besonderen gegenüber Rechtehabern, nicht zuletzt wegen der außergewöhnlichen künstlerischen Note, auf meinen Rechten — ausgenommen sind diejenigen, die mein Wackelkindersternchen ohne böse, also kommerzielle Absichten funkeln lassen mögen.
 
Di, 30.11.2010 |  link | (2568) | 8 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Artiges



 

Kunst kommt

dann von dann von Können, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist und dann darin ruht. Avant-garde bedeutet (militärisch) vorausgehen und -sehen. Die Planung im voraus ist nicht jedem gegeben. So kommt es des öfteren zum Nach-Denken.

Aus meiner Kunstkammer: © Herlinde Koelbl, 1984

 
So, 28.11.2010 |  link | (1344) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Artiges



 

In Künstlers Lande gehen

Horst Janssen war zweifelsohne ein großartiger Zeichner, den ich überaus schätzte und dessen Kunst ich nach wie vor schätze. Die Anmerkung, deren weiter Kunsthorizont gerne bei den Landlieblichkeiten von Horst Janssen beginnt und sogleich endet, bezieht sich alleine auf die Tatsache, daß es allzuviele Betrachter gibt, die nichts anderes sehen als die formale Schönheit. Die in vielen seiner Bilder steckende grandiose Garstigkeit sowie sein phänomenal umgesetztes Denken und Wissen wird oftmals, besser meistens und sehr gerne ausgeblendet.

Ersichtlich wird das, beobachtet man die Menschen, die vor seinen Arbeiten stehen, ob in seinem Museum in Oldenburg oder in seinem Abteil in der Hamburger Kunsthalle: Immerzu assoziiere ich dabei ein Lustiges Cabinett, in dem beziehungsweise indem sich sogar Kunsthistoriker (auftragsgemäß?) nicht entblöden, die Bedeutung beispielsweise des Stillebens mit einer populistischen Volksguck-Lasur zu überdunkeln, die dann Nicht- oder Mißverstehen entstehen läßt, etwa das von l'art pour l'art, das eben nicht die reine Schönheit ohne inhaltliche Tiefe der Nicht-Nachdenklichen von Winckelmann meint, sondern daß sie romantisch als Kunst sich selbst genügt. — Ich meinte also vor allem den hanseatischen oder auch hamburgischen Pfeffersack, dem dabei, vielleicht von der mehr das Kunsthandwerk als ihn liebenden Gattin geimpft, nichts anderes vorschwebt als der Schönheitssinn, die Dekoration. Glücklicherweise hat es immer Janssen-Freunde, Sammler und auch Verleger gegeben, die genauer hingeschaut haben.
«Ich gehe in die Landschaft.
Was ist das? Ist die Landschaft ein Motiv?
Nein, das ist sie in ihren Einzelheiten.
Ist sie ein Thema?
Nein, das ist sie als Begriff.
Also: die Landschaft ist eine Lebensform. [...]
Landschaft: ist Geplapper ohne Thema,
Gelächter
Schweigen ohne schlechtes Gewisssen
grundloses Schweigen
und Lippenspitzen ohne Gegenlippen.
keine Zeitung – abbestellt.
Storm. Nicht Fontanes Landschaft –
vielleicht noch Leskovs Klerisei. [...]»
Horst Janssen. Zeichnungen, Graph. Sammlung Albertina, Wien, hrsg v. Walter Koschatsky, München 1982

Ich habe mal notiert (Sie locken meine uralten Notizen aus den Katakomben; das entbehrt nicht einer gewissen Komik): Der Erfolg Janssens, seine ‹Breitenwirkung›: «Der naive Leser», «sprachlicher und außersprachlicher Kontext»; der «Modell-Leser» bei Eco, paraphrasiert: der Modell-Betrachter; bei Eco überprüfen und an zwei Bildbeispielen festmachen, aber eventuell auch auf Textbeispiele von Janssen eingehen: «sprachlicher und außersprachlicher Kontext», hier bildlicher und außerbildlicher Kontext; aber auch: «Theorie der Codes und der enzyklopädischen Kompetenz, derzufolge eine Sprache [...] es erlauben müßte, ihre möglichen Aktualisierungen im Diskurs (de te fabula , Seite 15); vielleicht: «Also: ich gehe nicht in die Landschaft, ich gehe ein in die Landschaft und die Bilder, die ich aus der Landschaft ziehe, Sepia und Wasser — ich ziehe sie absichtslos, genüßlich sanft schlürfend ein und — zurück wieder in meiner Burg zieht die Landschaft durch den Schlaf.»

Ich lese anderswo, nickend:
«Horst Janssen hat in seine Blätter, in seine Blumen, seine Landschaften, seine Selbstbildnisse seine Verzweiflung hineingezeichnet, und dabei alles darangesetzt, sie aussehen zu lassen, als beschrieben sie das reinste Vergnügen, und er hat seine Vergnügungen gezeichnet mit einem dunklen Unterton, und alle Lust in seinen Zeichnungen wird umfaßt vom Trauerrand der Vergänglichkeit.»
Wieland Schmied. Horst Janssen. Ich bin nur ganz Auge, St. Gertrude 1996
 
Do, 23.09.2010 |  link | (2924) | 7 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Artiges



 







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Jean Stubenzweig motzt hier seit 5811 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 22.04.2022, 10:42



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(einemaria)
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Aus der Alten Welt
(jean stubenzweig)
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Bordeaux
(jean stubenzweig)
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Nicht mal die Hölle ist...
(einemaria)
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Ach,
(if bergher)
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Ahoi!
(jean stubenzweig)
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Yihaa, Ahoi, Sehr Erfreut.
(einemaria)
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Sechs mal sechs
(jean stubenzweig)
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Küstennebel
(if bergher)
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Stümperhafter Kolonialismus
(if bergher)
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Mir fehlen die Worte
(jean stubenzweig)
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Wer wird schon wissen,
(jean stubenzweig)
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Die Reste von Griechenland
(if bergher)
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Richtig, keine Vorhänge,
(jean stubenzweig)
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Die kleine Schwester
(prieditis)
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Inselsommer
(jean stubenzweig)
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An einem derart vom Nichts
(jean stubenzweig)
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Schosseh und Portmoneh
(if bergher)
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Mit Joseph Roth
(jean stubenzweig)
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Vielleicht
(jagothello)
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Bildchen
(jean stubenzweig)






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© (wenn nichts anders gekennzeichnet): Jean Stubenzweig





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