Alles friedlich ...

Brief in die Ferne

Teure, Schöne,
schon wieder warst Du in den USA. Es scheint Dir ja gut zu gefallen dort. Bei der Gelegenheit: Mir würde es an Erinnerung mangeln, schreibst Du. Und dann kannst Du Dich nicht an das erinnern, was ich Dir mindestens dreimal erzählt habe, da es mich jedesmal reißt, wenn ich den Begriff USA nur höre oder lese. Aber für Dich wiederhole ich es erneut. Doch zuvor möchte ich Dich zum Ende dieses Textes leiten, wo das steht, was ich Dir auch mal erzählt habe. Die «Freundin» darin wird Dir bekannt vorkommen.

Also: der Bruder meines Vaters. Aus den USA. Er und seine Dame wollten mich ja sozusagen adoptieren. Sogar mein mich liebender Erzeuger hatte sein Ja-Wort dazu gegeben. Na ja, es ging auf sein Ende zu. Aber ich hatte laut nein gerufen. Denn ich war ja zweimal ein halbes Jahr in diesem schrecklichen Kaff Miami Beach. Nur besserverrentete Ruheständler. Damals. Später hat es die Jeunesse ja entdeckt. Surfing and riding waves and life. Bei den Amis sollte ich studieren. Alles hätte ich gekriegt — was ein US-Amerikaner eben so braucht. Auto, auch 'ne Harley, zwei Garagen, dreimal Stars and Stripes ff. et cetera. Die Staatsbürgerschaft hätten sie mir dann wohl auch noch auf den Bachelor-Tisch gelegt. Proud to be an american. Selbstverständlich US. Was anderes gibt's ja auch nicht. Sie wollten ein Kind, das ich sein sollte. Ein etwas größeres, bei dem man keine Windeln mehr wechseln mußte, nicht mehr caca de bébé putzen müssen, ein wohlerzogenes in dunkelblauem und edlem Feinstrick mit weißen Strümpfen und passenden Strumpfhaltern dazu, eben so, wie sie mich in Erinnerung hatten. Sie selber hatten keine Kinder. Später hätten sie's intravenös versucht, aber zu der Zeit gab's noch keine extravaginalen Uploads. Und bunte kleine Kinderchen aus Afrika war noch nicht so in Celibritäten-Mode. Es war wohl irgendein Handel zwischen meinem Vater und den beiden. Wahrscheinlich hatte mein guter alter Grigorje es sogar gut gemeint. Aber ich wollte das eben nicht. Meine Tante war genau so eine — eben aufgetakelte Fregatte wie meine Mutter zu dieser Zeit, eher ein ausgemustertes US-amerikanisches Schlachtschiff, nein, ausgeschlachteter Missisippi-Dampfer, der kurz davor war, die high wheels abzuwerfen. Die waren sich sehr ähnlich, Tante Charlotte und die meine. Auch aus dem Elsaß. Na gut, auch das wußte ich damals noch nicht. Da hielt ich meine Mutter ja noch für eine Lorraine. Also, Charlotte, meine Mutter auf US-amerikanisch. Meine nicht eben freundliche Gesinnung dürfte in dieser Zeit wurzeln. Daran haben auch all die großartigen Menschen nichts geändert, die ich später im und auch aus dem Land kennengelernt habe. Als äußerst schwerwiegend empfand ich dabei, daß mein Onkel so ein herausgeputzter Uniformierter war.

Ein Soldat. Seit dem Krieg. Ein bißchen ziemlich das Gegenteil seines uniformhassenden Bruders. Er ist, wenn ich mich recht erinnere, 1939 in die USA ausgewandert. Wenn man das so sagen kann. Aus Palästina nämlich. Die sind mit der ganzen Familie dorthin damals. Von Rußland aus. Und es waren ja bereits vierhundertfünzigtausend Juden dort. Er ist also vorsichtshalber abgehauen. Der Konflikt, die Kriegsgefahr. Die Araber eben. Mein Vater ist ja auch rasch wieder weg. Nur eben nicht in die USA. Dieser ehemalige US-Außenminister fällt mir dabei ein. Eine höchst zweifelhafte Figur, dieser Mensch. Jude, 1938 mit den Eltern von Deutschland aus in die USA emigriert.

Viele wissen es nicht. Wenn sie im Qualitätsjournalismus nachlesen, müssen sie glauben, er sei ein Friedensengel gewesen. Und als solcher hat er ja auch lächelnd den Friedensnobelpreis entgegengenommen für den Frieden in Vietnam. Aber er hat diesen Krieg der US-Amerikaner maßgeblich mit entfacht. Nein, er hat dafür gesorgt, daß die Flammen nicht ausgehen. Er war der Kriegstreiber schlechthin. Er hat sich über die Militärs hinweggesetzt. Wohl mit allen Vollmachten ausgestattet. Er hat die Außenpolitik entscheidend — ach was, er hat sie bestimmt. Sonst hätte das ja vermutlich nicht funktioniert. Er hat, gegen die Ratschläge seiner engsten Berater — die er Freunde nannte und sie wohl deshalb abhören ließ —, den Rolling Thunder befohlen.

Weihnachten 1972: dreitausend vollgeladene Bomber gegen die Zivilbevölkerung. Alles killen, was zappelt, was sich bewegt, war wohl der Tagesbefehl. Kleinkindern haben allein die Druckwellen der Bomben die Eingeweide implodieren lassen. Rolling Thunder nennen die Vietnam-Veteranen auch ihre — wenn ich richtig informiert bin — immer noch stattfindenden Motorrad-Demonstrationen gegen diesen Krieg, in dem von drei Millionen getöteten Vietnamesen zwei Millionen Zivilisten waren. Gezielt. Mehrmals hintereinander. Aber gegen solche Bomben, auch Weihnachtsbäume genannt, helfen keine hundertfachen Rosenkränze oder Varianten aus anderen Religionen als der katholischen. Dem gegenüber standen achtundfünfzigtausend US-Soldaten, die in diesem Krieg umkamen, in dem es um nichts anderes ging als um Macht. Ein US-Bürger, von dem ich jetzt nicht mehr weiß, welche Funktion er innehatte damals, meinte, eine Begründung für solches Handeln sei einzig und allein bei Machiavelli nachzulesen. Der Harvard-Professor für politische Wissenschaften.

Falls Du, wie früher bereits, wieder fragen solltest, woher ich das alles wisse. Ich hatte es aus einer WDR-Dokumentation. Ich meine von 1999 (heute läßt sich das überall nachlesen, beispielsweise in lettre international). Also 2002, als ich Dir das erzählt hatte, war das nicht so neu, als daß der Herr Außenminister zum entsprechenden Zeitpunkt noch nicht hätte dagegen klagen können. Vor allem gegen die Bemerkung eines anderen Befragten, der meinte, nach den heutigen Kriterien — also beispielsweise wie bei dem serbischen Henker Milošević — würde unser Friedensnobelpreisträger wohl als Kriegsverbrecher angeklagt. Und er war zu dieser Oberbefehlszeit nicht mal beim Militär. Wie etwa mein Onkel, der US-amerikanische Hochglanzsoldat. Der war beim CIC. Counter Intelligence Corps-Fachleuten behilflich sein. Wie beispielsweise dem Sänger, der nicht zu den Wagnerianern auf den Grünen Hügel wollte, weil dort geschossen würde. Beirut und Bayreuth liegen aber auch sehr nahe zusammen — in US-amerikanischer Geographiekenntnis. Aber ein Spitzenopernsänger muß schließlich nicht wissen, daß in Beirut damals eher weniger Wagner gespielt wurde, nichtmal der Walkürenritt.

US-amerikanische Geographie- und Geschichtskenntnisse. Freiheit der Interpretation. Mit Schrecken denke ich an ein ins Deutsche zu übersetzendes Buch zurück, für das ich verantwortlich war und das mich mit einem Institut in Los Angeles zusammenbrachte, mit der Frau Direktorin und deren Interpretationen deutscher Geschichte. McCarthy kurz vor dem Übergang ins 21. Jahrhundert.

Wie schrieb Robert Menasse so treffend: Im Grunde bewundern alle diejenigen die Vereinigten Staaten, die noch Reste von archaischen Reaktionsweisen in sich verspüren. Er meinte damit den Grad der militärischen Aufrüstung, die militärische Gewalt. Die Anzahl der Keulen sei aber ein Steinzeitargument. Und er verweist mal eben auf einen anderen 11. September, nämlich den des Jahres 1973, als «die Amerikaner» — völlig richtig in Anführungszeichen gesetzt, weil's ja in unserem Sprachgebrauch keine anderen Amerikaner gibt —, einen demokratisch gewählten Präsidenten niederputschten. Den eines anderen Amerika eben, den von Chile. Da hatten sie Allende sozusagen ge-, na, sag ich mal, gekippt. Da war Heinrich Alfred, späterer US-Außenminister, übrigens auch federführend beteiligt. Als Allende gewählt worden war, wollte Nixon ihn gleich von der Bühne nehmen. In seinem Arsenal befand sich die großkalibrige Waffe aus dem deutschen Fürth, seinerzeit dessen Sicherheitsberater. Denn nach den Friedensabsichten für Vietnam von Nixons Vorgänger Lyndon B. Johnson kippte die Stimmung des US-amerikanischen Wahlvolkes hin zu Humphrey, Johnsons Vize. Das machte Nixons Mitarbeiter so kirre, daß sie erst einen liberalen, zu Allende stehenden General ins Abseits ließen — und dann, an besagtem 11. September 1973 eben auch Allende. Tod dem Kommunismus. Während der 11. September ohne Jahreszahl, also auf ewig, meint Manesse, als Synonym für einen Angriff auf unsere Zivilisation festgeschrieben stünde.* Wenn ich nur daran denke, meine Allerbeste, daß Du, Deine Geschwister, Deine Eltern, ihr alle bei einem Wochenendtrip zum Shopping in die USA gut hättet verhaftet worden sein können und jetzt immer noch in einem auf Cuba gelegenen US-Taule vor euch hinschmurgeln würdet wie weiland so viele zuhause. Ohne Anklage, ohne Grund. Weil ihr arabische Namen tragt. Na gut, Mister Black-People-President würde euch jetzt so langsam in die Alte Welt verschiffen lassen. Wenn die Europäer sich geeinigt haben, wohin man euch auf Halde legt. Sei froh, daß Du auf Deiner Blumeninsel hockst, Europa so weit ist.

Ich erinnere mich recht gut, was Du mir geantwortet hattest: Du trügest keinen arabischen Namen, Du hießest Risacher. Aber es stünde Dein Geburts-, Dein Mädchenname im Paß! hatte ich entgegnet. Den allein hielten die Amis vermutlich schon für eine hochgefährliche Waffe. Wer soll den sowas aussprechen? Al Arfaoui. Da bricht man sich ja die Zunge. Also ab ins Lager, zur besseren Konzentration aufs Wesentliche. Terrorismus-Prophylaxe. Aber vermutlich sähe es man Dir aufgrund Deiner eierkohlenfarbenen Augen sowie Deinem olivischen Teint sicher an, daß Du aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem elsässischen mittleren Westen kommst — alleine die blonden Strähnen ...


* Robert Menasse, in: Süddeutsche Zeitung v. 22. Mai 2002, Feuilleton, S. 13

Zwei Tage • Eine sentimentale Reise • Erzählung

 
Do, 04.06.2009 |  link | (3011) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 

Ein weites Europa

Brief aus den Kolonien

«Jeder trägt seine Heimat an der Sohle und führt an seinem Fuß die Heimat nach Marseille.» Joseph Roth


Mein so kluger und weiser Kulturjude — Deine mélange de réligions et culture sagt Dir etwas aus dem Coran, aus der 33. Sure von den Verbündeten: «Dann schlossen wir eine Allianz mit den Propheten, mit dir, mit Noah, Abraham, Moses und Jesus, dem Sohn von Maria, und wir schlossen ein festes Bündnis.» In dieser Sure spricht der Prophet in einer Sentence davon: Wenn ihr aber eure Väter nicht kennt, so laßt sie sein eure Brüder in der Religion und eure Genossen. Er war auch kein Frauenfeind, der Prophet! «Wenn ihr das Leben hier unten begehret mit seiner Pracht, so kommt. Ich werde euch versorgen und entlasse euch ehrenvoll.»*

Es erstaunt mich, daß Du so vieles nicht mehr weißt, Du nach so vielem neu fragst. Hast Du wieder Schwierigkeiten mit der Erinnerung? Das wäre sehr schlimm. So sehr haben wir gekämpft, sie zurückzuholen, Deine, unsere Vergangenheit. Aber vielleicht liegt es daran, daß ich nun selbst eine solche bin, so weit weg. Doch ich möchte nicht vergessen. Auch nicht, daß Du es tust. So erinnere ich ...

Nicht alles ist aus der Bonbonnière meines Papa. Solche Stücke hat Maman herausgesucht. Doch Papa hat zu Beginn dieser komischen Tragödie als Architekt diese Bonbonnière her- und hingestellt und sie auch geöffnet. Manchesmal hat Maman ihm vielleicht etwas zuviele dieser arabischen Hönigstücke herausgefunden und genommen. Vor allem, wenn Maman zuviele davon hat an ihre Töchter weitergegegeben. Es hat, glaube ich, oft Kampf gegeben in seinem Inneren, und er hat versucht, dieses Etui der Freiheit etwas zu verschließen. Gelungen ist es ihm nicht sehr oft. Aber — er hat immer gelächelt. Doch es war auch Maman, die hat sehr klug und weise darauf geachtet, daß es eine gute, ausgewogene Mischung bleibt. Und für uns Töchter hat es dann wirklich oft etwas weniger an Süßem gegeben. Aaron ein wenig mehr. Typisch für diese alte Bergvolkfrauen. Doch ich lebe noch. Wie Du siehst.

Ich möchte noch einmal kurz nach Armenien reisen mit Dir. Du weißt, daß in keinem Land Westeuropas so viele Armenier leben wie in France. Weißt Du auch, daß es eine Zeit gab, in der laut gerufen wurde: Chirac, du kriegst unsere Stimmen nicht mehr! Jospin, wir haben dich noch nicht gewählt? Man hat es gerufen am 24. April 2001. Der 24. April ist der Tag, den meine Maman neben dem 14. Juli feiert. Nicht feiert. Sie gedenkt. Es ist der Tag des Mordes an den Armeniern. Chirac und Jospin haben diese Rufe gehört. Es ist zwar nichts Besonders herausgekommen, aber doch immerhin ein Satz, der Gesetz geworden ist: Frankreich erkennt öffentlich an den Genozid von 1915 an den Armeniern. Sogar die deutsche Regierung hat das später unterschrieben. Es gab ziemliche Proteste von jüdischer Seite, weil der alleinige jüdische Anspruch auf den Völkermord in Gefahr war.

Es ging auch — einmal wieder — um das Geld, um den Handel zwischen Frankreich und der Türkei, um das fließende Geld. Frankreich ist, war, ich weiß nicht, ob es noch so ist, ich bin so weit weg hier, der größte Warenlieferant in die Türkei. Dann — wir als alte Angehörige der Revolution geben unseren Geist auch lieber den unterdrückten Völkern von Palästina. Und auch, die Türkei hat vielen Juden geholfen und eine traditionell gute Beziehung zu Israel. Theodor Herzl hat 1898 auf dem zweiten Kongreß der Zionisten dem osmanischen Sultan seine Loyalität versichert. Und Bernard Lazare, ein prominenter Verteidiger von Dreyfus, hat in der Zeitschrift Pro Armenia Herzl dafür sehr scharf angegriffen. Allerdings sind die Armenier heute sehr stark in Frankreich. Ich wiederhole es: Dafür verschmierten die Türken die armenischen Monumente ...

Ich habe einen Brief von Dir gefunden auf meinem Computer, darin steht: «Ich erinnere mich aber auch, daß es in dieser Proklamation sowie in dem Gesetz auch hieß, wenn es der Türkei nicht einmal gelänge, die historische Tatsache des Völkermordes an den Armeniern anzuerkennen — wie sollten da die Staaten Westeuropas auf eine Änderung der türkischen Politik in der Kurdenfrage hoffen. Damit war auch das brünftige Verlangen der Türken gemeint, Europa zu penetrieren. Ich habe nie verstanden, weshalb die mit ihrem Fitzelchen Land in Europa sich dazuzählen. Na ja. Selbstverständlich weiß ich es — Absatzmarkt Europa. Arbeitsmarkt Europa. Ach, irgendwie ist mir das auch wurscht. Sollen sie halt rein. Aber dann gehört auch Armenien und Algerien rein. Die Regierungen sind ja bereits hier. Und einen General haben wir auch da.»

Du meintest damals Mon feld-maréchal Marietta Taline Al Arfaoui née Malakian aus der Famille der Hagopian, dieses wilde Volk aus den Bergen. Mit Mohamed François Al Arfaoui. Aaron Al Arfaoui und Mirjam. Und gefragt hast Du — was machen wir mit den Saint-Louis aus dem Sénégal? Und Du hattest Dir selber geantwortet: «Der wird unser Sicherheitsminister. Seine Leistungsfähigkeit hat er ja ausreichend unter Beweis gestellt als Leibgardist des ansonsten nicht überlebensfähigen Risacher. Selbstverständlich gehört damit der Senegal auch zu Europa.» — Und angefügt hattest Du: «Du sprichst sehr viel mehr über Armenien als über arabische Problemata. Irre ich mich da?»

Es ist richtig. Wir stehen Armenien näher als Algerien. Sogar Papa haben wir hineingenommen in diese Zone am Rande von Europa. »Europa!?» hattest Du laut gefragt und ausgerufen. Erinnerst Du Dich? Auch Maman ist extrem beeinflußt von der europäischen Kultur. Ihre Familie. Es sind die Kultivierungen aller dieser Länder. Alle haben ihre Bildung aus europäischen Ländern. Die meisten haben in einem europäischen Land studiert. Auch Papa. Er hat in Aix studiert. Er ist hiergeblieben. Nach dem Militär. Algerien war ja noch französisch zu dieser Zeit. Er war in Deiner Heimat, zumindest in der von Deiner Maman. Er ist gewesen für drei Monate in Metz. Und dort war er, Du hattest es einmal genannt: «Im hohen Norden, kurz vor den Pfahlbauten der barbarischen Boches.» Aber er war dort nur für drei Monate. Dann hat man ihn verschoben nach Lyon. Danach ist er nach Marseille gegangen. Aber seine Familie — sie lebt noch immer in Algerien. Sie möchten auch nicht weggehen. Doch auch ihr Blick ist nach France gerichtet. Und um Deine Frage nach Tunesien zu beantworten: Seine Eltern sind von Tunis nach Algier gegangen, bevor es autonom wurde von Frankreich. Wenn ich nicht irre, es war 1950. Dann sie wollten nicht mehr wandern, als Algerien auch von Frankreich wegging. Doch sie sind noch immer sehr verbunden. Mit France! Und Papa mit Algerien. Es ist so. Auch wenn sie seine wunde Seele immer zudecken mit ihren armenischen Küssen, diese armenischen Frauen mit ihren Gesängen und ihren schwellenden Lippen, diese Marietta Taline und Naziza und Mirjam und Anouk und Esther. Denn auch die beiden letzten sind halbe adoptierte armenische Töchter. Da kann auch ihr Papa, dieser starke Negerhäuptling nichts dagegen ändern. Wir Frauen sind stärker. Nein. Es stimmt nicht. Papa weint manchesmal. Es ist vor allem der schlimme Zustand in seiner alten Heimat. Es war ein so schönes Land einmal, sagt er immer. Sein Herz hängt mehr daran als an Tunesien.

Wir hatten vor einiger Zeit alle eine Petition unterschrieben. Sie war gerichtet an die Regierung, weil sie schon seit vielen Jahren die algerische Politik unterstützt, die die Opposition töten will und damit große Teile der zivilen Bevölkerung. Frankreich hat eine entscheidende Rolle beim Aufbau der Kriegsmaschinerie in Algerien! Es lieferte Waffen und bildete Soldaten aus. Es gab in France eine große Discussion über Folterungen während des Freiheitskampfes, doch unsere Regierung gab ihren Segen für sehr schlimme Verletzungen der Rechte von Menschen dort in Algerien. Dafür haben wir das alle unterzeichnet. Papa hat nicht bitten müssen. Nein. Es war sogar Maman, die mit diesem Papier ankam. Maman, la combattante. Mon Général. Sie kämpft immer. Auch bei Attac. Dort übersetzt sie in das Armenische und das Arabische. Parolen des Kampfes. Und ich helfe ein wenig. Maman kämpft. Nicht nur flüchtenden Männern ...

Zurück zu Papa. — Es erstaunt mich sehr, daß Du das alles nicht mehr weißt. — Geboren ist er 1938 in Tunis. Geheiratet hat er 1960 in Marseille. Eine armenisch-persische Bergziege. Und ich bin sehr schnell gekommen. Obwohl Papa ein Musulman und Maman eine Christenfrau aus jüdischem Blut waren. Sie haben schon immer sehr gerne zugemacht ihre Augen. Wie Papa beim Schweinefleisch. Wenn man schließt die Augen und sagt, stelle dir vor, es ist ein Fisch, dann sieht Gott es nicht. Das habe ich von Dir.

Ja, wir sind — keine richtigen Araber. Europäische Araber mit armenisch-persisch-jüdischem Bergblut. Von allem ein bißchen. Aber nicht richtig ist, was Du geschrieben hast: «... schon gar nicht gottesfürchtig.» Man kann es so nicht sagen. Es hat schon immer Religion gegeben. Mehr Glauben als Religion. An einen Gott, nicht verschiedene. Und auch etwas Strenge es hat schon gegeben. Mon Dieu! In dieser Zeit. Es ist nicht wie heute! Ein Mädchen mußte gesittet sein. Und nicht nur eines des Islam. Wenn es heute wiederum auch völlig anders ist. Es ist nicht zu vergleichen. Allerdings meine ich damit nicht diejenigen, die assimiliert sind. Doch sie haben nie einen Versuch gemacht, mich zu verkuppeln, mich zu verheiraten. Diese Mischung hat uns, das glaube ich, sehr gut getan. Diese Mischung aus allen Religionen. Dieses schöne Durcheinander, wie Du es einmal genannt hast. Nachdem Maman Allah wissenschaftlich untersucht hat und Papa damit ein wenig zum Schweigen gebracht. Es hat geöffnet. Und es hat nie eine Kritik gegeben an meinem Studium. Sie haben das immer nicht nur gebilligt, sondern es auch unterstützt. Weil es mir gefallen hat, deutsche Sprache und Kultur zu lernen. Leider ist Papa krank geworden mit seine schlimme Arthritis und konnte nicht mehr gut Geld verdienen. Als er wieder gesund war, gab es keine Arbeit mehr für ihn. Dann war er eben doch ein Araber. Obwohl er eine französische Uniform getragen hatte. Und meinen Doktorhut mußte ich an die Stange hängen. Merde. — Und deshalb sitze ich jetzt auf der Blumeninsel der Europäischen Union und gewähre deutschen Touristen meine Gunst.

Sans rancune ...

* 33. Sura von den Verbündeten, in: Der Koran, Verlag Julius Kittls Nachfolger, Leipzig-M.Ostrau o. J., Seiten 416 – 419

Zwei Tage • Eine sentimentale Reise • Erzählung

 
Fr, 22.05.2009 |  link | (3940) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 

Angekommen

Paul zeigt mit der linken Hand nach vorne und beschreibt eine Biegung nach rechts. Aha. Ein Stückchen hinauf ins Städtchen und dann von oben draufschauen. Aber Fischfilmer Paul, weil er mit Fischen handelt, um damit seine Filmdokumentationen zu finanzieren, unser Vermieter, besser Verkäufer Paul wohnt direkt nebenan. Auch er bevorzugt den Blick nach Afrika. Und wenn wir nach unten gingen, konnten wir direkt hinein in unsere Quelle des Volksgesangs.

Es ist jedesmal so, wenn ich hier durchgehe. Sofort fällt mir der Film ein. Aber über Marius et Jeannette habe ich dieses Städtchen ja auch kennengelernt. Quatsch. Kennengelernt habe ich es durch diese freundliche Dame aus dem Office de Tourisme de Marseille, die mir geradezu emphatisch alles mögliche Material über l'Estaque zukommen ließ, nachdem ich auch nur einmal danach gefragt hatte. Ständig war anschließend was im Telefaxgerät oder im eMail-Postfach. Als ob ein Weibchen das Nest bauen würde, um das Männchen zu locken. Aber irgendwie war's ja letztendlich auch so. Das soll's ja geben in der Fauna. Nun geht diese freundliche Dame doch tatsächlich mit mir ein Bett anschauen, das nicht nur zum Anschauen da stehen soll.

Unsinn. Es ist ja bereits der zweite Anlauf. Denn der Vertrag war ja unterschriftsreif. Wäre es dazu gekommen, hätten wir genau diesen Weg genommen. Aber wer weiß, wozu es gut war. Es beschleicht mich — eine andere, seltsame Vernunft läßt es zu — ohnehin das Gefühl, daß das irgendwer irgendwie arrangiert hat. Es mußte wohl sein, daß ich zuvor einen auf den Kopf, in diesem Fall wohl in den Kopf bekommen mußte. Denn ob ich das vor drei, vier Jahren gepackt hätte? Offenbar eindeutig nicht. Sonst wäre ich ja wohl kaum davongelaufen. Und nun kommt mir alles so vertraut vor, als ob ich seit ewigen Zeit hier leben würde. Sicher, ich bin häufig derart voller Sehnsucht hier herumgeschlichen — die Amnesie gibt nach und nach etwas frei von den Ereignissen. Im besonderen die letzten zwei Jahre, in denen ich mich ohne Erinnerung magisch angezogen fühlte von diesem ehemaligen Fischerdorf, ich ständig versucht war, hier rauszuziehen. Irgendwie hatte meine persönliche Empfangsdame mich seinerzeit vor allem mit den Künstlern zu locken versucht, die hier ansässig waren: Braque, Cézanne, Dufy. Um nur die bekannteren zu nennen, gab man sich hier doch den Pinsel in die Hand. Sie meinte wohl, wer mit Kunst beschäftigt sei, den müsse das interessieren. Doch jemanden, der wie ich jeden halben Tag zum Bilderbetrachten verurteilt ist, wird man mit den trivialen Postkartenperspektiven und der touristischen Lyrik der Fremdenverkehrsämter wohl kaum enthusiasmieren können. Von mir aus sollen sie der Künstler und der Ab- oder Nachbildungen wegen ins Städtchen rennen. Mich interessiert allenfalls das, was all die Maler bewogen haben könnte, hier anzusiedeln. Robert Guédiguian ist das mit seinem Film vermutlich gelungen, weil er den Menschen focussierte, den diese Umgebung, diese Luft, dieses Licht, überhaupt dieses Leben nicht zur Art werden ließ. Der Maler Niele Toroni fällt mir dabei ebenfalls ein. Er hat der anderen Pariser Freundin mal einen denkwürdigen Satz in ihr Interview-Büchlein gesagt. Nicht der Betrachter mache das Kunstwerk. Denn zum Glück machten nicht die Trinker den Wein, sondern die Weinbauern mit täglicher Arbeit und jahrhundertealtem Wissen. Wenn das anders wäre, hätten wir sehr bald nichts mehr zu trinken. Sehr weise! Und Guédiguian hat dieses Alltägliche im Leben gezeigt. Das ach! so scheinbar Einfache — in seiner ganzen Komplexität. Das bißchen Liebe. Aber wie sie ein Leben eben zu verändern vermag. Und das alles in dieser zauberhaften Umgebung. In diesem Mikrokosmos eines wirklich poetischen, von mir aus poetisch verklärten oder auch verklärenden Alltags. Die reine Reinheit.

Durchaus auch ein bißchen wie bei Amélie Poulain. In deren Augen — in ihrer faszinierenden Schönheit der an meiner Seite arg heftig verwandt — zu schauen hatte ich vergangenes Jahr in Sarlat, in einem Dordogne-Kleinstadtkino das Vergnügen. Verstanden hatte ich ja wieder mal nur die Hälfte; was müssen die aber auch immer so schnell reden. Doch diese kohlrabenbraunen Boules — pardon, Madame, braun, nicht schwarz! — haben dieses Märchen von der Nähe zum Menschen mir fast im Alleingang erzählt. Der von Libération hat dabei genau so viel begriffen wie ich zu den Zeiten, als meine Gedanken noch festgemauert in der Erden der garantiert phantasiefreien Ideologie schliefen. Es sei mal wieder ein Klischeebild, das von den Franzosen geliefert würde, meinte er unter anderem. Einfaltspinsel. Manchmal täte auch anderen ein neurologischer Defekt ganz gut. Ich muß heute noch heulen vor Glück oder vor Sehnsucht, wenn ich an die Bilder denke, in denen Jean-Pierre Jeunet und sein Drehbuchautor Guillaume Laurant dieses Zauberwesen Audrey Tautou durch das Paris des zehnten und achtzehnten Arrondissements haben hüpfen lassen. Und zu lachen gab's auch nicht eben wenig. Geschmunzelt habe ich fortwährend. Wenigstens der deutsche Spiegel-Autor schien aus den Polit-Kitsch-Windeln herausgewachsen zu sein. Er hatte das begriffen: «Ein gigantischer Glückskeks — süß und süchtig machend.» L'art pour l'art! Im besten Sinne. Kunst kommt von Kunst und ist nur für sie bestimmt. Ohne Botschaft. Das war schon wie ein prächtiger Landwein aus dem Süden. Nein. Das war Chabert de Barbera von 1983, vin doux naturel du Maury, «süß und süchtig machend» eben! Getrunken im abendlichen Vierzig-Grad-Sommer im Marché du vin am Cours Palmarole in Pérpignan. Aber mit Naziza und ihrem Süßen, ihrem Papa. Audrey Tautou auch mit dabei. Gerne. Und meine der politischen Reflexionsunfähigkeit nicht gerade verdächtigen Freunde aus dem Périgord, die den Film zum zweiten oder gar dritten Mal gesehen haben. Gemeinsam mit mir. Und, natürlich, Marius und Jeannette sind auch mit dabei und Robert Guédiguian und seine zauberhafte Jeannette Ariane Ascaride. Noch eine meiner (vielen) heimlichen Lieben. Er hat sie wohl deshalb vor vielen Jahren vorsichtshalber geheiratet. Unsere neuen Nachbarn.

Wir trinken alle diesen süßen Wein. Nicht den — nochmal Toroni — dieser Franzosen, die sämtliche Bücher über den Wein gelesen haben, aber wenn sie drei Gläser trinken, haben sie Magenschmerzen. Eintauchen. Einfach nur tun. Nicht immer erstmal denken und dann tun. Die Gedanken kommen von alleine. Diese Erfahrung habe ich ja nun ein paar Jahrzehntchen inhaliert. Es reicht. Jetzt mag ich lieber Wein machen. Na ja. Zumindest dabei zuschauen. Und dabei an die Genüsse denken, die er verursacht. Das sind erträgliche Gedanken. Obwohl? Die Gattin hat ja was von einem kleinen Weingarten erzählt. Vielleicht kann ich ja tatsächlich ein bißchen machen. Meine Lust, ein wenig in der Scholle herumzuwühlen, ist ja seit der Stunde Null, seit meiner Neu- oder überhaupt Geburt enorm gewachsen. Früher hätte mich nichts und niemand dazu gebracht, eine Erdkrume auch nur anzuschauen, geschweige denn anzufassen; sogar vor Würmern schrecke ich nicht mehr zurück. Heute begrüße ich am Morgen meine — selbstgezogenen! — Pflanzen. Das werde ich hier in besonderem Maße fortsetzen! Und vielleicht würde der Mann, der diesen kleinen Weinberg gekauft hat und der zugleich mein Schwiegervater zu sein scheint, nach einer Rückholaktion aus dem unfreiwilligen Perpignan ja mit mir dorthin gehen und mir ein bißchen was darüber erzählen. Ich würde mich sogar etwas bücken. Obwohl das nicht unbedingt meine Stärke ist. Eine ganze Generation zivilisationsmüder akademischer Besserverdiender träumt vom Weinbau. Und ich werde es möglicherweise gar tun? Aber keine Bücher lesen und Magenschmerzen kriegen. Dann muß ich den Wein eben alleine trinken; das tun die stillen Winzer ohnehin. Ich lese ja auch keine Computerbücher. Von ihnen bekommt man Kopfschmerzen, und sie halten einen vom Tun ab. Tun? So lange ist es noch nicht her, daß ich vom Nichtstun schwärmte.

Ich sehe, wie meine Beschützerin neben mir hergeht, den Kopf etwas gekünstelt leicht nach vorne in Richtung des meinen schiebt und ein wenig grinst. Wie vor vier Jahren. Ich bin angekommen.


Es sei nicht verschwiegen: Das da oben entstammt größtenteils einem Manuskript für ein schrecklich dickes Buch und ist hierfür nachbearbeitet. Verschwiegen sei ebenso nicht, daß die geradezu ungeheuerlich romantische — la vie est un roman —Schilderung zweier Tage des Rückblicks (mit diesem Anfang), obwohl fast fertig gesetzt, zurückgezogen wurde, da die sentimentale Reise deux jours dann doch eine andere Richtung nahm; es gibt Menschen, die sowas Realität nennen. Verschwiegen sei die Richtung dieser anderen Wirklichkeit — die allerdings manchmal abstrusere Phantasien entwickelt, als der Créateur des Traums dazu in der Lage wäre.

Keine der hier verlinkten Abbildungen steht in einem unmittelbaren Bezug zur Geschichte, zumindest nicht der hier erzählten; und wenn doch, dann wäre es Zufall.

Zwei Tage • Eine sentimentale Reise • Erzählung

 
Di, 19.05.2009 |  link | (2963) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 

Ankunft l'Estaque

Ich steige aus aus dem Entenfluggerät. Direkt vor der Tür haben wir einen Parkplatz gefunden. Na gut, die Uhrzeit. In einer Stunde wird's hier anders aussehen, wenn alles angerollt kommt und in die Läden geschoben wird, was die Lüstlinge von l'Estaque so in ihre Körper hineinzuschieben und zu -gießen gedenken. Auch gibt es einige, die beispielsweise vom sechsten Arrondissement hier rausfahren, um einzukaufen. Tatsächlich ist das Café bereits geöffnet. Nichtmal die Tür ist geschlossen, obwohl es doch sehr frisch ist an diesem dieses Jahr im Mai eher märzischen mittleren Meer. Es befinden sich sogar schon einige Leute darin. Einer weicht im Äußeren ein wenig von den anderen etwa fünf oder sechs Männern ab, unter ihnen zwei oder drei Frauen. Ein angenehmes Gesicht. Doch auch das ist hier keine Seltenheit. Die heterogene Freundlichkeit dieses Städtchens ist legendär. Dennoch kommt mir dieses Gesicht irgendwie bekannt vor. Was soll's. Ich bin so oft hiergewesen. Dann ist das keine Geisterscheinung, sondern nur normal. Der mir bekannte Wirt — er hat die kleine, sehr schlicht resopalveredelte Bar wohl von den Eltern übernommen — schaut wie immer unbeteiligt sympathisch oder sympathisch unbeteiligt. Man kann's drehen, wie man will. Mit solchen Menschen kommt bei mir immer Wohlwollen heraus. Gerade mal, daß er mich wahrgenommen hat. Aber er hat. Er nickt. Wir beide stellen uns nebeneinander an den Tresen. Uns gegenüber stellt der angenehm ruhige Enddreißiger, na, vielleicht hat er auch schon die Vierzig erreicht, eine Flasche hinter die Theke und schickt sich an, sie zu öffnen.

Also weißt du, eröffne ich meiner göttlichen Nachbarschaft, du scheinst recht zu haben — die fangen aber tatsächlich früh an mit dem Nektar hier. Und dann gleich Champagner. Vielleicht gäbe es einen Anlaß, entgegnet sie mir mit einer Lapidarität, die jedoch offensichtlich ein zumindest kleines Geheimnis nicht verbergen will. Der Thekier dreht sich um und geht zu seinem CD-Spieler. Offenbar beabsichtigt er, mit diesem Gerät zu musizieren. Ich will aufbegehren, gehe ich doch in dieses Café unter anderem deshalb, weil es ansonsten darin garantiert kein Musik genanntes Gedudel gibt, doch da donnert es auch schon los. Ach du meine Güte — die Marseillaise. Es scheint wirklich was los zu sein hier. Nun, an örtliche Gegebenheiten werde ich mich anzupassen haben. Ist ja sowieso pausenlos Krach in der Stadt. Nix zweiundzwanzig oder meinetwegen auch dreiundzwanzig Uhr Hochklappen der Bürgersteige wie in München. Am Cours Belsunce spielen die Kinder bis morgens um drei Fußball gegen das Gittertor des Centre Bourse, an dem das Hotel dranhängt, in das meine persönliche Tourismus-Dame mich irgendwann übersiedelt hatte, weil sie meinte, daß ich in ein solches Etablissement nicht hineinpasse, in dem überwiegend Grand Cru trinkende, very british wirken wollende deutsche Halstuchträger nächtigten. Nun gut, darin hatte ich lediglich ein Blick über den Alten Hafen, im neuen Quartier konnte ich bis nach Afrika schauen, da meine Dame der Réception für mich grundsätzlich die oberste Etage befohlen hatte. Aber kurz nach der Balltreterei kommt der Chauffeur der Straßenkehrmaschine. Man gewöhnt sich daran. Aber er hier läßt's schon arg dröhnen. Auf einmal singen alle mit. Sehr, sehr laut. Ich stehe unwillkürlich und unwillentlich patriotisch stramm. Und drehe mich um. Da steht der Männerchor mit Frauen und schaut mich beim Grölen grinsend an.

Allons enfants de la Patrie,
Le jour de gloire est arrivé!
Contre nous de la tyrannie,
L'étendard sanglant est levé!
L'étendard sanglant est levé!
Entendez-vous dans les campagnes
Mugir ces féroces soldats?
Ils viennent jusque dans nos bras
Egorger nos fils et nos compagnes!
Aux armes, citoyens!
Formez vos bataillons!
Marchons! marchons!
Qu'un sang impur
Abreuve nos sillons!


Alles hat ein Ende. Auch die erste Strophe samt Refrain des Kampfliedes, das die Truppen von Marseille 1792 beim Marsch auf Paris sangen. Jetzt lächelt meine Dame mindestens so breit, wie dieser Volkschor steht. Es kracht. Es war jedoch kein Schuß, das war der Champagner. Jetzt spricht der Chor auch noch.

Le jour de gloire est arrivé ! Bienvenue dans la mère-patrie du foot !

Ich muß heftig lachen. Und dann heulen. Dann beides zusammen oder abwechselnd. Sie befinden sich immer noch im Vollrausch glorreicher Siege. Wenn's sonst keine Kolonialisierung mehr gibt, dann eben der Fußball. Obwohl: «Auch wenn England als das Mutterland des Fussballs gilt, gab es auch schon in Frankreich ...» Trotzdem wird mir ganz anders. Nicht, weil ich ein Anhänger dieses Spiels wäre. Sondern dieses Empfangs wegen. Jetzt seh ich durch meinen Heulschleier, daß da oben auch noch Transparent hängt mit dieser Begrüßungsrede. Ich flüchte mich in in die Halsbeuge meiner Mutterfigur der Internationale. Nun fließt alles Wasser aus mir heraus — auf sie. Aber wie. Sie hält mich im Arm, als ob der Nachwuchs bereits angekommen wäre. So klein fühle ich mich aber auch. Kaum, daß ich mich aus der schützenden Behausung herauswage. Ich spüre, daß sie nichts dagegenhätte. Doch ich ziere mich sehr. Muß man mich derart heulen sehen?

«Didier. Komm heraus aus mir. Hier freuen sich die Menschen, wenn man weint — vor Glück. Deinetwegen ist man sehr, sehr früh aufgestanden. Didier — hast du das verstanden?! Um dich in deiner Heimat zu begrüßen!»

Langsam entwirre ich mich aus meiner zarten Fluchtburg. In Distanz zu mir steht dieser sich etwas von den anderen unterscheidende Herr. Naziza schnieft ein wenig, nickt, lächelt und dreht sich um. Sie nimmt drei gefüllte hochstielige Gläser mit Champagner, reicht eines mir und eines unserem Gegenüber, das nun herantritt. «Didier — ich glaube, du kennst ihn? Unser Freund Paul.»

Ich hebe erstmal mein Glas, proste allen zu und bedanke mich. Naziza ist mit unserem Freund ein Stückchen unterwegs. Wahrscheinlich heckt sie das nächste Ding aus. Solange es weiterhin derart Angenehmes ist, soll es mir wahrhaftig lieb sein. Und tatsächlich, je länger ich ihn so anschaue, um so genauer beginne ich mich zu erinnern. Dann habe ich das Bild vor Augen, das uns beide in der Wohnung zeigt, die wir uns angeschaut hatten, die unser junges Glück ummanteln sollte. Genau — dieser Mann hatte uns damals einen geradezu unglaublich guten Vertrag gemacht. Das war kurz vor meiner Flucht vor einem Heimathafen, die nach fast vier Jahren offensichtlich jetzt hier enden sollte. Mit einem Mal erinnere ich mich, daß er gesagt hatte, ihm sei es lieber, gute und zufriedene Mieter zu haben. Letztlich profitiere er davon, weil sie sehr viel sorgsamer damit umgingen. Werterhaltungsmaßnahmen durch Behutsamkeit im Umgang mit Menschen. Solche Weisheiten haben sich noch nicht unbedingt herumgesprochen. Doch nun gehört ihm die Wohnung nicht mehr. Er hat sie verkauft. Und noch ein paar Zimmer mehr. Er hat alles meiner Hafenmeisterin verkauft. Na ja. Es gehört ihm schon noch. Solange es noch nicht abbezahlt ist. Doch das werden wir ja wohl auch noch hinkriegen. Zwei Jahrzehnte lang habe ich von so etwas geträumt. Bis ich nicht mehr wollte. Weil ich überhaupt keinen Besitz mehr wollte. Weil er einen nur festnagelt. Und vor diesem Kreuz bin ich wohl auch geflüchtet. Aber nun bin ich doch festgenagelt. Allerdings möchte nicht behaupten, daß mir deshalb die Tränen kämen. Es sei denn, es wären die schrecklich glitschigen des glücklich Angekommenen.


Ich beuge mich den ungeschriebenen Blog-Gesetzen gegen elektrische Bleiwüsten und setze diese unglaubwürdige Geschichte morgen fort. Oder übermorgen.

Auch hier gilt: Keine der Abbildungen steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Geschichte, jedenfalls nicht zur hier erzählten.

Zwei Tage • Eine sentimentale Reise • Erzählung

 
Mo, 18.05.2009 |  link | (2236) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 

Flieg, Abstraktum

Brief aus den Kolonien

Mon bien-aimé,
manchmal glaube ich, je weiter wir im Raum voneinander getrennt sind, um so mehr sind wir es auch in unserem Geist. Beharrlich kehrst Du zurück in Deine Reine Vernunft, die ich entfernt sah aus Dir. Auch wirst Du wieder dieser Sarkast, diese Krankheit, die ein solcher Beruf mit sich brachte? Aber der bist Du nicht mehr. Das wolltest Du aber auch lange zuvor schon nicht mehr sein! Das macht mich wirr.

«Und einmal für das Jahr die schönste Zeit ...», das habe ich geschrieben: es meint vieler Menschen beliebteste Tätigkeit: Urlaub. Aufklärung? Dann gibt er Ruhe nämlich. Und die Politiker haben ihre. Das sind Deine Worte, ich habe Dich lediglich zitiert. Doch ich verstehe es auch. Wer immer gehen mußte in eine Fabrik wie ein Tourismusbüro, wie ich früher, an ein solches Fließband der Tristesse, der darf einmal in einem Jahr sich freuen auf eine andere Zeit. Dann lernt man es: sich in Einheit verbrennen lassen Geist und Körper. Man will auch keinen Inhalt, nur Bronzage. Man will nicht wissen, daß ein Ornament wie ein Tatoo ist das Bild einer Information. Man will es als Dekoration. Für die Krönung des dicken Hinterteils. Darum herum und tief hinein maschinelle Bräunung durch Natur. Wer kennt es besser als ich?

Wieder schreibst Du wie voll Wut gegen alles. Ich weiß es doch, mir mußt Du das nicht schreiben: Auch das sinnentleerte Ornament: die schlimmen Protestanten mit ihren nicht vorhandenen Vorhängen! Diese sind auch nur Färbung. Sie haben sich von ihrem calvistinischen Gott ihren Kopf austrocknen lassen — weil sie diese Merde in sich nicht sehen wollen, vielleicht wirklich nicht können. Sie glauben, jeder darf hineinsehen in ihre Häuser, in ihr Inneres. Sie irren nicht, wenn sie sagen, es ist keine Sünde in ihnen. Es ist nämlich gar nichts in ihnen. Doch: Merde aus Lüge. Oder auch ein Buch. Eines! Nicht mehr als eines: das Testament von irgendwoher stammenden Geboten. Es ist ihre Reinheit. Es ist eine deutsche, nein, deutschsprachige Scheiße, von der ihnen der Franzose Calvin gesagt hat, daß es das nicht geben darf in ihnen, das Böse. Und sie glauben es, das Gute. Wie diese Musulmans, die nur dieses eine Wort gelten lassen. Ihr Wort. Dieses Wort ist Behältnis für Unfreiheit. Und deshalb ist es eben auch Kitsch. Weil sie nicht lesen können. Weil die Lüge damit verdeckt ist. Kundera. Ah! Was sage ich?! Ich weiß es doch. Schon seit langem sind es nicht mehr nur Deine Worte, es sind auch meine, wir haben sie ineinandergefügt, haben sie vereint, und schöne Bastarde aus Orient und Okzident waren daraus geworden. Vor allem eines. Doch nun?

Ja, Hegel. Auch das weiß ich. Wenn er auch gemeint hat, das Sinnliche sei zu unterwerfen. Gut. Er hat die Romantik nicht gemocht. Auch seine Bestrafung der Metaphysik. Er hat damit gemeint: Flucht vor der Welt, eine Idealisation ohne Realität, nur Schweben. Dieses ist auch Industrie, die verkauft: Metaphysik als Dekoration. Nicht Metaphysik als Sprache, als eine Möglichkeit, Inhalte zu bewegen. Das ist auch nicht das, was ich mit der Romantik genießen will. Eine kraftlose Schönheit hat er sie genannt. Das sehe ich nicht so. Es gibt in ihr diese Verbindung von Kraft und Schönheit. Auch wenn sie vielleicht nur scheint, wie das heute der Fall ist. Mir aber ist sie vorhanden, präsent, da ich nicht nur ihre Hülle kenne. Abwesende Dinge als gegenwärtig. «Schein als Wirklichkeit, beide täuschen», schreibt Lessing in Laokoon, «und beider Täuschung gefällt.» Gut, bei ihm ist eine andere Zeit. Jedoch, ich lebe in dieser Zeit. Sie ist zeitlos, diese Zeit. Ich habe eine Seele, und diese hat ihre Wurzeln im zeitlosen Ocean dieses Gefühls, das keine Zeit kennt. Du hast mir sehr viel erzählt von Tucholsky, und ich habe verstanden, daß dieses alles, was er geschrieben hat, auch heute exact so sehen ist, immer wieder lese ich ihn, und ich habe Dich verstanden, daß dieses alles, was er geschrieben hat, auch heute exact so zu sehen ist: nahezu zeitlos. Ich lese es so. Lessing, war er ein früher Tucholsky vielleicht? Dazwischen noch andere? Es ist bekannt, wie hast Du es genannt: ätzend, in unserer Sprache caustique —, es war caustique, wie er Winckelmann hat seziert, diesen Priester des Idealismus, des Etuis, der zwar konvertiert ist nach dem Katholizimus, jedoch immer ein protestantischer Pastor geblieben war. Und es ist eine große Wonne, diese Subtilität, dieser Esprit. Aber dennoch: Tucholsky — war er ein Romantiker? Ich werde es herausfinden. Jedoch ich bin im voraus sicher, daß er es war. Er hat nicht gehofft, er hat sich gesehnt. Deine Worte. Wir kennen diesen Lessing, der Nathan der Weise, der Nathan le Sage ist, der versöhnen will, alle miteinander. Wie Tucholsky uns beide, uns alle, die voneinander getrennt waren und sind. Wir können auch heute eine Verbindung schaffen zwischen einem Leben von Tatsachen und unserem Traum. Diese Grenzen aufheben.

Reine Vernunft! Es ist wie reine Rasse. Lebensborn. Du hattest mir von diesem Schrecken erzählt. Born? Brunnen? Vielleicht um darin ertränkt zu werden — debile werden durch reine Rasse. Merde! Hegel hat geschrieben: Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig. Meine Wirklichkeit ist nicht so vernünftig. Sie hat die Universität vor langem verlassen, hat zu lernen begonnen im Leben. Die Diskussion über eine Interpretation bis heute oder nicht, sie ist mir egal! Ich lese es so, wie es für mich geschrieben steht. Doch mehr Präzision? Es ist möglich: «Was zwischen Vernunft als selbstbewußtem Geist und der Vernunft als vorhandener Wirklichkeit liegt, was jene Vernunft von dieser unterscheidet und in ihr nicht die Befriedigung finden läßt, ist die Fessel irgend eines Abstraktums, das nicht zum Begriffe befreit ist.» Gut, dann lasse ich es eben fliegen, dieses Abstraktum. Doch diese ist auch eine schöne Sentence — von vielen! — aus seiner Vorrede zur Philosophie des Rechtes: «Die Vernunft als die Rose im Kreuze der Gegenwart zu erkennen und damit sich dieser zu erfreuen.» Et cetera. Ohne Ende. Es ist auch gut.

Hegel ist nicht mein Gott. Oder irgendein anderer. Diese Götter mag ich nicht. Ich mag gar nicht Götter. — Doch, Cupidon. — Nur die mißverstandene Religion kann uns von dem Schönen entfernen. Lessing, vielleicht so. Mein Gott ist in mir. Ich benötige keine Religion. Dieser Gott einer Schönheit, wie wir sie verstehen. Er ist mein Relais, er kann es sein, meine Station zwischen meinen Füßen auf der Erde, auch zwischen Traum und Wirklichkeit. Wir beide waren uns in dieser Beziehung immer einig! Kant und dieser Dualismus! Bergson hat hierzu von dieser sehr scharfen Unterscheidung zwischen der Materie der Erkenntnis und ihrer Form, zwischen dem Homogenen und dem Heterogenen geschrieben. Er ist mit schuld an viel Verzweiflung. Es macht mir Probleme, wie ein Mensch, der auf Dauer bleibt an einem Ort, der nicht reist, unter Menschen geht, unter andere, die nicht zu seinem Haus gehören — es muß nicht sein die ganze Welt, jedoch ein wenig soll es sein. Nehme dieses — deutsche — Beispiel Jean Paul. Er ist immer gereist ...

Ich reise nun zur Arbeit. Zu meinen Freunden, den Büchern.

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Di, 05.05.2009 |  link | (1581) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 

Mannequin Vernunft

Brief aus den Kolonien

Mon bien-aimé,
ich komme aus der Natur, einem Wasser mit vierundzwanzig Grad Wärme, und lese Dich, fragend ausrufend: «Wer?! Wo?! Natur?!» Ich hatte Dir doch geschrieben: «Auch wenn unsere Felder auseinanderliegen — wir sind sie, Deine Natur ...»

Wie oft haben wir darüber gesprochen! — Dieser Glaube an diese sogenannte reine Vernunft! Ich bin weg mit meinem Geist von Descartes, diesem Herrn über Natur, bin vielleicht mehr hinbewegt zu Pascal. Ja, auch eine Musulmane darf zu ihm hin, wenn ihr wie uns der Schleier der Unfreiheit abgenommen wurde. Ich bin mehr bei ihm, bei dieser Art von einem «Naturwissenschafter»: Geist und Herz sind Türen, durch die empfangen werden die Wahrheiten der Seele. Oder, eine sehr viel spätere Zeit, jedoch gültig, für mich: Henri Bergson. Muß ich es nun sein, die Dir erläutert, daß diese Vernunft ohne Gefühl einen Menschen krank macht. Ich meine nicht ein Gefühl, das für bestimmte Denker nichts ist als eine chemische Verbindung, die das Denken zusammenfaßt. Das ist etwas für Gehirnwissenschafter. Oder für Biologen eben. Dieses Gefühl, von dem ich spreche, ist eines des laisser-faire. Es ist nicht herausgelöst aus einem Körper. Es ist in uns. Bergson weist es nach. Lasse diese reden, die sagen, es gibt es nicht. Du sollst das leben, was Du empfindest. Auch wenn über Deinem Kopf jemand ruft, es sei nicht vernünftig. Pascal hat geschrieben: «Descartes überflüssig und unschlüssig». Bergson meinte: «... ein böser Geist von noch größerer Macht als der böse Geist Descartes'». Ouf! Genau — diese Abstraction. Diese Sculptur von reiner Vernunft! Sie ist eine Schönheit wie eine Ankleidepuppe auf dem Laufsteg — sie hat kein Blut. Wir, Du und ich, wir lieben die Mélange, das Durcheinander. Es ist egal, ob ein Mensch ein ganzes Leben lang immer nur herumgeht in einem einzigen Quartier wie Kant in seinem trou perdu Königsberg ...

Sehr böse bist Du geworden in Deinem letzten Brief, ich hätte Kant als Schreibtischtäter bezeichnet. Er habe doch «ein bißchen was zuwegegedacht». Er hat gedacht. Es ist richtig. Ich will das nicht kleiner machen. Er — und andere, zum Beispiel unsere Encyclopédistes — haben Großes gedacht. Ich will keinen Zweifel daran lassen, daß sie alle dieses siècle des lumières geschaffen haben. Sicher, diese Philosophen der Aufklärung haben uns alle dorthin bewegt, wo wir heute gehen. Doch Kant war nur Physik, er war immer irgendwie Newton. Ästhetik und das Organische der Seele, sie galten ihm als eine Nebensache, weil sie waren nur unsachlicher Ausblick. Er hat Bewußtsein und äußere Wahrnehmung getrennt voneinander. Er hat es genau getrennt oder scharf getrennt. Ein Einzelner hatte es sehr schwer. Fichte — und eben in Folge Schelling und eben Goethe — den Du nicht magst, weil Du «eitle Höflinge» nicht magst — , Schelling hat seinen Lehrer Fichte — gegen Kant — weiterentwickelt — die Natur als ein großer belebter Organismus, Du nanntest ihn einmal «beseelt», eine sehr schöne Metapher. Aber weshalb erzähle ich das alles Dir?! Du weißt es doch. Ich weiß auch nicht, weshalb wir hier eine Diskussion führen. So oft waren wir einig über die Bedeutung von: Die Philosophie entspringt erst aus der Dichtung und wird dann auch wieder Dichtung. Wir haben nie gestritten darüber, daß Romantik trotz alledem nie christlich-religiös zu definieren ist. Puh! Und jetzt kommst Du mit Kant und seinem Dualismus. Er, der für alles benötigt ein Etikett. Er, der auf den Menschen geklebt hat: Unmündig durch eigene Schuld ... Prompt folgt Dein Protest: «Unmündig meint, nicht selber denken zu wollen oder zu können.»

Aber ich muß fragen: Ist daran ist der Mensch selbst schuld? Ist er nicht Knecht gewesen von anderen Menschen, von gottgesandten Menschen, in Europa von Christen? Dann wieder Du: «Deshalb sprach Kant ja von Aufklärung. In diesem Zusammenhang.» Und ich muß dagegenfragen: Um wieder zu einem neuen Dualismus zu kommen? Das ist gut, weil es vernünftig ist. Das ist schlecht, weil nicht reine Vernunft. Was bleibt einem Menschen dann noch, das er denken kann? Oder Descartes. Oder — wer immer. Und auch: Alle zusammen sie haben gesehen die Frauen als Schmuck an ihrer Seite. Dieses nebenbei. Und dann schimpfst Du gegen mich: «So'n alter, nebenfeministischer Hut. Außerdem bist Du kerzengerade von der Frühromantik in die Hochromantik und wieder zurück gerauscht.» Das ist mir egal! Ich wollte auch nicht nur einen Austausch mit Dir über Romanismus oder Romantik! Doch ich meine, der Rationalismus, zum Beispiel der Dualismus der Vernunft von Kant, diese Abwehr gegen Phänomene, gegen eine Kraft der Imanigation, gegen einen nicht geordneten Traum, überhaupt den Traum. Er hat mit eine große Last auf uns geladen. Warum kommst Du in diesem Zusammenhang nicht mit Hegel? Hegel und seine Philosophie der Freiheit! Freiheit als ein weit oben stehendes Recht. Er hat das Recht des Ich in eine Gesellschaft integriert. Jedoch keinen Absolutismus von Selbstbewußtsein! Nicht nur das Ich! Das Leben: «eine alle einzelnen Systeme der Natur übergreifende Bestimmung»! Und er hat dem Wissen große Bedeutung gegeben, diesen auch heute gerne von vielen Politikern gezielt falsch gebrauchten Unsinn unter sein Messer gelegt: Volkes Meinung. Wie Du es auch immer sagst — ohne Wissen keine Möglichkeit der Reflexion. Gut, er hat das Wort Reflexion nicht geschätzt. Heute haben wir etwas mehr Wissen. Heute er würde es mögen. Ich hoffe es. Ah! Nun schreibe ich Unsinn. Denn das Volk ist genauso dumm wie damals. Es will gar nichts wissen. Es will das, wie ich es einmal bei Dir gelesen habe: ein neues Automobil und einen zweiten Kühlschrank und einen dritten Staubsauger und einmal für das Jahr die schönste Zeit ...

Ich gehe jetzt faire du shopping, mir ist das ganze Jahr die schönste Zeit ...

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Fr, 01.05.2009 |  link | (1950) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 

Ich werde gedacht

Brief aus den Kolonien

Mon bien-aimé,
ich habe einen Ausflug gemacht nach Louisiana, das Geschenk einer Dame, die ein Haus hat bei uns, gelegen am Wasser von Fort-de-France, und auch ein flinkes Fluggerät besitzt, das sie benutzt wie andere ihr Automobil, um in ihr Haus nach Baton Rouge zu kommen. Man spricht nicht mehr Französisch dort, obwohl es naheliegender wäre, wurde es doch besiedelt und nicht erobert wie die Insel hier. Aber ich habe dort Kunst gesehen, bei meiner Gastgeberin. Und Kunst ist Esperanto. Sie hat mich an uns erinnert, an unsere Gespräche. Er ist ein spanischer Maler, nein, dort hat er gelebt wie in vielen anderen Ländern, auch in Paris, das auch ein eigenes Land ist, er stammt aus Uruguay, wie die Familie, die mich eingeladen hat und die ich seit Paris kenne, wo sie ebenfalls immobilisiert ist. Selbstverständlich kennst Du ihn: er heißt Joaquín Torres-García. Er ist geboren wie Dein Papa, so gegen 1875. Sie hat mich seltsam angerührt, diese Mischung aus Construction und Chiffre. Es ist immer ein Versuch — ein Zeichen dieser Zeit —, diese Organik zu greifen, zu fassen. Es in eine feste Ordnung zu geben. Und dabei bin ich in Gedanken gestoßen auf Nietzsche. Aber ich höre Dich zuvor bereits reden:

Dieser Maler war einer, der sich hat wie viele dieser Zeit mit großer Euphorie aufgeschwungen hin zur neuen Welt-Ordnung ...

Diese «einfühlsame» Ordnung — aber alles muß eine Form haben. Doch sein Wesen aus Lateinamerika hat nach meiner Meinung immer ein Korrektiv der reinen Ordnung gegeben — Vernunft. Bei Nietzsche habe ich gelesen, in Menschliches, Allzumenschliches, eine Note: Ursprünge des Geschmacks an Kunstwerken. Daß es ihn gibt, diesen Kult der Symmetrie. Nun, wenn er ist satt davon, der Mensch, sucht er — höre ! — Vernunft in einer scheinbaren Unvernunft. Ich sehe es so. Nietzsche schreibt von einem ästhetischen Rätselraten. Er meint, daß nach einer Übersättigung durch die Symmetrie ergo Vernunft vulgo Regel der Mensch auch sucht in der Verborgenheit des Nichtwissens, in der Vermutung, in einer Ahnung. Vielleicht wie die Maya als die Nichtwissenden, vielleicht auch das Sanskrit-Maya im Veda — als eine Illusion. Ja, Schopenhauer singt hier mit, Du hast es oft erwähnt. Diese Veda, die hineingebracht worden ist von indogermanischen Immigranten! Zweitausend Jahre vor dem großen, heiligen Jesus Christ!

Ich meine nicht diesen trivialen okzidentalen Humanismus von einem Glauben an das Wahre und Gute in den Menschen. Auch nicht diese scheinbaren Geheimnisse, die man sich seit langem bemüht, als Esoterik auf einem Markt zu verkaufen. Diese andere Vernunft liegt nach meiner Meinung in einer Welt des Gefühls. Es ist eine Welt der Naturvölker. Torres García greift — ich glaube, seine Mutter war eine Indio — zurück auf eine Sprache des Fühlens. Ich habe es gespürt in diesen Bildern. Und ich ahne, daß Nietzsche es so gemeint hat. Es ist dies eben die andere, die verborgene Seite dieser Vernunft. Worüber wir einmal gesprochen haben — diese andere Vernunft. Eine andere Vernunft als diese, die wir so sehr Gebildete aus einer zivilisierten Welt haben geschaffen, wir Abonennten und Leser einer Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, wir Kinder von Diderot, wir französisch Aufgeklärten und die Welt Aufklärenden. Es ist quasi — die Rückseite der Medaille.

Ich komme darauf, weil in Deinem letzten Brief zu lesen ist: «Aber mein Gefühl denkt nicht!» Hast Du Dich so verändert? Du widersprichst Dir gegenüber früher. Doch! — Es denkt Dich. Es ist noch nicht solange her, daß Du anders gesprochen hast. Non, Du bist nicht alleine der einsame große Geist! Nicht diese reine Vernunft von Descartes, die den Menschen hat total wirr gemacht mit seiner Aussage, es liege alles in Zahlen. Es liegt alles außerhalb eines Körpers, hat er gesagt. Dieser Dualismus! Hier Körper, dort Geist — res extensa, res cogitans. Dieser dumme Kopf mit seinem Kopf ohne Körper! Ich weiß, andere sehen es anders, aber ich betrachte es so. Und er hat fest geglaubt an Gott. Alles ist geschaffen von einem Gott, selbstverständlich einem der Christen. Aber — wer hat es nicht getan in dieser Zeit in Europa? Also muß er gedacht haben, wie Rimbaud es gesagt hat: Ich werde gedacht. Von meinem Gott. Oder wie sonst? Ich meine vorwiegend diesen schrecklichen Zwang, immer alles ordnen zu müssen in Kategorien, meistens in zwei, wobei aus diesem Filter immer ein Gut und ein Böse heraustropft als Nektar für das Volk. Anderes sieht es nicht, will es nicht sehen, so will es aufgeklärt werden, wie früher aus der Bibel der Armen. Ich meine, Du bist der große Geist, wenn Du Dich freimachst davon! Wir waren darin so oft geeint in unserer Meinung. So oft hast Du mit Rimbaud gesprochen, mit Baudelaire, mit Novalis und vielen anderen großen Geistern. Didier — wo ist der Connaiseur l'romantisme, le Flâneur d'romantique? Was ist das für ein schrecklicher Kampf, den Du kämpfst — gegen Dich! Ich habe gedacht, es ist vorbei!

Du wirst Deiner Tochter nicht einmal erzählen wollen, ein großer, ein guter Mensch kann nur so werden, weil er den ganzen Tag nichts anderes tut als alles gegeneinander abwägen. Wo ist der Romantiker? Der Poet? Sa vie est un vrai roman? Puh! Didier, komme zurück zu Dir. Wo ist mein Träumer? Mon rêveur! Unsere Tochter! Sie ist herauskommen aus mir, während ich unter einem Olivenbaum lag, den wir vor zweitausendsechshundert Jahren in die Calanques der Île Ratonneau gepflanzt haben, und Du meine Hand hieltest und wir wußten, daß unsere Tochter deshalb eine Göttin wird. Weil ihr Papa sich das so sehnlich gewünscht hat und weil er neben seiner Göttin noch eine hinzu benötigt. Ich habe sie ihm und uns geschenkt und dabei gedacht: Nicht Rom werden wir gründen, sondern Marseille! Ich weiß es — und Du weißt es auch: Didier und Naziza sind nicht geboren auf diesem großen alten verrotteten Haufen einer Vernunft, die zu uns, in die Welt gekommen ist als Protestant, als Calvinismus. Dieser Esprit ohne Unterleib! Du kennst diese Geschichte von diesem Indianer, diesem Huronen? Ich habe sie Dir erzählt, doch gerne will ich sie wiederholen.

Dieser Hurone sagt zu einem Missionar — hier ein Katholik, ein Franzose aus Canada: Du mußt träumen. Wie willst du sonst deinen weiteren Weg sehen? Und was antwortet dieser katholisch-demagogisch verseuchte Idiot? Er sagt, er sei zu müde zu träumen. Ihm würde Gott helfen. Und dann sagt dieser Schwachkopf noch — welche Antwort soll man geben Menschen, die Träume für Wirklichkeit halten?!

Aber was schreibst Du?! «Das ist die göttliche Vernunft. Du sollst keinen anderen Traum haben neben mir.»

Ein, pardon, lächerlicher Kommentar, das ist ein Sarkasmus, wie ihn nur eine Resignation gebären kann — pah ! pseudo-liberté, pseudo-intectuel. Diese Träume sind Wirklichkeit! Sie sind in Dir! Du hast mir gegenüber einmal gesprochen von Deinem Kampf, von Deiner Vorstellung als junger Mann von nahe fünfzig Prozent Gefühl und einundfünfzig der Vernunft. Von dieser Waage, die immer schwankt hin und her. Du hattest es erzählt, wie schlimm Du hast gelitten, so daß Du Dir eine solches Modell hast konstruieren müssen. Didier! Es ist alles gewachsen auf zwei großen Haufen voll mit Leben und Vielfalt. Dann sind zwei Misthaufen zusammengewachsen. Nein, es ist nicht richtig. Jetzt liegen sie weit auseinander, getrennt vom Atlantique. Aber es hat sich nichts geändert. Es muß bleiben, was wir damals gesprochen haben:

Und nun machen wir Agriculture biologique. Wir werden ganz kleine Farmer. Das wissen wir auch ohne José Bové. Und wir werden soviel haben, daß wir anderen davon abgeben können. Wir werden den kleinen Garten wieder anlegen. Weg mit dieser riesigen Monokultur! Das wirst Du Deiner Tochter erzählen. Nicht diesen Ungeist von einer Monokultur der Vernunft. Oder Du wirst ihr erklären mit der Kraft Deines Geistes, daß Vernunft eine Summe von allediesem ist. Das bist nämlich Du! Und nicht Deine Versuche, Dich zu enteignen von dieser Kraft, die in Dir ist — Du alter verrotteter Misthaufen an der Seite von einem alten verrotteten Misthaufen. Immer wieder treibst Du gegen diese Vernunft von einem besseren Wissen diese Mechanismen des Dualismus in Dir an. Was machst Du, wenn Amphitrite-Calypso noch einem kleinen Bruder einen großen Bahnhof für unsere kleine Welt bereitet — ein kleiner Krautkopf, von irgendwoher? Willst Du ihn vollstopfen mit diesen Gedanken, die Dich zu einem Odysseus gemacht haben? Möchtest Du diese kleine Menschen dauergießen mit diesem Kunstdünger, der Dich so hat vergiftet, daß Du vierzig Jahre und mehr gebraucht hast, um zu verstehen, daß Du sie benötigst, die Natur?! Auch wenn unsere Felder auseinanderliegen — wir sind sie, Deine Natur ...

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Sa, 25.04.2009 |  link | (2878) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 

Alles fließt ...

Brief in die Ferne

Auffallend sei doch, schreibst Du noch in Deinem langen traurigen Brief zu Boubou, die nun unter ihrer Erde weitertanzt und -singt, daß ich Männern insgesamt kaum Beachtung schenke. Ich mußte darüber eine Weile nachdenken, denn es hat mich irritiert, habe ich doch immer wieder mit ihnen zu tun, wenn auch in erster Linie beruflich. So etwas wie Männerfreundschaft ist mir jedoch tatsächlich weitgehend unbekannt. Es mag daran gelegen haben, daß mein nomadisches Kinderleben es dazu nicht kommen ließ. Möglicherweise habe ich mich deshalb auch danach gesehnt und sie zu praktizieren versucht, vielleicht wie andere Zuflucht in einer Kirche suchen, da man ihnen Religion verboten hat. Zumindest eine Zeitlang. Bis ich eben feststellte, daß damit mindestens genau soviel Enttäuschung verbunden ist wie die Trennung von euch, und sei sie vorübergehend. Alleine ihr vermögt mich in ein Austernschaumbad zu ziehen.

Du hast also völlig recht. Sie geh'n mir am cul vorbei, die Männer. À propos: Ich mag Männerärsche einfach nicht. Ich mag überhaupt keine Männerkörper. Vielleicht, weil sie uns, wo auch immer, quälend vorexeziert wurden (und werden). Ihr habt schöne Körper! Alles fließt bei euch. Von oben bis unten, von unten nach oben und wieder seitlich herum umschlingt euch mein Wohlgefallen, umfaßt ihr mein Herz, das euch immerfort nur anschauen möchte. Deshalb mag ich wohl auch Tanz. Aber ohne Männer. Wobei die ja meistens ansehnlich sind. Nein. Unsinn. Es gibt auch sehr schöne Männer. Bei Pina Bausch habe ich früher, heute komme ich da ja seltener hin, sogar manchmal welche gesehen, die sich so bewegen, ohne daß ich gleich an Reck oder Barren oder Bodenturnen oder diese neue deutsche Volksbewegung dieses gerne verwandten Mißverständnisses (vergleichbar vielleicht mit diesem) vom gesunden Geist im gesunden Körper denken muß, der dazu Apparaturen benötigt; «Muckibude» nennt sie der kreative Intellektuelle aus Wirtschaft und Finanzen. Aber die sind dann auch nicht diejenigen, die annähernd aussehen wie ihr. Es sind die anderen, die Männer von Frau Bausch. Und das heißt wahrhaftig nicht, daß sie, wie das Volk meint, zwingend schwul sein müssen. Aber selbst wenn sie's waren, diejenigen, die ich kennengelernt habe, waren sie mir immer angenehmer als diese alleine von ihrem fortschrittlichen Denken gestählten männlichen Männer. Aber ihr: Tänzerinnen! Keine Ecken und Kanten. Es sei denn, ihr betreibt Body Building. Dann kommt ihr in meine persönliche Müllschredderei. Wie auch immer — ich liebe euch. Aber meine schönste Tänzerin bist immer noch Du. Du bist meine Primaballerina. Ohne Bühne.

Doch! Das bist Du. Ich höre Dich schon wieder protestieren. Keine Tänzerin seist Du. Doch, so etwas ähnliches bist Du durchaus. Ich denke bei Dir immer nur an das Fließen, die Loire ließe sich assoziieren, sie tänzelt auch so dahin, so unspektakulär, wie ein Kind beinahe tanzt sie über die Steine. Doch, Du hast etwas von einer Tänzerin. Allerdings nicht von einer professionellen. Du hast nicht diesen Hochleistungskörper. Du bestehst eben nicht nur aus Muskeln und Sehnen. Bei Dir darf ich noch begreifen. Und Du stakst auch nicht so, so — ohne Musik. Viele können sich nur beim Tanz schön bewegen. Sobald sie aufhören zu tanzen, bewegen sie sich unnatürlich. Man sieht es ihnen sofort an, bereits an ihren geradezu einheitlichen Fußstellungen. Das hat etwas Uniformes, wie bei Mannequins, wie die Models früher mal viel schöner nicht nur in Frankreich hießen. Wahrscheinlich ist es Manierismus, gelebter Stil, jener, der mich oft von ihnen fernhält, weil sie diesen Harnisch tragen, der Uneigenes und Eigenes gleichermaßen verbirgt, ein persönliches Gespräch nicht zuläßt. Aber Du bist von oben bis unten und fünfmal rum und wieder zurück Natur. Natürlichkeit. Ich hab‘s Dir schon oft gesagt — Dein Rhythmus wird von der Harmonie bestimmt. Du bist mein Orchester ohne Schlagwerk. Du machst nie Krach. Ich könnte Dich immer anschauen. Ob Du sitzt, liegst, schläfst oder gehst. Dabei muß ich betonen, daß Du in der Bewegung ausnahmsweise mal keine Marseillaise bist.

Du seiest aber eben doch eine Marseillaise, darauf hast Du mehrfach beharrlich hingewiesen. Ich meine jedoch Deine Bewegungsabläufe. Dein Gang, der ist anders als der einer Marseillaise. Die schlurfen oder schleichen immer so, zumindest nach Feierabend. Die meisten jedenfalls. Dir aber tut auch ein harter Arbeitstag nichts an. Du schreitest, ohne Attitude. Aber Du bist eben ein Bastard, ein armenisch-persisch-nordafrikanisches Durcheinander. Manchmal meine ich auch, Deine jeminitische Wurzel zu erkennen. Auf jeden Fall komme ich bei Dir immer auf Tanz. Du gehst wie eine Tänzerin. Nur eben nicht so artfiziell. Natürlicher. Eben nicht antrainiert. Ich weiß ja auch nicht, woran es liegt. Und Du wirst mit Sicherheit auch in fünfzig Jahren noch so aussehen. Du bist zeitlos schön.

Aber nun bist Du so weit weg, Schöne unter Schönen.

Zwei Tage • Eine sentimentale Reise • Erzählung
 
Do, 02.04.2009 |  link | (4325) | 10 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 

Boubou

Brief aus Martinique

Ich muß Dir erzählen, mein Lieber. Sprechen kann ich das nicht, ich muß es schreiben. Von Deiner, von unserer Freundin. Ich muß es Dir erzählen, weil Du es bestimmt längst vergessen hast, weil wir so lange nicht dort waren, ich soweit weg von zuhause, anderen zu Diensten, heimatlos — in der Heimat von Boubou.

Zunächst waret ihr gar keine Freunde. Weil sie immer so laut gesungen hat, aus ihrem «Schreikochloch» heraus, wie Du es einmal unübersetzbar genannt hattest, das kleine Bistrot, nein, die winzige, toilettenkleine Küche, aus der heraus sie fast die gesamte place de Lenche heraus bekocht hat, zumindest alle, die cuisine créole wünschten, «nie besonders», wie Du es damals nanntest, «aber immer gut und preiswert», nicht täglich, aber immer, wenn sie gut gelaunt war und den Chef nicht vermißte, wie sie es nannte, weil er nicht so gerne arbeitete, was dann zu hören war. Sehr böse warest Du auf sie, vor allem deshalb, weil sie sehr gerne Ferré gesungen hat. Verbieten wolltest Du ihr das. Angefüllt mit Wut bist Du einmal zu ihr an ihr Fenster gegangen und hast dort hineingebrüllt, sie solle ihren defekten Lautsprecher abstellen. In den diplomatischen Dienst mußte ich eintreten damals, als sie wieder einmal Deinen Gott laut übersungen hatte.

Da mußte ich ihr Deine Erinnerungen und Deine Philosophie zur Musik von Léo Ferré übermitteln. Daß Du in das Hôtel kamest in La Rochelle, als Du den Fernseher eingeschaltet hattest — wie Du es immer machst, wenn Du hineinkommst in ein Zimmer —, an der Fête Nationale 1993, und Du entsetzt warst von seinem Tod und Du dann eine ganze Nacht nur alte Sendungen gesehen hast mit Léo Ferré, und daß alle Zeitungskioske überall in Marseille und Paris gefüllt waren von oben bis unten und um alles herum mit Titelseiten von seinem Tod. Wahrscheinlich wirst Du auch dieses Jahr wie immer alles Feuerwerk ignorieren, eine ganze Nacht vor dem Fernsehgerät sitzen, weil es nur ein Feuerwerk gibt für Dich, das da still heißt: avec le temps.

Von dieser Zeit an hat sie immer erst aus dem Fenster hinausgesehen, ob Du irgendwo sitzt. Bevor sie ihn gespielt und dann mitgesungen hat. Wenn Du anwesend warst, hat sie sich den Mund vernäht mit Nadeln des Voodoo. Das hat sie mir einmal gesagt. Sie wollte nicht Ärger haben mit Dir. Und mit Ferré. Denn sie würde beide lieben, oui, das hat sie mir gesagt. Und die Götter solle man nicht erzürnen, meinte sie. Ein wenig haben ihre Mundwinkel und ihre Augen dabei gezuckt.

Da seid ihr Freunde geworden. Gefreut hast Du Dich, sie zu sehen, wohl, weil nicht zu hören. Applaudiert hast Du Madame Boubou, wenn sie über die place de Lenche hineintanzte zu ihrer kleinen Küche, farbenfroh gekleidet, als ob sie nicht zur Arbeit, sondern zu einer afrikanischen Hochzeit, einer ihres Landes, wie sie gerne betonte, ging, ihren Posterieur rhythmisch schwenkend, von dem Du einmal sagtest, sie habe ein Hinterteil, das nach hinten hinaus dauerhaft mit Drillingen schwanger ginge.

Sie fragt oft nach Dir! Vielleicht nicht nach Gott. Ich passe mich Dir an: Ich übertreibe ein wenig. Viel. Jedoch sie liebt Dich. Anders als ich. Deinetwegen hat sie sogar begonnen, ein wenig deutsche Sprache zu lernen, weil in so kleinen Wörtern so große Worte steckten. Tatsächlich war Ferré der Auslöser. Einen langen Vortrag hast Du, nicht selten bei Dir, wenn man Dich einfache Dinge fragt, gehalten über seine Interpretation der Coriolan-Ouverture, weil sie Dich gefragt hatte nach der Bedeutung der deutschen Worte, die Ferré am Dirigentenpult zum Schluß fast lauter noch sänge, als sie das könne. Mit Milan Kundera* hast Du es ihr erklärt.

Beethoven war Gläubiger eines Mannes. Dieser schuldete ihm, ich weiß jetzt nicht, wieviel, jedoch einige Gulden. Beethoven forderte sein Geld zurück. Der Mann stöhnte: Muß es sein? Beethoven antwortete: Es muß sein! Daraus komponierte er ein kleines Stück, das später zur Grundlage seines letzten Quartetts wurde. Und Kundera kommentiert es dahin, daß er schreibt, diese Worte hätten immer mehr einen solchen feierlichen Ton angenommen, als hätte das Schicksal persönlich sie ausgesprochen. Von Kundera kamest Du dann auf Kant, das erzählte Boubou mir noch vor ein paar Wochen, sie habe das extra nachgelesen und leicht entrüstet festgestellt, daß es bei Kundera stehe und der es von Kant habe. Ich habe dann moderiert und ihr erklärt, wir hätten letzten Endes doch alles irgendwie von anderen, da käme man schließlich manchmal ein wenig durcheinander. Um die Sprache der Metaphysik ging es in diesem Zusammenhang.

In Kants Sprache könne sogar ein einfaches Guten Tag zu einer metaphysischen These werden. Er schreibe, die deutsche Sprache sei die der schweren Wörter. Und Du seiest darauf gekommen, weil Ferré auch darüber lacht und sich lustig macht. Kundera gehe einen Schritt weiter in seiner Auslegung. Er beziehe sich auf Permenides, der für einen Übergang vom Negativen ins Positive garantiert hätte, der Schweres in ein Leichtes umgewandelt hätte. Und Kundera schließe mit der Erkenntnis, daß nach Permenides am Anfang eine große metaphysische Weisheit gestanden hätte, aber am Ende eines vollendeten Werkes ein federleichter Scherz.

Ah ! Lieber. Wir haben ein paar Male darüber gesprochen, über diese Ironie darin. Du hast es vergessen. Gut erinnere ich mich, daß es einmal mit Boubou war, die damals diesen Donner hat gegeben. Mit ihrer Stimme. Du wütend geworden warest. Du warst ganz Beethoven. Aber danach hatte Boubou dann ihre Lippen zusammengehalten und Dir Marseille von Ferré aufgelegt. Für Deine Mélancolie, für Deine Ruhe, hat sie gesagt. Du hast dann selbst gelacht. Bei Boubou eben. Oft sie hat ihn gespielt. Und wieder mitgesungen. Laut. Sie hat bei la violence et l'ennui das Maschinengewehr nachgemacht und schrecklich laut les anarchistes gerufen. Da hatte sie ihr Versprechen wieder vergessen. Lange Gespräche wieder. Zu Bergson sind wir gekommen: Wenn die Töne der Musik stärker auf uns wirken als die Natur, dann kommt es daher, daß die Natur es dabei bewenden läßt, Gefühl auszudrücken, doch die Musik sie uns suggeriert ...**

Boubou ist damals wieder nachhause zurückgekehrt, nachdem das Bistrot geschlossen worden war. Sie habe Marseille geliebt, erzählte sie mir kürzlich noch. Aber ohne Arbeit gehe es ihr in ihrer Heimat dann doch besser, selbst bei so extrem schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen, wie sie seit einiger Zeit hier herrschten. Und ich sei ihr schließlich auch gefolgt. Daß ich nach Martinique gegangen war, weil ich zuhause keine Arbeit mehr hatte, in Martinique aber wohl, das wollte ich hier dann nicht sagen. Denn sie war meine einzige Freundin aus der Heimat.

Ja: war. Deshalb schreibe ich das. Gestern haben wir sie in ihrem Dorf bei La Trinité begraben. Bis heute weiß ich nicht, wie alt sie war. Aber jung war sie immer.

Voie française


Zwei Tage • Eine sentimentale Reise • Erzählungen

 
Di, 31.03.2009 |  link | (3442) | 7 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 

Für welchen Erdenkloß?

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Das Nachfolgende entstand vor etwa acht Jahren. Und es ist (unverändert) Teil von Zwei Tage, also kein Widerruf einer Abschottung, sondern (eine) Geschichte.

Ich ergreife die Flucht auf die Toilette und nehme die Position eines Denkers ein. Ich bin ihr nicht gewachsen. Und sie hat recht. Ich bin dumm. Und sie ist weise. Weise wie ein wissendes Herz. Ich schwimme. Aber nicht in ihr, sondern in meinem verknöcherten Hirn. Ich rudere in diesem steingewordenen Kahn und komme nicht von Fleck, weil ich auf Grund liege, abgesoffen bin in einem kümmerlichen, flora- und faunafreien Denkkanal, der von A nach B führt. Aber nicht ins offene Meer, wo das Boot aus Stein wenigstens in Flammen aufgehen kann, wie Hannsjörg Voth das 1978 mit seiner Reise ins Meer getan hat. Es ist wie mit den Fremdsprachen: blockadefrei geht es nur, wenn ich besoffen bin. Dann geht es sogar gut. Wahrscheinlich, weil meine Innereien sich frei machen. Da ich aber nicht mehr saufe, bin ich ein eingeklemmtes, stummes Ekelpaket, das sich in Kreisen herumtreibt, die sich den wehenden Schal aufs Banner geschrieben haben.

Ach was, Banner, eher das alte Panier, im Französischen heute nur noch Warenkorb. Kunst und Kultur als Luxussupermarkt. Man nimmt sich heraus, wie's belieben. Und wenn's von unten ist und alles zusammenkracht, dann wird schon jemand kommen und es wieder aufbauen. Und unsereins steht herum und macht seine Witzchen. Inmitten von lauter Experten, die permanent etwas zu sagen haben, auch wenn sie nicht danach gefragt werden. Und die dich ständig heimholen wollen ins Reich, wenn sie erfahren, daß eine Mutter ein jüdisches Ei gelegt hat. Ach, wir sehen das ja nicht so eng religiös, sondern rein kulturell. Deshalb können wir es auch nicht zulassen, daß dieses Drecksstück Der Müll, die Stadt und der Tod von dieser widerlichen Schwuchtel Fassbinder wieder aufgeführt wird. Und diese Trommeln der Nacht rühren dann diese schrecklichen, unsäglich dämlichen Philosemiten, die zwischen Judentum und Israel nicht unterscheiden können. Für die es unbegreiflich ist, wenn man als Jude Israel kritisiert. Wahrscheinlich darf man als Katholik, gleich welcher Nationalität, Innen- wie Außenpolitik des Vatikans auch nicht beurteilen. Weil darüber nur dessen oberster Heerführer befinden darf. Auch wenn er senil ist. Hauptsache Führer.

Meine Güte — wie recht sie hat! Die Kehrseite sind diese ewig spätaufgeklärten Salonrationalisten, denen es nahezu ausnahmslos nicht begreiflich zu machen ist, wie notwendig ein Staat wie Israel ist und daß eine Befürwortung nicht einhergeht mit dem Verlangen, alles Arabische aus der Weltkarte zu radieren, sondern daß dort die absolut gleichen Opale aller Religionen miteinander, gemeinsam funkeln können. Zumindest sollten. Ach Nathan, du Weiser! Wie hat deine Recha gesprochen, das Christenmädchen, das dir der Klosterbruder brachte, der du dich angenommen hast, nachdem die Christen dir Frau und sieben Söhne abgeschlachtet hatten und die Rache sie ereilte, indem sie von den Kämpfern Mohammeds gemetzelt wurden, du, der du dem Muslimen Saladin das Gleichnis von den Opalen für die drei Söhne so nahegebracht hast, daß dieser ausruft: «Bei dem Lebendigen! Der Mann hat recht. Ich muß verstummen!» Und die ach so unvernünftige Recha hat's dann ihrer Erzieherin hingebürstet:
«Daja!
Was sprichst du da nun wieder
Du hast doch wahrlich deine sonderbaren
Begriffe! ‹Sein, sein Gott! für den er kämpft!›
Wem eignet Gott? was ist das für ein Gott,
Der einem Menschen eignet? der für sich
Muß kämpfen lassen? — Und wie weiß
Man denn, für welchen Erdkloß man geboren,
Wenn man's für den nicht ist, auf welchem man
Geboren?»1
Meine Güte! Das war das zwölfte Jahrhundert! Das Lessing im achtzehnten beschrieben hat. Und heute könnte man meinen, er hätte es gestern veröffentlicht. Fundamentalisten gegen Fundamentalisten. Woher wissen die eigentlich so genau, für welchen Himmel man geboren?

Und selbst wenn man außerreligiös argumentiert, dann verlieren sie die Fassung, unsere ach so gebildeten Nicht-Fundamentalisten. Auch dann, wenn man auf eine objektive Wurzel des Gemeinsinns verweist, wie sie Theodor Herzl in seinem Judenstaat entworfen hatte: nationale, moderne Werte, realpolitisch und säkularisiert. Das waren mal sozialistische Gedanken! Zumindest soziale. Im Kibbuz hat noch ein wenig vom Sozialgedanken überlebt. Und gerade heute, da immer mehr dem Juden wieder einen gasgefüllten Nomadenballon wünschen, mit dem er endlich ins Nirgendwo entschwebt. Wahrscheinlich immer gewünscht haben. Und diese Sehnsüchte lediglich wieder hochkommen aus der Verdrängung. Wenn sie sie denn überhaupt verdrängt und nicht unterschwellig laut hinausgeflüstert haben. Mittlerweile auch in dem Land, in dem ein Begriff wie Gas eigentlich aus der Sprache getilgt gehört, aber in dem dennoch ständig neu gezündelt wird. Es gibt genügend, die meinen, die Juden seien hier zu Gast wie die Türken und hätten sich entsprechend wohlgefällig zu benehmen. Also den Mund zu halten, wenn man sich zu Wort meldet. Davon mal abgesehen, daß es zwar eine türkische Nationalität gibt, aber keine jüdische. Es gibt genügend Ärmelschoner, die statt Israel jüdisch hineinschmieren in die entsprechende behördliche Kladdenspalte. Dazu bedarf es keiner andersgearteten höheren Unterweisung. Und diese in ihrem Populismus nur scheinbar ungeschlachten Bildungsbürger, die sich als die Freiheitlichen oder gar Freie Demokraten titulieren, die nichts davon wissen wollen, daß man innerhalb anderer, sogenannt unzivilisierter Völker beispielsweise der islamischen, das Recht des Gastes über das eigene erhebt. Diese willentlich und wissentlich Nichtwissenden, die unter ihrem freiheitlich-demokratischen Grundordnungskardinalsmäntelchen verborgen halten, daß im ersten Weltkrieg unzählige Juden von der geliebten deutschen Fahne begraben wurden, die sie idiotisch-stolzgeschwellt an die Front getragen hatten. Und die es eben nicht hinaustragen unter das Volk, dessen Stimmen sie sich erhoffen bei irgendwelchen Wahlen, die sie zur Macht, zumindest zu achtzehn Prozent führen sollen, daß die jüdische Frage eben nicht mit dem Parlamentarismus, ihrer Verankerung in der Demokratie, mit der Emanzipation oder gar der Assimilation bis zur Selbstaufgabe — welch grandioser Euphemismus angesichts von sechs Millionen Ermordeten! — gelöst wurde. Diejenigen, die insgeheim sogar den mittelalterlichen Antisemitismus wieder herbeipolitisieren möchten. Und sich dabei gestärkt fühlen, weil aus Nachbarländern ein Wind weht, der ihnen die nationalistisch eingefärbte Fahne hochbläst. Diese Feuersbrunst, genährt von einem Kleingeist, wie er nur entstehen kann, wenn die materiell und damit auch ideell Armen ins Abseits gestellt werden. Auch damals hat die Not — scheinbar? — soziale Wesen zu einem Mob formiert, der Bindung über einen eingepeitschten, aber selbst damals völlig haltlosen Nationalbegriff verstanden hatte. Wenn er überhaupt was verstanden hatte. Diejenigen, die das alles wissen, aber dennoch entrüstet tun, wenn sie, mit dieser antisemitischen — oder, anderswo, auch antiarabischen — Volksseuche im Rücken, einen in die Enge gedrängt haben, man also auf diese historischen Barrikaden zu gehen gezwungen wird. Bei aller Befürwortung eines hoffentlich endlich bald eintretenden Friedens zwischen allen! Völkern — der vorliegende Beweis der Notwendigkeit eines Staates Israel ist ja nun wahrlich erbracht. Auf einmal sind sie in ihrem lange unter der Weste getragenen Antisemitismus für die Palästinenser. Keiner sagt dem potentiellen Stimmvolk, daß das Osmanische Reich unter den europäischen Führungsmächten, auch den Russen, aufgeteilt werden sollte. Syrien und Libanon französisch, das Gebiet zwischen Bagdad und dem Persischen Golf britisch. Doch dazu dürfte es jetzt zu spät sein. Die jüngsten Ereignisse haben es gezeigt. Muß man sich jetzt also mit den Arabern verbünden, weil die sich nicht mehr in die Wüste schicken lassen? Oder sollen alle Juden ihre Gast-Arbeiter-Länder verlassen und heimkehren nach Israel? Auch wenn dort kein Pfeffer wächst. Weil dann die Araber endlich den Rest erledigen? Auch diese Fundamentalisten sind schließlich für die Reinhaltung der Rasse. In Algerien säubert die FIS ja längst aus. Alles Nichtislamische wird mitausgemerzt. Rausgebombt. Dann kann sie das ja gleich miterledigen.

Ich bin dem nicht gewachsen.


Zwei Tage • Eine sentimentale Reise • Erzählungen
 
Mo, 26.01.2009 |  link | (3177) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 







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