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Di, 05.02.2013 |  link | (1985) |  |  | abgelegt: Aktuelles und Akutes



 

Denken und mahnen

Der OberMotzer erwachte allmählich aus seinem seligen Traum der zurückliegenden Nacht, in dem er Achternbusch sein durfte, dem es ein leichtes ist, beim Gehen den Boden zu berühren. Es existieren mich schon höchst beschwerende, arg irritierende Formulierungen. «Diese Forderungen haben aus dem Wettbewerb für ein historisches Denkmal einen Wettbewerb für experimentelle Kunst gemacht, mit der Kunstszene als Adressat. Ein an das Volk als Adressat gerichtetes Denkmal wendet sich aber an die Allgemeinheit und die Nachkommen.» Entnommen habe ich das dem Tagesspiegel.

Das läßt mich schlußfolgern, es könnte mit der Kunst und der ihr eigentlich zugewandt sein sollenden Erziehung etwas faul sein im Staate Deutschland; faul vielleicht im Sinne einer Anleitung für das Volk in ein rückwärts, in vergangene Jahrhunderte hineinreichendes Kunstverständnis. Weshalb sollten Denk- oder Mahnmale geistig nicht aufgebrochen werden, das meines Erachtens immer mitschwingende Gestrige nicht herausgebrochen werden? Es könnte neue Perspektiven auf das Geschehene eröffnen.

Es folgte im Austausch ein Hinweis auf das alte Paradox der Kunst. Die Denkmalkultur sei es in diesem Zusammenhang seit je, weil das, was zu bedenken wäre, zumeist moralischen und ästhetischen Ansprüchen geopfert werde. Denn wie solle, so mein Gesprächspartner weiter, die Schönheit mit dem Schrecken kompatibel werden? Die Form adle und/oder entschärfe den Gegenstand, so daß die Kunst letztlich — so sehr Künstler das bestreiten mögen — an das Grauen nicht herankommte. Auf Maurizio Cattelan, aber auch Otto Dix oder George Grosz und zahllose andere wurde dabei hingewiesen.

Dem hielt ich entgegen: Meines Erachtens habe Kunst auch nicht Schönheit an sich abzubilden. Nehme ich zudem den vielzitierten Paul Klee, in etwa: Sie bilde nicht die Wirklichkeit ab, sie mache sichtbar. Daß der Wettbewerb via Ausschreibung der, nenne ich's mal so, radikaleren Kunst zugewandt ist, wirft der Autor ohnehin dem Wettbewerb vor.

Dennoch: Die Gerzens haben es beim Harburger Mahnmal vorgemacht mit dem Denk mal, das im tiefen Gedenken verschwinden könnte, genauso auch Jochen Gerz' Saarbrücker Beispiel der 2146 Steine.

Im übrigen oder nebenbei: Gerz ist im Berliner Wettbewerb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas Peter Eisenman unterlegen.
 
Do, 24.01.2013 |  link | (2831) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Form und Sinn



 

Von Aurelia in den Sonnensturm

Von Aurelia träumte es mich, dieser hochintelligenten und humorigen Blondgelockten mit dem graziellen, tiefdunkelpigmentierten Äußeren einer Gazelle, wie es vermutlich nur im durch-bastardisierten Brasilien geboren werden kann. Sie gehörte zu jenen bezaubernden Geschöpfen aus aller Welt, in die ich permanent gezwungen war, sie verzückt anzuschauen, ich gar nicht mehr wußte, wem ich meine dauerhafte Verliebtheit konkret zuwenden sollte, als das Schicksal ein Signal davon gab, aus mir könnte eines Tages doch noch etwas Anständiges werden, ganz so, wie meine Frau Mutter sich das ersehnt hatte. Die Stufe zum Hilfslehrer hatte ich erklommen, in des Geheimraths Diensten (es dürfte bekannt sein von meiner Reise Per Anhalter ins Paradies), im Oberbayerischen zwar lediglich, aber nun, in dessen geologischen Formationen liegen die Höhen bereits näher. Doch der Traum entfernte mir Aurelia, die sphärisch singen konnte. Nahezu verzweifelt suchte ich nach ihr, wollte ich sie doch nicht verlieren. Das Erwachen aus dem sich anbahnenden Alp machte meiner Suche ein Ende. Also schaltete ich das irdische Fernsehen ein, um mit dem altbewährten Einschlafmittel des Stimmengemurmels wieder zurückzufinden in Morpheus Umarmung. Wohl unausweichlich tauchte prompt eine gewisse Aurora auf. Nein, nicht etwa die römische Göttin der Morgenröte. Solch ein seltsames grünliches Geflimmre war's, hoch oben im Himmel, oberhalb der Hundertkilometergrenze, wo dieser ganze Raumfahrtmüll herumtaumelt, teilweise Überreste dessen, das der Menschheit technisch das ermöglicht, was früher einmal Sprache hieß und nun Kommunikation heißt. Irgendwelche, alles aufs banal Erklärbare hinunterziehende Physiker nennen dieses Göttliche so. Und dann wollen sie auch sie auch deren Stimme erforschen. Da bin ich hilfs brabbelnder Stimmen dann doch lieber wieder eingeschlafen, bevor sie Aurelias Gesang zutode erforscht hatten. Aber sie kam nicht mehr zurück. Und nun sitze ich da in meiner morgenrötlichen Trauer und versuche zu kommunizieren.
 
So, 20.01.2013 |  link | (1367) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Traeumereien



 







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Jean Stubenzweig motzt hier seit 6257 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00



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