Geburt der Schuld

«... die bibel hat recht:
der mensch verlor das paradies,
als er zwischen gut und böse zu unterscheiden vermochte.
nicht, weil es gut und böse gab,
sondern weil er es
mittels unterscheidungs-inszenierung erfand.
an jenem tag wurde die schuld geboren.
und wer sie fürderhin nicht anerkannte,
galt als unverzeihlich schuldig ...»


«schuld – oh du wandelbare göttin allen elends!»
 
Do, 07.08.2008 |  link | (509) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Fundsachen


fluechtig   (07.08.08, 13:10)   (link)  
Erst gestern war es, als ich bei meinem Hausarzt mit der Sprechstundengehilfin (nennt man die auch heute noch so?) ins Gespräch kam (eine so liebe, sympathische Frau) und wir beide befanden, es würde sich erheblich leichter leben, fühlte man sich nicht immerzu an irgendwas schuldig. Man müsste Kurse anbieten: "Wie werde ich in vierzehn Tagen zu einem arschlochigen Egoisten". Auch wenn man sich jetzt darüber den Kopf zerbrechen mag, wie man sich dabei fühlt - irgendwann hat man das Level erreicht, auf dem man sich diese Frage gar nicht mehr stellt. Bei Kursende gibt es dann weder Gut noch Böse, sondern nur noch Ich. Hach. *seuzf*


jean stubenzweig   (07.08.08, 14:33)   (link)  
Kopfgedärmentleerung
Zur Randfrage zuerst: Die Arzthelferin! Das ist ein Ausbildungsberuf (drei Jahre Lehrzeit). Sagt man Sprechstundenhilfe zur Sprechstundenhilfe, dann ist das durchaus abwertend.

Haben Sie denn den ganzen Text bei sunray gelesen? Das hier ist ja nur ein amuse-geule. Madame Sonnenstrahl gebraucht da noch ein paar tiefergreifende Denkereien und läßt vor allem Ludwig Hirsch witzig und komisch zu Wort kommen. All das reflektiert diesen gesellschaftskondomen Schuld-Irrsinn, der alles schützen soll soll, nur nicht denjenigen, der daran kirre wird und sich vor lauter Angst in ein Gemeinschaftsloch zurückzieht, in dem es ihm noch dreckiger geht, als das zuvor schon der Fall war.

Aber ob bei Ausschaltung dieses zunächst einmal sehr christlichen Dualismus' Gut versus Böse tatsächlich nur ein egozentrisches Ich bleibt – ich weiß nicht so recht. Vermutlich entwickelt sich eher so etwas wie ein Standpunkt, ein Zentrum – jenes, das aus fernöstlich-westlichem Philosophiemischmasch bei uns als Bauch (Ort: etwa das Schambein) angekommen ist –, das beim Nachdenken behilflich ist, aber zuvor den Hirnschweiß bedingt, beziehungsweise die Übungen, das Kopfgedärm erstmal zu entleeren. Ach! endlos ...

Bei dieser Gelegenheit: Bauchgefühl, gar Bauchdenken (wie ich's immer wieder lese) ist Mumpitz. Nicht nur sprachlich (s. o.).


fluechtig   (07.08.08, 14:55)   (link)  
Naja, ich denke, dass zumindest die Schuldgefühle, die man sich macht, weil man entgegen der üblichen Moral handelt, wegfallen, wenn man Gut und Böse mal beiseite lässt. Ich habe inzwischen das überaus dämliche Problem, Schuldgefühle nun auch schon mir selbst gegenüber zu haben, weil ich entgegen meiner inneren Überzeugung handele, nur um mir nicht Schuldgefühlen anderen gegenüber aufzuhalsen. Und das funktioniert ja so wunderbar, dieses Finger in Wunden legen und die richtigen Knöpfe drücken und die richtigen Sätze sagen. Dabei weiss ich sehr genau, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist und ein Miteinander nicht funktioniert, wenn einer dem anderen die Welt aufhalst, mit einem Gewicht, dass dieser keinen Schritt mehr tun kann und deshalb bleibt, wo er ist. Ein bisschen mehr Egoismus würde dem einen oder anderen sicherlich gut tun. An sich selbst denken, an die eigenen Vorstellungen glauben und sich nicht diktieren lassen, was richtig und falsch ist, erlaubt und verboten, gut und böse.

Bauchgefühl ist das Handeln wider besseren (Verstandes-)Wissen und nutzt daher nichts, weil man zwar zwischen zwei Stühlen sitzt, aber letztlich doch der Konditionierung folgt.

Ich verfehle vermutlich komplett das Thema, verzeihen Sie mir bitte, aber Gut und Böse, Schuld und Nichtschuld, das war heute bereits ein grosses Thema bei mir und ich knabbere gerade arg dran.

Tom und Jerry, erinnern Sie sich?, die haben sich über Schuld wenig das Hirn zerbrochen, die haben sich gegenseitig auf die Fresse gehauen, egal, ob gut oder böse, und hatten einfach Spass daran. Bei Kater Carlo und Mickey war das schon wieder anders, bereits da gab es Schuld und Gut und Böse und am Ende hat immer Gut gesiegt - also die, die uneigennützig, herzensgut und anderen zugeneigt waren. :)

Stimmt. Arzthelferin. Und ich meinte es nicht abwertend, es fiel mir nur gerade nicht ein. Heizungsmonteure erlernen übrigens heutzutage den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, ich gehe jetzt zum Sport, damit ich mich am Abend ohne schlechtes Gewissen satt essen darf. Ach. Hach.


hap   (07.08.08, 23:29)   (link)  
Politisch korrekt
Neusprech & Altsprech

Arzthelferin - Sprechstundenhilfe.
Auszubildender - Lehrling.
Studierender - Student.
Seniorenheim - Altenheim.
Farbiger - Neger.
Sexarbeiterin - Nutte.
Migrantenhintergrund - Flüchtling.
Alleinerziehend - Unehelich.
Friedensbildende Maßnahme - Angriffskrieg. Verteidigungsminister - Kriegsminister.
Hartz IV - Care-Pakete.
Sozailhilfeempfänger - Indianer.
Demokratie - Kapitalismus.
Fit for fun - Kraft durch Freude.
Laptop und Lederhose - Brett vorm Kopf und Schuhplattln.
Public Viewing - Sportpalast.
Atomkraft? Nicht schon wieder - Atomkraft? Nein danke.
Gender Mainstream - Die Weiberleit, die Weiberleit.
Olympische Spiele - Gelddruckmaschine.
Angela Merkel - Konrad Adenauer.
Starkregen - Wolkenbruch.
George W. Bush - Alfred E. Neumann.
Guten Abend - Gute Nacht.


jean stubenzweig   (08.08.08, 03:28)   (link)  
Falsch + richtig
Die Sprechstundenhilfe ist das, was, früher wie heute, stundenweise den heimeligen Herd oder sich selbst zu putzen unterbrochen hat, um in der Arzpraxis den Tresen sauberzuhalten und ein paar Karteikarten sortiert oder ähnliche Kleinarbeiten verrichtet,

um die Arzthelferin zu entlasten, die Spritzen setzt, Blut abnimmt, das untersucht und komplizierte Apparate bedient sowie den ganzen vorlauten, teilweise unsäglich dämlichen Patienten fachlich genau erklärt, daß das Ferngesehene oder in Zeitungen Gelesene in der Wirklichkeit dann doch ein um einiges anders aussieht.

Ich möchte nicht von einer Sprechstundenhilfe vorab versorgt werden, wenn meine innere Elektronik aussetzt.














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Jean Stubenzweig motzt hier seit 6025 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00



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