Sorgen machen?

«... dass es immer noch schlimmere und existenziellere Sorgen gibt, ist geschenkt». Das beispielsweise ist der Punkt, bester Nnier, an dem ich nicht mit hap und letzten Endes auch nicht mit Frau Herzbruch, sondern mehr mit Ihnen übereinstimme. Ich möchte das ein wenig um den einen oder anderen Aspekt erweitern. Sorgen mache ich mir darüber keine (mehr), da ich mich, wie erwähnt, mit meinen alltags- und wirklichkeitsfernen Nickeligkeiten einigermaßen fröhlich aufs Jenseitige vorbereite.

Vielleicht sollte ich es dennoch tun, da ich ja «ordentlich» mit dafür gesorgt habe, daß die Menschheit nicht ausstirbt und auch die Nachrücker immer weitere produzieren und der eine oder andere sich wider besseres Wissen ins Unglück stürzt, weil es ihm den ganzen Tag von scheinbar kompetenterer Seite, den Wirtschaftsankurblern, vorgebetet wird und auf meine Warnungen nicht gehört wird, weil ich ja so ein dämlicher Kopfgesteuerter bin, der davon so gar keine Ahnung hat, weil ja so ein übersteigertes Unterscheidungsvermögen nur trottelig oder gar so dumm macht, all diese Zeitungen abzubestellen, in denen schließlich diejenigen schreiben, die's wissen müssen, diese ganzen Experten, die obendrein auch noch Fachleute sind. Und überhaupt hat er's dicke, sich ständig diese ewigen Konglomerate anhören zu müssen, aus deren Löchern immer nur das Negative rausströmt. Oder so ähnlich. Erkenntnisse? Pah!

Daß viele bald nichts mehr zu beißen haben, daß die einen materiell immer reicher und die anderen trotz Arbeit immer ärmer werden, das ist das eine, das aber das andere nicht ausschließen darf. Oder so herum: Je größer die beiden Schneiden der Bildungsschere auseinanderklaffen, um so leichter haben's diejenigen, die den anderen das ohnehin schon dünne Fell über die Ohren ziehen. Das habe ich schon vor dreißig und mehr Jahren geäußert, und es hat sich nicht nur nichts geändert, sondern es ist sehr viel schlimmer geworden.

hap führt ihn an: den Konsumgutschein, der der Wirtschaft, also Industrie und Handel, aber nicht dem (unschuldig) ebenso in die sogenannte Schieflage Geratenen aufhelfen soll. Früher nannten die Ruhigstellungsmittel sich «Zweitkühlschrank» oder «Drittstaubstauger» oder «Viertbremslichter», heute heißt es: So froh, daß du Arbeit hast, du brauchst zwar mittlerweile drei Arbeitsplätze, um überhaupt (über-)leben zu können, aber dafür hast du ja die vielen Konsummöglichkeiten. Und genau das ist es ja: Das Volk ist so dämlich und giert nach Tinnef. Beispielsweise für das neu zu bauende Haus, das frühestens abbezahlt sein wird, wenn die Jüngste auf dem höchsten Managerinnenthron sitzt. Wenn nicht vorher ein anderer von einem anderen Hochsitz aus den Kuckuck auf die Hütte geschossen hat und das Töchterlein die Billigheimerkasse bedient und danach anderswo Regale auffüllt und anschließend putzen geht.

Und weshalb? Weil es sonst nichts anderes im Kopf hat. Weil mit Bildung hierzulande oder auch anderswo nichts anderes gemeint ist, als: schneller die Schule, wenn es, siehe oben, gutgeht, das Studium absolvieren, alles unter einem unglaublichen, krankmachenden Druck und einzig und allein zu dem Zweck, die Wirtschaft anzukurbeln beziehungsweise deren Wachstum zu beschleunigen. Shoppen! nicht etwa das einkaufen gehen, was man zu einem angenehmen Leben benötigt. Was dabei herauskommt, haben die letzten Wochen gezeigt, in denen ja nicht nur die Altvorderen, sondern durchaus auch deren gerademal dreißgjährige Brut zunächst einmal Milliarden Luftgeld produziert und das auch noch hat platzen lassen: Nichtmal rechnen können sie, und nicht einmal über ein annäherndes Abstraktionsvermögen* verfügen sie gleich gar nicht, weil niemand ihre intellektuelle Bildung betrieben hat, die tatsächlich dazu führen könnte, den Sinn des eigenen Tuns zu hinterfragen (hier ist der Begriff wirklich mal angebracht).

Geschichte interessiert sie deshalb nicht, für solchen Nebbich haben sie keine Zeit. Der hat sie schon in der Schule nur aufgehalten. Hätten sie besser aufgepaßt oder mal nachgefragt, dann wüßten sie, daß es in der Regel das Wissen und das sich daraus ergebende Unterscheidungsvermögen* war, das große Kulturen und deren Wohlstand begründete, aber der Tunnelblick des geistig Zurückgebliebenen, der nach immer höheren Gewinnen schrie, in seiner grenzenlosen Gier die Quellen, heute gerne als Ressourcen ins Allgemeinverständliche übersetzt, zuschüttete und alles versiegen ließ. Heraus kam und kommt dabei besagte «Verarmung und Verflachung».

Hier muß ich Nnier nicht nur rechtgeben, wenn er sich dann «doch Sorgen macht», wenn es ums «Abschleifen und Normalisieren» geht, wenn «Ausdrucksmöglichkeiten verlorengehen, wenn wir nur noch einheitliches Pidgin sprechen»: Nicht nur der Artenreichtum geht verloren, sondern irgendwann wir alle unter, weil wir in unserer grenzenlos dummen Zündelei nicht nur die eine oder andere Kultur, sondern den gesamten Planeten abfackeln.

Jetzt habe ich mich doch wieder Sorgen gemacht und mich ereifert. Ich sollte das nicht tun. Es erhöht nur den ohnehin zu hohen (Alters-)Blutdruck und führt zu nichts. Es sei denn, noch früher ins Jenseitige. Wo auch immer das liegen mag.

* Intellektualität = intellectualitatis: die Fähigkeit, etwas verstandesmäßig zu erfassen; auch: intellegere: wahrnehmen, erkennen; deshalb: Wesentliches voneinander unterscheiden können; auch Abstraktion = abstractus: etwas abziehen, auch: Wesentliches von Unwesentlichem (et vice versa) trennen.
 
Fr, 05.12.2008 |  link | (3299) | 17 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ansichten


loreley   (05.12.08, 12:10)   (link)  
Zu mir sagte mal einer: Für was brauche ich Geschichte, wenn ich Business machen will." Genau diese Art Grosskotz, die dann bei einer Bank anfängt und nach kaum einem Jahr dort, schon beste Karten für Roland Garros bekommt. Man sieht ja, was dabei rausgekommen ist.


herzbruch   (05.12.08, 12:38)   (link)  
natuerlich darf sich hier, wie ueberall, ja jeder sorgen machen ueber alle themen, ueber die er sich sorgen machen will. mein argument ist ja nur, dass das, worueber sich hier sorgen gemacht wird, in der dazugehoerigen wissenschaft ueberhaupt nicht existiert. es gibt weder verarmung noch verflachung von sprache, zumindest nicht jenseits der kulturteile von grossen deutschen wochenzeitungen. jeder verlust einer funktionalitaet wurde schon im vorfeld lange ersetzt durch andere mechanismen, die sich dann vielleicht dem laienauge entziehen, was aber nicht heisst, dass sie nicht da sind. daher: sorgen sie sich, bitte. ich trinke derweil einen tee.


nnier   (05.12.08, 13:04)   (link)  
Lassen Sie ihn sich schmecken,
den Tee. "Es gibt keine Verarmung und Verflachung von Sprache" - wissenschaftlich erwiesen! Jeder "Verlust von Funktionalität" ersetzt durch "andere Mechanismen"! Und in der Wissenschaft "existiert nicht", worüber sich hier Sorgen gemacht wird. Puh, Glück gehabt! Da haben die Wissenschaftler bestimmt fleißig Bücher gewogen, Wörter gezählt und in Gehirne geguckt. Wie heißt es noch mal: "Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden".

Wie wär's mit einem Blick ins Leben: Hören Sie den Leuten im Bus zu? Im Supermarkt? Im Gymnasium?

Wenn da was, und sogar "im Vorfeld", durch etwas ersetzt wurde, dann frage ich: wodurch?


herzbruch   (05.12.08, 16:24)   (link)  
genau darum diskutiere ich sonst nicht mit. und in der regel wird kasusverlust durch wortstellungsinvariabilitaet im voraus ersetzt. um das rauszufinden, kann man entweder woerter zaehlen und in gehirne gucken, was ich beides gemacht habe, oder man kann sich einfach in den bus setzen und gymnasiasten zuhoeren. man muss nur wissen, was man sucht, nicht wahr?

desweiteren ueberlasse ich jetzt die buehne den experten.


nnier   (05.12.08, 17:05)   (link)  
"Genau darum"
diskutieren Sie sonst nicht mit - genau warum? Das habe ich nicht verstanden. Weil wir unterschiedliche Ansichten haben?

Feste Wortstellung ersetzt Kasus, das übersetze ich mir jetzt mal anhand eines altbekannten Beispiels. Die deutsche Sprache bietet die Möglichkeit, zu sagen: "Der Hund beißt den Mann" oder aber "Den Mann beißt der Hund". Das klingt ziemlich gleich. Und bietet doch die Möglichkeit, die Aussage ganz unterschiedlich zu betonen. Oder sehen Sie das anders?
Dass es verschiedene Sprachebenen gibt, subtile Bedeutungsunterschiede, unterschiedliche Betonungen, und dass es vielleicht ein Verlust sein kann, wenn diese eingeebnet und nicht mehr verstanden werden - sehen Sie das völlig anders? Für mich hat Ihre Aussage "jeder verlust einer funktionalitaet wurde schon im vorfeld lange ersetzt durch andere mechanismen" etwas Tautologisches an sich: Es kann gar nichts verloren gehen, weil es ja vorher ersetzt wird. Woran machen Sie das fest? Und meine Frage war völlig ernst gemeint: Wodurch ersetzt?


mark793   (05.12.08, 17:14)   (link)  
"Man gewöhnt sich an allem - auch am Dativ", pflege ich in solchen Fällen zu sagen. Und darauf zu verweisen, dass die Klage, die Jugend parliere heutzutage nicht mehr so geschliffen und feinsinnig wie Goethes Werther, schon zu Zeiten meiner Adoleszenz geführt wurde. Und das durchaus zu Recht, wir Gesamtschüler kultivierten einen fürchterlichen Slang, der von den Gymnasiasten der humanistischen Lehranstalten in der gleichen Stadt weder geteilt noch verstanden wurde. Mein Vater sprach als eingebürgerter Kriegsverschleppter nur mäßiges Deutsch, und doch habe ich es gelernt, komplizierte Satzperioden zu drechseln, mir jede Menge hochgelahrte Fremdwörter anzueignen und später schreibenderweise meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Wir (also meine Frau und ich) geben unserer Tochter mit, was wir haben an Freude an der Sprache, vorlesenderweise und weitgehend fernsehfrei. Und wenn das nicht reichen sollte, den allgmeinen Sprachverfall aufzuhalten, dann können wir immerhin sagen, wir hätten das unsere getan.


nnier   (05.12.08, 19:23)   (link)  
Das kommt mir alles
reichlich bekannt vor, mark793, das mit der Gesamtschule und dem Slang und der Freude an der Sprache und den Kindern und dem Vorlesen. Meinen ehrlichen Glückwunsch, dass Sie sich sogar schreibend Ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Dass man sich am Dativ gewöhnen kann, glaube ich auch. Muss man's? Ich freue mich an sprachlicher Vielfalt und unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten, die ich gelegentlich dann doch bedroht sehe, etwa wenn mir aufgeblasene und sinnentleerte Businessvokabeln entgegenschwallen, wenn jemand in einer Zeitung schreibt, Paul McCartney sei für seine "süffisanten" Popmelodien bekannt oder die Kindergärtnerin eine "sinnliche" Weihnachtsfeier wünscht. Da mache ich mir, tja, Sorgen.


hap   (05.12.08, 21:03)   (link)  
Was ich bewundere sind Menschen
mit Geduld und Gleichmut, weil das ganz offensichtlich nicht meine Vorzüge sind, lieber nnier. Danke für den Hinweis auf die "süffisanten Popmelodien" des Paul McCartney. "Süffig" wäre ja näher dran gewesen.
Aber man kommt schnell in den Geruch des Besserwissers (die Abteilung Sebastian Sick und, andere Liga, Hermann Schreiber, der tatsächlich gerade ein Buch herausbringt mit dem Titel "Ich sag mal"). Sicherlich kann die Welt, in der wir leben, nicht besser werden, wenn wir das Denken darüber - das in der Sprache geschieht - nicht ändern. Und da geht's halt darum, genau zu sein - oder ungenau, wenn man weiß, was man tut.


jean stubenzweig   (06.12.08, 01:46)   (link)  
Interessantes Gespräch hier.
Dank allen!

Schade nur, daß die einzige Expertin in dieser Runde hier nicht mehr teilnehmen nöchte.

Wobei ich mir jetzt einfach die Freiheit genommen habe, von den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu behaupten, sie seien es nicht. Man möge es mir nachsehen. Ich bin es auf keinen Fall. Ich sehe mich da eher im Sinne von Arnold Gehlen auf das Nichtspezialisiertsein spezialisiert, ungebunden in meiner Aufmerksamkeit, frei entscheiden zu dürfen. Zweifelsohne tue ich mich da leicht(er), da ich an keine einzelne Disziplin gekettet bin. Zitiere ich nochmal aus 1983:

«... eine neue, andere Generation hat begonnen, neue Fragen nach Sinn und Sein zu stellen. Gefragt ist wieder die überschaubare Welt des einzelnen. George Orwells Big Brother, sein 1984, ist uns längst zu nahe, hat uns bereits eingeholt. Deshalb bedeutet den meisten Menschen die Dezentralisierung, die Rückkehr zum kleinen geschlossenen Kreislauf weniger neurotische Idyllisierung als neue Werterkenntnis. Dabei sind ‹protestierende Laien›, wie Otto Ulrich in seinem Buch Technik und Herrschaft schreibt, ‹einem neu zu bestimmenden Wahrheitskriterium weit näher als die gegen sie zur Beruhigung eingesetzten bornierten Experten› ».

Aber das Problem bei allem Gesagten scheint mir: «Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein.» (Der arme Friedrich Karl Waechter, wozu der alles schon mißbraucht worden ist ...) Na gut, halte ich's mit mark 793: «... dann können wir immerhin sagen, wir hätten das unsere getan».


mark793   (06.12.08, 02:15)   (link)  
Um mit der Expertise
von Frau Herzbruch mitzuhalten, reichen meine paar vor Jahrzehnten besuchten Linguistik-Proseminare sicher nicht aus. Insofern sehe ich mich hier auch in der Laien-Ecke. Gleichwohl bin ich dem Gegenstand fachlich noch nahe genug, um zu verstehen, dass Frau Herzbruch das Thema von einer ganz anderen Warte betrachtet, die nicht ohne weiteres kompatibel ist mit der gefühlten Sprachverflachung, die für andere Teilnehmer der Diskussion völlig offenkundig vorliegt. Empirisch gesehen stehen diese Beobachtungen (samt ihren unterschwelligen und unhinterfragten normativen Postulaten, was gute und was schlechte Sprache angeblich ausmache) nun mal auf ziemlich wackligen Füßen.

Das hat (so glaube ich in diesem Fall zumindest) auch nichts damit zu tun, dass die Wissenschaft hier die Aufgabe hat, das aufgewühlte Laienvolk zu beruhigen, das der Wahrheit per se näher wäre als die Experten. Da müsste ich mit Pontius Pilatus dann doch zwischenfragen: "Was ist Wahrheit?" Wir haben es in Wahrheit mit einem Übersetzungsproblem zu tun, dergestalt, dass dem Laien einerseits die Prämissen wie Wertfreiheit etc., die zu wissenschaftlichem Arbeiten nun mal dazugehören, eher fremd und unnachvollziehbar erscheinen wie dem Bauern das liturgische Getue auf Kirchenlatein. Und andererseits der Experte sich fragt, wie er auf Höhe seiner Erkenntnisse argumentieren soll, wenn schon die zugrundeliegenden Prämissen und Fragestellungen vom Nichtexperten nicht oder falsch verstanden werden.

Deswegen jetzt mal ganz unempirisch gesprochen: Wer behauptet, die Sprache verflache und komme auf den Hund, impliziert damit, dass es früher einmal besser stand damit. Aber genau das wirft die Frage auf, was denn hierfür der allgemein gültige Vergleichsmaßstab sein soll. Dass irgendwelche Jungspunde im ÖPNV syntaktisch und semantisch krudes Zeug von sich geben, hey, mag ja sein. Haben wir damals aber auch gemacht in dem Alter. Und da haben die Alten und unsere Lehrer und Dozenten auch den Kopf geschüttelt und gesagt o tempora, o mores. Das gehört womöglich zu den anthropologischen Grundkonstanten (und sollte uns daher keinen Nachtschlaf kosten. Bonne nuit!


jean stubenzweig   (06.12.08, 07:23)   (link)  
Völlig außer Frage
steht für mich, @mark793, daß hier die Expertin spricht und als solche auch verstanden werden will. Weshalb sie ja vermutlich auch betont, sich (normalerweise) aus solchen Diskussionen raushalten zu wollen. Das sei ihr unbenommen.

Aber ich möchte dann doch gerne nochmal darauf hinweisen, daß es mir nie allein um Sprache und deren Verflachung oder nicht ging und geht. Dieser Hut wurde tatsächlich bereits im frühen vergangenen Jahrhundert an der Garderobe abgegeben, und er wird nicht neu, wenn wir ihn aus dem Bühnenfundus hervorholen und wieder aufzubügeln versuchen in einer Zeit, in der auch der Vorstandsvorsitzende einer freien Kapitalistengemeinde lieber diese seltsame Schirmmütze trägt.

Sollte der Eindruck entstanden sein, dann muß ich wohl noch ein bißchen Schreiben üben; andererseits ich es eben genieße, hier einfach fröhlich in die Tasten hauen zu dürfen, ohne daß mir da irgendein Joachim Kaiser in mein freijazziges Geklimpere hineinhanslickt. Der Ort hier ist meine Insel, auf der ich frei lustwandle und gar nicht auf das Schiff warte, das mich abholen kommt. Oder so: Ich muß das dann eben aushalten.

Was jetzt kommt, hebe ich auf die Titelseite, da ich meine, es sollte innerhalb des Themenkomplexes gesondert herausgestellt werden. Vielleicht verdeutlicht es so auch meine Direktion. Aber mir ist auch ein wenig bang, wegen der hier schieren Endlosigkeit könnte der eine oder andere austeigen, der hier (heimlich?) dann doch mitliest. Es gibt ja nicht nur einen. Nich wahr, Kinnings.


nnier   (06.12.08, 18:33)   (link)  
Übersetzungsprobleme
Das mit dem Expertentum ist ja so eine Sache. Ich bin, was das Thema Sprache angeht, ganz klar Laie. Ich interessiere mich dafür, damit hat sich's. Was ich aber weiß, ist, dass es mit der Empirie und den "harten", quantitativen Methoden auch nicht immer so weit her ist. Nicht zufällig habe ich oben vom Wörterzählen und In-den-Kopf-Gucken gesprochen. Also: Klar kann ich Wörter zählen und mir Kategorien basteln. Sicher kann ich ein Buch von Franz Kafka daraufhin untersuchen, wie oft die grammatische Form X wird oder wieviele Wörter mit "U" anfangen, diese Werte in eine Tabelle eintragen und sie mit anderen vergleichen. Das wird dann auch weitgehend objektiv sein und insofern auch "stimmen". Aber hilft es einem beim Verstehen des Textes?
Es ist keine Esoterik, kein Lob des "Bauchgefühls" und auch keine Wissenschaftsfeindlichkeit, wenn man hier feststellt, dass möglicherweise munter am Thema vorbeigeforscht wird. In der Psychologie werden einerseits z.B. wunderbar bis in die Nachkommastellen Intelligenzquotienten berechnet (und schon da weiß keiner, dass der sogenannte "wahre Wert" in einem großen Intervall um den "gemessenen" Wert herum liegen kann - rein mathematisch-testtheoretisch), andererseits kann man den Pudding nun mal nicht an die Wand nageln und kann nicht definieren, was Intelligenz denn ist. Und das ist nicht der Fehler der Psychologie, sondern ihr Wesen.
Bevor das hier ausufert: Ich werde mich nicht hinstellen und behaupten, dass früher alles besser war. Ich weiß auch, dass es womöglich eine menschliche Konstante ist, über die Jugend zu jammern. Aber die war hier auch nur ein nebenbei gestreiftes Thema. Ich bin aber skeptisch, wenn jemand mit einem weißen Kittel ankommt und behauptet, es sei wissenschaftlich erwiesen, dass es keine sprachliche Verarmung gebe und geben könne. Und zu manchen Themen haben Schriftsteller, Dichter und Künstler (ich bin keins davon) möglicherweise mehr beizutragen als der Wissenschaftler, der den verlorenen Schlüssel einfach da sucht, wo's am hellsten ist.


jean stubenzweig   (07.12.08, 06:31)   (link)  
Dazu, lieber nnier,
möchte ich bei nächster Gelegenheit gerne nochwas sagen. Momentan geht's nicht, da ich aushäusig bin, also außerhalb meines Kopfes, und nicht die Ruhe habe, Sortiertes abzugeben.


edition csc   (04.03.11, 12:59)   (link)  
Diese Art Wissenschaft
erklärt nicht die Welt. Sie geht ihr sozusagen auf den Grund, an die Wurzel, um festzustellen, was ist. Was sein könnte, das überläßt sie Pfarrern und Philosphen. Die können einem auch die Vielfalt der Imponderabilien erläutern. Aber eine gewisse Aufnahmebereitschaft setzt das voraus.

–cabü


jean stubenzweig   (04.03.11, 13:34)   (link)  
Priester und Philosophen.
Oder besser noch die neuzeitlichen Experten, die Kulturwissenschaftler, die können dem Hasen den Beuys erklären.


cabman   (05.12.08, 14:45)   (link)  
Großes Kino! Und ganz richtig erfasst.


sabinef.   (05.12.08, 15:50)   (link)  
Hochdeutsch
Kino lese ich hier. Das sehe ich auch so: Höchstleistungen des deutschsprachigen Theaters.

Entdeckt bei:
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