Spenglers Oswald und der Untergang. Zu dem machen wir gerne unsere Randbemerkungen (nein, Mark, das zielt nicht direkt auf Sie, sondern es hat mich, auch aus aktuellem, um nicht zu sagen akutem Anlaß, arg ins Grübeln gebracht). Mir ist nicht klar, ob er nicht darauf bestünde, recht gehabt zu haben im Zusammenhang mit den zeitgeistigen Beschäftigungen des 21. Jahrhunderts. Mit seiner sich selbst variierenden Umtitelei Die Vollendung der abendländischen Kultur hätte er das sicherlich nicht bezeichnet. Und in einem Punkt ist er nachgerade aktuell: das angelsächsische Trust-System hat Krieg gebracht, sowohl auf den Feldern als auch in den Spielstuben der Experimentierfreudigen. Ob aber die Welt an einem sicherheitsorientierten deutschen (preußischen) Wesen genesen wird, ich weiß es — oder glaube es eher nicht. Nun habe ich nicht unbedingt bei Herrn Spengler (alleine) gelernt, daß alles miteinander zusammenhängt. Wenn diese Wissenskette aber bewußt geschwächt wird, dann kann es durchaus zu einem Entgleisen des einigenden Zusammenhalts kommen (wenn letzterer überhaupt angestrebt wird). Wobei ich allerdings unschlüssig bin, ob die deutsche Mentalitätskraft alleine ausreichen könnte, die Lokomotive wieder in die Schiene zu heben. Und möglicherweise gar dem Geleis eine andere Richtung zu geben. Das dürfte, so, wie's aussieht, jedoch kaum gewollt sein. Hier nicht und dort auch nicht. Es muß ja geradeaus vorangehen. Wir wollen ja ein sichtbares Ziel haben. Und das liegt nur in einer Direktion. Es dürfte sich um eine Tatsache handeln, daß es überwiegend Menschen — aus allen möglichen (Einkommens-)Schichten oder auch gesellschaftlichen — mit Bildungs-, davor vielleicht auch noch mit Intelligenzdefizit sind, die sich in ein höfisches Leben mit seinem grandiosen Luxus sehnen. Und für den die etwas weiter unten in der Nahrungskette Angesiedelten unendliche Schulden anzuhäufen bereit sind. Da werden Kredite aufgenommen fürs klein Häuschen, obwohl alles darauf hindeutet, daß der Arbeitsplatz, wenn nicht unbedingt in Gefahr, aber dann unter Umständen doch demnächst in einer gänzlich anderen Geographie angesiedelt sein könnte. Urgroßvater und der Nachbar haben's vorgemacht, also muß man auch so eine Hütte haben. Mein Heim ist meine Burg, auch wenn's die Billigversion ist. Die mich dennoch die nächsten dreißig Jahre in der Schuldenfalle unentrinnbar festhält. Eine ordentliche Kalesche neben der leicht angerotteten für die Gattin und den Kinderfahrdienst möcht's auch noch sein, wenn der nebenan schon mit seinem Sechspänner rumfährt. Auch hier zwangsläufig die preiswerte Version aus dem Land, wo längst auch Nachbars Großkarrosse produziert wird. Dazu braucht's dann noch ein Navi, auf daß man sich nicht verfahre auf dem Weg in die zubetonierte grüne Wiese, wo der Billigheimer ja ständig seinen Marktplatz ändert. Nicht zu vergessen die unbedingt benötigten Gerätschaften, mittels derer einem die Bedürfnisse vorgeführt werden, die man gefälligst zu haben hat, soll es weitergehen mit der Wirtschaft. Denn die kommt schließlich uns allen zugute. Nieder mit dem höfischen Geprasse, haben wir mal sehr laut gebrüllt, und dann den Adel aufs Blutgerüst geschleppt. Und doch möchten wir selber irgendwie blaublütig sein, wenigstens in einer Nebenlinie, und ein bißchen was davon haben, von diesem LifeStyle. Man gönnt sich ja sonst nichts ... Vielleicht bin ich ja einfach nur müde.
Nein, nicht müde.
Für mich hört sich das durchaus sehr wach an. Ich hab grad nebenan mühsam versucht, dem Herrn Goetzeclan darzulegen, wie spätkapitalistische Ausbeutung heutzutage funktioniert. Und da lese ichs bei Ihnen in ganz beredten Beispielen und einfachen Worten, wie man sich ohne eigentliche Not unters Joch der Ratenkredite und Tilgungsverpflichtungen beugt. In den USA, wo man es ja mit der Sparquote nicht so hat und wo alles davon abhängt, dass die consumer spendings ja nicht zurückgehen, führt das ja mehr oder weniger schon dazu, dass soundsoviele Millionen Haushalte de facto Leibeigene der Kreditkartenfirmen sind. Da braucht es zwei, drei Jobs, um auch nur die Zinsen anständig zu bedienen, und wenn das nicht Ausbeutung ist, dann weiß ich auch nicht.Und glauben wir nicht, hier auf einer Insel der Seligen zu leben. Im etwas kleineren Stil läuft das hier doch genauso, ob es um mit fossilen Brennstoffen betriebene mobile Erderwärmer geht oder um monströse Stromfresser-Apparaturen für die gute Stube, überall lockt "Null Anzahlung", "jetzt Spaß haben - später zahlen", da darf man all jene, die sich nur für die Tilgung ihres Immobilien-Debits krummlegen, gar nicht mal töricht schelten. Ach, es ist ein einförmig Ding um das Menschengeschlecht... Nebenan
ah ja. Aber in diesem Haus äußere ich mich nicht mehr. Und bestimmte konfuse Sätze bestätigen einmal mehr meinen Entschluß (der allerdings damit nichts zu tun hat).Sie führen die USA an. Klar, das schwingt mit. Sollte es auch. Aber ich habe bewußt auf die hiesige Situation hin abgehoben. Das Höfische zielt vor allem auf die vielen Bilder in dem Land, in dem alle die geköpft wurden, denen man seit langem nachtrauert, vor allem deren Lebensstil. Das Vergleichbare findet in norddeutschen Landen (und mit Sicherheit auch in anderen Geographien) statt, wo man sich das Maul fusselig reden kann, um junge Menschen vor dem Untergang zu bewahren (ein Zusammenhang mit Spengler würde hier als oberlehrerhaftes Gequassle abgetan; aber das nur als Randbemerkung). Wobei hier die junge Frau beziehungsweise deren Mutter die treibende Kraft ist (Einzelfall?), das ach so günstige Grundstück samt Haus von der Stange, genau auf unsere Individualität zugeschnitten. Second hand? Für unser Kind? Gar für mich?! Nie. Nur das Beste. Aber dann zum Klamottennachahmer rennen und das kaufen, das nach der dritten Wäsche auseinanderfällt. Bedürfnisse! Sei es aus der (vor allem, aber nicht nur dort, privatwirtschaftlich betriebenen) Glotze mit dieser Formel: Mein Haus, mein Auto und so weiter. Oder beim erwähnten Nachbarn, der's daraus, aber vielleicht auch noch ein bißchen mehr in der Patte hat. Und dann – das unterscheidet zwei Mentalitäten gewaltig – beim Einkauf von Fleisch ist mein Gemüse aufstöhnen. Qualität? Vom Bauern. Zu teuer. Die Rate fürs gerade erst erstandene Auto aus ex oriente lux ist fällig. Es sind die aus meinem Maul hängenden, schweren Fransen, die mich ermüden lassen. >> kommentieren ....da hab ich grade ziemlich lange nach "Oskar Spengler" und meiner Bildungslücke gesucht und bin dabei tatsächlich auf einen Oskar gestoßen, der wohl mal bei IG Farben gewesen sein mag und das wiederum würde ja bestens passen, wenn es um Untergänge geht. Und dann erst hab ich mich von der allzu langen Leitung erhoben und bemerkt, dass Sie -wie ich- vermutlich einer klitzekleinen Verwexxlung anheim gefallen sind und es kein Kar sondern ein Wald war... :-) Ach du meine Güte!
Ich werde alt. Oder die Brille. Egal. Irgendwas muß mal geputzt werden. Es geschieht zu oft in letzter Zeit, das ich danebengreife.Ich bitte um Vergebung für die gestiftete Verwirrung. Ich mache vorsichtshalber aus dem Oskar einen ihm gebührenden Oswald. >> kommentieren Spamming the backlinks is useless. They are embedded JavaScript and they are not indexed by Google. |
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