Katholischer Phoenix? Zum öffentlich-rechtlichen Umschiebebahnhof habe ich mich hier bereits einmal geäußert. Da meinte ich, es sei nicht weiter von Belang, «würden da nicht mittlerweile beispielsweise Reportagen wiederholt, die nachweislich von der Aktualität eingeholt worden sind. Wer da hineingerät und nicht ausreichend informiert ist, kann auch schonmal auf die falsche Fährte gebracht werden. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern dürfte der öffentlich-rechtlichen Informationspflicht erheblich zuwiderlaufen. Zumal man es auch hier den Privaten nachmacht und zunehmend gerne den Abspann vernachlässigt, aus dem zumindest zu erkennen wäre, aus welcher Zeit die jeweilige Produktion stammt. Beispielsweise Reiseberichte zu zeigen, die auch nicht mehr annähernd an die tatsächlichen Gegebenheiten hinreichen und dann so zu tun, als seien die gestern gerade gedreht, dürfte als Beleg für ein qualitativ hochstehendes Angebot kaum ausreichen.» Dieser Tage nun geschah bei phoenix geradezu absonderliches. Wiederholt wurde im Rahmen der Reihe Historische Ereignisse eine Dokumentation über die Zeit nach dem Aufsteigen des weißen Rauchs zugunsten des Polen Karel Wojtyla, unter dem der nun amtierende Ober-Bayer Josef Ratzinger als «schneidig scharf formulierende[r] römische[r] Großinquisitor, der Feind aller Reformen und oberste[r] Strippenzieher aller vatikanischen Reaktionäre» und damit als dessen «Panzergeneral» gedient hat, wie Robert Misik im österreichischen Magazin Falter «Gottes Antwort auf die 68er» bezeichnet hat. Nun läßt sich durchaus behaupten, unsereins trauere diesem 2005 gen Himmel gefahrenen und vom größten Teil seiner Globalgemeinde bereits zu Lebzeiten heiliggesprochenen Seelsorger ebensowenig nach wie diesem kürzlich auf seinem kärntnerischen Nachhauseweg aufgestiegenen anderen, gar nicht so komischen Heiligen. Doch als Osservatore wider den (Un-)Geist jedweder religiöser Mission möchte man ja durchaus analytisch mit zurückblicken, zumal es von diesem Verstorbenen heißt, er habe quasi im Alleingang den Sozialismus niedergerungen — und, wie ich meine, erheblich zu der Seligkeit des Nichtwissens beigetragen, die sich epidemisch breitzumachen droht: weniger Bank Run, dafür mehr Reichtum in der, durch die Kirche. Aber das ist ja nicht das Thema. Das wurde durchaus in Maßen, zwar weniger umfassend politisch als eher aus kirchlicher Perspektive, kritisch beäugt in der Dokumentation Der Superpapst. Es geht um den zu Beginn des Filmes und dann etwa alle fünf Minuten eingeblendeten Hinweis: «Film von 2003». Und das, obwohl links unten kontinuierlich zu lesen war: Historische Ereignisse. Es kann nicht davon ausgegangenen werden, daß man in den Redaktionsstuben von phoenix mein (oben erwähntes) Flehen erhört hat. Was war der Grund für die Maßnahme? Schert man sich doch ansonsten wenig darum, ob irgendwelche Fakten noch gültig sind oder nicht. Wollte man eine Reaktion vermeiden wie bei der 1938 ausgestrahlten fiktiven Rundfunkreportage Krieg der Welten von H. G. Wells, von der kolportiert wird, sie habe unter Hörern teilweise Panik hervorgerufen, da die Landung Außerirdischer dargestellt wurde? Befürchtete man beim Bonner Sender, der eine oder andere Zuschauer könnte unbeabsichtigt dem Kollateralglauben verfallen insofern, als der Alte von oben runtergefahren sei wie weiland der Dienstmann Hingerl Aloisius, von dem der Herr Gott ja meinte, er sei im Himmel nicht zu gebrauchen? Und der Ratzinger nicht auf Erden?
Spät entdeckt
und deshalb hier nachgetragen: nochmals Robert Misik, hier zum Thema Religionsrevival.>> kommentieren Spamming the backlinks is useless. They are embedded JavaScript and they are not indexed by Google. |
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