In Kuddewörde

wird für die dortige Ganztagsschule, im besonderen für die Grundstufe eine Kraft mit pädagogischer Ausbildung gesucht. Für die Essensausgabe.

In diesem k(n)uddeligen Ort gibt es zwei-, vielleicht dreimal im Jahr einen Flohmarkt, bei dem sogar ich eingekauft habe; vermutlich, weil es, wenn auch sekundär, mit Essen und Trinken zu tun hatte: einmal (lange vor der Finanzkrise) ein ungemein preisgünstiges und wunderschönes vierundzwanzigteiliges versilbertes Wagenfeld-Besteck, und dann eine dieser begehrten Espressomaschinen. Für Primärgelüste gibt es an diesem lauschigen Marktplätzchen eine Mühle, in der man zwar kein Mehl mehr malt, dafür aber leckere breite Nudeln selber nudelt und dem so bereits köstlich genudelten Gast auch noch Fischlein aus dem angrenzend plätschernden Bächlein dazu reicht, der atlantikgeschulte und besternte Chef de Cuisine für Gourmets allerdings auch noch noch anderes auf der Pfanne sowie in den Töpfen hat. Ein paar Schritte weiter oben in Grande an der Verbindungsstraße zwischen der Freien und Handelsstadt und der früher sowjetisch besetzten Broilerzone steht, von Witzhave her kommend zur rechten Hand, direkt neben der ehemaligen Zollstation, an der man einst von den lauenburgischen Herzögen zur Ader gelassen wurde, in der heutzutage odentliche Labung angeboten wird, so eine Art Schinkenstelle, an der viele, teilweise von weither kommend, ihre Gourmandbehältnisse (auch Kuddewörde war mal französisch) holsteinisch auftanken; die Wartezeit während Zerteilung der geräucherten Hinterbacken läßt sich leicht mit zwei Tellern dicker Erbsensuppe mit viel Speck* verkürzen. Trotz vieler angereister Hamburger gibt es dort keine solchen.

Verständlich, daß im Schulsprengel Kuddewörde-Grande das leibliche Wohl entsprechende Beachtung findet. Und da die lieben Kleinen erstmal das Essen lernen müssen, da es zuhause mittlerweile kein solches mehr zu geben scheint, braucht es für die Ausgabe dessen eine pädagogisch geschulte Kraft; ein zweites Staatsexamen (Hauptfach Biologie?) dürfte vermutlich nicht von Nachteil sein. Die Mittel sind allerdings (auf 400 Euro monatlich) begrenzt. Zwar sind zusätzliche verkündet, aber die dürften den notleidenden Handwerkern vorbehalten sein. Zudem ein Ausgleich geschaffen werden will für das Loch, das die fröhlichen Pendler verursacht haben.

Also los, Beeilung, morgen ist Bewerbungsschluß.

* Wobei ich die eigene, etwas verfeinerte Variante mit rahmdurchsetztem Wirsing und gekochtem Schinken bevorzuge; aber an ganz harten Tagen kommt zusätzlich auch Grünkohl in den Topf.
 
Do, 11.12.2008 |  link | (1521) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Geschmackssache


gorillaschnitzel   (12.12.08, 02:19)   (link)  
Generation "Praktikant" lässt grüßen. Vielleicht sollten wir alles verpraktizieren, sehr wahrscheinlich ließe sich Änschies Job auch locker durch Praktikanten erledigen.....


jean stubenzweig   (12.12.08, 06:01)   (link)  
Eine gute Idee!
Da hätte die Bundesrepublik Deutschland eine praktizierende Kanzlerin.

Aber im vorliegenden Fall dürfte weniger eine Praktikantin gesucht werden, sondern schlicht eine billige Arbeitskraft; die Mechanismen sind bekannt. Vielleicht eine von denen, die ohnehin aus der Arbeitslosenstatistik rausmüssen, um die Kosmetik zu wahren. Andererseits dürfte es ausreichend gutausgebildete Pädagoginnen geben, die des ewigen Mutterseinmüssens überdrüssig sind und mal wieder was Sinnvolles tun möchten. Und vierhundert Euro, damit ließe sich gut was zur Finanzierung von Papis Renn-LKW beitragen. Oder aber das viele Geld wird dringend benötigt, um die Heizkostennachzahlung zu bewältigen. Oder um mal wieder was ordentliches zu essen zu kaufen.

Dazu am Rande: Im Nachbarort gibt es eine gelernte Erzieherin, die sich mit allen möglichen Jobs schier zu Tode schuftet – um dann mit ihren fünf Rangen ständig bei McSchnellfreß dieses Zeugs in alle hineinstopft, da sie keine Zeit hat, richtig zu kochen. Was sie ausgewiesen hervorragend beherrscht.















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Jean Stubenzweig motzt hier seit 6023 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00



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