Kinderfernsehen?

Manchmal produziert die Europäische Union, zumindest eine ihrer bastardischen Frühgeburten, auch positiv Bemerkenswertes. Damit meine ich nicht unbedingt Schlagerwettbewerbe. Mir fällt da eher Zeichentrick ein. Habe ich mich früher bereits köstlich amüsiert bei Noahs Insel, ist es nun seit einiger Zeit Pitt & Kantrop.

Meist kommen solche Filme aus Frankreich, auch wenn andere Namen oder Länder (da-)vorstehen. Denn dort befindet sich nunmal die europäische Wurzel dessen, das heutzutage Cartoon oder Animation genannt wird. Es ist die Zeichensprache, die mich darauf hinweist, die ich zu erkennen meine wie eine französische Handschrift. Wohl am typischsten dürfte mein über alles geliebter Titeuf sein, den ich seit den Neunzigern mit le miracle de la vie kenne, nach dem ich auch meinen Sohn nennen würde, würde mir nochmal einer zugeflogen werden von so einem klapprigen Großschnäbler, und den es seit einiger Zeit auch als Fernsehserie gibt (allerdings ist er aus den deutschen Kinderkanälen entschwunden, wahrscheinlich war er zu literarisch, zu philosophisch für das eher pragmatisch denkende deutsche Kind). Vermutlich hat der Erfolg solcher Machenschaften unter anderem damit zu tun, daß Kinderserien dieser Art offensichtlich gar nicht für die Kleinen hergestellt werden, sondern von den Zeichnern und Produzenten für sich selbst und ihren Freundeskreis. In Frankreich gehört solches ohnehin zur Hochkultur.

Allerdings kann man es auch so sehen: Die kleinen Kinder haben ihren Spaß auf ihrer Ebene, unter anderem an den teilweise sehr komischen Bildern, und für die großen sind die Texte bestimmt. Zur Zeit lache ich mich jedenfalls regelmäßig kringelig über die satirischen Spiegelbilder der Erwachsenenwelt aus der kindischen Perspektive bei Pitt & Kantrop.


Titeuf ist entsprungen: dvdrama avec TF1; © zep (Glénat).
 
So, 29.03.2009 |  link | (3531) | 21 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau


monnemer   (29.03.09, 15:47)   (link)  
Der kleine Nick wird heute fuffzich. Ich hatte Lachtränen als Kind und kugelte mich beim Vorlesen später mit meinen Kindern. Das sind die guten Sachen, die für alle lustig sind und bei denen man das Gefühl hat, dass den Machern beim Machen der eine oder andere Lachkrampf auch nicht fremd ist.
Fronkraisch hat da wirklich viel zu bieten.


prieditis   (29.03.09, 16:02)   (link)  
vergessen Sie nicht die Belgier! Deren Comic-Kultur ist noch weit ausgeprägter als die der Franzosen! Aber ansonsten, werter monnemer: Prima! =)


monnemer   (29.03.09, 16:50)   (link)  
Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß Belgien ein weißer Fleck für mich ist. Insofern gibt´s da nichts zu vergessen.


jean stubenzweig   (29.03.09, 16:43)   (link)  
Le petit Nicolas
hat heute Geburtstag? Das wußte ich nicht. Dann habe ich ihm unbewußt ein Gratulationslied (mit-)gesungen.

Ach, die Belgier. Die haben doch nur die eine ... Na gut, die Belgier auch.


monnemer   (29.03.09, 16:51)   (link)  
? (s.o.)


apostasia   (29.03.09, 23:40)   (link)  
Stichwort Belgien
Kommt hier nichts mehr an Adelgeschichten? Eigentlich stünde ja einiges an ...

Und ja, um das Thema nicht zu vergessen (und die ironische [?] Bemerkung aufzugreifen): Es fällt auf, welch hohen Stellenwert der Cartoon dort hat. Als ob die belgische Kultur, mit Verlaub, lediglich daraus bestünde ...

Insgesamt denke ich dabei auch weniger an Frankreich oder Belgien, sondern eher an Wilhelm Busch.


jean stubenzweig   (30.03.09, 12:06)   (link)  
Belgischer Adel
kommt vielleicht irgendwann wieder. Momentan fehlt mir die Lust an ihm, zudem ich den Eindruck habe, damit auch nicht auf allzu großes Interesse zu stoßen.

Mir ist überhaupt nach Pause. Das Sendebewußtsein dümpelt so für sich hin.


damenwahl   (01.04.09, 04:03)   (link)  
Wenn Sie keine Lust auf belgischen Adel haben, muß ich mich wohl noch gedulden... Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Aber mein überaus großes Interesse ist Ihnen sicher!
Bei dieser Gelegenheit wärmsten Dank für den Tip mit France Musique an anderer (schwarzer) Stelle vor einiger Zeit - ich bin begeistert.


jean stubenzweig   (01.04.09, 17:07)   (link)  
In Melancholie gesunken
bin ich zur Zeit. Da passen protestantische Adlige nicht so gut dazu. Und schon gar keine blgischen. Die sind immer so diszipliniert. Die da jedenfalls.

Ja,
france musique
ist großartig. Aber was meint: «... an anderer (schwarzer) Stelle vor einiger Zeit»?


damenwahl   (01.04.09, 17:18)   (link)  
Es gab bei Mark793 (auch: Dunkle Seite) die Diskussion ueber Webradios... wenn ich meinen Dank da eingetragen haette, haetten Sie es aber vielleicht nicht mehr gelesen - andererseits ist es hier off-topic.


jean stubenzweig   (01.04.09, 17:43)   (link)  
Themenlosigkeit
ist sogenannt und mir nicht fremd, weshalb ich's auch nicht so gerne so genau nehme oder direkt: wurscht.

Nun habe ich zumindest die schwarze Stelle verstanden. Aber es verwirrte mich, da ich das ja hier im eigenen Hof thematisiert hattte – siehe extra für Sie gesetzten Link oben. Daß das was für Sie sein könnte, das wäre mir ohnehin klargewesen.

Ich leg mich jetzt zurück in meine Melancholie.


vert   (02.04.09, 01:22)   (link)  
die belgischen erlebnisse fand ich durchaus interessant zu lesen, nur hätte mein senf sie nicht gehaltvoller gemacht.
(gut, das passiert sonst auch nicht zwangsläufig;-)
keine reaktion bedeutet nicht unbedingt kein interesse.


jean stubenzweig   (02.04.09, 01:51)   (link)  
Momentan Melancholie
Ich hatte es geschrieben. Irgendwann gehe ich die Tennispartie mit dem Nachwuchsadligen an. Und noch ein, zwei, drei weitere Stationen, vor allem die letzte, bei der wieder gegessen wird, und zwar ganz gut: das belgische Nationalgericht.

Aber momentan melancholisiere ich eben so für mich hin. Davon gibt's später wieder ein Stückchen. Dafür sind bereits die schwarzen Strümpfe bereitgestellt; auch wenn's dem Nachruf zugehörig aussieht.

Aber ab nächste Woche werde ich wohl erstmal ein Weilchen pausieren. Oder auch nicht.

Aber nichts gegen guten Senf! Aus der Bourgogne zum Beispiel (an die Sie ja keine so gute Erinnerung haben).


jean stubenzweig   (02.04.09, 05:57)   (link)  
Ach, ich bin so durch
den Wind, Herr Vert. Ich habe Sie vorhin für Nnier gehalten. Deshalb die Bourgogne.

Ich bitte um Vergebung.


nnier   (02.04.09, 12:03)   (link)  
"Durch"
bin ich auch. Deltawellen aus dem All oder was auch immer. Nicht aufgeben. Venceremos.

Die belgischen Erinnerungen führen Sie hoffentlich irgendwann weiter. Auch sonst lese ich hier fleißig mit. Und kommentiere weniger als gewohnt. Ich schwächele ja auch bei mir da drüben. Und mache so irgendwie und irgendwiedochnicht Pause.

(Früh-ling, Früh-ling, wird es nun bald.)


vert   (02.04.09, 14:27)   (link)  
na, da sind wir ja schon drei
... durche typen.

herrn nnier und mich auseinanderzuhalten ist anscheinend gar nicht so einfach, aber ich habe einen kleinen tipp: herr nnier beherrscht im gegensatz zu mir die korrekte verteilung von majuskeln;-)
venceremos!



jean stubenzweig   (02.04.09, 16:08)   (link)  
Der andere,
ja, stimmt, der hat irgendwie andere Muskeln, der ist nicht so ein klassischer Sprachmodernerer wie Sie.

Aber das erkennt unsereiner doch nicht, wenn er so durch ist und an nichts anderes denkt als an Tanz.
la violence et l'ennui



nnier   (29.03.09, 17:19)   (link)  
Es scheint,
als hätte ich da etwas zu entdecken. Habe ich doch den neuen Zeichentrick innerlich längst abgehakt; eine Haltung übrigens, die ich meinen Kindern vererbt haben muss. Ohne dass ich jemals in dieser Richtung gepredigt hätte, bevorzug(t)en sie von je her alles, was spätestens aus den 70ern stammt. Wie überschaubar, ruhig und einfach schön die Geschichten sind! Nicht nur mein geliebter Kimba, sondern auch andere japanische Machwerke (über die man damals die Nase rümpfte) wie Pinocchio oder Nils Holgersson sind aus meiner Sicht sehr gelungen und kindgerecht. Mit den Figuren wird sorgsam umgegangen, man kann ihre Handlungen nachvollziehen, es ist selten hektisch, trotzdem keineswegs langweilig, und man kann, ähnlich wie bei guten Kinderbüchern, sich in jemanden hineinversetzen und abends noch mal darüber sprechen, was einem dazu noch alles durch den Kopf gegangen ist und wie es wohl weitergehen mag. Was für ein Unterschied ist das etwa zu Pokemon oder Yu-Gi-Oh und wie sie alle heißen, wo jemand durch eine seltsame und unverständliche "Abenteuerwelt" läuft und ständig jeder gegen jeden kämpft. Was für ein Unterschied übrigens auch bei der musikalischen Untermalung, Titelmelodien und Hintergrundmusik.
Nun, ich will's ja nicht aufgeben, also werde ich mal darauf achten, ob der Titeuf irgendwann doch wieder auftaucht. Bei Kimba hat es mir nämlich irgendwann gereicht mit der Warterei. Da habe ich die DVDs gekauft. Und nerve meine Tochter, wenn ich Dialoge mitspreche, die sich damals ins Gedächtnis gegraben haben. Vor einer Ewigkeit.


jean stubenzweig   (30.03.09, 08:31)   (link)  
In meiner Kindheit
gab es sowas überhaupt nicht, das war unserer unwürdig. Solch ein widerwärtiges Gekritzle kam bei uns nicht ins Haus. Das war dasselbe wie diese allüberall zitierte «Negermusik» aus den USA, die ohnehin kein sonderlich gutes Ansehen hatten unter unseren Dächern. Und Nils Holgerson kam ausschließlich von Selma Lagerlöf; aber gezeichnet gab's den damals wohl auch noch nicht. Ich muß das derart verinnerlicht haben, daß auch die meinen Kleinen davon nicht viel abbekamen. Allerdings lachten sie gerne mit, wenn ab und an Claire Bretécher herumlag; die Bildchen waren ja auch lustig, auch wenn man sie nicht so recht verstand (wie ich vermute). Bei den Nachnachkommen sieht das etwas anders aus. Die wurden und werden animiert, wenn auch eher in der von Ihnen bevorzugten stilleren Richtung.

Ein wenig in der französischen Zeichentradition von Claire Bretécher sehe ich Titeuf. An sie muß ich bei ihm immer denken, er könnte ihr (Ur-)Enkel sein. Über sie bzw. ihre les frustrés (Die Frustrierten) heißt es: «Sie gilt als scharf beobachtende, gesellschaftskritische Chronistin, ihre kurzen Dialoge sind präzise. Das gewählte Mittel ist ideal. Die Szenen spielen in Paris unter Intellektuellen mit linkem oder fortschrittlichem Anspruch. Auch Feministinnen gegenüber ist sie mitunter liebevoll bissig, stößt aber durchaus auf Gegenliebe.» Das setzt sich in Titeuf fort. Nur für Kinder eben. Für solche wie mich. Allerdings wesentlich abgemilderter, nichts «Revolutionäres» mehr. In den Neunzigern hat man andere Sorgen. Und von einem Schweizer ist's zudem, wenn auch von einem französischsprachigen aus Genf; der aber sein Paris dieser Stimmungen kennt wie seine Farben. Ich kenne nur die älteren Bände aus den neunziger Jahren (an die das Gefilmte auch nicht heranreicht), aber ich kann mir vorstellen, daß sich in den neueren möglicherweise eine Atmosphäre spiegelt wie die der Kinder im ausgeprägt mittelständischen Irgendwas-mit-Medien-Kreuzberg. Ich werde mir bei Gelegenheit mal einen aktuelleren Band zulegen. Wobei ich jedoch befürchte, enttäuscht zu werden. Wie bei den späteren Asterixen. Warte ich's ab.


txxx666   (01.04.09, 08:21)   (link)  
Zum Thema "Comics (aus Fronkreisch)"
kann ich es mir nicht verkneifen, auf den göttlichen Gotlib zu verweisen, der hierzulande in den 1970ern bevorzugt in den berühmt-berüchtigten U-Comix ("Comix für Erwachsene") publiziert wurde, aber ob seines sehr humoristischen Zeichenstils teilweise(!) durchaus auch kindertauglich ist...
sehr im Gegenteil zum auf seine Art ebenfalls genialen, aber doch immer auch sehr drastischen und schweinigeligen Édika (der in seinem Stil wiederum stark an den bürgerschrecklichen Cartoonisten Jean-Marc Reiser erinnert).


jean stubenzweig   (01.04.09, 23:49)   (link)  
Der Eindruck muß entstanden
sein bei Ihnen, ich sei einer der berühmt-berüchtgten Experten, hier auf dem Gebiet der französisch gezeichneten Welt oder auch Cartoons oder Comics. Diesen Lorbeer muß ich leider zurückgeben. An anderer Stelle hatte ich das bereits erwähnt: Ich habe eigentlich keine Ahnung. Zwar weiß ich, daß sie zu tausenden (hundertausenden?) an den Kiosken ausliegen, aber ich bin über Claire Bretécher und deren (von mir so benannten Ur-)Enkel Titeuf eigentlich nicht hinausgekommen. Es muß Liebe sein (Madame Claire war aber auch – und ist es noch mit ihren fast siebzig – eine zu schöne Frau), denn anderes habe ich nie an mich herankommen lassen. Ich habe Zeichentrick zwar immer ganz gerne gemocht und schaue ihn mir mittlerweile auch ganz gerne und öfter an, jedenfalls in bewegten Bildern, aber darüber Fachgespräche führen kann ich nicht. Und Titeuf, das ist für mich ein Klassiker wie Asterix. Der muß eines meiner Kinder sein, von denen ich nur ahne, wie sie sich entwickeln ...

Die beiden von Ihnen aufgeführten könnten meine Comic-Welt sicherlich bereichern, wenn es sie denn gäbe.















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