Stille Wasser

Immer wieder erstaunt es aufs neue, wie streitbar oder geradezu -süchtig Menschen miteinander umzugehen vermögen, will man ihnen an das einzige, von dem sie gar nicht wissen, ob es ihnen tatsächlich gehört: ihr Ich. Dabei ist es nicht von Belang, ob dieses Ich ein anderer oder es gar nur ausgeliehen ist oder mehrere sind. Irgendwann weiß man es selber nicht mehr und beharrt auf sich und seinem Recht, einzig zu sein und deshalb recht zu haben.

Es ging darum, ob es der oder der andere war, der behauptet habe, der Kopf sei rund, auf daß das Denken die Richtung ändern könne. Da mag also einer denken, wie er mag, wohin auch immer er will, dann passiert es, daß die Gedanken ob dieser Wirrnis um ein geflügeltes Wort in Selbstzweifel zerfallen und sich dann verweigern und deshalb stehen- oder liegenbleiben. Dann ist erstmal zu sitzen angeraten, wie es am besten geht an diesem Ort, ein paar Meter nur vom Diskussionslärm und großstadttrötenden Hafentrubel weg und deshalb von ihm noch immer beschallt, aber dennoch bereits ein stilles Abseits im Zentrum des Krachs. Doch es gibt ohnehin unzählige Varianten der Stille oder: Warum es beim Stillsein laut sein kann, aber beim Lautsein nicht still.

Hier erfährt das Ich eine andere Wertung. Man erhält seinen Pastis nach einem Gleichheitsgrundsatz, der anderswo laute Rufe nach der Gerechtigkeit der zu bewahrenden Form oder Norm hervorriefe: Den Anis nicht mit begleitender Karaffe serviert, sondern immer bereits mit Wasser gemischt, immer konstant die gleiche Menge einschließlich Oberflächenspannung, immer das unvermeidliche leichte Überschwappen aus dem Glas, die Pfütze gehört ebenso dazu wie die immergleiche stoisch-heitere Miene der Bedienung, die heute jedoch besorgt sofort Platz nimmt am scheinbar geschützteren Tisch um die Ecke, wohin die ansonsten zwei Sträßchen weiter Richtung Oper hin flott segelnde Bordsteinschwalbe sich gerade noch gerettet hat. Flugunfähig. Nicht ein Flügel oder gar beide gebrochen. Das Herz. Tief im Inneren, in der Lebensmitte schwerstverletzt, da ein um sie werbender Herr ihr nicht ausreichend warme Auftriebslust versprach und sie ihn deshalb höflich bat, sich von einer Kollegin umflattern zu lassen und er ihr deshalb nachrief, sie wisse ja nicht einmal, wer der Vater ihrer Kinder sei, sie aber doch nicht ein einziges habe, sich jedoch so sehr nach einem sehne und sie dann aber auch mit Sicherheit wisse, wer ihr diese Liebe gemacht habe. Schweres Schluchzen. Zugleich sanftes Entgegenkommen der Schulter der anderen, ebenso jungen Frau, die hier jetzt nichts überschwappen läßt, sondern nichts ist als ein flacher Strand, an dem das Wasser in Ruhe auf- oder auslaufen darf, der hier Form und Norm besonders, also maßlos gleichgültig ist, die keine Zeit hat im Augenblick für die Entgegennahme von Bestellungen, weshalb die anderen Gäste sie auch erst gar nicht weiter behelligen und nach drinnen gehen, um sich den bekannten immergleichen Geschmack persönlich bei dem Mann abzuholen, der ihn an diesem Ort seit drei Jahrzehnten bei kargem Lohn und dennoch oder deshalb still und in Würde zusammenmischt. Und auch bei der Rückkehr der sorgenvolle Blick, aber nicht auf die bedienungsunfähige Bedienung, sondern auf die niedergestürzte Schwalbe, die hier zur mikrokosmischen Volière der seltenen Vögel gehört wie sie selbst. Sie wissen, wenn dieselbe oder eine andere maladie nicht nur d'amour Wunden bei ihnen schlüge, in diesem Hospiz würden ihre erlösenden Tränen aufgefangen und bis zum Versiegen wieder in den Kreislauf geschickt. Sei es an der Schulter der einen oder der eines anderen.

Da hat es keinerlei Bedeutung mehr, ob es nun Picabia gewesen ist, der sich eben immer alles zusammenklauen würde und es deshalb Lichtenberg vor ihm in seine Sudelbücher hineinnotiert hat, was nun wirklich nicht zutrifft, man weiß es schließlich besser, auch wenn der Zweifel an einem zu nagen beginnt, wer denn nun tatsächlich oder als erster dem Denken eine immerwährend flotte Orientierungslosigkeit unterstellt hat, die ganze ein paar Minuten zuvor noch heftig geführte Diskussion bis hin zum Streit, da jeder es nunmal besser wußte als der andere, alles dahin. Alles ist hinfällig, belanglos, wenn Menschen von Traurigkeit ausgestopft und ihnen die Haare dabei strohig geworden sind, wie es Léo Ferré wußte, der die Menschen der Stadt kannte, weil er sie liebte. Beide.
«O Marseille on dirait que la mer a pleuré
Tes mots qui dans la rue se prenaient par la taille
Et qui n’ont plus la même ardeur à se percher
Aux lèvres de tes gens que la tristesse empaille.»
Léo Ferré, Marseille (1972 ebendort; La violence et l’ennui)
 
Di, 16.06.2009 |  link | (5424) | 23 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Linksrheinisches


nnier   (16.06.09, 15:53)   (link)  
In einem meiner ersten Fix-und-Foxi-Hefte kam es zu Streit, Handgreiflichkeiten und am Ende zum Tumult zwischen den Fuxholzenern, als man die harmlose Frage, woher die Löcher im Schweizer Käse denn wohl kämen, diskutierte. Auch Lupos Beitrag ("Aus der Schweiz!") vermochte die Frage nicht zur allseitigen Zufriedenheit zu klären, und ich erinnere mich noch an mein verstörtes Gefühl - schließlich war ich noch ziemlich klein, und plötzlich fingen die lustigen bunten Figuren an, sich zu hauen.

Ich weiß nicht, wer Picabia war, Lichtenberg hingegen kennt mich, da ich eine Weile auf seine Schule ging. Der zitierte Spruch begegnet einem tatsächlich recht häufig, den Urheber weiß ich allerdings auch nicht zuverlässiger als die Suchmaschine.

Zu Ihren mal wieder wunderschönen Impressionen aus der Pastisserie eine neugierige Nachfrage: War das Gespräch so laut oder saßen Sie so nahe? Oder wusste ohnehin jeder, worum es ging?


vert   (16.06.09, 16:28)   (link)  
während der große sturm die großen bäume umschubst und alle gebannt auf die gefällten riesen starren, hat er nebenbei auch den ein oder anderen bonsai entwurzelt.


jean stubenzweig   (16.06.09, 17:59)   (link)  
Manchmal können Sie
richtig ein bißchen z'widerwurzig (Münchner Vergangenheit) sein, Herr Nnier (von Ihnen da über mir im Grünen mit Ihrer wahrhaftig nicht bösartigsfreien Assoziativstrategie mal zu schweigen – immer noch einen drauf, nichtwahr, so assoziiere ich einfach mal für mich hin, in der Postmoderne ist das erlaubt, auch wenn wir uns in der Postpostmodernen befinden, von deren Einsetzen ich wie üblich nichts mitbekommen habe, aber ich bin eben etwas älter ...). Nun ja, auch wenn ich ein kleines bißchen heftig schallend lachen muß dabei: Fix'n'Fox als Handbuch für Wirtschaftsschlägereien. Und dann noch die gute alte Frankfurter Tante. Oder gebührt diese Titulierung alleine der Hamburgerin vom Speersort?

Na gut. Bin ich für meinen Teil einfach mal ehrlich. Selbstverständlich habe ich recht. Es ist nicht vom Leiter der Schule, die in Ihrer Gesamtheit an Ihnen haftengeblieben ist. Ich habe nämlich, da mich die Selbstzweifel anzufressen anhuben, obwohl ich doch so sicher war, was sich auch als richtig herausgestellt hat, beim redaktionellen Nachlaßverwalter der Sudel- und weiterer Bücher nachgefragt, der mir, wie auch anders, bestätigt hat, daß sich keine derartigen Kritzeleien davon darin befänden und auch nichts ähnliches woanders geschrieben stünde. Hätte aber durchaus sein können, meinte er noch in etwa, der ausgewiesene Deuter der sudeligen und anderen Schriften. Eins sind der andere Streithansel und ich uns mittlerweile in unserer Unsicherheit darüber, bei wem Francis Picabia es geklaut haben oder ob es nicht vielleicht doch aus seinem ständig die Richtung ändernden Hirn stammen könnte. Es ist schließlich vermutlich auch nicht so, daß Künstler so gar nichts wissen und alles immer nur ihre Interpreten. Aber ebenso kamen wir zu dem Schluß, so langsam nicht mehr zu wissen, woher wir das alles wissen oder auch nicht.

Womit auch geklärt sein dürfte, wer hier im Zentrum des Krachs saß bzw. wer ihn verursacht hat. Denn ich war erbost, da der andere, der das Ihrem Schulleiter zuschustern wollte, das vor ziemlich viel coram publico, sicher mehr als fünfhundert, behauptet und niemand Einspruch erhoben hatte. Daraufhin hatten wir uns vor die Tür begeben, um das verständlicherweise unter uns auszumachen. Danach war ich allerdings ziemlich erschöpft und benötigte darniederliegende Bordsteinschwalben in der Pastisserie.

Nebenbei: «... der Universalgelehrte Lichtenberg wird in den meisten Lehrplänen und Unterrichtswerken der Schulen gar nicht oder nur am Rande erwähnt.»

Jetzt ist Feierabend.


nnier   (16.06.09, 21:44)   (link)  
Oh, so richtig mit "Komm mit nach nach draußen"!? Sie erstaunen mich immer wieder. (Sowas kenne ich nur aus Lucky Luke.)

Ich muss wirklich ein wenig achtgeben, was ich da so vor mich hin schreibe, denn man merkt ja, was für ein genauer Leser Sie sind und dass Sie auch noch jedem Hinweis nachgehen: Schule in ihrer Gesamtheit, perfekt! (Ihren Schlusssatz [oh: "sss" - dass ich das mal schreiben würde!] kann ich übrigens bestätigen, Namensgeber hin oder her.)

"Alte Tante": Kenne ich tatsächlich auch in bezug auf die FAZ, na, und dann noch auf diese eine Partei.


hanno erdwein   (16.06.09, 22:42)   (link)  
Die löchrigen Käse, Herr Nnier,
kenne ich ausschließlich von Kurt Tucholsky. so gibt es sie also auch bei Fix und Foxy. :-)
Was Ihren Beitrag, Herr Stubenzweig angeht, so war das mal wieder reinster Stoff für mein verinnerlichtes Kino. Herrlich, wie Sie das Erlebte gleich mit literarischen Zitaten verknüpfen können. Genial! Dank dafür!


jean stubenzweig   (17.06.09, 00:07)   (link)  
Lucky Luke
ist eben noch richtiger Franzose! (Raucht der, ach, lebt der überhaupt noch?)

Und daß Sie noch leben, obwohl Sie noch rauchen. Aber vermutlich schreiben Sie aus kompensatorischen Gründen drei s hintereinander. Grauenvoll. Das ist ja wie Türkisch, barbarisch eben, der Baier würde sagen: preußisch. Das gibt's nichtmal auf Suomalainisch, wo man's eher vermuten dürfte, weil's dort, im Kalevala beispielsweise, manchmal zugeht wie auf einer ordentlichen Wirtshausdiskussion.

«Soll ich selbst Verstand nicht haben,
Werd' ich ihn beim Schwerte suchen;
Nun du alter Väinämöinen,
Sänger mit dem breiten Maule,
Laß du uns die Schwerter messen,
Laß die Klingen uns beschauen!»

Sprach der alte Väinämöinen:
«Nimmer fällt's mir ein zu fürchten
Deine Waffen, deine Weisheit,
Deine Schneide, deinen Scharfsinn;
Doch dem sei nun, wie ihm wolle,
Mit dir, der du so erbärmlich,
Werd' das Schwert ich nimmer messen,
nie mit dir, dem armen Wichte.»

Nicht nur in der dritten Rune geht's derart rund, daß das sogar mal jemand ins Berndytsch übersetzt hat, weil's im Oberland (syn-)taktisch so ähnlich zugehe (hab ich irgendwo aus meinem Archiv da oben, deshalb vielleicht etwas ungenau).


jean stubenzweig   (17.06.09, 00:11)   (link)  
Mein Leben,
lieber Herr Erdwein, ist nichts als, ach, was schreibe ich da, ist reinste, gelebte Literatur, genau die, vor der Anil Ramdas so eindringlich gewarnt hat, die dramatisch mit einem giftigen Schlußapplaus enden kann; aber Flaubert soll ja als Theaterautor nicht sonderlich erfolgreich gewesen sein ... In diesem Fall allerdings Philosophie oder das, was einer wie ich dafür hält. Vielleicht wäre Aphorismusie (...mosie? – na ja, eher von der Muse her) angebrachter, gäbe es das. Aber vielleicht gibt es die ja und ich weiß es nur nicht.

Die Löcher bei Kurt Tucholsky, wenn wir schon der der Aphorismusie sind, die hat er ja bei sich selber gefunden in seinem von mir gern zitierten Es gibt keinen Neuschnee – nein, ich verlinke es nicht schon wieder, obwohl's hier schon passen täte jetzt mal.


nnier   (17.06.09, 00:24)   (link)  
Gestern war ich um diese Zeit schon im Bett. Und dahin gehe ich auch gleich wieder. Und denke mal darüber nach, was ich da eigentlich angefangen habe mit meiner "gemäßigt reformierten" Rechtschreibung. Denn ich muss schon sagen, dass mir das "ss" nach kurzem Vokal sehr natürlich und schlüssig erscheint. Dass ich dann aber in eine solche Bredouille geraten könnte, war mir nicht bewusst. Denn die Verbindestrichung zusammengesetzter Wörter ist auch nicht mein Fall. Hm.

(Sie verlinken die finnische Wikipedia!? Ich muss ins Bett.)


prieditis   (17.06.09, 01:17)   (link)  
Lucky Luke kaut Gras
..seit einer Gesundheitsoffensive ist er bereits seit 1983 ohne Kippe.

und zu Fix und Foxi: der Verlag hat Anfang Juni Insolvenz angemeldet...


jean stubenzweig   (17.06.09, 02:08)   (link)  
Nichtmal Coca-Blätter?
Gras? Ach wie entsetzlich. Und seit 1983. In Frankreich. Wer war denn da initiativ? Das ist völlig an mir vorübergezogen. Aber ich bin ja auch nicht so ein Comicer.

Der obige Link von Vert mit dem großen Sturm und ebensolchen Bäumen weist auf die Insolvenz hin.


prieditis   (17.06.09, 09:55)   (link)  
stimmt
oh! wie unaufmerksam von mir... doppelt gemoppelt... das macht die uhrzeit, bestimmt...


jean stubenzweig   (17.06.09, 18:16)   (link)  
Kalevala-Korrektur
Ich hatte geschrieben, das finnische Nationalepos sei ins Bärndütsch übertragen worden. Da habe ich aber ganz schlimme Sachen erzählt, so aus dunklen dumpfen Erinnerungen heraus aus meinem sich zusehends umnachtenden Kopf. Es war die homersche Odysee, die einen Ausflug machte ins Oberland.


jean stubenzweig   (17.06.09, 02:46)   (link)  
Finnische Wikipedia!?
Ich bin nunmal ein heimatloses und somit verkommenes Subjekt. Richtiges (und heute eben falsches) Deutsch habe ich nicht etwa ferientechnisch bei Tante und Onkel im französischen Sarre nahe der lothringischen Grenze gelernt (allee dann, mer fahrn rübber ins Reich [Pfalz], Budder kaafe; oder so ähnlich), sondern immer unterwegs, zuletzt, bevor mir die Berliner das mühsam Erlernte wieder zerstörten und ich mich infolgedessen grauenerregend angehört habe, in Suomi, etwa zu der Zeit, als Herr Duden sein vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache veröffentlichte. Deshalb und da ich keine belgischen Adelsfräuleins mehr Deutsch hilfslehren muß, eben raus bin aus allem, erlaube ich mir auch, weiterhin Altdeutsch zu schreiben, auch wenn das immer verworrener wird durch die neudeutschen Einflüsse samt manchmal vielleicht auch ein bißchen nach hinten losgehender, gleichwohl bewußter Altvrenkischkeit. Ideologische Gründe gibt es dafür nicht, aber mir ist diese Nivellierung nach unten unangenehm, und was Sie, lieber Nnier, von Ihrer gemäßigten Reformation haben, zeigt sich ja deutlich: Bredouille. Dann sind alle meine Botschaften und Liebesbriefe eben von grauenerregender Rechtschreibung. Bald versteht mich kaum jemand mehr (aber das war auch zuvor bereits der Fall); es sei denn Menschen im polnischen Mazury. Möge man mich auslachen. Nach mir die Pisa-Flut.


hanno erdwein   (17.06.09, 17:01)   (link)  
Freut mich sehr
mal wieder etwas aus dem "Kalevala" gelesen zu haben. Es ist lange her, daß ich das Buch in meinem Bücherschrank stehen hatte. Leider hab ich den Text noch nirgends in elektronischer oder audibler Form gefunden. Ich mag diese Märchen-Poesie sehr, sofern sie gut übertragen ist, was ja wohl auf die Kreativität des Übersetzers ankommt. Danke für den Genuß!


hanno erdwein   (17.06.09, 17:09)   (link)  
Neue deutsche Rechtschreibung?
Nö. Ich kann mich da nur voll Grauen abwenden. Meine Frau, die sehr viel mit "Pfötchen" liest, gibt mir manche Beispiele des völligen Irrwitzes, was da zur Zeit möglich ist. Selbst höre ich mehr die Texte per synthetischer Sprachausgabe und bekomme die "Klöpse" nicht so mit. Von daher erlaube ich mir so zu schreiben, wie mirs ums Herz ist und nicht, wie Herr Neu-Duden es derzeit will. So isser nu mal!


jean stubenzweig   (17.06.09, 18:10)   (link)  
Es gab mal eine
deutsche Buchhandlung in Helsinki, zumindest eine deutsche Abteilung der Akademischen, so genau erinnere ich mich nicht mehr. Aber die ist offensichtlich nicht mehr; das ist ja auch schon ein paar Tage her. Doch vermutlich gibt's den Kalevala audiotechnisch ohnehin nicht auf deutsch. Ich habe nur die dritte Rune auf deutsch vorliegen, die mit einem Text von Oskar Loerke fürs Laubacher Feuilleton eingegeben worden ist. In nächster Zeit stelle ich sie mal bei weiterblättern rein. Das muß ohnehin erledigt werden.

Rechtschreibung: Na ja, der Herr Duden kann da ja nichts dafür. Der zeichnet nur auf, wie das Volk spricht. Heutzutage mehr denn je. Aber es braucht ihn auch niemand mehr. Man schreib't heut toch so wie so oder so, wie man will. Wie ich.


hanno erdwein   (17.06.09, 20:02)   (link)  
Sehr schade,
daß Kalevala so vernachlässigt wird, jedenfalls in unseren teutschen Landen. Könnte mir vorstellen, daß eine Stimme wie die von Rolf Boysen sich wunderbar eignen würde. Hab von ihm die Ilias gelesen. Einfach köstlich! Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Ich spitze mal den Händler an, für den ich arbeite. Vielleicht kann der ja mit dem einen oder anderen Verlag reden.


jean stubenzweig   (18.06.09, 01:49)   (link)  
Es ist angerichtet.
Sie können im und über den Kalevala lesen und den alten Väinämöinen sogar singen hören. (Beachten Sie, lieber Herr Erdwein, bitte die vielen weiterführenden bzw. informierenden Links. Wenn Sie Hife benötigen, Sie wissen wo.)


hanno erdwein   (18.06.09, 07:59)   (link)  
Ich bedanke mich
ganz herzlich für Ihren Fleiß. Versuche mich, da mal durchzulinken. Vänämoinen und Ilmaräinen waren seit damals schon immer meine Favoriten des nordischen Sagenguts. Sind wesentlich sympathischer als der hürnene Siegfried!


hanno erdwein   (18.06.09, 17:55)   (link)  
Danke, Herr Stubenzweig,
hab mir gerade die Dritte Rune zu Gemüte geführt und bin wieder einmal vom Kalevala hin- und hergerissen. Jammerschade, daß es nicht den gesamten Text "zu saugen" gibt. Wäre sicher ein Problem mit dem Copyright. der Vortrag ist, auch wenn man nichts versteht, reine wortmusik. Sehr schön.


tropfkerze   (18.06.09, 20:34)   (link)  
Ich gebe zu...
...nur sehr wenig davon verstanden zu haben, was Sie schreiben. Oftmals bin ich außerstande, es zu verstehen. Ich staune, ich erröte, ich bin verschämt.

Da ist dann nur ein Wort, das mich aus meiner Lethargie herausreißt. Stille zum Beispiel. Es gibt genau einen Ort auf dieser Erde, wo ich Stille erfahren habe, er heißt Mörla und liegt auf einem Berg über Rudolstadt in Thüringen, wo die "Novelle" von Goethe spielt. Nirgends sonst kenne ich Stille. In Mörla hält die Erde Einhalt, besonders nachts. Diese Stille sagt nichts, außer: schließe dich an! Lausche meinem Nichts an Laut, und du lauschst der Lyra des großen Gesangs.


vert   (18.06.09, 21:37)   (link)  
die berliner zeitung stellte in der letzten montagsausgabe eine fahrradtour von rudolstadt bis jena vor und pries diese stille ebenso.
beten sie, dass fahrradfahren für berliner weiter uncool bleibt.


jean stubenzweig   (18.06.09, 23:53)   (link)  
Stille verstehen Sie.
Zurückgekommen aus Touritalien. Ich verstehe. Sehnsucht nach Ruhe. Und wozu wäre die DDR besser geeignet. Das zu sagen ist mir dieser Tage eigentlich verboten worden vom Jüngsten, mit dieser politischen Unkorrektheit würde ich mich auf eine Stufe stellen mit seinen ebenfalls einundzwanzigjährigen Kumpels von der Handwerkerfront, die auf diese Weise unfreiwillig komisch verspätet Front machten gegen das Volksbildungsmassenblatt. Er hat ja recht, Goethe ist schließlich nicht in der DDR geboren. Und lange vor deren Existenz wurde im Nordosten der Schöngeist extrem gefördert von den Fürsten und Grafen und anderen Mäzenen, die keine Steuern zahlten. Allerdings, warten Sie mal ab, bis Verts Hoffnung für Sie auf der Strecke bleibt bzw. die Berliner auf ihr anrücken mit ihrem großen Gesang. Denen macht das nichts, die haben gegen Lyra und so'n Kram allesamt Helme auf in ihrem Rudel. (Waren Sie schonmal im Weimar, wenn die angerückt waren in Sachen Bildung?)

Was ich damit sagen will: Ich werde diese Stille nicht erfahren. Thüringen hat mir zuviel Fachwerk. Und genauso sprechen die Menschen dort auch. Wie in Franken. Oder in bestimmten Gegenden Württembergs. Und dann auch noch Goethe. Unverständlich für mich, wie die Menschen das aushalten dort. Das ist für mich Krach, gegen den keine Stille ankommt. Ich benötige Großstadt, will ich Stille (Ruhe hab ich opn Dörp). Am besten in einer bestimmten Bar. Vielleicht ginge der Teufelsberg gerade noch, aber eben an dessen Fuß. Außerdem habe ich die Berge ebenfalls hinter mir gelassen. Wie Goethe. Die alle hatte ich lange genug vorm Kopf. Aber für letzteren gab's wenigstens Des Dichters Antwort.

Haben Sie mich verstanden? Trotzdem herzlichen Dank für Ihr Verständnis. Willkommen zurück in Ihrer zusammengebrochenen Stadt. (In welchem Archivgebäude sind Sie eigentlich tätig? Denn offensichtlich gibt es Sie ja noch. Aber vermutlich sind Sie rechtzeitig losgefahren.)

Ach, ich bin ekelhaft. Aber die Handwerker, Herr Vert, sind immer noch am und mittlerweile sogar im Haus. Morgen schon wieder, ab spätem Nachmittag, zu meinen Ruhestunden. Er muß vorher schließlich arbeiten. Meine temporäre Flucht hat nichts gebracht. Mimi und ich wissen nicht mehr, wo uns das Dach steht. Das ist uns alles zuviel Energie da oben drauf. Wir benötigen Stille. Auch wenn es sie nicht gibt. Dann eben Klapsmühle.















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