Vom Gestaltungs- zum Innenleben Themenwechsel. Nicht immer nur die edle Einfalt und stille Größe der Nachpostmoderne. Er gibt Griffigeres. Recht mögen Sie haben, vor allem, was den Unterschied zwischen dem recht kräftigen Motor eines heute beinahe antiken, zumindest bald sogenannt historischen Automobils, vielleicht leicht anmaßend verglichen mit einem solchen Antriebsaggregat und dem Innenleben eines circa fünfjährigen, allerdings bereits extrem schwächelnden elektro-nischen Rechenschiebers betrifft. Hätten mich nicht soviele Gendarmen höflich darum gebeten, die Haube anzuheben, ich wüßte vermutlich selber nicht, wie's darunter aussieht. Einmal in zehn Jahren war ich dazu gezwungen, weil er nicht mehr ansprang, vermutlich weil ihm eine ungewohnte Waschanlage das Duschwasser nicht genehm genug temperiert hatte oder die Bürsten nicht flauschig genug waren. Ansonsten übernahmen den Blick ins Innenleben die Fachleute einer gegenüber meinem Büro gelegenen mittelständischen Werkstatt, in der auch Kunden ohne Neukaufabsicht ein freundliches Wort samt Kaffee und deren älteren Fahrzeuge vorzügliche Behandlung bekamen; die hingegen sind spätestens zum Ende des Jahrtausends allesamt verschrottet worden, weil der Weltkonzern solches Kroppzeugs im Aktienhimmel nicht gebrauchen konnte. Auch beim Nachfolgefahrzeug des Schlampenschleppers, wie ein Tunichtgut meine besternte Sänfte in der kräftigen und bei ihm gewohnten Sprache eines Steineklopfers titulierte, mit dem ich recht gerne und durchaus oft bei seinem Weißbier (manchmal Champagner) und meinem Wein (manchmal Weißbier) zusammensaß, hebe ich höchst selten die Haube an, was allerdings daran liegen mag, daß ich bei ungewöhnlichen Geräuschen — normales Klappern gehört zu einem Döschwoh — wie beispielsweise dem Klang nach 130 statt 29 PS den Auspuff bis zu meinem Autoschmied auf der Straße entlangschleife; im Süden gehe ich bei solchen Besonderheiten allerdings am besten gleich ebenfalls erstmal was essen, denn es sei einigermaßen unsinnig, im tiefen französischen Süden um die Mittagszeit einen Mechaniker auf ein ungutes Geräusch aufmerksam machen zu wollen. Ein Deux Chevaux, meinte er kurz vor dem Siesta-Wegnicken da unten in seinem verschnarchten, nach dem Weinsüßungsmittel benannten Kaff, das mittlerweile zum Renovierungsclub (vor noch gar nicht allzu langer Zeit undenkbar, mir scheint: nach deutschem Vorbild) heruntergekommen zu sein scheint, wo früher die Blech-Enten eher schlichter herumstanden —, mache immer irgendwelche seltsamen Geräusche. Man müsse das nicht so tierisch ernst nehmen.Ach, was bin ich doch für ein alternder Romantiker geworden. (Oder geblieben? Aber diese alte Geschichte wird schon auch noch durch meinen Synapsenwolf gedreht. Schließlich gibt es nichts ohne Zusammenhänge, auch das Leben will gestaltet sein, und sei es, daß dieses Design von anderen übernommen wird, etwa von jenen, die einem die Jobs anschaffen.) Mit Motoren und Festplatten habe ich's nicht so. Aber verstehen kann ich's, schließlich hat jeder ein Recht auf Vorlieben, die ich hin und wieder durchaus teile. Und wäre ich ein Ingenieur, ich könnte mir vorstellen, auch einem Schaltplan mehr Rätselhaftes zu entlocken, als es nach rein funktionalen Kriterien zu durchforsten. Ich versuche eben über das Farbengewerk anderer Kryptisches zu entschlüsseln und darf dabei so wunderbar unentschieden bleiben. Das zieht mich offensichtlich mehr an als das Funkeln oder Glimmen von Röhren. Als ich dieser Tage auf der Suche war nach der Betriebsanleitung für meinen fahrbaren Gartenstuhl (der Autoschmied meinte, da müßte etwas über die Verkabelung drinnenstehen, nach der er besser operieren könne), kam mir diese Geburtstagskarte aus einer Schublade entgegen, an mich gesandt 1997 von Albert Lohr; hier eines seiner späteren Bilder, unter dem eine Skulptur des von mir überaus geschätzten Bildhauers Rudolf Wachter ruht (der leider seit dem 16. Juni dasselbe tut). Ich komme Vergangenem eben nicht aus.
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