Widerruf ist Widerruf ist der Stein der Erotik An die vorderste Front gestellt sei das, nicht zuletzt deshalb, da ein Entschluß, etwas zu tun, wie sinn- oder gehaltvoll der auch sein mag, offensichtlich immer noch am meisten Aufmerksamkeit erregt. Kommentare geraten bei dem üblichen Leseverhalten, das ist belegt und auch bereits mehrfach kommentiert, häufig unter die Last der Zweit- oder überhaupt Hinterrangigkeit und machen sich so selber platt. Nur was auf Seite 1 und in möglichst großen, bildhaften Lettern erscheint, mag es noch so wieder- oder überholt sein, begleitet von großflächigen, den Inhalt erklärenden Illustrationen, erweckt Interesse, je größer die Armseligkeit, um so erhöhender. ![]() Etwas endgültig habe ich bislang ohnehin noch nie etwas gemacht. Dazu mache ich mir dann doch immer wieder zuviele Gedanken, selbst dann, wenn ich eigentlich keine Freude daran habe. Ich bin, wenn ich darüber mal so richtig nachdenke, letztlich immer das gewesen, was man früher als wankelmütig bezeichnete und man heutzutage wohl als entscheidungsunfreudig nennt. Aber dennoch oder auch deshalb hatte ich mich wohl einem völlig irrationalen Druck ausgesetzt, immer wieder etwas präsentieren zu müssen, als ob ich brav meinen Tag- und Nachtschichtdienst absolvierte. Ich bin wahrscheinlich genauso virusverseucht wie diejenigen, denen ich diesen völlig abwegigen Arbeitseifer vorhalte, der vermutlich daraus resultiert, daß sie nichts angenehmeres und schöneres zu tun haben.. Hin und wieder mein feuilletonistisch verbogenes Fingerchen zu erheben, das hatte ich allerdings ohnehin durchaus vor. Aber daß ich gestern den ganzen Tag geschlafen und, entgegen meinen Lebensgewohnheiten, nicht einen Kaffee getrunken, obwohl keine Männergrippe mich aufs Lager schmiß, dafür aber übermäßig viel Schokolade gegessen und in die Ferne gesehen habe, das werde ich auch weiterhin nicht erzählen. Ich schaue mir, obwohl das ja, wie mir das öffentlich-rechtliche Fernsehen und noch ein paar andere mediale Gaukler vermitteln möchten, mittlerweile gesellschaftsfähig sei, mir schließlich auch weiterhin keine mir weitgehend unbekannte Persönlichkeiten prominenten Lebens an, die ein offenbar herbeigesehntes Gemeinschaftsverständnis vorleben, das geprägt ist von höchstproteinhaltigen Menues eigentlich dschungeleinheimischer Bevölkerungen mit anschließendem Erbrechen ihrerselbst (Zappzappzerrapp). Ein Pauschaltourist war ich nie. Da sieht man nämlich nichts, aber auch gar nichts, es sei denn vollends in die Röhre. Andererseits ist der Tunnelblick ja mittlerweile zum Bildungsideal erhoben worden. Über Skat habe ich etwas liegen. Das wird wohl kommen, auch wenn ich davon, wie bei nahezu allem hier Veröffentlichten, nur Bruchstückhaftes verstehe. Aber «das hilft dem Vater auf die Mutter», sagt jemand, der (wie hier) einen fetten Stich gemacht hat. «Noch einmal, sagt das Mädchen.» Also einmal noch bestimmt. Und, wer weiß, wenn die Lust, die das Mädchen geschaffen hat ... Ich hab schließlich nichts anständiges gelernt.
Aufhören werde ich wohl hier in nächster Zeit. Zwar bin ich wahrlich kein Quotenjager, das liefe mir zuwider. Aber es geht mir durchaus auf die Nerven, daß meist nur dann sich Menschen sich hier einklicken, die aktuelle Bezüge benötigen für ihr Seelen- oder sonstiges Heil. So beginne ich mich zu verabschieden; angekündigt hatte ich's bereits. Aber ein paar Tropferl wird's sicher noch geben. Ich bin dieser neuen Generation nicht mehr gewachsen. Das war wohl immer so. Aber diese postpostmoderistische protestanisch-kapitalistische, alles einsegnende, mittlerweile christlich-jüdisch genannnte Gleichgültigkeit bringt mich um. Machen Sie sich am besten weiter keine Gedanken — ich bin ohnehin über das heutzutage wirtschaftlich a(n)visierte Rentenalter hinaus. Traumschiffereien waren nie meine Ebene. Machen Sie's besser.
Spiegelei Nun lacht es schallend aus ihr heraus. Und was war das für ein Lachen! Hatte ich so etwas je gehört? War das ein Klang. War das ein Lied. Sie lacht ein Solo, wie Léo Ferré es hätte nicht komponieren können, damals in Avignon oder einer anderen Kathedale, für eine Stimme und seine drei Symphonieorchester, die zwar auf ihren Einsatz warteten, aber genau wußten, daß sie diesen Mezzosopran nicht würden überklingen können und deshalb gleich schwiegen und warteten, bis des Meisters gesungenes Maschinengewehr den endgültigen beethovensch' fragenden Brüller gab: Muß das sein? Sie hält sich am Rand des Waschbeckens fest, und es schüttelt sie. Und wieder strömen bächeweise Tränen aus ihr. Doch es sind schallend gelachte Tränen, mehr Krach konnte auch ein Bataillon aus Anarchisten nicht veranstalten. Und wieder bin ich es, der begossen dasteht und nicht begreift, um was es geht. Und wieder kommt ein Wust an Wut in mir auf, der sich gleich verbal Platz schaffen würde. Doch ich komme nicht zu Wort. Wie denn auch. Das bißchen, kommt es kleinlaut in mir auf, das ich weiß, steckt tief in dem Modder einer sogenannten alten Welt, in den eine Moderne mich tief versenkt hat, in den paar Relikten, die unsere Ausgräber aus den sehr viel älteren Kulturen herausgekratzt und als ihre Weisheiten vermittelt und in meinem Museumskopf ausgestellt haben. Sie kenne eigentlich nur ein Bild von mir, sagt sie. Das im Spiegel. Aber zu gerne spräche ich von einem einzigen, das andere hätten, hielten sie es in eine Leinwand aus Fernsehen. Und diesen Narzißmus würfe ich ausgerechnet ihr vor. Aus dem Griechischen käme das. Nárkissos. Krampf oder Lähmung oder Erstarren. Dabei sei ihre Sprache älter als der Keil, der nicht nur das Rad in die Geschichte gespurt habe. Obendrein sei eine Blume daraus entstanden. Zwar würde sie in Europa bevorzugt den Toten gewidmet. Sie aber lebe. Sie sei schließlich auch und immer noch ein Teil Tunesiens und Persiens. Integriert sei sie zwar ins Land. Aber eben nicht assimiliert. Wie das so viele gerne verwechselten. Ich stehe im Badezimmer und betrachte den Spiegel. Zwei Tage • Eine sentimentale Reise • Erzählungen
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