Fremde Federn

Die jüdische Religion ist durchaus als bildfeindlich zu erachten. Die sich daraus entwickelnde Mentalität umschifft dieses Diktum, indem es das Chiffre im allgemeinen und das Abstraktum im besonderen benutzt. Wahrheiten, auch Kritik, werden nie deutlich, also direkt ausgesprochen, sondern durch die Blume. Das heißt: Was zwischen den Zeilen steht, ist an Deutlichkeit nicht zu überbieten. Immer vorausgesetzt, daß der Adressat über eine entsprechende Bereitschaft zur Auseinandersetzung verfügt. Und das Abstrakte als solches bemüht ja grundsätzlich das Wesentliche, den Kern der Sache.

In einem Kölner Gasthaus gedacht und über den Zeitraum von etwa drei Stunden gegenüber Georg Chaimowicz und anderen, im besten Wortsinn, unrein ausgesprochen, was nicht allein an der (schweinernen) Bratwurst («denk ich mir, es wär a Fisch») am Meter lag, sondern auch an der Bewältigung von Hochstrecken an Wodka («es muß sich ja wieder hinausverdauen»), das Ganze allerdings verbunden mit einem beachtlichen Honorar in Form eines vollgezeichneten Bierdeckelturms. Auf die Bitte dieses wunderbaren und überdies trinkfesten Schweineessers hin wurde das Gedächtnisprotokoll in obenstehende Zeilen konzentriert und weitergegeben an die Wiener Arbeiterzeitung, deren Autorin es, mit weiteren Zitaten garniert und unter Auslassung jedes Urheberrechtsgedankens, in ein Chaimowicz-Portrait hineinwurstete. Es ist zwar schon eine ganze Weile her. Aber es zeigt, daß auch früher schon und ohne Internet Journalisten sich gerne gagenfrei mit fremden Federn schmückten. Man nimmt einfach die eigene edle und bittet auf Bütten jemanden um dessen Meinung ...
 
Sa, 19.07.2008 |  link | (2488) | 3 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ansichten


gorillaschnitzel   (19.07.08, 04:46)   (link)  
Inwiefern ist den das Judentum bildfeindlich (ohne nun die islamischen wie auch christlichen Bilderstürme auch nur entfernt erwähnen zu wollen)?


jean stubenzweig   (19.07.08, 06:31)   (link)  
Kein Bild machen
Von den anderen Religionen war ja auch nicht die Rede. Es ging ausschließlich um das Verständnis jüdischer Vorstellung vom Nicht-Abbilden. Und Schweinernes essen. Et cetera.


chat atkins   (20.07.08, 21:46)   (link)  
'Es muss sich ja wieder hinausverdauen', hat sich die Autorin vermutlich gedacht.















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Jean Stubenzweig motzt hier seit 6025 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00



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