Höflichkeit Luft ablassen. Wegen Detonationsgefahr. Lieber Herr Steuerberater (übertragbar auf andere Dienstleister), «Ihre mail», schreiben Sie, «beantworte ich erst jetzt, da ich ob des Tonfalles nicht in die Luft gehen wollte, sondern mit dem Respekt und der Höflichkeit, welche Sie als Mandant verdienen antworten wollte.» — Ich hingegen antworte Ihnen verspätet nicht aus (zu unterdrückender) Unhöflichkeit, sondern weil ich — oftmaliger Bestandteil flehentlicher Hinweise meinerseits — häufig auch länger unterwegs bin. Ich bin sehr gerne ein höflicher Mensch, nichts ist mir fremder als das, es gehört gar zu meinen Lebensprinzipien. Dazu gehört jedoch auch: Wenn man sich mir gegenüber alles andere als höflich benimmt, dann mag ich es auch nicht sein. Und Ihre elektronische Post zu meiner Steuererklärung, die war mehr als unhöflich. Denn Höflichkeit ist nicht mehr, wie zu Zeiten bei Hofe, nur floskelhafte liebesdienerische Form. Längst gehört unter Bürgern auch Inhalt dazu. Civilisation heißt das im Land (nach) der französischen Revolution, vor der Köpfe rollten, wenn man dem König nicht die höfische Ehre zukommen ließ, auf die er ein Recht zu haben meinte. Ich verweigere mich dem sich in Europa zunehmend ausbreitenden, logischerweise geschichtslosen US-amerikanischen Verständnis vom Umgang mit Kunden. Ein Hinweis auf Design wäre in diesem Zusammenhang vielleicht noch hilfreich: nicht nur mehr oder minder schöne oder beschönigende Hülle eines Nichts bedeutet das, sondern die Form hat einer Funktion zu folgen, in diesem Fall Information und Begründung. (Weitere geschichts- und ästhetikphilosöphelnde Ausführungen dazu erspare ich Ihnen jetzt; obwohl mir aus gegebenem Anlaß durchaus danach wäre.) Aber in Ihrer Post war trotz zweimaliger Bitte darum weder das eine noch das andere vorhanden. Nichts als Ärger bei mir, etwa über eine (mal wieder) verspätete Abgabe durch Sie, mit Konsequenzen — für mich. Das war und ist eine unnötige, unakzeptable und damit äußerst unhöfliche Leistung (die ich hier nicht detaillierter schildere, da ich anderen Menschen das langatmige Fazit einer unerquicklichen, offensichtlich viel zu lange anhaltenden — und hiermit für beendet erklärten — Beziehung ersparen möchte; aber raus mußte es: pffft). Arbeit müsse sich wieder lohnen, meint die Steuerberaterpartei. Da sind wir einer Meinung. Aber eben auch für den Empfänger der Dienstleistung, hätte ich dann noch anzufügen.
apostasia (11.06.09, 11:42) (link) Ein Zusammenhang
zwischen dem «US-amerikanischen Verständnis vom Umgang mit Kunden» und dem erwähnten Herrn will hier (überhaupt eine ungewohnte Thematik) nicht so recht einleuchten. Es sei denn, er hätte sich auf diese Weise ins Geschäft gebracht. Das wäre dann allerdings ungewöhnlich für eine Branche, die ansonsten ihrer Zurückhaltung wegen nirgendwo zu sehen ist, nicht einmal dann, wen man sie benötigt.Zugelaufen worden
ist er mir, als mich das Land im Norden nahm und ich neuen Beraterbedarf hatte, um nicht Land unter zu gehen. Aber hätte ich nicht aufgepaßt, wäre ich's beinahe – mit seiner Unterstützung. Der ist derart zurückhaltend, daß man ihn aus seinem Schlafsack hervorzerren muß zum Tun. Und diese Verlogenheitspraxis aus den USA, die ist mir bei meinem Fazit eben mit hineingefahren – höflich sein, aber nicht wirklich agieren, nicht ernsthaft interessiert sein am Handel(n). Ein Aufwasch sozusagen.Richtig, es ist eigentlich nicht mein Thema. Aber ich mußte das loswerden. Vielleicht nehm' ich's auch wieder raus. Nein, würde ich nicht wieder herausnehmen.
"Wenn dir dein rechtes Auge zum Ärgernis wird, reiß es aus und wirf es von dir!°", heißt es in einem "vielzitierten" Religionswerk. Auch sollte man sich der Psychohygiene wegen ruhig Luft machen - auch hier.So beherzige ich Ihren Rat
des rausgerissenen Auges und verbuche es, würde der Herr Berater jetzt wohl sagen, unter Kürzestessay: fünf Sätze über die Höflichkeit.Vielleicht ergibt sich gar daraus die eine oder andere Möglicheit, das weiterzudenken und festzuhalten. >> kommentieren oha.
da habe ich auch noch eine geschichte in der pipeline (rubrik "andere dienstleister").vielleicht schreib ich die dann mal bald zu ende. denn langsam ist der ärger verraucht. Dienstleistung
ist ja ohnehin die Zukunft. Das höre und lese ich ja ständig. Aber ob das in deutschen Landen was wird?Doch erzählen Sie! Ein bißchen Häme durch andere soll ja beruhigend wirken. Na, da hat sich doch bereits einiges getan...
zumindest im anfass-freudigen Rheinland. Mir ist es jedenfalls seit Jahren nicht mehr passiert, dass der nette Postmann eine Viertelstunde vor Filialschließung die Tür mit einem Grinsen abschloß...Und der (selbständige) Hermesbote kommt mit seinem proppevoll beladenen Panda auch am Sonntag vorbei, um seine Tour zu erfüllen (die arme Sa*). Jetzt bin ich für einem Moment erschrocken.
Aber Sie standen draußen vor der Tür, nicht wahr?
Haha... ja, ich stand vor der Tür. Mit einem schweren Paket, welches ich dann wieder mit dem Überlandbus* nach Hause...
*Die finalen Filialschließungen begannen bei uns auf dem Land im deutsch-niederländischen Grenzgebiet bereits in den 1980er Jahren.
Da ich auch nicht sicher war, wes Geschlechts Sie sind, bis ich eben noch einmal nachsah, formte sich in meinem Geiste (angetriggert durch das Adjektiv "anfass-freudig") nämlich das Bild einer etwas sch
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