«Weniger Geld!» für Ärzte Diese Forderung las ich in der Feldpost, in der ich mal wieder gestöbert hatte. Zunächst regte sich Widerspruch, bin ich doch der Meinung, daß Mediziner, zumindest die der Krankenhäuser, für Einsatz und Leistung zuwenig Lohn erhalten; auch von manch einem Allgemeinarzt meine ich das. Doch dann tat ich, was eben getan werden muß, ich las weiter. Und ich begann, angesichts der geschilderten Erlebnisse nicht nur zu verstehen, auch setzte der bei mir mittlerweile gefürchtete Mechanismus der Erinnerung ein und begann zu relativieren. Anfang der Neunziger folgte ich, wie sich das gehört für einen sich zwar in Richtung Jahre bewegenden, aber eben dennoch zukunftsorientierten Mann, der Gefährtin. Sie bewegte sich auf zwei, ich hinterher auf vier Rädern. Ein anderer Verkehrsteilnehmer stieg aus seinem Automobil aus, vergaß dabei allerdings, vorab in den Rückspiegel zu schauen. Worauf meine Schönheit mit einem Mal nicht mehr so zauberhaft aussah, denn durch Außergewöhnlichkeit verursachte Schmerzen, wie ich gerade wieder lesen mußte, können Gesichter entstellen. Der Lenker der Voiture war recht entsetzt über seine zweifelsohne unvorsätzliche Körperverletzung und über alle Maßen bemüht, seine Schuld anzuerkennen. Aber ins Krankenhaus wollte ich meine Geliebte dann doch lieber selber fahren, zumal ich meinen Wagen direkt hinter der Gestürzten zum Stehen gebracht hatte. Es folgten unangenehme Stunden im Schwabinger Krankenhaus, nicht so sehr für die Gefährtin, deren Schmerzen abgeklungen waren, wir aber sichergehen wollten, daß am Bein oder gar am Kopf möglicherweise nicht doch etwas Schlimmeres kaputtgegangen sein könnte, sondern wegen des wartenden Stöhnens der anderen ihrer Not wegen Aufgenommenen, denen es seit langem weiterhin wehtat, wobei vereinzelt nicht einmal dem Blutfluß ernsthaft Einhalt geboten wurde. Man könne es eben nicht ändern bei dem Andrang, teilte mir eine junge Ärztin lakonisch auf meinen Hinweis auf die vier oder fünf jammernd auf Bahren Herumliegenden mit. Die seinerzeit von mir nicht Trennbare wurde als leicht lädiert entlassen, wurde später dann auch Mutter, wenn auch nicht von mir. Gute fünf oder sechs Jahre später, sie befand sich längst in besserer Obhut an einem anderen Ort, lag ich am Boden, ganz woanders und sicherlich noch immer ein wenig beeinflußt von den Spätfolgen dieser Trennung. Kein unachtsamer Autofahrer hatte mich niedergestreckt, auch nicht die Kunst in Massen, der ich zu diesem Zeitpunkt ansichtig zu sein hatte, sondern ein Defekt in mir, der sich zunächst wie ein Kreislaufversagen anließ. Es hätte auch eines des Herzens sein können, nicht unbedingt der entzückenden champagnerservierenden Dame, sondern (m)einer möglicherweise schadhaften Pumpe wegen. Wäre es so gewesen, ich Glücklicher hätte mich mitten in all den kunstvollen Gemälden und Plastiken und Skulpturen und Videos verabschiedet, wie der Cowboy, der mit den Stiefeln voraus aus dem Saloon getragen werden möchte, denn die im Haus stationierten Sani-Täter benötigten für ihre Anreise fast eine halbe Stunde, um mich zum um die Ecke ausgerechnet auf mich wartenden Notarzt zu transportieren. Zwar war ich nicht ganz bei Sinnen, aber an die Witzchen über mich und meinen Zustand erinnere ich mich noch heute recht gut. Nun, in diesem Beruf benötigt es wohl den Panzer des Zynismus, um diesen Alltag nicht in sich eindringen zu lassen. Flugs, also etwa eine Stunde später, schließlich war zunächst die Versicherungsfrage zu klären, da die Technik noch in den Anfängen steckte und folglich die in dem Kärtchen verborgenen Daten nicht lesen wollte, karrte man mich ins nächstgelegene Krankenhaus. Dort rätselten die Fachleute, auch sie ständig witzelnd, quer durch alle Körperfunktionen jedes Erdenkliche, das seinen Höhepunkt schließlich in einer Magenspiegelung fand, die am nächsten Tag vorgenommen werden sollte. Für diesen Zweck legte man alle möglichen Pipelinen hin mich hinein und schmiß mich nach wie vor bekleideten Corpus delicti anschließend samt Schuhen an den Füßen lieblos in ein Bett der Intensivstation, direkt neben einen frisch Operierten, den sie ohne weitere Maßnahmen wieder zugeklappt hatten, weil die Metastasen in ihm bereits wie weiland die Germanen zur Wanderung quer durch den europäischen Körper unterwegs waren, hier einer, der die Nacht vermutlich nicht überstehen würde. Einiges an Kenntnissen und Erfahrungen zum Thema hatte ich, da mein Bekanntenkreis sich immer irgendwie zumindest teilweise aus Medizinern zusammensetzte; seltsamerweise hat sich das bis heute gehalten. Mir war nicht wohl, nicht nur bei dem Gedanken an diese Diagnostiker und die sich möglicherweise im weiteren ergebenden ärztlichen Maßnahmen, hörte ich doch aus vielen Gesprächen mit denen heraus, die immer gerne in der Nähe unklarer Fälle herumstehen: Chirurgen haben ihren Beruf deshalb ergriffen, weil sie vor allem eines wollen: anderen tief ins Fleisch schneiden. Deshalb entfloh ich frühmorgens heimlich aus dem Hospital und ließ mich ins Hotel fahren. Dort rief ich eine medizinisch versierte Freundin an und bat sie, mich von diesen ganzen lästigen Kanülen zu befreien. Mit dem Taxi schaffte ich es bis in deren Wohnung, wo ich ihr eine Stunde später von der Couch rutschte, dabei alle erdenklichen Körperflüssigkeiten abgebend. Sie wußte, welche Nummer sie zu wählen hatte. Wie mir später berichtet wurde, waren die Blaulichtler von der Apoplexieabteilung eine Minute später bei mir, holten mich zunächst einmal ins Leben zurück, setzen mich anschließend in einen Rollstuhl und fuhren mich, jedes Schlagloch umschleichend, auf daß kein eventuelles Gerinnsel sich lösen möge, in die neurologische Station der örtlichen Universitätsklinik. Ein genetischer Defekt in meinem Gehirn, erklärte mir später der tatsächlich witzige, weil ohne Zynismen auskommende, zudem offenbar etwas mehr wissende und weniger ahnende Chefarzt, habe sich gut über fünfzig Jahre Zeit gelassen, mein Oberstübchen ins Chaos zu stürzen und mir dabei gar kurzzeitig gänzlich das Licht ausgeknipst; was mir zu jenseitigen Erfahrungen, manch einer nennt das Transzendenz, verholfen hat. Es folgten einige Wochen Klinikaufenthalt mit anschließendem Flug zur Hotelkur im Murnau des Blauen Reiters, das sich mir Liebhaber bestimmter Kitschvarianten zuliebe auch noch völlig einschneien ließ. Der Gehirnspezialist mit Vollausstattung in kunstumwehter Praxis in bester Lage, dem ich mich auf Empfehlung (s)eines Kollegen für kaputte Hälse, Nasen, Ohren zur Überwachung meiner in Unordnung geratenen Ganglien anvertraute, schaffte es dann allerdings, den wiederlangten Glauben an die göttlichen Weißkittel wieder zunichte zu machen. Er ließ mich Medikamente einnehmen, die in der verabreichten Kombination zu temporären Depressionen führten, begleitet von heftigen Schüttelanfällen einzelner Gliedmaßen, die sich als Symptome Parkinsonscher Krankheit bemerkbar machten. Diese Diagnose stellte allerdings nicht er, sondern mein alteingesessener Hausapotheker kam darauf, als er die Verträglichkeit der mir verordneten Medikamente prüfte. Bereits auf den Beipackzetteln wurde davor gewarnt, das eine mit dem anderen Präparat zu kombinieren. Bestätigt wurde dieser Verdacht nach Telephonaten meines liebsten pharmazeutischen Drogenhändlers mit den Herstellern. Nun gut, sie sind nicht alle so (un)fähig. Das weiß ich. Manch eine(r), vielleicht besser: ein paar wenige haben auch heute mein uneingeschränktes Vertrauen; was jedoch auch an freundschaftlicher Verbundenheit liegen kann, die zwischen Arzt und Patient mehr Zeit mitbringt. Und die Zweiklassengesellschaft der Krankenversorgung ist mir sehr wohl bekannt, beinahe täglich wird mir davon berichet. Entgegen den Verlautbarungen vieler Politiker existiert sie. Ich kenne die ärztliche Formulierung des Arztes am Telephon, der den Kollegen wegen einer dringenden Überweisung sagt: «Er ist ein Lieber.» Das ist der verbale Schlüssel zum Schnelleintritt in eine weitere Untersuchungsstation, während der Nichtliebe wochen-, oft genug monatelang wartet. Aber das Phänomen schludriger bis unverantwortlicher, möglicherweise unzureichend ausgebildeter Mediziner ist kein neues. Denn wenn ich zurückdenke, war alles noch viel schlimmer, genauer betrachtet war das da oben lediglich eine Skizze für eine lange Erzählung mit dem Schluß: Ins Krankenhaus? Nur über meine Leiche. Deshalb oder auch dennoch kann ich den eingangs per Link erwähnten Ärger nur zu gut nachvollziehen.
Schon in den frühen 80ern stand ich einmal als schüchterner Jüngling mit blutdurchtränktem Verband um die gehäckselte Hand brav in der Schlange, es tropfte vernehmlich und ich wagte nicht, Laut zu geben, bis jemand die Frage in den Raum stellte, ob man den jungen Mann nicht evtl. vorlassen wolle, was dann stirnrunzelnd getan wurde, so dass ich, tropf, tropf, der Dame in Weiß hinterm Glasfenster in aller Ruhe meine Daten aufsagen konnte und, tropf, tropf, mich wieder auf einen der Wartesessel setzen durfte. Auch beim in den 90ern vertretungsweise besuchten, niedergelassenen Arzt, der mehrere Patienten gleichzeitig behandelt, einem eine endoskopische Kamera irgendwo hineinschiebt, nebenbei die Schwester anweist, einem eine "Vitaminspritze" zu verpassen (die Hose ist unten und die Spritze versenkt, ehe man "ähm" sagen kann), und jovial den Kollegen grüßen lässt ("... und sagen Sie ihm, er soll nicht so viel Urlaub machen, der Rubel muss doch rollen, harhar!"), bzw. aus Geschwindigkeitsgründen eigentlich: hinterher, begann ich mir gewisse Fragen über unser Gesundheitssystem zu stellen. Dennoch wird der Wahnsinn meinem Erleben nach erst in den letzten Jahren konsequent zur Methode gemacht. (Es freut mich, dass Sie zurück sind. Irgendwie ist es vielerorts recht still geworden.) Sicherlich ist das so.
Am meisten ärgert mich, um Ihren Beitrag vor einem Jahr aufzugreifen, das «moderne Krankenhaus» (in das ich in letzter Zeit notgedrungen ein paarmal mußte, um putzige Kleinstkindlein zu begutachten). Ich war und bin der Meinung, die Krankenversorgung (wie einiges andere auch) gehört nicht in private Hand, die diese seltsamen Modernisierungen vornimmt und dabei nichts anderes im Sinn hat, als möglichst hohen Gewinn zu erzielen; aus Altruismus, wir wissen es, kaufen diese Konzerne den Kommunen keine Krankenhäuser ab. Das müssen die Länder und Gemeinden auch hinkriegen; bei der Energieversorgung scheint sich ja gerade diese Erkenntnis vereinzelt durchzusetzen. Und bei der Gelegenheit gehört die Pharmazeutische Industrie gleich mit gestutzt. Und ... – ach, was schreibe ich mir die Finger wusselig, Sie wissen das. Und andere wissen das auch. Nur viele Politiker wollen davon nichts wissen, weil es die Privatwirtschaft gefährden könnte.Und, ach ja, viele wissen auch nicht, daß der Elternmensch nicht zum Arzt rennen muß, weil das Kleine in vier Wochen Husten bekommen könnte, wenn man sich urlaubend im Ausland aufhalten wird, oder vor vier Wochen welchen hatte, der zwar völlig verschwunden ist, aber nochmal nachgeschaut werden sollte; weil's zuhause so langweilig ist. Zurück? Das bin ich nicht. Ich bin nur kurz aufgewacht, weil es ausnahmsweise mal wieder pling gemacht hat. – Ja, ruhig ist's geworden. Aber warten Sie noch ein paar Tage ab, bis dieses geldmassakrische Gekicke wieder angefangen hat. Dann kommt man zwar definitiv wieder voran in den Städten, aber in den Blogs wehen endgültig über allen Wipfeln die Fahnen der Ruh'. Nur in Berlin nicht. Denn dort sind sie alle auf der Flucht. richtig
nur noch irre unterwegs.....und dann nach wochenlangen doppel- und dreifachschichten von einer mutter (mit seit wochen gesundem kind - aber, lieber noch mal sicherheitshalber...weil besser is ja) der kommentar : "wie, eine woche urlaub? - und wenn wir jemand brauchen? so geht das aber nicht...!" mehr verständnis auf beiden seiten wäre schön...>> kommentieren In einem früheren Leben, lang lang ist's her, befand ich mich orientierungs-, idealismus-, und ausbildungstechnisch ja auf dem Weg zum Mediziner. Die Kenntnis - vom Innern her - um gewisse Strukturen dort, ließ mich seinerzeit dann schmerzlich, aber energisch Abstand nehmen von diesem Plan. Viel gäbe es dazu zu sagen; das Phänomen schludriger bis unverantwortlicher, möglicherweise unzureichend ausgebildeter Mediziner ist jedoch keines, sondern immer noch dem Wirtschaftlichkeitsdenken vieler Einrichtungen zu verdanken. Es ist halt sehr viel billiger einen angehenden Arzt arbeiten zu lassen, als einen fertigen. (Deswegen uterschreibe ich jede Pedition gegen die Privatisierung von Krankenhäusern.) So passiert es dann eben auch, dass man, wie ich vor vielen Jahren, mit einem Arzt im Praktikum einen Notarztwagen teilte und dieser angesichts eines zu reanimierenden Kleinstkindes mehr oder weniger in eine katatonische Starre verfiel und gedankenverloren in seinem Leitfaden blätterte. Aber immer noch mit der typischen Arztarroganz ausgestattet, ließ er sich weder von mir, noch von den gleichwohl viel älteren, erfahreneren Kollegen, dazu bewegen irgendetwas zu tun, sei es nur zurück treten. Gleichwohl hat mich das Rausschmeissen dieses angehenden Halbgottes aus dem mobilen Behandlungszimmer fast den Job gekostet, nicht ihn. Das Kind konnten wir trotzdem nicht retten, am Leben erhalten, ja. Meine privaten, negativen Krankenhauserlebnisse: Man stelle sich einen kopfzersprengenden Schmerz vor, einen mehr als hurtigen Transport in eine Notaufnahme; der begründete Verdacht einer Hirnblutung beschleunigt vieles; dann einen jungen, unerfahrenen Neurologen, der trotz diverser negativer Untersuchungen, bis hin zu einer äußerst schmerzhaften Lumbalpunktion nicht von seiner Diagnose lassen will und dann schlussendlich nach quälenden zwei Tagen auf der Intensiv zugibt, dass er keine Idee hat. Aber das Ganze jovial lachend abzumildern versucht:"Aber das war bestimmt ein singuläres Ereignis. Der - hähä - postkoitale Kopfschmerz wird ja beschrieben in der Literatur, der koitale - hähä, ist eher unbekannt. Vielleicht sollten Sie - hähä - etwas Abstinenz üben." Wie kurz er in dem Moment selbst vor einem von mir eigenhändig beigebrachten Schädel-Hirn-Trauma stand, ahnte er kaum. Nach meiner Selbstentlassung führte mich der Weg umgehend zu meinem damaligen, sehr fähigen Hausarzt, der nach 2 Sekunden und 2 Griffen die richtige, leicht erkennbare Diagnose stellte: Erster Halswirbel ausgerenkt. Keine große Sache für einen Orthopäden zum Beheben, nur eben unmenschliche Schmerzen. - haben mittlerweile den selben Effekt wie bei Ihnen: "Ins Krankenhaus? Nur über meine Leiche." (Dass ich als entstelltes Gesicht verlinkungstechnisch Eingang in Ihr schönes Blog fand - wenn auch thematisch passend - empütterte mich kurz. Mittlerweile haben Sie das ja mehr als wieder gut gemacht.)
Auch ich schließe mich an: schön, daß Sie wieder oder immer noch da sind. Und daß Ihre so fürchterlich angedrohten Pausen doch meistens eher kurz ausfallen.
Ich habe eigentlich nur akzeptable bis gute KKH Erfahrungen, einmal, blutenderweise, wurde ich umgehend fürsorglich behandelt, bei weniger akuten Fällen mußte ich trotzdem nie unangenehm lang warten - aber natürlich kenne ich auch anderslautende Geschichten aus dem Bekanntenkreis. Ich würde mich aber aber energisch dagegen verwahren, daß Ärzte ihren Beruf nur aussuchen, weil man damit viel Geld verdienen kann. Ganz besonders an Krankenhäusern ist der Lohn erbärmlich gemessen an den Überstunden - in der Wirtschaft bekommt man für ein vergleichbares Zeitpensum Investmentbankgehälter, der Umgangston ist rau, die Verantwortung, gerade für junge Menschen enorm, und junge, meist noch idealistische Ärzte werden schnell durch den Druck von allen Seiten desillusioniert. Daß es in manchen Facharzt-Spezialisierungen anders zugeht, ist keine Frage, aber daraus kollektive Ärzteschelte abzuleiten? Ich jedenfalls weiß genau, warum ich nie Medizin studieren wollte.
Kleiner, leiser Einspruch: Der Idealismus wird denjenigen, die damit sich in's Studium stürzen - und das sind immer noch die meisten - nicht erst bei Eintritt in den Beruf genommen, sondern viel, viel früher. Leider. Zumindest habe ich mir das von altgedienten Medizinern mit Idealismus bestätigen lassen. Um als Arzt in einem KH zu arbeiten, muss man zudem sein ethisches Empfinden in manchen Situationen bis zur Unkenntlichkeit verdrehen können; ich hätte das nicht gekonnt und bin deshalb gottlob auch kein Mediziner geworden.
Etwas lauterer Einspruch
Damenwahl: Die Pausen kündige ich immer dann an, wenn ich entweder vorhabe, mich auf meine Eisscholle auf dem Mittelmeer zu begeben, wo ich mich vor jedem Signal aus dem All abgeschottet haben werde, oder aber annehme, daß der Überdruß länger andauern wird. Aber oft genug hält es dann die Eisscholle nicht mehr aus und schmilzt hin zum Festland, um wieder Anschluß an die virtuelle Welt zu erhalten, oder meine Netzsucht siegt über den Überdruß und funkt aus irgendeiner dunklen bit- und bytegeschwängerten Höhle. Erst dann, wenn ich mal länger als eine Woche überhaupt keinen Pieps von mir gegeben haben sollte, ist davon auszugehen, daß ich endgültig zum Vodooisieren in die brasilianischen Büsche verschwunden bin oder jemand mich gegen meinen Willen ins Krankenhaus überführt hat.Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, daß jeder Patient über, im wahrsten Wortsinn, Gebühr lange warten muß in der Notaufnahme; das mag dem Getriebe geschuldet sein. Doch selbst dann, wenn man anderswo, auch das ist belegt, schneller drankommt wie der beschriebene «liebe Patient», hilft es wenig, wenn Ärzte, auch das ist durch mich und Lorilo beispielhaft erwähnt, via Falschdiagnose versuchen, einen umzubringen. Damit sind, jedenfalls von meiner Seite aus, nicht unbedingt die der Bundesrepublik Deutschland gemeint. Schlechte Erfahrungen habe ich (auch) anderswo gemacht. Es besteht ebenso kein Zweifel daran, auch darauf hatte ich hingewiesen, daß deutsche Krankenhausärzte unterbezahlt sind. Das ist ein unwürdiger Zustand, aber sie wissen das, wie akut und aktuell auch die Dauerpraktikanten der Geisteswissenschaften mit drei-, manchmal fünfjähriger Dissertationsdauer (im Gegensatz zu den Medzinern mit ihrem Schnelldoktor), vorher und müssen deshalb, auch wenn ich das nicht gutheiße, bis zu einer hoffentlich baldigen, aber vermutlich kaum stattfindenden Änderung eben durch – wollen sie Chefarzt mit begleitender Professur werden oder eine Allgemein- oder Facharztpraxis eröffnen. Letzteres tun sie am liebsten in den schönen Städten mit «hohem Freizeitwert», auf dem Land, am Ende vielleicht im wilden Osten dann gar nicht mehr so gerne. Das ist bekannt. Da nimmt die Idealismusquote rapide ab. Also besteht dann doch irgendwie eine Verbindung zum Geld. Und zu letzterem könnte ich – ich verweise nochmal darauf, die Branche bzw. viele Aktive über Jahrzehnte hin recht gut kennengelernt zu haben –, einiges zum besten geben. Selbstverständlich gibt es die Guten, sowohl an den Krankenhäusern als auch in den Praxen. Die kenne ich nämlich auch. Für die ergreife ich auch Partei, für bestimmte ginge ich sogar auf die Barrikaden. Aber es werden immer weniger. Nur diese angehenden Halbgötter bleiben uns erhalten. Dafür sorgen weiterhin zuviel schlimme Fernsehserien und noch schlimmere Blättchen, in denen sie alle strahlen und glänzen und nicht hart arbeiten müssen wie im richtigen Alltag in Krankenhäusern oder Praxen. Manch einer begehrt, angefeuert von «informierenden» Medien (Lassen Sie sich nicht schlecht behandeln! – Von ARD bis ZDF werden Sie geholfen.), gegen die halben Götter auf und läßt es, mangels Traute, dann am Personal aus. Aber das, ohnehin unterarbeitet und überbezahlt, wird vermutlich dennoch bald ersetzt durch adrett und sprachlos lächelnd am Empfang stehende Roboterinnen, etwa aus Eurasien, die für einen Euro pro Tag arbeiten, die Verleihfirma erhält ihn pro Stunde. Was sie arbeiten sollen, das wissen sie nicht, weil sie es nicht wissen können; eine erforderliche mehrjährige Ausbildung haben sie nicht absolviert. Dann werden sie eben wieder «freigesetzt». Billige Arbeitskräfte gibt es genug. Die Ärzte wollen schließlich auch leben. Auch in der heutigen sogenannten schlechten Zeit unternehmen viele mehrmals jährlich Urlaubsreisen in die Ferne und kaufen oder mieten sich schnieke Cabriolets oder Oldtimer oder romantische Rennpanzer für die gesamte Familie, allesamt auf die Praxis eines Freiberuflers, nicht etwa eines Gewerbebetriebs zugelassen; die Häuser und Wohnungen haben sie, es kommt auf die Fachrichtung an, möglicherweise noch aus besseren Zeiten. Alterssicherung. Ein bißchen was vererbt werden möchte auch noch. Ablaßzahlung. Für die Kinder gab's schon arg wenig Zeit, man mußte schließlich Geld verdienen. Und das ist da in Deutschland, dem, wenn ich's richtig im Kopf habe, auch wenn ich darin nicht ganz richtig bin, nach wie vor dritt- oder viert-, meinetwegen fünftreichsten Land der Welt. Das sich allerdings in den Portemonnaies ein paar weniger befindet. Und die sie ungern öffnen, schon gar nicht, um wildfremden Menschen namens Staatsfamilie davon abzugeben. Es liegt eben am System, nicht nur an dem der Gesundheit, sondern an der Gesellschaft. Und damit meine ich, aufgenommen von Lorilo, das «Wirtschaftlichkeitsdenken vieler Einrichtungen», herbeigeführt von den Politikern, bei denen ich zusehends den Eindruck habe, sie möchten am liebsten auch die Krankenversorgung komplett in weltweit tätige Großkonzerne überführen, die europäische oder gar deutsche Filialen eröffnet haben und mit hohen Gewinnmargen bereits die giftmischende Nahrungsmittelindustrie beherrschen und alles naheliegende Gute auch noch an sich zu reißen versuchen, wobei Verbesserung durch Investition nur dann geschieht, wenn sie entsprechenden Gewinn verspricht. Dann entsteht ein «modernes Krankenhaus», in dem, ausgenommen dem, was wegrationalisiert oder «großzügig» kommunalen, noch nicht verhökerten Einrichtungen überlassen wurde. In einer solchen hellen Klinik funktioniert alles, bis hin zum Abkassierautomat für die Parkplatzgebühr, nur das Gehaltsgefüge nicht. Kostengünstiger, meinetwegen billiger, wird's dadurch nicht. Jedenfalls nicht für Beitragszahler. Für die wird's nur noch (viel) schlimmer. Womit nicht nur die Kosten gemeint sind. Ändern könnten das diejenigen, die dafür bezahlen. Aber die lassen den lieben (Halb)Gott einen guten Mann sein, setzen sich lieber in die Wartezimmer, lesen gelbe Heftchen vom guten alten Leben bei Hofe, wo sie früher bei Kost, Logis und Prügel als Knecht oder Magd verdingt worden wären, was ihre Sehnsucht und Hoffnung zu trüben nicht in der Lage ist, schauen teilweise bereits, wie von Nnier angedeutet, ihre geliebten nachmittäglichen laufenden Bilder von Krankenschwestern heiratenden Chefärzten und wählen beim nächsten Mal, wenn sie überhaupt zur Wahl gehen, deshalb wie beim letzten Mal wieder die Parteien bzw. die Politiker, von denen sie glauben, sie würden ihnen irgendwann doch noch einmal allüberall wenigstens blühende Landschaften schaffen. Wer meint, der Schuh passe ihm nicht, der ziehe ihn sich nicht an. Ich kenne großartige, wunderbare Menschen mit sehr viel Geld. Die wurden hier allerdings nur am Rand erwähnt. Und gegens Geldverdienen habe ich gleich gar nichts. Auch nicht gegen das von Ärzten. Sie können teilweise nicht nur richtig gut und menschennah gesund machen, einige tun das sogar öfters freiwillig kostenlos, also nicht nur zwangs Budgetierung durch die Krankenkassen, in deren Apparatur immer noch am meisten hängenbleibt von dem vielen Geld. Sie können auch ganz schön feste Feste feiern, auf denen sogar ich meinen Spaß habe, weil es nämlich nicht nur solche gibt, bei denen dort, wo andere ein Gehirn haben, lediglich ein Golfball sitzt. >> kommentieren Nachtrag: zur Volksgesundheit
Um dicke Kinder geht es bei ad sinistram (via Klaus Baum), wobei es letztendlich auf kostengünstige Nahrungsmittel hinausläuft. Darin wird von «volkswirtschaftlichem Schaden» geschrieben, den schlechte Ernährung bewirkt. Und wer richtet diesen an? Richtig, die Nahrungsmittelindustrie, der die Gesundheit im Wortsinn wurscht ist. Dafür ist dann die Gesund- oder Krankheitsindustrie zuständig. Die soll schließlich auch ihren Gewinn daraus ziehen. Wer dafür bezahlt – siehe oben.Über dieses seltsame, billigheimerische Eßverhalten der Deutschen will ich mich gar nicht weiter auslassen, das habe ich hier zur Genüge getan. Zumal diese überwiegend aus den USA über die großen Teiche anlandende Monströsität sich längst auch dort virusartig verbreitet, wo bis vor kurzem noch gut gegessen wurde, in südeuropäischen oder asiatischen Ländern zum Beispiel, wo die Hintern mittlerweile auch immer breiter geraten, weil die Mittagspausen (sogar in Frankreich!) immer kürzer werden und die Arbeitszeiten immer länger, so daß keine Zeit mehr bleibt. Selbst die Hausfrauen und -männer bereiten sich und ihren Lieben in der Mikrowelle das zu, was die dauerhaft genossene Werbung den Zeitlosen anpreist. Nicht vergessen werden darf dabei, daß auch europäische Konzerne weltweit mitrühren in diesem Gifttopf. Globalisierung eben, über die nicht wenige Menschen glücklich sind. Für mich bezeichnend ist dabei, daß von «volkswirtschaftlichem Schaden» gesprochen und geschrieben wird. Ein menschliches Maß wird dabei erst gar nicht mehr in Erwägung gezogen. Ich gehe jetzt los, mir gutes und richtiges Essen kaufen, ohne Aromastoffe und sonstige Zusätze aus den Fabriken mit den preisgünstigen Löhnen, die denen gehören, die qua europäischer Gesetzgebung alles plattmachen dürfen, ob das die kleinen Bauern oder Fischer sind et cetera. Sicher, die alleine können die Massenversorgung nicht leisten, auch nicht die mit dem Bio-Siegel versehene, in der trotz allem Inhaltsstoffe enthalten sein dürfen, die alles andere als kosher sind. Aber muß deshalb die Industrie ihren Abfall dorthinein «entsorgen» dürfen, der nichts abwirft als höchstmöglichen Gewinn – dafür aber hohe gesundheitliche Verluste sowie Genußfreiheit für diejenigen erzeugt, die meinen, sich gutes Essen nicht mehr leisten zu können? Nicht, daß es mir alleine um meine Gesundheit ginge. Ich renne auch nicht an Skistöcken über die Wiesen und brachliegenden Felder (die demnächst wohl zugunsten biologisch-dynamischen, in der BRD nach wie vor steuerfreien Flugzeugbenzins wiederbepflanzt werden). Es ist das Prinzip, das überwiegt. Denn manchmal denke sogar ich auch an andere.
Schönes Schlusswort, lassen Sie uns lecker Essen kochen, regional Gutes, mit reichlich Gelächter und frischen Kräutern, während wir uns heimlich einen Leib wünschen, der Ärzte, schon gar Krankenhäuser nicht nötig habe. Und Nahrungsmittel und ein Gesundheitswesen, die der Gesundheit nicht im Wege stehen.
Angefangen bei den süßen
Kleinen, denen wir die Geschmacksbildung zurückgeben sollten, ja müssen, in der Weise, wie ich sie ansatzweise immer wieder mal gerne geäußert habe: Babies, deren Mütter während der Schwangerschaft Anissamen gegessen hatten, wandten sich dem Anis zu. Die anderen mochten ihn nicht. Ich will ja nun nicht unbedingt alle zu Pastis-Trinkern umerziehen; jede Region sollte ihre Eigenheit bewahren. Aber vielleicht sollten Mütter aus beispielsweise nordnordöstlichen Landstrichen wenigstens mit noch nicht bereits in der Vorzeugungsphase mit chemie- und pharmazierverseuchten Weizen- oder Kartoffelsamen anfangen. Im übrigen wird nicht jeder, der ganz gerne mal etwas Spirituelles zu sich nimmt, deshalb gleich drogensüchtig, und wenn doch, dann immerhin syntheticfrei. Ich empfinde es als schreckenerregend, womit Kleinstkinder alles genudelt werden. Da gibt es kaum noch etwas, das nicht mit Aromastoffen et cetera versetzt ist (siehe oben). Die Folgen sind schlimm. In den USA haben bereits vor über drei Jahrzehnten Untersuchungen ergeben, daß Kinder das Fabrikgesöff für echten, den tatsächlich frischgepreßen Orangensaft für den falschen hielten. Versuche man mal jungen Menschen, die mit US-Bratklops im Gläschen, Mehlschwitze aus dem Karton oder Tütenschlabber aufgewachsen sind, eine mit Fleischsaft und Pineau de Charente zubereitete Sauce schmackhaft zu machen oder ein Poulet aus der Bresse, der ausschließlich mit feiner Rebe aus der Bourgogne besoffen gemacht wurde. Manchmal klappt es, aber es dauert, das ist ein Erfahrungswert, mitunter Jahre. Von Wiege zu Wiege muß vorgegangen werden: Kriegt das Kind in der Frühphase Gutes zu essen, wird es später zwischen von der Industrie chemisch aufbereiteter Baumrinde und richtigen Erdbeeren samt längerfrischer Milch zu unterscheiden wissen – was auch daran liegen mag, daß es die Früchte zu essen bekommt, wenn sie regional und nicht in Massengewächshäusern gereift sind. Dazu braucht es nicht einmal diese Augenwischerei mit dem Bio-Siegel, mit der der Handel die Massen schwindelig (ab)kocht. Meine mehr oder minder ganz persönlichen Früchtepflücker nehmen einfach Pferdemist. Da benötigt man den anderen nicht. Die Auszeichnung «schönes Schlußwort gebührt allerdings Ihnen: ein Gesundheitswesen, das der Gesundheit nicht im Wege steht.
Jetzt habe ich gar kein gutes Gefühl mehr, wenn ich mir ab und an eine asiatische Tütennudelsuppe zubereite. Die, wo man bei dem beigefügten Aromapäckchen überlegt, ob es nicht eventuell das Silika-Päckchen ist. Sie kennen es vielleicht unter dem Stichwort: Molekularküche ...
Nein, den Suppenkaspar
will ich hier nicht geben. Es ist ja zugestandenermaßen auch nicht so, als ob ich dieser Sünde nicht ebenfalls hin und wieder mal ... Im besonderen diese extrem preisgünstigen asiatischen, möglicherweise gar in sogenannten Asia-Läden gekauften Tütchen hatten erwiesenermaßen einen bedenklich hohen Anteil an ... – wenn sie nicht überhaupt ausschließlich aus Ersatz- sprich Aromastoffen bestanden, deren Geschmack dann noch Verstärker beigefügt war. Früher war das jedenfalls so. Ich gestehe, genaues nicht zu wissen – seit bestimmt zwanzig Jahren habe ich so etwas nicht mehr gekauft –, aber nachdem die EU so um die Gesundheit ihrer Bürger besorgt ist, wird die Gesetzgebung das möglicherweise hundertprozentig in deren Sinn geändert haben. Dennoch kommt nichts aus derartigen Packungen mehr an mich ran.Aber Silika? Im Essen? Ach, lieber Prieditis, vielleicht übertreiben Sie dann doch ein bißchen ganz klein wenig? Nicht, daß ich jetzt hier der seit der letzten documenta existierenden Kunstform Molekularküche das Wort entziehen möchte. Aber nach der von Ihnen geschaffenen Verbindung bleibt mir dann doch die Spucke oder auch der Speichelfluß weg. Da gehe ich doch lieber zum Nachbarn, köpfe eine alte Henne, rupfe die und ein paar regionaltypische Kräuter dazu. Silika in Päckchen
wie sie häufig Textilien, zur Entfeuchtung auf langen Transportwegen, beigelgt werden. Daran denke ich, wenn ich die von Ihnen richtig beschriebenen Nudelpäckchen öffne. Deren Geschmacksträger (pulverisiertes Irgendwas und Palmöl) sind in ebensolchen Päckchen enthalten. Ich gebe zu, vor einiger Zeit sah ich ein appetitlich angerichtes Bami Goreng, mit lecker Spiegelei. So zumindest abgedruckt auf der Verpackung. Inhalt: texturiertes Pflanzeneiweiß. Da nahm sogar ich Abstand. Bei Texturierung denke ich immer an die Textilindustrie und diverse Schülerjobs in der Produktion...Damals, als Kinder, da waren wir oft bei meinem Opa, der einen richtigen Schrebergarten-Bauernhof mit allerlei Klein- und Mittelgetier besaß. Ein großer Spaß für uns war der Schlachttag. Wir haben beim Köpfen zwar nicht zugesehen, durften aber mit den abgeschlagenen Hühnerbeinen spielen. Wenn man an der Sehne zog, bewegten die sich noch und das sah viel besser aus als der Charlie Chaplin mit seinen ollen, auf Gabeln aufgespießten, Kartoffeln. Bami Goreng mit Spiegelei?
Sie kennen Sachen. Und dann noch Textilindustrie. Das ist ja wie in Ostwestfalen (wenn ich richtig informiert bin). Aber wieder anderswo, vielleicht in Berlin, denkt man bei dem Begriff Textuierung möglicherweise an eine Schriftstellerkarriere.Schlachttag habe ich einige Male miterleben dürfen, auch an einem «Schrebergarten-Bauernhof», aber mit Abmurksen auch größeren Getiers. Was mir in Erinnerung, genauer: sozusagen am Gaumen kleben geblieben ist, ist dieser einzigartige, vielen heutzutage sicherlich unvorstellbare Geschmack von reinem Fett. Ich, der ich das beim ersten Mal so angeekelt ablehnte, wie das in der heutigen Gesellschaft der Fall ist, weil es durch die Medien und die angeschlossenen Krankenkassen oder ähnliche Institutionen mit dem Entzug der Lebensberechtigung bestraft wird, habe mich dazu überreden lassen, dieses frisch aus dem Wurstkessel genommene Fett zu kosten. Vom Stück, in der Konsistenz fester als Fleisch, wurde das heruntergeschnitten und mit grobgestoßenem Salz oder auch Senf gegessen (wegen des Eigengeschmacks besser ohne). Ich hatte eine solche außergewöhnliche Leckerei schon lange nicht mehr, weiß allerdings, daß es das in meinem mutterländischen Elsaß und mit Sicherheit auch anderswo noch gibt, wo sich keine Sau darum kümmert, ob die Sau mit straßburgischer Genehmigung im Hinterhof geschlachtet werden darf oder nicht. Bei den gesetzestreuen Rechtsrheinischen befürchte ich, daß dieses winzige Messer der Kleinstanarchie im Kadavergehorsam zur Gesundheit oder was auch immer steckt. In der Nachbarschaft der Büddenwarderin allerdings meine ich solche Gerüche manchmal wahrzunehmen. Bulgaren sind es, seit einiger Zeit Besitzer eines der vielen bescheidenen Häuschen aus den Anfangssechzigern, der Familiencheffe ist ein Busfahrer des Hamburger VerkehrsVerbundes, der auch schon mal arg unvorschriftsmäßig dort anhält, wo es weit und breit keine Haltestelle gibt, auf daß sein Fahrgast es nicht so weit habe zu Fuß. Überhaupt haben die Kinder und ständig Besuch und immer was zu feiern. Ich muß annehmen, daß dort wöchentlich die Sau aus dem heimlichen Stall getrieben und dann geschlachtet wird, eine Festivität, zu der dann die gesamte Verwandtschaft aus dem Balkan anzureisen scheint. Von europäischem Nahrungsmittelgesetzgebungsvollzug scheinen die noch nichts gehört zu haben, Brüssel ist so weit entfernt wie Sofia. Durch die Deutschprüfung für den Nationalitätenwechsel müssen sie es allerdings geschafft haben. Eine solche Integrationsverweigerung im kleinen macht mich fröhlich. Ich werde mich demnächst mal hinzusetzen. Wodkatrinken kann ich nämlich schon, wenigstens ein bißchen. Auf jeden Fall ist das sicherlich mindestens so schön wie die Kartoffelsehnen bei Charlie Chaplin. Und der ist bereits tot. Die Sau zwar auch. Aber die schmeckt vermutlich besser. Bami Goreng mit Spiegelei!
Genau, ich kenne da so einiges. Aber seit ich Kunst mache, esse ich nicht mehr so viel ;o)Brotlose Kunst
ließe sich dabei assoziieren. Aber, wie auch anders! Sie verschenken ja immer alles. Denken Sie doch mal an den Kunstmarkt. Der will schließlich auch leben.Haben Sie eigentlich den kleinen Chaimowicz, der auch schon tot ist, schon gesehen, den ich heute nachträglich eingebaut habe (nachdem ich seine Bierdeckelzeichnungen endlich gefunden habe). Davon habe ich noch ein paar. Aber die sind ja sowas von schweinisch für einen «frommen Juden», daß ich die gar nicht alle zeigen kann. Allerdings ist das naheliegend, denn sie entstanden schließlich allesamt beim Meterbratwurstessen mit anschließendem Literwodkatrinken. Auch Sie sollten mehr essen und trinken, vorher sexy fette Wurstkunst zum Beispiel verkaufen. Sonst fallen Sie eines Tages noch vom Fleisch. Verschenken
Ich bin bereits einen Schritt weiter - ich tausche. Derzeit noch gegen Schallplatten und Bücher - aber der Tag wird kommen, da gehe ich in ein gutbürgerliches Brauhaus und tausche ein Bild gegen ein Tablett Frikadellen (unter der Tortenglocke), inklusive Senf. Der Bierdeckel ist ganz famos. Ich hab das auch mal gemacht und die Deckel, na was wohl, verschenkt... bevor ich zahlte. Wutz, Worscht, Woi
Das kommt spät, sehr spät, aber DAS muß hier her. Ich kann Ihnen nicht beschreiben, was mir das bedeutet! -- Ich meine natürlich weniger den Dorfbarden und seine Claqeure als vielmehr dieses grobschlächtige kulturelle Erbe links und rechts des Rheins, nördlich und südlich der Lauter. Die letzten Restbestände werden seit geraumer Zeit touristisch verwertet.Hahaha
Die Wutz darf in der Pfalz also noch mal singen, bevor - ein letzter Wunsch, nehme ich an.Krankenhaus und Volksgesundheit,
dann Bami Goreng mit Spiegelei und abschließend (?) die Pfalz. Sehr gut. Gut Ding will eben lange Weile haben. Mir gefällt's.Ich kenne glücklicherweise auch eine andere Pfalz als die oben verlinkte Propagandaseite. Ein toskanisch anmutender Hinterhof in Speyer war einige Zeit Ausgangbasis für ausgiebige, auch nächtliche Futtereiumzüge, dort habe ich Die Macht des Essens kennengelernt, auch die pfälzische. Mit diesem Modellpfälzer bin ich so manches Mal um Häuslein und Brünnlein gezogen, es gab keinen Kartoffel- oder Spargelbauern, kein (gutes) Hausmannküchwirtshaus, die, das der nicht kannte. Es war eine wohle Zeit, rund zwanzig Jahre lang mehrmals jährlich, da ich, bevor es mich nach Fernnordost verschlug, grundsätzlich über dieses gemütliche Randlage zum linksrheinischen Ufer übergesetzt bin.
dann häng ich mich auch noch mal ran und erkläre:
der niederrhein hat mit der textilindustrie tatsächlich eine große gemeinsamkeit mit ostwestfalen. an beiden standorten wird sogar noch in kleinem rahmen produziert (wenn auch nicht mehr in alter herrlichkeit). Was ist das denn?
Kunstrasenpflaster? Oder hatte die Photograpiermaschine einen Knick in der Optik?Vor allem: Wo ist das? Und was ist da los? Geschlachtet wird da vermutlich nicht. >> kommentieren Spamming the backlinks is useless. They are embedded JavaScript and they are not indexed by Google. |
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