sans souci


© Günther Blum (Ausschnitt)

Was so ein Privatier alles tut vor lauter Nichtstun. Er nimmt ein Bild von der Wand, um einmal kleinkindgleich sozusagen stereoskopische, vom zwei- ins dreidimensionale gehende Untersuchungen vorzunehmen: Mal kucken, was dahinter, was hinter dem Bild steckt. Dort ist zu lesen: «Und dann hilft mir kein .... DM 1.000,00» Etwa 1978 dürfte Günther Blum diesen alles andere als Suizidverdächtigen gezeichnet haben. Allenfalls als leicht bedroht dürfte er sich empfinden. Aber ansonsten sorgenfrei. Möge man diesen Zustand nicht nur als meinen allgemeinen, wie von Herrn Terra ausgelegten «wärmenden Minimalismus» meinerseits empfinden, sondern im besonderen als Titelbild zu meinen untenstehenden Ansichten.

Zu meiner Sorgenfreiheit gehört es auch, zu erwähnen, daß ich dieses Gemälde, das den Ausschnitt (weil ich es nicht im Ganzen auf den Scanner postiert bekam) einer Zeichnung zeigt, nicht gekauft habe. Es kam aus dem Krabbelsack einer (angekleideten) Playmate, die den Weihnachtsmann auf einer zum Anlaß gehörenden Feier gab. Es mag jedoch sein, so genau erinnere ich mich nicht mehr, daß ich auf andere Weise wie eine seinerzeitige Jungfrau, von den Erzeugern so chronlogisiert, zu diesem Manne kam, etwa durch ein Los. Denn seinerzeit war es üblich, wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, die graphische Jahresproduktion während dieser jährlichen, kurz vor dem höchsten Christentaumel stattfindenden Festivität, die happy new year genannt wurde, da der Produktionsvorlauf des sexyest Blattes überhaupt drei Monate betrug, unter der Belegschaft zu verlotterien. Drei dieser Kunstwerke befinden sich in meinem Besitzfundus, darunter der großartige Versuch einer Nachzeichnung einer Holographie mit dem Titel e.in, den ich auch noch gefindet kriege, von Harald Mike Mielke, über den und dessen höchst komplizierten Vorgang der Herstellungsart geschrieben hatte. Dann war Ende mit dem Tanz auf dem Tisch. Von da an wurde ich ein seriöser Mensch, indem ich wieder an die Öffentliche-Rechtlichkeit zurückkehrte.

Und nun ist es allerhöchste Zeit fürs Nickerchen im Schaukelstuhl. Ich bin später dran heute.
 
Mi, 23.05.2012 |  link | (3038) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ansichten


kid37   (25.05.12, 13:40)   (link)  
Heutzutage gibt es beim Wichteln ja meist nur Tand und billige Kalender. Da haben sie einen Fang gemacht.


jean stubenzweig   (26.05.12, 12:03)   (link)  
Phänomenale Fêten,
wie wir die Festivitäten damals noch nannten, waren das aber auch. Üppigkeiten in jeder Hinsicht. Aber dort lebte es sich seinerzeit auch richtig gut, nicht nur finanziell. Die Weihnachtsfeier, bei der mir die junge, appetitliche und alles andere als doofe Frau das jetzt von mir in sans souci umbenannte mörderische Bild aus dem wahrlich großen, fast überdimensionierten Sack zauberte, fand im riesigen Atelier eines Photographen statt, der unter anderem Mädels für das Blatt ablichtete, unterm Dach in der Münchner Hohenzollernstraße, gegenüber dem, das aber am Rande, wohl letzten innerstädtischen Puff der Stadt inmitten eines Wohngebietes; in Berlin ging das noch vor noch gar nicht so langer Zeit am Savignyplatz, keiner störte den anderen. Alle Festivitäten, bis hin zum manchmal volumnösen Mittagsmahl oder dem nächtlichen Discobesuch nach der, ja das gab's tatsächlich, heftigen Arbeit, hatten etwas gelöst Familiares. Alle machten mit bei den gemeinsamen Veranstaltungen, bis hin zum, heute hieße das wohl Pizzalieferant. Es war die Zeit, in der auch die Aushilfswürstchenverkaufsfahrer in den Abspannen der Filme festgehalten wurden, der vermutlich letzten Reste von Gemeinschaft, die man genießen durfte, ohne sich Verlags- oder Konzernphilosophien unterwerfen zu müssen. Ich habe die Zeit durchaus genossen, zumal ich obendrein für gutes Geld auch noch viel gelernt habe. Später, wieder zurück im Öffentlich-Rechtlichen, gab's dann auch wieder Preiswerteres aus dem Sack.

Ich bilde mir übrigens ein, den Schöpfer von sans souci herausgefunden zu haben. Es dürfte sich um diesen Günther Blum gehandelt haben. Ich habe die Befürchtung, daß ihn seine Abwendung von der Graphik, seine Hinwendung zum offensichtlichen großen Vorbild, zum seinerzeit übermächtigen Helmut Newton nicht unbedingt glücklich gemacht hat. Ich weiß nicht, ob die Verlockungen zu groß waren. Damals bekam ein Photograph beim Tittenblatt für einen Tag der Lichtbildnerei für die drei kleinen Photochen im Ausweisformat auf der «biographische» Seite der sogenannten Playmate des Monats gut tausend, wenn nicht anderthalbtausend Mark, plus Spesen; ich war als Beobchter dabei, zum Beispiel bei Uschi Winter (ich hoffe, meine Erinnerung trügt mich nicht), die dafür im guten alten Heidelberg unter anderem auf Flippern und Hochschränken sowie in Kneipen der studentischen Verbindungen höchst aufwendig abgelichtet wurde. Er wird wohl, eine reine Vermutung angesichts seines frühen Todes und der Massen, die sich zu der Zeit dem Genre zugewandt hatten, über dem Büchermachen verhungert sein (Restauflagen; noch so ein sich Gruppe nennender Verein, der mit dem klassischen Verlagswesen eher weniger gemein hat und von den Abgaben aller Rechte durch die Autoren recht gut lebt).















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Jean Stubenzweig motzt hier seit 6030 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00



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