Schöne Interferenzen

entstehen gelegentlich:
«Ich muss Ihnen sagen, dass ich regelmäßig ein Vergnügen dabei habe, die Worte in dem Sinne, wie meine bescheidene Bildung ihn mir in einem Schatzkästlein mitgegeben hat, zu verwenden und sie daneben schillern zu lassen in der Art, wie unsere Zeit sie verwendet — es kommen die schönsten Interferenzen zu Tage.»
An dem Punkt des lustvoll-freien Umgangs mit Sprache will ich ja gerne rechtgeben und auch zustimmen. Ich selbst widersetze mich ja auch ganz gerne den Sprachgesetzgebern, oft aus Spaß am freien Umgang, aber auch nicht selten aus Gründen der Schludrigkeit. Und so etwas wie ein Sprachpolizist will ich zuallerletzt sein. Mir wäre im konkreten Fall vorzuwerfen, bei Ihrer Äußerung nicht ausreichend nachgedacht zu haben. So gesehen bin ich Ihrer fröhlichen Fliegenfängerei ja auch prompt auf den Leim geflogen.

Wahrscheinlich spülte sich das aus meinem Hinterkopf nach vorn: Da gibt es beispielsweise «aufklärerische» Beiträge im Sinn der Wissensverbreitung durch öffentlich-rechtlichen Rundfunk oder Fernsehen; von dem ich nicht mehr zu verjüngender Idylliker nach wie vor meine, daß er auch einen weiter- oder tiefergehenden* (Bildungs-)Auftrag hat, wie ihn etwa der früher geschmähte Bayerische Buntfunk erfüllt und gerade die «Kinder der heutigen Zeit» ihm deshalb Glauben schenken dürften, müßten, sollten. Dort (von ArteRD bis ZDF) werden in letzter Zeit immer häufiger Begriffe mangels Wissen (woran nicht alleine der EU-gemeine Bachelor schuld ist) falsch eingesetzt. Dann darf ich mich nicht wundern, daß es zu Bedeutungsverschiebungen kommt, die weit über die allgemeine Anpassung ans Umgangssprachliche hinausgehen. So kam es zum Beispiel dazu, daß ich, in der Runde um unseren Jüngsten sitzend, der sich vor einiger Zeit der Privatglotze ab- und dem sogenannten Bildungsfernsehen zugewandt hat, diesen verdutzt fragend anschaute, als er mir und seinen Freunden etwas von der autarken Linken erzählte. Er hat den Begriff aus einer arteigen «Dokumentation» und findet ihn fortan «kuhler» als autonom. Und die mittendrin sitzende universitätsdiplomierte junge Frau sowie ihr Doktorand nickten dazu. Da komme ich dann irgendwie ein wenig durcheinander.

Allerdings ist eine elektronische Kladde ohnehin oder auch glücklicherweise keinem Rundfunkstaatsvertrag unterworfen ...

* Rundfunkstaatsvertrag: 15. unter Bildung insbesondere Folgendes zu verstehen: Wissenschaft und Technik, Alltag und Ratgeber, Theologie und Ethik, Tiere und Natur, Gesellschaft, Kinder und Jugend, Erziehung, Geschichte und andere Länder
 
Fr, 07.08.2009 |  link | (2004) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: lingua franca


famille   (07.08.09, 19:33)   (link)  
Nich(t) Arte war(')s und auch nicht die unabhängige Linke. Das war woanders, nämlich privat. Aber die is(t) sowieso nicht wirtschaftlich oder sonstwo unabhängig und schon garnicht kuhl. Phoenix und die Fassadenkletterer warn(')s in der Diskussion. Aber autark is(t) trotzdem kuhl. Wird Zeit für mehr Geld.


hanno erdwein   (08.08.09, 11:21)   (link)  
Da sind Sie,
lieber Jean Stubenzweig nicht alleine. Der von mir sehr geschätzte Arno Schmidt war auch ein begnadeter Jongleur der Sprache und es freut mich, diese Fähigkeit bei Ihnen wiederzufinden. Nichts Schöneres, als Worte wie Versatzstücke benutzen zu können. Weiter so! Ich weiß es zu genießen.


jean stubenzweig   (08.08.09, 13:48)   (link)  
Die Ehre gebührt
– Sie können das nicht erkennen, lieber Hanno Erdwein – der Zitierten und (oben unter «gelegentlich») Verlinkten; das hier ist die Fortsetzung einer Plauderei bei ihr über den Umgang mit Begriffen. Klicken Sie mal da oben drauf. Dann lesen Sie deutlicher, daß ich letztendlich nicht mehr als ein Zustimmender sein kann.


frau braggelmann   (10.08.09, 14:00)   (link)  
moinmoinmoin !


jean stubenzweig   (10.08.09, 20:09)   (link)  
Darf ich Sie,
gnä' Frau, bitten, sich an die Gepflogenheiten zu halten: beim Thema zu bleiben. – Einfach nur eben mal gu'n Tach sagen. Was ist das denn?!

Das wird hier ja zum Irrgarten.


vert   (11.08.09, 01:03)   (link)  
haha! "autarke linke" ist wirklich komisch. politische subsistenzwirtschaft...
hoffentlich hört das der che von umme ecke nicht.
obwohl, das könnte erheiternd werden.















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Jean Stubenzweig motzt hier seit 5815 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 22.04.2022, 10:42



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