Herbstelei

Überall fallen lieblich die Blätter, im etwas rustikaleren Norden gleich ganze Stämme.
Fortsetzung in den Kommentaren

 
Mo, 16.11.2009 |  link | (2224) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ansichten


jean stubenzweig   (16.11.09, 13:58)   (link)  
Und Vergänglichkeit
Die Gefahr, daß er auf die alte Scheune stürze, sei zu groß geworden, meinte der Herrscher über die Revolutionskate. Mittlerweile würden da nämlich nicht mehr nur Katzen sich im Stroh räkeln, sondern Menschen drinnen wohnen (nicht unbedingt günstiger Mieten wegen, dazu sind das Tor zur Welt sowie der Sand der gemütlichen Ostseewanne dann doch zu nah, sondern vielleicht also doch eher der überall herumstehenden Bäume wegen). Klimawandel hin oder her, nahe des Mare Balticum habe es schon immer ordentlich geblasen.


Und so wurden sie einander immer näher gebracht, die beiden Alten.


Der andere Schattenspender war vor anderthalb Jahren dran. Die Kühlungsborne, derentwegen ich vor sechs Jahren unter anderem als Türmer dort Quartier genommen hatte, werde ich in der alten Pracht nicht mehr erleben. Sie geht dahin, nicht nur die Zeit.




Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade.
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.
Dort nimm das tiefe gelb. Das weiche grau
Von birken und von buchs. Der wind ist lau.
Die späten rosen welkten noch nicht ganz.
Erlese, küsse sie und flicht den kranz.
Vergiß auch diese lezten astern nicht.
Den purpur um die ranken wilder reben.
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.

Stefan George


vert   (16.11.09, 20:28)   (link)  
linderung
...vermag ich da auch nicht zu versprechen.
unser haus war einstmals begrenzt von mächtigen linden, die irgendwann mächtig aufs dach trommelten.
(abgesehen vom mächtigen laubabwurf und der mächtigen kleberei in der blütezeit...).
als die säge final angesetzt wurde, war dies ein aufregendes unterfangen, standen die bäume doch eher zwei als zwanzig meter am haus.
einer der beiden brach noch im fallen auseinander und spuckte viele liter wasser von sich; der nächste winter wäre wohl fatal geworden.


jean stubenzweig   (17.11.09, 00:07)   (link)  
Über die Notwendigkeit
solcher Maßnahmen bin ich mir «natürlich» im klaren. Aber dennoch gehen immer mehr meiner romantizistischen Anwandlungen im lieblichen Wald «flöten». Seit der Hausherr den Betrieb an den Sohn übergeben hat, kommt bei ihm zudem dieser bisweilen komische Rentneraktionismus im besonderen Maß zum tragen («Och nee, so viel lesen tu' ich eigentlich nicht, und für Büchers ist meine Frau zuständig»), hinzu kommt die neue Holzheizung. Glücklicherweise haben die Medien – endlich mal ein positiver Aspekt – auch bei ihm eine gewisse Besinnung bewirkt (und vermutlich fährt der Sohn bald einen elektrisch angetriebenen Zuffenhausener): Er läßt den Stamm mittlerweile stehen und pflanzt auch immer wieder neu, für jeden Gefallenen zeugt er Nachschub – vor noch gar nicht so langer Zeit gab's nur Tote.

Aber all das lindert eben wenig, Trost hin oder her (dennoch Dank!). Was nutzen mir viele zehn Zentimeter große Buchen, Eichen und was sonst noch alles, wenn mich der Ort der zwanzig und mehr Meter hohen Bäume angezogen hat. Ich gehöre schließlich nicht zu seinen Enkeln. Auch der sinnvolle Einsatz von Natur will nicht unbeachtet sein: Die beiden Hochaufgerichteten haben mir im Sommer einen Großteil der von Westen her in die vielen Fenster hineinballernden Sonnenstrahlen abgewehrt. In der Nähe des Mare Balticum bläst es nicht nur, auch die Sonne läßt es manchmal ordentlich krachen.


vert   (17.11.09, 03:05)   (link)  
das ist natürlich alles sehr schade. die bäume waren doch auch gar nicht so nah dran?!
den geraden blick in die baumkronen habe ich in der stadt immer (wieder) gemocht.
zur großen freude der umzugshelferInnen.


g.   (17.11.09, 05:59)   (link)  
Am schlimmsten ist es, wenn man viele Erinnerungen an so einen Baum hat. Ein Walnussbaum, der meine Kindheit begleitete, musste, nach dem er vom Blitz gespalten wurde, gefällt werden. Der Baum war schon ein Riese bevor ich über die Tischkante gucken konnte.
Nach dem Kindergarten, später nach der Schule haben wir mit Holzprügeln seine Nüsse heruntergeschossen, egal ob reif oder unreif. Ich kam dann natürlich zu spät zum Mittagessen und durfte mir eine Standpauke anhören.
Ihnen bleibt aber noch die schöne Kopfweide.


jean stubenzweig   (17.11.09, 12:52)   (link)  
Nahe dran,
bester Vert, war er durchaus, berücksichtigt man den überwiegenden Westwind. Irgendwann wäre er möglicherweise tatsächlich den Nachbarn da oben auf den Kopf gefallen. Aber auf dem Land ist sowas ja ohne jedes Abenteuer. Dazu braucht es einen Boulevard, wie bei Ödön von Hováth, oder so.

Sie meinen, nicht minder bester G., es wäre eine Weide? Ich bin baumologisch nicht so auf dem laufenden. Aber wenn, dann wären es jetzt zwei dieser Rasse, die zwanzig Jahre benötigen, um mir Schatten an den Kopf zu werfen. Das überdauere ich nicht. Also doch Martinique. Vor allem gibt's da was ordentliches zu essen. Und zu trinken obendrein.















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