Diven, Madonnen und Kiki

Gestern stellte ein freundlicher Mensch eine Photographie von einem lädierten in seine Seite, den ich so oder auch anders nicht erkannt hätte: eine mehr als derangierte Dame, die so oder so unter der üblichen Titelei Bekannt aus Film, Funk und Fernsehen und den angeschlossenen Magazinchen firmiert. Was als Denkanstoß des Einstellers auf unser bisweilen seltsames bis fragwürdiges Sehverhalten gedacht war, endete dann tatsächlich in einem befürchteten Kommentar: «...wieder einmal merken wir, dass wir uns haben verarschen lassen. aber egal, nächste zeitung aufschlagen, fernseher an, dann ist es schnell vergessen.» Der Kommentator relativierte dann zwar diesen wohl achtlos dahingeworfenen Denkhüpfer und es entspann sich ein interessanter Austausch über Celebritäten und deren Claqueure, aber bei «fernseher an, dann ist es schnell vergessen» kam ich dann doch leicht ins Grübeln.

Es erinnerte mich an die Passage einer Diskussion bei Herrn Alphonso, die da lautete: «Ich war diese Woche krank. So krank, daß die Konzentration nicht mal für eine DVD ausgereicht hat. Und da habe ich den Fehler begangen, mich mal zwei Stunden durchs Nachmittagsprogramm zu zappen.» Anstatt Morpheus um Hilfe zu bitten, zwitscht die Dame sich freiwillig durch analoge und digitale Tagmahre und stöhnt auch noch gequält auf. Als ob sie jemand dazu gezwungen hätte. Unsereiner mußte darauf meinen: «Wer sich zwei Stunden lang Fernsehen für bildungsferne Schichten antut, dem ist nicht zu helfen. Die Nachmittagsprogramme sind ohnehin nicht für Menschen gestaltet, denen auch in den persönlichen Tiefen nach Höherem der Sinn steht. Wenn man aber unbedingt möchte, dann geht's sogar dort: arte oder 3sat oder phoenix wiederholen in der Regel tagsüber ihre teilweise wahrlich lohnenswerten Beiträge vom Vorabend. Denn viele Menschen sitzen zu dieser Zeit am Computer, weniger um zu arbeiten, als zu internetten.»

Das scheint mir, ach was, es ist ein Problem. Ohne die Hingabe an irgendwelche Divchen oder Madönnchen, ohne Fleisch- samt angehängter Modeschau, oftmals versteckt unter dem Deckmäntelchen hehrer Kultur, meint man auch in den gebührenbetriebenen Bedürfnisanstalten nicht mehr auszukommen, auch nicht in meinem dereinst mal unschuldigen Blütensternengärtchen, ganz viel früher mal «Fernsehanstalt gewordener Zen-Buddhismus». Es kann nicht anders sein als eine (deprimierende) Anbiederung der Öffentlich-Rechtlichen an die Privaten. Aber: die letztgenannten benötigen Einschaltquoten, um höhere Werbeeinnahmen zu erzielen. Das ist das Gesetz dieses unangenehmen Marktes, der überdies noch mehr Touristen-Pisa erzeugt. Offensichtlich ist man in den Intendanzen der Meinung, dem Neugier genannten Ruf nach immer mehr bewegten und marktschreierischen lauten Bildern — beispielsweise — aus der Geschichte mit noch mehr bewegten und marktschreierischen lauten Bildern zu folgen. Also kauft man das Gegröle ein, das es mit den Fakten nicht so genau nimmt. Oder produziert nach demselben Muster, wie der Obergeschichtslehrer der deutschen Fernsehnation das tut und Aufklärung nennt.

Aber fast muß man ihn ja in Schutz nehmen angesichts des Geschichtsunterrichts etwa der (gern eingekauften) BBC-Lehrfilmchen. Während der Herr Doktor Knopp sich ja um, wenn auch fragwürdig geschnittenes, historisches Bildmaterial bemüht, hängen die Engländer auch das fünfzigtausendste im Studio ausgegrabene antike Klo sepiafarben zu und verdecken damit die eigentliche Bedeutungslosigkeit des Vorgangs. Das hat sogar das Hollywood der fünfziger und sechziger Jahre mit seinem bisweilen recht eigenwilligen US-Geschichtsverständnis eindrucksvoller gestaltet. Nur bekommt der differenzierungsungeübte Zuschauer oder -seher das nicht mit, weil ihm niemand je gesagt hat, daß diese Art des Blickes in die ruhmreiche Vergangenheit es mit den Fakten nicht so genau nimmt oder sie auch schon mal gänzlich unterm Wissensteppich beläßt. Es ist eben das Strickmuster des Verkaufbaren, nach dem diese fragwürdige Form von Aufklärung betrieben wird. Überall muß es hineinpassen. Vor allem in die privaten Auslagen, wo jeder potentielle Konsument sie sieht — und kauft. Denn die Spalten zwischen den hochbezahlten Anzeigen möchten ja redaktionell (wer weiß?) gefüllt sein. Und da machen ARD und ZDF eben gerne mit. Zumal Massenproduktion allemale billiger zu sein scheint. Wenn das bei balltreterischen Kunstarten — um es mal tautologisch zu betrachten — nicht unbedingt zutreffen mag. Sei's drum. Solange sie uns unsere Warften der Fernsehseligkeit nicht fluten mit ihrem pseudobasisdemokratischen Müll, die Damen und Herren von der volksnahen Politik.

So, wie Monsieur Alphonse nach zwanzig Jahren sich zum ersten Mal wieder in einem Raum mit Fernsehgerät aufhält, geht es unsereins seit Jahrzehnten innerhalb dieses TV-Wäldchens, in dem wir mit Madame Delon und ihrem gascognischen Trüffelschweinchen unterwegs sein dürfen. Das Erste und das Zweite sind wahrlich vernachlässigbar. Man muß es sich nicht antun. Auch auf die Regionalprogramme ist gut verzichten, trotz nicht vorhandenem Werbegetöse. Denn dort gibt es, wie im internationalen Netz millionenfach, den hunderttausendsten guten Rat; daß er dann doch wieder nicht befolgt wird vom eher neu- als wißbegierigen Fernsehvolk, hat eben zur Folge, daß er dann nochmal wiederholt werden muß, auch auf den anderen Kanälen. Das hat durchaus alles seine Berechtigung. Nur brauchen wir das nicht. Und wir stellen mit Monsieur Alphonse fest: «Ich denke, das Buch und das selbstbestimmte Internet sind immer noch die beste Alternative, egal welcher Schund dort auch läuft — man kann ihn besser meiden.»

Meiden, ja, aber man findet dort eben so manchen Trüffel, wie gestern erst wieder bei Madame Rayon de soleil. Und nicht zuletzt bleibt uns ja noch unsere Bibliomanie.
 
Do, 31.07.2008 |  link | (2807) | 13 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau


vert   (31.07.08, 06:52)   (link)  
und wenn sie inhaltlich natürlich noch so recht haben undsoweiter: der begriff "unterschichtenfernsehen" bleibt ein häßlicher.
und daran ändert sich nicht mal etwas vor dem hintergrund, dass paul nolte mir seinerzeit die zwischenprüfung abgenommen hat....


jean stubenzweig   (31.07.08, 07:12)   (link)  
Prekariats-TV?
Das liest sich angenehmer?

Nun gut, vielleicht klingt der «Untermensch» da zu sehr mit. Da gebe ich Ihnen recht. Ich benenne es um: Fernsehen für bildungsferne Schichten.


vert   (31.07.08, 15:20)   (link)  
tut mir leid, da muss ich weiterhin in teilen widersprechen.
das ist eine völlig unhaltbare zuschreibung, die auch am beispiel schon zerpflückt wurde.
auch wenn es nicht schön ist und man es im zweifelsfall als beleg dafür heranziehen kann, dass diese form von junk-tv auch angeblich gebildete menschen verblödet: soziale distinktion funktioniert nicht. in diesem fall.


jean stubenzweig   (31.07.08, 16:38)   (link)  
Sind junge Akademiker
grundsätzlich gebildet? Das ziehe ich dann doch erheblich in Zweifel. Ich weiß, wovon ich schreibe, es befinden sich einige in meinem familiaren Umfeld. Die gucken sich solches nämlich auch eher an, als daß sie auch nur annähernd Informationssendungen und/oder Dokumentationen sich anzuschauen bereit wären. Sie sind ohnehin vielmehr den privaten Fernsehsendern zugetan, öffentlich-rechtlich kommt im Programm kaum vor. Außerdem: Anne Will ist ja sowas ähnliches wie «Ich bin ein Star». Die Relevanz solcher Zahlen- und Statistikspielerein halte ich allenfalls für Einschaltquotenforscher bedeutsam.

Woran das liegt, darüber kann ich nur mutmaßen; ich bin kein Medienbeoabachter und da heraus -kritiker wie Stefan Niggemeier. Mir scheint, daß vor allem kaum Interesse besteht, sich außerhalb des eigenen Fachgebietes in ein Thema zu vertiefen oder überhaupt mal an was anderes ranzugehen als an Spaß und Shopping oder Wohin-fahren-wir-in-Urlaub. Wobei sie bei letzterem genau so tumb am Strand rumbraten, unsere jungen Akademiker, anstatt mal in die Löcher rechts und links des Wegerands hineinzuschauen, die die Kultur über die Jahrhunderte da gegraben hat. Das sind die Gedanken, die ich im Zusammenhang mit Prekariatsfernsehen oder solchem für bildungsferne Schichten anstelle: eine bewußte (?) Absenkung des Niveaus. Das gesamte neuere Bildungssystem, hier wie dort, das von Frau Merkel oder das von Herrn Sarkozy, zielt aufs Bruttosozialprodukt. Und da das möglichst schnell erreicht werden soll, ist keine Zeit für solche Kinkerlitzchen wie Wissen. Darunter verstehen heutzutage die meisten ohnehin das Repetieren von Auswendiggelerntem. Bei Günter Jauch oder bei einem anderen.

Auch hier gilt: Selbstverständlich hat jede Regel ihre Ausnahme.


vert   (02.08.08, 21:28)   (link)  
das problem ist, das genau diese leute mit -nennen wir es ausbildung- sich mithilfe der o.g. begrifflichkeiten über etwaige finanziell schwache schichten erheben und mit schaum vor dem mund den werteverfall anderer sozialer schichten geißeln. nicht umsonst gilt der worterfinder als einer der propheten des neokonservativismus.


hap   (02.08.08, 23:14)   (link)  
Genau: Ausbildung ...
@ vert: Von Bildung im Sinne von Menschsein, d. h. liebevoller Umgang mit Mitgeschöpfen und Natur, ist ja selten die Rede. Aber es sieht so aus, als bräuchte das Menschentier immer jemanden, auf den es herabschauen kann - mir geht's zwar beschissen, aber ich war auf der Uni; ich bin zwar ne Null, aber wenigstens kein Neger; ich bin zwar ein blödes Arschloch, aber keine Frau; ich hab zwar keinen Flachbildfernseher, aber dafür bin ich kein Türke; ich bin zwar eine arme Sau, aber in Afrika geht's den Leuten noch schlechter; ich hab zwar die SPD ruiniert, aber jetzt bin ich bei Gasprom und zieh um in eine Villa - ach nee, das letzte Beispiel passt nicht so gut. Aber vielleicht doch: Es geht doch immer um Vergleiche mit anderen, mit denen man sein Selbstwertgefühl bestärken will. Dabei liegt der Fall doch ganz einfach. Jeder kann sich nur mit sich selbst vergleichen und muss herausfinden, wozu er eigentlich hier ist - und ob er seiner Bestimmung gemäß das Richtige tut. So ähnlich hat das mal Thomas Mann ausgedrückt - herausfinden, was Gott mit einem vorhat.


jochen hoff   (31.07.08, 09:29)   (link)  
Andere Leben leben
Ich habe mich immer wieder einmal mit der Frage beschäftigt, was einen erwachsenen Menschen dazu bringt, sich Fernsehen außerhalb von guten Dokumentationen und Nachrichten anzutun.

Es gibt für mich nur eine sinnvolle Erklärung. Anstatt sein persönliches, vielleicht als öde und ereignislos verlaufenden Leben zu leben und mit Leben zu erfüllen, lebt man einfach andere.

Man empfindet deren Leben mit, weint, lacht und geschlechtsverkehrt deren Leben, während das eigene auf dem Sofa verkümmert. Das ist einfach, wenn man nur Lehre auffüllen muss.

Ich kann in eine Flasche den besten Wein einfüllen oder reinpinkeln. Aber eben nur in eine leere Flasche. Das hat übrigens gar nichts mit Prekariat zu tun.

Ich kenne genügend "geistvolle" und wohlhabende Menschen mit einem tollen Bildungshintergrund die sich für Madonna und diesen Maler interessieren, der zwar auf zweidimensionalen Fläche, dreidimensional Farbe aufträgt, die aber nur an der Stelle Ausdruck bekommt, wo er eine tote Fliege übermalt.

Das ist das gleiche in hellbunt.

Diese Art von Fernsehen ist für leere Menschen, die gefüllt werden wollen. Egal wo mit. Sie fungieren dann einfach als Gefühlstoiletten.


nnier   (31.07.08, 11:38)   (link)  
Interessant finde ich, dass gerade Medienschaffende oft sehr zurückhaltende Konsumenten oder gar knallharte Abstinenzler sind. Wie oft liest man in Interviews, dass dieser oder jener Fernsehmensch selbst keinen Fernseher habe oder seinen Kindern das Fernsehen nicht erlaube / ihnen nur ausgewählte Filme auf DVD gebe / ...
Vielleicht ist das so wie in der völlig verkommenen Fleischindustrie, man arbeitet in der Wurstfabrik, um Geld zu verdienen, kauft den Dreck aber nicht und schützt auch seine Familie davor.


jean stubenzweig   (31.07.08, 12:24)   (link)  
Sprit oder Spirit?
«Gefühlstoiletten»! Meine Güte, Herr Hoff, da kriegst Du 'nen Preis für: die güldene Theo-Sommer-Locke. Oder besser: die Gremliza-Gedenkmünze. Oh ! pardon, der weilt ja noch unter uns, also: die Gremliza-Sommer-Gedenkkanone.

Aber auch dafür: «Das ist einfach, wenn man nur Lehre auffüllen muss.» Letzterer wird Dir bei einem tête-à-tête von Frau Schavan überreicht werden.

Zurück zu allem Ernst: «Wohlhabende Menschen», klar, aber hierbei gerate ich in intellektuelles Schlingern: «geistvoll». Voll mit Spirit? Katholischem? Reformatorischem? Anglikanischem? Oder eher Sprit? Hundert Jahre im Manufactum-Faß gelagert? Andererseits: Ich habe ja gestern auch ein ordentlich' Wein(er)chen zu mir genommen, nachdem ich dieser Göttin ansichtig geworden war. Und billig war das auch nicht.

Und nun richtig ernsthaft: Ja, sicher ist es die Ereignislosigkeit, die bereits bei Geburt im falschen Elternhaus eingeleiteten (T)Ödnis. Eine Art postnatale Abtreibung. Es können aber auch Frau Schavan et all. gewesen sein, die an diesem geistigen Exitus mitgedreht haben. Sprich doch mal mit ihr, wenn Du sie demnächst triffst.

@nnier: Da ist was dran. Einen davon kenne ich. Hans Pfitzinger hat vor fünfzehn Jahren seinen Fernseher in den Bildungsab(wasser)fluß geworfen (reiner Selbstschutz: keine Kinder) und liest seither nur noch eine Tageszeitung, jeden Tag aufs neue. Sowas birgt aber auch Gefahren beziehungsweise schützt schon gar nicht vorm Durchdrehen: «Kann ein Mann mit dem Namen Jayaprakash Sittampalam Tissainayagam einfach als Beispiel gelten? Ich finde, wenn jemand Jayaprakash Sittampalam Tissainayagam heißt, spricht das für seine Einzigartigkeit. Oder kennen sie noch jemanden namens Jayaprakash Sittampalam Tissainayagam? Ich jedenfalls habe den Namen Jayaprakash Sittampalam Tissainayagam in der taz zum ersten Mal gelesen. Und werde Jayaprakash Sittampalam Tissainayagam nicht so schnell vergessen. Man muss Jayaprakash Sittampalam Tissainayagam unbedingt laut vor sich hinlesen, um einen Eindruck von der Musikalität des Singhalesischen zu bekommen (wobei ich einfach mal annehme, dass Jayaprakash Sittampalam Tissainayagam ein singhalesischer Name ist).»

Ach, ich bin albern. Man möge es mir nachsehen. Es liegt wohl an diesem norddeutschen Klimakterium, das heißer brennt als jede Christen-Hölle.


nnier   (31.07.08, 12:40)   (link)  
Was für ein Link! Es müssen Freudentränen sein, die mir gerade die Wangen herunterlaufen; es ist eine Art, durchzudrehen, die mir sehr sympathisch ist! This made my day, wie wir heute sagen!


jean stubenzweig   (31.07.08, 13:09)   (link)  
Sie sind
bester hap, nun also auch noch tränenbringender Tagmacher. Du wolltest doch schon immer mal sowas wie ein Guru der (taz-)Wahrheit sein. Nun bist Du's. Ehrenvoll.

«... ein freundlicher Mensch eine Photographie von einem lädierten ...» Ein freundlicher von einem lädierten. Ließest Du derartige Adjektivierereien bei der taz nicht durchgehen? Dann scheidet die als Auftraggeber auch aus.

Aber ich hab ja glücklicherweise Euch alle, Ihr meine Tagesproduzenten.


fluechtig   (31.07.08, 12:12)   (link)  
Der Konsum von Dummheiten erfordert kein eigenes Denken. Fliessen lassen, vorbeirauschen lassen, und wenn abgeschaltet wird, bleibt nichts hängen, Deckel auf die Kiste und gut ist es. Und wenn dabei noch der Voyeur in einem befriedigt wird und man das Gefühl hatte, kurz in tiefstem Dreck gesteckt zu haben, meine Güte, von dem auch nichts an einem haften bleibt, sobald ausgeschaltet wurde, was macht es da schon, wenn die Gehirnzellen sich in Krämpfen winden.

Ich schaue so gut wie gar kein fern mehr, drei- bis viermal im Monat, wenn ich Zeit finde und gar nichts anderes zu tun habe. Mich widern diese Filme, die auf so abscheuliche Art die Werbeblöcke zerschneiden, an. Ach, eigentlich widern mich auch die Werbeblöcke an.


jean stubenzweig   (31.07.08, 19:30)   (link)  
Werte Flüchtige,
warum lassen Sie sich denn Ihre knappe Werbefernsehzeit zerschneiden? Und dann auch noch von unappetitlichen Filmen?

Ich halte es da, durchaus lustvoll, mit Jochen Hoff, der da fragt: «... was einen erwachsenen Menschen dazu bringt, sich Fernsehen außerhalb von guten Dokumentationen und Nachrichten anzutun». Na ja, Nachrichten sind dessen masochistisches Plaisir. Ich gehe da eher mit Widerwillen ran. Nicht, weil ich ein Aufklärungsgegner bin, sondern weil über die gängigen Methoden Aufklärung hintertrieben wird. Nicht einmal die halbe Wirklichkeit vermitteln die Nachrichten der Öffentlich-Rechtlichen, und die der Privaten erzählen ohnehin nur die Märchen, von denen sie glauben, daß die Zuschauer sie erzählt haben möchten. Mit der Wahrheit haben's alle nicht. Wahrscheinlich kennen die meisten der News-Notierer nicht einmal den Unterschied. Da ist's eben besser, man baut sich selbst das zusammen, was man wissen möchte.

Aber das andere: sehr, sehr gerne. Aktuell, ein Beispiel, habe ich bei phoenix eine Reportage gesehen, die mit der Verlogenheit aufräumte, die Venedig so verklärt. Solches bekomme ich ansonsten nur mit, wenn ich lange in der Stadt lebe. Und wenn ich mich denn tatsächlich mal an einem Film ergötzen möchte: Zum einen verfüge ich über eine ansehnliche DVDiothek auch noch ungesehener Filmkunst, und zum anderen steht mir eine Dame zur Seite, die schneller noch als jedes Internetz mir die Trüffel aus dem Handelswald fischt. Das, was mir gefällt oder gefallen könnte, liegt ohnehin meist links des Rheins günstig in den Angebotskörben. Aber nicht vergessen werden möchten auch die ganz feinen Stückchen, die öffentlich-rechtlich immer wieder angeboten werden, via arte oder 3sat. Aber das hatten wir ja schon: Trüffel-TV.

Und Aktualität interessiert mich nicht. Ist ein Film gut, wird er nicht schlecht, nur weil er etwas länger liegt. Das ist dasselbe wie bei Büchern. Nur den Käse, meinen geliebten Munster, den würde ich dann doch nicht allzulange liegen lassen.















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