Diesen rot leuchtenden Vierteln könnten Sie, bester Nnier, so elegant Sie mich am Ende auch ausgeschrieben haben mögen, nicht einmal ausweichen — in Marseille, führen Sie denn einmal hin, befindet das Quartier lediglich scheinbar am Rand des musikalischen Lebens oder ist unbetonter Mittelpunkt. Selbst wenn Sie die Oper vermeiden wollten, weil keiner Ihrer Lieblingsvokalisten mangels Neigung sich dort zum besten zu geben bereit wäre, müßten Sie schon außerordentliche Anstrengungen unternehmen, den Kontakt zu vermeiden, da die Vöglein genau dort zwitschern, wo der schnöde Alltag vor sich hinbummelt: seitlich des Alten Hafens. In Lyon begleiten sie geographisch zwar nicht unmittelbar die Königin der Nacht, aber wenn Sie beispielsweise auf nicht ausgetretenen oder -gefahrenen Pfaden zum Markt am Ufer der Saône möchten oder der touristische Drang Sie in eine dieser Sträßchen treibt, die in der Schwesterstadt Frankfurt am Main Freßgass' heißen könnte, hier aber tatsächlich nahezu ausnahmslos aus Restaurants bestehen, wird die (visuelle) Berührung nicht ausbleiben. Es geht dort, nahe der Place d'Albon sowie unweit der sich als Beichtstätte anbietenden Église Saint-Nizier, je nach Sichtweise, allerdings weitaus gesitteter zu als in der Rue du Président Edouard Herriot, wo in beinahe gesamter Länge, von der Place des Terreaux bis zur Place Bellecour, die schöne Warenwelt prostituierlicher blinkt, als es das Tonnendach beim Furioso zuwegebrächte. Es gibt keine Sperrbezirke, das durchkatholisierte Land kommt damit ebenso gut klar wie mit ohne Kirchensteuer. Doch ich will ein bißchen gerecht sein — vor noch nicht allzu langer Zeit ging das auch im protestantisch disziplinierten Berlin, am Savignyplatz, ähnlich dezent wie im französisch-katholischen Süden. Aber mittlerweile haben sich auch dort Sitte und Anstand und rechts und links weitere dieser nichtssagenden, sozusagen sterilen (sterilisierten?) Restaurants durchgesetzt, in die sich niemand setzen mag, es sei denn ein gänzlich orientierungsloser Mensch wie die gestern gehörte Abiturientin: (Helmut Kohl? «Bundeskanzler der DDR?»). Die übriggebliebenen Achtundsechziger, die ja erwiesenermaßen an allem schuld sind, weinen sich schräg gegenüber im noch nicht kastrierten Zwiebelfisch aus. À propos Andreas Möller, womit wir wieder in der vom Geld gebildeten Lyon-Schwester Frankfurt am Main wären sowie bei dessen nicht nur geographisch tödlichen, wie die im außereuropäischen Ausland dahinvegetierenden Schweizer es ausdrücken würden, «Verunfallungen» (danke für den Link, ein amüsanter Text!) beziehungsweise dem darin enthaltenen Hinweis auf «Mein Freund ist Ausländer», dieser anderen Form der Prostitution — zu dem Thema hat sich Anfang der Neunziger bereits jemand aus, wie anders, Nordrhein-Westfalen ausführlich geäußert: Mein Ausländer ist ein Fußballspieler.
aubertin (07.10.09, 00:08) (link) Hat dieser Möller
sich im Alter nicht auch als Lyonais du football versucht zu prostituieren?Yves Je ne sais pas.
Und egal ist es mir auch. Der Kerl interessiert mich allenfalls als die Witzfigur, die er darstellt(e), nein – ist oder war. Ich meine, mein Interesse an Football verabschiedet zu haben, als diese Epoche ihr Ende genommen hatte. Nein, einmal noch flammte es auf – und hierbei gibt es eine Analogie –, als die Equipe Tricolore begann, den Rasen schwindelig zu spielen. Da habe sogar ich wieder hingeschaut. Wenn auch nicht gejubelt, da mir, Du weißt es, die Verbindung von Sport und Nationalgefühl sowie das dümmliche Geschwätz vom damit verbundenem Stolz immer Unbehagen bereitete (ich hatte das ja mehrfach thematisiert). Dann aber war ohnehin wieder Ende. Ich empfinde den ganzen Neureichen-Habitus dieses Sportes, einschließlich der damit einhergehenden Dummheit, die sich in allen möglichen Bereichen zeigt, seit langem nur noch als peinlich.>> kommentieren Spamming the backlinks is useless. They are embedded JavaScript and they are not indexed by Google. |
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