Romantische, bedingungslose Liebe «Ich habe dieses natürliche Talent, mich mit Wut aus jedem Tief zu puschen. Da profitiert auch die Immunabwehr enorm davon. Das hier eignet sich hervorragend: In der Frankfurter Rundschau von gestern textet ein Herr Peter Michalzik entzückt über einen Theater-Abend zu dem ‹Fall Marie Trintignant›. Die Schauspielerin wurde von ihrem Lebenspartner aus Eifersucht zu Tode geprügelt. Michalzik über den Totschläger: Bertrand Cantat war jedenfalls kein rockiger Raufbold, eher ein Höchstsensibler. ...Der Fall bewegte nicht nur ganz Frankreich. Er musste notgedrungen etwas Unaufgeklärtes behalten. Denn im Innersten ist er eine Frage an die Liebe: Liebte Bertrand Marie so sehr, dass er sie umbrachte? War diese Liebe so leidenschaftlich, dass sie das Ende in sich trug? Feierte in dieser Beziehung und in ihrem tragischen Ende die große romantische, bedingungslose Liebe noch einmal Wiederauferstehung, feierte sie vielleicht sogar ihr letztes Fest?» [...]
Wäre dies ...
...die romantische, bedingungslose Liebe, so wäre ich eine Frau, die auf keinen Fall bedingungslos geliebt werden wollen würde. Es ist halt immer leichter, dem Geschehen einen verklärenden Anstrich zu geben. Jemand, der vor Eifersucht rast, ist dann halt höchstsensibel. Der arme Junge, er konnte ja gar nicht anders...Mann oh Mann !
Eines dieser Irrtümer ist das eben, das dann in diese Verbindung zu rücken. Deshalb habe ich das unbedingt meinem Fundsachen-Ressort beifügen müssen. Einer der Kommentatoren bei Melusine Barby kam dabei auf Novalis, der habe das so sicherlich nicht gemeint. Frühling und blaues Band und so. Da wird's eben grau, das Bändelein, oder gar herbstlich gruselig. Es ist ein Männerbild, das sich offensichtlich so gar nicht trennen mag oder kann von einem Narzißmus, den die breite Gesellschaft von ihm fordert, weil es ihr so anerzogen wurde und wohl auch, da beißt die Maus leichter Veränderungen keinen Faden ab, noch lange werden wird. Dennoch bin ich immer wieder verblüfft, wie man sich in der Presse, ach was, in den Medien eben, zu solchen Formulierungen versteigt. Vor vierzig Jahren habe ich mich sicherlich auch in diese Richtung das eine oder andere Mal geäußert. Aber zu dieser Zeit war ich des eigenen Denkens auch noch nicht mächtig. Der Mann ist Theaterkritiker, eigentlich also ein Vermittler des nach intellektuellen Kriterien Wertenden, und immerhin nicht der großväterlichen Generation angehörig, Jahrgang 1963 ist er, dennoch klingt in meinen Ohren da etwas mit von Altherren-Sensibilitäten.Ich selbst bin vor vielen Jahren, besser: zwei Jahrzehnten, einmal verlassen worden. Mann, habe ich gelitten. Sehr lange hielt das an. Erst später habe ich verstanden, wem mein Mitleid galt. Mir selbst. Aber ich konnte mir auch zusammenreimen, woran's lag. Eben auch an mir. Und nochmal später ist daraus Liebe geworden. Es ist zwar eine geistesfamiliare, aber um so schönere. Vor allem aber hat es mir geholfen, über meine männliche Haltung nachzudenken, sie einer eben dringend notwendigen Revision zu unterziehen. Seither habe ich nicht mehr die jugendliche Neigung, Beziehungen aus dem «romantischen» Blickwinkel zu betrachten. Es ließe sich dafür auch männlich egoistisch oder gar egozentrisch einsetzen. >> kommentieren DA denke ich doch gleich an
den schönen Klassiker von den Crystals: He hit me and it felt like a kissDazu kurz die Geschichte: Das Lied wurde von Carole King mitgeschrieben, deren Kindermädchen "Little Eva" (Do the Locomotion, später mal von Kylie Minogue gezwitschert) regelmässig aus Liebe von ihrem Freund verdroschen wurde. Und Satire wird aus dem Song gänzlich nicht ersichtlich. Also, nicht einmal für mich. Das am Rande. Vielleicht ist Herr Michalzik aber auch ein Teiler des Mottos "Wenn ich nach Hause komme, dann bekommt die Alte erstmal zwei Leberhaken. Und wenn ich nicht weiß, wofür - Sie weiß es ganz bestimmt" Carole King, die Crystals.
Erstere sagt mir gut was, eine Zeitlang habe ich der auch gerne zugehört. Und, o ja, Do the locomotion, das geht immer noch in meinem jugendlichen Kopf ab. Aber bei Little Eva und Kylie Minogue hört's mit meinem ohnehin nicht gerade lexikalischen Musikwissen auf, das sagt mir eher weniger. Vielleicht sollte ich doch öfter mal woanders hineinhören, denn dort scheinen ja deftig-interessante Geschichten erzählt zu werden.Aber meinen Sie ernsthaft, Herr Michalzik hätte Interesse am Boxsport? Mit Frauen. Andererseits, mir wurde zugetragen, besser: ich weiß es in Einzelfällen ganz genau: So mancher Intellektuelle ging zu früheren Zeiten, als das noch verpönt war, verborgen unter wehendem Schal nicht nur klammheimlich zum Sängerwettstreit auf den Grünen Hügel, wo Mord und Totschlag schließlich auch auf dem Spielplan steht, getraute sich nach Walter Jens' Freigabe von 1975 (?) wieder auf den Fußballplatz, schaltete sonntags die Lindenstraße ein und ging hin und wieder in die tosende Arena, wo man sich die Fressen einschlug. Der große Geist selig, Karl Ruhrberg, sprach sich in seiner flammenden Rede über den Musengipfel sogar gelinde fürs Frauenboxen aus. Er meinte, manch eine Frau machte dabei eine bessere Figur. Nur dafür, daß Kontrahentin und Kontrahent den Geschlechterkampf auf diese Weise gegeneinander austragen sollte, darüber ist bei ihm nichts zu lesen. Aber wer weiß, vielleicht hatte er nur Angst vor seiner Dauerverlobten. Das war (und ist) nämlich eine starke Frau. >> kommentieren Ich danke Ihnen
auch für diese kleine Anekdote. Ein schöner Einklang in den Ausklang eines Sonntags im Herbst, an dem das tote Laub so friedlich zur Rottung zu fallen beginnt.Da hat das Maskulinum Michalzik wohl das Wörtchen "bedingungslos" deutlich mißverstanden. Genau jenes Wörtchen, das mich ebenso wie Sie, mehr und mehr verstehen läßt, warum es immer so wehgetan hat. Die im toten Winkel stehende eigene Überhöhung, die Unerwiderheit der eigenen Lust und Bedierde, das Wollen gewollt zu werden. Wie sich in diesem Zusammenhang Sensibilität definiert wird, darüber werd ich mir den Abend über den Kopf brechen ... Das Wollen, gewollt
zu werden - wie treffend Sie das ausgedrückt haben, einemaria. Dieses Wollen ist wohl schon so manchem zum Stolperstein und manchem Partner bzw. mancher Partnerin zum Verhängnis geworden.Sensibilität, das ist wohl in diesem Zusammenhang vor allem die Sensibilität für sich selbst (auch wenn Michalzik es möglicherweise nicht so gemeint hat - man kann ihm ja leidergottseidank nicht in den Kopf gucken). Vor allem wohl eine gesteigerte Kränkungsneigung, die als solche ja der übermäßigen Eifersucht zugrundeliegt und die davon ausgeht, dass der leiseste Zweifel an der Eignung als göttliches Geschöpf mit dem Weltuntergang einhergeht. Oder mit einem Wort: Narzissmus. Oft gesehen, auch wenn's nicht immer im Totschlag endet. Narziß war ein Mann.
Ein göttliches Geschöpf. Nun gut, das sind Männerphantasien. Doch Eifersucht gibt es wahrlich auch bei Frauen. Das möge nicht vergessen werden. Woher die kommt, das wissen wir. Besitz. Verbergen? Französisch ist der Hinweis offensichtlich: l'jalousie. Wenn ich mich dabei weiter so durch die Eigentümologigkeiten taumeln lasse, lande ich, aktuell genug ist es ja, bei der muslimischen Verhüllung männlichen Eigentums. Ist es also ein Schrittchen aufgeklärter weiblicher Emanzipation, wenn auch frau Eigentum reklamiert? Oder ist es weitaus banaler? Ich sinniere, wie Einemaria über die Sensibilität.Am Rande: Ein bißchen schäme ich mich ja durchaus dafür, daß wir uns hier darüber austauschen, schließlich ist es doch Melusine Barby, die das angestoßen hat. Und bei ihr gibt es einiges darüber zu lesen. Och nö,
ich glaube nun wirklich nicht, dass die Phantasie, göttlich zu sein, eine männliche ist. Ich glaube bloß, dass das bei den Frauen dann so eine Art Heilige-Mutter-Maria-Anstrich bekommt. Macht ist mit beiden Auffassungen verbunden, auch wenn sie sich ein wenig in der Struktur unterscheidet.Aufgeklärte weibliche Emanzipation wurde leider häufig missverstanden, von Frauen ebenso wie von Männern. Wenn Frauen das "Privileg" der Männer kopieren müssen, anderen gesellschaftlich geduldet den Schädel einzuschlagen, dann ist es mit der Emanzipation nicht so weit her. Allerdings warte ich schon aus amüsierter Neugier auf den Tag, an dem eine Frau versucht, ihren Mann zur Körperverhüllung zu zwingen. Die Umkehrung der Verhältnisse zeigt, wie absurd das alles eigentlich ist. Eigentum? Wirklich emanzipiert ist erst, wer begreift, dass kein Mensch dem anderen gehört. Wir ersparten uns mit dieser Erkenntnis eine Menge Leid, aber das wird wohl noch dauern. Alldieweil pflegen Männer und Frauen gleichermaßen ihre emotionalen Defizite. Heilige Mutter Maria!
Wollen Sie damit andeuten, daß da wir über Vinci und dessen Frau Lisa nicht hinausgekommen sind? Sicherlich ist das so, denn sie wird schließlich von aller Welt angehimmelt. (Mona: der Affe, die Blondine, der Rausch; niedlich, reizend, herzig). Warum, das wissen vermutlich die meisten nicht. Ein paar Priester der Kunstgeschichte haben sie zur Göttin erklärt, und da die Menschen so gerne glauben, glauben sie eben daran.Das mit der Vermummung der Männer ist vielleicht keine schlechte Idee. Möglicherweise böte sich das an als emanzipierter Islam. Aber erleben werde ich das wohl nicht mehr. Sollte es sich dennoch ankündigen, wäre ich sofort in Casablanca, wie wir das Umfunktionieren früher nannten. Ich habe mich den Frauen ohnehin immer sehr nah gefühlt, um den Begriff verwandt zu meiden. Man möge mich entschuldigen. Ich fühle mich heute besonders blödelig. Und Gefühlsglypheleien gibt's hier keine. Maria, die Göttin §&;!
Liebe Sturmfrau, da ist Ihnen wohl ein wenig der Wind durchgegangen. Ich hätt mich fast an meinem Hendlknochen verschluckt und den Kartoffelknödel gleich hinterher. Was, bitteschön, wäre denn an dieser Ikone in irgendeiner Weise göttlich, außer die unbefleckte Empfängnis. Da kann man anstreichen, was man will. Maria repräsentiert - und da kenn ich mich wohl namenstechnisch aus - die Opferrolle. Das unschuldige, passive Opfer, vertrieben und einzig von Eseln und Männern umgeben. Gold und Myrrhe für den Sohn, für sie nicht mal ein Butterbrot. Mit einem Sohn, der sich für die Welt hinschlachtet, ohne auch nur einmal an den Generationsvertrag zu denken. Bitte lassen Sie diese traurige Gestalt mir zu Liebe aus dem Spiel. Aber genau das war's
doch, worauf es mir ankam. In der Tat ist Maria passiv, Opfer, Gefäß. Und das schlägt sich im traditionellen Frauenbild nieder, das zur Zeit wieder schwer in Mode zu kommen scheint. Das ist nicht göttlich? Vielleicht auf den ersten Blick nicht, auf den zweiten aber sind viele Menschen der Ansicht, dass genau diese Rolle der Passiven, Hingebungsvollen adelt, ja heiligt. Und darin liegt eine Menge Macht, glauben Sie es mir - mehr, als es zunächst den Anschein hat. Denken Sie nur an diejenige Strömung des "Feminismus" (sorry, da mag ich die Anführungsstrichelchen nicht weglassen), die pauschal die Frauen zu den besseren Menschen erklärte, da mehr Mitgefühl, soziale Ader, Mütterlichkeit, Fürsorge, bla, bla, bla. Heute drückt sich das im "Soft Skills"-Terror aus.Was ist göttlich? Darüber kann man natürlich streiten. Aber auch diese Marien-Haltung ist zutiefst narzisstisch, weil sie nach der Anerkennung der eigenen Perfektion durch andere giert. Die Opferrolle wird kultiviert, um dieses Ziel zu erreichen. Und das ist ein nicht weniger machtvolles Instrument als das Brustgetrommel der "männlichen" Götterschaft. Strömung des Feminismus,
mit Tüttelchen, da sprechen Sie wohl auf die nazistische Auslegung an, «Mütterlichkeit, Fürsorge», wie uns dieser Tage in der hiesigen Gemeinde jemand die weibliche Emanzipation vermitteln wollte. Ich wiederhole Ihren Kommentar beziehungsweise das Zitat auszugsweise, da ich es für zu bemerkenswert halte und es nicht untergehen möge:
«Der Feminismus ist eine Ideologie, ebenso wie der Nationalsozialismus und des Kommunismus. Denn es gibt keinen Freiraum innerhalb dieser Ideologie. Er lässt keine andere Meinung zu, als die, die er vertritt. [...] Bestimmte natürliche, gottgewollte Meinungen und Thesen dürfen nicht mehr angesprochen werden oder werden einfach totgeschwiegen und zum Tabu erklärt.»Diesen weibliche Narzißmus empfinde ich ebenfalls als unangenehm, gar als abschreckend. Aber in erster Linie deshalb, da er nichts anderes leistet, als den Part der männlichen Leistungsgesellschaft übernehmen zu wollen. Die Befreiung davon wird nie infrage gestellt. Allerdings werde ich immer unsicherer, ob das letztlich möglicherweise gar keine Geschlechterfrage ist, ob dieses immerwährende Streben nach Macht und dem damit verbundenen Reichtum lediglich über die Jahrhunderte hin männlich dominiert war, gefestigt durch Religionen, und nun, nachdem sie sich in den sogenannten gebildeten Schichten zunehmend auflösen, auch in weiblichem Aktionismus zutage tritt. Eine Zeitlang war ich davon überzeugt, Frauen würden positivere Akzente setzen. Das bin ich mittlerweile nicht mehr. Wobei ich mir die Antwort auf die Frage noch nicht endlich geben konnte, ob dieser unbändige Leistungswille durch den zivilisatorischen Konsumterrorismus vorangetrieben wurde oder tatsächlich aus dem menschenlichen Innen kommt. Da zweifle ich noch ein Weilchen so für mich hin. Denn immerzu gibt es Bedenkereien, denen ich argumentativ zuzustimmen bereit bin. Beim drüber Schlafen nun fiel mir ein, dass diese Antwort noch zu defensiv war. Auch wenn ich selbst für mich den Weg an die Spitze von Institutionen oder Parteien oder Konzernen ablehne, weil es mir keinen Spaß machen würde, weil es nicht das ist, wo ich mich betätigen will, so freue ich mich doch sehr, wenn es andere Frauen gibt, die genau diesen Weg gehen wollen. Ich applaudiere jeder Frau, die Lust darauf hat, einen Posten zu übernehmen, Karriere zu machen, in eine Spitzenamt zu gelangen. Mit dem Unterschied zwischen Macht und Politik zum Beispiel beschäftige ich mich nicht, um Frauen davor zu warnen, sich mit der bösen Macht einzulassen, sondern ganz im Gegenteil: Weil dieser Unterschied meines Erachten hilfreich ist, um sich souverän gerade auch an die Orte der Macht begeben zu können. Ich bin also ganz dafür, Frauen bei ihren Aufstiegswünschen aus allen Kräften zu unterstützen, meinetwegen sogar mit Hilfe einer Quote.Ich will auch nicht vergessen haben, auf Jagothellos Quotendenken verwiesen zu haben. Unschlüssig bin ich bei alldem, sehr unschlüssig. Es ist besser, ich lege mich erstmal hin. Das ist alles so anstrengend, diese Nachdenkerei. Und ich dachte, mit dem Ruhestand hätte man seine Ruhe. Nebenbei: Das hier aktuelle Thema scheint interessanter, als ich das auch nur geahnt hätte. Die Einschaltquoten sind mit die höchsten, die ich je hatte, seitdem ich mich hier samt Austauschern und -innen zu Wort melde. Die Tüttelchen
musste ich deshalb unbedingt setzen, weil ich glaube, der Gleichstellung von Mann und Frau ist überhaupt nicht damit gedient, wenn man ein Geschlecht als das "bessere" postuliert. Schon gar nicht auf der Grundlage vollkommen unbewiesener, geschlechtsgebundener Eigenschaften, die man sich ganz nach Lebenslage so dichtet, wie man sie halt braucht.Ich folgte Ihrem Hinweis auf den Kommentarstrang bei Frau Melusine, und was sich dort entwickelt hat, war in der Tat sehr interessant. Daher konnte ich mich nicht am Riemen reißen und kommentierte auch mal mit. Daraus einen Auszug, weil es ja nicht Not tut, durchdacht formuliertes noch einmal neu auszuschreiben: Wir haben wohl noch viel zu lernen, und es wäre sinnvoll, wenn wir uns alle dabei vorrangig als Menschen begriffen. Die Fragestellung ist dann: Was fehlt ihm als Mann zum würdigen Menschsein? Was fehlt ihr als Frau zum würdigen Menschsein? Damit distanzierte man sich dann auch von der unsäglichen Aufteilung, die mit Bewertungen des "Männlichen" oder des "Weiblichen" als gut oder schlecht, als perfekt oder defizitär arbeiten muss. Es gibt einfach viel mehr, was wir gemeinsam haben, als was uns trennt. Ich finde es fraglich, ob wir als Frauen tatsächlich solche Spitzenpositionen anstreben wollen sollen, wie es die Männer (ja, aber auch längst nicht alle Männer, wie ich zu Bedenken geben möchte) tun. Denn der Preis, den es für eine Spitzenposition zu zahlen gilt, der wird bei einer solchen Sache meist nicht mitgedacht. Das ist viel mehr, als nur von neun bis fünf im Büro zu sitzen (was mir schon reicht). Das ist die totale Aufopferung und Verwertung durch die Arbeit. Die hausfrauliche Aufopferung, die von vielen so vehement kritisiert wird, ist letztlich nur die dunkle Seite der Medaille, denn zumindest, wenn es auch Familie gibt, ist das eine ohne das andere nicht denkbar. Der oder die Spitzenpositionierte ist darauf angewiesen, dass ihm oder ihr jemand den Rücken frei hält, wie man so schön sagt. Aber natürlich wäre es schon mal ein Schritt in die richtige Richtung, wenn sich trotzdem Frauen das auch antun dürften, wenn sie denn wollten. Frau zu sein allein kann kein hinreichender Grund dafür sein, Menschen von der Ausbeutung durch den Kapitalismus auszuschließen, nicht wahr? Denn ob das Spitzengehalt, das die Spitzenposition mit sich bringt, tatsächlich ein angemessener Ausgleich ist für diese vollständige Vereinnahmung, das sei dahingestellt. Übrigens bin ich auch nicht sicher, ob Spitzenpositionen für Männer so erstrebenswert sind. Denn die Auswirkungen sind letztlich dieselben. »Damit Frauen gewinnen können, müssen Männer verlieren«
Im Wortwechsel mit Feministinnen ist mir diese Zeile wiederholt zu Ohren gekommen. Beinahe hege ich die Vermutung, dass wir uns in diesen Tagen auf ein anderes Extrem zubewegen. Ist manchen Menschen Gleichberechtigung etwa nicht radikal genug, strebt man am Ende gar nach einem »Matriarchat«, als Kompensation für all die verlorenen Epochen für die Frau? Mich beeindruckt es in einer seltsamen Art und Weise, wenn ich sehe, dass sich »Gender Mainstreaming« und die damit verknüpften Theorien nachgerade zu einer überpolitischen Ideologie entwickelt haben, die mehr oder minder alle Parteien, Lager und Gruppierungen stillschweigend akzeptiert haben, ohne je eine seriöse Diskussion darüber geführt zu haben. Alleine wie diese Menschen unsere Sprache vermurkst haben und es noch immer tun, muss man sich einmal in einer ruhigen Minute vergegenwärtigen. Von wissenschaftlichen Studien über Dissertationen bis hin zu Beipackzetteln wird heute in einer Sprache geschrieben, die nicht mehr die meine ist, der ich mich auch verweigere und die ich nicht lesen möchte. Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass jemand Freude daran empfindet, wenn er von Ökonom_inn_en oder Habilitand_inn_en liest, denn dergleichen wirkt schlichtweg ermüdend und nicht nur das ─ bei einem Ästhetiker wie mir kräuseln sich dabei die Zehennägel auf. Dabei ist die Gleichsetzung von biologischer Geschlechtlichkeit und grammatikalischem Genus unstatthaft, denn es gibt zwar drei Genera, aber bloß zwei Geschlechter. Vermutlich befand sich der Konsiliargermanist gerade im Urlaub, als irgendein Tausendsassa diesen Unfug austüftelte. Quoten sind noch einmal ein heikleres Thema. Hadmut Danisch hat auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet, möchte ich fast sagen, und nebenbei auch noch kürzlich ein 500 Seiten starkes Buch zur Frauenquote veröffentlicht. Den Inhalt vermag ich nicht zu beurteilen, da sich bei mir auch so schon hinreichend Lesestoff stapelt, aber zumindest über den Blog des Herrn Danisch, in dem Genderismus auch immer wieder thematisiert wird, weiß ich im Grunde nur Gutes zu erzählen. Im Hause Stubenzweig habe ich ihn vor einigen Monaten einmal erwähnt, fällt mir gerade ein. Ich wollte diesen wissenschaftskritischen Beitrag zur Quote nicht unerwähnt lassen, da sich ohnehin kaum jemand berufen fühlt, sich daran die Finger zu verbrennen. »Diesen weibliche Narzißmus empfinde ich ebenfalls als unangenehm, gar als abschreckend. Aber in erster Linie deshalb, da er nichts anderes leistet, als den Part der männlichen Leistungsgesellschaft übernehmen zu wollen.«Die Clique der Differenzfeministen lehnt eine Angleichung an ein männliches Idealbild übrigens kategorisch ab und spricht sich für eine Gleichberechtigung trotz unterschiedlicher Voraussetzungen aus. Ob sie das nun freispricht von narzisstischen Anwandlungen vermag ich aber auch nicht abschließend zu beurteilen. @phom:
Ich habe den Link auf die Schnelle nicht parat, aber ich stolperte dieser Tage über ein Interview mit der früheren Gleichstellungsbeauftragten in Goslar, die geschasst wurde, weil sie ihren Job so verstand, dass sie auch was für Männer tun müsse, wo diese strukturell benachteiligt seien. Sehr aufschlussreiche Lektüre zu diesem Themenkomplex.Überhaupt hinterlässt mich diese ganze globale Geschlechterdebatte relativ ratlos und kopfschüttelnd. Gleichwohl empfinde ich es als Privileg, als Mann heutzutage nicht mehr unbedingt auf die traditionelle Rolle festgelegt zu sein. Ein anderes Rollenmodell funktioniert freilich nur mit einer Partnerin, die auch bereit ist, entsprechend mehr Verantwortung zu übernehmen. In unserer kleinen Nische funktioniert das bisher ganz vortrefflich und harmonisch - aber ob das die Zukunft für alle ist (oder sein sollte), ich weiß es nicht. Denken wir...
...das alles doch mal anders als in Kategorien von nebulösen Kräften, die uns verschwörerhaft in irgendeine Ecke zu drängen versuchen. Das wirkt auf mich immer so, als seien geheimnisvolle, namen- und gesichtslose Drahtzieher im Hintergrund tätig, um uns ihrem Weltbild mittels geheimnisvoller Mächte näher zu bringen und, was noch schlimmer wäre, als schafften sie das auch. Dabei verschiebt sich aber der Blick dahingehend, dass man nicht mehr die eigene Lebensrealität wahrnimmt sondern das, was seitens bestimmter Interessensgruppen (Medien, Vertreter bestimmter Wissenschaftsströmungen oder auch nur populärer Polemiker, die ihre Bücher verkaufen wollen) in den Vordergrund gerückt wird.Mit dem Schlagwort des "Genderismus" habe ich ein höllisches Problem, denn es schwebt in der Tat wie genau solch eine Verschwörung der Gleichmacherei über den Köpfen der Menschen. Insbesondere Männer, die sich durch die (zugegebenermaßen durchaus nicht immer angemessenen, wirksamen oder auch sinnvollen) Bestrebungen des Gender Mainstreaming bedroht fühlen, subsumieren unter dem Begriff immer wieder eine Weltkonspiration der Frauen und Homosexuellen. Gern wird sich in solchen Kreisen dann zurückgezogen auf das biologistische "War schon immer so, ist natürlich und und muss auch so bleiben!" und man tötet damit jegliche Versuche wirklichen Umdenkens. Ich las kurz auf der Seite des Herrn Danisch und fühlte mich von seiner Attitüde eher abgestoßen, also unterlasse ich auch weitere Lektüre. Die geschlechtsspezifische Ausdrucksweise, wie sie der Gleichberechtigung halber Einzug in Zeitungsartikel, Stellenbeschreibungen und andere schriftliche Machwerke gefunden hat, fußt auf der Annahme, dass Sprache die Machtverhältnisse erstens abbilde und sie zweitens auch verändern könne. Die Bemühungen, sich geschlechterneutral auszudrücken halte ich erstens für unästhetisch (wie hier ja sehr treffend auch angemerkt wurde). Zweitens halte ich diese sprachlichen Änderungen für marginal und daher dazu angetan, als billiges "Seht her, wir tun was!"-Alibi herzuhalten, das von der Aufgabe wirklicher Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu Gunsten aller in ihnen lebenden Menschen ablenkt. Kurzum: Den Käse hätte man sich schenken und die Energie für anderes verwenden können. Aufgrund meines Besuches bei Frau Melusine habe ich mir einen Überblick über die Haltung der Differenzfeministen verschafft und kann nur sagen, dass mir etwas daran massiv gegen den Strich geht. Was das genau ist, muss ich erst noch herausfinden. Dazu gibt es dann bald mehr bei mir zuhause zu lesen, denn ein Beitrag zu diesem und verwandten Themen kreist mir schon seit geraumer Zeit im Kopf herum. Herr Mark, was Sie da über die Gleichstellungsbeauftragte schreiben, ist irgendwie symptomatisch für die gesamte Haltung, in der sich die Gleichstellungsdebatte nun festgefahren hat. Natürlich gibt es auch benachteiligte Männer, und natürlich sollte es die Aufgabe einer oder eines Gleichstellungsbeauftragten sein, sich darum zu kümmern, dass derlei Probleme abgestellt werden. Zur Zeit scheint es mir aber manchmal so, als fände eine Debatte darüber statt, wer denn nun eigentlich das bessere Opfer abgibt, der Mann oder die Frau. Dabei leiden beide Geschlechter gleichermaßen unter den gegebenen Strukturen, leisten aber auch beide ihren Beitrag dazu, dass sie weiter aufrecht erhalten werden. Ich finde es immer wieder erstaunlich, in welch beschränktem Maße wir nur zu denken fähig sind - zweipolig und damit extrem einseitig. Entweder du bist der Gute, oder ich bin es. Entweder du hast die Macht, oder ich habe sie. Entweder es geht auf meine Weise oder auf deine. Entweder sind wir Opfer oder Täter, entweder stark oder schwach, entweder besser oder schlechter. Entweder du bist arm dran, oder ich. Entweder du musst die Familienarbeit leisten, oder ich... Die Liste ließe sich fortführen, und ich finde sie dahingehend absurd, als dass wir uns so dermaßen in dieser Struktur gefangen haben, dass ein Heraustreten unmöglich scheint. An Unmöglichkeiten allerdings mag ich nicht glauben. @sturmfrau:
Zur Zeit scheint es mir aber manchmal so, als fände eine Debatte darüber statt, wer denn nun eigentlich das bessere Opfer abgibt, der Mann oder die Frau.Die Liste ließe sich noch nahezu beliebig verlängern, wenn man sich auch in abgelegeneren Onlinezirkeln jenseits von blogger.de umguckt. Da ist mancherorts regelrechtes Diskriminierungsbingo im Gange: Wer hat mehr gelitten, Lesben, Schwule oder Transsexuelle, Türken oder, ähm, Persons of Colour, wie man neudeutsch sagt? Der neueste Knaller auf dem Sektor war wohl ein sogenannter Slut Walk in Berlin, bei dem sich ein paar Mädels niqabs (Schleier, die nur die Augen freigeben) auf die nackte Haut gemalt haben. Darf man heute nicht mehr machen, weil das ist blackfacing. Man darf gespannt sein, wann es als Redfacing geächtet wird, dass sich Kinder zu Fasching als, öhm, indigene Bewohner Nordamerikas verkleiden. »Ich las kurz auf der Seite des Herrn Danisch und fühlte mich von seiner Attitüde eher abgestoßen, also unterlasse ich auch weitere Lektüre.«Ihr Einwand ist durchaus berechtigt und vermutlich hätte ich tatsächlich ein kritisches Wort über Herrn Danisch nicht aussparen dürfen, als ich ihn hier erwähnte. Mea culpa. Wohlbemerkt ist auch an mir nicht vorbeigegangen, dass hier und da doch recht scharfzüngig und – weil Scharfzüngigkeit alleine ja noch nicht verwerflich wäre – bisweilen auch sexistisch argumentiert wird. Dergleichen ist schäbig und unstatthaft, zumal sich Herr Danisch damit in eine Reihe mit denjenigen begibt, die er vorgibt zu kritisieren. Ich weiß auch nicht, warum er manchmal über die Stränge schlägt und sich damit den Kritikern auf dem Silbertablett serviert. Dennoch ist mir niemand sonst bekannt, der sich so verbissen und durchaus mit wissenschaftlichem Anspruch dem Thema Gender widmet und hierzu lesenswerte Linktipps einstellt, die ihm zum Teil auch von den Lesern zugetragen werden. Mit dieser Einschränkung ist Hadmut Danisch für mich weiterhin eine Empfehlung, nicht zuletzt auch aufgrund der angesprochenen und unermüdlich ausgefochtenen Kämpfe gegen die Forschungsmafia. Auf die angekündigten Streifzüge durch den Differenzfeminismus freue ich mich schon erwartungsvoll, Frau sturmfrau, da ich Ihre erfrischend lockere und pragmatische Sicht auf diese Dinge schätze. Im Falle des von Herrn Mark angesprochenen Interviews bin ich im Übrigen fündig geworden. Ein Mea culpa
ist meines Erachtens nun wirklich nicht erforderlich. Ich will mich damit wahrlich auch nicht gegen Sturmfrau wenden, aber ein wenig fühle ich mich damit ebenfalls angesprochen. Jedem sei selbst überlassen, wie er, wie sie das sehen oder auslegen mag. Und zu abstrahieren dürften wir vermutlich allesamt selbst in der Lage sein. Unbestritten hat Danisch Interessantes, auch Wesentliches geliefert. Und «Sexistisches», ach, was heute alles darunter firmiert. Wenn ich's ein wenig drehe und wende, dann könnte ich Herrn Michalzik ein ebensolches Denken unterstellen. Und bei nicht eben wenigen Frauen lese ich ähnliches, und sei's drum, daß deren Gehirn eben ausgeprägt patriarchalisch erzogen funktioniert.Auch ich alter Knabe dürfte, nehmen wir allein die nicht geschlechterdifferenzierende, quasi, vertautologisiere ich's mal, quasi fast alles beim Alten belassende Sprache, davon nicht gerade unbeschattet sein. So habe ich beispielsweise immer wieder mal Schwierigkeiten mit der politischen Korrektheit*, so sehr ich mich zu bemühen bereit bin, bestimmte Sprachregelungen einzuhalten, die nicht unbedingt dem Neusprech zuzuordnen sind, da sie ihre Berechtigung haben. Aber bereits bei den Eskimos oder den Zigeunern stottert mein Motor der Anpassung. Die Gitanes — die ich im übrigen nach wie vor rauche, auch wenn ich dafür vermutlich demnächst auf einem nach Hindenburg oder einer anderen politischen Größe benannten Marktplatz an den Pranger gestellt werde oder mir irgendein selbst ernannter Gesundheitswächter die Nase aufschlitzt —, denen ich begegnet bin, nennen sich allesamt selber so und bestehen darauf, als solche bezeichnet zu werden. Auch ein Esquimau stellte sich mir, das ist noch gar nicht so lange her, als solcher vor. Wenn es für mich ein vorrangiges Kriterium der Kritik an Danisch gibt, dann seine obsessive Vorgehensweise. Aber dafür hat er schließlich seine Gründe. Zwar eben seine, die es jedoch im Blickfeld zu behalten gilt, da sie unterm Strich uns alle, zumindest einen Teil von uns angeht. * Am Rande: Ich verstehe auch nicht, weshalb ich niemanden mehr danach fragen darf, aus welchem Land, aus welcher Region er, sie, es stammt. Mich hat es immer interessiert, und gefragt habe ich meistens auch nur dann, wenn ich nicht sicher war, ob er, sie es in Kazachstan, Kirgisistan, Turkmenistan, Usbekistan oder Absurdistan zuhause ist. Unlängst habe ich es, wenn auch unter ärgsten Selbstzweifeln an meiner menschlichen Korrektheit wieder getan, sogar einer aus dem mittelasiatischen Raum stammenden Frau gegenüber. Sie meinte während des sich daraus ergebenden angenehmen Gesprächs, dafür müsse ich mich doch nicht zu entschuldigen, das sei doch das Normalste überhaupt. Tatsächlich braucht es
hier keinerlei reuige Entschuldigung, das sehe ich auch so. Dass ich auf den ersten Blick mit Danisch nicht viel beginnen konnte, lag nicht etwa an zwischen den Zeilen durchscheinendem Sexismus (wenngleich ich nicht, überhaupt nicht, ausschließen will, dass er existiert). Wie gesagt, es war seine Attitüde, die mir missfiel. Die Vehemenz, mit der er die Sache angeht, empfinde ich als roh und wüst, seine Selbstdarstellerei als ziemlich narzisstisch und die Art, Urteile zu fällen als recht subjektiv. Dennoch, es war ja nur ein Einblick. Wenn man allerdings an der Tür so begrüßt wird, dann mag man den Palast gar nicht mehr betreten. Denn Sachlichkeit ist etwas anderes, und Danisch verbaut sich - möglicherweise, ohne es selbst zu wollen - die Möglichkeit zu konstruktiver Auseinandersetzung. Auf mich wirkt er wie jemand, der einfach sehr um sich beißt, beinahe, als kompensiere er einen irgendwann einmal auf diesem Sektor erlittenen Schaden. Sich dauernd angegriffen zu fühlen durch "feministisch gefärbtes Soziologengefasel", das ist in meinen Augen nicht unbedingt ein Zeichen von Stärke. Nun, das mag aber auch Anmaßung meinerseits sein.Das alles tut für mich wenig zur Sache. Es geht ohnehin erst einmal alles durch meinen eigenen Kopf, wird mit dem, was ich kenne, erlebe und gelesen habe abgeglichen und dann sortiere ich das für mich persönlich ein. Jemanden wie Danisch zu lesen wäre mir auf Dauer zu anstrengend und nervig, ehrlich gesagt. Was nicht bedeuten muss, dass ich nicht generell bereit bin, diverse Strömungen des Feminismus, die Gleichstellungspolitik und staatlich verordnetes Gender-Mainstreaming kritisch zu betrachten. Aber ich glaube, das ist sowieso klar. Zu meiner Randbemerkung
da oben mit mea culpa. Vor ein paar Minuten telephonierte ich mit einem Herrn, der mir seine eMail-Adresse durchgab. Sein Vorname ist ein thailändischer, sein Nachname pommrisch-deutsch. Wir sprachen kurz über mein oben beschriebenes Problem, laut politischer Korrektheit niemanden nach seiner Herkunft fragen zu dürfen. Der in Thailand geborene freundliche Herr mit deutschem Vater meinte daraufhin, er glaube, das sei nur in Deutschland so.>> kommentieren Noch'n Anekdötchen,
lieber Einemaria, ein bißchen auch im Anschluß auf die prieditisschen Leberhaken taucht aus meiner Erinnerung auf: Vor etwa dreißig Jahren wollte ich das erste und einzige Mal meines Lebens einer Frau ans Leder, wie das so hübsch genannt wird. Wenn ich mich recht erinnere, trug sie sogar welches, wenn auch nicht im Hinblick auf die Wiesn, auf der ja aktuell wieder all die australischen, italienischen, kiwischen et cetera Preißn in Lederhosenuniform ihre Schlachten schlagen. Aber in München war's, in der gemeinsamen Wohnung. Ich kam auch nicht von der Theresienwiesn, aber von einem anderen Besäufnis. Und bei solchen Gelegenheiten hat man(n) sich ja häufig nicht im Griff. An den Grund erinnere ich mich nicht mehr, möglicherweise hat sie die Bücher neu zu sortieren versucht. So geriet ich, der ich ansonsten beim Genuß von Alkohol eher dazu tendiere, den Weltfrieden auszurufen oder, je nach Promillegrad oder Stoffart, still in Selbstliebe oder auch Mitleid mit mir selbst zu versinken, in Harnisch. Wie auch immer, meine Gefährtin hatte mich wütend, aufbrausend werden lassen. Verkloppen willst du mich? sprach sie, stellte sich in Kampfstellung vor mich hin und riß mir wohl zum Behufe der Demonstration ihrer Kampfkraft einen Knopf meines Hemdes ab. Die Schlacht ging in diesem Augenblick über in lautes Lachen. Wir sanken einander in die Arme ..., na ja, das klingt jetzt vielleicht ein wenig zu romantisch, ein Weilchen dürfte schon noch vergangen sein. Aber das nur nebenbei. Gelernt hatte ich dabei allerdings. Nie wieder Krieg. Bis heute bin ich dabei völlig bedürfnislos. Nicht nur Frauen gegenüber. Und die mag ich nicht einmal mehr kraft meiner Liebe zu ihnen niederringen.Sensibler hat mich mein Nachdenken über solche Ereignisse sicher nicht gemacht. Die Sensibilität war zweifelsohne zuvor bereits vorhanden, sag' ich mal, sie wohnte mir inne, Frau Pandora hatte die Dose noch nicht geöffnet, um den androgynen Teil hinauszulassen. Aber der Lauf der Zeit hat mich das Haushalten auch im Fühlen gelehrt, manchmal schalte ich dann doch das Gehirn vor. Das empfinde ich als das Angenehme des Älterwerdens. Jedenfalls bei mir. Zurück zum Einzeler
Oh, da haben Sie was gesagt. Das Haushalten, das unsere männliche Lederhaut wieder weichspült. Da kann ich Ihnen nur beipflichten. Die Rezeptgespräche und das Pikieren der Setzlinge. Eine neue Art/Kunst zu fühlen. Andererseits die Karrieristenfrau, die mit Opferrolle eben nicht das Dach des Managments erklimmt, sondern genau jene Lederhaut erst entwickelt, beim Ellbogensport.Aber wo haben wir denn den Beweis, daß das Androgyne wirklich das Erststrebenswerte wäre. Ist es nicht vielmehr der Weg dahin, daß wir alle nur noch uns selbst befruchten, daß es keine Paargesellschaft mehr geben wird. Eine Vereinzel(l)ung, die in sich den Kern des Asozialen trägt? Mann/Frau, rechts/links. Stereotypen, Archetypen, die uns eigentlich nicht viel weiter führen. Bei all dem Kampfgeschrei, das Sie von mir so oft zu hören bekommen, möchte ich doch wieder Rosen schenken und die Rechnung bezahlen, aber auch mal ein von Leuchtern begleitetes Abendessen bereiten. Uns öffnet sich eigentich ein großer Raum der Freiheit, wo wir alles leben können ... eben nicht den faden Einheitsbrei eines zum Zwitter erhobenen Übermenschen, der die Kampfzone der Faust mit der Einführung des Soft-Skill-Terros erweitert. >> kommentieren Spamming the backlinks is useless. They are embedded JavaScript and they are not indexed by Google. |
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