Ein entenfreier

Wochenendausflug war's. Er läßt es eingeschränkt wieder
zu.
 
Mo, 15.12.2008 |  link | (604) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Aktuelles und Akutes



 

Es ist lediglich

vorübergehend.
 
Fr, 12.12.2008 |  link | (2957) | 20 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Aktuelles und Akutes



 

Verruchte Tat

Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich etwas getan, was ich nicht glauben würde, wäre ich nicht selbst dabeigewesen: noch in der Umlaufbahn des Buchhandels befindliche Bücher gebraucht erstanden, und dann auch noch übers Internet. Nun gut, ich hab's nicht selbst getan, ich habe jemand anderen diese frevelhafte Tat tun lassen. Dennoch bin ich über mich selbst erschüttert, schließlich bin ich mittelbar daran beteiligt gewesen. Zum einen, da ich (nicht nur) Buchkäufe im Internet grundsätzlich ablehne, da ich der Meinung bin, daß für das Buch die entsprechende Handlung da ist, die ich, wie so viele, eben nicht für ein Fossil halte, sondern die für mich zu einem angenehmen Leben gehört wie der kleine Kramer im Dorf; der in zunehmendem Maße und glücklicherweise wiederbelebt zu werden scheint, weil man die Faxen dicke hat mit diesen unpersönlichen Konsummonstren irgendwo auf der grünbetonierten Wiese. Das Erlebnis des Stöberns gehört zum Buchkauf ebenso dazu wie das haptische. Und wenn man Glück hat, stößt man auf eine Buchhändlerin oder einen Buchhändler, mit denen sich ein Schwätzchen halten läßt, das sich fast so informativ und erheiternd entwickeln kann wie das mit dem Nachtportier im Hotel. So lasse ich es gerne mit mir geschehen, wenn ich nach dem gezielten Einkauf mit ein paar Sächelchen mehr in der Tüte das Lädchen verlasse. Immer wenn du denkst, es wär' kein Platz mehr da, kommt von irgendwo ein Plätzchen her ...

Ziel war eine Empfehlung, der ich gerne folgen wollte. Das erwies sich schwieriger, als ich dachte. Zwar machte mich der Hinweisgeber darauf aufmerksam, daß diese Titel aller Wahrscheinlichkeit nach nicht beim Sortimenter zu haben sein dürften, aber ich wollte es trotzdem versuchen. Und so hatte ich wenigstens ein paralleles Erfolgserlebnis (oder auch die Buchhändlerin). Denn meine Altersdemenz hatte wieder mal nahezu alles aus meiner Gedächtnisumlaufbahn geschleudert. Der Name fiel mir gerade noch ein, als ich in dem Lübecker Großbuchmarkt stand, in den meine Büddenwarderin mich mangels schnuckeliger Bücherlädchen hineingezerrt hatte, da sie mich nicht leiden sehen kann und wenigstens einen Versuch gestartet haben wollte. Zunächst stieß ich auf die für (ohnehin nicht sonderlich geliebten) Großbuchhandlungen obligatorischen tauben Ohren und die gewohnt hilflose Sucherei im elektrischen Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) mit anschließendem schulterzuckendem Es tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Doch da ich bei Büchern nicht so schnell aufgebe, versuchte ich es im Regal. Kein Schulz zu finden. Da sprach mich, inmitten dieses unsäglichen konsumrauschigen Vorweihnachtsrummels mit Hauen und Stechen schenkungsverpflichteter Buchfreunde, eine wohlgewandte und auch -gewandete, angenehm anzuschauende junge Frau an und fragte, ob sie helfen könne. Ich stammelte irgendwas von Schulz, Schulz, dann fiel mir gerade noch ein Frank dazu ein. Das Lächeln wurde noch natürlich-freundlicher, und sie sagte: «Sie meinen sicherlich Das Ouzo-Orakel.» Ich war derart überrascht und verunsichert, daß ich zunächst verneinend den Kopf schüttelte, vermutlich, weil ich diese griechische Anisvariante nicht sonderlich mag, mir dann aber gerade noch rechtzeitig einfiel, wie recht sie doch hatte und voller Freude schrie: «Ja, ja! Woher wissen Sie das denn?!» Sie überlächelte meine offensichtliche Unkenntnis, einer Buchhändlerin gegenüberzustehen, und fügte an: «Das gehört zur Hagener Trilogie. Ich fürchte nur, daß wir das nicht vorrätig haben.» Sie fand dann auf dem Bildschirm tatsächlich nur die Schnaps-Offenbarung, die bei Eichborn erschienen war, und nicht die beiden anderen Titel Kolks blonde Bräute und Morbus fonticuli, als mir die Erinnerung zurückkehrte: Der Sargnagelschmied hatte ja darauf hingewiesen: nur bei Zweitausendeins. Also bedankte ich mich artig bei der Buchhändlerin, die tatsächlich zu wissen schien, was sich am Markt auch an älteren Titeln so tummelte und vermutlich nicht nur vor dem Computer herumhing wie unsereins, sondern zwischendrin gar auch mal ein sogenanntes gutes Buch las, bescheinigte ihr noch ihr außerordentliches Wissen und eine ebensolche Hilfsbereitschaft und ließ mich von meiner Büddenwarderin an die frische Luft zerren, da sie befürchtete, ich könnte aus lauter Dankbarkeit und Vergeßlichkeit wieder all die Bücher kaufen, die längst in meinen Regalen herumstanden oder seit nunmehr fünf Jahren in den unausgepackten Kartons warteten, endlich einen ihnen gebührenden Platz zugewiesen zu bekommen.

Die Büddenwarderin. Wenn ich sie nicht hätte! Sie redet nicht lange rum, sie handelt. Wenn's sein muß, auch mit Büchern. Und im Internet ohnehin, da würde sie jede 100.000-Euro-Frage beantworten, verspürte sie Lust dazu. Ruckzuck hatte sie die Hagener Trilogie ausgemacht und nicht nur virtuos mitgesteigert, sondern auch sämtliche Konkurrenten ausgestochen. Sicher hätte ich, Buchhandelskonzern hin oder her, Das Ouzo-Orakel mitgenommen, wäre es vorrätig gewesen, auch für rund fünfundzwanzig Euro, das wäre ich der kompetenten und freundlichen Buchhändlerin schuldig gewesen. Aber so habe ich alle drei Bände hier liegen, für rund fünfzehn Euro inclusive Porto. Nicht wie neu, sondern neu. Es ist mir ein Rätsel, wie diese Bücher gelesen sein können. Mit weißen Baumwollhandschuhen, wie sie der Restaurator trägt, wenn er eine bilblia pauperum aus dem 15. Jahrhundert mit größter Vorsicht umblättert? Man könnte meinen, der Leser sei von meiner Mutter erzogen worden. Und gerademal fünf Tage hat das gedauert, vom Zuschlag am frühen Sonnabend, über die Zahlung am Sonntag bis zur Lieferung als innen gepolstertes Päckchen am gestrigen Donnerstag. Wer möchte sich da über Ungereimtheiten im Internethandel und die «nicht funktionierende» Post beklagen?

Trotzdem werde ich weiterhin Buchhandlungen aufsuchen. Ich brauche sie. Und vor allem, seit man mir in der Bücherklause Uhlenhorst nebenbei erzählte, daß die Post die amazonischen Bestellungen der jungen Leute im Haus bei ihnen zur Abholung hinterlegt. Dieser Logik kann ich nicht so recht folgen. Irgendwas scheint mir da ein wenig durcheinander in einigen Köpfen. Da geht's ja in meiner wirren Denkzentrale geordneter zu.
 
Fr, 12.12.2008 |  link | (2362) | 10 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Kopfkino



 

In Kuddewörde

wird für die dortige Ganztagsschule, im besonderen für die Grundstufe eine Kraft mit pädagogischer Ausbildung gesucht. Für die Essensausgabe.

In diesem k(n)uddeligen Ort gibt es zwei-, vielleicht dreimal im Jahr einen Flohmarkt, bei dem sogar ich eingekauft habe; vermutlich, weil es, wenn auch sekundär, mit Essen und Trinken zu tun hatte: einmal (lange vor der Finanzkrise) ein ungemein preisgünstiges und wunderschönes vierundzwanzigteiliges versilbertes Wagenfeld-Besteck, und dann eine dieser begehrten Espressomaschinen. Für Primärgelüste gibt es an diesem lauschigen Marktplätzchen eine Mühle, in der man zwar kein Mehl mehr malt, dafür aber leckere breite Nudeln selber nudelt und dem so bereits köstlich genudelten Gast auch noch Fischlein aus dem angrenzend plätschernden Bächlein dazu reicht, der atlantikgeschulte und besternte Chef de Cuisine für Gourmets allerdings auch noch noch anderes auf der Pfanne sowie in den Töpfen hat. Ein paar Schritte weiter oben in Grande an der Verbindungsstraße zwischen der Freien und Handelsstadt und der früher sowjetisch besetzten Broilerzone steht, von Witzhave her kommend zur rechten Hand, direkt neben der ehemaligen Zollstation, an der man einst von den lauenburgischen Herzögen zur Ader gelassen wurde, in der heutzutage odentliche Labung angeboten wird, so eine Art Schinkenstelle, an der viele, teilweise von weither kommend, ihre Gourmandbehältnisse (auch Kuddewörde war mal französisch) holsteinisch auftanken; die Wartezeit während Zerteilung der geräucherten Hinterbacken läßt sich leicht mit zwei Tellern dicker Erbsensuppe mit viel Speck* verkürzen. Trotz vieler angereister Hamburger gibt es dort keine solchen.

Verständlich, daß im Schulsprengel Kuddewörde-Grande das leibliche Wohl entsprechende Beachtung findet. Und da die lieben Kleinen erstmal das Essen lernen müssen, da es zuhause mittlerweile kein solches mehr zu geben scheint, braucht es für die Ausgabe dessen eine pädagogisch geschulte Kraft; ein zweites Staatsexamen (Hauptfach Biologie?) dürfte vermutlich nicht von Nachteil sein. Die Mittel sind allerdings (auf 400 Euro monatlich) begrenzt. Zwar sind zusätzliche verkündet, aber die dürften den notleidenden Handwerkern vorbehalten sein. Zudem ein Ausgleich geschaffen werden will für das Loch, das die fröhlichen Pendler verursacht haben.

Also los, Beeilung, morgen ist Bewerbungsschluß.

* Wobei ich die eigene, etwas verfeinerte Variante mit rahmdurchsetztem Wirsing und gekochtem Schinken bevorzuge; aber an ganz harten Tagen kommt zusätzlich auch Grünkohl in den Topf.
 
Do, 11.12.2008 |  link | (1676) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Geschmackssache



 







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Jean Stubenzweig motzt hier seit 6297 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00



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