Leere das Leben

Nach meinem morgendlichen Mittagessen (jedem seinen Rhythmus!) pflege ich, um dem Nickermännchen die Landung in meinem abseitigen Schlafzentrum zu erleichtern, eine Programmhüpferei zu veranstalten. Ich bin dabei eigentlich nur auf der Suche nach einem Brabbelplatz, der mir das Einschlafen erleichtert; das funktioniert allerdings nur auf den von mir bevorzugten Sendeplätzen, da es auf anderen in der Regel nur schlaffes Getöse gibt, das die Lücken zwischen den Werbeblocks zu füllen hat. Dabei kommt es jedoch vor, daß ich hängenbleibe und das Absegeln so ein wenig verschiebe, da sich interessante bewegte Bilder zeigen. Das war der Fall, als ich aus dem Mund einer circa Fünf-, Sechs-, Siebenundzwanzigjährigen in etwa hörte:
Wie sind die Werbeagentur Immerneu und erfinden im Auftrag eines unserer Kunden ein neu auf den Markt zu bringendes Produkt. Wir versuchen nun Wurst für Kinder so zu entwickeln und zu präsentieren, daß die Zielgruppe optimal erreicht wird.
Heraus kam Wurst aus der Tube. Ich könnte das nun alles ziemlich komisch finden, auch, daß ständig irgendwelche fernsehverseuchten Klein- und Großschratzen irgendwo an und in irgendwelchen Fläschchen und Döschen und sonstwas nuckeln, lecken und schlabbern, die die Werbewirtschaft nur für sie entwickelt und plaziert hat, ebenso, daß solches Zeugs dann auch tatsächlich massenhaft in den Einkaufskörben landet und die Alten dafür berappen, weil's sonst Ärger mit den lieben Kleinen gäbe, den es tunlichst zu vermeiden gilt, will man doch auchmal seine Ruhe haben. Lachen könnte ich auch darüber, daß der offensichtlich extremistisch wirtschafts- und regierungsfreundliche WDR nach dem Motto Wir spielen Werbeagentur die Rettung des Konsumterrorismus betreibt, indem er solches in aller Ernsthaftigkeit thematisiert: vier-, fünfjährige Kinder lernen werbetexten mit dem Ziel: Vermarktung der vom Kreativkreis Mütter für Leben & Mittel e. V. hausgemacht zusammengerührten Limonade. Vorschule zur Steigerung des Bruttosozialprodukts. Aber so sehr ich mich auch bemühe — ich kann's nicht komisch finden. Das einzige, was mir momentan dazu einfällt, ist: Sei froh und glücklich, Alter, daß du ein Alter bist und du das nicht mitmachen mußt, was da an Gülle über die Jungen gekippt wird. Aber so einfach ist's dann eben doch nicht, denn so ungeschoren kommt man eben nicht davon, wenigstens, solange man noch in die Patte greifen muß, um diesen lebensfernen Müll zu bezahlen. Daran ändert auch nicht die voraussichtliche Tatsache, daß sie später einmal, wenn sie so richtig drinstecken im konsumbeseelten Leben und das Geld dafür haben, und sei es aus der Portokasse des Herrn Hartz, das selbst bezahlen, was sie garantiert nicht benötigen.

Und so stelle ich mißmutig fest, daß es mir noch lange hin ist bis zu der Gelassenheit, von der ich gerne meine, ich hätte sie, kreisen die Gedanken dann doch, finden sich dann weitergedacht anderswo wieder, etwa bei Gorillaschnitzel.
 
Do, 18.12.2008 |  link | (4237) | 23 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Gesellschaftsspiele



 

Die Nation

«Ich frage mich da gelegentlich, ob es noch eine andere Nation auf der Welt gibt, deren nationaler Gründungsmythos mit dem Gewinn eines wie auch immer gearteten Sportwettkampfs zu tun hat. Die Schweizer haben ihren Rütlischwur, die Franzosen haben die Jungfrau von Orleans (wobei hier die achte Jungfräulichkeit mal nicht diskutiert werden soll), Spanien hat El Cid und die Engländer gleich einen ganzen Blumenstrauß an Nationalheiligen, die alle irgendwas mit der Gründung des modernen Staates zu tun haben. Und die Deutschen?»

Waldgedanken
 
Mi, 17.12.2008 |  link | (1451) | 30 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Fundsachen



 

Annäherung.

3. Fortsetzung. «Aber entfernt hatte ich das Bild nie! Seit damals.»

«Entschuldigen Sie — sind Sie es wirklich? Fadila? Sie haben mich gesucht? So wundervoll das ist» — ich verfiel völlig gegen meinen Willen in eine fast unzumutbare Dümmlichkeit — «aber weshalb?»

Es war, als ob Vater Zeus statt eines seiner blitzenden Speere eine seiner schönen Töchter vor mich hingeschleudert hätte, um einen Fehler der Weltliteratur und des mythischen Theaters zu korrigieren. Als ob er das richtige Licht eingeschaltet hätte. Auf einmal sah ich genau — im Bruchteil einer Sekunde war alles Blut aus dem Gesicht entwichen. Der lange, schlanke Hals trug einen Kopf, der wieder zurückgekehrt war ins Reich der Bildhauerei. Das war keine Haut mehr, es war Elfenbein. Winckelmanns Antikenideal hatte gesiegt. Alle Tiefe hatte sich in der inhaltlosen Form aufgelöst. Oder war das zuvor schon so, und ich hatte es im Düsteren nur nicht gesehen? Auf jeden Fall sieht das Gesicht aus wie der definitive Nachweis dafür, daß neuerlich jedwedes Leben aus der Kunst gewichen ist. Das Leben gehörte also wieder sich selbst. Doch dann kehrt es phasenweise wieder zurück in die Skulptur. Es beginnt am Mund und setzt sich zuckend in den Bereich der Augen fort. Ich meine, etwas Wässriges darin zu sehen.

«Warum tust du das, Didier? Weshalb tust du mir so weh? Ist es so schlimm, war ich so böse dir gegenüber, daß du dieses mir tun mußt?»

Was für ein miserables Stück. Und offensichtlich war doch wieder Leben in die Kunst gefahren. Der Sprachperfektionismus war dahin, das Korsett löste sich auf. Ich spüre, wie ich meinen Kopf wieder an die Luft bekomme. Doch weshalb war sie traurig gestimmt? Ich hatte ihr doch nichts Übles angetan. Sie war schließlich damals diejenige, die mit ihrem schönen schwarzen Krieger nach Spanien an den Urlaubsstrand fuhr und mich Schmachtenden in die deutsche Wirklichkeit zurückstieß. Doch nun spüre ich, daß ich tatsächlich etwas nicht ganz Korrektes gesagt haben mußte.

«Ich bin mir durchaus im klaren, daß du während unserer Trennung nicht abstinent warst. So seid ihr Männer, und dabei bist du sicherlich Mann. Doch daß du mich mit den Namen deiner Liasion ansprichst — c'en trop ! Allerdings es ehrt mich, daß du offensichtlich innerhalb meines Blutes geblieben bist. Jedoch — so gleichklingend sind die Namen Fadila und Naziza nun doch auch wieder nicht, daß du nicht hättest ein kleines Maß an Feingefühl beibehalten können.»

Hatte ich mich wirklich geirrt? Es war nicht Fadila. Und jetzt, im besten Sinn des Wortes, bei Licht betrachtet: Es wäre ja mehr als kitschig, würde diese Frau mich nach zwölf Jahren sozusagen abholen. Aber wer? Und richtig: Fadila sprach ja kein Wort Deutsch. Wenn es mit meinem Französisch hakte, weil ich es als Kind ebensowenig mochte wie das mütterlich verordnete Klavierspiel, schon aus Trotz dem väterlichen Russisch zugeneigt war und mich auch später mehr im Geschriebenen bewegen sollte, sprach ich, wenn ich nicht weiterkam, einfach englisch, und sie antwortete französisch. So lief es denn passabel, das Gespräch über Literatur und Welt, da ich doch das eine ums andere Mal peinliche Ausspracheprobleme hatte, auch aus Bequemlichkeit und weil sie es zuließ, zunehmend Englisch und Französisch mischte. Und dennoch waren es mehr als erspriesliche Unterhaltungen gewesen. Aber sie konnte unmöglich in dieser Zeit so gut Deutsch gelernt haben. Obwohl: zwölf Jahre? Wer weiß, was seither geschehen war? Vielleicht hatte sie ja mit einem Deutschen oder Schweizer das Kopfkissen geteilt. Es gibt ja genügend, die herüberfahren, um sich hier sattzuessen. Beispielsweise in diesem sehr feinen Restaurant mit dem typisch französischen Namen Mungo Park, in dem ich mit ihr essen war. Wo ich vor lauter Begeisterung — und vielleicht oder auch mit Sicherheit auch ein wenig großspurig — dem Kellner sämtliches Kleingeld in die Hand geschüttet hatte, das sich in meinen Taschen immer ansammelt, da ich grundsätzlich mit Scheinen bezahle, weil ich die aus den aus den Mündern herausratternden Zahlen nie verstehe. Da kommt einiges zusammen. Er ist recht eingeknickt, dieser aufrichtig freundliche Gastgeber, der an unserem prachtvoll großen runden Tisch für uns beide immer ein wenig gelöster war als an den leicht höher dimensionierten Hockern der anderen Gäste. Wahrscheinlich war er froh, mal jemand anderen bedienen zu dürfen als diese unangenehmen Pfeffersäcke aus dem Osten. Dafür hatte Fadila die Augenbrauen bedrohlich nach oben gezogen. Fast ebenso abfällig wie beim Anblick meiner fetten Voiture. Also ist mein Gedanke schon leicht abwegig, sie auf einem solchen Kissen zu vermuten, von dem mir mein guter alter Grigorije einmal versichert hatte, auf ihm lerne man fremde Sprachen am schnellsten. Doch wer weiß? Vielleicht wurde aus der Not eine Tugend. Und nun hat sie sich der Tugend wieder entledigt und trägt wieder die leichte Baumwolle ihres tatsächlichen Wesens?
Aber, ach was, auch nach zehn Jahren spricht doch niemand das Deutsch einer Auslandskorrespondentin. Doch wer weiß? Ich sollte nicht von meiner Minderbegabung ausgehen. Außerdem könnte es ja tatsächlich auch Fatima sein, die hier vor mir sitzt. Die schien mir schon eher in Richtung des Gutsituierten orientiert zu sein als Fadila.

«Also nicht Fadila. Gut. Dann sagen sie mir doch endlich, wer sie sind. Ich bin nicht willens, diese Schmierenkomödie weiterhin mitzuspielen. Sie sind, das sei gerne zugestanden, eine schöne, eine durchaus reizvolle Frau, und ich gebe zu, daß sie dem Schönheitsbild angehören, daß mir die Sehnsüchte oder die Gene oder das Schicksal oder sonstwas im Lauf der Jahrzehnte zurechtgemalt oder hingetöpfert oder was auch immer haben. Aber unter diesen Umständen kann ich nicht einmal entfernt daran denken, daß ich in einem Film von Rohmer sitze. Ich sitze in einem dieser vielen schlechten deutschen Filme, die gekennzeichnet sind von der Dramaturgie des dualistischen Prinzips, sozusagen der Eingesichtigkeit des Mediums hierzulande. Es reicht. Entweder sie rücken jetzt mit ihrer schönen Sprache raus, oder ich rücke sie. Hinaus. Durch die Tür.»

Ich gehe in die Küche, um mir noch einen Pastis zu holen. Doch als ich ihn eingeschenkt, Eiswürfel ins Glas getan und mit Wasser aufgefüllt, die nervös-maßlose Oberflächenspannung abgetrunken hatte, merke ich, daß er mir nicht schmeckt. Pastis schmeckt nur, wenn man gelöst, gut gelaunt ist. Wenn man im südlichen Sommer sitzt. Zumindest im Hirnkino.
Er schmeckte mir nicht wie diese gesamte Situation. Und am wenigsten gefiel mir mein Verhalten, meine Ängstlichkeit, in etwas hineingeraten zu sein, zu dem ich möglicherweise doch beigetragen hatte. Tatsächlich war ich ja ein Meister des Verdrängens. Immer wieder geschah es, daß ich mich an Widrigkeiten, die ich anderen Menschen ins Leben gesetzt hatte, nur unter äußersten Schwierigkeiten erinnerte. Interessanterweise kam jedoch nach meinem Um-Fall, wie ich meine Hirnabschaltung nannte, die mir vor vier Jahren diesen wahrhaftig unglaublichen Zustand des Neben-mir-Stehens und der Selbstbeobachtung bescherte, zunehmend mehr weit Zurückliegendes in mein Gedächtnis, teilweise sogar bis in meine verschüttete Kindheit. So wäre es geradezu absurd, daß ausgerechnet diese Quellnymphe nebenan nicht einen Jota Vergangenheit in mir wachrufen sollte. Es war also ein abgekartetes Spiel. Anderes war nicht möglich. Ich schiebe den immer noch dort stehenden Rollkoffer zur Seite, schütte den Pastis ins Spülbecken und gehe in die Kammer, um nach einer der Situation gemäßen Flasche Weines zu schauen. Ich benötigte jetzt etwas Kräftigeres. Vielleicht ein Schluck aus dem Südwesten, einen Madiran, mit dem man herrlich Krebse knacken kann. Vielleicht ja auch diesen Fall — der allerdings seltsamerweise begann, mich immer weniger zu beunruhigen. Obwohl es das doch sollte. Denn so gut kann eine Schauspielerin gar nicht sein, daß ihr alles Blut und jede Bewegung entfährt, nur weil man sie nicht bei ihrem Rollennamen genannt hat.
Bei allem Ärger, den sie mir bereitete, wollte ich dann doch nicht allzu unhöflich sein. Wäre es ein Mann, dann säße er längst vor der Tür. Nun, es saß aber eben kein Mann bei mir in der Wohnung, sondern eine Frau. Und was für eine! Ich gehe also quer durch den Flur, bleibe an der Tür stehen und will sie fragen, ob sie einen besonderen Wunsch habe, denn ich würde eine Flasche Wein öffnen. Da sitzt diese Statue. Nein, es war die Blutspenderin persönlich, Anadyomene, wahrhaftig, die aus dem Fruchtschaum des Meeres Emporgetauchte, die mich eingetaucht hatte. Still sitzt sie da, raucht unentwegt und blickt hinunter auf die Straße, auf die großstädtische Kreuzung, auf der es langsam ruhiger wurde. Ja, das war das Gesicht. An ein solches Gesicht soll ich mich nicht erinnern?!

«Ich möchte ein Glas Wein trinken. Sie auch? Haben sie einen besonderen Wunsch?»

»Oui. Jedoch es ist nicht die Zeit für Vin rosé. Wenn du das dachtest. Keine falschen Reminiszenzen an Toten Fisch, wie Du ihn nennst, auch nicht an Cocquillage. Und es ist auch nicht gekühlt. Meinen Gefühlen nach wäre ein schwerer Bordeaux der Wehmut gerecht.»

«Madame», entgegnete ich, den Kopf weltmännisch nach hinten werfend und die Götter der geistig Armen anrufend, «über dieses Erinnerungsvermögen verfüge ich noch! Das von einer Französin! Ein alter Bordeaux. Selbst wenn ich einen fände, was durchaus im Bereich der warmen Kammer läge, so benötigte dieser doch um einiges an Atem mehr, als ich zur Zeit habe.»

»Ah! Didier. Das sind doch nur diese Deutschen mit Portefeuille, die eine solche grande Cérémonie vollziehen. Vielleicht noch Anglais oder Japonais. Sie benötigen dazu jedoch eine Anleitung für den Gebrauch, die übertragen ist von diesem französischen Händler, der Savoir vivre à la français in feines Papier geschrieben hat. Wir Menschen nehmen es da nicht so genau. Unsere Besessenheit ist nicht von dieser rituellen Profanation des Wahren. Wir Menschen aus dem Süden sehen darin keine Compensation für eine Langeweile, die in uns ist. Wir beten Wein nicht an, wir trinken ihn. Hat er eine Stunde, wird er sich mit Lust in unsere Capillaires begeben. Ob aus Bandol oder aus Bordeaux.»

«Ich möchte aber nicht einmal eine Stunde warten.»

»Jeder Wein nimmt Luft und genießt für uns seine gewonnene Freiheit, wenn er hinausdarf aus seinem Verlies. Dann er wird sich dir en permanence in einem neuen Kleid zeigen. Du magst diese schillernden Gewänder der zu trinkenden Düfte. Ich weiß es.»

Sie hatte mich schon wieder rhetorisch in die Ecke getrieben. Woher hat sie das bloß. Aus der Banlieue ist die nicht. Klar. Bei diesem Deutsch. Papierdeutsch. Nein, Bühnendeutsch. Nun gut, sie könnte ja auch was Deutsches in der Familie haben. In diesem Mischlingsland ist alles möglich. Vielleicht tatsächlich Elsaß? Aus dieser Gegend, aus dem Randlothringischen, kommen zwar meine Ahnen, zumindest mütterlicherseits, doch ich kenne niemanden dort, da die letzten um 1700 davongelaufen sind oder wurden, sieht man mal von ein paar Künstlern ab, die sich dort eingekauft haben. Doch Familie?
Ich beharre auf meiner Unhöflichkeit und setze mich über ihren Bordeaux-Wunsch hinweg. Einen Madiran finde ich nicht, aber dafür einen aus der Gegend von Nîmes, den meine Bedürfnisse annehmen. Und vielleicht eher ihrem Wesen entspricht. Seltsam genug, daß diese Frau nach Bordeaux verlangt. Dieser Wein aus dem Süden war zwar schlicht, aber stärkend. Das war es, was ich wollte angesichts der offensichtlich bevorstehenden Rodung des wild durcheinandergewachsenen Mischwaldes meiner Erinnerungen. Es war ein Wein, der sich innerhalb von ein paar Minuten auffächern würde und auch nach dem Hinunterschlucken noch etwas Charakter beibehielt. Sie riecht erst gar nicht daran und nimmt sofort einen kleinen Schluck, den sie mit einem verhaltenden Achselzucken und dem überzogenen Abspreizen der — langen, schlanken — Finger beider Hände kommentiert.

«Du warst schon zuvorkommender, Didier. Als du mir den Hof machtest, meinte ich, du unterschiedest dich von anderen. Bereits Deine Briefe waren außergewöhnlich. Doch damals wußte ich noch nicht, daß die geschriebene Selbstdarstellung deine Profession ist, und es schmeichelte meiner Liebe zur Sprache, durchaus auch mir. Und dein Heiratsantrag galt wohl in erster Linie dir selbst als mir. Nein. Ich werde ungerecht. Das möchte ich nicht. Deshalb bin ich nicht gekommen. Du hattest deine Höflichkeit nicht aufgegeben, nachdem du mich erobert hattest. Maman spricht immer davon, und Papa vermißt dich und die Gespräche mit dir sehr.»

Es war zum Auswachsen. Woher hatte sie nur solche Details? So etwas kann Phantasie allein nicht gebären. Das wären der Zufälle zuviel. Profession. Nun gut, das kann ihr jemand erzählt haben. Dazu bedarf es keiner intimen Kenntnisse. Aber Briefe! Daß ich ein leidenschaftlicher Briefeschreiber bin, der in ihnen Gefühle zu lenken weiß, das zu wissen erfordert es schon einer Quelle, die in nächster Nähe entspringt. War sie eine dieser vielen Frauen, mit denen ich regen schriftlichen Austausch hatte, mich ihnen aber nie persönlich zu nähern gewagt hatte in meiner fast panischen Angst vor einer möglichen Bindung, die sich in ständiger — unfruchtbarer — Auseinandersetzung mit dem Wunsch nach Familienglück befand, begleitet von oft stündlich die Richtung wechselnden Gefühlsausbrüchen. Das könnte einiges erklären, denn in die oft buchseitenlangen Schreiben sind immer unendlich viele Details meines Lebens eingeflossen, wenn auch wie ein Rosé, wie er durch das Zusammenschütten von Rot- und Weißwein entsteht. Solchen Frevel hatte ich zumindest schon beobachtet. Manchmal fand er auch in meinem Kopf statt. Vermutlich wußte ich immer bereits im Vorfeld solcher meist über Anzeigen oder auch schon mal weltweitweb zustandegekommenen Bekanntschaften, daß es immer bei einer virtuellen Annäherung bleiben würde — als ob man es dem Friseur erzählte: sich selbst eben. Mittlerweile schulen sie ja schon die Friseurinnen zu Hilfskräften der Frauenhäuser um, da die Erfahrung gezeigt hat, daß dieses Erzähl's doch deinem Friseur ein Treppenwitz der Psychologie ist. Aber wer macht denn Menschen Heiratsanträge, die er nicht kennt?! Andererseits: Wenn man von vornherein weiß, daß man den Antrag in die Tat umzusetzen nicht beabsichtigt. Aber nein. Soweit würden meine Gefühlsausbrüche, die oft genug das Denken außer Funktion setzten, dann doch nicht hinreichen. Im Bett, umschmeichelt von der Zärtlichkeit des warmen und weichen Körpers, beim heranfliegenden kleinen Tod im Chiffongewand, kurz bevor der alles abschaltet, dabei ja. Wer weiß, vielleicht hatte mich solches vor dreißig — oder waren es fünfunddreißig? — Jahren gar in den Stand der Ehe versetzt. Und zumindest einmal habe ich solche Peinlichkeiten auch herausgefordert.
Aber ich hatte auch Prügel bezogen dafür, im härtesten Sinne dieser ja an sich ja rein verbalen Tat. Eines Abends hatte es geklingelt, und ich hatte, zu einer Zeit, als ich noch Menschen ohne Voranmeldung einließ, arglos die Wohnungstür geöffnet. Das Resultat war ein Faustschlag ans Kinn. Doch nicht dieser hatte mich umgehauen, sondern das anschließende, bis in die frühen Morgenstunden andauernde Verhör. Damals ergab es sich, daß ich wohl jemandem besagten Antrag gemacht haben mußte. Vermutlich unter erheblichem Einfluß staatlich geförderter Drogen sowie einem massiven Anflug präejakulativer Glückshormone. Und diese Empfängerin meiner versammelten Ausschüttungen hatte einer kurzen Notiz im Kulturteil der örtlichen Zeitung entnommen, daß in einem altehrwürdigen Konzertsaal eine Ehelichung zwischen Risacher und Reichel stattgefunden habe. Entweder sie hatte nicht richtig gelesen, oder es war ihr lediglich zugetragen worden, vielleicht sogar bewußt entstellt. Auf jeden Fall war die komplette Meldung untergegangen oder nicht korrekt bei ihr angekommen. Denn der war zu entnehmen, daß es sich bei dieser Festlichkeit um eine Art Performance im Rahmen einer Ausstellung handelte, bei der zwei Männer einander das Ja-Wort gegeben hatten — ein zu Beginn der achtziger Jahren eher unvorstellbarer Akt bayerischer Liberalität, zudem noch innerhalb eines staatlichen Residenz-Gemäuers. Aber es war ja auch eine eher spontane Festivität einer Handvoll fröhlicher Künstler, die den des falschen Parteibuches wegen ewigen Professorenanwärter mit dem Feuilleton verbandelten und letzteres zugleich mit einer Nottaufe aus Knoblauchöl ins katholische Zwangslager konvertierten. Mit so etwas kam man damals in die Zeitung. Die Dame, der ich die Ehe ins Ohr geraunt haben muß, hatte einen zwei Personen umfassenden, ausgeprägt männlichen Volksgerichtshof mitgebracht gehabt. Ich hatte es überlebt. Allerdings nicht meine Beziehung zu meinem reizenden Besuch, der verängstigt in meinem Schlafzimmer ruhigere Zeiten herbeigesehnt und dann die Flucht ergriffen hatte. Lange wurde ich von ihm demonstrativ ignoriert, wenn ich in der Hochschule neuerliche Nähe suchte. Möglicherweise hatte ich auch ihr gegenüber eigentlich Haltloses geäußert. Sie hat dann ihr Heil in einer Ehe gesucht, die sehr bald heillos werden sollte.
Doch es lag alles sehr lange zurück. Seit damals, nach diesem eher unliterarischen Sturm- und Drang begann mein Leben sich in stillere Gewässer zu kanalisieren, weitab von irgendwelchen Gemeinsamkeiten. Von Ehe wurde folglich eher weniger gesprochen. Und schon gar nicht mit meinem derzeitigen Besuch. Daran würde ich mich doch wohl erinnern.

«Versuchst du dich zu erinnern, Didier? Es hat den Anschein, daß ich dir doch Unrecht tue und du die Vergangenheit doch nicht ohne weiteres aus deinem Gedächtnis hervorrufen kannst, daß du doch gelitten hast, wie man mir das überlieferte. Dann bitte ich dich um Verzeihung. Dann bitte ich dich, mir zu helfen, auf daß ich dir helfen kann.»

»Wie war noch Ihr Name? Xanthippe? Wer hat sie in eine keifende Sozialelfe verwandelt? Oder sind sie von Hause aus eine. Wollen wir hoffen, daß aus diesem Kübel übelriechender Sülze, den sie über mich ausgekippt haben, schiere Wahrheit nachfolgt, und nichts als das. — Fürwahr, ich denke über meine Vergangenheit nach, und ich bin auch bei einem vermeintlichen Heiratsantrag. Doch nicht bei einem, den ich ihnen vorgelegt haben könnte. Aber sie wollen mir ja helfen. Vielleicht hatten Sie mir ja seinerzeit die grobschlächtigen Knaben geschickt, die aus mir einen Verprügelten machten?» Obwohl ich den Kopf abrupt ebenfalls in Richtung Straßenkreuzung gewandt hatte, als ob die Lösung dieser Rätselei dort läge, spürte ich, daß das Wasser wieder stieg. In ihren Augen und mir bis zum Hals. Ich versuchte, wieder im Vergangenen zu fischen.

«Du sprichst in Rätseln. Wie kommst du auf solch ein schlechte Idee? Wie könnte ich Dir prügeln.»

«Verflucht noch eins! Doch nicht sie. Ich denke nicht daran, an sie zu denken, wenn es Prügel gibt. Ach, was rede ich da für ein Zeugs. Außerdem war die Mordbraut blond. Obwohl, blond giftet — bei euch liegt solches ja näher, Ihr habt ja die Fatwa, die ihr unterm Shador ausbrütet. Ich rede wirr. Sind sie überhaupt Muselmanin?»

«Didier. Es ist genug. Du bist Unflat. Doch ich will nicht zu sehr konsterniert sein. Du weißt es. Oder vielleicht weißt du es nicht und spielst nicht. Aber du bist empörend unangenehm. Früher hättest Du mir gegenüber dich nicht so geäußert.»

«Ich spielen?! Ich bin unflätig? Na gut, das mag sein. Ich bin stinkesauer, wenn Sie das verstehen, Madame. Wie war noch der Name. Ach ja — Nazim.»

«Nazim ist ein Männername, den du nur deshalb kennst, weil er zu einem Dichter gehört. Nazim Hikmet. Sonst weißt du nichts von Türken. Vielleicht noch, daß sie uns, daß sie sehr viele Armenier getötet haben. Das wollen sie nicht wissen, und du willst nichts anderes wissen von ihnen. Das weiß ich. Bon. Ich aber bin immer noch Naziza und bin aus Frankreich. Maintenent, eh bien. Pah!»

«Ich wollte gerade sagen: Naziza und französisch. Aber Sie sehen tatsächlich so aus. Man könnte gerade meinen — wie aus Marseille herausgeschnitzt.»

Ein Ruck geht durch ihren Körper. Dann rüttelt es sie durch. Sie reißt ihre Augen auf und holt tief Luft. Habe ich etwas besonders Schlimmes gesagt? Ich bin mir dessen nicht bewußt. Oder bin ich einfach nur zu rüde. Vielleicht sollte ich mich doch etwas mäßigen. Denn es scheint immer offensichtlicher, daß sie nicht hier eingedrungen ist, um mich zu meucheln.

«Du erinnerst dich also doch. Du bist dégoûtant. Du willst mich niederringen.»

«Madame Naziza — ein schöner französischer Name. Quelle nom! Bien sûr! Entschuldigen sie, mein Französisch lebt innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland, ist also schlicht und leblos. Doch nicht ich habe die Absicht, sie umzubringen, sondern ganz offensichtlich wollen sie mir den Garaus machen. Doch jetzt mal die Späßchen beiseite: Was ist so widerlich daran, sich an Marseille zu erinnern? Ich liebe diese Stadt. Sie ist die schönste Stadt in diesem an Schönheiten wahrlich gesegneten Land. Es trifft zwar zu, daß Gott Franzose gewesen sein muß. Und als solcher Katholik. Nun gut, bei der Gründung von Marseille haben ihm Allah und auch noch ein paar heidnische Kollegen zugearbeitet. Wobei mir ansonsten Herr Gott oder wie er auch immer heißen mag, eher am sonstwo vorbeigeht. Ich habe als bestimmte Werte ignorierender, dafür aber die Durchrassung leidenschaftlich befürwortender Mensch also alle guten Gründe, mich sehr gerne an diese Stadt zu erinnern, in die ich zudem so oft fahre, wie es nur irgend geht.»

«Du warst in Marseille?» kommt es leicht gequält aus ihr. «Du warst in Marseille und hast nicht nach deine Frau gesucht?»

Ihr Deutsch wurde zunehmend unpräziser. Sie mußte sich in einer Krise befinden, die ihr die Kontrolle über sich nahm. Auch sank sie zunehmend in sich zusammen, schluckte andauernd, rauchte bei weitem nicht mehr mit dieser souveränen Gestik. Alles nur aufgesetzt. Isaac — oder wer auch immer das ausgeheckt hat —, ihr Scheißweiber aus Paris habt mir eine Élève du conservatoire geschickt. Sollte ich jetzt wieder Klassiker deklamieren und ins Krankenhaus fahren. Nein. Das ging zu weit. Hättet ihr mir doch wenigstens eine Tigerin geschickt, von der ich mich mit Wonne auffressen lassen würde. Nun sitzt da ein zu spät in die Schauspielschule, etwas in die Tage gekommenes Mädchen und spielt, natürlich, schlecht, kriegt ihre Rolle nicht in den Griff. Isaac! Wo sind sie, die ihr mir schon hättet schicken können, wenn ihr Euch schlapplachen wollt — und mir auch ein bißchen was übriglassen können dabei: diese Ariane Ascaride, diese Béatrice Romain, alle diese wunderbaren erwachsenen Frauen, diese Championnes. Wenn die auch trotzdem in ihrer Heimat einen noch ausländischeren Regisseur mit französischem Paß heiraten müssen, um wenigstens ab und zu eine interessante Rolle zu kriegen. Warum habt ihr mir die nicht gesandt?! Und nun sitzt da so ein Stückchen Malheur und wird völlig aus seiner Rolle getragen.
«Sagen Sie mir mal, Madame Nizza.» Ich war mir im klaren, daß ich platt und immer dämlicher wurde, aber ich mochte nicht weiter nachdenken, weil aus der Actrice ein schlichtes Mädchen mit Ambitionen geworden war.

«Madame Marseille, s'il vous plait, Monsieur! Wenn schon, dann lege ich darauf Wert. Du selbst hast gerade die Marseillaise gesungen und nicht die Nazzaise. Wenn mir das auch zustünde. Auch mußt du mich nicht in der dritten Person ansprechen. Wir haben mit der Marseillaise die Ehefrau als dritte Person gemein mit dem Adel unter die Guillotine gesungen.»

Die Bühnensprache war endgültig dahin, aber sie war offenbar wieder zurück in ihrer Spiellaune zu Beginn des Stückes. Mußte ich schon wieder losrennen, um zu retournieren? Hatte sie mir lediglich ein Verschnaufpäuschen gegönnt und hetzte mich nun wieder los? Das war doch nicht auswendig gelernt, was mir da ums Hirn flatterte. Das war ja, als ob die Lastwagenfahrer den Point-ronde lahmlegen wollten. Und jeder, der die Verhältnisse auch nur ein wenig kennt, weiß, was es heißt, wenn die mal anfangen, Flugblätter zu drucken. Ein Franzose regt sich ja zunächst erstmal über nichts auf. Bis er was hat, über das es sich aufzuregen lohnt. Dann legt er los. Und wenn er dann die Aufforderung zum Kampf gedruckt hat, dann ist wirklich was los. Dann geht eben nichts mehr. Hier bei uns regt man sich nur auf und tut dann doch nichts. Man wischt sich mit solchem Papier doch nicht einmal jemand den Hintern ab. Hier schimpft man nur. Der Tabakwarenhändler ist permanent am Schimpfen auf diese Franzosen, weil man wegen dieser ewigen Streikerei schon seit zwei Wochen kein BIC-Feuerzeug mehr bekommt. Oder Käfer oder etwas weniger preistreiberische Hochkostverkäufer, weil's keine kleinen Gläschen mit dem Senf von Maille gibt. Alles steht auf der Straße. Im immobilen LKW. Hochdramatisch. Also, Madame singt die Attacke. Aber vielleicht nutzt es was und sie verrät mir bei dieser Gelegenheit, wer sie entsandt hat, mich zu füssilieren, zumindest in die Nervenklinik zu absentieren. Denn allzu lange würde ich das nicht mehr durchhalten. Zumal es für meine Schlafgewohnheiten sehr spät war und ich mich eigentlich auf meine gemütliche Liege gefreut hatte und vielleicht auf Arte einen schöneren deutsch-französischen Film als diesen hier erleben könnte. Es sah jedoch nicht danach aus. Und zu essen würde ich wohl auch kaum etwas kriegen.

«Á propos gesungen. Ich habe dir etwas mitgebracht. Eine Frau, die immer Zweitfrau war neben mir.»

«Das fehlte mir gerade noch. Madame Naissance ...»

«Didier!» Jetzt wurde Sie laut.

«Also gut, ich gebe mich geschlagen, zumindest in diesem Punkt. Naiza. Klingt aber auch schön. Und bekannt kommt es mir auch vor.»

Sie schüttelt den Kopf und stößt dabei unwirsche Laute aus, die phonetisch vermutlich in nordafrikanischem Sand wurzelten. «N-a-z-i-z-a — d'accord?!»

«Meinetwegen. Aber ich brauche keine zwei dieser Sorte. Sie reichen mir völlig.»

Sie greift nach unten in ihre korbgroße Tasche, schlichtes, dunkelblaues, weiches Leder, vermutlich vom Kalb, Schweinernes wäre hier wohl unangebracht, und zieht etwas heraus. Es ist eine CD. Es ist Enzo Enzo.

Das war ein Schlag in die Herzgrube. Das war entschieden zuviel. Aber sofort hält die Klarsicht wieder Einzug: Auch das konnte man ihr eingeimpft haben, man sie bereits damit versorgt haben, mit dieser Frau, die eine Musik komponiert und dazu auch singt, die zwar nicht unbedingt meinem Geschmack entspricht, aber Texte schreibt, die konträr zu diesen barmusikähnlichen Harmonien stehen. Um dem Hintersinn auf die Spur zu kommen, hatte ich mir die Mühe gemacht, ein paar dieser im Begleitheft abgedruckten Verse zu übersetzen. Seitdem war ich hingerissen von dieser zudem mehr als ansehnlichen Russin. Oder Polin? Die Biographen können sich nicht einigen, zumal Franzosen sowas nie so genau nehmen. Dem Namen nach könnte sie auch aus Bulgarien stammen, wie Sylvie Vartan, dieser zarten Slawin also mit Pariser Paß und französischer Mutter und der melodischen Stimme, die von der Liebe als einer Art Alkohol erzählt, vom kleinen quietschenden Fahrrad, dem Pariser Zubringer, der auch Hosenträger sein kann, von der Ungeniertheit, und alles in dieser Musik, die en detail gut in Jimmy's Bar im Frankfurter Hessischen Hof zu passen schien, wohin aufstrebende Grünen-Politiker ihre Eroberungen ausführten. Herrlich fies. Und solches brachte mir meine Narzisse mit. Jetzt war ich vollends verwirrt — ich nannte sie schon meine Narzisse.

«Jetzt fangen sie aber an, unfaire Mittel einzusetzen. Enzo Enzo ist eine, ist die Narzisse, Naziza.»

Zwei Tage • Eine sentimentale Reise • Erzählung
 
Mi, 17.12.2008 |  link | (3099) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 

Rätsel

2. Fortsetzung. «Ja. Es ist dieses eine Gesicht.»

«Gut. Spielen wir also weiter. Vermutlich entstammen sie in der fünfunddreißigsten Generation dem Elsaß — in Frankreich ist das ja alles möglich, auch wenn Sie nicht gerade danach aussehen. Aber wer sieht heutzutage schon so aus wie seine angestammte Wurzel? Wenn er überhaupt eine einzige hat. Mich halten Thais und Vietnamesen seltsamerweise immer wieder für einen Japaner ...»

«Und die Japaner für einen Kasachin. Wenn sie gut informiert sind. Ich erinnere mich gut. Im Gegensatz zu dir. Und die Menschen aus Kasachstan nehmen ihren Bruder sofort mit in ihre Jurte zum Trinken von Buttertee. Ihre Jurte schlagen sie überall auf, und sei es inmitten der Kunst. Wenn sie keinen gebutterten Tee haben, weil sie sich auf Reisen befinden, dann nehmen sie Wodka. Ich sagte es, mein Erinnerungsvermögen ist intakt. Es gefällt mir. Auch das, mit einem halben Sibérien verheiratet zu sein.»

«Es ist nicht zu fassen! Wo haben sie denn das her?! Das ist ja allertiefste Innerei, in die sie da hineingreifen!» Was diese Frau alles weiß! Und woher spricht sie so gut deutsch? Es gibt zwar immer wieder mal Franzosen, die das ordentlich können. Aber so gut?! Und das hier ist niemand aus dem Wirtschafts- oder Geistesleben, der es gezwungenermaßen spricht. Auch ist sie mit Sicherheit nicht zweisprachig aufgewachsen wie die mehr oder minder feinen Moderatorenmädels meiner TV-Elfenbeinoase Arte. Dieses Deutsch ist vielleicht früh erlernt, aber nicht aus einer elterlichen deutsch-französischen Freundschaft heraus erwachsen, quasi auf dem Kopfkissen gepaukt, wie mein alter Vater mir diese Möglichkeit von Fremdsprachenkurs vermittelte. Die allzu korrekte, bisweilen papierne, aber dennoch oder vielleicht gerade deshalb äußerst charmant klingende Diktion verweist darauf. Sie spricht beinahe jene Sprache, von dem eine Bernerin einmal beeindruckt, aber doch sehr erschrocken sagte, es sei Bühnendeutsch. Fremd eben. Und deutlich ist zu spüren, daß sie sich darin bewegt wie in in einem Korsett. Fast automatisch passe ich mich ihr an und gerate in ein Deutsch, das doch um einiges abseits des Umgangssprachlichen liegt, das ansonsten aus mir herausquillt. Wer fremdes Terrain erkunden will, wer gut aussehen möchte, der wird den einzigen Flanell tragen, den er im Schrank hängen hat. Er hält schon seit Jahren, da er nicht oft kaschieren muß. Ich spreche, als ob ich im Studio säße, eine Sendung über die Hell-Dunkel-Malerei bei Paul Celan moderierte und dabei analog des abwegigen Themas neben die Spur geriet.

«Sie haben also bereits einen Erkundungsgang durch mich hinter sich. Gedenken sie bei mir einzuziehen? Gefällt es ihnen in mir?»

«Ich sagte es — meine Erinnerung ist ausreichend.»

«Ach was. Sie haben vermutlich im Rahmen Ihrer Patronymes-Forschung an der Universität zu Strasbourg meinen Namen entdeckt und ein bißchen recherchiert und wollen mir nun ein bißchen ins Gehirngedärm fassen. Aus welchem Grund auch immer. Oder hat sie gar meine Verwandtschaft mir auf den Hals gehetzt — eine Verwandtschaft, die nichtmal ich kenne, aber sie?! Zwecks Familienzusammenführung oder so. Auf daß alles wieder ins Lot komme, wie sich das gehört unter anständigen Bürgern. Meine Güte, vielleicht sind wir sogar verwandt, und sie wollen mir einen Nachlaß eröffnen! Hoffentlich kein Fachwerkhäuschen in Barr oder Hagenau! Den Schlüssel können Sie behalten.»

«Familienzusammenführung. So ähnlich. Wir sind verwandt, Didier. Das ist richtig. Aber nicht durch die Alsace. Dann eher durch Asien. Du solltest es wissen. Mon Dieu ! Zudem — Mann und Frau sind immer miteinander verwandt. Sie sind ein Blut geworden.» Sie sagt das, ohne die Stimme zu heben.

«Aber» — der Widerstand läutet die Flucht ein. Ich werde zwar ruhiger, aber auch kleinlauter — «ich habe ihnen doch gesagt, daß ich das letzte Mal vor über dreißig Jahren verheiratet war und dann nie wieder. Und das einzig Lustige daran war der Prozeß der Scheidung an sich, der Sühnetermin. Mein Güte, ich weiß ja nicht einmal, ob ich überhaupt geschieden bin. Aber von ihnen auf keinen Fall, sie sind's nicht. Da bin ich sicher. Denn die Dame war blond. Ich weiß auch nicht, was damals in mich gefahren war.»

«Es ist correct. Wir sind nicht voneinander geschieden. Wir waren lediglich voneinander getrennt. Weshalb, das wirst du mir sagen.»

«Das ist wahrhaftig ein starkes Stück, das Sie hier aufführen. Ich ... Also. Was wollen sie von mir? Lassen wir mal den ganzen Theatermüll beiseite, die Sie mir hier reingekarrt haben. Was wollen Sie?»

«Was ich will, mein Lieber? Was ist das für eine Frage? Eine Frau hat ihren Mann gesucht, und sie hat ihn gefunden. Ich bin ein Trüffelschwein. Nein! Ich bin ein Trüffelhund. Ich bin das, das du bevorzugst: ein Bastard. Sie sind die besten für das Finden von Trüffel. Wenn sie sind Mischlinge und nicht dressiert. Ich habe einen Trüffel gefunden. Wiedergefunden. Das muß ich sagen. Er sitzt vor mir. Und nun bleibt er bei mir, ich behalte ihn im Maul. Es gibt keinen Herrn und Gebieter für mich, dem ich meine liebste Speise abzugeben habe. Weil wir zusammengehören, haben wir zueinander gefunden. Und bitte», sie scheint ungehalten zu werden, «nun bitte ich dich, das Spiel zu beenden und mir zu sagen, weshalb du weggegangen bist. Ohne mich.»

«Ach, sie wissen es nicht!? Damit haben sie sich entblößt. Sicher, sie sind auf Ihrer Haut schöner als die Wahrheit, die daruntersteckt und die sie mir hier andrehen wollen, denn: Mann und Frau kennen einander! Wer mich kennt, der weiß, daß ich nichts besser beherrsche als das Weglaufen.
Genau, ich bin ein Meister der Flucht, Madame — wie heißen sie eigentlich? Mich haben sie sich ja bereits vorgestellt.»

«Didier ...». Es ist ein gedehntes Stöhnen. Es klingt seltsam echt. Es ist zum Fürchten. «Didier, du enervierst mich ungeheuerlich.» Ihre Stimme bekommt eine theatralisch-ärgerliche Einfärbung. Sie muß Schauspielerin sein. Ein bißchen viel Pathos. Wer hat sie mir ins Haus geschickt, sie reingelassen? Isaac? Ist das eines dieser Stückchen, das sie mit ihren Pariser Theaterfreundinnen geschrieben und inszeniert hat? Nein, dazu ist diese hier zu jung. Ist sie das tatsächlich? Ich bin gar nicht mehr so sicher. Andererseits ziehen diese Kreise sich weit. Doch so weit würde Isaac nicht gehen. Vor diesen Folgen, vor diesen Tobsuchtsanfällen hätte sie dann doch zuviel Furcht. Oder auch nicht.

«Eh bien soit !» Ihre Stimme klingt wieder gambenartig. Offenbar habe ich aufgehört, sie zu nerven. Ich hätte nicht gedacht, daß das so schnell gehen kann. «Ich habe so lange gebraucht, dich zu finden, so daß mich diese intellektuell nicht ganz so herausragenden Flegeleien nicht mehr im Übermaß berühren sollen. Es könnte zudem auch sein, daß es zutrifft, was mir zugetragen wurde, daß dein, wie soll ich es sagen, dein neurologischer Aufenthalt, dein Krankenhausaufenthalt dich tatsächlich einen Teil deines Gedächtnisses gekostet hat. Deshalb meine ich ...»

Nun lag ich am Boden. Hilflos rang ich nach klaren Gedanken. Ich stand auf und wollte hinausgehen.

«Du magst viel verloren haben auf deiner Flucht — vor dir, vor mir, vor allem möglichen, das ich — noch — nicht weiß. Jedoch deine Ausweichmanöver hast du nach wie vor gut im Griff. Nimm wieder Platz. Darum bitte ich. Ich habe dich nicht gesucht und gefunden, um dir erneut nachlaufen zu müssen. Du kannst höflich sein. Ich weiß es.»

«Oh Himmel! Wer sind sie, verdammt nochmal, der sie solches ungestraft sagen dürfen! Bin ich ein Herumtreiber, der nicht einmal mehr von seinem Vater erkannt wird? Will Circe mich demütigen? Hat Calypso mich besoffen gemacht? Sind Sie aus einem schlechten Roman gehüpft. Befinde ich mich in einem solchen?! Ich will zu Queneau ins Manuskriptbett. Bei dem geht es lustiger und angenehmer zu. Wie kommen Sie dazu ...»

«Und wenn du es auch gerne wärest — nein, das wärest Du nicht gerne. Dazu bist du, das weißt du selbst, zu feige: die sturmumtosten Meere der Liebe zu bereisen. Und für diesen Ikarus bist du dann, pardon, doch ein wenig zu alt. Dieser Ikarus ist ein Jüngling. Deine Flügel haben nicht mehr die Kraft, dich aus einem Manuskript herauszutragen. Deine Ausflüge sind Papier. Nur ergründen möchte ich, was geschehen ist, weshalb du — meinetwegen? Deinetwegen? — nicht in diesem Paradies geblieben bist, das du dir immer so ersehnt, das du dir quasi erschrieben hattest, das du erreicht hattest, in dem du angelangt warst — und dennoch geflohen bist.»

Ich erhebe mich vom Hocker, gehe ein paar Schritte in Richtung der Mitte des Zimmers und grüble. Langsam senkt sich der Eindruck bleiern in mich, daß mir jemand ganz besonders übel will. War das einer der Racheakte, wie ich sie mal erlebt hatte, dieser hier allerdings in präzise durchgearbeiteter Form? Ich will mich wieder setzen, doch ich unterlasse es, da die unmittelbare Nähe dieser Circe mich von der Erinnerungsspur abgelenkt hätte, auf der ich mich gerade befand. Am Ende befand sich unter dieser Jeans der Leib einer ungeheuerlichen Skylla. Von der Mittelmeernähe stammte sie ja offensichlich ab. So sieht sie jedenfalls aus. Wenn sie auch was von Asien erzählt hat. Aber dort gibt's ja auch Ungeheuer.

War das vielleicht eine Spur? — Als es mir seinerzeit lästig geworden war, im Bett sitzend die Klassiker hinauf- und hinunterlesend zu deklamieren, hatte ich damals die Vorstellung abgebrochen. Soweit war meine Liebe zum Theater nicht gegangen, daß ich dieser Elevin auf Dauer die Rampe bildete, zumal sie zu denen gehörte, die weniger ihre exhibitionistischen Neigungen in die Kunst einzubringen als vielmehr auf der Bühne ihre entwicklungsbedingten psychologischen Wehwehchen zu heilen gedachte. Sie gab mir meinen Korb zurück, indem sie auf die Wände des gerade renovierten Treppenhauses, vom fünften Stock bis hinunter zum Hauseingang, schrieb: Risacher ist ein Schwein. Dieter ist ein Schwein. Risacher ist eine Drecksau. Es dürfte eine Strafarbeit von etwa fünfzig Inschriften gewesen sein. Glücklicherweise war die Wandfarbe bereits trocken und kunststoffgeglättet und die junge Frau unwissend genug, daß man für solche Sgraffiti sich statt eines weichen eines harten Bleistiftes bedient. Dennoch hatte ich mich, unter Anleitung der verständnisvoll aus ihrem Bartgesicht feixenden Hausmeisterin, einer mehrstündigen Tilgung meiner Untat zu unterziehen. Daß die junge Frau ein paar Tage danach versuchte, ihrem Leben ein Ende zu bereiten, hatte sicherlich nichts mit mir beziehungsweise mit dieser meiner Art der Vergangenheitsbewältigung zu tun. Ich hatte ihr Leiden wohl nicht erkannt. Ob es ihr etwas genutzt hätte, wird wohl nie in irgendwelchen Annalen auftauchen. Nach langen Jahren, vor ein paar Wochen, begegneten wir uns auf der Straße und nickten uns kurz zu. Sie hatte mich also offenbar unbeschadet überstanden. Vielleicht lag es daran, daß mein arg schlechtes Gewissen mich damals zu ihr ins Krankenhaus trieb und der freundliche Arzt mich trotz fehlenden Verwandtschaftsgrades zu ihr ans Bett ließ. Wie auch immer — die vor mir sitzende, für mich schmerzhaft selbstbewußte Grazie hier kann kaum etwas mit meinem damaligen Abenteuer zu tun haben. Das in die schwache Erinnerung abgelegte Gesicht trägt viel zu sehr die Züge einer eher langweiligen Brünetten, die später in der Resignation eines Verwaltungsbüros enden würde. Vielleicht gerade noch in dem eines Theaters oder eines Fernsehsenders.

Oder ist das hier der Versuch, mich für eine andere Tat zu demütigen, von der ich nichts weiß — an die ich mich nicht erinnere, weil ich mich nicht erinnern will? Meine Besucherin kommentiert meine Nachdenklichkeit nicht weiterhin so lakonisch wie zuvor. Sie schweigt. Gehört ihr Schweigen zur Dramaturgie, zur Inszenierung eines Dramas, dessen Schrecken sich in der vor mir sitzenden scheinbaren Sanftmut versteckt? Sollte es am Ende gar erst richtig losgehen? Sie war mir einfach zu ruhig. Ich löse mich aus meinen nach hinten gerichteten Gedanken und trete nach vorn an den Tisch. Ohne nachzudenken schalte ich das Licht ein. Es schlägt in mich ein. Vor mir sitzt Fatima.

Oder? Denn dieser Blitz in die Vergangenheit blendet die damalige Niederlage gleich mit ein. Es war eine Niederlage, die ihresgleichen sucht. Denn eben dieses zarte junge Geschöpf namens Fatima hatte ich verschmäht und meine Pfauenfedern einer anderen, um einiges älteren, wohl wegen ihrer Reife anziehenderen Tochter Algeriens aufgestellt. Hier die in der Anfangsblüte stehende Schönheit und dort diejenige, die bereits die Nacht in der Hand des Blumenverkäufers durchlebt hatte, deren feingeschnittenes Gesicht eben jene Pigmentierung kennzeichnete, die aus Säften entstanden ist, deren Wurzeln aus tiefem Sand gerissen und zwischen den Kalkstein und den Lehm des französischen Jura verpflanzt worden waren. Doch diese hier, die ich in diesem Augenblick sah, war Fatima, ohne jeden Zweifel. Oder?

Fatima. Das Alter könnte hinkommen. Zehn, zwölf Jahre gereift. Etwa wie der Château Laroque Saint-Emilion Grand Cru 1989, den der Freund bei mir zehn Jahre später fast alleine getrunken hatte und von dem der Musikbesessene am nächsten Tag meinte, keine Melodie, kein Rhythmus dieser Welt, kein anderes Stöffchen habe seine Seele je derart emphatisch aufflattern lassen wie dieser Wein. Zwar immer mit festem Tritt, dennoch konstant zwei Zentimeter über dem Boden sei er nach Hause getänzelt. Dieser den Regen verherrlichende Wetterberichts-Ami aus dem Werbefilm der Bank sei dagegen nachgerade ein Schuhplattler. Eine angenehmere Art von Wirklichkeit, fügte er während des Telephonats am Tag danach noch hinzu.

Oder war es doch Fadila? Der Lichtstrahl war zu direkt auf das Gesicht gerichtet, um den Reifegrad genauer zu bestimmen. Lebenslinien waren dabei nur schwierig auszumachen. Es fehlte doch ein wenig die weiche Milde des Kellers. Jene Fadila, die meine Äußerung, ich würde meine Eroberungsversuche nie aufgeben und den Kampf mit dem widersacherischen senegalesischen Barbesitzer fortführen, mit einem kaum merklichen ironischen Mundwinkelzucken kommentierte. Der Kampf sollte bald ein Ende haben. Als ich von der Kampfwiese der ortsansässigen Algerienfranzosen war, die mich so freundlich aufgenommen hatten, weil ich, wie mich der seit fünfundzwanzig Jahren mit einer solchen verheiratete Freund aufklärte, wie sie kein richtiger Franzose war, verblaßte das Antlitz dieser Göttin ein wenig. Nur die photokopierte Photographie an der Bürowand rückte sie manchmal für Sekunden ins Blickfeld der damals zweiwöchigen, täglich erneuerten Buchung des Hotelzimmers. Aber entfernt hatte ich das Bild nie! Seit damals.

Also doch Fadila?

Zwei Tage • Eine sentimentale Reise • Erzählung
 
Di, 16.12.2008 |  link | (2394) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 







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