Von «extremen Erfahrungen» lese ich, bei einer Ü-30-Party. Das setzt mal wieder die Erinnerungsmaschinerie ingang. Einige Male, als ich noch jünger war (knapp Ü 60) habe ich mir die Freude gegönnt, zum ersten Mal nach einem holsteindörflichen Dans op de Deel, eine Kleinstadtdiscothek aufzusuchen, um meine früher durchaus beachtliche Tanzkondition zu überprüfen. Beim ersten Mal wurde ich vom Lächeln einer knapp U-30-Frau eingelassen, die mir in meinen (er)schöpferischen Pausen dann das eine oder andere Wort zur Erholung schenkte. Ob das der Anlaß war, daß sie später einen meiner nicht mehr zu zählenden Söhne heiratete und mir noch mehr Enkel schenkte, scheint derart unter Verschluß gehalten zu werden, so daß ich lediglich darauf hoffen kann, es eines Tages aus so einem Wikinetz herausfinden zu können. Man hat schließlich andere Sorgen (Photographie unten); obwohl die auch schon wieder nicht mehr aktuell, sondern längst zugebaut sind. Diese Laufübung (ohne die offensichtlich mittlerweile auch von jüngeren Menschen für deren Walkfestigkeit benötigten nordischen Sommerskistöcke) rief rechtes Erstaunen hervor. Aber die jungen Leute waren dann wohl doch zu jung, um zu wissen, daß man sich zu revolutionären Zeiten beim Tanzen richtig bewegte und nicht nur leicht bewegt herumstand. Doch daß so ein Methusalem sich traute, auch noch die hohen Barrikaden der Jugend zu stürmen, brachte ihm durchaus Anerkennung ein, die sich vor allem darin ausdrückte, daß sogar U-20-Menschen mich spät Hinzugezogenen, also auch nach Jahren immer noch Fremden zu grüßen und die Alten beim Dorfest zu tuscheln begannen, als sie mich kommen sahen. Vielleicht sollte auch die Generation Ü 40 mal darüber nachdenken, ob das möglicherweise die von deren Eltern beklagte, weil abhanden gekommene Ehrerbietung zurückbringt, die sie so schmerzlich vermissen. Ich jedenfalls werde vom Dorfnachbarjungen immer wieder mal gefagt, wann er denn mit mir in der Disco endlich wieder einen trinken darf (er war nach unserem Nachttalk endgültig von Whisky-Cola auf Wodka-Lemmon umgestiegen, also offenbar in die Elite der Erwachsenen erhöht worden). Auf diese Weise verschafft man sich nämlich heutzutage Autorität.
Umschwung während Damenwahl Der Schmachtfetzen ist zuende. Die fröhlichere Wirklichkeit ist zurückgekehrt, jene, die seit der (kabarettistischen?) Äußerung von Siegfried Zimmerschied in den Anfängen der Achtziger allerdings von der Satire kaum mehr einzuholen ist. Vor der Revolutionskate wurde dieser Tage im Zuge der strikt regionalen Umwandlung von Energie ein Berg an Holzschnitzeln aufgeschüttet, der mit dem Teufelsberg ohne Zweifel zu konkurrieren vermag. Prompt fand sich aus dem Assoziationsarchiv ein junger Mann ein (in den Kommentaren), der sich artistisch übte, bevor er après-ski und damit selbstvergessen, also halbwegs tirolerisch* in der Damen Wahlarme stürzte. * Denn ich hatte seinerzeit festgestellt, daß es auch in Österreich ausdrucksstarke Pistentänzerinnen gab.
Das blöde Rindvieh Es gibt einige Redewendungen, die solche Autoren oder Gesprächsführer charakterisieren, die nicht auf den Punkt, zu Potte oder vom hundertsten ins tausendste kommen, nein, etwas präziser wäre dann doch genauer: die nicht so gradziellinig texten, als befänden sie sich auf einem Kanal von der N- hin zur Osee. Mir sind die Mäanderer der Schreibstraße am genehmsten. Aus nächster Bloggemeindenähe beispielhaft heranziehen möchte ich den mumifizierten Nnier oder den hermetischen Kid, die mir beide nahezu ausnahmslos ausgesprochene Lesevergügen bereiten, so daß ich mittlerweile Bücher von ihnen fordere. Es gibt ein paar mehr, die hin und wieder diese große Kunst des Hölzken auf Stöckchen, wie der tierische Prieditis zu schreiben pflegt, andeuten. Zu ihnen zählt jener, der es geschafft hat, von Homer auf die Kühe zu kommen. Allerdings liegt die Verbindung von antikem Bildungsgut und weiser Klugheit schon wieder nahe. Denn das Rindviech als solches ist nach (für mich) neueren, tieferen Erkenntnissen offensichtlich kein in diesem Sinn solches, ähnlich der Sau, die alles andere als eine dumme ist, da mag man sie noch so oft durchs Dorf treiben. Ein friesischer gleichermaßen Pferde- und Rindviehflüsterer gab dieses Wissen unlängst in klaren Worten zum besten: Der Gaul könne gerademal geradeauslaufen und mit der landläufig so bezeichneten dummen Kuh, wie der hinkende Bote überbrachte, «intellektuell nicht konkurrieren». Dieser friesische Flüsterer schien mir, im Gegensatz zur Vermutung des Hinkeboten, sein sich despektierlich über seine Klientel äußernder Hufschmied könnte mal von einem Pferd getreten worden sein, von dieser recht unberührt. Von keinem seiner überwiegend edlen argentinischen Reittiere, denen er auf ihnen sitzend zum Rindviehtreiben die Sporen gibt, schien er geschlagen worden zu sein. Alles in allem klärt das ja vielleicht im nachhinein, weshalb ich mir Pferde (ungesattelt) zwar gerne anschaue, aber einen Heidenrespekt vor ihnen habe — Dummheit schlägt nunmal gerne unvermittelt zu. Dann mag ich die dann doch lieber, am besten ohne Sattel, in der Boucherie Chevaline. Und Schweine, auch das eine neuere Erkenntnis, die ich hiermit an die solche Sauereien in jeder Art überaus schätzende Frau Braggelmann weiterleite, solle der Mensch ohnehin nicht unbedingt essen. Das habe keinerlei religiöse Hintergründe, erzählte mir der Forscher ausführlich via Bildungsfernsehen, keine im Judentum und auch keine im Muselmanischen verwurzelten, damit auch keine christlich-jüdische versus islamische (Kriegs-)Ursachen. Der Verzehr von Säuen sei nämlich eine Variante des Kannibalismus', da nämlich das Fleisch des Schweines dem des Menschen in der genetischen Beschaffenheit am nächsten käme. Dann doch lieber auf die Bunte Kuh.
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