GrünSpam Hätten mir die zu Pfeffersäcken mutierten Grünen so kurz vor der hamburgischen Wahl solch eine Portion Dosenfleisch in meine Referrer manövriert, ich wäre vermutlich eher noch in Aufwallung geraten als durch die Mitteilung eines sich nach körperlicher Liebe sehnenden Fräuleins aus der Taiga, das lieber aus fleischlichem Tun Energie bezieht als einen dürren Baum zu herzen. ![]() Eines scheint klar, zum Ismus des Vegetarischen scheint man mich nicht bekehren zu wollen, so wie neulich die ebenfalls aus dem wilden Westen kommende Botschaft, die aus mir einen kämpferischen Nichtraucher machen wollte. Andererseits ist es angenehm zu erfahren, daß es auch in den USA noch Kühe gibt, die Gras fressen und nicht nahezu ausschließlich genetisch umgebogenen Mais. Wenn ich auch in Zweifel gerate, ob ich mir angesichts derartiger bildlicher Präsentation 40 Pounds of Ground Beef at a Special Price bestellen soll, die mich irgendwie an die Produktpalette dänischer Hoffleischer oder anderer gewinnlerischer Sparschweinschlachter in Mecklenburg-Vorpommern oder gerade Niedersachsen erinnert, die von deutschsubventionierten Billiglohnarbeitern zubereitet und für Unternehmen ohne Grenzen steuerbegünstigt hin- und hergekarrt werden, um in schleswig-holsteinischen und anderen Supermarktregalen höchst preiswert angeboten zu werden, auf daß der Mensch nicht vom Fleisch falle. Nicht zu vergessen die Frage, ob es nicht Eulen nach Athen zu tragen hieße, mir solche aufklärerisch anmutenden Botschaften zu übermitteln, der ich schließlich mit José Bové und der Conféderation paysanne seit längerer Zeit nicht nur dieser Malbouffe-Industrie* die Grundmauern zu rammen versuche. Es gibt «Naivitäten», die ich pflege. Nun, nicht alles US-amerikanische befindet sich im Visier der fleischgewordenen Dame aus Alaska. Nicht erst seit gestern weiß ich, daß nicht alles so schlimm ist, wie dieser Leinwandheld es war, was aus dem anderen Amerika kommt. Auch Alice Waters stammt schließlich von dort. Aber die würde mir mit Sicherheit auch kein Dosenfleisch in meinem internetten Adreßbuch hinterlassen haben. * Malbouffe und José Bové
Töten als Broterwerb Viele Menschen, vor allem berühmtere, hatten außerordentlich viele Berufe, bevor sie endlich berufen wurden und dann nur noch einen hatten, etwa den des Hollywood-Schauspielers oder des Bestseller-Autors. Ich will jetzt gar nicht mit diesem Sinologen anfangen, der nach seiner Promotion sich auch noch achthundert Seiten lang habilitierte, weil es sonst nichts zu tun gab, aber anschließend dann doch Teller wusch oder noble Afrikaner und deren Cola in der Gegend herumkutschierte und Waschmaschinen und Kühlschränke verleaste und Gebäudeversicherungen und Zeitungsabonnements verkaufte an Menschen, die häufig auch deshalb in Sozialwohnungen lebten, weil sie des Lesens nicht nur ihrer Muttersprache nicht mächtig waren. So etwas gibt's ja nicht mehr, denn Chinesisch lernt der Mensch heutzutage bereits in der Kita, wie der frühere Kindergarten ins Neudeutsche übersetzt heißt. Ich gehöre zu denen, die nicht so viele abwechslungsreiche Berufe ausüben durften, dafür aber immerhin vorübergehend der interessanten Tätigkeit des Vernichtens anderer nachgehen konnten. Tatsächlich wurde für mich aus der zwischenzeitlichen Not heraus der Traum vieler Menschen wahr: Geh mer Tauben vergiften im Park. Nun, nicht immer waren es so hochkulturelle Umgebungen wie die, von der ein von mir wegen seines Sarkasmus einstmals sehr, geradezu hochgeschätzer Bekannter selig — ein Wiener Psychologe, wie anders? — immer wieder gerne auf die Liebe der Grünen entgegnete, das schönste Stück Natur sei für ihn der Englische Garten in München, im besonderen der, um beim Thema zu bleiben, Chinesische Turm, oder die noch rühmlichere Feldherrnhalle. Hin und wieder hatte mein Vernichtungswerk auch an profanen Bauwerken wie dem Arabella-Hochhaus zu geschehen, wo ich hoch oben auf dem Gerüst stehend durch das winzige Hotelfenster immerhin mit einem Großen wie dem Weltumsegler Rollo Gebhard ins Gespräch kam, der zuvor auch allerlei Berufstätigkeiten ausgeübt und eine gewisse Affinität zur Natur vorzuweisen hatte, vermutlich ebenfalls zur chinesischen, segelte er doch um die Welt, also mußte er dort auch mal vorbeigekommen sein. Es war also nicht die brotlose Kunst, die mir, der ich nichts anständiges gelernt hatte seinerzeit, vergleichbar mit dem Sprachkundler des fernen Ostens, zum Brot verhalf, sondern das Handwerk des Todes. Neben den Tauben tötete ich dann noch Kakerlaken und Ratten. Letztere kamen erst später dran, vermutlich, weil ich alles andere Getier bereits getötet hatte und man mich zu fernen Zeiten, als es noch so etwas wie soziales Gedankengut gab, in Arbeit und damit Brot belassen wollte. Zwar war ich ungelernt, aber nach einigen Wochen Tätigkeit nahe dran am Kammerjäger. Selbstverständlich nannte ich mich nicht so, denn das war, soweit ich mich erinnere und anders als der des Journalists, bereits ein geschützter Beruf mit mehrjähriger Ausbildung, und außerdem hätte ich damit jungen Damen gegenüber einen doch recht fragwürdigen Eindruck hinterlassen, denn im Anschluß daran war ich immerhin Lehrer des Deutschen für welche aus dem Ausland. Aber vermutlich wäre das gar nicht so unwohlklingend gewesen für ungeübte Ohren, spricht man doch auch von der Kammermusik, was schließlich leicht mit höfischem Umgang assoziiert werden kann. Als destructeur de vermines wäre ich vermutlich nichtmal beim belgischen Adel gut an- und damit ins Paradies gekommen. Ich komme darauf, da dieser Tage mal wieder der übelste Triebtäter in mir zugange war, der vorstellbar ist. Der Traum trieb mich an. Endlich wieder einen Blogbeitrag solle ich verfassen, gemahnte er mich. Er möge mich bitteschön in Frieden schlafen lassen, träumte ich zurück, schließlich hätte ich sozusagen ein altes Recht darauf, gemütlich im Ohrensessel zu sitzen und nichts zu tun als auszuruh'n. Alle Gegenwehr nutzte nichts, er war der Mächtigere. Wenn mir nichts einfiele, dann solle ich meine Phantasie gefälligst, wie in früheren Zeiten, in Bewegung setzen. In eine kleinstädtische Bücherei schickte er mich daraufhin. Es war deprimierend. Wo ich auch hinschaute, ich sah nur auf Buchrücken mit den Namen Inga Lindström und Rosamunde Pilcher, diese aus Pisa stammenden Klassiker des Intelligenzschwarms. Verzweiflung kam hinzu, war das doch alles in einer Sprache gedruckt, die ich nicht lesen konnte, weil ich sie nicht verstand. Als ich die kleine, von Volksspenden bestückte Institution bereits wieder verlassen wollte und darüber nachsann, wie ich mich an diesem Traum vorbeischleichen könnte, der vor der Tür darüber wachte, daß ich mich in meiner Bildungsunwilligkeit nicht einfach davonmachte, und ich zu dem fernsehdramaturgisch einleuchtenden Schluß gekommen war, der beste oder vielleicht schlechteste, aber auf jeden Fall ein Weg sei der durch das Fenster der Toilette, die auch vom Lehrkörper der angeschlossenen Sonderschule mitbenutzt wurde und auf den Pausenhof derselben führte, da blieb mein Blick an einem winzigen Regal mit wenigen Büchern hängen, an dem ein Schild befestigt war, das eine sütterlinartige Aufschrift trug: Fremdländisches. Als ich genauer hinschaute, las ich Veijo Meren noveliit, 1965. Als ich mich durch diese wunderschöne, aber auch zeitlich wie meine Jugend doch so weit entfernte und deshalb für mich mittlerweile äußerst mühsam lesbare Sprache kämpfen wollte, entdeckte ich direkt danebenstehend eine deutschsprachige Ausgabe: Veijo Meri, Erzählungen, 1967 bei Suhrkamp erschienen, übersetzt von dem großartigen Manfred Peter Hein (dem das berühmte oder auch berüchtigte Volkslexikon nicht einmal ein Wörtchen stiftet, jedenfalls nicht im Zusammenhang mit Meri). Sofort fiel mir Der Töter ein. Nicht nur, weil ich ja ebenfalls ein solcher gewesen war, sondern weil mir diese Erzählung augenblicklich fast komplett in die Erinnerung geriet. Mit großer Faszination hatte ich sie in den Sechzigern und auch danach mehrmals gelesen, diese Geschichte, die häufig als Kriegsliteratur bezeichnet wird, aber doch genau das Gegenteil bedeutet, indem sie in unwirklich scheinender Lakonik den Tagesablauf eines Scharfschützen im finnisch-russischen Winterkrieg beschreibt. Während ich so vor mich hintötete und nicht einmal mehr im Traum an den Türsteher dachte, der mich nicht hinauslassen wollte aus ihm, schweifte mein Blick etwas ab und geriet innerhalb des Regals links von Meri auf ein völlig verstaubtes Büchlein, das die Situation sozusagen kafkaesk, mittlerweile der wohl am häufigsten verwendete Begriff in Sportberichterstattung und Befindlichkeitsbloggerei gleichermaßen, geraten ließ: Die Verwandlung vergegenwärtigte sich meiner. Ich war wieder zurück in meinem «unruhigen Traum», meiner traumatischen Vergangenheit als Vernichter massenhaften Lebens, war hineingeraten in die Stahlgewitter des Käferologen. Als ich aufwachte, war ich tot. Wenn auch ungefähr so wie der finnische Töter, dem eine Kugel durch den Kopf geschossen war und der dann mit einem Loch in demselben weiterlebte. Sollte es tatsächlich jemanden interessieren, was ich als Kammerjäger so getrieben habe, bitte ich um Nachricht. Dann werde ich gegebenenfalls nächtlich meine traumatische Erinnerung befragen.
Zerstreute Betrachtungen ... Es bricht etwas auf in unserem Land. Eine noch vor kurzem nie erwartete Eruption hat einen riesigen Krater in die politische Landschaft der parlamentarischen Demokratie gerissen. An dessen Rand stehen etablierte Volksvertreter und schauen entgeistert in dieses «grüne» Loch. Eine neue Generation leistet Widerstand, stellt gegen eben noch selbstverständliche gesellschaftliche Normen neue Sinn- und Seinsfragen. Sie zielen auf eine Abkehr von einer Zukunft im Sinne rein materiellen Wohlstands, warnen vor einer technoid ausufernden Zivilisation. Hierbei geht es nicht nur um aktuelle politische Fragen, wohl aber um die Frage nach den Ursachen einer Bewegung, die sich die Farbe Grün, auch als Symbol für mehr Demokratie, aufs Banner gemalt hat, das weht als mahnende Fahne für die Errettung beziehungsweise Bewahrung unserer natürlichen Umwelt. Eine Teilantwort ist dabei in der Kunst verborgen. Sie hat von jeher ihre Wurzeln im gesellschaftlichen Gefüge. Dabei ist Ästhetik nicht etwa — wie gemeinhin angenommen — ein allein Schönheitsbewertungen unterworfener Begriff, sondern sie faßt alle Aspekte von Kunst und Leben zusammen. Historisch gesehen ist die Ästhetik die Lehre vom Schönen. Doch seit 1750 hat man sich mit Alexander Gottlieb Baumgarten von dieser These verabschiedet. Seitdem überschreitet die Ästhetik die Grenzen, umfaßt alle Aspekte des täglichen Lebens. So schrieb Friedrich von Schiller in seinen Zerstreuten Betrachtungen über verschiedene ästhetische Gegenstände: «Das Angenehme vergnügt bloß die Sinne und unterscheidet sich darin von dem Guten, welches der bloßen Vernunft gefällt [...]. Das Gute, kann man sagen, gefällt durch die bloße vernunftgemäße Form, das Schöne durch vernunftähnliche Form [...].» Das erinnert an das Postulat der Bauhaus-Gründer nach der guten Form, die auch das industriegefertigte Produkt ausweisen sollte, die sich ergibt aus vernunftbestimmtem Materialeinsatz und entsprechendem Gebrauch. Diese Architekten, Gestalter, Handwerker und Künstler strebten eine Formensprache an, die unter anderem von der Aufhebung der Gegensätze der einzelnen Disziplinen gekennzeichnet war. Architektur, Handwerk und Kunst sollten unter ein Theoriedach der Gemeinsamkeit, die Produkte sollten für jedermann erschwinglich sein, ermöglicht durch entsprechend schlichte Planung und Teilevorfertigung. Diese Ästhetik- und damit Gesellschaftstheorie veranlaßten die Nationalsozialisten, diese Institution 1933 zu schließen, die in der überseeischen Emigration überlebte und auch heute noch weltweit Einfluß auf die Gestaltung unserer Umwelt hat. Allerdings konnten Bauhaus-Lehrer wie Walter Gropius, Mies van der Rohe, Le Corbusier oder Hannes Mayer — es waren überwiegend Architekten, die die Direktiven vorgaben, aber auch Künstler wie Johannes Itten, Wassiliy Kandinsky, Paul Klee, Laszlo Moholy-Nagy und viele andere gehörten der Führung an — seinerzeit kaum ahnen, welche Mißverständnisse oder, präziser formuliert, gezielte Fehlinterpretationen das in den fünfziger und sechziger Jahren auslösen würde. Die funktionalistische Moderne, ursprünglich erarbeitet um einer höheren Lebensqualität aller willen, kam in der Phase des Wiederaufbaus der Bundesrepublik manch einem Großunternehmen und dessen Vasallen in den Architekturbüros und kommunalen Amtsstuben gerade recht. Was beispielsweise aus der Bauhaus-These der Umsiedlung in die Vorstädte entstand, nannte Bazon Brock: «Architektur als Verbrechen». Das hohe Maß an Aggressivität dieser, so Brock, «Kaninchenstall-, Legebatterien- oder Pissoirhausarchitektur» ist auch in energiefressenden Industrieprodukten enthalten. Obschon: Wer ist noch nicht der Faszination perfektionistisch gestalteter Produkte erlegen — einer eleganten Hochhaus-Spiegelfassade etwa, der Erotik einer Concorde oder gar einer Rakete. Auch der Kontrollturm eines Kernkraftwerkes, das Röhrengewirr einer Raffinerieanlage, das kinetische Spiel von Computerbändern oder gleisendes Neonlicht können schön sein, können Reize ausüben, die als ästhetisch zu bezeichnen sind. Wider besseres Wissen ist die Uraltkanone Freie Marktwirtschaft im Einsatz. Doch die frißt jedes aufkeimende Pflänzchen vernunftähnlicher Form auf, okkupiert sofort jeden Selbstgestaltungswillen. Das kulminiert architektonisch in der sogenannten Postmoderne, dem historisierenden Zusammentragen aller möglichen Baustile. Es hat den Anschein, als ob gewachsene optische Formen wie Säule, Giebel et cetera als Bedeutungsträger ausgeschaltet werden sollen, indem man sie in einer für die Baukaufhäuser aufbereiteten Ex- und Hoppfunktion verbraucht. Nach Meinung der Marktstrategen läßt Kreativität sich auch fördern, ohne daß der Konsumverweigerung Vorschub geleistet werden muß. Gedruckte Malvorlagen, ein riesiges Angebot vorgefertigter Basteleien im Kaufhausdesign — schließlich ist das Geschenk am vom Handel erfundenen beziehungsweise okkupierten Muttertag auch selbstfabriziert, also der eigenen Schöpfungskraft entsprungen (oder auch dem Mißverständnis der ohnehin so nie getanen Äußerung von Joseph Beuys, jeder Mensch sei ein Künstler) und der Kopf somit wieder frei für neue Konsumtaten. Aus marktpolitischen Erwägungen wird eine private ästhetische Ordnung vorbestimmt. Heraus kommt dabei das, was gemeinhin Geschmack genannt wird. Der mag die eigenen Verhältnisse zunächst befriedigen, den Augenblick des Genusses verlängern, kann aber kein übergreifender Lösungsvorschlag sein. Die permanente Reizüberflutung vernebelt dem Menschen die Wege, die ihn zur Selbsterkenntnis führen könnten. Aufkommender Wille zur Erkenntnis unterliegt im Kampf gegen den uniformen Geschmack. Die Gesellschaft, tanzend um das Goldene Kalb Bruttosozialprodukt, verzehrt sich in Nostalgie, die, nach Wolfgang Ruppert, nichts anderes heißt als «Verklärung der Erinnerung». Sie kulminiert in Trödel, Ramsch und wirklichkeitsverstellenden gigantomanischen Ausstellungen über Monarchien aus aller Welt; wobei hier die ewigen Sehnsüchte derer von unten eine elementare Rolle spielen, eines Tages doch noch in höfische Kreise aufgenommen zu werden. Und längst hat eine neue Glorifizierung eingesetzt. Gezeigt werden die Anfänge des Maschinenzeitalters — als Vorläufer materiellen Wohlstands. Seriöse Kulturwissenschaftler bemühen sich, Industriekultur aus der Perspektive der Arbeiterschaft zu dokumentieren. Und Kulturpolitiker machen, im Einvernehmen mit der Industrie, daraus ein wirksames Repräsentationsinstrument wirtschaftlicher Macht. Feierlich und geschmäcklerisch wird historische Wirklichkeit zudekoriert, wird nur noch die Schönheit der Form präsentiert. Selbstredend zieht der Handel mit und bietet der postindustriellen Gesellschaft High-technical-Accessoires für Haus und Garten an — Technikgeschichte im Trachtenlook. Der technische Vorgang wird nicht mehr mit ästhetischen Mitteln verstehbar gemacht. Ästhetik als Medium des Menschen, Zusammenhänge geistig (und somit sich selbst) zu erfahren, ist zu einem Objektivierungsmittel für eine kleine Minderheit verkommen. Doch die sitzt im Glashaus und nimmt am aktiven politischen Leben längst nicht mehr teil. Die Kunst wird konsumiert in monumentalen Zusammenschauen von Exponaten, die ihrem historischen Kontext entrissen und so zu Amputaten wurden. Der reflektierende Mensch hat Angst. Technische Potenzierung seiner körperlichen und geistigen Möglichkeiten sowie soziale Systeme der Existenzsicherung sollen Ängste bewältigen helfen. Dabei wird Kunst zur großen Ablenkung, zur quasireligiösen Ersatzhandlung. Kunst verkleidet und verbrämt eine immer bedrohlichere Wirklichkeit oder zieht sich dort, wo sie aufrichtig ist, aus der Darstellung der sinnlichen Realität zurück. In beiden Fällen gestaltet sie unser Leben nicht mehr, sondern verleiht unseren Lebensängsten Ausdruck. Doch eine neue Generation hat begonnen, neue Sinn- und Seinsfragen zu stellen. Vielen Menschen bedeutet die Rückkehr zum kleinen geschlossenen Kreislauf weniger neurotische Idyllisierung als neue Werterkenntnis. Doch bei aller Berechtigung einer Bewegung, die sich grün, alternativ oder schlicht Umwelt- und Naturschützer nennt: Es gilt, durch alle politischen Gruppierungen hindurch, einem neuen ideologischen Unwetter zu entgehen — einer neuen Heilslehre, die zur Volksreligion ausgerufen wird. Nicht geschehen darf, was der Kulturpolitiker und Schriftsteller Hermann Glaser die «Betäubung des Logos zugunsten des Mythos» genannt hat. Heim und Heimat Von Bau- und anderen Häuslern Steinbrüche der Formen Aus: Essay und Kritik — Fragen zur Zeit, Saarländischer Rundfunk (SR 2), Dezember 1983, hier leicht gekürzte Fassung
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