Selbstbefriedigung. Eigenherzselbstmassage. Eigenkommentar. Cœur qui souprire n'pas ce qu'il désire. (Ein seufzendes Herz hat nicht, wonach es sich sehnt.) Es ist offentlich, keiner will mehr mit mir spielen. Ich habe mich aber auch selbst zum Außenseiter stilisiert. Nein. Es hat lediglich den Anschein. Ich funktioniere nunmal anders als die Masse. Wenn es solche wie mich auch ebenso massenhaft gibt. Aber diese Andersschreibenden haben nunmal überwiegend ihre eigenen Seiten, auf denen sie meist unkommentiert vor sich hinschreiben. Sie haben, wie ich, ihre (vermutlich ebenso kleine) Leserschaft. Zu der ich gehöre. Ich kommentiere auch kaum. Aber kommentieren um des Kommentierens willen wäre eine Lösung, die niemandem Befriedigung verschafft. Und bei mir kommt noch hinzu, daß ich so verquast, so nach innen, häufig derart insiderisch schreibe, daß viele ob des Unverständnisses kopfschüttelnd abdrehen. Es liegt sicherlich auch daran, daß ich mir durch meine Privatisierung eine Auftrittsänderung leisten konnte. Auch früher war ich beim Verfassen von was auch immer bemüht, die Sprache nicht in den Hintergrund treten zu lassen. Die Reduktion von Sprache zugunsten des Transports von Inhalten hat mich häufig meiner Konzentration beraubt, das Germanisten- oder Kunsthistorikergschwalle nicht minder. Es geht auch anders; glücklicherweise war ich sehr lange Zeit in führender Position der Ästhetikbranche tätig, in der ich Langeweile in Kurzweil umoperieren durfte: Unter Ästhetik verstehe ich hier ausnahmsweise das landesweit obligate Mißverständnis, das italienische Estetica, von der Nägelpolitur bis zur Brustverkleinerung. Ich habe selbst jahrzehntelang sehr diszipliniert geschrieben, schreiben müssen, sogar unter den sechs Pseudonymen oder Noms de plume (deren Praktikabilität mich in meinen Anfängen, sozusagen während eines hochbezahlten Volontariats, meine Lehrmeister lehrten) und die ich mit tucholskyischem Vergnügen weiterführte, die ich seit den Siebzigern bei der VG Wort angemeldet habe. Doch nun muß ich endgültig nicht mehr verstanden werden — oder nur von denen, die zwischen den Zeilen lesen können. Vielleicht bin ich auch in den Altersp(r)unk geraten, der in immer dürftigere, weil minimaler (nicht minimalistischer, das ist ein Terminus technicus der Kunstschreibe, vielleicht gar als Termkuss [?] für die Neugehetzten in der SMS-1 oder in der Zwitscherschreibe2) gewordene Sprachkompositionen hineinverquert, die klingen wie eine einzige (einzigste?) Melodei und Rhythmus auf dem allabendlichen Volksmusikabend von Hessischem und Mitteldeutschem Rundfunk, dessen Niveau die anderen Bedürfnisanstalten sich zusehends annähern. Hier will ich, hier darf ich sein: mich ändern oder auch nicht. Vorgestern schaute ich hinein in eine sogenannte Talkrunde. Gezielt. Ich glaube es selber kaum. Ich. Talkshow. Wenn ich das Wort schon lese. Unvorstellbar, aber Tatsache. Moderatorin ist eine Frau, die ich jahrelang nicht ausstehen konnte, die mir geradezu körperlich wehtat, wenn ich, was einige Male vorkam, mich in ihrer Nähe befand oder gar neben ihr stand, aber auch ihr Bild im Fernsehen war mir unangenehm. Irgendwann im Lauf des vergangenen Jahres geriet ich beim Switchen3 in eine ihrer Sendungen. Ich war überrascht von ihrer Fragestellung, nicht von der Technik, sondern von der Intention und der Intension — bei ihr werden diese beiden Begriffe noch unterschieden, wie offenbar von ihren Gästen auch, bei denen ich den Eindruck habe, daß sie größtenteils von ihr ausgewählt sind. Es sind fast ausnahmslos Menschen, die etwas zu sagen haben, auch wenn sie (oder gerade deshalb?) nicht ständig im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen oder von einer Quasselrunde zur nächsten gereicht werden. In den Sendungen, die ich mittlerweile gesehen und gehört habe, wurde nie geschleimt, kaum eines dieser üblichen überflüssigen, weil inflationären4 Wörter. Bis auf eine, der bis auf hübsch pakistanisch auszuschauen nichts anderes einfiel als in dürren Wörtchen Gott vom Islam zum Christentum, saßen da Menschen, die sich gewandelt haben oder dieselben geblieben sind, nur eben auf eine andere, wandelbare Weise, ob das die gerade in mich hineinarbeitende Entdeckung, die nachgerade unglaublich empfindsam nachdenkliche Maria Schrader, ob das der kluge Michael Groß, der Leistung völlig anders definiert als die meisten von der gerade wohl deshalb untergehenden FDP, ob das der ungemein sympathische Oboist Albrecht Mayer mit seiner in jeder Hinsicht offenen Einblicksgewährung in sein Innenleben, ob das die Moderatorin Bettina Böttinger selbst ist mit ihren gleichermaßen einfühlsamen und bisweilen gar intellektuellen Fragestellungen, bei der ich gespürt habe, daß sie sich für das interessiert, mit dem sich ihre Gäste in ihrer Berufung beschäftigen. Intensive Beschäftigung mit der jeweiligen Thematik setzt das voraus. Da dürfte das Internet nicht ausreichen.. Womit ich wieder bei dem wäre, das gestern erneut zur Sprache kam zwischen der kunstsachverständigen Frau Braggelmann und mir: das Problem des Nichtverstanden-werdens. Ihr Pflegephall, ein meines Wissen universitätsdiplomierter, gleichwohl überwiegend in der Welt des schönen Scheins unterwegs seiender Journalist eines Alters, von dem man meinen sollte, die Ironie (vom vorgesetzten Selbst- fange ich erst gar nicht an) müßte ihm wenigsten ansatzweise noch bekannt sein, versteht sie häufig oder auch fast nie. Sie hat sich deshalb zwangsweise angewöhnt, bei einem elektroschriftlich geäußerten Witzchen eines dieser Zeichen anzufügen5, die darauf hinweisen, es sei scherzhaft gemeint. Gestern früh meinte Hans-Günther Pölitz von der Magdeburger Zwickmühle im samstäglichen Kabarettportait von Deutschlandradio Wissen, es werde immer schwieriger, man könne schließlich nicht jede Pointe erklären, nur weil die jüngeren Zuschauer keine Zeitung mehr läsen oder sich überhaupt informierten. Dieser jedoch bereits in die Jahre gehende Phallus kann ebenfalls nicht lesen, nicht nur die Kurzmitteilungen von Frau Braggelmann, sondern nicht einmal das, was an scheinbaren Oberflächlichkeiten im Internet steht. Wenn zu lesen ist, ein Künstler gebe ungern Interviews, hält er das für arrogant. Ein Journalistik-Studium mit vielleicht dem Appendix Germanistik reichte eben auch früher nicht aus, zwischen dem protestantisch geprägten Hochmut (versus Demut) und einem Stolz zu unterscheiden, der sich auf das eigene Können bezieht, hier eines Großmeisters der Künste, der, wenn überhaupt, nur auf Fragen anwortet, für die derjenige, der etwas zu wissen begehrt (wobei es unerheblich ist, daß er es auch noch am Markt des Papperlapapps zu verhökern gedenkt) tief eingetaucht sein muß in ein Leben, das mit Beruf(ung) gleichzusetzen ist. Wer so schlecht selbst zwischen den Zeilen scheinbarer Oberflächlichkeiten lesen kann, dem geschieht es (recht), wenn er von dem neuen gesellschaftlichen Phänomen der bewachenden Kraftmenschen aus dem Saal entfernt wird, weil er sich auf den Menschen (der selbst gar nicht bewacht werden will, dem dieser Schutz vermutlich behördlich verordnet wurde) stürzt, um mal eben ein Interview mit ihm zu «machen». Und wenn er obendrein nicht in der Lage ist, Adressen herauszufinden (neudeutsch: recherchieren6), über die er zarte Bande für ein eventuelles Gespräch knüpfen kann, dem gebührt zu recht Platzverweis. Aber der Begriff Journalist ist ja nach wie vor nicht geschützt, auch nicht vor mir, der ich, als ich noch ein solcher war, allerdings selten weniger als zwei Tage benötigte, um mich auf ein Gespräch vorzube-reiten. Aber ich war auch nie, von meiner Zeit als Spieljunge abgesehen7, für die wohlgewandete Glanz-und-Gloria-und-Glitzer-Glitter-Fachpresse tätig, in der so etwas in ein paar Minuten erledigt ist, wenn man lediglich die Kleidergröße und den Maßschneider von Lippen und Titten wissen muß. Où la chèvre est attachée, il faut qu'elle broute. (Wo die Ziege angebunden ist, dort muß sie weiden.) Ich verspüre mal wieder das Bedürfnis, aufzuhören mit diesem Internetgedipple. Da ich ohnehin ein kleiner, alternder, mittlerweile nahezu bewegungsunfähiger Bücherwurm bin, läge es nahe, nach unserer Apo-Opa-Devise zu handeln: Das Bißchen, das ich lese, kann ich mir auch selber schreiben, es drucken zu lassen und es dann im Boot aus Stein (dem Lithographie-Stein?) auf der langen Reise ins Meer mit hinauszunehmen und bei der umgekehrten beziehungsweise der zeitgemäßeren Witwerverbrennung alles in Rauch aufgehen zu lassen. Aber vermutlich werde ich dann doch wieder und weiter ein wahrer Internetvollschreiber bleiben, weil ich mir einbilde, ich hätte etwas zu erzählen, sei mittlerweile gar zur Species der Zeitzeugen zugehörig (wohl deshalb gebe ich immer mehr von mir preis), zumal immer weniger Bücher gelesen werden, ich also einer dieser abtretenden Akteure oder besser Comédiens im Sinne eines molièrschen Thespiskarrens und weniger seiner dann sehr hohen, höfischen Comédie-Française oder gar des schnellebigen Filmgefitzels bin. Eher so, wie der von mir nach wie vor hochgeschätzte, nicht so adelsnahe Dieter Hildebrandt während der oben erwähnten Runde meinte: Er mache das alles nur für sich, aber er genieße es durchaus, wenn manchmal jemand applaudiere. So bleibe ich wohl bei meinem elektrischen Tagebuch, in dem ich mein Leben sortiere, ordne, die Erinnerungen während des Verfassens beim Schreiben unordentlich aufhäufe und mir dabei zuschauen lasse. Ab und an kommt ja tatsächlich mal jemand vorbei und klatscht auch bei mir. Nein, ich erinnere mich nicht schreibend, um zu verdrängen. Ich will es zurückholen. Und ich bin unheilbar mitteilungsbedürftig. Um die Anmerkungen lesen zu können, berühre man mit dem Cursor die jeweiligen Ziffer.8
...
frueher bekam der kontrahent wenigstens noch den handschuh in die fr.... , äh ins gesicht!seien wir still schmunzelnd froh, dass besagter herr sich "literarisch" an anderen bunt und bild(ereichen) quellen labt - wobei...er verstünde diesen text ohnehin nur stark bepflastert mit besagten zeichen :-) Mein Vorhaben,
mindestens genauso witzig zu entgegen, etwas zum Fehdehandschuh zu erzählen, ist gescheitert. Sie haben mir wohl anläßlich Ihres sonnabendlichen Besuches ein paar Bazillen injiziert, die mir das Gehirn zermatschen und mich gar nicht zum Schreiben kommen lassen, weil ich mittlerweile beide Hände benötige, um dem Rotzlauf Einhalt zu gebieten. Deshalb vielleicht morgen, wenn ich wiederauferstanden bin (ich bin ein Mann, ich habe ein Recht, mit einem Infektchen totkrank zu sein). Und wenn, dann wird es wohl nicht lustich. Ernsthaftes durchflirrt meine Synapsen. Für die Seite 1.>> kommentieren Und bei mir kommt noch hinzu, daß ich so verquast, so nach innen, häufig derart insiderisch schreibe, daß viele ob des Unverständnisses kopfschüttelnd abdrehen. Da würde ich jetzt nur halbherzhig-höflichkeitshalber widersprechen wollen. ;-) Ich mache diese Zeichen, für die ich mal den (wie ich meine gar nicht schlecht gelungenen) Neologismus Gefühlsglyphe gefunden habe, trotz anfänglicher Ablehnung nun doch immer öfter im elektronischen Schriftverkehr. Denn in der Tat lehrt die Lebenerfahrung, dass es nicht gottgegeben ist, dass Ironie auch stets als solche verstanden wird. Dabei nehme ich mich selber von der Diagnose dieser defizitären Dysfunktion gar nicht aus, ich stehe auch schon oft genug auf dem Schlauch, etwa bei Kommentaren von der geschätzten Frau Herzbruch (oder der mir immer sehr willkommenen Vroni drüben bei den FAZ-Blogs). Zu mehr als dem so genannten Zwinker-Smiley mag ich mich allerdings auch nicht bequemen, irgendwelche subverbalen Sprachakte wie ^^ oder o_O überlasse ich gerne jüngeren Generationen. Ihre Halbherzigkeit
haben Sie wirklich feinhöflichst kundgetan. So habe ich es gerne.Diese. äh, Zeichen, ach, Sie haben sie ja benannt: Gefühlsglyphe ist wunderbar, das möchte ich weitertragen, darf ich? Was haben deren Benutzer im Übermaß denn früher getan? Ich muß annehmen, daß sie nicht soviel geschrieben haben zu Zeiten, als es noch kein Internet gab. Ich habe ohnehin den Eindruck, daß es bald nur noch Gefühlsglyphen im Schriftverkehr geben wird, die Abkürzungen nicht zu vergessen, denn der AküFi nimmt mittlerweile dramatisch zu. Das hat vermutlich damit zu tun, daß die sich alle einbilden, sie hätten keine Zeit. Sogar auf den von mir gerne zitierten mundgemalten Postkarten habe ich sie mittlerweile schon gesehen. Das Volk schreibt internetisch. Ich habe mir längst angewohnt, Abkürzungen wieder auszuschreiben, sicher als Gegenposition, aber auch, um Unklarheiten zu beseitigen. Und was schafft denn mehr Verwirrung als eine dieser Gefühlsglyphen? Ich weiß in der Regel nicht, was sie bedeuten, und muß deshalb nachschlagen. Wenn dann noch so ein zappelndes Bildchen hinzukommt, ist es ganz aus bei mir. Ich kann und mag das nicht lustich finden. Aber ich kann ja auch bei den Comedians in der Regel nicht lachen, das ist plattes sogenanntes Volkstheater, nicht besser als Millowitsch, Ohnesorg oder dieses Bayrische da. Womit ich wieder bei Hans-Günther Pölitz wäre, es kann aber auch Dieter Hildebrandt gewesen sein, einer der beiden hat gesagt, bei deren Publikum sei es leichter, es zum Lachen zu bringen, weil die Zuschauer nicht wüßten, was in der Welt vor sich ginge und deshalb eine Karikatur nicht verstünden. So ist das mit der Ironie. Ich will jetzt nicht schon wieder mit der Bildung anfangen in unserer Informationsgesellschaft ... Frau Herzbruchs oder anderer (ein paar gibt's glücklicherweise noch) Andeutigkeiten gefallen mir sehr. Da kann ich schmunzeln. Das ist das Mindeste. Auch ich mag mich gerne unterhalten lassen. Ich lache nämlich, wohl wider Erwarten mancher, ausgesprochen gerne. Und dazu gehe ich ungern in den Keller. Allenfalls, wenn sich ein Lachbrüller andeutet, weil ich, wie Sie, ein höflicher Mensch bin und nicht so einen Krawall machen möchte. Doch meistens schaffe ich es nicht. Es kommt jedoch auch nicht allzu oft vor, daß das Internet eine solche Situation herausfordert. Es wird mir eine Ehre sein,
wenn Sie diesen Begriff verwenden und weitertragen. Ich sehe es ja ansonsten nicht so, dass diese Form der nonverbalen Kommunikation grundsätzlich von Übel sei, mir stößt allenfalls die Dosis und Überfülle auf, ich habe noch gar nicht alle Zeichenkombinationen nachgeschlagen, mit denen ich (gerade auch im Mailverkehr mit der jüngeren Verwandtschaft) zugetextet werde. Dafür fehlt mir schlicht die Zeit. *zwinker-zwinker*zwinker-zwinker
Meine Güte, das hat ja Buchlänge. Das gehört ins Vademecum für die Korrespondenz zwischen den oberen Etagen.Man nennt diese spezielle Verbform,
die meine Eltern als "blöde Comicsprache" veunglimpften, übrigens Inflektiv.>> kommentieren Drei Kommentare
auf einmal nach dem Einschalten des elektronischen Fensters in die Welt. Da ist der müßiggehende Rentier fast überfordert. Aber er wird, auch noch nach Jahrzehnten, ach was, nach einem Leben, gemäß der Erziehung von Frau Mama (Papa war eher so ein moderner Mensch, so wie die heutigen, denen auch ein Tritt vors eigene Schienbein lieber ist als diese ständigen Verordnungen von Geboten und Verboten) artig höflich jeden einzelnen und der Gewichtung entsprechend beantworten. Nicht so im Klump abfertigen, alle auf einmal. Das fühlte sich ja an wie keine Zeit haben.Kommentar-Kollekte
Freunden Sie sich doch einfach mit dem Gedanken an, dass Sie nun einmal kein Mainstream-Blogger sind, Herr Stubenzweig. Wenn Sie sich derart weit aus dem Fenster lehnen, müssen Sie nunmal damit leben, dass sich nicht die Massen wieder zu Ihrem Fenster hineinlehnen.Und ich glaube, das können Sie eigentlich auch ganz gut. Sie gehen ja auch ganz souverän damit um, dass nicht jeder Hund an Ihrer Ecke das Bein hebt, oder? Sie schreiben in der Tat manches Mal insiderisch, das ist nun einmal so. Dennoch lese ich gern bei Ihnen, denn Vorgekautes gibt's anderswo schon genug. Manchmal habe ich aber auch einen Knoten im Hirn, dann kann ich Ihnen nicht folgen. Das muss aber nicht gegen die Qualität Ihres Blogs sprechen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich manch einer angesichts Ihrer Texte banal vorkommt (oder befürchtet, von Ihnen dafür gehalten zu werden, wenn er bestimmte feine Ironien nicht sieht oder aufgreift), und so trennt sich denn, was sich trennen muss. Kein Grund, aufzustecken. Und bitte, gewöhnen Sie sich nicht an, über deutsche Comedians zu lachen. Das wäre in der Tat der Anfang vom Ende. nur weil man nichts hört
muss das nicht heissen, dass man nicht gesehen wird. Und nur weil man sich vielleicht nicht verstanden fühlt, muss das nicht heissen, dass man nicht recht hat. Wenn keiner widerspricht, könnte man auch meinen, dass es so passt, und wenn jemand widerspricht, passt es dann auch wieder nicht, hm?! Sie müssen sich schon entscheiden, ob Sie nun insiderisch sind (das lässt mehr Platz im Fensterrahmen) oder ob Sie sich zu weit rauslehnen (da hat Fräulein Sturm mein Zustimmung), so dass keiner mehr reinschauen kann.In meiner Viele-Welten-Theorie geht natürlich auch beides. Posten Sie Ihr digitales Hab-und-Gut doch mal als Ausdruck an die Laternenpfosten Berlins (so es noch welche gibt). So gewinnen auch die Analogen Ein-en Aus-blick in und auf das Ihre. Ich fühl mich eigentlich ganz wohl, solange mich keiner verklagt ;) Jeder Hund
an meiner Ecke das Bein hebt? Der wird sich hüten. Wenn beispielsweise auf dem Grundstück gegenüber, beim eternitgeplagten Haus der norddeutschen Nachbarin, einer vor einiger Zeit hinzugezogenen Tierheilpraktikerin mit vermutlich eher weniger Patienten, wenn deren liebstes Schoßtierlein wieder mal zu Tirilieren anhebt und ich deshalb das Fenster öffne, dann stelle ich jedesmal fest, daß es schuldbewußt in meine Richtung blickt, sofort seine gestörten und störenden Laute einstellt und sich wieder in seine Hütte zurückzieht. Es weiß: Mir liegt eher das lautlose Lachen meiner Mimi. Sie streift ständig lächelnd draußen umher und achtet unter anderem darauf, daß keiner in die Nähe meiner Ecke kommt. Wenn sie mal nicht lächelt (siehe Bild), nehmen sogar die Marder im Haus Reißaus.Mir ist selbstverständlich klar, wie wenig ich viele beeindrucke. Dennoch habe auch ich, in letzter Zeit gar mit ansteigender Tendenz, mittlerweile einer Konstanz wie bei den freien Demokraten, ein paar Stammleser, über die ich mich freue; gleichwohl die meisten außerhalb meiner kleinen Welt sich über diese Zahl auf die Schenkel klopfen dürften wie beim fröhlichen Zusammensein im Fernsehstudio. Ich bin aber auch im klassischen Sinn (ich bin nicht sicher, ob man das schon sagen kann, aber Trödel wird längst als Antiquität offeriert) ohnehin kein Blogger, wenn ich auch manchmal ein bißchen so tue. Früher hatte ich unter anderer Bezeichnung eine eigene, längst gelöschte Seite im Netz, auf der so gut wie nichts los war, nun nutze ich technisch arg Bedürftiger seit bald vier Jahren die hiesige Blog-Weichware, die mir dankenswerterweise auch optische Zurückhaltung und Freiheit von Werbung und sonstigem Geklingle und Geplärre erlaubt, die mir dennoch und gleichwohl eine Öffentlichkeit gewährt, die mir zuvor verwehrt war. Geblieben bin ich indes ein Erzähler von Geschichten, die bisweilen Bezug zur Geschichte haben, etwa derart unterscheidend, wie Enzoo das erläutert hat. Wenn ich gut gelaunt bin, will ich einen Schwank mir machen oder eben die Welt nach meinen Vorstellungen ein wenig verbessern. Ich weiß wohl, daß es mir nicht gelingen wird. Das weiß ich, seit ich bis Mitte der Achtziger einige Jahre als Journalist tätig war. Deshalb habe ich mich aufs Motzen verlegt, aber Motz1 schleicht ohnehin durch meine Gene, es neigt an sich nicht zur Objektivität, die ich darzustellen für nicht machbar halte; demnach war ich ohnehin berufsuntauglich. Es kommt vor, daß ich melancholisch werde, dann muß ich eben ein bißchen klagen, jammern, und während dieses Vorgangs, vergleichbar mit dem kleistschen Verfertigen der Gedanken beim Reden, hier also im Fluß des Schreibens, ergreift sie häufig relativ rasch wieder von mir Besitz, die ironisch bis sarkastische Spiegelung der bösen Welt da draußen, die meinen kleinen heilen Elfenbeinturm bedroht. Das übliche Blogger-Geplapper interessiert mich tatsächlich wenig, eher schon das, was ich bei Ihnen sowie, beispiel- oder vorbildhaft, gerne beim blogish hartlinierten Einemaria lese. Ein offenbar zur Klatschbranche gehörendes Applaudieren wie bei Hofe würde mich genauso irritieren wie das des Publikums der neuen Komödianten, die sich Comedians nennen. Das klatscht wie wild und lacht um des Lachens willen ziemlich laut, wobei ich in der Regel nicht weiß, warum es sich so gebärdet, und ich frage mich des öfteren, ob es das selbst weiß.2 Als ich noch kulturjournalistisch unterwegs war, habe ich mich aufgrund meiner Tätigkeit immer wieder darüber gewundert, weshalb die Leute auch nach eher dürftigen Vorstellungen wie losgelassen Ovationen abfeuerten, die mich an meine Zeit im antiken Rom erinnerten. Wir erörterten das mal anläßlich der schillernden Festivitäten auf dem Grünen Hügel. Ein Kollege fazitierte schließlich: Der Publikum habe viel Geld ausgegeben, sich ein Costume gekauft, für die Dame ebenso, auch die Reise zum Olymp sei nicht eben billig gewesen, bisweilen mußte gar eine neue Karre samt vieler edler, starker Pferde her, die Karten hätten auch ziemlich teuer gekostet, ebenso der abschließende Besuch im Restaurant mit den für beide unüblichen sechs Gängen, das Spektakel an sich habe auch schon überheblich lang gedauert, obwohl es recht weit neben den eigentlichen, den eigenen Hobby-Disziplinen liege, aber die Gesellschaft verlange einem schließlich einiges an vorzeigbaren Opfern ab, und vor allem aber habe man beschlossen, sich zu amüsieren, was also bliebe ihnen anderes übrig, als eine halbe Stunde lang tosend in die Hände zu klatschen. Im übrigen bedanke ich mich — es war ein schöner Klang in meinem Klingelbeutel.
Während Ihre Texte mir in der Mehrzahl der Fälle das Gehirn erwärmen, erwärmte mir der Verweis auf Ihre Samtpfote das Herz. Herzlichen Dank! Selten hat einer die Kombination von Literatur und Katzentier so schön eingefangen, und mir gefällt Mimis tiefgründiger Blick.
Wissen Sie, ich zähle auch nicht zu den leicht zu erheiternden Menschen. Das hat man mir auch schon zum Vorwurf gemacht, ich verstehe es aber eher als Kompliment. Lassen wir applaudieren, wer applaudieren will, und schmunzeln wir mimiesk, wenn uns wirklich danach ist. Ich sollte Mimi,
hier vielleicht ofter zu Wort bitten. Unter ihrem mütterlichen Familiennamen Noiretblanc hat sie ohnehin Editorenrecht und gar ihre eigene Redaktion: Katzenleben. Aber wie sich das gesellschaftlich so entwickelt in letzter Zeit, auch die lebenserfahreneren Mädels (sie alleinerziehend, vier Junge, aber längst außer Haus; hatte daraufhin keine Lust mehr und sich ihre Gebärfähigkeit nehmen lassen) stomern lieber draußen herum. Es soll mir recht sein: Unsere ländliche Stille im friedlichen Landleben, andere nennen das Friedhofsruhe, ist bisweilen gestört, und so sorgt sie auch schonmal für Ordnung und verjagt kläffende Köter oder vom vielen Kabelbeißen besoffene Marder. Aber wenn sie das erledigt hat und überhaupt ihr Revier bereinigt, also auch dem vor ein paar Monaten hinzugezogenen Kater bescheidgestoßen, kommt sie zwischendrin ganz gerne rein, nimmt ein paar Häppchen Kaviar, greift zur Laute und erklärt nach dem Prinzip Barock und Lyrik mir dann ein Stündchen Adorno oder Beuys. Sie kann das besser als jeder deren Schüler, die mich in der Regel nicht zum schmunzeln zu bringen vermögen. Ich sollte sie wirklich mal wieder bitten.>> kommentieren famille (01.02.12, 11:08) (link) Was Blogs wert sind:
«Ein Ausmaß von Geschwätzigkeit, offenbar in der Hoffnung verfasst, erst gar nicht gelesen zu werden.˝ Wolf Schneider Mit Geschwätzigkeit
mag der «Papst des lebendigen Deutschunterrichts» ja mit Sicherheit die richtigen Kanzelworte gesproche haben. Aber mit der «Hoffnung, erst gar nicht gelesen zu werden» — na, wer weiß, vielleicht spricht er damit mein Unterbewußtsein sei an.
ach du meine güte. wer sich über ganze absätze darüber auslassen muss, welche meriten er seit jahrzehnten erworben hat, welch geschenk an die menschheit er ist und darob alle kritik teflonartig an sich abperlen lässt, sollte sich nicht wundern, wenn leute auf die idee kommen, dass die nannen-schule nur eine muckibude ist. weissischmein?
Diese Journalisten-KiTa
für Hoffnungsträger (Muckibude fürs Hirn?) von Henri Nannen ist es ja nicht allein, es gibt noch ein paar andere. Aber daß dieser altersschwache Gockel, dessen aus Verdienstorden und Jubiläumsurkunden bestehendes Selbstwertvermögen offensichtlich das Wasser nicht mehr halten kann, weit über alle Maßen hinaus diesem nach Aufwertungshilfe schreienden Beruf schadet, das läßt mich bisweilen an die Anstalt denken. Sogar ich als nicht «gestandener» Journalist, nach dieser Hochschul-Philosophie als Fachidiot gewertet, verstehe ja so langsam, daß sich etwas geändert hat im Lauf der Zeit. Er aber bedenkt sich fortwährend in den Läuften der guten alten Zeit. Es wird schon seine Gründe haben, daß ich, der ich die Entwicklung dieses Vereins einigermaßen mitbekommen habe und ihn durchaus schätzte und ihn sozusagen in guter, aber eben in weit zurückliegender Erinnerung habe, immer wieder versucht bin, ihn mit der ollen preußischen Gräfin Marie selig geistig in Verbindung zu bringen.Und vom Rand her schleicht sich dabei in meine Synapsen ein: der schöne Giovanni di coliana di Lucidità oder Fanale wäre vom Öffentlichkeitsbild her sicherlich geeignet, sich in Bälde in Herrn Wolfs alteuropäische Form des Pour le Mérite einzureihen. Als Journalist hat er mittlerweile genug Seltsamkeiten von sich gegeben, besser: Er ist wohl das, was sich die maturierten Lieschens und Fritzchens Müller unter einem journalistischen Vorbild vorstellen. >> kommentieren Spamming the backlinks is useless. They are embedded JavaScript and they are not indexed by Google. |
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