Pup Fiiie ... pfrrt-brrt

machte es am (dürftigen) Ende. Und das nach einem sich anbahnenden finale furioso, bei dem ich an mich halten mußte, in meiner Gier nach luxuriöser Speisenfolge nicht wieder ins Schlingen zu verfallen.

Es war ein fader, käseartiger Nachgeschmack samt dünnlichem Kaffeegebräu, das gut und gerne der Fabrik des Herrn Tricatel aus der Personnage von L'aile ou la cuisse entquollen sein konnte, jener außerhalb Frankreichs vermutlich ausnahmslos als Klamauk oder neudeutsch Comedy wahrgenommenen, sehr frühen ahnungsvollen Prophezeiung massenweiser Lebensmittelvergiftung. Daran ändert auch nicht der schlußendliche Versuch, die klägliche Neige mit einer Prise T. S. Eliot aufhübschend zu würzen, «verlegen um lautmalende Wörter, die ausdrücken sollten, was der Donner sprach». Der schriftstellerische horror vacui des zu schreibenden Anfangs ist mit diesem Ende wiederholt. Zu Beginn meines nun bereits eine ganze Weile anhaltenden Branchenlebens lehrte mich ein wohlgesonnener Mentor, eine Geschichte habe immer einen Bogen zu beschreiben: der Leser solle mit dem Ende nach Möglichkeit zurückgeführt werden an den Anfang, am besten inhaltlich assoziativ, auf jeden Fall zumindest sprachlich qualitativ, dabei nie in der einmal erzeugten Spannung nachlassend. Dieses ungeschriebene Gesetz wurde hier jämmerlich perforiert.

Ich hätte es bei dem dritten Viertel bewenden lassen sollen, allenfalls gerade noch ein Schlückchen darüber hinaus, als Absacker sozusagen, bevor die fahle Illumination in Form eines scheinbar alles zerstörenden Feuerwerks einsetzt. Dann wäre es ein wunderbarer petit mort gewesen: der kleine Tod als Synonym für den Höhepunkt der Lust und der Trennung vom (einstmals) Geliebten gleichermaßen. Oder aber: Hamilton-Paterson wäre (durch einen Lektor?) besser beraten gewesen, nach diesem furiosen, vorweggenommenen Finale um die groteske Schilderung des in sich zusammenbrechenden teilmafiotischen Ostblockgebäudes, geschuldet dem Begehren des im Buch fiktionierten, bulgarisch riechenden Landes, europäisch unioniert zu werden, den Schreiblöffel wegzulegen. Denn was danach kam, war das Auffüllen des außergewöhnlich reduzierten Fonds mit wässrigem Abfall ins eher Schlichte, sowohl inhaltlich wie auch formal (gleichwohl andere daraus noch eine ganze Buchsaucenpalette zur Auslieferung bereitstellen). Zumal ohnehin alles offen geblieben war vor der geradezu hormongefüttert hühnerbrüstigen Schlußzote, zu der auch noch Eliot herhalten mußte.

Das stößt mir nachgerade säuerlich auf. Am Übersetzer hat's nicht gelegen. Der hat sein vermutlich bestes gegeben, und das alleine ist bereits nicht eben wenig. Aber fehlende Ingredienzien lassen sich nachträglich ohnehin nicht hinzufügen beziehungsweise bleiben wirkungslos; das ist das kleine Küchen-Einmaleins. Folge ich also dem Lesetip und widme mich lobenden Wortes ihm.

Aber bevor dessen voraussichtlich literarische Leckereien auf meinem Lesetisch liegen, schaue ich erstmal wieder mit diesem Herrn in die Glucke* rein beziehungsweise mampfe bei Kolks blonde Bräute weiter:

«... und heude ahmd essen wir Schniddßl mit Pommfriddß. Ich mach mir Majonehse aufn Tella. Mahra Keddschobb. Und dann gehd se imma midttu Pommfriddß in meine Majonehse!! Daß kannich nich ab sohwaß!! Aw, ich bin faßd gepladdßd! Ich sach: Mahraaa —! Ich kann sohwaß nich ab ...»

* die, da kaum verschlüsselt, von mir in die Isestraße hineinidentifiziert wurde
 
Di, 30.12.2008 |  link | (1867) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Kopfkino


hanno erdwein   (30.12.08, 12:41)   (link)  
Hunger holt man sich bei Stubenzweig ...
hier gibt es stets handfeste anregungen, sich mal wieder so rundherum die Wampe vollhauen zu müssen. Sie Verführer Sie! :-)
Danke für die kulinarisch gelungenen Lesungen. Hanno


jean stubenzweig   (31.12.08, 07:55)   (link)  
Das Obere?
Oder mit dem Unteren? Sich die Wampe vollhauen?


bueddenwarderin   (30.12.08, 14:29)   (link)  
un mia rümgaadst
imma för, tets sooo süük sin, kort voor sükenhuus un so. Un nu smökerst du dickbuukd bäukers und beschrievst se bobento.

dabee ben ik dat: koort vorm dootblieven. ik brook süükenpleeg. komm na huus, lögenmul!!


hap   (30.12.08, 20:47)   (link)  
Die Weiberleit, die Weiberleit
ich versteh sie nicht, und je älter ich werde, umso mehr wird mir klar: Wenn ich geglaubt habe, sie zu verstehen, war's immer ein Missverständnis. Aber das hat sie ja auch über all die Jahrzehnte so faszinierend gemacht, die Weiberleit. Hier also das Wort zum Jahresende:
"Festigkeit der Weiber im Behaupten.
Eine Frau behaupte gegen ihren Mann, was sie will, und beweis' es, wie sie will, der Mann ist durchaus nicht im Stande, sie zu widerlegen und zu besiegen. Denn wenn er sie an Schlussketten und Rebefäden fest zu halten glaubt, so ist's so viel, als ob er einen Zwirnknäuel, der auf der Erde liegt, an dessen Faden in die Höhe zu ziehen suchte; er wird immer mehr Fäden in die Hand bekommen, und der ganze Knäuel wird sich darein verwandeln, aber auf dem Boden bleibt doch der Zwirnstern."
Möge uns der ungenannte weise Mann, von dem dies stammt, auch im nächsten Jahr beistehen, vielleicht gar ein lustiges Ratespiel nach seiner Person nach sich ziehen - aber kann mir den Beitrag von der "Bueddenw arderin" eine gnädige Seele übersetzen? Ich versteh nichts. Null. Nada. Niente. Nothing. Riäng. Uuuuäääh.
A guads Nois Joahr aus Minka!


jean stubenzweig   (31.12.08, 07:25)   (link)  
Ik ben een Lögenmul
Dat ist Platt, lieber Hans, irgendso ein Missingk aus dem Großraum Kiel. Dabei ist's gar nicht so platt da (ohweh, das war jetzt platt). Ausgrechnet ich Zug'roaster habe ich sie dazu inspiriert, ihre alten Fremd-, nein halt: Heimsprachenkenntnisse wieder zu aktivieren. So oder so ähnlich hat sie wohl mit den Bauern gesprochen, die in der elterlichen, seit sechshundert Jahren bestehenden Schmiede die Treckers zum Beschlagen vorbeibrachten. Na ja, sie vielleicht nicht, eher ihre Mutter zu ihrem Vater, wenn er sich mal wieder drücken wollte. Geht auch nicht, denn Muttern war nie krank, und Vatern auch nicht, der hat, wie seine Ehefrau aus einem mit etwa fünfzig Kilometern weltenfern stammenden Dorf, immer nur gearbeitet und ist schon gar nicht bücherlesend müßig durch die Lande gegangen. Also, hier die Übersetzung des altlinguistisch Dilettierenden oder linguistisch Altdilettierenden:

Und mir jammerst
du immer vor, du tätest sooo krank sein, kurz vorm Krankenhaus und so. Und nun schmökerst du dickbauchige Bücher und beschreibst sie obendrein.

Dabei bin ich das: kurz vorm sterben. Ich brauche Krankenpflege. Komm nach Hause, du Lügenmaul!


Die Mädels sehen das vielleicht etwas anders als wir – womit wir bei ihm wären: dieser «ungenannte weise Mann», der war wohl ein großer Wissender, ähnlich unserem Hausphilosophen Werner Enke, dessen Weisheit eingestickt über der kurz-vor-hinter-sibirischen Küchenesse hängt: Es wird böse enden.

Der bairische Wunsch für ein Gutes Neues Jahr aus München wird aufs heftigste erwidert – und richtet sich zugleich an alle anderen geschätzten und liebgewonnenen Leser und Schreiber meines Logbüchleins:

Bonne année ! • Buon Anno! • Feliz Año Nuevo • Glædig nytår • alegría, boa sorte, felicidade, saúde, éxito • Happy New Year • skål


bueddenwarderin   (31.12.08, 14:28)   (link)  
Döösbaddels!
ein weib zieht mehr als zehn ochsen.

"dat sünd leidenschaften" sä de ol scheper, da lepen em de Hamel weg ...















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