Generationenkonflikt Auch ich möchte endlich mal einer Generation angehören. Seit den frühen Achtzigern zwickt mich das leicht, als die damalige Gefährtin von sich als der Sandwich-Generation zugehörig sprach: zwischendrin. Von «damals», also von kurz nach dem Krieg könne sie nichts erzählen, und um bei den Altachtundsechzigern mitzureden sei sie zu jung als endfünfziger Jahrgang. Es sei eine Last, immerzu von der Zukunft sprechen zu müssen. Aber die ist ja nun auch vorbei. Doch nun komme ich. Nachdem ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, alle zwei Jahre würde eine neue Generation erdacht, weil sonst nichts mehr in der Zeitung oder ihrem onleinigen Ersatz stünde. Die Tage erst habe ich irgendwo den Begriff Generation X gelesen. Zwar hat sich mir nicht erschlossen, welche Bedeutung das X haben könnte, aber egal, Hauptsache Generation. Sowas wie Golf. Aber nicht das, von dem Kurt Tucholsky mal meinte, es sei ein mißlungener Spaziergang, sondern wie Florian Illies. Meine Güte, der ist mittlerweile auch schon älter geworden. Mein Zenit scheint überschritten. Aber ich will eben auch mal. Deshalb melde ich hiermit an: Generation G. Allerdings nicht wie der gleichnamige, bei Loch 13 verunglückte Ausflug ins Grüne, weil man mit so einem Gefährt eben nicht dorthin fährt, sondern dann schon mit einem solchen, das jetzt gerade von dem anderen aufgekauft wird, obwohl das ursprünglich andersherum geplant war. Also Generation G wie Gutenberg. Nein, der aufgegangene bayerische, genauer: fränkische Stern schreibt sich anders. Ich meine den wirklich antiken Herrn aus Mainz. So ließe sich auch sagen: Generation G wie Gensfleisch. Derjenige, der das erfunden hat, was seit einiger Zeit permanent für tot erklärt wird, was meistens bestritten wird in den Feuilletons der Zeitungen; was ja übersetzt in etwa heißt: weiterblättern. Aber ich kann das nicht beurteilen, bin ich doch befangen, gefangen obendrein in diesem ewigen Erinnern. Meine frühen Jahre waren bereits vom immerwährenden Leseprozeß und damit überwiegend von einer Mutter geprägt, deren Leben darin aufging, auch beruflich, etwas anderes kannte sie ohnehin kaum, sieht man von ihrer geradezu manischen Liebe weniger zu ihrer Familie als vielmehr zur Oper ab. So war es naheliegend, daß auch ich einen Beruf ergreifen würde, der etwas mit Literatur und Theater sowie vergleichenden und vergleichbaren Disziplinen zu tun hatte; wenn meine Mutter (als Prophetin der Krisen?) auch lieber einen Volkswirt gehabt hätte, meinem Vater war das schnurz, sein Lebenssinn war: Hauptsache glücklich. Das war ich dann eine Zeitlang am Theater, doch es wurde mir zu eitel dort, worauf ich zur Gegenseite übergelaufen bin. Doch dort fühlte ich mich irgendwann nicht mehr erhört, mit der ehernen Konsequenz, beim Hörfunk zu landen, von dem schon damals niemand mehr was hören wollte. Dann ereilte mich ein Ruf aus dem Verlegermetier. So bin ich letztlich doch beim Buch gelandet. was naheliegt, quasi immer griffbereit, und das Hören — von Musik eben. Für mich wäre es geradezu absurd, mich mit so einem Elektrodingens, wie KrethPlendi es anspricht und der ich hier ein bißchen was erzähle, in die Bahn oder in ein Flugzeug oder am Ende gar zuhause hinzusetzen. Ich packe dann eben die drei oder vier Bücher ein, Neues oder immer wieder erneut zu Lesendes, gerne besuche ich vor Reiseantritt auch noch eine nahe oder innerhalb eines Bahnhofs gelegene Buchhandlung, wenn die Auswahl sich dort auch zunehmend auf das beschränkt, was alle lesen, wenn sie's denn tun. Rollkoffer erleichtern den Transport ungemein; es sei denn, man möchte als stilvoller Mensch erkannt werden, weshalb man lieber eine antiklederne Verpackung schleppt, excusez-moi, schleppen läßt. Lesen eben und nicht Zuhören wie der Märchentante oder dem -onkel. Ich habe ohnehin manchmal das Gefühl, diese sogenannten Hörbücher sind für diejenigen geschaffen worden, die's mit den Lesebüchern nicht so haben, weil die so anstrengend sind, nicht nur beim Schleppen. Schließlich tönt es bald nur noch, da das Lesen als solches ja nicht mehr unterrichtet wird beziehungsweise vor fünfzehn Jahren Rechtschreibreform kapituliert hat; deshalb schreibe ich auch so, wie ich vermute, es einmal gelernt zu haben, und warte ab, bis eine der nächsten aus Politikern bestehenden Fachkommissionen die Kurve zu denen gekriegt hat, die mein Deutsch kreiert haben. Einmal mehr muß ich auf den geschätzten Gianni Celati verweisen (und zu einem Link verführen?). Wobei ich selbstverständlich unterschieden wissen will zwischen den dem Marketing lauschenden (Hör-)Verlagen und deshalb abgeordneten professionellen oder auch prominenten Erzählern von Gutenachtgeschichten auf ganzjährig weihnachtlich glitzernden Scheiben und Bearbeitungen literarischer Vorlagen, die früher überwiegend als Hörspiele ausgestrahlt wurden und deren ältere Fassungen man seit einigen Jahren kaufen kann, da die Rundfunkanstalten ihre Fähigkeiten als Trödelhändler entdeckt haben und den Fundus verhökern; ein Beispiel wäre der NDR-Gontscharow (was hat Gert Westphal eigentlich nicht gesprochen, manchmal möchte man glauben, es hätte nur einen Experimentator gegeben?), den irgendjemand irgendwann mal geschenkt bekommen hat und der nun «originalverschweißt» via Internet offeriert wird. Was mir allerdings einfach nicht einleuchten will, daß so etwas im untersten Archivkeller liegenbleibt wie die grandiose Inszenierung von Per Anhalter ins All nach Douglas Adams' Galaxis-Odyssee für den Bayerischen Rundfunk. Ich hatte Anfang der achtziger Jahre das Vergnügen, bei der Hörspielproduktion dabeigewesen sein zu dürfen — damals mit etwa 150.000 Mark eine der aufwendigsten Hörfunkproduktionen innerhalb der ARD. Ursprünglich sollte August Everding Regie führen, doch der war verhindert. Dann übernahm glücklicherweise Ernst Wendt — und alle kamen, sogar Bernhard Minetti für einen einzigen Satz. Die anderen auszugsweise: Dieter Borsche, Rolf und Markus Boysen, Barbara Freier, Hans Korte, Klaus Löwitzsch, Hans Reinhard Müller, Doris Schade. Entdeckt und als Stoff empfohlen hatte die Geschichte seinerzeit eine Hörerin des Bayerischen Rundfunks, die sich in einer Londoner Buchhandlung in The hitchiker's guide to the galaxie festgelesen hatte. Zwar hatte ich alles auf (drei) Kassetten aufgezeichnet, ich erinnere mich wie heute, ein Virus hatte mich hingestreckt, aber keiner vom Schwein, das hatte seinerzeit noch andere Aufgaben, als Gazetten zu füllen, und so nahm ich unter Schweiß die Bänder auf, aber die gingen verloren, als ich meine Plünnen auf verschiedene Orte verteilte. Weshalb darf ich so etwas nicht nachkaufen? Ich will mich nicht als Exot gehandelt wissen. Auch in meinen Regalen steht der eine oder andere geschenkte Gaul, dem ich nicht nur nicht hineinschaue, sondern der manchmal sogar in mein Ohr darf. Einen bestimmten Oblomow habe ich sogar vor einiger Zeit in mein EiBückchen hineingespeichert, weil ich dessen Bettgeschichten hin und wieder auch schon mal ganz vorgelesen bekomme, wenn ich nächtens einsam unter leichter Hoteldecke liege, zumal ich sie alle drei recht gerne mag: Millberg, Manteuffel und Sander, wobei ich letztere noch gut aus antiken Theaterzeiten kenne, als es noch kein guter Ton war, anderswo zu sprechen als auf einer Bühne. Aber mittlerweile lädt die nächste Generation sich so etwas eben runter oder holt sich all die Damen und Herren via Internet ins Haus. Auch ist es verständlich, daß der eine oder andere ein paar Centimes verdienen möchte, zumal aufgrund der zu rettenden Finanzkrise das eine oder andere Haus demnächst dichtgemacht werden wird oder bereits worden ist; man kennt es, von früher oder später. Wenn ich so lese, was ich da mal wieder notiert habe, muß ich mir ernsthaft die Frage stellen: Gehöre ich am Ende gar längst der nächsten Generation an, der Generation MP3, die nicht mehr liest, sondern nur noch sabbelt, wie alle Feuilleton-Darsteller im Internet, weil sie keiner mehr lesen mag? Höre ich zuviel und lese zuwenig? Gehe ich demnächst nicht mehr mit Büchern, sondern mit meinem Eibuck ins hotelene Bett und lasse mir die Finanznachrichten vorlesen? — Nein. Ich schlafe lieber beim Fernsehen ein, noch anders: ohne es kann ich es gar nicht. Außerdem ist die Klapprechenmaschine zum Behufe der Anrufung irgendwelcher ominösen virulösen Formeln ohne mich unterwegs. Ich lese doch lieber noch ein wenig. Gerne solche Sachen, deren gruseliger Rätselhaftigkeit ich seit vielen Jahren oder auch Jahrzehnten auf der Spur bin und die ich als Privatier nun endlich weiterverfolgen darf: «Gebe der Himmel, daß der Leser, erkühnt und augenblicklich von grausamer Lust gepackt gleich dem, was er liest, seinen steilen und wilden Weg durch die trostlosen Sümpfe dieser finsteren und gifterfüllten Seiten finde, ohne die Richtung zu verlieren; denn wofern er nicht mit unerbittlicher Logik und einer geistigen Spannung, die wenigstens seinen Argwohn aufwiegt, an diese Lektüre geht, werden die tödlichen Emanationen dieses Buches seine Seele durchtränken wie das Wasser den Zucker.» Sowas geht einfach nicht elektrisch. Lautréamont. Die Gesänge des Maldoror. Erster Gesang, erste Strophe. In: Das Gesamtwerk. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort versehen von Ré Soupault. Reinbek 1963
Nachdem die mobilen Abspielgeräte endlich das tun können, wovon ich dereinst sehnsüchtig träumte - nämlich ohne zu leiern, zu springen, empfindlich zu sein, in brauchbarer Qualität Klang wiederzugeben - stelle ich fest, dass ich sie nicht benutze. Weder Musik noch Sprache höre ich damit, vielleicht verbringe ich auch zu wenig Zeit in einsamen Hotelbetten oder auf dem Strampelfahrrad im Fitnessstudio (bei dem, so hört man, die Kopfhörer inzwischen Standardzubehör sind). Und auch die Idee, sich manches vorlesen zu lassen, statt die eigenen Augen zu benutzen, so verführerisch sie manchmal ist, verwerfe ich alle paar Monate dann doch wieder. Die Zeit bspw. bietet einzelne Artikel zum Hören an, man braucht nur draufzuklicken, aber das tue ich nur selten und zum Spaß - nämlich wenn ich wissen will, mit welcher Betonung, mit welcher Attitüde (sachlich? Spöttisch? Ironisch? Überheblich? Wie ein Nachrichtensprecher? Wie ein Aspekte-Moderator?) dieser Beitrag wohl vom Vorleser interpretiert wird. Insgesamt erlebe ich da zu viele Enttäuschungen, als dass es mich reizen könnte, eine Gewohnheit daraus zu machen. Zwei-, vielleicht drei Male
habe ich mir's angeIch habe im übrigen die jahrzehntelange Erfahrung gemacht, daß Autoren ihre Werke besser nicht selber lesen sollten. Dann lieber einen, der's kann. Selbst wenn's ein Promi ist. Zwar sind wir ein paar Jährchen auseinander, aber antik sind wir beide irgendwie. Doch bei aller Hochachtung, das Strampelpfadfahrrad hätten Sie mir trotzdem nicht unterschieben müssen. Und dann auch noch mit Knopf im Kopf!
es ist wie mit analog- und mobiltelefonie: kaum funktioniert das eine, *kchrsx*ndere!
die buchhörerei: ich habe erst neulich auf langen autoreisen damit begonnen; es kann aber auch eine rechte qual sein, neulich peinigte mich frau sawatzki andauernd mit der "geisel gottes" . ich habe zum schluss immer vor wut aufgejault. (es ging um die pest, es war also kein einmaliger faux-pas.) Was hat gepeinigt?
Das Thema? Oder war Frau Sawatzki so pestig.
Na, Herr Stubenzweig, das höre ich doch bis hierhin, was das gepeinigt hat! Der Unterschied zwischen stimmhaften und stimmlosem "S"-Laut ist ein bedeutender. Und so sehr ich Freund der Dialekte bin (man spricht nun mal südlich des Dings fast jedes "S" stimmhaft aus, auch bei "Wasser" und "Kassel" - dafür wieder nicht bei "Sekt" und "Selters" - komisch), in einem hochdeutsch gelesenen Text wirkt das ganze dramatisch falsch. Und dass die Frau Sawaddsgi hier hochdeutsch und nicht hessisch spricht ("hessisch" mit - ach, Sie wissen schon), davon gehe ich mal aus. Oh, oh, das hätte mich auch böse kestört, Herr fert.
Daß Frau Sawaddsgi
wie weiland der Geheimradh Göhde hochdeutsch babbeld, das war mir neu (aber wir sehen uns auch ziemlich selten). Dabei hat die feurige Rote doch mal eine Schauspielschule besucht. Nun gut, nicht überall wird auf Sprechunterricht sehr viel Wert gelegt, wie etwa an der Neuen Münchner von Ali Wunsch-König, da hat die körperliche Präsenz Vorrang, zum Frankfodder Folgsdeader gelangt man über diese Institution allemale. Am Ende war sie damit gemeint, damals im Bahnhofsviertel? Als Darstellerin, selbstverständlich. Zumal sie, wie ein großes Kulturmagazin reich bebildert verkündet, «plant zukünftig komische Rollen zu spielen», wohl etwa in diese Richtung.Vielleicht also doch lieber Gert Westphal auch noch als die Geisel Gottes. Nun ja, das kann er glücklicherweise nicht mehr. Hauptsache, er wiederaufersteht nicht und fängt auch noch zu singen an. Ich habe nichts gegen ihn. Es war einfach nur zu viel.
Huch!? Was ist das denn für ein Filmchen? Kann man das bei der Arbeit gucken? Ich habe ganz erschrocken die Cheftaste gedrückt.
Sie ist mir zuerst sehr unangenehm aufgefallen in einer dümmlichen Privatsenderkrimireihe namens "AS - Alexander Stein", worin der porschefahrende Privatdetektiv eigentlich genau den Max Ballauf spielte, der er damals schon war, nur privatsenderhafter, und seine spätere Tatort-Kollegin war die intelligente und total tiefgründige Dame aus dem Gewerbe, die's in solchen Reihen nun mal braucht. Erst als verhuschte, traumatisierte und grenzwahnsinnige Frau Sänger aus FF/M begann ich sie zu mögen, und das ist ja nun leider vorbei. Sie stört mich nicht,
ich habe nichts gegen sie. Aber, wie erwähnt, wir sehen uns auch sehr selten, da fällt sie nicht weiter ins Gewicht (mit ihrem Gesicht). Sie hat eben eines der vielen Gesichter in der deutschen Filmlandschaft, die immer nur eines haben, wie die erwähnte Münchner Schauspielschule besonders viele hervorgebracht hat, nachdem der damalige Bundeskanzler für seinen Freund Kirch das Privatfernsehen eingeführt hatte. Meine Güte, fünf endlose Themen in einem Satz. Soeben lese ich, daß unsere Protagonistin aus dem Süden stammt und immerhin Praktikantin war an den Münchner Kammerspielen und unter Dieter Dorns Regie filmisch agiert hat. Also nix mit Gödhes Hochdeudsch. Dann hat sie, und davon ist ja vermutlich die Rede hier, einen anderen Sprachfehler, dessentwegen man sie vom öffentlichen Besprechen weiterer Hörbücher abhalten sollte, trotz «Deutschem Vorlesepreis». Aber der scheint ohnehin aus der Nähe zu Pisa (Schirmherrr Peter Kloeppel) zu kommen (bei Christian Brückner schien man sich über die Richtung noch nicht so recht im klaren gewesen zu sein).
zwischendurch muss doch mal ein redakteur zur zurechtweisung vorbei gekommen sein, danach war kurze zeit mal von "geißel" die rede, danach alternierend (je nachdem wohl jemand gerade auf toilette oder kaffee holen war), zum schluss wieder eine "geisel" (ihres dialekts). ich ging wirklich auf dem zahnfleisch.
meiden sie also großräumig "fliehe weit und schnell" von fred vargas, gelesen von s.o. (zudem war ich fasziniert, mit wie wenig handlung man einen ganzen roman [~400seiten] bestreiten kann! dafür hätte auch die hälfte gereicht...) Dieses Buch
mir vorlesen zu lassen, hatte ich ohnehin nicht vor. Auch selber lesen werde ich's wohl nicht. Trotzdem haben Sie mich neugierig gemacht. Und was lese ich dann?Fred Vargas Fliehe weit und schnell Gelesen von Susanne von Borsody Die aber habe ich nicht als sprachfehlerbehaftete Schauspielerin in Erinnerung (auch wenn sie meines Wissens keine Schauspielschule besucht hat; aber vielleicht hat sie das nachgeholt und ist daraufhin ins Stolpern geraten). Aber die große Preisfrage: Wer denn nun? Oder gibt es eine weitere Einspielung?
sie haben recht und ich mich völlig falsch erinnert.
ich leiste hiermit inständig abbitte bei frau sawatzky frau von borsody war's. es war ja auch nicht wirklich schlecht, nur dieses eine ständig falsch vorgetragene wort bereitete mir kopfschmerzen (neben einigen recht exaltiert betonten französischen worten. wenn selbst mir das schon auffällt.) Ouf ! oder Mon Dieu !
Jetzt müssen wir Frau Sawatzky aber einen Liebesbrief schreiben. Oder eine Eloge. Sowas in diese Richtung jedenfalls. Aber wen oder was hat denn Herr Nnier da gehört? Eine Kopie von Ihnen, auf die Sie Sawaddsgi geschrieben haben?Nachtrag: Ah jetzt. Beim Nochmallesen habe ich es begriffen. In meinem Kopf schwirrt etwas davon herum, Frau von Borsody habe eine Zeitlang in Frankreich gelebt, sich zumindest öfter und jeweils länger dort aufgehalten. – Vielleicht hatte sie ja dort Sprechunterrricht. Nachtrag: Ah jetzt. Beim Nochmallesen habe ich es begriffen. >> kommentieren Generation Gensfleisch,
auch nicht schlecht. Wobei ich gestehen muss, dass ich Ihnen Ihr vorgebliches Unwissen, wofür das X in Generation X (ich hatte dem Begriff dieser Tage auch den Link zum entsprechenden Wikipedia-Eintrag hinterlegt) steht, nicht so recht abkaufe. Selbst einem Mindermathematiker wie mir leuchtet völlig ein, dass das X hier als die übliche Variable des bis dato Unbekannten zu verstehen ist. Also wie die geheimen X-Prototypen der US-Air-Force, die X-Files oder deren Gelsenkirchener-Barock-Vorläufer Aktenzeichen XY. Und ja, von Generation Y war verschiedentlich auch schon die Rede, aber dieses Fass mache ich hier jetzt nicht auf, sondern reihe mich wieder ein in meine Alterskohorte, zu Frau Uferblume, den Herren Kid37 und der_papa sowie unserem allseits hochgeschätzten Kommentator monnemer.Aktenzeichen XY,
das kenne ich selbstverständlich. Aber ohne Y sagt(e) mir das das wirklich nichts. Doch weiß ich jetzt wenigstens, wo ich es gelesen habe.Nichts zu danken.
Ich fühle mich auf alle Fälle hinreichend geehrt dadurch, dass Sie das Thema aufgegriffen und für sich weitergesponnen haben. Ich hatte neulich ja schon gestaunt, als SIe die Geburtsjahre Ihrer Eltern nannten...Nicht ganz leicht
hatte ich es mit den beiden. Damals war es durchaus ungewöhnlich, von einer vierzigjährigen Mutter in die Welt gesetzt worden zu sein; große Altersunterschiede zum Mann waren es nicht, gab es seinerzeit doch mehrere ausschweifende Anlässe zur Witwenproduktion. Mein Vater als der knapp dreißig Jahre ältere war allerdings eindeutig der «progressivere» (Eltern-)Teil; ihm dürfte ich mein sehr lang anhaltendes Jungsein zu verdanken haben, was einer gewissen Komik nicht entbehrt, wollte ich doch immer älter sein, wie er möglicherweise. Hinzu kam die Tatsache, daß sie in wilder Ehe lebten, was meine zudem sehr viel mehr noch als er im 19. Jahrhundert lebende Mutter (für deren Jungfräulichkeit bis zum Lebensbund ich allerdings nicht garantieren kann) nicht unbedingt glücklicher machte, nicht nur, weil das wegen unserer Nomadiererei immer wieder zur Sprache kam. Aber mein guter alter Herr, kein Sugardaddy, sondern recht treusorgend, wenn auch ständig körperlich abwesend, den ich nur bis zu seinem Neunzigsten hatte, ich also zwanzig war, hatte gnadenlos und zu keinem Kompromiß bereit alle Konventionen aus seinem Leben getilgt.Das waren Generationsprobleme. Dreißig Jahre waren der geringste Zeitraum. Deshalb irritiert mich das so, in immer kürzeren Abständen ständig neue Generationen ausgeworfen zu sehen. Wobei es wohl zu berücksichtigen gilt, daß es vor allem der Buch- und Zeitschriftenmarkt sein dürfte, der hier als Urheber zeichnet. Die damals von der Gefährtin angeführte und hier erwähnte «Sandwich-Generation» war vermutlich bereits eine eher ironische Reaktion auf einen sich anbahnenden Rummel; sicher bin ich allerdings nicht (mehr). Der Buch- und Zeitschriftenmarkt
hat sicher "Aktien drinne" in diesen Generationsfragen. Und zwar nicht nur primär, um den eigenen "content" möglichst zielgruppenoptimiert an den Mann, die Frau und das Kind zu bringen. Gerade die Zeitschriften (und andere werbeführende Medien) , die ja auch die Anzeigen- und Spotwerbung möglichst zielgenau an die richtige Konsumentengruppe heranführen sollen, haben in den vergangenen Jahrzehnten viel Geld in Marktforschung gesteckt, Verbrauchertypologien entwickelt, Lebensstile und Werthaltungen erforscht, um ihren Werbekunden mehr über ihr Publikum erzählen zu können. Die sogenannte "Sandwich Generation" war aber, wenn ich mich recht entsinne, tatsächlich noch ein empirisch fundierter Begriff, der auf bestimmte soziodemographischen Beobachtungen gründete. Was Ihre Eltern-Konstellation angeht, die ist sicher mehr als nur ungewöhnlich. Ich denke, das mag dazu beitragen, dass Sie sich den gängigen Generationsmustern auch nicht so recht wiederfinden. Die «Sandwich-Generation»,
das hörte ich 1983 zum erstenmal von besagter Dame. Bis eben war ich der Meinung, sie hätte das Copyright auf diesen Begriff. Und nun Sie mit Ihrer berufenen Anmerkung, die mir im Nachhinein einleuchtet. Denn zu oft habe ich mit ihr darüber gesprochen, als daß das eine rein private Ursache hätte haben können, waren wir beide mit solchen Themata beruflich wie privat doch nun wahrlich nicht beschäftigt. Vermutlich hatte sie es irgendwo gelesen oder gehört und mich, so mein Eindruck, auch ironisch kontern wollen, weil ich mich über solche Äußerungen gerne lustig gemacht habe. Außerdem hatte sie seinerzeit verständlicherweise kleine Probleme mit dem ständigen Gesabbel über '68, das damals eine Zeitlang in unserem Umfeld beinahe ärger virulierte als heutzutage die Schweinegrippe.Nun,
1983 kann Ihre besagte Dame durchaus Urheberin dieses Begriffs gewesen sein, mir begegnete dieses Stichwort erst deutlich später. Es ist, wie Sie sicher auch aus eigener Erfahrung wissen, ja auch nicht so, dass solche Wortfindungen immer nur einer Person zuzuschreiben sind. Ich selber habe auch schon versucht, Schlagworte zu prägen und irgendwann festgestellt, dass auch schon andere vor mir auf die glorreiche Idee gekommen waren, es genau so auszudrücken. Der frühere Chefredakteur einer Fachzeitschrift, für die ich arbeite, brüstete sich mir gegenüber mal damit, dass er in einem Editorial seines Blättchens den Begriff "Medien-Flaneur" geprägt habe, da habe er sozusagen Copyright drauf. Worauf ich ihm leider eine Fundstelle zeigen konnte, die zweifelsfrei belegte, dass ausgerechnet der von uns nicht sonderlich hochgeschätzte "Freizeitforscher" Horst Opaschowski den Begriff schon Monate vorher verwendet hatte. Richtig gute Ideen hat man selten ganz alleine, das war die Lehre, die ich für mich aus dieser Episode zog. Oder anders gesagt: Originalität besteht oft darin, nicht zu verraten, wo mans her hat. ;-)Mit 68er-Diskursen darf man mir übrigens auch gerne gestohlen bleiben, dazu ist nun wirklich von (fast) allen alles gesagt. Beim Stöbern bin ich
auf ein Buch gestoßen, das wohl die «Sandwich-Generation» um- oder beschreibt. Ich habe es noch nicht gelesen, kann mir aber nach den Besprechungen vorstellen, daß es genau das ist: Rainer Moritz' Ich Wirtschaftswunderkind.>> kommentieren Daß der Begriff *Generation X* von Douglas Couplands gleichnamigen Buch übernommen wurde, ist Dir aber schon klar, oder? Und eigentlich beschreibst Du das, was der Autor damit ausdrücken wollte, ganz gut. Eine Generation, die Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger heranreifte und eigentlich überhaupt kein Ziel mehr hatte. Karriere, Familie, Umwelt, Politik - alles egal. Aber nicht konträr egal wie beim Punk, als Antithese zur Gesellschaft, sondern affirmativ egal. Wurde dann in den Neunzigern quasi zur Leitkultur und imho erst durch die Partizipationskultur des Internets wieder etwas aufgebrochen. Verblüfft bin ich
dann doch ein wenig. Das war mir nicht klar. Ich kenne das Buch nicht, auch vom Titel hatte ich noch nichts gehört. Das mag daran liegen, daß mir ein Generationen-Buch gereicht hat und ich schon zuvor ohnehin immer gleich abgedreht habe bei sogenannten Bestsellern oder gar «Kult»-Büchern. Das einzige gelesene war ein Geschenk mit Widmung. das zu lesen ich schon aus Höflichkeit gezwungen war, zumal ich mich dazu auch noch irgendwann äußern sollte. Heute könnte ich das nicht mehr, weil alles weg ist aus der Erinnerung.Dennoch bin ich ein wenig irritiert. «Affirmativ egal» ist mir persönlich nicht begegnet, jedenfalls nicht in meinem unmittelbaren Umfeld. Die Gleichaltrigen saßen durchweg fest im Sattel oder ritten sattellos, aber durchaus fröhlich, weil von Trends oder Streams unberührt, durch die Landschaft. Und die Jüngeren, die etwa ab 1960 geborenen, strebten in der Regel irgendwie irgendetwas an, durchaus Karriere und Familie, Umwelt und Politik sicher nicht im Sinne von Karriere, aber dennoch meinungsstark. Als Douglas Couplands Generation X herauskam, haben wir, darunter auch Zwanzigjährige, uns gemeinsam über Peter Sloterdijks Buch Europa erwacht aufgeregt. Doch ich saß wohl ziemlich im Elfenbeinturm, Kontakte nach draußen fanden kaum statt. An den Hochschulen, ja, dort habe ich aufkommende Wurschtigkeiten festgestellt, was das gesellschaftliche Engagement betrifft. Aber das waren dann auch bereits die etwas später Geborenen, vermutlich diejenigen, deren Erwachen in Cicero und Monopol aufgehen würde. Mein Glashaus scheint mir den Blick nach draußen verwehrt zu haben, weshalb Generation X mir verborgen geblieben sein muß. Anzunehmenderweise kann nur auf diese Weise solches Nichtwissen zustandekommen, von dem bereits Tucholsky schreiben sollte: Es gibt keinen Neuschnee. Das wiederum
setzt nun mich in Erstaunen. Ich meide die Büchsterstapel auf den Bestseller-Tischen zwar auch weiträumig, aber ich hätte nicht unbedingt gedacht, dass man als Medienmensch oder zumindest Artverwandtes an der Kenntnisnahme zumindest des Romantitels hätte vorbeischlittern können. Andererseits muss ich gestehen, dass dafür die Debatten um Sloterdijks "Europa erwacht" in meinem unmittelbaren Sicht- und Hörfeld keinen großen Widerhall fanden.Medienmensch
im heute allgemein verstandenen Sinn bin ich ja schon lange nicht mehr; oder besser: war ich eigentlich nie bzw. nur bedingt. In den Anfängen wollte ich das sicherlich einmal werden, doch dieser «idealistischen» Illusion, etwas bewirken zu können, war ich relativ bald beraubt. Ab Mitte der achtziger Jahre habe ich mich zu absentieren begonnen in Richtung (m)einer Insel der Glückseligkeit, auf der ich keine Trendlisten oder ähnliches mehr zu verfolgen gezwungen war. Nun ja, so richtig interessiert hatte mich das auch nie. Es war zu meiner aktiven journalistischen Zeit schwierig genug, mich solcher Kollegen zu erwehren, die sich beispielsweise wegen von mir eingesetzter Zitate [sic] wie «Ekklektizismus» oder «Trommeln in der Nacht» tagelang nicht mehr einkriegten. Dem stellvertetenden Leiter einer Redaktion für politisches Tagesgeschehen, deren oktroyiertes Kulturfeigenblatt ich eine Zeitlang war, war so etwas noch nie untergekommen. Der Chef dieses Experten-Vereins, den ich beim intern so genannten «Wahllotto», der Erstellung von Prognosen politischer Wahlen, dreimal hintereinander düpiert hatte, sagte irgendwann, als ich mal wieder um mir fest zugesagte Sendezeit kämpfen mußte, weil einer Politikerdauersprechblase wegen mein ohnehin bereits extrem gekürztes Gespräch mit Jean-Pierre Ponelle zur Bedeutung der Medien für die Bühnen auf einen Satz zusammengeschnitten werden sollte: «Wenn sie aus meiner Sendung einen Kulturbeutel machen wollen, schmeiße ich sie raus.» Da bin ich dem zuvorgekommen. Und mit meinem Abschied entschwand aus dem politischen Alltag auch die Kultur, die dort etwas für Spinner oder Bauern war. Da machte ich zunächst einmal wieder anderswo Theater. Später war ich beruflich dann fast völlig in einem anderen Thema verschwunden. Privat nahm ich Neuigkeiten und auch Akutes zwar weiterhin wahr und diskutierte das auch, aber nach anderer Gewichtung. Die Prioritäten waren eben andere – Sie haben es ja erwähnt, wie unterschiedlich sich das auswirken konnte. So kam der Generationen(Golf)-Strom eher zufällig und nur kurz vorbei, um dann wieder abzudrehen. Die Welt begann seinerzeit, sich enorm zu verändern. Ich hätte diesen mir nicht sonderlich genehmen Wandel als Medienmensch nicht verhindern können, So wurde ich konservativ, im Sinne von conservare, also bewahren – vor allem meiner selbst. Gerade noch rechtzeitig hatte ich festgestellt, daß ich drauf und dran war, in einem betonierten Kanal kerzengerade einem Ziel entgegenzuschwimmen. Da bin ich rausgehüpft aus diesem Streckbett und mäanderte fortan plätschernd für mich hin. Das eine oder andere Ziel ergab sich auf dem Weg. Und nun ist ohnehin Ruhe im Schacht. oktroyiertes
Ich bin Ihnen so unendlich dankbar, daß sie nicht, wie so viele, "aufoktroyiert"geschrieben haben.Ich hatte bereits den Eindruck "aufaufgezwungen" wäre mittlerweile allgemeingültiges Deutsch. Für das schiefe Pisa
bin ich eben zu alt, obendrein gehöre ich als Marseillais ohnehin zu den antiken Griechen. Vergessen werden darf allerdings auch nicht: Fremdwörter sind Glückssache.Ich hätte aber auch gleich, Sie weisen darauf hin, aufgezwungen oder aufgedrängt schreiben können. Denn eigentlich neige ich nicht unbedingt zur Fremdworteritis, wenn diese Unart, der auch ich mal verfallen war, auch manchmal aus früherer schlechter Gewohnheit durchbricht. Hier aber ergab sie sich zwangsläufig in Assoziation zum «Eklektizismus», dessentwegen der Herr stellvertretende Redaktionsleiter drei Tage lang rückwärts im Dreieck gesprungen war. Und bisweilen ist es zudem so, daß ein Fremdwort tatsächlich aussagekräftiger erscheint – oder man (ich beispielsweise) oft genug auf die Schnelle gar nicht weiß, wie das deutsche Wort dafür lautet. Aber mir erscheint das als ein allgemeines Problem, sich gebildeter ausdrücken zu wollen als man ist. Besonders bei Akademikern (ab Generation Golf?) fällt mir das häufig auf, die oftmals ansonsten keinen (un)geraden Satz zu schreiben in der Lage sind, geschweige denn ottographisch korrekt; Germanisten keineswegs ausgenommen. Es sind vermutlich meist diejenigen, die selbst an den Gelehrtenschulen die toten Sprachen abgelehnt haben (durften). So schreibt man's eben (ab), wie's alle schreiben, besonders gerne Journalisten – wenigstens das müssen die schließlich wissen. Nur so konnte ja eine Rechtschreibreform zustande kommen. An die ich mich beispielsweise nicht halte; wobei ich nicht einmal weiß, ob ich dadurch zum Gesetzesbrecher geworden bin. Aber verunsichert bin ich dennoch oft, und seit einiger Zeit sicherlich immer öfter; der Wille zur rechten Schreibung erlahmt offenbar zusehends. Allerdings mache ich mir bei Fremdwörtern, jedenfalls meistens, die Mühe, in dicken und interessehalber manchmal auch eygentümlichen Büchern nachzuschauen (aufs Internet verlasse ich mich nicht!), um mir die Peinlichkeit zu ersparen; früher war das nämlich mal eine, ich bin eben so erzogen worden. Außerdem gehörte es mal zu meinen Aufgaben, Sätze und Wörter zu bügeln. Wobei ich mittlerweile längst nicht mehr sicher bin, ob da nicht die eine oder andere scharfe Kante zustandekam. Und heute könnte ich nicht einmal mehr ein Diktat korrigieren. Aber das ist ja wohl ohnehin längst in Pisa-Bologna untergegangen? Die gesamte Thematik taucht hier im übrigen innerhalb der Rubrik lingua franca immer wieder mal auf, ein wenig debattiert wird unter Korinthenzählereien. Wen es also interessieren sollte, das meiste ist dort gesagt.
Der alte Friedrich! "...für das Ansehen der Muttersprache zu kämpfen..." (stark gekürztes Zitat aus der Festrede der ersten Hauptversammlung des Deutschen Germanistenverbands zu Marburg am 29.09.1913)
Der Kluge ist auch für mich ein steter Quell der Zerstreuung. Ich schlage auf, suche ein bestimmtes Wort, stolpere über ein anderes und vergesse darüber das Erstgesuchte... jaja Der ordnungsgemäße Gebrauch von Fremdwörtern imprägniert mir übrigens besonders. Eine Macke habe ich allerdings, wenn jmd. als und wie verwechselt. Ich weiß nicht warum, aber es fällt mir auf und ich muss an mich halten, um nicht mit erhobenem Zeigefinger zu korrigieren. Den Genitiv indes, den nutze ich nur heimlich... Heimlicher Genitiv?
Warum? Gut, ich höre und lese ja immer wieder mal, es sei altbacken oder auch, neudeutsch, «oldschool», den zu nutzen. Doch das dürfte Ihnen doch sonstwo vorbeigehen. Ich empfinde es als bedauerlich, aber auch bemerkenswert, daß auf diese Weise ein weiteres Stück Vielfalt verlorengeht. Zumindest diejenigen, die ihn intus haben, sollten ihn weiterhin benutzen.Aber wahrscheinlich ist mir in meiner Verbissenheit lediglich die Ironie verborgen geblieben. alte Schule
ich unterscheide, wie die Schwaben, durchaus zwischen Schrift- und gesprochener Sprache ;o)"Hör enns, wemm ist der Auto da draußen?" "Mich, wieso?" - "Entschuldigen Sie bitte, wessen Auto parkt denn dort draußen vor der Türe?" -"Es ist das meinige, warum fragt er?" Ich schreibe allerdings nicht so viel...
Mein Favorit: Der wo vor mir fährt, dem sein Auto. Mundart oder nicht, da habe ich mich jedes Mal gewunden...
Ich vermute mal,
die individuellen Idiosynkrasien variieren auch stark nach der Herkunftsregion. "Der, wo" oder "dem sein" kenne ich halt von zuhause aus dem Rhein-Neckar-Delta. Dafür kriege ich fast konvulsivische Zuckungen, wenn jemand am Frühstückstisch fragt: "Wo isn der Butter?"Alles außer Hochdeutsch ...
Hier und da eben. Oder auch: dies und das. Besser als wie sich gar nicht mehr wundern. Am ehesten verschmerze ich – bei dem sich ohnehin irgendwie ein Sympathie-Gen eingeschlichen haben muß – von jeher die norddeutschen sprachlichen Verunfallungen; letzteres ist übrigens, viele Jüngere wissen das gar nicht, ein rein schweizerischer Versuch, hochkanzleideutsch zu sprechen. Der Deutsche, der sich gerne über die sprachlichen Unzulänglichkeiten dieses kleinen Inselvolkes im europäischen Meer lustig macht, hat diese Abstrusität klaglos üernommen. Wie schlußendlich auch; letztendlich war offenbar zu langweilig geworden. Oder vor Ort. Das reißt mich vielmehr als alles andere. Als es losging mit der Integration dieses Begriffs aus der Bergmannssprache ins Hoche Deutsch, als das richtig schick wurde, habe ich Autoren oft gefragt, was die Feuerwehr denn dann mache, wenn sie vor Ort sei bzw. ob sie denn dann irgendwann auch zum Brandherd an den Ort vorrücke? Es hat nichts genutzt, heute spricht jeder Dorfpolizeisprecher so, wenn er denn vor Ort ist. Die «Phrase», wie Klaus Bölling das vor noch gar nicht so langer Zeit leicht distinguiert bezeichnet hat, ist gnadenlos gesamtdeutsch geworden. Solches schreckt mich mich nach wie vor, während ich bei regionalspezifischen bzw. dialektischen «Verdrehungen» schon immer eher Milde walten ließ, nicht zuletzt deshalb, da alle Hochsprache darauf fußt. Es reicht ja aus, ein paar alte Bücher oder Schriften zu lesen, um zu erkennen, woraus sich das alles gebildet hat bzw. was gebildete Menschen daraus gemacht haben. Womit wir bei dem Butter wären. Eine ehemalige Kollegin, nach wie vor Vorsteherin eines Magazins für Gebildete und die, die es sein möchten, zu Recht promoviert über die schönen Künste und von einem in Philosophie und Chemie doppelten Doktor geehelicht, kurzum, zuhause in der Welt der Gebildeten, wurde fuchsteufelswild, als ich Fremdling mich in den Anfängen unserer Gemeinsamkeit einer Büroetage über den Butter lustig machte. Nie und nimmer hätte ich dieser feinen, wahrlich wohlansehnlichen und überdies ungemein sympathischen und tatsächlich toleranten Dame diesen geradezu derb klingenden Furor zugetraut. Der Vortrag, gehalten in, auf daß ich das auch verstehe, gemäßigtem Bairisch war sehr ausführlich und endete seinerzeit im Fazit, daß hier in München, in Bayern eben nunmal so gesprochen würde. Vor zwanzig Jahren habe ich heimlich leicht den Kopf geschüttelt, relativ bald kam ich allerdings zur Besinnung. Sie hat, lange vor den Dialektmoden, mit denen Menschen jiddisch zu lernen bereit waren, dabei Rotwelsch und nicht zuletzt Dialekte nicht sonderlich schätzten, nichts anderes getan, als ihre Sprache, die Vielfalt zu retten. Es wird uns kaum gelingen. Siehe oben. Dabei es ja kein rein deutsches Problem. Mit zunehmender Euroglobalisierung – und ein bißchen auch Internetisierung – gehen die Sprachen dahin. In Frankreich beispielsweise ist es noch nicht solange her, daß man mit einem Bein im Kerker stand, wollte man zum Beispiel Bretonisch oder Okzitanisch unterrichten. Ach ja, die revolutionären Politiker. >> kommentieren Nebenbei bemerkt:
Daß die Qualitätsjournalisten es nicht nur mit den Fremdwörtern nicht so recht haben, haben wir erörtert. Ein paarmal schon habe ich darauf hingewiesen, daß sie auch bei deutschen Begriffen «leichte» Unsicherheiten zeigen. Sprach doch die Sprecherin heute – als ich noch funkte, hätte eine solche sich geweigert, es zu sagen – des Führers Dauergeliebte sei von «kindischem» Wesen gewesen. Gemeint war eindeutig kindlich. Das ließe sich problemlos fortsetzen. Qualitätsjournalisten
huiuiuiui... ein großes Wort!Guck mal! (hörte ich als Hausaufgabenbetreuer des öfteren), ich (also, ich selbst, nicht die Hausaufgabenbetreuten), also ich, ich sah damals, in der Zeit, als ich nicht funkte, sondern einiges aus den deutschen, bisweilen nahezu europäischen Haushalten, analog in "shotlisten" aufzeichnete... so, fein, Faden verloren... Nochmal: "Isch hab da ja mal ne Zeit lang Feder jeführt..." oh, Schriftsprache... Nochmal: Ich habe einige Jahre die Dokumentation und Archivierung eines TV-Formates betrieben -und wahrlich! - einiges gesehen und gehört! Journalist als Berufswunsch (die Familie hat es so gewollt, die anderen auch und der Liebhaber (der mit den Kontakten) sowieso)... Solange es öffentliche Meinungsforen wie des (eigentlich wollte ich "dem" schreiben ;o)) Verzeihen Sie bitte einem bäuerlichen Niederrheiner, bitte... Solange über eine Sprache diskutiert wird, ist sie nicht tot! obwohl, im ersten (und letzten) Jahr meines Latein- Unterrichtes diskutierten Lehrkörper und Ich über Zizero oder Kikero...
also, mal ohne Flachs... in Kommata, da war ich seit jeher kreativ....
Leicht verwirren
tun Sie mich heute. Hier bei mir, wenn Sie die Feder führen. Da drüben bei Ihnen bin ich das ja gewohnt, wenn der Pinsel ... Ja, was tut der eigentlich?Ich verzeihe (fast) alles. Bei «fast» fällt mir wieder die Geschichte von Zimmerschied ein. Daß sie tot ist, die Sprache, das behaupte ich auch nicht. Aber daß sie zunehmend reduziert wird, das bedaure ich durchaus. Allerdings werde ich auch immer wurschtiger. Ich muß nicht mehr lesen, was mir nicht behagt. Und das mit dem ollen Römer, wie der nun richtig angesprochen werden möchte, das habe ich bis heute nicht kapiert; es wird ja wohl nach wie vor heißköpfig debattiert, jedenfalls habe ich es mehrfach erlebt. Ich habe es nämlich nachholen müssen damals, das kleine L, und deshalb wohl kurz danach alles wieder vergessen; na ja, ein paar Rudimente sind noch vorhanden. Ob Sie's mir erklären? Sie haben ja offensichtlich für das große L. viele Jahre geübt.
Verzeihung, Sie haben recht! Ich war anscheinend völlig verwirrt...
Das L. habe ich nur ein Jahr genossen, danach wiederholte ich das Schuljahr mit einer lebenden Sprache. Und der Berufswunsch Journalist, der gehörte zu einigen anderen Personen... Es war im übrigen ein sehr seltsamer Abend, an dem ich obiges schrieb... ts, Abende gibt´s... ...am besten, ich lösche den wieder, den Beitrag... Der Mensch an sich
hat manchmal eben so seine Tage (oder Abende) der Verwirrung. Lassen wir's also stehen, sozusagen aus dokumentarischen Zwecken. Was Guido Knoop kann, können wir schon lange.
vermutlich werde ich dafür irgendwann mal im "Ministerium für Liebe" büßen...
>> kommentieren Gehört und gelesen
Das hier wird eine Spalte für Randbemerkungen zum (Qualitäts-)Journalismus. Wer möchte, der möge nachtragen.Kulturkanal 3sat: Der «französische Architekt» Le Corbusier.» Der Baumeister Charles Jeanneret ist in der Schweiz geboren, dort zur Schule gegangen und hat dort auch studiert. Als Dreißigjähriger ist er nach Paris gezogen. Nun ja, wer so heißt, der muß wohl Franzose sein. Feuilleton ist ja auch französisch. Phoenix (wie üblich Wiederholung irgendeiner ARD- oder ZDF-Sendung): Udo Walz, Ku'damm Ecke Uhlandstraße. Der Meister der Frisiererei hockt direkt neben der Galerie Nothelfer, zwar noch vor der S-Bahn, aber eher schon an der Kantstraße. Das erinnert mich an die in den Achtzigern (und heute wohl übliche) von Immobilienhändlern erfundene Schreibweise «Nord-Schwabing» für Milbertshofen. Beim Laufbandsender n.tv: «Die arktische Kälte hat Deutschland fest im Griff», während zugleich Temperaturen um die fünf Grad minus angezeigt werden. Ob die wissen, wo sich die Arktik befindet? sprachwindungen
ist ja schon eine weile her, dass hier diskutiert wurde. ich haette aber auch einiges beizutragen gehabt und fuege dies nun nachholend ein. aus einer region stammend mit - historisch bedingtem - eigenwilligem umgang mit der deutschen sprache geschah es mir einmal im doerflichen tante-emma-laden, dass ich den kaffee - jacobs kroenung, etwas anderes gab es damals nicht - nicht finden konnte. die verkaeuferin rief von der kasse nach hinten: "gugge se links - nee linkser!" mir hat diese originelle verwendung des komparativs durchaus imponiert, das inflationaere hantieren mit superlativen hingegen oedet mich an, insbesondere in den varianten, wo die steigerung ins hoechtsmass eigentlich schon im wort gegeben ist.doch sitze ich hier im glashaus, denn ich erlaube mir aufgrund von faulheit und kastrierter tastatur, auf kleinigkeiten wie umlaut oder grossschreibung zu verzichten. ich bedauere das sehr, denn in meinem wahren leben bin ich strikter verfechter der alten rechtschreibung und - zugegeben - ein liebhaber der orthographie vor 1901. Linkser gugge –
ist das Hessisch? Dort meine ich das jedenfalls gehört zu haben. In diesem sprachlichen Zonenrandgebiet war ich eine Zeitlang zugange. Es könnte allerdings auch sein, daß ich es aus Mainhattan kenne, wo diese gewisse, nach Ebbelwoi duftende Weichheit eher hinpassen würde. In keinster Weise spricht man im spitzen Norddeutschland so. Gleichwohl wird letztgenannte Steigerung mittlerweile allüberall gebraucht, gerne auch von sogenannten gebildeten Menschen.Trösten Sie sich – bald haben Sie wieder eine Tastatur mit Sonderzeichen, und dann geht's voll groß und klein ab. Sicherlich werden Sie auch bald eine mit einer Thun-Taste finden, denn es gibt ja immer irgendwelche Leute, denen radikale Minderheiten wie unsereiner Thür und Thor für den Geldflusz öffnen. Vorwärts mit der Rechtschreibrestauration! Dann muß Herr Duden auch wieder neu ran – wenn der auch mittlerweile daran gewöhnt sein dürfte, ständig umschreiben zu müssen. Und ein bißchen was im Täschchen ist ihm dank der Lobbyarbeit seiner vielen Experten möglicherweise auch geblieben dabei. >> kommentieren Spamming the backlinks is useless. They are embedded JavaScript and they are not indexed by Google. |
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