Bis auf den FKK-Bereich keine Änderung

Keine Unhöflichkeit. Eher das Gegenteil: Ein der unsäglichen Länge wegen hierher verlagerter Kommentar auf Das Projekt der Dezivilisierung.
«Soweit ich Norbert Elias verstehe, beschreibt er den Prozess der Zivilisation als unilinear, wenngleich wellenförmig. Hin und her, aber vorwiegend hin. Hin zu feineren Sitten und besserem Verhalten — besser entspricht hier mächtigerem. Die Sitte als Machterhalt, Zivilisierung als Abgrenzung zum Pöbel. Zivilisierung als Kampftraining für den Mächtigen. Sein Handeln auch mal im Zaum halten zu können, um die Rache noch fieser zu gestalten. Wir sind sicher keine militaristischen Spartaner, aber was macht uns zu einer Zivilgesellschaft?»
Ich gestehe, das Buch damals zur Seite gelegt — wahrscheinlich, weil ich lieber hopsen gehen oder den Ku'damm rauf- und runterfahren wollte — und es seither auch nicht wieder in die Hand genommen zu haben. Meine dürftige Erinnerung mündet allerdings in das schmalen Wissen, daß er die Entwicklung vor allem am Beispiel des Hofs des Sonnenkönigs aufgezeigt und nicht als Gesellschaftsmodell für die Neuzeit propagiert hat. Aber ich weiß zuwenig, um Elias' Nähe oder gar seinen Einfluß auf heutige gesellschaftliche Verhaltensweisen sub- oder objektiv, auf keinen Fall seriös beurteilen zu können.

Die an der Oberfläche wieder auflebende Bürgerlichkeit als Ursache für heutige Strömungen heranzuziehen, ist das nicht ein wenig überzogen? Mir ist nicht bekannt, daß seine Schriften neuerdings wieder diskutiert würden. Oder bin ich zu schlecht informiert? Und ich frage mich, aus der Sicht Ihrer Argumentation, darüber hinaus, ob Elias auch nur ahnen konnte, wohin die Gesellschaft(en) sich entwickeln würde? Ich bezweifle, daß er diesen nun herrschenden weltumfassenden Frühkapitalismus dieser mit allem handelnden, alles zu Geld machenden Rabauken in neuhöfischen Gewändern im Blickfeld haben konnte. (Es wäre wohl besser, erstmal einen Ausflug auf den mit Kartons bücherner Vergangenheit — bei mir wird nichts weggeworfen, oder besser: keiner will's haben — beladenen Dachboden zu machen und nach dem Buch zu fahnden [es kann allerdings sein, daß die Mäuse das Gestern zerfressen haben]).

Ihrer Perspektive stimme ich in Ihrer Argumentation (und der von Noëlle Burgi sowie allen so Denkenden) absolut zu. Was Griechenland betrifft, war mir klar, daß es so kommen würde, daß diejenigen das würden ausbaden müssen, die am wenigstens dafür können; ich habe es auch immer wieder mal angedeutet, bin aber deutscherseits größtenteils auf Mißfallen gestoßen. Aber das mit Elias zusammenzuführen, das käme mir nicht in den Sinn — siehe oben.

So muß mein Kommentar mir zur Randbemerkung geraten: «Wieder mehr Verantwortung für den Einzelnen ...». Ja. Das heißt aber auch im Umgang miteinander. Wer nur aufeinander eindrischt, wer fortwährend pöbelt, weil ihm fortwährend über die Medien eingeredet wird, er habe Rechte, in der Arztpraxis, in der Bahn, beim Kramer, im Supermarkt, und es in Umlauf gerät wie eine Latrinenparole, bei der der eigentliche Inhalt des meinetwegen «gesitteten» oder auch moderaten Umgangs miteinander verloren geht, der darf nicht damit rechnen, daß es ihm freundlich aus dem Wald zurückschallt. Halten Sie den freundlichen, meinetwegen höflichen Umgang miteinander für einen Auswurf des Machtstrebens? Ich meine mit Höflichkeit nicht das angelernte US-amerikanische Verkaufsgeflöte und auch nicht die neu zu lernenden Rituale derer, die letztendlich doch so gerne den Anschein des Höfling trügen oder zumindest des späteren Bourgeois lange nach der Révolution — dieser Tage kam mir auf dem Bildschirm doch tatsächlich ein lebender, wenn auch nicht sonderlich lebendiger Freiherr von Knigge unter, also nicht der alte Echte, der für gutes Benehmen als Zeichen höheren Selbstwertgefühls wirbt —, sondern die von innen kommende, die zwar als Begriff seine eigentümologische Wurzel am Hof haben mag, aber meines Erachtens etwas wie Freundlichkeit und Respekt zeigt. Ich bringe das mir mittlerweile überall begegnende rüde oder rüpelhafte Benehmen nicht unbedingt mit freiheitlicher Gesinnung zusammen. Wahrscheinlich fehlt mir dazu die Kreativität, die der Jugend grundsätzlich innewohnt.

Zweifelsohne läßt sich die sogenannte Zivilisation kritisch betrachten. Gründe dafür haben Sie angeführt, in diesen Fällen stimme ich Ihnen, wie gesagt, zu. Aber wenn ich kritisch betrachte, dann muß ich vorher das Hirn einschalten. Das jedoch scheint mir bei allzu vielen im westlich konsumentaristischen Kulturkreis, die laut nach Freiheit rufen, nicht der Fall oder nicht möglich zu sein. Das mag mit dem Machtgefüge zusammenhängen, mit dem wieder herbeigewünschten Wir-da-oben-Ihr da-unten. Dann sollte man aber als ersten Versuch mal eine Änderung herbeiführen wollen, die nicht darauf hinausläuft, Karl-Theodor zum Traummann der Nation zu erklären. Das sind, wie Untersuchungen ergeben haben, in weiten Teilen SPD-Wähler (die auch Herrn Sarrazin liebhaben und gleichzeitig noch mehr in eine Mitte namens Clement oder Metzger oder Seeheimer oder sonstwie gerückt werden wollen), solche, die immer Angst um ihre Arbeitsplätze hatten und haben, weil man sie ihnen ständig einredet und sie deshalb daran glauben wie an den Teufel und das Gegenmittel Weihwasser und deshalb auch die Griechen und überhaupt alle Ausländer für faul halten und so weiter und so fort. Sie und noch ein paar andere haben sich nicht dagegen gewehrt, als es ihnen ans gemütliche Leben ging, sie haben immer dieselben wiedergewählt, haben sie schalten und walten lassen. Und sie werden sie wieder wählen. Das ist es, was ich an dieser Haltung hasse, diesen Untertanengeist, den ich lieber Kadavergehorsam nenne und der sich aus der schlimmsten aller Faulheiten rekrutiert, der des Denkens, deren Mangel über alles das wohlige Tuch der Bequemlichkeit, der Gemütlichkeit breitet.

Ob sich das nun in «Deutschland den Deutschen» oder «Deutschland sucht den Superstar» oder sonstwie ausdrückt, das ist dabei unerheblich. Wer von denen geht denn auf die Straße, wenn es etwas zu protestieren gibt? Vor welcher deutschen Börse sind sie denn in Massen aufmarschiert, als es gegen die Hauptverursacher dieser Katastrophe ging (die ihren Anfang bereits in den Siebzigern nahm, als die Proteste bereits wieder abnahmen, als durch den besten aller US-Amerikaner, diesen Nixon, diese ehrenwerte Gestalt, das monetäre Gegengewicht zum Papier, das Gold, quasi in die Leere heutigen Finanzgebahrens aufgehoben wurde)? Sie gehen lieber zum noch lebenden oder renaissancierten Freiherrn Knigge Benimm lernen oder machen mit ein paar Tragerl Bier, das sie aus dem Volksfernseh kennen, zuhause Hitzparadenabend im stillgelegten Luftschutzbunker. Wer hat denn letztlich in Stuttgart demokratisch für die Tieferlegung eines Bahnhofs, zuvor in Hamburg für ein elchiges Einkaufsparadies gestimmt? Wer wird in München, wer in Frankfurt am Main für eine weitere Startbahn, stimmen? Das sind dieselben, die uns damals in Berlin und anderswo angebrüllt haben, wir sollten gefälligst rübermachen. Das sind dieselben, die gerade wieder wegen dieses friedlichsten aller Feste in den Kaufhäusern Schlachten schlagen, als ob es um Verdun ginge. Das sind dieselben, die sie wieder wählen werden. Ob sie nun Merkel oder Schäuble oder sonstwie heißen mögen. Das ist der Pöbel — den Sie vermutlich nicht meinen. Obwohl ich mir da nicht sicher bin, ob das nicht aufs gleiche hinausläuft. Die einen brauchen ihren globalisierten Volksglauben namens iApfel, die anderen ihren Flachbildschirm, der ihnen täglich aufs neue vermittelt, daß sie Rechte haben und sich dementsprechend aufführen in der Arztpraxis, im Supermarkt, beim Krämer, in der Bahn, die so selten fährt, weil sich wegen Nichtstuns nichts ändern wird außer beim FKK. Dabei ist es ihnen doch völlig wurscht, wo die Geräte und unter welchen Bedingungen und von wem sie montiert werden. Hauptsache sie sind billig. Wie das essen, das sie Essen nennen und deshalb kein Glücksempfinden kennen.

Weil sie eine Auffassung von Kultur haben, der meinem Verständnis von Zvilisation ganz gut täte.
 
Fr, 16.12.2011 |  link | (1720) | 3 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Gesellschaftsspiele


einemaria   (18.12.11, 12:49)   (link)  
Zugegebenermaßen habe ich Argumentationslinie eines nicht mehr aktuellen Elias ein wenig strapaziert und ausgeweitet. Er selbst nennt es allerdings Prozeß der Zivilisation und schränkt es nicht mit "höfisch" ein.
Im Grunde bin ich ja selbst eine zarte Haut und dem Pöbeln nicht sehr zugeneigt. Ich möchte mir aber die guten Sitten nicht vorschreiben lassen, sondern sie aus mir selbst heraus erarbeiten. Freiwillig höflich, so verdaut sich das besser.

Warum den Pöbel aber nicht in die eigenen Dienst stellen, wie es in Film, Funk und Politik geschieht? Den Pöbel, krakelend und mit Bierfahne, gegen jene ins Feld zu führen, die ihm dieses Benehmen beigebracht haben. Eine Familienzusammenführung sozusagen - der Pöbel und dessen Erziehungsbeauftragte. Wenn er, der Mob, mal ins Feld geschickt, treibt er sich zumindest nicht auf den eigenen Straßen rum.

Sie sind so herrlich höflich, daß wir es dem Rest ein wenig nachsehen wollen ;)


jean stubenzweig   (19.12.11, 15:18)   (link)  
Im Prinzip Einigkeit.
Ich will und muß Ihnen in weiten Teilen recht geben. Die höfische Höflichkeit zwingt den Höfling auf die Knie. Das hat, um beim naheliegenden Thema zu bleiben, der Sonnenkönig vorexerziert. Er hat der Entourage seines majestätischen Selbst jenes Benehmen beigebracht, mit dessen Hilfe sie diszipliniert, quasi eingekerkert wurde in den goldenen Käfig. Und das setzte sich fort bis in die Gegenwart, und es wird sich vermutlich weiter fortsetzen. Nur so lassen sich Klassenunterschiede deutlich machen. Heute heißt der König Monsieur le Président oder Bundespräsident, und seine Untergebenen werden Bürger genannt. Auch wenn sie in Wirklichkeit Pleb sind. Aber die Plebejer wollen heutzutage auch gut betuchte Bürger sein, weshalb sie zu Clamotten-August gehen und mit Billigheimerstoffen was herzumachen versuchen. Den Bauer oder Handwerker oder Tagelöhner wie bei den alten Römern wollen sie auf keinen Fall geben. Deshalb wird Klassenlosigkeit allenthalben verkündet. Einigkeit und Recht und Freiheit. Liberté, égalité, fraternité. Daß dabei nicht einmal die Gleichheit annähernd funktioniert, die ohnehin gar auf dem Papier allenfalls die vor Gericht meint(e) und nicht die vor dem Herrn, wird von den Betroffenen nicht weiter wahrgenommen. Das Bißchen, das mich interessiert, kann ich mir auch von jemandem erklären lassen, der weiß, wie's funktioniert.

Na gut — es war offensichtlich immer so, daß die Masse zu sogenannten Friedenszeiten keine sein wollte. Sogar zu der Zeit, als das Klassenbewußtsein en vogue war, dürften die meisten lieber hinauf zum Thron geblickt haben. Da haben die ganzen Aufklärer und Hegels und Marxens und Engels' und wie sie sonst noch alle geheißen haben mögen auch nicht viel bewirkt. Nicht nur, weil die Emporblicker so etwas erst gar nicht gelesen, geschweige denn verstanden hätten, wenn sie's überhaupt zu Gesicht bekommen haben oder haben wollten. Ihnen hat, wie ich es vor rund dreißig Jahren bereits in einem nur scheinbar anderen Zusammenhang zum besten gegeben habe, der Zweitfernseher, der Drittkühlschrank und der Viertstaubsauger als Beruhigungsmittel gereicht. Heute ist's der plagiierte Rennpanzer aus Korea, weil's Geld nicht reicht für den aus München oder Zuffenhausen. Burn-out oder Mobbing als Nachahmung darf mittlerweile auch jeder haben, da kommt das Gefühl auf, ebenfalls und klassenlos an einer Zivilisationskrankheit zugrunde zu gehen. Wenn letzteres auch dazu benutzt wird, Klassenunterschiede verdeutlichen zu wollen. Aber meistens denen gegenüber, die vermeintlich oder tatsächlich schwächer sind. Gegeben hat's das auch schon vor der medialen Verbreitung dieses Begriffs, dessen inflationäre Wertung dadurch eigentlich erst einsetzte und bis in Bereiche hinein Einzug hielt, wo sie nun wirklich nicht hingehören.

Das und einige andere »Maßnahmen» der Abwehr sind andere Arten von Krakeele. Aber sie sind kaum gegen die ins Feld geführt, die es ihnen beigebracht haben. Das trauen sie sich nicht. Da randalieren sie lieber gegen diejenigen, die Angst haben, sich zu wehren. An welchem Ort oder an welchem Platz auch immer. Auf dem des Fußballs schlagen sie sich allenfalls gegenseitig die Köpfe ein. Der von dem da oben bleibt dran. Wie beim Transport der Radioaktivität.

Einige wenige versuchen sich in einer andere Weise der Gegenwehr. Ich meine damit nicht nur den durchaus notwendigen Protest gegen Atomkraft oder tieferzulegende Bahnhöfe oder sonstige selbstherrliche Willkür.
«Unerschöpflich aber, ausufernd scheint der Katalog weitestmöglicher Willkürphänomene: eine Frau scheitert an der Nominierung zum Außenminister (zu kleine Ohren), ein Mann scheitert am Frauenparkplatz (Bukowski), Rohigkeit, Frivolität, Zwischenbeinliches gar, Begehrlichkeiten einer (Text-)Glieder losenden Liebe (ja!), die menschliche Intermittenz im Chaos (universell), der Torschrei auf den Lippen des Erfinder-Täters (Heureka), der Zufall, immer noch dem helfend, der sich seiner bedient (corriger la fortune), grüner Punkt und blauer Umweltengel auf rezyclierten und sinnentsorgten politischen Reden (Adenauers Enkel), Prometheus, den Göttern das Feuer klauend und daraus noch den ästhetischen Funken schlagend (peng), Nietzsche, Lüge wie Wahrheit im außermoralischen Sinne betrachtend und letztere kurzerhand zu einem beweglichen Heer von Metaphern, Metonymien und Anthropomorphismen erklärend (1 Hammer!), der Würfelwurf auf den Grund der Dinge tauchender Dichter nach dem Absoluten (Wurzel aus einer Minuszahl) ...»
Willkür — des Willens Kür

Es scheint auch anderswo Besinnung einzukehren, wo der verlotterte Begriff des Hinterfragens statt Nachdenkens wieder in die formgebende Kraft des Vorausdenkens geführt wird. Zumindest wird vereinzelt versucht, den Mächtigen, also denjenigen, die die Politiker regieren, ein paar Nadelkissen unter die Hinterteile zu plazieren. Man bemüht sich, wenigstens ein Teil dessen zurückzuerlangen, das diejenigen, die meinen, an der Macht zu sein, quasi im Namen des Volkes als Tafelsilber verscherbelt haben. Sicher, das sind Ansätze. Ob es das internationale Raubrittertum letztendlich zurückjagt in ihre Burgen, das darf durchaus angezweifelt werden. Aber es wäre eine zivilisierte Maßnahme. Und damit komme ich zu dem Schluß: Darunter habe ich immer verstanden (und mehr als dreimal kundgetan) die Nivellierung nach oben. Je höher der (Allgemein-)Bildungsstand, also nicht dieses Wissen zum Behufe des gemütlichen gernsehabendlichen (© RBB) Lösens von Kreuzworträtseln oder zugunsten des Schaffens von übermäßigen Mehrwerten, um so mehr ist der Einzelne sich seines Mehrwerts bewußt. Nur dann kann er ernsthaft zwischen revoluzzerischem Rabatz und historischer Revolution unterscheiden und weiß, daß letztgenannte sowohl etymologisch als auch in der Geschichte oder der Gegenwart nichts mit technischem iGag zu tun hat und auch nichts mit Rübe runter.

Ich mag's eben lieber etwas zivilisierter. Was nicht heißt, daß ich nicht manchmal zu gerne reinhauen würde. Vielleicht, weil mit allzuviel Höflichkeit oder an ihr die Welt zugrunde geht. Und ich älter werden mußte, um das tatsächlich oder endgültig zu verstehen. Aber ich bin ohnehin ein Langsamdenker oder auch Spätzünder.


einemaria   (19.12.11, 22:46)   (link)  
Lassen Sie andere die Drecksarbeit erledigen. So lebt sich länger.
Wenn wir andernorts schon mal von Zeit gesprochen haben: die, in der wir uns jetzt befinden, hat keinen Platz für Selbstkritik. Voran, voran, die Zeit ist reif. Unsere Nasenspitze im Blick stürmen wir mit vorgeschobener Brust durchs Ziel. Die Hände auf der Tastatur sind diese mehr Tastatur, als daß sie uns gehörten. Jetzt nicht auf den letzten Metern den Moralischen bekommen. Nicht der Standhafte kommt ins Ziel, sondern der Bewegliche ;)

Ich bin als Verkörperung der hartenlinie, einer Gratwanderung, einer Grenzschau, einem Heranfühlen an das "Geht nicht mehr" verplichtet. Alles wird in Frage gestellt, nichts war, keine Grundsätze. Anpatzen, anzündeln, für jeden Streich bereit. Da gibts dann auch mal Rübenernte oder ein Bespucken der Renaissance. Je heiliger, desto schändbarer, sag ich immer. Wer sonst als Herostrat könnte meinem Vorbild näherkommen?

Das ist Methode und Technik, nehmen Sie es bitte, bitte nicht persönlich. Und ohne sittliche Kritik hätte mein Kartenhäuschen auch keinen Halt. Rabatz als Ankündigung des Nadelkissens für den Kaiser, die Bodentruppen der hartenlinie schon mal ins Feindesland einsickern lassen, wie Buttersäure mit Pfefferminzgeschmack. Und hinter mir weiß ich die sittliche Nachut, den Trumpf im Ärmel, das fallende Schwert der kritischen Vernunft.

Wie wir schön gelernt haben, ist die Beherrschung der Sitten eben ein Machtinstrument, das geradezu basisdemokratisch jedem dienlich sein könnte. Da wird uns Elias leider weniger zur helfen, denn mit Ritterlichkeit hat das nicht mehr viel zu tun.

Mal platt gesagt, war der Sonnenkönig auch der "Erfinder der Liebesheirat" - zumindest in seiner historischen Intention. Wie im kleinen Nukleus der Kernfamilie, hätte sich auch Ludwig XIV. die Liebe der Untertanen zum Staat gewünscht. Eine nationale Nation unter seinen Fittichen.

Auch die Zeit der Liebesheirat ist so gut wie gegessen und Nation, nun ja. Modern ist heute ein gesunder Egoismus mit der kürzesten, noch lebensfähigen Zukunftsvision, modern ist surfen, auf der Blasenwelle. Ein Egoismus, der sich vorzudrängeln scheint, unten wie oben, in der U-Bahn und in den Hochhäusern.

Wenn wir also das gehobene Bildungsniveau mit einem kommendem Paradigmenwechsel multiplizieren, dann könnte es auch hierzulande mal wieder eine neue Hosenmode geben, oder mehr. Sie sehen, ich sehe die Masse eher kritisch, also weniger als kritische, sondern als träge Masse. Ich setze voll und einzig auf den Paradigemenwechsel. Den wünsch ich mir zu Weihnachten!















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