Geschmack und Geschmäckle

Nicht nur in Arles hätte Ihnen das, bester Jagothello, oder Ihnen, gutester Mark in der Normandie, passieren können, kann Ihnen das geschehen (wobei mich bereits das Mett irritiert, das ist reines [hier wohl ostlinksrheinisches] Schweinefleisch, ich vermute, Sie haben wohl etwas ähnlich dem Tartare provençale serviert bekommen). Schlecht gegessen wird zunehmend auch in Frankreich, sicher am ehesten dort, wo die Touristenmassen sich versammeln (Normandie: Kriegsschauplatz, Camarque: zwar friedvoller Stier-, dennoch Kampf), wo sie häufig Zwischenstation machen auf dem Weg in das, was sie Süden nennen: Spanien, Costa del Irgendwas, weil's dort billiger ist im Pauschalen et cetera pepe. Aber auch in den größeren Städten wird seit Jahren zunehmend schlechter, wenn überhaupt gegessen. Ich habe hier in meinem Poesiealbum mehrfach darauf hingewiesen, genau genommen: die Kladde ist voll von Anmerkungen dazu; meinem maladen Kopf ist das momentan zu belastend, es im einzelnen bei mir selbst nachzuschlagen beziehungseise zu verlinken; oder so: dieser heutige Text bestünde nahezu ausnahmlos aus diesen polytonen oder -phonen Hyperien. Das Wesentliche dabei, daß in den Metropolen, da gibt's eigentlich nur eine, in der das alles gesteuert wird in dieser einen von vielen, in dieser meiner zentralistischen Heimat, zu der deren Hauptstadt ohnehin nicht gehörig zu sein scheint, ist die dortige Zerstörung des einmal Bestandteil der Nation gewesenen Lebensgefühls, zu dem das zweistündige Mittagessen gehört, offensichtlich abgeschlossen. Die Ritter des Kreuzzugs Euroglobalisierung, wie ich sie bevorzugt nenne, haben dem Volk die heilige Zeit genommen. Selbst im Zentrum nicht nur des Landes, sondern auch des Geschäfts wurden einst die Kommunikationshilfen mittags abgeschaltet, man setzte sich ohne die Nutzung von Hilfsgeräten in aller Ruhe Schmackhaftes und Wörter austauschend im Restaurant an die Tische.

Wenn ich mich richtig erinnere, ist es beinahe genau zehn Jahre her, daß alleine in Paris rund zwanzigtausend Bistrots, in denen das Mahl naturgemäß rascher abgewickelt wird als in den sonstigen Wiederherstellungsstationen oder gar zuhause, schließen mußten, da die Pausen für Mahlzeiten auf bis zu einer halben Stunde gekürzt wurden. Das auf diese Weise gedemütigte städtische fleißige Volk beschränkt sich seither auf ein Sandwich, und nicht einmal auf jenes, das ihm in der Bar (ist gleich: Café) aus (dreimal täglich frisch gebackenem, nicht aus dem Frosttiefschlaf erwecktem) Baguette mit richtigem Schinken oder Käse aus Rohmilch oder sonst irgendeinem leckeren Belag wie Paté et cetera frisch zubereitet wird, das würde wohl zu lange dauern, sondern es kauft im Minisupermarché diese in der Fabrik vorproduzierten Mißratlinge nach GB- oder US-Rezeptur. Und auch der Griff nach Vorgekochtem nimmt zu. Wobei selbst hier sich die Qualitätsunterschiede zur deutschen Produktion erheblich unterscheiden. Ich erinnere mich gut an mein Glücksgefühl, als ich in Norddeutschland französische Supermarktgebilde einziehen sah, weil ich wußte, daß selbst französische Fabrikerzeugnisse sich achtungsvoll vor den jeweiligen einheimischen, regionalen Geschmäckern verbeugten. Einmal mehr saß ich einem Irrtum auf. Man hatte sich im Angebot dem Geschmack des Nachbarn angepaßt. Dennoch hielt es nicht lange an, sie verschwanden recht schnell wieder. Den deutschen Geschmackspapillen wollte selbst dieser offenbar immer noch fremde Goût nicht behagen, vor allem aber waren diese Erzeugnisse eines: zu teuer, besser: nicht billig genug.

Selbstverständlich wird auch in Deutschland mittlerweile besser gegessen, und nicht nur im Fernsehen, auch in privaten Haushalten wird vereinzelt wieder mehr gekocht nach den Prinzipien des Wohlgeschmacks. Aber es dürfte sich auch hier mal wieder um diejenigen handeln, die zu den Gebildeteren, zu den Besserverdienenden zählen. Auch hierbei dürfte sich dieses Getriebe vorwiegend in den großen Städten abspielen. Auf dem Land sieht das allerdings ganz anders aus — dort wird nach wie vor und meiner Beobachtung nach vermehrt noch als früher das eingekauft, was dem schlichten Salz-und-Pfeffer-Geschmack entspricht, den mittlerweile alles überlagernden Aromastoff nicht zu vergessen. Gehen Sie mal in einer deutschen Kleinstadt selbst in einem vom Warenangebot her sehr viel besser ausgestatteten Supermarkt einkaufen. Mir wird häufig fast schlecht davon. In französischen Kommunen geht man auf die mindestens wöchentlichen Märkte und kauft Frisches. Betrachte ich die deutschen, in den Dörfern gibt es ohnehin kaum welche, wird mir auch häufig fast schlecht. Auch hier ist die Stadt eindeutig im Vorteil. Der wöchentliche an Hamburgs Isestraße ist akeptabel. Aber er ist nicht vergleichbar mit den täglich stattfindenden beispielsweise in Lyon oder Marseille, selbst im wahrlich abgelegenen Grandrieu mit seinen sechshundert Einwohnern läßt sich einmal in der Woche unvergleichlich einkaufen.

Zurückzuführen ist letzteres nicht alleine auf die Globalisierung. Es ist alles eine Frage des Geschmacks. Die Deutschen geben eher zwanzig Euro für einen Liter Öl aus, das in den Motor des billigeren, in Korea gefertigten Ersatzes, Hauptsache, es gleicht diesem US-Militärfahrzeug namens Hummer, den sie sich kaufen, weil's Geld für etwas Richtiges nicht ausreicht, aber ein bißchen Schein möcht' schon sein (oder, Lieblingsbeschäftigung, sie meinen, auch dadurch sparen zu können) gekippt wird, als daß sie fünf Euro, geschweige denn zehn für einen Liter aus der Olive zum Braten oder zum Salat hinlegen. Aber die Euroglobalisierung, auch das habe ich hier einige Male festgehalten, trägt erheblich zum Niedergang des allgemeinen Wohlgefühls selbst der Deutschen bei. Von Europa meinten und meinen viele, es sei zum Wohl der Allgemeinheit, wegen eines Miteinanders untereinander gegründet worden. Ich weise zwar gerne darauf hin, daß es meiner Meinung nach via Montanunion et cetera aus keinem anderen Hintergrund gestaltet wurde als zum späteren Zweck der Gewinnmaximierung. Aber auch ich habe mich mit dem Gedanken angefreundet, es könnte hehreren Zielen dienen. Den verfolge ich auch nach wie vor. Doch mir steht dabei eher der Sinn nach einem Europa der Regionen.

Mir geht gerade mal wieder mein Assoziationsgespann durch, oder ich lenke nach nebenan ab, oder der Berg kreist: Es gibt nichts ohne Zusammenhänge. Denn mein Lehrmeister der klaren Worte erwähnt noch «Merkels Vertrauen und Chinas Reformen». Vor allem das Vetrauen schwebt mir dabei vor, das die Deutschen zunehmend Frau Merkel gegenüber einbringen, da stutze seit einiger Zeit, obwohl ich es längst weiß. Denn diese Treuen können sich in ihrer Kadavermentalität von ihr nicht trennen, sie wollen nicht einsehen, daß diese ückermarkische Oberfeldwebelin im Sinne anderer ein Europa der Gemeinsamkeit, der Solidarität zerstört, etwa im kauderschen Tonfall, Europa verstünde (endlich! wieder!) deutsch. Sogar Narkozy, dieser reduzierte ungarische Napoleon nähert sich ihrem Ausschritt. Er macht sich gerade lächerlich in der Lobpreisung seines, so kommt's nicht nur mir bisweilen vor, Vorbildes. Es wird, zur Anhebung des Wohlgefühls deutschen Verständnisses aber auch vom Repräsentanten der ersten deutschen Medienklasse, quasi als Botschafter der BRD, tatsächlich gepriesen, letztlich auch, gleichwohl vornehm zurückhaltend auch von Gero von Randow, dessen Name allein in mir Assoziationen zu altem preußischen Gefechtsadel auslöst, der bereit ist, Frankreich niederzuringen. Frau Merkel als Madame Commisaire zur Entmittelmeerisierung von Les Bleue? Wer will das denn wirklich? Nun ja, einige sicherlich, diejenigen, denen in ihrer Geschäftigkeit das mehr oder minder schnellere Geld wichtiger ist als zu essen und zu trinken. Hinzu kamen die, die an Wunder glaubten, an das beispielsweise, nach dem eine Belebung der Binnenwirtschaft auch ihnen wieder auf die Füße helfen könnte.

Nicola Sarkozy hat Frankreichs Bürgern gegenüber immer wieder versucht, Arbeits- und Sparsamkeit etwa deutschem Naturell entsprechend schmackhaft zu machen. Ausreichend Stimmabgabeberechtige, vermutlich die resthugenottisch calvinistische, aber auch die hauptsächliche katholische Landesmentalität im Glauben an das Gute, teilweise möglicherweise vergleichbar mit den einfältigen Wiederwählern des Nachbarn Italien, denen laut dem früheren Glucksmann* das «Ästhetische» (das italienische Estetica, von der Nagelpolitur bis zur Brustverkleinerung) näherliegt als das eine Gesellschaft formende Politische, hatten ihm das Vertrauen ausgesprochen, weil sie davon ausgingen, er wolle für sie eine Erhöhung der Lebensqualität herbeiführen. Aber die hat nunmal andere Prioritäten als die von Nakozy. Viel haben die Franzosen mittlerweile von den Deutschen übernommen, mit Schmerzen und sehr langsam die Mülltrennung und andere zweifelhafte Maßnahmen zur Gewinnmaximierung, sogar die Gegner der Atomindustrie nehmen zu; was allerdings eher japanischen Ursprung haben dürfte. Aber das Europa der Regionen, das es tatsächlich einmal gab, das können die Deutschen von den Franzosen und deren östlichen Anrainern lernen, etwa den Saarländern: Erstma gut geß.

«Jeder behält seine regionalen Milch- und Weinspezialistäten», hat es Einemaria von der harten Linie bei der Kopfschüttlerin genannt. José Bové (Erklär' mir Europa) versucht das seit rund dreißig Jahren. Es handelt sich dabei um jenen Bauern, der für seine Attacke gegen eine US-amerikanische Bratklopsbratereifiliale in Südfrankreich in den Kahn gegangen war und der den geistigen Hintergrund für attac mitgeliefert hatte, weil er unter anderem den Weg zur regionalen Versorgung wieder gehen wollte, der wollte, daß die Bauern von ihrer Arbeit leben können und der seinen Mitmenschen etwas Ordentliches zu essen gönnte und nicht diese Malbouffe, diesen Drecksfraß der weltweiten Industrie. Malbouffe hieße auch das, was im Vorbildland sarkozyscher Prägung alltäglich gegessen wird. Nein, das mag ich nicht. Ich hänge nach wie vor an Mamans Brustduftdrüsen. Ich bleibe dran an der Confédération paysanne (hier eine, ewig alte, deutschsprachige Erklärung) von José Bové.

Ich mag nicht so essen wie Sie beide in Arles, der Normandie oder anderswo, wo's Malbouffe für Durchreisende gibt. Ich mag leben. Und ich weiß, wo's geht.


* «Im 16. Jahrhundert blieb Frankreich zwischen Rom und Luther unentschieden. Im 17. Jahrhundert war es damit zu Ende — weder Rom noch Luther. Der ‹Langzeitidentität› Italiens überließ Frankreich die Suche nach dem Schönen. Haben nicht heute so manche Italiener vor allem vor der Häßlichkeit Angst? Der deutschen Kultur überläßt Frankreich die Sorge um das Gute, den Wunsch, gut zu sein, das engelgleiche Dasein eines Gretchens, das so lebt, als gäbe es das Böse nicht, und außer Fassung gerät, wenn es ihm doch begegnet. Dagegen ziehen in Frankreich auf lange Zeit das Schöne und das Gute die Aufmerksamkeit nicht mehr auf sich. Das Häßliche und das Böse wird nicht verbannt und macht weiter kein Aufsehen. Aber die Dümmlichkeit, die mir ein anderer nachsagt, die ich mir selber attestiere, wird zur Kapitalsünde und zum schlimmsten Schimpfwort. Seit es um den gesunden Verstand geht, habe ich keine Möglichkeit mehr, mich auf irgendeine Wahrheit zu berufen. Mit gemischten Gefühlen kann man zugeben, man sei nicht gut, und sich damit abfinden, daß man häßlich ist. Aber kann man sich als dumm akzeptieren? Das ist im normalen Leben wenig wahrscheinlich. Das Prahlen damit, daß man nicht dumm ist, setzt einen aber, heimtückig genug, der höchsten Form der Dummheit aus, deren Geheimnis, vor Moliére, bereits Montaigne, boshaft genug, gelüftet hat: ‹Die Franzosen schienen Affen zu sein, die rückwärts von Ast zu Ast auf einen Baum hinaufklettern und oben angekommen den Hintern zeigen.›»
André Glucksmann: Die Cartesianische Revolution. Von der Herkunft Frankreichs aus dem Geist der Philosophie; aus dem Französischen übersetzt von Helmut Kohlenberger, Reinbek 1989, p 72f.; Original: Descartes c’est la France, Paris 1987

 
Sa, 04.02.2012 |  link | (2615) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Geschmackssache


mark793   (05.02.12, 13:22)   (link)  
Ich sollte vielleicht der Vollständigkeit halber zu meiner Kritik der kulinarischen Verhältnisse in der Normandie noch dazusagen, dass ich mich damit nicht zum Conoisseur stilisieren will, wie das heute so Mode geworden ist auf der Suche nach Distinktionsgewinn. Ich bekenne mich freimütig zu meinem Geschmacksbanausentum und zu meinen Verkorkstheiten in Essensdingen.

Ich käme auch nie auf die Idee, die Qualität einer Mahlzeit unter anderem daran zu bemessen, wie lange man sich den Hintern beim Verzehr plattgesessen hat. Was das angeht, ist mit Sicherheit kein Franzose an mir verlorengegangen. Es klingt mir aber ein wenig nach Ausrede, wenn der Niedergang der französischen Küche unter anderem damit erklärt wird, dass die Leute in der Mittagspause keine Zeit mehr haben, um stundenlang zu tafeln. Das müsste die Restaurants und Bistrots ja nicht davon abhalten, mit ihrer Küche den veränderten Essgewohnheiten Rechnung zu tragen. Selbst in einer Provinzmetropole wie Düsseldorf ist es problemlos möglich, sich in der Mittagspause ordentlich (im Sinne von: nichtsystemgastronomisch) zu verpflegen. Wobei, eine halbe Stunde ist dafür wohl etwas zu knapp bemessen...


jean stubenzweig   (06.02.12, 09:31)   (link)  
Ausrede?
Eher ein Mißverständnis. Mir geht es um den Hinweis auf ein anderes Zeitgefühl, mit dem auch mittägliches Tafeln zum Wohlleben gehört. Das ist in etwa auch daran zu erkennen, daß deutsche, noch nicht sonderlich erfahrene Führungskräfte der Wirtschaft immer wieder darüber verwundert sind, vor harten Verhandlungen zu einem Geschäftsabschluß erst einmal zu Tisch, bei einem Café oder zu einem Apéritif und selbstverständlich auch zum Déjeuner gebeten werden. Das ist unter Freunden Brauch im Land.

Rasch geht's auch in den verbliebenen Pariser oder anderen großstädtischen Bistrots, und sicherlich auch qualitativ gut; es gibt auch die schneller zubereitete Küche in Frankreich, zumal mittags ohnehin zurückhaltender gegessen wird. Aber entscheidend ist der gemeinsame Plausch, auch noch nach dem Essen, das wohlige Zurücklehnen, das nunmal zum Leben gehört.


einemaria   (05.02.12, 21:55)   (link)  
rein mechansich hab ich dann auf den Link gedrückt und bin bestürzt, eine 404-Errormeldung zu finden. Ich zensiere mich nicht selbst, das ist gewiss. Warum die Verursacher dann nicht gleich folgenden Link gesetzt haben, ist mir etwas schleierhaft.

Weil die Zeichen der Zeit nicht nur unverdaulich, sondern ebenso unübersehbar sind, wird es Sie sicher auch nicht wundern, daß die Werte der Giftmüllproduzenten Monsanto, Archer-Daniels-Midland, Bunge, Glencore und Wilmar International seit Ende letzten Jahres um rund 15% gestiegen sind.

Die Wetterprognose bei Essen und anderen Genüssen steht also bis auf weiteres auf Tiefdruck in der Magengegend.


jean stubenzweig   (07.02.12, 12:21)   (link)  
Erorrmeldung?
Ich gelange, auch wenn ich ein direktes Ziel hatte, aber immerhin auf Ihrer Seite, auf die ich grundsätzlich ohnehin hinweisen wollte, befindet sich zum Thema bei Ihnen doch einiges; zum Zeitpunkt der Verlinkung stand ganz oben Ihre Vermutung, der Euro könnte eingeführt worden sein, nur um den deutschen Export zu garantieren. Oder so ähnlich. Ich finde es nicht mehr. Sie haben sich offenbar doch selbst zensiert. Deshalb wohl heißt es, wenn ich's anklicke: «Die URL konnte nicht gefunden werden!» (Und nun sind Sie entschwunden. Ein junger Soldat der Bundeswehr erklärte mir das mal mit «Abseilen». Ist's so? Ananas züchten in Alsaka?)

Sie haben es, mal wieder, deutlicher gemacht. Klar doch, es geht (auch) um diese Giftmüllproduzenten, deren wirtschaftliche Gesundheit vor allem den deutschen Verbrauchern offensichtlich näher liegt als die eigene körperliche. Das ist mein persönliches Tiefdruckgebiet an Schlägen in meine Magengrube.


jagothello   (06.02.12, 18:38)   (link)  
Komische Leute sind wir
unsere Kinder nennen wir nach amerikanischem, hebräischem oder französischem Wohlklang, wo es doch einst einmal darum ging, erste, frühe Identität im Geiste der Altvorderen in die Wiege zu legen. Essen wollen wir am liebsten im Stehen und zwar gerne Fettiges. Oder wenigstens Chinesisches bzw. das, was man in Westeuropa dafür hält. Wenn Selbstbilder mit Tradition und Überlieferung zu tun haben, sieht es darum nicht sonderlich gut aus- Namensgebung und Essgewohnheiten sind da nur zwei von vielen weiteren Bereichen, in denen der Ausverkauf sich längst nicht mehr nur schleichend anzeigt.

Einen anatolischen oder toskanischen 12-Jährigen, der Marlon heißt und schmierige Fleischscheibchen zwischen Weißbrot verschlingt, kann ich mir jedenfalls nicht so recht vorstellen (auch, wenn es das hier und da geben wird). Und auch die Völker, denen wir so gerne im Sinne unseres Begriffes von Weltoffenheit nacheifern, also in erster Linie die amerikanischen, haben für solch devotes Hinterherhecheln nur Verachtung übrig.

Vielleicht haben diese Tendenzen damit zu tun, dass die Menschen medial aggressiv vermittelte Identifikationsangebote sehr gerne annehmen in Zeiten, in denen die alten Bindungen mehr und mehr verloren gehen. Das beklagte 1828 schon Goethe - selbstverständlich in etwas abgewandelter Form (Denn die Bande sind zerrissen,
Das Vertrauen ist verletzt
)- und auch genau hier, also bei Ihnen, haben wir darüber schon geklagt. Die Dinge klären sich eben nicht, sie spitzen sich zu und piksen immer wieder einmal. Dann wird´s Zeit für einen neuen Beitrag oder, wie mir ein Kollege heute mailte: Es bleibt schwierig...















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