Nebenkampfplatz

Ausgangspunkt war zwar eine Art Diarrhoe, aber weil ich eben Logorrhoeiker bin, setze ich wohlweislich den speziellen Fall Braggelmann mal auf eine gesonderte Feuerstelle, um potentielle Kollateralschäden bereits im Vorfeld auszusortieren. Des Renters Zeit hat schließlich eine andere Bedeutung — also nicht unbedingt die des Geldes, sondern hier eher Vorsprung —, zumal die gute Frau aus arbeitstechnischen Gründen kaum in der Lage sein dürfte, diese Frage in nächster Zeit zu beantworten. Aber wenn sie's dann doch tun möchte, dann hat sie noch Platz in der entsprechenden Spalte. Zurechtgewiesen oder gar Lügen gestraft werde ich ohnehin werden. Da köchelt das besser auf einer Nebenstelle.

Bei besagtem Heinz-Herbert handelt es sich um einen Kulturfolger der Gattung Passer domesticus, dessen Leben möglicherweise die Altersschwäche dahingerafft haben könnte. Es mag aber auch der Heimatverlust gewesen sein, da ihr Nachbar eine über Jahrzehnte zu einem veritablen Sperlingsfamilienheim gewachsene Hecke aus Gründen liqidierte, die in ruhigeren oder auch vorpostpostmodernen Zeiten in der poetischen Losung Unser Dorf soll schöner werden gedieh. Wer weiß, vielleicht ist er ja seinen Artgenossen dorthin gefolgt, wo er leichter Nahrung findet. Denn aus deutschen Landen kommen schließlich kaum noch Lebensmittel, sondern demnächst wohl nahezu ausschließlich aus Chile oder China. Die hiesigen weiten Felder werden nämlich unausweichlich für Grundstoffe der Energieversorgung benötigt. So kauft beispielsweise die bundesdeutsch regierende und weltweit agierende Rohstoffindustrie seit einiger Zeit sozusagen nachhaltig aus bis vor kurzem beinahe unveräußerlichem Besitz der immerwährend treuen Hand nahezu den gesamten Nordosten der Rest-DDR heraus und schafft auf diese Weise endlich blühende Landschaften, indem sie dort Verbrennungsmittel anderer Art anbaut. Nun ja, irgendwie wollen Gewinne schließlich angelegt werden, und wozu wären Liegenschaften besser geeignet, schließlich ist dort Platz genug. Wenn auch keiner mehr für niedliches, aber nutzloses Federvieh.

Es ließe sich also daraus durchaus auch folgern: Heinz-Herbert lebt, wenn vielleicht auch in der großen Stadt, dort, wo nach Meinung vieler der Mensch und deshalb auch der Spatz hingehören. Nicht nur im Herz von Frau Braggelmann ist deshalb Dauertrauer.

Aus mit der Trauer wäre es allerdings, würde man die als Kämpferin bekannte und nicht nur deshalb vom Nachwuchs geschätzte Frau Braggelmann zur Vegetarierin ummodeln wollen. Sie allein würde — avantgardistisch, also bereits im Vorfeld etwaiger Vorlagen von Gesetzen oder parlamentarischen Beschlüssen — einen Aufstand verursachen, bei dem die Schutztruppen für tieferzulegende Bahnhöfe oder andere Strahlungen nicht ausreichten. Selbst ich, der ich dieses neumodische Zeugs, das bisweilen Fleisch genannt wird, nicht sonderlich mag, stürmte als Begleiter dieser entzückenden Dame auch dabei mit. Und ich bin sicher, nicht nur ein paar Bulgaren wären ebenfalls mit von der Partie bei dieser dringend notwendigen Internationalen der Restauration.

Besinnungsnachtrag: Eigentlich sollte hier ein ein Beitrag über das Zukünftige aus der Ansicht der Futuristen zu lesen sein. Aber meiner Muse ist die Geschwindigkeit abhanden gekommen. Vermutlich hat sie die Kiste mal wieder absaufen lassen oder versehentlich den Rückwärtsgang eingelegt.
 
Mo, 22.11.2010 |  link | (1859) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Geschmackssache



 

Land und Leben



Soeben wiederentdeckt in meinem (analogen Kunst-)Poesie-Album. Ausgelöst wurde die Bildsuche nach einem sozusagen beiläufigen Telephongespräch mit Frau Braggelmann, Urheberin der obigen Symptom-Darstellung und Fachfrau für Epide- und Pandämien sowie sonstige Schweinereien, über das Noro-Virus, das nicht nur erhebliches Schlafbedürfnis erklärt.

Gute Nacht.
 
Sa, 20.11.2010 |  link | (1968) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Land.Leben



 

Warmer Novemberschauer

«[...] Es kann vieles sein. Und, ja, es ist auch viel. Viel gewesen, vor allem. Vergangenheit überall. Solange der Mensch lebt, produziert er Vergangenheit. Und je mehr Menschen auf der Erde leben, desto mehr Vergangenheit ist in der Welt. Eine mächtige Überproduktion. Man weiss nicht mehr wohin mit all der vielen Vergangenheit. Deponien, groß wie Kontinente, bedecken die Kontinente: VERGANGENHEIT! [...]»
Andreas Glumm: Herbst in Germanien
 
Do, 18.11.2010 |  link | (919) | 13 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Fundsachen



 







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Jean Stubenzweig motzt hier seit 6004 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00



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