Mein Tag der (R)Evolution.

Photographie: mafate69
Hier daran gemahnend, daß sogar im durch und durch gehoben mittelständischen, aber eben auch einstmals arbeiter-, weberbewegten Lyon Menschen vor noch gar nicht so langer Zeit protestierend auf die Straße gegangen sind, auch in Erinnerung an ein Telefax aus Paris, letztendlich durchaus an François Mitterand, dem ich gemeinsam mit anderen 1981 um den Hals und dann, wenn auch nur ein wenig, von ihm abgefallen sind.


Einmal will auch ich politisch aktuell sein, da es mich am meisten bewegt. Denn heute ist (m)ein Tag der Entscheidung, dem ich dauerwütend seit längerem entgegenzittere.
Die Anhänger von Marine Le Pen, gegen deren 2002 in die Stichwahl gekommenen Vater, aber auch gegen Sarkozy ich vor der letzten Wahl auf die Straße gegangen bin, gehen davon aus, daß sie spätestens zur übernächsten Madame le Président werde. Nun gut, was die Fangemeinde sich so ausmalt. Aber die Gefahr ist groß, ein bißchen übel wird mir dabei durchaus. Schon zu ihres Vaters Jean-Marie Regentschaft war es zum Beispiel in Marseille schier unmöglich, einen der kleineren Läden zu mieten, etwa Bar-Tabac, Journal et cetera, im 1. Arrondissement, also im Zentrum, im weitläufigen Bereich des alten Hafens bis hinauf in den multikulti-geprägten, ältesten Stadtteil Panier, aber durchaus auch in weiter weg gelegenen Quartiers, war man nicht Mitglied oder zumindest Sympathisant des Front National. Tochter Marine hat ihn nun mit Weichmacherparolen geöffnet. Doch manch einer derjenigen, die gewiß oder eigentlich überhaupt nicht in das Weltbild dieser Hasser all dessen passen, was ihnen fremd erscheint, hat sich ihm bereits zu Papas Zeiten zugewandt. Es gab viele Schwarzfüßler und sogar einige Beur, die für Rechtsaußen gestimmt haben, also für die, die sie dorthin zurückjagen wollen, wo sie nach Meinung der Frontkämpfer hergekommen sind, nach Afrika, unabhängig davon, ob sie fürs Land in den (Algerien-)Krieg gezogen sind, im Heimatland geboren und auch dessen Staatsbürger sind. Die sowie überhaupt viele Kleinstbürgerliche etwa aus dem Lager der Ladenbesitzer, da wären Bar-Tabac, Zeitungen oder Kleinwerkstätten, aber eben auch die Bevölkerung der kleineren Städte und der Provinz, die von der ruhmreichen Kolonialgeschiche des Landes nichts oder nichts mehr wissen wollen, machen einen großen Teil der potentiellen Wählerschaft aus. In diesem Gewässer hat Sarkozy nun um die Gunst des Èlecteur gefischt. Das hat ihm noch einmal ordentlich Gegensturm ins Segel geblasen, so daß gar der durch-und durch-altbürgerliche Bayou (wie Madame le Pen selbst) zur Stichwahl die Empfehlung verweigert hat. Ob's zur Abwahl reicht, bleibt offen, aber ich bin guter Hoffnung für morgen. Die gegen vermutlich erhebliche Stimmengewinne von Marine le Pen in fünf oder zehn Jahren ist allerdings bereits entschwunden. Auch hierbei bin ich froh, nicht mehr zu den Jungen zu gehören, nicht nur zu denen, die der amtierende Monsieur le Président einst wegkärchern wollte.
Da also die bittere Realität aus dem Phantastischen der Reise durch das All herausragt oder auch ein Thema für sich ist, stelle ich ich meine Antwort auf den Kommentar der Kopfschüttlerin aus dem fernen kurz vor Moskau auf Seite eins beziehungsweise reihe die dazugehörenden Passagen noch einmal in einer neuen, meiner Ordnung auf. Ich tue das auch, weil erfahrungsgemäß Kommentare häufig nicht gelesen werden, weil der Mensch an sich dazu neigt, nur das zu lesen, was auf der ersten Seite steht.
ich las heute in der berliner zeitung: Der Wahlsieger in Frankreich wird damit leben müssen, dass sein Erfolg auch vom Votum einer erstarkten national-istischen Rechten abhängt, die die französische Politik künftig stärker als zuvor prägen dürfte.
frankreich, das wahlergebnis wird auch für europa von immenser bedeutung. (ich meine griechenland, auch wenn es traurig ist, ist doch schon den bach runter. davon was die wahl hervorbringen wird, mal ganz abgesehen.)
wenn hoffentlich hollande gewinnt, werden wieder die märkte reagieren: hektisch, aufgeregt, dann kommen die wirtschaftsressorts wieder mit ihren wahnsinnigen metaphern (so wie immer eigentlich). anstatt, daß die märkte regiert werden. ach, es ist ein leid.

auch bitter: dieser kommentar trifft es, finde ich, auf den punkt: Die offensichtliche Anbiederung von Nicolas Sarkozy an den Front National wirkt hemmungslos. Warum eigentlich regt sich bei den EU-Regierungen kein Widerspruch?

populismus aus reinem machterhalt, nur trägt der populismus leider früchte. und weil der artikel oben (ich hoffe, es ist ok, daß ich ihn verlinkt habe) überschrieben ist mit: doppelter tabubruch – das ist (auch) so ein "thema", welches nicht mehr thematisiert wird, wenn oder weil es zweckmäßige tabubrüche gibt, und dann doch wieder absolute tabus? das tabu an sich ist schon problematisch, wenn aber es verordnet wird und nicht mehr inhaltlich diskutiert. gute nacht.
Links zu verlinken, ist kein Tabu im hiesigen kleinen Häuschen, auch die rechte(re) Welt bietet Information, an die ich häufig nicht gelange, da ich sie, wie auch den Freitag, nicht regelmäßig lese, Glücklicherweise habe ich eine Vorleserin. Ein Tabu wäre allenfalls der allzu einschlägig vierbuchstabige große Bruder dieser Springer-Presse, deren Gegner ich war, bin und bleibe, auch wenn ich zugestandenermaßen eine Zeitlang selbst zum Konzern gehörte, wenn auch in einem Verlag weitab politischer Meinungsbildung, der dann an ein anderes Haus verkauft wurde, zu dem ich allerdings mittlerweile auch keine sonderlich positive Meinung mehr habe.

Was Lutz Herden im Freitag nicht berücksichtigt, obwohl er sich doch auf Geert Wilders bezieht: darauf hinzuweisen, daß dessen Umtriebe auch nicht gerade wütende Proteste seitens der EU-Politiker hervorrufen, wie auch in anderen Mitgliedstaaten unserer Union. Aber vielleicht sollte ich hier etwas moderieren. Es sind in erster Linie die immerfort die sogenannte Mitte propagierenden Medien zur Hauptsendezeit, die kaum etwas nach außen dringen lassen von den meist im Hintergrund stattfindenden Debatten um Ereignisse dieser Art. Im Vordergrund läuft eben das ab, was die breite, politisch nicht wirklich interessierte Masse bewegt, zum Beispiel die Versuche der dänischen Rechten, wieder Grenzkontrollen einzuführen. Wenn's um diese andere Art der freien Fahrt für freie Bürger geht, dann geht auch das Interesse des gemeinen Interessenten auf. Als Frau Merkel ihrem Galan ein Geschenk machen wollte und ihren Innenminister vorschickte, der daraufhin wahlk(r)ampftechnisch von temporärer Grenzschließung plapperte, was Merkozy logischerweise die abendlichen Nachrichten bei Bier, Kartoffelplätzchen und/oder auch alkoholgeschwängerten Praliné namens Cherie sicherte, da schauten sogar viele ins meinungsregelnde Staatsfernsehen hinein und ließen auch sonstige trittbrettfahrende oder auf Gleichschaltung bedachte Meinungsmacher nicht aus.

Ich halte es schlicht für Unsinn, wenn in diesen Breitwalzmedien behauptet wird, es würde sich mit Hollande europäisch etwas ändern. Er wird allenfalls — hoffentlich tut er das tatsächlich, wenn er die Präsidentschaft übernehmen sollte — so manchen Fehler oder bewußt vergessene Versprechen von Sarkozy korrigieren und mal zu den Stahlarbeitern in die Lorraine oder zu anderen Hinterbliebenen der von Sarkozy extrem zugunsten des teuflischen Haufens geförderten Globalisierung fahren oder den Spekulanten den Hahn des sprudelnden Geldes ein klein wenig zudrehen, überhaupt die Binnenwirtschaft etwas zu beleben versuchen. Mehr zu tun, das wird auch ihm kaum möglich sein. Ein würdiger Nachfolger Mitterands — man mag über dessen Regentschaft denken, was man will — wird er kaum werden, dazu ist das Schiff Grande Nation bereits zu weit ins Universum entschwunden, um im dortigen Phantasialand nach großen nationalen Wundern eines neuen Lebens im alten zu suchen. Realität ist die in der europäischen Wiege vor sich hinschlummernde Petite Nation. Die große alte ist allenfalls noch in den geradezu wundersam existierenden Kolonien zu besuchen. Wer die bezahlt, das wird nicht weiter erörtert. Es ist aber auch zu großartig, per Inlandsflug nach Guadeloupe, nach Martinique oder nach Réunion zu fliegen, wo man, so es persönliche Kontakte gibt, das Frankreich der fünziger und sechziger Jahre bestaunen kann. Mir hat mal ein Schwarzgekäuselter auf Martinique gesagt, nie würde er nach Europa ziehen, denn dort gäbe es das Mutterland schon lange nicht mehr, das wahre läge fernab davon, also hier. Ein Restaurant am Rand des Unversums.

Viele auf dem alten Festland wollen einfach nicht wahrhaben, daß es nunmal die Grande Nation war, die soviel Buntes in den Kessel brachte. Das ist auch eine Art von Geschichtsbewältigung: die des Ignorierens von Wirklichkeit. Aber DOM-ROM gleich Départements d’outre-mer existiert nunmal, auch wenn die meisten nicht hinfahren, wahrscheinlich, weil es nicht zum Schengen-Raum gehört, man also nicht einfach mal barrierefrei zum Autobahnbrettern rüberfahren kann (wie umgekehrt die zu Feinschmeckern gewordenen Deutschen zum Billigeinkauf von tiefgefrorenen Schnecken, ja sogar, erst kürzlich selbst gesehen, von Froschschenkeln oder Crevetten aus den einstigen Atomversuchsgebieten). Auch an Nordafrika wollen viele nicht denken, obwohl das doch zu großen Teilen waschechte Franzosen waren, die dorthin übergesiedelt sind, weil ihre Trauben das Zeitliche gesegnet hatten und die dann nach dem Algerienkrieg als Pied-noir zurückwollten in die Heimat, dort aber nicht mehr gelitten waren, genauso abfällig behandelt wurden wie diese ganzen faulen Bastarde aus diesen Drecksländern. Gegen diese alle trat und tritt dieser kleinwüchsige Narkozy nun auf beziehungsweise aus, will sie, seit ihm die scheinbar königliche Macht dennoch abhanden zu kommen scheint, mehr noch als früher, also wenigstens geistig, da ihm seine allzu offen geäußerten brutalen Methoden doch einige verübelt haben, wegkärchern, er, dem große Teile der Bevölkerung vor fünf Jahren ihre Stimme gaben, weil sie davon ausgingen, daß ein Restimigrant wie er, ein vom Vater eingeschleppter Ungar, mehr Verständnis aufbringe für die Nöte der historisch Übriggebliebenen, zu denen auch die Beur gehören, die Nachkommen der Einwanderer aus Afrika, das war ja nicht nur Algerien, sondern noch einige Länder mehr, in denen die Tricolore wehte. Er meinte wohl, es würde ihm ausreichen, sich der Stimmen derer zu vergewissern, die immer daran glauben, es könne wirtschaftlich nur mit ihm und überhaupt aufwärts gehen, auch, weil er dieses Pack aus dem Land vertreiben will. Die hat er teilweise nun auch noch von ihrem bürgerlichen Glauben abfallen lassen, weil sie allesamt ihrem Katholizismus anhängen und ihn mittlerweile für einen Scharlatan halten. Es haben sich möglicherweise ein paar moralisch einwandfreie Evangelen daran erinnert, daß man ihre Vorfahren bis nach Preußen vertrieben hat.

Ob François Hollande es besser machen wird, darf infrage gestellt werden. Er kann ähnlich werden wie François Mitterand, zumindest genauso höfisch agieren. Aber selbst unter diesem Aspekt hätte ich mehr Hoffnung als bisher. Lediglich der Gedanke an Marine Le Pen könnte sie ins Sterben schicken.

Dennoch gehe ich jetzt zitternd um meine Stimme auf Sendeempfang. Vielleicht schreie ich heute abend noch einmal kurz auf. Aus Schmerz oder, hoffentlich aus Freude. Der Champagner liegt bereit. Im Keller ist's ja kühl genug. Im anderen Fall gibt's Pastis. Pur. Besser wäre Absinth. Wegen der Bitterkeit der Realität und zur Betäubung. Das käme der Flucht aus diesem schlechten Roman näher.
 
So, 06.05.2012 |  link | (3675) | 7 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Gesellschaftsspiele



 

Mit dem Radio durch die Galaxie

Nahezu schicksalhaft tauchte dieses Textlein aus dem Fundus auf, wohl die selige Erinnerung an eine Zeit gemahnend, als ich noch nicht verunsichert war von schwarzen Löchern wie etwa dem, das inmitten unserer Milchstraße ruhend darauf lauert, sie in einigen Jahren zu schlucken, während ich mir ernsthaft Gedanken darüber mache, ob die Wahlen des kommenden Wochenendes in Frankreich, Griechenland und Schleswig-Holstein Veränderungen bringen werden.

Endlich ist es soweit: Die Antwort auf die Frage nach «dem Leben, dem Universum und allem» kann man vom 28. Dezember (1981) an im Bayerischen Rundfunk erhalten. In sechs Folgen zu je fünfzig Minuten versucht der britische Hörspielautor Douglas Adams mittels seiner Sience-fiction-Satire Per Anhalter ins All erschöpfend Auskunft geben über die brennenden Probleme der Menschheit: Warum wir leben, warum wir sterben und warum wir zwischendurch soviel Zeit mit Digitaluhren an Handgelenken verbringen. Der Bayernfunk hat mit diesem Sechsteiler sein bislang teuerstes Hörspiel produziert, die etwas später sendenden SWF und WDR steuerten als Coproduzenten bei zu dem 150.000-Mark-Projekt.

Das Spektakel beginnt mit der Apokalypse und bringt gleich britischen Humor ins Spiel. Arthur Dent, ein Erdling wie wir, sieht sich eines Morgens Preßlufthämmern und Bulldozzern gegenüber: Sein Haus soll abgerissen werden, um Platz für eine Umgehungsstraße zu schaffen. Seinen Sitzstreik beendet Arthur allerdings nach wenigen Minuten, da sein Freund Ford Prefect auftaucht und ihm klarmacht, es gäbe Wichtigeres: Die Welt geht unter, weil draußen im All eine Bauflotte der Vogonen, eine Art milchstraßiger Techno-Faschisten, den Auftrag hat, die Erde zu beseitigen, um eine intergalaktische Umgehungsschneise zu hauen. Und es passiert tatsächlich: Unser Planet wird zerstört. Arthur und Ford können gerade noch per Anhalter mit einem Raumschiff ins All entwischen.

The Hitchhiker's Guide To The Galaxy bescherte der BBC 1978 die bis dahin höchsten Einschaltquoten. In deutschen Binnenlanden wurde man erst zwei Jahre später wach, als Hans Pfitzinger den Stoff der Hörspielabteilung des Münchner Senders vorschlug. Er rannte offene Türen ein. Science-fiction, und auch noch komisch — das zündete endlich mal. Ernst Wendt, Regisseur und Chefdramaturg der städtischen Kammerspiele, übernahm die Regie, und eine Reihe prominenter Mimen trat die Sprachreise durchs All an: Dieter Borsche, Bernhard Minetti, Markus und Rolf Boysen, Hans Korte, Klaus Löwitsch, Felix von Manteuffel, Hans Reinhard Müller und Helmut Stange. Die Frauen in der Galaxie sprechen Barbara Freier und Doris Schade, die Musik komponierte Frank Duval, und die Effekte, mit denen das ganze Audio-Unternehmen steht und fällt, stammen von dem Toningenieur Günther Hess.

Die beiden Helden abenteuern vorwärts und rückwärts durch Raum und Zeit, bedienen sich des galaktischen Kreuzers «Herz aus Gold» und der neuesten Entwicklung auf dem Gebiet der Fortbewegung, dem Unwahrscheinlich-keitsantrieb. Sie erfahren, daß der Mensch nicht, wie bisher angenommen, nach den Delphinen das zweit-intelligenteste Lebewesen der Erde war. Die Mäuse, jene Nager, die zur Tarnung in den wissenschaftlichen Laboratorien in Laufrädchen herumrannten, hatten ursprünglich unseren Heimatplaneten maßschneidern lassen. Sinn des Vorhabens war: Die Erdkugel sollte als gigantischer Computer die Antwort auf die Frage aller Fragen finden. Dummerweise schlugen die Vogonen fünf Minuten zu früh zu. Den Mäusen bleibt nichts anderes übrig, als noch einmal von vorn zu beginnen. Slartibartfast, Spezialist für Küstenlinien, einst Gewinner eines Preises für die Gestaltung Norwegens, macht sich wieder an die Arbeit.

Bis sie die Antwort, die 42 lauten wird, erfahren, müssen Arthur und Ford noch mit allerlei lebensgefährlichen Begegnungen fertig werden, lernen den Erfinder des stärksten Drinks aller Zeiten, den Pangalaktischen Gurgelsprenger kennen und landen schließlich auf einer prähistorischen Erde, die von Sekretärinnen und Versicherungsvertretern bevölkert ist.

Wenn das Spektakel einschlägt, plant der Bayerische Rundfunk fünf weitere Folgen im neuen Jahr. Titel der Fortsetzung: «Das Restaurant am Ende des Universums.»


Flohmarkt: savoir-vivre, 1981
 
Do, 03.05.2012 |  link | (4635) | 18 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Kopfkino



 

Kritische Anthologie Universalis

In meinem Verständnis von Gemeinsamkeit gebührt auch dem etwas anders Denkenden Platz in der Runde derer, die am liebsten alle auf demselben Stuhl sitzen würden. Deshalb möge Nachfolgendes weitere Verbreitung finden, denn ich kann mir vorstellen, daß es noch einige weitere Interessenten gibt, denen die sklerotische Enge der Vorstellungswelt der Funktionäre mit ihrem Hang zur Nivellierung nach unten nicht behagt.1
KAU wurde ausgelöst beziehungsweise baut auf auf Henner Reitmeiers Von den Umtrieben der POC-Jäger. Darin heißt es unter anderem: «Denn um so ausgefeilter der Stil eines Artikels, desto geringer die Chancen des durchschnittlichen ‹Mitmachers›, sich in diesen Artikel einzubringen. Beat begreift jeder; Tango nicht.» Das war für mich mit ein Grund, bei Wikipedia nicht mehr mitzuwirken.



«Die KAU ist ein nach Stichworten (Themen) geordnetes Internet-Nachschlagewerk, das sich durch stets namentlich gezeichnete Beiträge hoher sprachlicher Qualität auszeichnet. Die Anzahl der Beiträge zu einem Thema ist nicht begrenzt. Diese Beiträge können von unterschiedlichen Autoren stammen. Auch Kontroversen sind statthaft, doch sollten sich alle Autoren einer kritischen, wahrhaftigen und parteilichen Sicht von unten verpflichtet fühlen. Herrschaft und jede Verschleierungstaktik wird abgelehnt.

Das Konzept basiert vor allem auf Erfahrungen libertär und egalitär orientierter Kommunen. Das bedeutet insbesondere: Keine Hirarchien/Verbindung von Kollektivität (Kooperation) mit persönlicher Verantwortung/Transparenz. Weiter verwertet es Erfahrungen aus publizistischer und verlegerischer Tätigkeit. Von daher hat es Qualitätsansprüche, die in Kommunen eher unbekannt sind. Schließlich zehrt es von Erfahrungen (und Informationen) der Wikipedia [...].

Nachbemerkung von Henner Reitmeier

Ich bin der ‹Erfinder› dieses Konzepts. Ob es etwas taugt, steht auf einem anderen Blatt. Vermutlich ersähe man dies frühstens aus einer monatelangen Erprobung — und schon diese erfordert einen Aufwand, der wahrscheinlich nicht unbeträchtlich ist. Mag man sich auch auf (freie) Software wie die von Wikipedia benutzte stützen können, so muß sie doch auf KAU zugeschnitten werden. Man benötigt also sowohl für die redaktionelle wie die technische Arbeit Fachleute. Mehr noch, es muß gewährleistet werden, daß sich auch alle zukünftigen Mitglieder verhältnismäßig leicht mit diesen Arbeiten (und der Software) vertraut machen können. Die Gruppe darf nie Gefahr laufen, von ihrem Sekretariat wie von Kanzler Schröders Kaffeekränzchen oder Walter Ulbrichts Politbüro verschaukelt zu werden. [...]»

Der gesamte Text: Das Konzept KAU


1Der Begriff Allgemeinbildung «[...] maßt sich an zu wissen, was ‹man› wissen muß. In seinem Verständnis natürlich alles, was der Aufrechterhaltung seiner gut geschmierten Megamaschine nützt, die wiederum seiner Elite dient. In Wahrheit gibt es unter den Menschen - solange sie noch nicht erfolgreich angepaßt worden sind — eine derart große Vielfalt an Naturellen, Bedürfnissen und Lebensformen, daß sie alle ihrer eigenen, darauf zugeschnittenen Bildung oder auch Schwänzerei bedürften. [...]»

Henner Reitmeier in Schulen.

 
Sa, 28.04.2012 |  link | (1326) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Fundsachen



 







Werbeeinblendung

Jean Stubenzweig motzt hier seit 6172 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00



... Aktuelle Seite
... Beste Liste (Inhaltsverzeichnis)
... Themen
... Impressum
... täglich
... Das Wetter

... Blogger.de
... Spenden



Zum Kommentieren bitte anmelden

Suche:

 


Letzte Kommentare:

/
Echt jetzt, geht noch?
(einemaria)
/
Migräne
(julians)
/
Oder etwa nicht?
(jagothello)
/
Und last but not least ......
(einemaria)
/
und eigentlich,
(einemaria)
/
Der gute Hades
(einemaria)
/
Aus der Alten Welt
(jean stubenzweig)
/
Bordeaux
(jean stubenzweig)
/
Nicht mal die Hölle ist...
(einemaria)
/
Ach,
(if bergher)
/
Ahoi!
(jean stubenzweig)
/
Yihaa, Ahoi, Sehr Erfreut.
(einemaria)
/
Sechs mal sechs
(jean stubenzweig)
/
Küstennebel
(if bergher)
/
Stümperhafter Kolonialismus
(if bergher)
/
Mir fehlen die Worte
(jean stubenzweig)
/
Wer wird schon wissen,
(jean stubenzweig)
/
Die Reste von Griechenland
(if bergher)
/
Richtig, keine Vorhänge,
(jean stubenzweig)
/
Die kleine Schwester
(prieditis)
/
Inselsommer
(jean stubenzweig)
/
An einem derart vom Nichts
(jean stubenzweig)
/
Schosseh und Portmoneh
(if bergher)
/
Mit Joseph Roth
(jean stubenzweig)
/
Vielleicht
(jagothello)






«Ist Kultur gescheitert?» ? «Bitte gehen Sie weiter.»



Suche:

 




Anderenorts

Andere Worte

Anderswo

Beobachtung

Cinèmatographisches + und TV

Fundsachen und Liebhaberstücke

Kunst kommt von Kunst

La Musica

Regales Leben

Das Ende

© (wenn nichts anders gekennzeichnet): Jean Stubenzweig





pixel pixel
Zum Kommentieren bitte anmelden

Layout dieses Weblogs basierend auf Großbloggbaumeister 2.2

pixel pixel