Das Bißchen, das ich esse, kann ich mir auch selber zubereiten

Sollte sich jemand darüber wundern, daß hier ausnahmsweise nicht die eherne Sponti-Regel befolgt wird, das Bißchen, das ich lese, kann ich mir auch selber schreiben, dem sei mitgeteilt: Ich lese, tatsächlich, etwas, das andere verfaßt haben. Einmal mehr versuche ich mich seines Umfanges und der Gewichtigkeit wegen gezwungenermaßen niederknieend in anderer Leute verzetteltem Traum. Und in Pausen bereite ich unverdrossen Kartoffelsalat zu, mit Gurken und Tomaten und Kräutern et cetera aus «eigenem Anbau». Meine Vermieterin Madame Lucette hat mir einmal mehr ihren Garten der Lüste geöffnet, so etwas wie meine unberührbaren Brustduftdrüsen. Lediglich der die Salatsauce rustikal veredelnde Knoblauch ist ein Marsaillais. Weitere Ingredienzien sind in Frau Braggelmanns Hühnerhof selbstgelegte Eier, und zum Nachtisch gibt's vom neben meinem hölzernen Ruheraum stehenden Baum der Erkenntis selbstgepflückte Zwetschgen, gegen die auch die von Frau Demeter persönlich gebärten nicht den Duft einer Geschmackschance haben. Dazu trinke ich gestern von Madame Lucettes Gatten freiwillig herausgerücktes Badoit, in Glasflaschen, das hierzulande, wenn überhaupt, zu Preisen verkauft wird, als handele es sich um einen Premier Cru aus dem Médoc. In Frankreich gehört es zu den preiswerteren Gazeuses.

Als wär's ein Stück von mir, im Exil, möchte ich meinen.



 
So, 09.09.2012 |  link | (1541) | 3 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Geschmackssache



 

Pecunia non olet

Bewirken wird das kaum etwas, bester Phom, das sehe ich genauso. Die meisten haben sich Ihre Meinung bereits fest bilden lassen. Wenn es sie überhaupt interessiert, wenn es nicht heißt: Was diese Amis da machen, meine Güte, das ist so weit weg. Und die anderen, das sind die ein Prozent Einschaltquote von arte, möglicherweise diejenigen, die behaupten, sie seien die neunundneunzig Prozent. Es ist ohnehin interessant, daß es sich um eine gerne als gebildet bezeichnete Minderheit handelt, die behauptet, sie sei die Mehrheit. Nehmen diejenigen denn an den politischen Ausrichtungen teil, die am ärgsten betroffen sind? Nein, das tun sie nicht. Der überwiegende Teil schaut nicht über den Rand seiner Billigheimerterrine, macht sein Kreuzchen, wenn er überhaupt noch wählen geht, letztendlich immer wieder bei derselben Personalie, läßt sich von denen vertreten, die es doch immer irgendwie ganz ordentlich gemacht haben.

Nicht nur die Industrie, sondern ein jeder pflegt, wie Sie in Ihrem Zuhause angemerkt haben, «amikales Verhältnis zum eigenen Portemonnaie». Erst gestern habe ich irgendwo vernommen, den Deutschen sei nicht so sehr um ihre Gesundheit bange als um das knapper werdende Geld. Das ist verständlich, wer möchte nicht wenigstens genug zum leben haben. Ich hingegen bevorzugte das Wohnen unter der Brücke gegenüber dem im Krankenhaus, am Tropf hängend gar, auf diese Weise verlängert ins ewige Dasein, und sei es noch so leblos. Gut, das ist Einstellungssache. Ich halte ein kürzeres und dafür besseres Leben für erstrebenswerter als ein langes in Langeweile und abschließend dann eventuell auch noch Siechtum im Sinn von hirn- also geistlos. Das ist ein Abschied: Ich hörte auf zu leben, aber ich habe gelebt.. Hinter dieser Sehnsucht nach Langlebigkeit scheinen mir allzu himmlische Direktiven zu stehen, der hoffnungsvolle Glaube an die Todlosigkeit. Doch das ist ein anderes Thema, allenfalls eines für die Philosophie.

Aber selbst wenn wir beim schnöden Mammon bleiben. Weshalb tun die Menschen nichts gegen diese Machenschaften? Sie könnten wenigstens den Versuch machen, über Wahlen etwas zu ändern, Politiker in die Pflicht nehmen, an diesen Zuständen etwas zu ändern. Aber sie bleiben lieber beim Bewährten. Das wäre seltsam konservativ zu nennen: conservare, etwas bewahren. Die Natur zum Beispiel. Dafür, für die dazugehörenden Tiere gehen sie sogar auf die Straße. Aber für sich als ebensolcher Bestandteil dieser Natur tun sie's nicht. Für längere Öffnungszeiten der Biergärten protestieren sie, wie vor längerer Zeit im gemütlichen Bayern, als es noch keine protestantische Unterwanderung gab in wegweisender Form einer Art des Verbots, ein Nachläufer der Prohibition. Massenweise städtischen Raum nehmen sie in Anspruch wie in Köln vor Diskotheken, wofür, logisch, die Bediensteten eine Gebühr verlangen wie seinerzeit die Staatsdiener für Salz oder Sekt oder früher beziehungsweise wie seit einiger Zeit wieder für die Urinabgabe.

Das Geld ist knapp geworden, weil die Kommunen in nicht mehr so blühenden westdeutschen Landen so verschuldet sind. Und warum befinden die sich kurz vor der Pleite? Sicher, manche Politiker haben sich mehr oder minder baufällige Denkmale gesetzt, das hat dazu beigetragen. Aber der eigentliche bevorstehende Konkurs kam zustande, da die demokratischen Bürger es zugelassen haben, daß die Volksvertreter so frei waren, nahezu alles dem Freiheit suggerierenden Markt zu überlassen, der's schon irgendwie richten wird. Bei der Gelegenheit: Da regen sich «Fans» des Fußball über Trikots auf, die Werbung eines Hähnchenverwursters zeigen. Über Werbung an sich erregt sich kaum jemand. Das ist Alltag. Mit Signets von Banken auf ihren tätowierten Brüsten, ich warte darauf, daß sie sich die Firmenlogereien wie ihre sportlichen Vorbilder demnächst in die für die Kamera gut sichtbare Halsfalte einpieksen lassen, damit dürfen sie herumhüpfen, unsere Fußballer, auch mit denen von Firmen, die mit Atomkraft für die Welt oder sonstigen Ausbeutungsverfahren den Planeten plattmachen, das stört niemanden. Anstatt einfach den Dreck nicht mehr zu kaufen, der sich als Nahrung auf dem freien Markt befindet.

Für die Regulierung des Geldflusses sind sie nicht wählen gegangen, auf die Straße gehen besagte ein Prozent, nachdem das Kind dreißig Meter tief in den Brunnen gefallen und tot ist, weil es auf trockenem Boden aufgeschlagen ist, weil das Grundwasser sich zurückgezogen hat. Womit wir schon wieder beim Fernsehen wären, das einmal mehr Probleme ansprechen wird, die ebenso längst bekannt sind, aber in Mittel- und Nordeuropa nur für Abschöpfer und Anleger der heiter sprudelnden Quellen interessant sein dürfte, da diese Regionen schließlich ausreichend mit Naß versorgt sind, die Allgemeinheit sich also weiter keine Sorgen macht und bei der Alltagsseifenoper und sonstigen Tatorten bleibt. In Berührung kommt sie ohnehin nur einmal jährlich, wenn sie an den schönsten Tagen des Jahres an den sonnigen Stränden des spanischen Südens weilt.

Ach so: Fernsehen. Über das Laufband meiner Art von Konsum erreichte mich der Hinweis, die nächsten Tage käme es zur Ausstrahlung eines ebenfalls hinlänglich bekannten Sachverhaltes, der jedoch immer noch nicht alle errreicht zu haben scheint. Es mag auch daran liegen, daß die öffentlich-rechtlichen Anstalten kurz vor der Insolvenz stehen wie ihre Betreiber, die Länder und durchaus auch der bundesdeutsche Bund, daß kein Geld mehr vorhanden ist für neue Sendungen, vielleicht haben auch die volumnösen Werbeblöcke zur letzten Fußballerei oder die um die reizenden Hinterteile der in London um die Wette rennenden und hüpfenden Leistungs-messerinnen nicht ausgereicht, so daß nur noch wiederholt werden kann. Auf jeden Fall soll es einmal mehr ums Flüssige gehen. Angekündigt ist ein Beitrag für, wenn ich mich recht erinnere, kommenden Dienstag, ich meine im tatsächlichen Mainstream-Sender ARD gleich RTL, Sat1 und Co, ein Beitrag, von dem ich vermute, es könnte sich dabei um den handeln, der bereits einmal im schweizerischen Fernsehen und auch anderswo lief. Der WDR wird noch einmal nachklappern, im Spätherbst, da ist ohnehin alles grau und dunkel um Mitternacht, da liegt der kritische Bürger im tiefsten Schlaf. Gute Nacht. Doch Heinrich Heine:
Gottlob! durch meine Fenster bricht
Französisch heitres Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.
Ach, die einst schönen Tage von Saint Tropez. Das waren Zeiten. Als dann auch noch die Hippies aus den USA herübergerudert kamen. Oder die noch länger zurückliegenden stillen von Clichy. Noch so'n mon Ami, ein Freund der Liebe. Wir benötigen doch gar kein Fernsehen.
 
Fr, 07.09.2012 |  link | (4469) | 17 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ansichten



 

Vom Fensterbankerl zur Schlachtbank

Spricht mir gegenüber jemand von einer Bank, dann fällt mir zunächst der von mir überaus geschätzte, aus der Alpenrepublik stammende einstige Kollege Gustl Weishappel ein, der früher im Bayerischen Hörfunk fast immer allmorgendlich früh bereits um fünf zum ersten Mal aufs Thermometer auf seinem «Fensterbankerl» schaute, um die (Wetter-)Lage der deutschen Nation zu verkünden. Die nächste Gedankenstufe wäre das, von der aus ich in Ruhe und Frieden den Karpfen zuschauen kann, wie sie sich ihr Weihnachtsfett anfressen.


Eigentlich, womit ich zunächst beim gestrigen Thema wäre, denn ich habe abends, ich befehlige nicht nur eine Apfelcomputerarmada, sondern verfüge auch im Gegensatz zu den Nichtfernsehbesitzern über zwei Geräte, mit denen ich in die Ferne zu sehen sehen vermag. Gestern abend also habe ich es schon wieder getan, dieses Mal jedoch ohne für mein Dasein als Schlafbürger eine Trainingseinheit zu absolvieren. Um eine Bank ging es, angesichts derer alle Teichkarpfen dieser Welt noch soviel fressen könnten und doch nie so fett würden wie diese. Vermutet habe ich es ohnehin seit längerer Zeit, einiges gar gewußt, etwa daß die Finanzwirtschaft längst die Politiker regiert, die immer wieder einknicken, geht es darum, diesen üblen Raubfischen, ach was, die armen, ins menschliche Denken übertragenen Viecher, also diese der Welten Lauf beherrschenden Heuschrecken und wie sie sonst noch genannt werden, Einhalt zu gebieten. Immer wieder drohen sie nur, wie beispielsweise US-Präsident Obama nach der sogenannten Finanzkrise, sie belassen es dabei, vergleichsweise nach dem demokratischen Prinzip der Wahlbürger, man könne es ohnehin nicht ändern.

Längst hat vor allem diese eine Bank, und von diesem Ausmaß beziehungsweise dieser Tragweite war ich dann doch ein wenig arg überrascht, über die in meinem Blütensternengärtchen,
«dieser Fernsehanstalt gewordene Zen-Buddhismus mit den seltsamsten Überleitungen des Planeten, bei denen entweder Frauen in pailettenbestickten Körperstrümpfen grazile Bewegungen über wehenden Luftschlangen machen oder verwackelte Handkamerabilder von Straßenschildern und Toreinfahrten in Paris auf das kommende Feature über Lesbianismus in der Daladier-Ära oder die Yakmist-Dokumentation hindeuten»,
gestern abend berichete, ihr Personal sorgfältig vorbereitet in höchste Ämter plaziert. Auch die europäische Zentralbank wird, das scheint mir in dieser Dokumentation eindrucksvoll nachgewiesen worden zu sein, von einem Vertreter dieses Wall-Street-Monsters geleitet. Wer sich für die Hintergründe unseres Finanzwesens am Beispiel dieses monströsen Instituts des Geldhandels, das zweifelsohne als System im über alle Ufer getretenen kapitalischen System bezeichnet werden darf, das sich das besonders gerne in Deutschland gescholtene Griechenland untertan gemacht hat, der sollte sich diesen Film anschauen, solange er noch zur Verfügung steht:

Eine Bank lenkt die Welt.

Für diejenigen, die, das soll's noch geben, keinen Computer, aber ein Fernsehgerät besitzen: Wiederholt wird die Dokumentation am 19. September 2012. Fernsehen macht beileibe nicht dumm. Dumm bleiben diejenigen, die sich das nicht anschauen.
 
Mi, 05.09.2012 |  link | (4821) | 21 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau



 







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