Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild «Gertrude Stein ließ, wie es ihre Art war, Gertrude Stein als Gertrude Stein sprechen, eine Legierung also aus Kunstfigur und dritter Person Singular. Mehr als einmal sprach sie über den von ihr geschätzten Maler Juan Gris, die gleiche Auffassung von unbedingter Genauigkeit, ‹doch hatte dieses Verlangen in ihm eine mystische Basis. Er bedurfte der Genauigkeit als Mystiker›. Gleich darauf trifft Gertrude Stein als Gertrude Stein eine stichhaltige Unterscheidung: ‹Bei Gertrude Stein war dies Bedürfnis intellektuell, ein reine Leidenschaft für Genauigkeit.› Beider Werke würden allerdings mit denen von Mathematikern und, von einem französischen Kritiker, mit Johann Sebastian Bach verglichen.»Und vor den Sätzen von Hans Platschek stehen solche wie die von Juan Gris: «Ein mir befreundeter Maler schrieb einmal: Man macht einen Nagel nicht mit der Hilfe eines Nagels, sondern mit Hilfe von Eisen.Womit ich mir jedes weitere Wort zum im kleinen Kreis gestern wieder erneut erörterte Thema Kunst kommt von Können mal wieder ersparen kann. Die beiden da oben deuten einmal mehr an, daß Kunst vielleicht doch eher von Kunst kommt, daß das sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts wandelnde Verständnis so langsam mal in der Gegenwart ankommen sollte. Doch selbst zu Zeiten des bis heute in den meisten Köpfen pilzartig wuchernden Kunsthandwerks vergangener Jahrhunderte, aus denen viele der heutzutage oftmals verehrten Bilder und Skulpturen hervorgegangen sind, entstand längst nicht alles nach dem reinen Prinzip der Kunstfertigkeit, also in der Logik des Nagels aus dem Eisen. Häufig genug hatte sich auch damals bereits erst das Sujet bei klaren Gedanken («sind frei») herausgebildet, aus dem dann beispielsweise eine malerische Botschaft resultierte, etwa bei den Stilleben des spanischen 17. Jahrhunderts, in denen die Auflösung des Rechts codiert Niederschlag auf der Leinwand fand. Aber das habe ich ja alles schon einmal mehr oder minder ausführlich erzählt; auch hier bin ich mal auf τέχνη (téchne) eingegangen. La même chose, Monsieur, s'il vous plaît, fällt mir dabei ein, nicht nur beim Bestellen des nächsten Pastis . Oder vielleicht hat es seine Ursache darin: «Plus ça change, plus c'est la même chose.» (ungefähr: Je mehr sich verändert, um so mehr bleibt es das Gleiche.) Ach ja, und bei der Gelegenheit mußte ich eben auch heftig an ihn denken, an den Guten, der zwar bereits vor nunmehr gut zehn Jahren seine letzte Zigarette nächtens in die Whiskydüfte geraucht hat. Einige haben glücklicherweise eine ihn ehrende Stiftung gegründet (eine für den Swingboy Sonderborg ließe sich auch ganz gut an, aber da gibt es wohl Erbmassenprobleme), so eine vielleicht typisch hanseatische posthume Gehhilfe, doch über das Denkmalerische hinaus fehlt er, fehlen sie alle im einzelnen oder besser noch gemeinsam in bissig witzelnder Runde dennoch nach wie vor persönlich, heute hier eben im besonderen dieser zwar fein florettiernde, aber durchaus auch schon mal draufdreschende Kritikaster. Ließe sich so einer nicht mal wieder zurückholen? Die Welt der Kunst ist so trist geworden. Zitiert aus: Juan Gris. Über die Möglichkeiten der Malerei. Rede an der Sorbonne am 1. Mai 1924. Mit einem Essay von Hans Platschek. Europäische Verlagsanstalt, Reden, Band 25, herausgegeben von Sabine Groenewold, Hamburg 1997; Nachdruck aus: Der Querschnitt. Das Magazin der aktuellen Ewigkeitswerte, übersetzt von B. Schiratzki; Januar 1925.
Die Welt der Kunst ist so trist geworden
.. dabei gebe ich mir soviel Mühe...Reine Trauerarbeit
ist das – na ja, mit der Arbeit habe ich's ja nicht so; das ist sicherlich eher ein Thema für Politiker in der Notlage anstehender Wahlen wie denen bei Ihnen zuhause. Seien Sie also in und mit Ihrer Umtriebigkeit beruhigt: Selbstverständlich meine ich damit nahezu ausnahmslos den schreibenden, also kritisierenden Teil dieses oben denkmalgesockelten Erinnerungsstücks. Es geht mehr ins Private, an dem ich die Öffentlichkeit teilhaben lasse, also durchaus auch um die Gesamtheit dieses Kerls geht's mir, der mir nach der gestrigen Debatte um die Können-Kunst schicksalslogisch aus dem Bücherregal entgegenwinkte in Form eines feinen dünnen Bändchens, wie der (ehemalige) ganz große Mann mit seinen rappeldürren Meter fuffzig. Der konnte nicht nur malen und schreiben, erzählen konnte er auch noch, nicht nur während seines Redens, bei dem ich nur zu gerne stumm blieb. Stellen Sie sich einfach vor, Sie sitzen inmitten einer Runde, und einer wie er fängt an, munter über die Bilder eines Malers des 18. Jahrhunderts zu plaudern, beispielsweise über Luis Melédenz oder, kurz und knapp, über die Kunst der Nichtschwimmer. Manchmal kam er auch vom hundertsten der Malerei ins tausendste der Literatur, um dann doch wieder in die bildende Kunst zu münden. Oft tippte er ein Thema lediglich an, hackte dann aber zuhause nächtens wild auf seine damals schon uralte Reiseschreibmaschine ein und ließ Bouvard und Pécuchet in Sprachkompositionen einfließen, die einem andere Flötentöne beibrachte. Wenn ich jetzt noch zwei Sätze weiterschreibe, stürzt mich die Erinnerung in ein tief-melancholisches Lautlachen über meine Sentimenalität. Hören Sie mir bitte auf
mit dem Wahlkampf bei uns daheim...Mir hat man mal einen Sinnspruch beigebracht: Scheinbar mittlerweile ungülig. Dieses ständige: "Der Onkel/ die Tante hat aber das und dies getan und wenn bis jetzt noch nicht, dann aber bestimmt bald!!!" - mag es daran liegen, daß viele Berater einen angelsächsischen Studien-Abschluß ihr eigen nennen? Ich fürchte es, weil bereits der Wahlkampfauftakt bei der einen Partei sehr amerikanisch geprägt war. Nichts im Vergleich zu dem "netten Versuch" von Hubertus. Womit sich der Kreis zum Forst wieder schließt... Aber eigentlich wollte ich nur zustimmen, daß es ganz famos sein muss, wenn jemand in der Runde einfach so wie beschrieben erzählen kann. Zu dem originellen "Kunst kommt von was auch immer" fällt mir auch nur ein ebenso originelles: "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit!" ein. Allerdings bin ich auch nur ein interessierter Laie. Daß Letztgenanntes
aber von einem Münchner stammt, sollte man dann doch hinzufügen. Nicht daß die Gedankenwelt glaubt, solches sei niederrheinisch produziert. Es herrscht schließlich die Globalisierung auch auf dem Denkmarkt.
da war ich wohl noch so in Rage, wegen des Erstgenannten, daß ich es vergaß...
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit!" stammt von Herrn Karl Valentin, glaube ich. Ich laß den Satz auf irgendeinem Kühlschrank, vor vielen Jahren. Ja, von dem Falentin.
Falentin, weil er sich so spricht, wie Fenster-F, wie der Münchner Fäkalienmarkt, geschrieben aber mit Vögel-Eff.Eff Eff: Sehr Fein
Dazu fällt mir ein: Nicht nur die Wutz aus dem Urmel.Auch an vielen alten Metzgereien (das sind Ladenlokale, oft komplett gefliest - hier nochmals das Fenster-F und nicht das Vögel-Pfau - in denen man handwerklich hergestellte Fleischwaren und deren Derivate käuflich erwerben konnte) findet man manchmal noch ein altes Schild auf dem das ungeübte Auge den Zusatz: ff entdeckt. Beispiel: "Schmackhafte schlesische Wurstwaren - ff - " "Eff - Eff" bedeutet "sehr fein" - weil das alte deutsche "s" sich nur in dem kleinen Strichlein vom "f" unterschied. Aber eigentlcih brauche ich Ihnen das ja gar nicht zu erzählen, daß wussten Sie bestimmt schon. Fein oder sehr fein –
das ist doch hier nicht die Frage. Schließlich lesen hier noch ein paar weitere mit, die das eine oder andere nicht wissen. Schätzen wir uns glücklich, daß es Menschen wie Sie gibt, die das eine oder andere wissen, das andere nicht wissen – und andere daran teilhaben lassen. Das ist ja das Angenehme am Internet: hier kann man noch was lernen. Immer vorausgesetzt, man möchte dann doch noch ein bißchen mehr wissen. Manch einem geht das gleichwohl am Hirnkästchen vorbei (auf das Thema komme ich morgen zurück). Das wußte ich zwar, aber über die Information als solche freue ich mich, da es belebt, was ansonsten verloren zu gehen droht. Worüber ich nun allerdings rätsele, da Sie es angesprochen haben: Dieses Er-sie-es beherrscht etwas «aus dem Eff-Eff» – da müßte oder könnte eine Analogie bestehen. Nun könnten wir die Revier-Eigentümologin fragen. Aber die schult gerade um auf Handwerk und Umzug. Oder wissen Sie's? Ein Hirsch, ein solcher aus dem Internet, hätt gerne mehr Eff-Eff, das wäre nett. (aus: Wikistupendia) Ohne Herrn Kluge,
der mit dem Folianten, nicht der andere, mit dem Bildungsauftrag der privaten Sendeanstalten, zu rate zu ziehen, habe ich eine Ahnung. Ich erinnere das noch aus der Pennälerzeit:- aus dem Eff-Eff: von "ff" nach Seitenangaben ( z.B.: S. 24 ff.), will meinen, man weiß mehr als nur einen einzelnen Aspekt. Da gibt es aber sicherlich noch viele andere Erklärungen. >> kommentieren Als
Ach, hierzu kann ich endlich auch mal etwas schreiben. Beim Artikel eins zeitlich drüber, über Beuys, das geht weit über meinen Horizont, allein schon deshalb, weil ich die Leute überhaupt nicht kenne, die Sie erwähnen.Aber das Bild als Bild... ja, so etwas gefällt mir, und ich muss auch keine Leute kennen, die darüber nachgedacht haben. Wahrscheinlich sind meine Gedanken ja so etwas von alt. Ich schreibe sie trotzdem nieder, weil manches mich nicht loslässt. Dazu gehört das Bild. Indem ein Bild Bild eines Urbildes ist, ist es nicht das, was das Urbild darstellt, sondern eben, so sagt sein Name, ein Bild davon. Die Definitionsmenge ist nicht die Grundmenge. Indem ein Bild jedoch als Bild eines Urbildes dasteht, wird es selbst zum Urbild. Denn nun ist es Urbild seiner selbst. Es übersteigt sein Dasein als Bild, indem es zum Bild als Bild wird. Man muss das Bild in diesem Augenblick nur ernst nehmen: es ist dann nicht "nur" Bild, es wird etwas an sich selbst. Sofern es aber Bild als Bild geworden ist, wird sein Status als Bild des Urbildes erst wirklich deutlich. Dann sinkt das Bild plötzlich herab: wird zum bloßen Bild, ungeschützt, nackt. Wir sehen auf das Bild und sehen ein Bild. Wir sehen auf das Bild und schauen die Sache. Ein Bild ist ein Bild usw.
ist ja nichts als eine Paraphrase der berühmten Zeile von Gertrude Stein A rose is a rose is a rose. She is a rose, die ich hier genauso ausbeute, wie alle Welt das tut. Mit dem kleinen Unterschied, daß die alte Dame mit (Sprach-)Bildern gerne gespielt hat und die Kunst als solche, was oben ja auch angedeutet wird, quasi ihre Heimat war. Ihnen zupaß kommen dürfte, daß dieser Gedichtausschnitt als ein Synonym für die Freiheit der freien Liebe gilt. Gertrude Stein gilt gemeinhin als Symbolfigur der gleichgeschlechtlichen Liebe, gerne insofern von der Frauenbewegung vereinnahmt, als sie nicht unbedingt allen Männer den kleinen Unterschied abschneiden wollte, sondern sich in dieser anderen Welt ganz gut zurecht fand. Aber am Ende erzähle ich hier etwas, das Ihnen hinlänglich bekannt ist; dann also für die anderen Mitlesenden.Was nichts daran ändert, daß ich Ihren Gedankengang als bemerkenswert empfinde: Das Bild als Abbild des Ursächlichen, immer den Kernpunkt assoziierend. Das hat was. Ein Bild ist ein Bild usw.
Mit G. Stein habe ich mich bislang nicht beschäftigt, Ich habe den berühmten Spruch auch nie verstanden, ich meine, was dahinter stecken mag. Ich assoziiere mit ihm eher das ebenso berühmte Bild von Magritte "Ce n'est pas une pipe" - als Antwort gewissermaßen.Was hinter meinen Gedanken steckt, ist dagegen klar: Platon natürlich. Es ist die Dialektik des Bildes als Bild eines Urbildes, Idee, aber auch gleichzeitig als Sache selbst. Die schimmernde Wahrheit des Bildes steckt daher grammatikalisch im Als. Plotin, der spätantike Philosph, hat auf die Frage geantwortet, warum man kein Bildnis von ihm verfertigen dürfe: Es gehe nicht an, ein Bild von einem Bild zu verfertigen. >> kommentieren –cabü Waren die Altfemistinnen
an der Alsterdorfpforte, um zu missionieren, und die Zugbrücke wurde nicht rechtzeitig hochgezogen? Na gut, meinetwegen, wir werden alle älter und zugänglicher für warme Worte. Es soll mir recht sein. Dennoch muß ich das letzte Wort haben und es den, auch von mir, gerne gescholtenen Wikipedianern übergeben – das zu Frau Gertrude ist mit Abstand, nicht nur um Längen besser. Allerdings scheint mir, es schrieb eine Wikipedianerin. Und das wäre gut so.Wikipedia wird nicht
akzeptiert, solange so viele Autoren (Autorinnen sind in der Tat eher eine Minderheit) nicht mal zwischen Intension und Intention unterscheiden (nur weil die deutschsprachige Welt aus Lust an der Faulheit inzwischen aus zwei völlig unterschiedlichen Begriffen einen macht, wird die Bedeutung nicht wirklich eine), während auf der anderen Seite zum Beispiel die Intention wenigstens im literaturwissenschaftlichen deutlich definiert und anderswo sogar darauf hingewiesen wird. Was machen denn diese ganzen Helferlinge, sie sonst so unendlich viel Energie aufwenden, alles mögliche platt zu diskutieren (ja, getrennt geschrieben, wg. dem hier gern zitierten Fischkopp-Flachwitz)? Aber wem sage ich das.Caterine aus Swerdlowsk In der Tat.
Du jetzt auch noch, hat wohl alles nix genutzt. Diese indeed-Seuche. Wie vor Ort. Im Deutschen heißt das tatsächlich! So sei mir der Hinweis darauf gestattet, wie zum Beispiel le Quasselbude Parlement Européen (nicht nur für Franzosen – Warum wird auf dieser Versammlung englisch gesprochen, wenn auch Franzosen anwesend sind?) korrekt übersetzt:
It is, indeed, a very welcome development that an opinion on sustainable tourism should be worked out at European level.»Ach ja, was haben wir diskutiert Anfang der Achtziger im oberbayrischen Widdersberg, als der sprachfortschrittliche, der Moderne unaufhaltsam zustrebende Eröffnungsredner des Eintagsmuseums, dieser Stubenzweig, der in der Tat diese Anglo-Formel herannahm, auch von Technologie sprach, obwohl er Technik meinte, ist das eine doch die Forschung, das weitere deren in die Praxis Umgesetztes, wie hat er sich ereifert, dieser Werbetexter (!), der auch für die Kunst ein korrektes Deutsch in Anspruch genommen haben wollte. Ich hab's mir gemerkt. Aber Du warst da noch zu klein und zu weit weg. Nun aber bist Du erwachsen (weil Maman?), bist also voll da und darfst es in der Tat nutzen, weil's alle deutschsprachige Welt tut? Doch die Schlacht ist ohnehin verloren. Nicht nur die Schlacht. Der Gesamtsieg gehört den Vereinfacherern. Ungefähr so, wie Ludwig Trepl Zweiteres in den Sinn kommt (und keinen solchen Scheiß macht), er das so eindringlich erläutert. Oder erleutert? Lauterung durch Erleuterung? Leute! Auch ich kucke da bald nicht mehr durch. Wie weiland Rainer Candidus, der Unvollendete. Ja, nicht gucken, ich kucke dumm. Und nebenbei: Ist Wiktionary eine Abteilung von Wikipedia? Das bezweifle ich. >> kommentieren aubertin (06.10.11, 14:33) (link) La même chose
Gertrude – l'aventure des SteinBises Anne (et Yves) >> kommentieren Spamming the backlinks is useless. They are embedded JavaScript and they are not indexed by Google. |
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