Herbstelei

Überall fallen lieblich die Blätter, im etwas rustikaleren Norden gleich ganze Stämme.
Fortsetzung in den Kommentaren

 
Mo, 16.11.2009 |  link | (2524) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ansichten



 

Schrei der Vergangenheit

Sie habe noch drei Kollegen, die bei seiner Hochzeit mitgefeiert hätten, erwähnt sie wie beiläufig, sie könne das durchaus belegen, wenn es sein müsse, einer der Mitakteure befinde sich ebenfalls in der Stadt. Heftig war's. Drei Tage lang. Oben an der Place de Lenche. Er meint, leichte Verzückungen in ihren Mundwinkeln zu sehen, während sie spricht, die Lippenmuskulatur scheint über das gewohnte französische Formen von Sprache hinaus zu sprechen, das Gesicht nahezu spitzmündig ganze Nächte genüßlich nachzuschmecken, als ob sie sich über ein Wochenende dort hätte einschließen lassen, wo der Champagner in den Trüffeln wächst.

Photographie: Jean-Pierre Jeannin CC

Erstaunt schaut er seine Gesprächspartnerin an, mit der er in der kleinen Bar sitzt, wie auch die Cafés hierzulande genannt werden, nachdem sie ihn im Panier an seiner alten Dame-des-Accoules angesprochen, ihn eine Weile angeschaut und dann gefragt hatte, ob er sie nicht wiedererkenne. Entschuldigt hatte er sich und es auf sein schlechtes Personengedächtnis geschoben. Nur allzu vage, von zu weiter Ferne her schien ihm da etwas auf. Es war ihm letztlich dann aber nicht schwergefallen, auf das Angebot der sympathischen, leicht angegrauten, jedoch überaus frischen und obendrein erfrischenden Dame einzugehen, sich auf eine kleine Plauderei niederzulassen.

Sie war nach einigen Jahren wieder zurückgekehrt ans Criée, dem Nationaltheater von Marseille. Überdruß am alles einebnenden Zentrum da oben, meinte sie, vielleicht auch ein wenig einem allgemeinen Strom des Ruhesuchens in der Provinz folgend, möglicherweise die alte Liebe der Pariser zum Mittelmeer, das ja mittlerweile so rasch erreichbar sei mit dem TGV und weniger umständlich und auch nicht zeitaufwendiger als mit dem Flugzeug, von Stadtmitte zu Stadtmitte, in drei Stunden nur. Auch werde damit der abseitige Ruf der Stadt ein wenig korrigiert, die Distanz zu Afrika etwas vergrößert. Das sei diskutabel, aber für viele Motivation zum Aufbruch ins südliche Abenteuer. Nachmittags in den Zug steigen, Zeitung lesen oder auch im Buch, das lange schon bereitläge, gut essen, dann in eine Aufführung hoher Güte gehen, anschließend die Nacht durchfeiern, und morgens früh wieder zurückfahren. Oder sich gleich ein Appartement zulegen. Sie wohne aus Kostengründen zur Miete, wenn das mittlerweile zwar auch schon abenteuerlich, aber nicht zu ändern sei. Entscheidend sei jedoch, daß sie vermutlich endgültig zurückgekehrt ist in das lebendige Haus am Quai de Rive Neuve. Auch wenn die Stadt sich extrem wandele und zusehends einem europäischen Wolkenkratzer zu ähneln beginne, so habe sie sich ihren familiaren Charakter doch bewahrt. Ihr Engagement bis vor gut zehn Jahren sei ihr in zu guter Erinnerung gewesen. Und damit verbinde sie auch die erwähnten drei Tage. Er möge sich jedoch den Kopf nicht weiter zermartern, wisse sie doch, daß der nach diesem wunderschönen Ereignis in ein enormes Amnesieloch gefallen und er deswegen längere Zeit in einem Hospital gewesen sei. Die andere Hauptakteurin habe ihr davon berichtet.

Von der mittlerweile im fernen überseeischen Westen Ansässigen wußte er, daß damals mächtig was losgewesen sein mußte an dem kleinen Platz oben im Panier. Und er mittendrin, als direkt Beteiligter. Ebenso erinnerte er sich an die mehrfache Erwähnung, nach der das halbe Théâtre La Criée ebenfalls teilgenommen und das zweite Arrondissement leergetrunken habe. Das Ereignis selbst war noch immer nicht in seiner Erinnerung angekommen und würde es, wie manch anderes an Vergangenheit, vermutlich auch nicht mehr. So war er gezwungen, zu glauben, was ihm erzählt wurde. In gewisser Weise hatte er sich daran gewöhnt. Zumal dieses aktuelle Zusammentreffen vertrauenswürdig schien, auch wenn er ein wenig den Verdacht schöpfte, es könnte arrangiert sein. Aber diese Eindrücke holten ihn ohnehin immer wieder ein seit der denkwürdigen Begegnung Anfang des damals neuen Jahrtausends. Ein paar Jahre fehlten ihm schlichtweg. Sie wurden nach und nach aufgefüllt — allerdings hauptsächlich durch die Schilderungen anderer. Und so erfreute er sich am zunächst beiläufig eingestreuten, dann jedoch ausführlicher werdenden Bericht seiner einstigen Trauzeugin. Zudem hörte er ihr gerne zu in ihrem gelösten Theaterfranzösisch. Als ob Anne Brochet ihn ein wenig mit Rostand erheitern wollte, leicht durchsetzt von einem bißchen Molière.

Lächelnd erwähnt sie die Äußerung des Standesbeamten gegenüber dem Kollegen, wenigstens einer der Beteiligten trage hinten einen Namen, den er auszusprechen in der Lage sei. Getobt habe der Brautvater, wenn auch später, außerhalb der amtlichen Räume. Seit tausenden von Jahren werde hier in dieser Stadt zumeist anderes als französisch gesprochen und geschrieben, nur im Geist dieses barbarischen Xénophobe in Amtsschärpe sei das noch nicht angekommen. Nun benötige er, der Bräutigam, auch vorne noch einen aussprechbaren Namen, habe der geistiger Getränke Ungewohnte noch nachgeschickt. Und immer wieder hoch das Glas, Santé, Santé, Santé, Champagner sei schließlich kein Alkohol, man müsse nur ganz fest glauben, die Wurst sei aus Fisch, wie seine jüdischen Freunde ihn, den nicht so ganz Bibelfesten des Koran, aufgeklärt hätten.

Jetzt, da sie das erzählte, erinnerte er sich daran, wenn auch weniger als Teilnehmer, sondern mehr aus den Erzählungen seiner damals mit ihm Wiedervereinigten. Sie hatten ein zweites Mal geheiratet, wenn auch nicht amtlich, das hatte die Behörde nicht gestattet, war die Ehe doch besiegelt. Romantische Regungen und behördliche Vorgänge schlössen einander aus, meinte der Amtmann damals mit einem Lächeln, aus dem zunächst nicht ersichtlich war, ob es von Hilflosigkeit begleitender sanfter Ironie oder beißendem Sarkasmus geprägt war. Doch dann setzte er nach, lediglich für eine Scheidung dürfe man diese Akte wieder aus dem Trésor holen, für die Verbindung von Romantik und Ehe müßten sie selber sorgen, Betriebsanleitungen hole man sich am besten im Theater, das örtliche sei sehr zu empfehlen, habe er gehört.

Zwar hatte man vor, das rauschende Fest ihm zuliebe zu wiederholen, wohl auch in der Hoffnung, die ins Stocken geratene Erinnerungsapparatur wieder ingang zu setzen. Aber ein solches Stück ließ sich eben nicht wieder aufnehmen, darüber war man sich bald im klaren, zumal es die Akteure in die weite Theaterwelt zerstreut hatte. So blieb es bei einer eher stillen Feier im familiaren Kreis, wie es beispielsweise bei Beerdigungen heißt. Und ein bißchen was davon hatte es letztlich auch, denn nach der Zusammenführung dessen, das zusammengehört, schloß das Paradies seine Pforten dann doch recht bald wieder. Seit langem schon liebte man sich auf Distanz, besuchte einander hin und wieder und lebte nach langen Flügen in langen Gesprächen von dem, was einmal war oder von dem, wie es einmal gewesen sein könnte. Daß es nie wieder so werden würde, darüber herrschte beredtes Schweigen. Vielleicht würde es tatsächlich eines Tages wenigstens zurückkommen in sein Gedächtnis, würde es aus der Langzeiterinnerung wieder aufleben. Aber bis dahin mußte er sich eben auf das verlassen, was ihm angeboten wurde als Baustein zur Vergangenheit.

Fortwährend habe dieser fröhliche Muselman versucht, das Brautpaar zu verscheuchen, in dessen nahegelegene Wohnung, ein paar Schritte nur von der Place de Lenche in die Rue de l’Évêché, neben dem vermutlich ältesten italienischen Restaurant der Neuzeit, in dem, so würde kolportiert, offenbar auch Jean-Claude Izzo manchmal seinen Wurzeln nachschmeckte. Sie erinnere sich nicht, inwieweit ihm das gelungen sei, aber diese dreitägige Festivät, die sicherlich zumindest einmalig mit der später legendären Fiesta des Suds in Konkurrenz treten konnte, habe ihre Aufmerksamkeit doch recht in Anspruch genommen seinerzeit, so daß sie es nicht genau schildern könne. Aber eines sei ihr nie aus dem Sinn gegangen: der Grund der Verschickungswünsche des Brautvaters. Nachdem seine Tochter ihn immer wieder darauf hingewiesen habe, sie habe den arabischen Nachnamen abgelegt und trage nun einen aus der Lorraine stammenden, der allerdings keinerlei deutlichen Hinweis auf die Pied-noirs zulasse, auch wenn er das noch so herbeisehne, was ihn jedoch nicht davon abhielt, mittlerweile stimmüberschlagend, immerfort zu krächzen: Egal, es gibt überall wunderbare Pied-noirs, auch in der Lorraine, man muß nur für Nachwuchs sorgen, sie dürfen nicht aussterben, Hauptsache sie werden andere Franzosen als die jetzigen.

Es wurde ein überaus kurzweiliger Nachmittag. Er wurde abrupt beendet von einem Mobiltelephon, aus dem der Leidens-, ja Todesschrei einer Frau klang, der ihn wie auch die anderen Gäste des Cafés aufschreckte. Keine Sorge, meinte sie knapp, während sie in die dicke Jacke geradezu sprang, sie schreit nur einmal. Es war der Ruf zur Probe von Cyrano de Bergerac, die sie vergessen hatte, ihren Einsatz als Roxane. Übrigens, schickte sie, fast in der Tür, noch hinterher, die Wiederaufnahme der elf Jahre alten Inszenierung. Man habe sich ihrer erinnert, er möge das doch auch tun, damit habe schließlich alles seinen Lauf genommen. Und weg war sie. Die Vergangenheit. Aber er war sich sicher: sie würde wiederkommen.


Zwei Tage • Eine sentimentale Reise • Erzählungen
 
Fr, 13.11.2009 |  link | (3555) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Zwei Tage



 

Strahlende Schönheit

Sie ist einfach schön. Es ist mir eine Wonne, sie anzuschauen. Ich schaue sie ja allzu gerne immer und immer wieder an, La Marseillaise. Aber diese eine hat etwas besonders. Ein ganzes Weilchen habe ich sie nicht gesehen. Beim letzten Mal war sie nicht da. Das hatte mich ein wenig enttäuscht, ist sie doch mit ein Grund, den Ort aufzusuchen. Aber nun — ja, wie üblich, erst einen großen Café und dann die kleinen hinterher. Selbstverständlich ein Gazeuse dazu. Später wird ein Pastis oder auch zwei alles abrunden.

Allerdings ist die sonstige Schönheit meines Südens auch nicht mehr das, was sie einmal war. Die Stadt wird immer schnieker. Überall meint man ein bißchen Paris zu sehen. Nein, es gibt unschöne Ecken, da beginnt sie ihrer hamburgischen Schwester zu ähneln. Unten, nahe la Joliette am neuen Hafen, wo's hinausgeht nach Korsika und Afrika und in den Rest des Globus, plant und baut die Internationale der Architekten nicht nur ihren Ruf der wertschöpfenden Weltmacht aus. Ich habe das ja mal angerissen.

Vor allem aber: Es ist kalt. Mag man auch bei knapp über zehn Grad den Grill an den Elbstrand zerren, doch dort gibt's die gute warme Stube für den Rückzug auf den Grog. Am mer Méditerranée mit den teilweise arg mistral- oder inselwinddurchlässigen Gemäuern sind das arktische Temperaturen. Und vermutlich wird man ohnehin in Bälde die Canebière loipen. So lange ist es noch nicht her, daß man bei Olympique kurz davor war, eine winterliche Langlaufabteilung zu gründen.

Photographie: amelaye CC

Nun gut, es ist November. Der und der Dezember sind die fiesesten Monate überhaupt. Ende Januar geht es meistens wieder. Trotzdem, irgendwie scheint sich da doch etwas gewandelt zu haben.

Früher gaben die noch älteren als ich der Atombombe die Schuld. Heute heißt die Klimakrise. Oder so ähnlich. Nein, solche Begriffe kommen in einem französischen Dictionnaire nicht vor. Weder Klima noch Krise. Und unter Wandel versteht man eher den politischen hin zu mehr internationaler Wirtschaftskraft, deren Hauptabschußrampe nunmal die Atomkraft ist. Aber mit einer Bombe hat die wirklich nichts zu tun. Schließlich ist alles friedlich am wehrhaften Rande Europas, wo man sich mal Gallier nannte. Die verprügeln heute allerdings niemanden mehr. Und wenn so ein Ding hochgeht, meine Güte, ist das lange her, da drüben im Osten, dann gehen am Rhein die Abwehrjalousien hoch. Nie und nimmer geht da was rüber in den Westen. Frankreich, Europas strahlende Vormacht, hat nunmal beste Kernkrafttechnik. Der gemeine Franzose glaubt fest daran, überhaupt an alles technisch Neue und Machbare, wie an den katholischen lieben Gott. Der wird's schon richten. Das ist der Vorteil eines zentralistisch regierten Landes mit seiner heimlichen Liebe auch zur Aristokratie. Irgendwann muß ja auch mal Schluß sein mit diesem Revolutionsgetue. So braucht man nicht einmal Politiker, um der Bevölkerung etwas zu verordnen. Es reicht, das ist so üblich im Land, eine Elitehochschule, aus der absolute Experten hervorgehen, die der Bevölkerung mitteilen, die Kernkraft des Landes sei absolut sicher. Das überzeugt auch die Führungspolitiker, die so tun dürfen, als ob sie das Sagen hätten und nicht diese vierzig oder fünfzig Eliten, die seit den Fünfzigern herausgewachsen sind aus den Ingenieur- und anderen edlen Wissenschaften, denen niemand zu widersprechen wagt, weil sich keiner auskennt in der Materie. Auch nicht der strahlende Nicolas Sarkozy, der seinen sonnenköniglichen Vorgängern da in nichts nachsteht. Dafür hat man schließlich Experten. Weshalb man denen genehmigen durfte, tiefe Löcher zu graben in der Lorraine, da oben, etwa dreihundert Quadratkilometer rund um das Dörfchen Bure. Manch einem gefällt das nicht, so langsam wacht auch der Westen auf, aber, nun ja, Lothringen, das ist, im Vergleich zur sonstigen Schönheit der Landschaften, vielleicht auch nicht so tragisch. Etwa drei- bis vierhundert und mehr Meter hinein wird's gehen in die Tonschicht, wo dann etwa ab 2030 das bißchen Abfall hineingekippt werden soll, den diese lustig bemalten Meiler wie der inmitten der Rhône, der die Loire wärmende und die vielen anderswo produziert haben. Was sind schon 200.000 Jahre, die es dauert, bis das alles nicht mehr so heftig strahlt?

Die Schönheit der Bedienung tut es unvermindert. Seit zehn Jahren schon. Sie nimmt nicht ab, diese Strahlung, man möchte gar nicht wegschauen und sie nur noch anlächeln. Draußen stehen, das sehe ich zum ersten Mal im Land, nun ja, Marseille gehört ohnehin irgendwie nicht zu Frankreich, drei, vier, es können auch fünf Leutchen sein, gruppiert um ein Schild, auf dem geschrieben steht, Kernkraft sei gefährlich. Die Passanten interessiert das eher weniger. Mademoiselle schüttelt leicht den Kopf, vorsichtig, auf daß der Café nicht aus dem Behältnis gerate. Doch die Routine hat das im Griff, sogar ein leichtes Handwischen vor dem schönen Gesicht ist da noch drin. Sie tut das nicht wegen des Desinteresses der Vorüberhastenden, in dieser Jahreszeit geht man etwas rascher voran in der Stadt, sondern wegen dieses spleenigen Gehabes dieser Apokalyptiker. In Frankreich passiert schon nichts. Sie hat mit ihren Eltern im heimatlichen Ardèche, gar nicht so weit weg von Cruas-Meysse, quasi der nächsten, etwas südlicher gelegenen Energietankstelle nach Tricastin, im Herbst 1986 massenhaft die leckeren Pfifferlinge, Stachelpilze, Maisschwämme und die legendären Steinpilze aus den Wäldern geholt. Und sie waren nicht alleine unterwegs. Vielleicht ein paar weniger als sonst, aber als Sechsjährige hat sie sich darüber nicht unbedingt Gedanken gemacht. Und nach wie vor ißt sie sie sehr, sehr gerne. Möglicherweise strahlt sie deshalb so. Wie die schöne Ségolène Royal, für die sie ein bißchen Wahlkampf gemacht hat 2008, obwohl sie sich ansonsten für Politik nicht sonderlich interessiert. Die kennt über hundert Pilzsorten alleine dort, wo sie auch ein bißchen Heimat hat, in Lothringen.

Die Lorraine. Auf Heimatbesuch war ich dort vor einiger Zeit, der Vergangenheit auf der Spur. Da gab es in Metz diese sonderbare Neuheit Altglascontainer. Einer hatte offensichtlich begriffen, wozu das gut sein sollte. Vermutlich hatte er lange darauf gewartet. Die Überbleibsel von drei Jahrzehnten wochenendlicher Festivitäten waren aus der Scheune in den durch nach vorn geklappte Sitze recht großen Kofferraum seines Kleinwagens zwischengelagert und anschließend in diese sichere Neuerung entleert worden. Im kernkrafttechnisch mittlerweile ja ebenfalls wieder weniger gefährdeten Deutschland nennt man das entsorgen. Man schmeißt etwas in tiefe Löcher, und weg ist es, man hat sich aller Sorgen entledigt. Wer französische Kermesse-Aktivitäten kennt, der weiß, daß da ordentlich was zusammenkommt an Flaschen. Eine Stunde dürfte es gedauert haben, bis das Zwischenlager Kofferraum befreit war. Während der ganzen Zeit lief der Motor. So macht man das im Land. Man geht vor dem Essen auf einen Apéritif, in den Dörfern kann das durchaus auch mal eine gute Stunde dauern, und solange blubbert das Maschinchen voller Energie eben für sich hin.

Aber genug von diesen Negativismen. Kundera hatte hervorgelugt aus dem Regal, weil er etwas zur Schönheit sagen wollte, derentwegen ich schließlich gekommen war vor gut zehn Jahren. Bevor die Schönheit endgültig aus der Welt verschwindet, schrieb er zwei Jahre vor diesem, ach nein, das wollte ich ja nicht mehr, wird sie noch eine Zeitlang aus Irrtum existieren. Die Schönheit als Irrtum, das sei die letzte Phase in der Geschichte der Schönheit. Darum ging es mir ja. Die letzte Phase noch ein bißchen genießen. Ein bißchen schön ist sie immer noch, die Stadt, jedenfalls dort, wo sie mir schon immer gefallen hat, in den Mauselöchern, wo die mehr als zweieinhalb Jahrtausende vergraben sind. Aber eben in der letzten Phase befindet sie sich, die Stadt. Die Kanonen sind nicht mehr gen Festland gerichtet. Das Festland hat sie erschossen.

Und danach schauen, ob noch alles dicht ist und noch nicht gänzlich erfroren in der neuen Kälte, das wollte ich auch. Aber nun wird wieder gegrillt im vielleicht nicht so schönen, dafür aber verhältnismäßig gemütlich warmen barbarischen Norden. Vielleicht ist das das Alter.
 
So, 08.11.2009 |  link | (3499) | 8 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Linksrheinisches



 







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Jean Stubenzweig motzt hier seit 6281 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00



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