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Raus aus den Kartoffeln ... Hinein nach Roseburg komme ich immer mal wieder, der guten Kartoffeln wegen. Zur Gemeinde gehörig ist nicht nur ein feines Schloß und überhaupt ziemlich viel, nicht nur virtuell adeliges Erbe samt sommerlichem Musiktheater, sondern es gibt, geschmacklich mir näherliegend, auch sehr feinen Kuchen, wenn auch nicht so sehr innerhalb dieses von blauem Blut durchpulsten Gebälks, sondern im Dorf selbst, wohin ansonsten kaum jemand die Seh(n)sucht nach niederwildhöfischem Gehabe treibt. Gebacken wird er von einer aus dem Nordfriesischen stammenden Hofladnerin, die sich ins Herzogtum Lauenburg hat verpflanzen lassen. Wegen eines dort ansässigen Kartoffelbauern. Und jedesmal aufs neue kommt unser Gespräch dann auf diese Industrie, die sich am liebsten alles patentieren lassen möchte, um daraus Geld zu machen, nicht nur den Kartoffelsamen, auch Ersatzteile für Menschen, sei es in säuischer Form oder wie auch immer. Beim letzten Mal gerieten wir jedoch in einen Randbereich der Agrarwirtschaft, in den der Literatur. Denn ein großer Dichter hat sich 2008 in diesem Dörfchen davongemacht, der schon früh, noch bevor unsereins die Grünen seltsam vorkommen sollten, auf das hingewiesen hat, was uns einst alles blühen wird, nicht nur auf den Äckern. Auf ihn ist hier immer wieder mal hingewiesen worden. Wo beispielsweise die [...]-Klammer steht, gehört das hier hinein. Nach erneuter Lektüre ist es mir ein dringendes Bedürfnis, das nachzutragen: Die uns Erde, Wasser, Luft versauen Das ist der Dichter. Aus: Prolog zu Selbstredend und selbstreimend. Auswahl und Nachwort von Peter Bekes. Philip Reclam jun. Stuttgart 1987, S. 7 Original in: Haltbar bis Ende 1999, Gedichte. Rowohlt, Reinbek 1979
Gehirnentknotungshilfegesuch für McGuffin Da springt mich aus meinem elektrischen Zettelkasten eine Notiz samt Zitat aus dem Jahr 2001 an, die ich mir zum Entwurf eines Aufsatzes gemacht hatte (aus dem offensichtlich nichts geworden ist, aber auf jeden Fall befindet es sich in einem ziemlich versteckten Ordner titels Entwürfe). In Klammern dazu steht ein Hinweis auf McGuffin. Nun weiß ich zwar, was ein McGuffin ist; Herr Hitchcock hat das Herrn Truffaut mal ausführlich zu erklären versucht. Aber es bringt mich nicht weiter. Ich weiß nicht einmal mehr, ob ich da irgendwo einen einzigen eigenen Gedankenanflug hineinnotiert habe. Meine Hoffnung auf Aufklärung liegt also da draußen in der WWWelt (weiten weiten) des Zwischennetzes. Ob sich da möglicherweise ein belesener oder auch gebildeter Mensch findet, der mir hilft, den Knoten zu lösen, der sich mittlerweile in meinem Oberstübchen gebildet hat, dem solche Hilfestellung Kurzweil bereitet? Aufgeschrieben hatte ich folgendes: Langeweile wird die gerechte Strafe für einen sein, der sich nicht zum Suspense verführen lassen will — so wie für den, der die Frage nach dem Sinn von Sein für sinnlos hält, die Zurüstungen zur Expedition in die terra incognita des Seinsverständnisses nur gähnende Langeweile entstehen — oder besser: bestehen — lassen können.Ob das jemand als Zitat wiedererkennt (die Suchmaschinen tun's nicht)? Zielrichtung war offensichtlich, das belegt eine Randnotiz, die als Gattung zwar unterschiedlichen, aber dennoch ineinander (gehirnartig?) verwobenen Künste. Freuen tät's mich, entwirrte mich jemand. Das ist hier schließlich annähernd schon einmal gelungen.
Zur tiefblauen Nachtstunde böte herbstliches Werben sich an, schrieb vor ein paar Jahren, als das Internet um diese Uhrzeit noch schlief, ein routinierter, mittlerweile bereits leicht auffällig gewordener Nachtradiohörer: Die dreiunddreißigjährige Moderatorin klärt den zweiundsiebzigjährigen nächtlichen lieben Studiogast über die vielfältigen pharmazeutischen Präparate gegen prostatabedingten Harndrang auf. Morgens gegen drei oder auch um zwei. Zwischen Häppchen von Pergolesis Stabat Mater oder dem gounodschen Ave Maria oder dem von Donizetti. Besonders Mütter (wobei nun nicht gerade an solche mit A-A-Problemen gedacht wird und auch nicht AAO [dazu das Bild der Grazer Künstlergruppe G.R.A.M aus dem Zyklus Wiener Blut] assoziiert werden soll) wissen ja bekanntlich am ehesten, was für die Gesundheit am besten ist. Auch ein kleiner Schnupperaufenthalt im Wellness Studio, das die Evangelian Church Foundation neuerdings in ihrem Augustinum Recreation Center installiert hat, zeigt neue Vitalitation auf, wenn der präsenile Bettflüchter kurz nach dem Aufstehen, so gegen halb drei oder noch früher, von diesen erotisch säkularisierten Betschwestern angepriesen wird, untermalt von Nigel Kennedys Violine, die aus Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten den immerwährenden Second Spring rüberspielt.Auch für Menschen des Statusses krankhafter Oblomowerei gäbe es sicherlich vorantreibende Angebote, die sich in Frau Lunas Lichte noch besser ausleuchten ließen. Aus den köstlichen Mündern dieser edlen Geschöpfe hörte es sich sicherlich ausnehmend klangvoll an, vermittelt zu bekommen, in welchem florentinischen Hotel man alle erdenklichen Vorläufer der französischen Cuisine an die Wiege serviert bekommt. Gut, sie müssen immerfort sagen, zum unerdenklich wievielten Mal: Es spielten James Galway und die Academy of St. Martin-in-the-Fields unter der Leitung von Sir Neville Marriner. Sie dürfen das solange sagen, bis eine andere Plattenfirma zahlt. Was spielt das für eine Rolle?! Hauptsache zur nachtstundenen Zeit flüstern sie unsereins zu, was einen in seinem Lieblingskaufhaus erwartet, wieviel Rabatt man einem via Clubkarte elektronisch bucht auf den Restposten des 89er Château Laroque, diesem wirklich ganz ordentlichen Grand Cru aus St. Emilion, der der Besucherin zumindest diese zutiefst fröhliche Melancholie mitgab, als sie sozusagen schließlich meinte, sich doch besser auf den Nachhauseweg zu begeben. Oder sie sollen uns ganz sanft in die Hörgeräte säuseln, wie hotelparadiesisch dieses oder jenes Weekend in La Bourboule mit seinen arsenhaltigen Quellen würde, quasi so, als ginge man zu ihnen nach Hause und kröche hinein zu ihnen ins Austernschaumbad. Oder wenigstens, wo im Internet man den neuesten Rilke downloaden kann.
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