Rätselhaftes aus Berlin

Seltsame Dinge geschehen bisweilen. Da schaue ich nach Tagen der relativen Ruhe wegen Dauermüdigkeit und sich vermutlich daraus ergebender Schreibunlust in die Klickzählmaschine meiner elektrischen Kladde, um mir die Bestätigung abzuholen, daß nach nicht täglich veröffentlichtem Plapperanfall die Einschaltquoten zwangsläufig rapide sinken, und dann sind sie in ungeahnte Höhen geschossen. Völlig überraschend haben mich seit gestern weit überdurchschnittlich viele Klicker angeklickt, die zuvor vermutlich noch nie auf meiner Seite gewesen sein dürften. Ausgelöst wurde dieser Ansturm durch den Bericht über ein Ereignis, von dem ich annahm, es sei längst ein alter Hut oder auch Schnee von gestern, den wegzuschippen ich mich ohnehin nicht sonderlich bemüht habe. Vom Menschen, der des Menschen Wulff sei, habe ich allenfalls mal etwas lauter geräuspert. Aber nun tritt bei mir ein für meine Verhältnisse riesiges Trötenorchester an. Um die Vuvuzela als Orchesterinstrument für Blasmarschmusik beim Zapfenstreich zu Ehren des altehrwürdigen ehemaligen Bundespräsidenten geht es in diesem Text im Tagesspiegel (den ich ein einziges Mal, und das vor Jahren, mit einem Kommentar behelligt habe). Aber so genau ich den offensichtlich von gestern stammenden Artikel samt den nach wie vor eintrudelnden Kommentaren immer und immer wieder lese, ich kann nirgendwo einen geschriebenen Anlaß entdecken, der zu meinem Posiealbum hinführt. Vielleicht sehe ich ja in diesem deutschen Wald voller Staatoberhäupter keinen Bundespräsidenten mehr, dem sie zum Abschied einen geblasen haben. Ob mir ein Netzgewiefter, selbstverständlich auch eine Durchblickerin, helfen kann, das Interesse an mir politisch Unbegabtem zu klären?
 
Di, 20.03.2012 |  link | (1828) | 5 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Fragen, nichts als Fragen



 

Semispirituelle Suchmenschenanfrage

Qui partout sème en aucun lieu récolte. (Wer überall sät, wird nirgendwo ernten.)

Eine Anmerkung vorab: Um eine Fußnote lesbar zu machen, berühre man mit dem Cursor die jeweilige Ziffer.1

Nicht zuletzt, da eine Bekannte einer Bekannten der bekannten, ja berühmt-berüchtigten, der (jedenfalls von mir) gefürchteteten Alltagsforscherin Frau Braggelmann in meinem Fragmentchen Verliebtheit, Ekstase. Hypnose und Amnesie den Satz von Jean Baruzi gelesen hat und ihn am liebsten in ein esoterisches Brevier integrieren möchte (was, wie meistens in solchen Fällen, aus dem Zusammenhang gerissen ein recht schiefes Bild produzieren kann, wie eben das, was heute heute unter Esoterik verstanden wird, also nicht mehr das Geheimwissen früherer Tage, hier etwa am Beispiel Freimaurer) — ich finde das Buch nicht, das Original: Saint Jean de la Croix et le problème de l'expérience mystique, erschienen 1924, laut fnac neu erschienen 11/ 1999. Ich weiß nicht mehr, in welchem Karton auf welchem Dachboden oder tiefem Keller es sich vor eventuellem Mißbrauch versteckt — die vielen Versuche der letzten Jahre zur Heimatfindung haben mein einstmals gefestigtes System aufgelöst. Ich möchte, wie angekündigt, auch die französische Version dieses Alltagsfragmentariums einstellen: État amoureux, extase, hypnose et amnésie, doch dazu fehlt mir die originale Schreibweise des Zitats. Zwar kann ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis nachfragen, aber es finden sich in letzter Zeit (erfreulicherweise) auch hier zunehmend mehr Interessenten auch an solchen philosophischen Themen ein, die ohne Religionsgeschichte auch für die heftigsten Redner gegen den Glauben schlicht nicht denkbar sind. Gerne möchte ich auch die an Fragen, nichts als Fragen beteiligen, durchaus auch diejenigen, die der Meinung sind, ich hätte den falschen, weil gar keinen Glauben (was hier und ergänzend hier begründet ist.

Hat also jemand das Buch im Regal stehen, vielleicht sogar die Textstelle parat und möchte meine Suche beenden helfen? Es geht um den Satz:

«Es gibt keine mystische Entzückung der Seele ohne vorherige Entleerung.»2

Die Übersetzung könnte in etwa lauten:

Il n'y a aucun ravissement (enchantement) mystique de l'âme sans vidange préalable.

Ich hätte aber gerne den Originalwortlaut (der möglicherweise um einiges filigraner, durchgeistigter oder auch spiritueller [etwa im Sinne der Aussage eines wohlmeinenden Beur, der wie ein Jude niemals nicht Schweinefleisch äße, sondern immer denkt, es wär' ein Fisch, also ebenfalls nie und nimmer Alkohol tränke, der mir in l'Éstaque zwischen Marius und Jeannette sitzend nach dem fünfzehnten oder neunzehnten 51er ein ausgezeichnetes Patois attestierte] daherkommt als mein Hausmannsfranzösisch3).


 
Mi, 04.01.2012 |  link | (2579) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Fragen, nichts als Fragen



 

Gehirnentknotungshilfegesuch für McGuffin

Verlängerte Intelligenz Geh Hirn

Da springt mich aus meinem elektrischen Zettelkasten eine Notiz samt Zitat aus dem Jahr 2001 an, die ich mir zum Entwurf eines Aufsatzes gemacht hatte (aus dem offensichtlich nichts geworden ist, aber auf jeden Fall befindet es sich in einem ziemlich versteckten Ordner titels Entwürfe). In Klammern dazu steht ein Hinweis auf McGuffin. Nun weiß ich zwar, was ein McGuffin ist; Herr Hitchcock hat das Herrn Truffaut mal ausführlich zu erklären versucht. Aber es bringt mich nicht weiter. Ich weiß nicht einmal mehr, ob ich da irgendwo einen einzigen eigenen Gedankenanflug hineinnotiert habe. Meine Hoffnung auf Aufklärung liegt also da draußen in der WWWelt (weiten weiten) des Zwischennetzes. Ob sich da möglicherweise ein belesener oder auch gebildeter Mensch findet, der mir hilft, den Knoten zu lösen, der sich mittlerweile in meinem Oberstübchen gebildet hat, dem solche Hilfestellung Kurzweil bereitet? Aufgeschrieben hatte ich folgendes:
Langeweile wird die gerechte Strafe für einen sein, der sich nicht zum Suspense verführen lassen will — so wie für den, der die Frage nach dem Sinn von Sein für sinnlos hält, die Zurüstungen zur Expedition in die terra incognita des Seinsverständnisses nur gähnende Langeweile entstehen — oder besser: bestehen — lassen können.

Langeweile ist, wenn das Feuer aller Feuer als Strafe aller Strafen verloren gegangen ist, die bleibende Optimierung des Überdrusses am Dasein. Für sie gibt es keinen dringenderen Wunsch als den, gestört zu werden. Neugierde ist Störung der Langeweile.
(MacGuffin)

Leicht möglich ist jedoch, daß er auch auf der Suche nach dem Anfang des Fadens ist und der sich am (Wort-)Ende gar als etwas völlig anderes erweist: als eine Quelle möglicherweise, die er allerdings erst suchen muß, das: «Dort, woraus es — das philosophische Fragen — entspringt.»
Ob das jemand als Zitat wiedererkennt (die Suchmaschinen tun's nicht)? Zielrichtung war offensichtlich, das belegt eine Randnotiz, die als Gattung zwar unterschiedlichen, aber dennoch ineinander (gehirnartig?) verwobenen Künste.

Freuen tät's mich, entwirrte mich jemand. Das ist hier schließlich annähernd schon einmal gelungen.
 
Di, 14.09.2010 |  link | (2080) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Fragen, nichts als Fragen



 

Zeit und Freiheit

«Die Gegenwart aber, die in der Mitte liegt, ist so kurz und unfaßlich, daß sie keine Länge annimmt und nicht mehr zu sein scheint als die Verbindung des Vergangenen und Künftigen und außerdem auch so unbeständig, daß sie nie am selben Ort ist; und alles, was sie durchläuft, nimmt sie von der Zukunft weg und legt es der Vergangenheit zu.»

Kennt jemand diese Passage? Die Autorin eines Aufsatzes schreibt sie Henri Bergson, genauer: dessen Buch Zeit und Freiheit zu. Doch ich kann diese Zeilen darin nicht finden. Kommt aus diesem erlauchten Kreis eine Identifikationshilfe? Es wäre zu angenehm.
 
Fr, 22.08.2008 |  link | (4208) | 18 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Fragen, nichts als Fragen



 





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