Nachrevolutionäres Einen Tag pro Woche holt Antoine die Tierchen nicht nur aus ihrem unterflüssigen Reich ab, sondern erlöst sie auch persönlich im oberirdisch stehenden kochenden Wasser. Wie er überhaupt Küchendienst hat. Dann kommen zwar nur die Hälfte der sonstigen Gäste, aber das ist auch gut so, denn sonst würde er, der Fischer, Weingärtner, Gänse- und Entenfütterer und Gemüsezieher auch gar nicht klarkommen in diesem Reich, das nicht das seine ist, sondern das von Florence. Aber einmal pro Woche hat die nunmal frei für faire du shoping und andere, nicht nur ausgesucht weibliche kulturelle Aktivitäten in Bergerac. Diejenigen, die's wissen, nehmen dann das auch ländliche Gegenden zunehmend verseuchende Sandwich zu mittag oder gehen ausnahmsweise anderswo hin, vielleicht unten ans Ufer der Vézère, wo's auch Passables zu futtern gibt. Am Abend, das wissen sie ohnehin, dirigiert ja Florence wieder ihr Küchenorchester, das aus ihr und der Nachbarin besteht oder manchmal auch aus ihr und ihrer alten Tante Claire, die nach dem Rosenkranz angerannt kommt, soweit ihre altersgekrümmten Gehwerkzeuge das noch zulassen. Oder besser: Sie kommen am nächsten Tag wieder. Denn nach siebzehn Uhr ist's um einiges teurer in diesem Restaurant, das tagsüber nahezu ausnahmslos von Arbeitern und Handwerkern besucht wird. Denn die Revolution hat nicht nur nach Frankreich abkommandierte Habsburgerinnen kurz vor dem Gang aufs Blutgerüst den Unterschied zwischen Brot und Brioche gelehrt, sondern in der Folge für den einfachen Menschen die Garantie eines bezahlbaren schlichten Mahles hervorgebracht. Es gibt dort tatsächlich noch ein paar Relikte aus diesen Zeiten, deren Gesellschaftsveränderungen heutzutage allüberall jeder für sich in Anspruch nimmt, oft genug ohne zu ahnen, was er da für sich reklamiert. Aber vielleicht merken es ja bald auch die mittlerweile nur noch oder bald nicht mehr geldadligen Höflinge, daß so eine Armenküche auch sein gutes hat. Allerdings sollten sie dann besser in einem anderen Land leben als dem rechtsrheinischen, in dem so etwas leicht euphemistisch Tafel genannt wird. Denn links des Rheins sitzt man tatsächlich nach wie vor freudvoll seine Stunde anderthalb für die in der Regel immer noch mindestens drei Gänge am blankgescheuerten Tisch, wobei der Wein nicht nur im Preis inbegriffen, sondern auch trinkbar ist. Allerdings dürfte diese Wiederherstellungsinstitutionen nicht einmal ein Korrespondent in Frankreich kennen. Denn für all das, was abseits der TGV-Trassen liegt, hat der schließlich keine Zeit, sieht er doch ohnehin nichts bei dieser grand vitesse, die ihn in der Regel von A (Paris) nach B (Bordeaux oder vielleicht noch nach Cannes oder Nizza) führt, weshalb solches auch niemanden interessiert in dem Land, für das er berichtet. Aber wer begeistert sich schon für Nebensächlichkeiten wie eine Kermesse, anläßlich der ein ganzes Dorf zum Mittagessen beieinander hockt und bei der Vergnügungen noch darin bestehen können, daß man mit einer ausgeleierten 600er Pétanque-Kugel Flaschen zerschmeißt (nachdem man sie ausgetrunken hat)? Wo kein Tourist hinkommt, ist auch ein Korrespondent fehl am Platz. Für diese erst- wie letztgenannte Species hat man in Bergerac auch den Langnasigen hingestellt, der zwar den Ort in seinem Namen trägt, aber dort nun wirklich so gar keine Wurzeln hat, sondern, wie anders, aus Paris stammt beziehungsweise überhaupt aus der Dichterfeder floß. Dennoch hat er in den Auslagen der kleinen Buchhandlung den Sektenführer aus Rom wieder verdrängt. Denn wer ist schon dieser Yoseph ratte-cine-guerre, wenn man einen Freizeit-Gascogner als Zierde hat, und sei es als falsche Feder am Hut?! Und in die schöne alte Stadt fahren ja das ganze Jahr über Menschen, die alleine deshalb dorthin reisen, da sie der Meinung sind, es sei die Heimat des für seine Zeit und durchaus seinem Stand gemäß leicht inzestiös angehauchten Cyrano de Pardieu. Die Höflinge interessieren Florence eher weniger. Dazu fühlt sie sich zu sehr als Tochter der Revolution. Eine wie sie weiß um die Bedeutung der Fête Nationale, kennt die Geschichte ihres Landes. Aber wie das eben so ist mit den Revolutionären: Das Theater um den Adel hat sehr wohl seine Reize, und seien es die der späten Rache (oder auch nur der Sehnsucht). Man holt sich die höfischen Accessoires durchaus gern ins Haus, ebenso mag man diese herrlichen Rabatte, die man sich im Vorgarten anlegt. Jedem Bürger sein Klein-Versailles. Und so hat es durchaus seine Vorteile, daß dieser köstliche Schmachtfetzen, der eigentlich so gar nichts mit dem Städtchen zu tun hat, für die geneigten Gäste immer werbewirksam parat gehalten wird. Also: ins Kino, mitsamt dem ganzen Zubehör, diesem knurpsenden Knabberkram. Wie vor ein paar Jahren, dreimal hintereinander: Le Fabuleux Destin d'Amélie Poulain. Schönes Wetter ist auch morgen wieder. Und wenn nicht, dann eben übermorgen. Um die Tierchen kümmert sich ja Antoine. Und am Abend sie sich dann wieder um ihn.
abigott Den einen mögen sie sehr, ihn himmeln sie sozusagen an, mit seinem Stellvertreter haben sie's nicht so, der paßt irgendwie so gar nicht in ihr Bild vom akzentfreien Glauben an den da oben Schwebenden. Das dürfte eher weniger mit seiner ursprünglichen Nationalität zusammenhängen, denn das alte Feindbild existiert entgegen aller Clichés schon lange nicht mehr. Und wenn doch Antipathien zwischen Nachbarn, dann ließe sich das auch daran aufhängen, daß er als römischer Quasi-Italiener auch nicht gerade beliebter ist oder wäre als der rechtsrheinische. Für sie sei er der Unaussprechliche, sagt Florence, die diese himmlischen Tierchen zuzubereiten weiß (na ja, himmlisch eigentlich erst dann, wenn sie aus ihrem submarinen Reich herausgefangen und anschließend in den kochend heißen Himmel erlöst wurden). Nicht nur, daß man sich bei seinem deutschen Namen die Zunge zu einem dieser seltsamen Röllchen aus bröseligem Schinken und nach Blech schmeckendem Spargel verbiege, die sie mal mal habe essen müssen, als sie zu Besuch bei ihrer zu den Barbaren hingeheirateten Schwester in dieser ebenso nahezu unaussprechlichen Stadt namens Stugaa oder so ähnlich war. Auch der, den er sich anschließend zugelegt habe, komme bei ihr nicht eben sonderlich gut an. Als dieser verkünde er von seinem ewigen Monte Cassino herunter letztendlich genau das Gegenteil dessen, was das Leben eines guten französischen Katholiken et vice versa ausmache: höchstens eine Hauptmahlzeit pro Tag, kein wunderbares und -schönes Rindvieh aus dem Charolais, zu festen Zeiten und genausviel beten wie die Muselmans, arbeiten und ein bißchen Schlaf. Nun gut, letzteres sei ohnehin nicht zu ändern, wolle man sich was ordentliches von dem gönnen, das er ablehnt oder von dem er obendrein nichts verstehe: etwa sich die Füße und was sonst noch alles wärmen an ihrem Antoine und ihr Antoine an und in ihr. Und warum solle der sich nicht einen ansüffeln mit ein wenig mehr Nektar als benediktisch befohlen hier aus dem Bergerac oder anderswoher, wo's ja auch ordentliches Gewächs gebe, wenn er den ganzen Tag geackert und auch noch die Gänse für einen schließlich bevorstehenden fröhlichen Noël gefüttert habe. Man könne ja über all das hinwegsehen oder es einfach ignorieren, auch seine mère immaculée sei ihm gegönnt. Aber davon verstünde er, wie gesagt, ohnehin nicht sonderlich viel, allenfalls, daß man damit ordentlich Bewegung schaffen könne in die da unten, in diese Prostitutionsmaschine, in dieses trou perdu, diesen finstren Geldschlund in den Pyrénées, wo die armen Verirrten abgekocht würden, anstatt ihnen Leibliches zuzuführen, auf daß sie auf natürlichem, also irdischem Weg wieder zu Kräften kämen. Daß sie aus dem Bauch ihrer Maman gekrochen sei, das wisse sogar ihre alte Tante Claire, die nun wirklich gerne in die Kirche gehe und auch Maria durchaus leiden möge, aber nicht als Übermutter eben, diese abseitige Frömmelei gehe selbst der ab, da sei sie sozusagen eher abigott. Ganz schlimm sei, was dieser Unaussprechliche fordere: daß die Kirche wieder mehr Einfluß ausüben solle auf den Staat. In Frankreich. Ein Land, das deshalb so gut katholisch sei, weil es den Katholizismus über eine lange historische Periode auf seine Weise mitgeprägt habe und deshalb die geheiligte Dreieinigkeit in eben dieser Trennung bestehe: der liebe Gott, der Staat und dann, weiter hinten, vielleicht die Kirche. Fein säuberlich auseinandergehalten das alles. Heutzutage. Und Narkozy nicke dazu wie ein Altvater. Puuhh ! Man könnte meinen, er wolle für seine Zukunft nach seiner Abwahl vorsorgen (für die sie, Florence, persönlich sorgen werde). Aber den Unausprechlichen ablösen, das gehe nunmal nicht. Dazu sei er zu oft verheiratet, meint sie, und wirft noch zwei dieser Tierchen aus dem Wasser ins Wasser. Und bereitet die Crème bavarois vor. Extra für ihn. Als Dank dafür, daß er endlich wieder zurückgefahren sei mit seinem Papamobil auf seinen Monte Cassino, um seine Mission von mehr Kirche im französischen Staat mit Narkozy als Botschafter des Vatikans zu verkünden.
Auf kleinem Fuß Wir kennen sie ja, die kleine Stadt, so öd und leer. Im Sommer jedenfalls, wenn alle Studenten mit Maman et Papa in der Campagne sind, um dort wenigstens für eine Weile wieder mindestens zweimal täglich kostenlos verköstigt zu werden. Oder die anderen, die weit unten im südlichen Spanien oder dessen îles Canaries sich die Unterstützung für notleidende Hautärzte einbrennen lassen. Die französische Nationalbadewanne ist für den gemeinen Franzosen viel zu teuer, und außerdem ist die Gefahr zu groß, denjenigen zu begegnen, denen man das ganze Jahr über begegnet und bei denen man möglicherweise gar Schulden hat. Ein paar benachbarte Schweizer kaufen, wie immer, günstig ein. Oben auf der Festung der übliche Touristenrummel, ansonsten geht's schon sehr gemächlich zu in dieser sommerlichen Nieseligkeit. Le Diga-Diga-Doo trauere ich immer noch nach, auch nach so vielen Jahren. Da sind einfach diese Augen, die in meinen Ganglien herumgeistern. Aber Le Comptoir ist besetzt. Auch hier reduziert, denn die jungen Damen vom gegenüberliegenden Lycée halten's nicht anders als die anderen. Es ist nunmal die heilige Zeit, heure d'été, in der man sogar sehen muß, wo man was zu essen herbekommt, man für ein gutes Baguette mühsam weite Wege gehen muß, da jeder zweite Bäcker das Schild an die Tür hängt: Bonnes vavances ! Der Patron schaut mich an, bekommt einen fragenden Blick, intensiviert die Suche in sich nach mir, nickt dann leicht und mit sich zufrieden, schiebt lächelnd Femmouzes T in die Musiklade und einen 51er Pastis über den Tresen. Wunderbar. Das ist Erholung. Restauration meines heiß- und wundgelaufenen Gestells, das nicht nur das Fremdenführerprogramm bis hinauf zur Citadelle und in ihr herum zu absolvieren hatte, sondern auch noch das fürs Städtchen Obligatorische: die Einkaufsmeile zweimal abschreiten, ein paar Seitengäßchen mit niedlichen Lädchen noch dazu. Wie überall in diesem Land ein Paradies für Kleinfüßige mit gewissen geschmacklichen Vorstellungen: Endlich Schuhe ohne Ende, vor allem in Formaten, die es zuhause da oben bei den Angeln und eingewanderten Slawen einfach nicht gibt, weil die allesamt ab Schuhgröße 38 aufwärts aus dem Bauch heraus in die weite Welt hineinwandern. Hier darf Frau noch Frau sein, auf kleinem Fuß lebend wird sie hofiert. Die Auswahl ist größer als die des Käses und der Früchte in der schönen alte Markthalle an der place de la Revolution. Selbst so weit nördlich in diesem Land zieht sich niemand verächtlich schnaubend und anschließend wortlos hinter seine Kasse zurück, fragt man nur nach Größe 35, 36 ginge auch. Und selbst wenn eine Büddenwarderin das fünfunddreißigste oder sechsunddreißigste Paar ausprobiert hat, lächelt die junge Frau nicht etwa gequält oder gar aufgesetzt wie in der Lübecker König- oder der Hamburger Mönckebergstraße. Sie geht gelöst freundlich sogar noch in den historisch bedeutsamen tiefen dritten Keller und schaut nach, ob da nicht doch noch ein anderes seltenes Schuhgewächs seit hunderten an Jahren unentdeckt darauf wartet, jemanden glücklich zu machen. Sogar eine Barbarin. Die sitzt freudestrahlend neben mir, streicht sanft immer wieder über ihre drei Paar Neuerwerbungen und bestellt mir zuliebe und zu Ehren sogar eins von diesen gelblich-grünlichen Teufelselexieren. Na ja, sie weiß ja, daß bei mir nichts verkommt. Eben auch sie nicht. Irgendwas von umziehen grummelt sie unter konstanten sanften Streicheleien (des frisch erworbenen Leders). Dafür würde sie sogar in Kauf nehmen, daß es hier so gut wie keine Bratwurst — bloß nicht dieses provençalische Gekröse! — und schrecklich viele Fische und Frösche gäbe. Wenn der Kleine mit seinem Meter neunzig richtig groß ist und richtig alleine zur Arbeit fahren und die Wäsche selber waschen und sich auch was kochen kann, meinst du, brabble ich schicksalsergeben in mich hinein kommentierend. Dann darf ich also in etwa zwanzig Jahren wieder nach Hause. Nun bekommt meine Kopflederhaut die Streicheleinheit, begleitet von einem milden Lächeln. «Sei doch nicht eifersüchtig. Der wird schon. Ich roll Dich dann auch persönlich hin. Im Rollstuhl.» Garçon ! La même chose encore, s'il vous plaît.
La Marseillaise Natürlich ist es die Landschaft, das Meer, der Blick darauf, der Blick auf die Öffnung, durch die die Schiffe hinausfahren in Richtung der Îles d’Frioul oder Château d’If in den Norden Afrikas oder Corsica, in den Osten ums Cap Croisette und der Île Maire herum, vorbei an Île de Jarre oder Île de Riou nach Cassis. Oder es ist das sogenannte Lebensgefühl, das mich anzieht und dessentwegen ich auch auf ewig dort wohnen möchte, nie wieder wegmüssen, einfach nur zu sitzen und nichts zu tun und zu schauen, zu schauen und noch einmal zu schauen. Aber doch nicht den ganzen Tag aufs Wasser oder, von schräg gegenüber, hinauf zur thronenden nicht ganz so alten Notre-Dame de la Garde. Es ist das Gesicht, das ich am liebsten den ganzen Tag anschauen möchte. Ganz früh ist es das der Bäckerin an der Ecke Rue Beauvais und Rue Bailli de Suffren, durchaus auch deren Tochter, die mir manchmal, bevor sie ins Gymnasium geht, das Schokoladenbrötchen verkauft, mit dem ich mich vor das Café setze und einen, zwei, drei große Café trinke, bis die Bedienung kopfschüttelnd die Bestellung des nächsten entgegennimmt. Da ist es dann deren feingeschnittene, offene Physiognomie, die ich mittlerweile schon aus den Augenwinkeln anschaue, weil ich sie nicht immerfort anstarren möchte. Doch ich kriege das charmante, warme, aus dem Inneren kommende Lächeln auch mit der gespielten Kühle nicht weg. Dann taucht dieses Gesicht aus allen Richtungen kommend auf. Vier-, zehn-, zwanzigfach geht es vorüber, läuft in diesem langezogenen Eilschritt — der hier am Abend allerdings in die leicht tapsende Gelassenheit der Marseillaise übergeht, wenn er nicht überhaupt gemächlicher ist als der in anderen französischen Städten — ins Büro oder stellt sich, auf den Autobus wartend, oft fünf Minuten vor mich hin, auf daß ich es nur lange und intensiv genug anschauen, mich meinen Sehnsüchten hingeben kann. Den ganzen Tag sehe ich es, dieses Gesicht, das von überall herkommt, in der zweiten, dritten oder gar fünften Generation, der eine Teil der Großeltern aus Tunesien, der andere aus Armenien oder Afghanistan, wiederum gepaart mit Algerien oder Marokko, zwischendrin jemand aus der Gegend von Pérpignan oder vielleicht aus der nördlichen Bretagne oder überhaupt eine Pied-noir oder die schöne Arlesierin, die es ja nun, entgegen aller gegenteiligen, also garantiert vorstellungsfreien Behauptungen wirklich gibt, auch wenn sie in Aix-en-Provence oder in Narbonne geboren oder gar aus Besançon hierhergezogen ist, weil nördlich von Lyon, wie es im Süden heißt, keine Menschen leben. Sogar die Huren, die vom frühen Nachmittag an in der Rue Saint-Saëns an der Place Ernest Reyer, dem Opernvorplatz, flanieren oder in der Rue Glandèves, die eine direkte, na ja, fast eine direkte Verbindung zwischen dem Seiteneingang der Oper und meiner Loge, dem Bar-Tabac hinter der Bushaltestelle, zu sein scheint, sie spendieren ihre lockenden Scherzchen, tragen es hochaufgerichtet — dieses Gesicht in all seiner Wandelbarkeit und seinen Facetten. Ich kenne diese schwarze Odaliske im Harem der Wikinger, ich habe ein Fernstudium hinter mir. Ach was, Rousseau, Shaw, Shakespeare — Pygmalion arbeitet in mir, nur hat sich Aphrodite noch nicht herabbegeben, um das Blut fließen zu lassen. Dieses Gesicht hat einen Tryptichon-Altar in meinem Kopf. Notiert 2002 am Alten Hafen nach einer Wohnungsbesichtigung und später festgeschrieben.
Pforte zum Süden (Lyon) Lyon ist, zumindest auf der Insel zwischen Saône und Rhône, eine ungemein attraktive, eine fast schon atemberaubend schöne Stadt. Nirgendwo dürfte sich eine Stadtentwicklung besser an der Architektur ablesen lassen wie in diesem Tor zum Süden — nach dessen Durchfahrt, etwa hinter Vienne, wo die Zikaden ihren eintönigen, dennoch und wahrlich klangvollen Lärm rechts und links der Straße anheben, so daß man auch schon mal meint, ein Motor-, zumindest jedoch ein Antriebswellenschaden kündige sich an. Doch man gewöhnt sich rasch an die Musik des sich hier andeutenden mediterranen Klimas; alleine das Licht zeigt sich als solches: nämlich leuchtend, gleisend. Im heutigen Zentrum von Lyon, im zweiten Arrondissement, etwa zwischen der architektonisch berückenden, neben Paris zweiten französischen Nationaloper und dem typisch französisch experimentell umbauten alten Gare de Perrache im Zentrum (für den TGV wurde der futuristisch anmutende Gare Saint Exupéry gebaut), wird sie vor der Kopulation von Saône und Rhône zur Presqu'île geteilt. Auf der stilleren, in Lyon jedoch bereits mehr als trägen Saône kann man, sozusagen je nach Geschmack, gegen den Strom, nach einer leichten Ost-Biegung, in Richtung Norden zur Edelherberge von Paul Bocuse nach Collonges-au-Mont-d'Or schwimmen — jedoch auch bereits vorher in einem der vielen, zwar unbesternten, aber deshalb weitaus angenehmeren und nichtsdestoweniger guten Landrestaurants anhalten. Dort zum Beispiel, wo ich meinte, in eine Filmkulisse hineingeraten zu sein. Allerdings hatte es auch eine andere Charakteristik. Das war das Bürgertum der Villen, die sich von Lyon aus nordöstlich dreißig Kilometer am Fluß entlang hinter den fast haushohen Büschen und Bäumen, manchmal auch Mauern versteckt halten. Fünf Generationen waren es bestimmt, die einen ganzen Abend lang mit abschließendem Champagner getafelt hatten unter dem Schild, das in riesigen Lettern anpries, was unter Deutschen weitgehend mit Verachtung bestraft wird, wenn man es genußverheißend ausspricht. Nicht, wenn man es französisch wiedergibt — cuisse de grenouille. Das verstehen sie nicht. Wird man von Deutschen aufgefordert, es endlich deutsch auszusprechen und tut es dann auch, trifft einen der Bannstrahl. Nach dem Wort Froschschenkel fällt ihnen fast das Besteck aus der Hand, mit dem sie gerade ihr Schlachtvieh bearbeiten, das mit Fabrikchampignontütensauce übergossen ist. Die Deutschen bauen den Myriaden von Fröschen Tunnels unter die überfüllten Straßen und Autobahnen oder schirmen dafür Leitplanken auf den Parkplatzen der Bundesstraßen ab, während sie von den Fleischfabriken im ganzen Land dezent den Blick abwenden, in denen zum tarifvertragsfreien Billiglohn ihr tägliches Kilo Billigfleisch zurechtgeschnipselt wird. Oder man läßt sich auf der nach der Vereinigung hochschwangeren Rhône hinunter zu den Mittelmeerfischen treiben. Das einzig wirklich Häßliche an dieser mit 1,2 Millionen Einwohnern wohl zweitgrößten Stadt Frankreichs (man streitet sich allerdings seit langem mit dem etwas kleineren Marseille, welche Stadt nach Paris bedeutender sei) ist die Tatsache, daß man das am Rathaus, also an der Place des Terraux beginnende und am Berg klebende Weberviertel Croix-Rousse, dem ältesten, auf die Gallier beziehungsweise Römer zurückgehenden Quartier der Stadt, zum UNESCO-Weltkulturerbe ausgerufen hat. Wie die Aasgeier sind die Spekulanten daraufhin über die alten Häuser mit den fünf bis sechs Meter hohen Wohnungen hergefallen, in denen die Jacquard-Webstühle standen, von wo aus die Seidenstoffe in alle Länder geliefert wurden. Das Zweithäßlichste dürfte die Basilika Notre-Dame de Fourvière sein, die sich, wie die Cathedrale de la Major in Marseille, byzantinisch, aber auch ein wenig mittelalterlich geriert. Schimpfe mir keiner mehr auf den Stilemischmasch der Postmoderne! Auch hätte diese auf alt gemacht Dame eher mittleren Alters gut und gern von Las Vegasianern — den US-amerikanischen Um-Setzern europäischer Vergangenheitsarchitektur — erbaut worden sein können! Selbst die seriöseren, eben nicht so am triefenden Touristenpathos orientierten Reiseführer verlieren über die historischen Fakten gerademal die eine Zeile, da sie sie der Vollständigkeit halber erwähnen müssen. Mehr nicht. Es wäre auch grotesk angesichts der tatsächlich vorhandenen Bau-Kunst, beispielsweise der beindruckenden, unterhalb von Notre-Dame de Fourvière gelegenen, zwischen dem zwölften und fünfzehnten Jahrhundert erbauten Cathedrale Saint-Jean-Baptiste. Die manisch marienseligen Lyonnais, allen voran Erzbischof Ginoulhiac, haben dieses Unikum Basilika Notre-Dame de Fourvière 1872 errichten lassen, als Dank dafür, von der preußischen Invasion verschont geblieben zu sein. Napoleon III. war geschlagen, und dennoch machten die preußischen Truppen bei Dijon eine für das germanische Wesen untypische Dauerkampfpause. Doch für enorm viele Busladungen an Fliegen, die ja bekanntlich nicht irren können, ist dieses unsäglich kitschige Bauwerk — im besten Wortsinn — wunderschön. Lourdes ist ja noch weit! Sei's drum. Allein der Blick von dort oben über die Stadt lohnt den Weg hinauf zum rechten Ufer der Saône. Vielleicht nach dem phantastisch reichhaltigen Marché Quai des Célestins am linken Saône-Ufer über die Passerelle, der schmalen Fußgängerbrücke, zum altehrwürdigen Palais du Justice. An dem Markt, ein paar Schritte nur von der Place de Jacobins oder der Place de la République, geht man besser ein kleines Stück flußabwärts, weil die Händler dort allesamt fünfzig Centimes — ja, wir bleiben bei Centimes! — weniger nehmen für das Schälchen Himbeeren oder den kleinen Schafskäse aus dem nahegelegenen Département de l'Ardèche als die vermutlich alteingesessenen auf der anderen Seite. Doch zu Fuß? Es fahren auch Busse hinauf. Aber man läßt sich besser am Abend hinaufkutschieren. Denn dann kann man von dort oben aus die vielen roten Lämpchen auf dem Tonnendach der 1997 von Jean Nouvel neugestalteten, aus dem Jahr 1756 stammenden Oper blinken sehen. Doch das sind nicht etwa die Signale der Bordsteinschwalben, die ihre Freier umschwirren. Mit diesen blinkenden Rotlichtern wird angezeigt, daß es die Töne sind, die sehr hoch fliegen, etwa bis zum zweigestrichenen c oder gar einem e, etwa wenn die mozarteische Königin der Nacht im ersten Akt ihre sirenale Zauberflöte angeworfen hat. Wenn in der deutschen (Geld-)Partnerstadt Frankfurt am Main der Taxifahrer über Funk verkündet, die Oper brenne, weil nach Ende einer Aufführung die Lichter im Foyer angehen und also das Fahrgeschäft beginnt, dann ist das ein dünnes Witzchen angesichts dieses Lyoneser Flimmermeers, das die Kunst unterstreicht, anstatt sie, wie das Aufblenden in Bankfurt, zu beenden. In Lyon verkünden die flackernden Rotlichter nämlich die laufende Vorstellung. Und es läuft einiges mehr in dieser flirrenden Stadt. Dennoch behaupten geradezu unglaublich viele Menschen, gerne die Pariser, die in Richtung La Méditerranée durch die Stadt oder aber eben an ihr vorbeirauschen, doch durchaus aus auch die Deutschen und die Dänen auf dem Weg nach Spanien, Lyon sei schrecklich häßlich. Sie sehen wohl von der Ostumgehung der Autoroute aus immer nur die typisch französischen Plattenbauten (die «architektonische» Verwandtschaft zur ehemaligen DDR ist erschreckend, in sehr vielen Städten Frankreichs) auf den westlichen Hügeln und haben vermutlich auch (unerfindliche) Ängste vor einer Ortsdurchfahrt entlang der Rhône, die einen auch oder gerade zur Hauptreisezeit allemale flotter voranbringt. Solche einmal gefällten (Vor-)Urteile werden dann weitergegeben und von anderen allzu gerne ungeprüft übernommen. Es ist gut so, denn in der — immerhin 43 vor Beginn unserer Zeitrechnung durch den cäsarischen Statthalter Munatius Plancus als Lugdunum (vom keltischen Gott Lugus) gegründeten — nach Marseille ältesten Handelsstadt Frankreichs lebt es sich wunderbar ohne solche Transporteure des schlichteren Geistes. Schließlich mußten das auch die deutschen Besatzer erfahren, die hier von der Résistance geradezu der Lächerlichkeit preisgegeben wurden. Wenn eine solche Verniedlichung überhaupt statthaft ist. Die Nazi hatten in den unendlich verwinkelten und verzweigten Hinterhöfen, den Traboules, versucht, den Widerstand zu erhaschen. Wäre es nicht auch nach so langer Zeit immer noch so traurig, es gäbe viel zu lachen angesichts solcher Bilder. Durch diese Labyrinthe haben mich mehrfach ein paar kundige und fröhliche Lyonnais geführt. Sie leben nicht nur auf den überall in der Stadt verteilten bemalten Häusern, den Fresque des Lyonnais, sondern auch in den Straßen gibt es sie tatsächlich, gerne nächtens. Entgegen der landläufigen Meinung, die Einheimischen gingen zum Lachen in den Keller. Vermutlich stammt diese Parole von den Parisern und anderen Nordländern.
Feuriger Schutz Er hatte sich während des Urlaubs im Massif central beim jährlich stattfindenden Feuerwehrfest von Châteauneuf-de-Randon in ein zauberhaftes rotblondes Mädchen in Alabasterhaut vernarrt und konnte nicht umhin, es ständig anzustarren. Zu mehr war er nicht fähig in seiner jugendlichen Schüchternheit. Doch es reichte aus, um einen an Jahren nicht minder frischen apprenti pompier in Wallung zu bringen. Er kam von der Statur her zwar ohnehin einem Löschfahrzeug nahe, aber er brachte vorsichtshalber noch drei weitere Brandbekämpfer ähnlicher Außenmaße mit, um dem Hänf- und Fremdling deutlich zu machen, die hiesigen Hasen seien ausschließlich dem Niederadel der Gemarkung vorbehalten. Obwohl er in seiner Angst keinen Laut der Widerrede hervorbrachte, stand trotzdem oder vielleicht deshalb bald die komplette dörfliche Jungfeuerwehr im Halbkreis um ihn herum und begann, Wehrfäuste zu ballen. Derart rückengestärkt forderte der Wortführer ihn auf, nach draußen zu gehen, auf daß er für seine Wilderei belangt werde. Jungmannhaft und ohnehin ohne Fluchtmöglichkeit ging er seinem Schicksal entgegen, hinaus vor die caserne des pompiers, in der solche Volksbelustigungen stattfanden. Zu den ihm nachfolgenden Brandkämpfern gesellte sich nahezu der gesamte örtliche Feuerwehrkörper inclusive dessen Marketenderinnen, um der kommenden Abreibung zu applaudieren, die der Frevler verdientermaßen erhalten solle. So stand er alleine vor dem Gebäude, vor sich nicht nur die Ortsfeuerwehr samt Anhang, sondern auch die Pompiers der Nachbargemeinden hatten sich hinzugesellt. Als er sich bereits im Jenseits wähnte, kamen aus aus irgendwelchen Winkeln mit einem Mal fünf, vielleicht sechs dunkelhaarige Männer von zwar kleiner, aber doch recht drahtiger Statur hervor und stellten sich im Halbkreis vor ihn hin. Er hörte, wie einer, der an Jahren sein oder der feurigen Kämpfer Vater sein könnte, ihnen in einem Patois der Margeride bedeutete: Dieser Junge hat euch nichts getan. Er steht unter unserem Schutz. Wir stehen vor ihm! Tenez-vous-le pour dit ! Dabei blitzten nicht nur seine Augen, sondern auch ein Stilett in der Hand eines seitlich hinter ihm stehenden Mitschützers. Diese unverklausulierte Warnung löste das Bataillon auf. Das war es dann doch nicht, was man auf einem Feuerwehrball erleben wollte. So kam er zwar nicht mehr in die Nähe dieses elfengleichen Wesens, aber mit heiler Haut davon. Und er geriet nach ein paar Minuten Fußmarsch inmitten seiner Retter in einen am Ortsrand stehenden hölzernen Wohnwagen und darin zu einer enormen Portion geradezu unglaublich wohlschmeckender gefüllter Paprika, die die Frauen der Beschützer in Holzfässern in riesigen Mengen einlegten, vermutlich auf daß in Obhut Genommene immer bestens verpflegt werden können. Ja, er blieb drei Tage, um seine nicht zustandegekommenen Wunden lecken zu lassen. Er aß und trank und hörte, bei seinen Gastgebern und deren Nachbarn, allesamt von weither kommend auf dem alljährlichen Weg in die Camarque, zuvor nie gehörte unglaublich schöne Musik aus Cimbal und Gitarre und Violine und das Leben besingende Stimmen und lachte, wie er sein junges Leben lang noch nie gelacht hatte und nie wieder lachen würde. Und seither, seit nunmehr fünfundvierzig Jahren lebt und denkt er in manchem ein wenig anders und raucht leidenschaftlich Gitanes (maïs). Was in Deutschland mehrfach unkorrekt ist. Aber dort stellen sich Menschen, vor allem Politiker und sonstige Führungskräfte, im Fall einer Bedrohung oder eines bereits geschehenen Falls ja auch bevorzugt hinter die Bedrohten. Selbstverständlich nur sprachlich gesprochen.
Spielplätze (Avignon) Avignon ist die einzige Stadt, in der mich Menschen- beziehungsweise Massenfeind zwei Wochen lang sich durch die Gassen wälzende Menschenwogen offenbar nicht weiter abschrecken — nicht mal zum jährlichen sommerlichen Festival mit seinen hunderten von Groß- und Kleintheatergruppen und Fakiren und Puppenspielern und Zauberern und Firlefanzverkäufern, die sich über die ganze Stadt verteilen und nicht nur vor den Palais des Papes herumturnen. Aber zunächst einmal kommt man vom Bahnhof her zum Cours Jean Jaurès. Jean Jaurès ist allgegenwärtig in Frankreich. Der Name dieses sozialistischen Menschenrechtlers und Gründers der Zeitung l‘Humanité taucht sogar in fast jedem Trou perdu, jedem tristen Kaff auf. Doch fürwahr — in diesem Land nennt man Hauptstraßen nach Sozialisten und Pazifisten! Nicht Sackgassen, die in einer durch die ehemalige DDR verursachten Mülldeponie enden, in der die Gedanken an Gemeinschaft endgültig verrotten. Nach der Annektion des Ostens durch das westdeutsche Kapital — in das bald auch französisches Schmieröl fließen sollte — wurden nahezu alle Denk-Male geschleift, die an diejenigen erinnern sollten, die Gesellschaft(en) in Bewegung gebracht hatten. Oder, das macht die Verrottung eines einst kritischen Denkens evident: das Beispiel der oberbayerischen Kleinstadt Murnau gegen Ende der siebziger Jahre eines unlängst vergangenen Jahrhunderts. Dort sollte der Romancier und Dramatiker Ödön von Horváth gewürdigt werden, der eine Zeitlang dort gelebt hatte. Allerdings hatte er in seinem Theaterstück Italienische Nacht die Neigung der einheimischen sogenannten Kleinbürger zur braunen Sauce im Wortsinn dramatisch umgesetzt. Weniger zu der des dunklen Bieres als vielmehr zu der, die seinerzeit als Sintflut das ganze Land überwemmte und ihre übelriechende Gülle über die Grenzen Europas hinaus verbreitete. Ein Lehrer des örtlichen Gymnasiums und zugleich Gemeinderat der Sozialdemokraten hatte heftig für eine Umbenennung der Bahnhof- in Horváthstraße gekämpft. Nach einem an Verdun erinnernden kleinstädtischen Gemetzel landete Horváths Name auf dem Schild eines Seitengäßchens, das in eine saure Wiese mündete. Sicher, heute sieht man das nicht mehr so eng, wie es diese Gasse ist. Mittlerweile rühmt man sich dort sogar des österreichischen Weltbürgers und einstigen Murnauers Horváth, dem 1938 in Paris der Himmel in Form eines Astes auf den Kopf fiel. Man kann sich den vielen berg- und skiwandernden und mittlerweile auch auf den asphaltierten Wanderwegen mit Skistöcken nordisch spazierenrennenden Touristen schließlich nicht als Bannerträger der geistigen Tieffliegerei präsentieren. Aber die Ödon-von-Horváth-Straße ist deshalb nicht breiter geworden und endet nunmal in der bebauten Säuernis. Im dritten Arrondissement von Marseille ist ein ganzes Quartier bzw. deren Straßen nach den Vorreitern des Sozialismus benannt. Und es ist mir nicht bekannt, daß das Viertel Belle de Mai in Quartier Le Pen umbenannt werden soll, obwohl dieser (Fliegen-)Fänger der sogenannten kleinen Leute in dieser Stadt immer noch hohe Prozentzahlen einfährt (womit hier auch die betuchteren — allerdings mit dem dafür reduzierteren Verstand — gemeint sind). In Berlin, der ehemaligen Hauptstadt der DDR, hingegen werden Sozialisten in Blumen- oder Pflanzenkisten umgewandelt, vermutlich weil Globke oder Filbinger oder Ki(e)s(s)inger historisch dann doch noch nicht weit genug zurückliegen. Apropos Le Pen: Als in den achtziger Jahren der damalige französische Nationaltrainer auch andere Hautfärbungen hineinließ in die Equipe Nationale und die Grande Nation somit feststellte, daß die etwas anders Gefärbten aus den Kolonien (den ehemaligen und existierenden, also diejenigen mit Passeport-Berechtigung) fußballspielen beziehungweise das Land in die höheren Ligen des Wettbewerbs führen können, nahm der Zuspruch für den Scharfmacher rapide ab, und man befürwortete, zumindest im sportlichen Bereich, unbedingt die Mischkultur — allez Les Bleus. In deutschen Landen dürfte man zu dieser Zeit deshalb mal wieder unzufrieden sein über den Ausgang des ersten Weltkrieges — doch mittlerweile gibt es ja wenigstens ein paar Diplomatensöhne und (Ball-)Treter aus den Ländern, die durch die DDR ein paar (internationale) Devisen einfahren konnten. Doch ach, man hat Les Bleus ja kürzlich in Rente geschickt. Allerdings ist das ohnehin nicht nicht mein Spielplatz. Ich lasse besser anderswo spielen.
Belsunce tristesse (Marseille) Das Meer. Es gehört ja bekanntlich allen Franzosen. Im besonderen den Parisern. Da sie aus der Hauptstadt kommen, sind sie die etwas besseren Franzosen. Auch wenn viele Franzosen Paris gar nicht für eine französische Stadt halten. Daß die meisten Pariser irgendwie aus der Provinz kommen — etwa so wie der überwiegende Teil der Berliner oder Münchner aus dem emsländischen Leer, dem ostwestfälischen Gütersloh oder dem schwäbischen Sindelfingen — ist dabei nicht weiter von Belang. Nach seiner Herkunft gefragt, wird der internationale Franzose antworten: Ich bin ein Pariser. Wie hat Eric Orsenna in seinem Inselsommer nochmal geschrieben? «Paris hatte den Engländer vom Spitzenplatz ihrer Aversionen verdrängt. Und sie fanden in ihrem Innersten brachliegende alte Aggressionen.» Er hat das zwar in Verbindung mit der Bretagne gemeint. Aber es hat wohl überall Gültigkeit. Und das, obwohl es früher doch immerhin hieß: «Ich bin fest überzeugt: ein fluchender Franzose ist ein angenehmeres Schauspiel für die Gottheit als ein betender Engländer.» Wahrscheinlich aber variieren die Pariser das heute: Der in der Hölle fluchende Pariser ist angenehmer als der himmlische Marseillais. Die Seuche rückt an. Nein, sie ist bereits da. Seit einigen Jahren breitet sie sich von Norden her kommend aus. Ausnahmsweise sind's nicht die Deutschen. Auf der Strecke Paris-Marseille ist der TGV seit der Einführung dieser Rennpassage meist durch Pariser (aus-)gebucht. Am Wochenende und, logisch, in den Ferien. Und zwar in allen Klassen. Kein Wunder bei dem Preis! Der in etwa der Autobahngebühr entspricht. Für eine Strecke, die München-Hamburg entspricht. Aber in der Hälfte der Fahrzeit. Drei Stunden. In denen kommt man von München aus mit dem Intercity noch nichtmal nach Frankfurt, und das mit dem sogenannten Sprinter. Und der TGV fährt — stündlich! Von Paris aus, von Marseille aus, von diesem entzückenden, fast kleinstädtisch wirkenden Gare Saint-Charles aus früh ab halb sieben, stündlich und direkt: Ankunft Paris-Gare du Lyon halb zehn. Die Einwohner von Rouen werden aufatmen. Der Week-end-Fremdenverkehr oben im Nordwesten wohl kaum. Der wird jammern. Aber dafür gibt's dort mittlerweile auch wesentlich weniger Pariser. Denn die fahren nun zu ihrer von jeher heimlichen Geliebten, ans Mittelmeer. Schneller als mit jedem Flugzeug. Am Gare du Lyon eben noch Le Figaro kaufen, einsteigen, und kaum hat man die Wirtschaftsseiten und die Nachrichten zu Monsieur le Président und dessen singendem Auslaufmodell durch, kann man auch schon die Stufen hinunterhüpfen zum Boulevard d'Athenes und die paar Meter zu seiner vor einiger Zeit günstig erstandenen mittelmeerischen Residenz im Belsunce spazieren. Kaufen ist ohnehin besser. Denn die Mieten gehen mittlerweile auf Münchner oder Hamburger Niveau zu; oder anders: die Pariser sind nicht mehr weit. Jürgen Becker hat in seinem Rheinischen Kapitalismus mal thematisiert, was sich hier, im Zusammenhang mit der Bevölkerungs-Bouillabaisse Marseille, vortrefflich umdenken läßt: «Die Italiener lieben die Franzosen, aber sie achten sie/nicht. Die Franzosen wiederum mißachten die Italiener./Aber sie lieben sie auch nicht./Das mit der (europäischen) Einigung wird noch schwer/kompliziert.» So ähnlich verhält sich das zwischen den Marseillais und den Parisien. Wenn es auch recht diplomatisch daherkommt, wie Herr Becker das formuliert hat. Denn eigentlich schaut der gemeine Pariser ja hinab. Nicht nur in den Süden, der ja sein Begehr ist, sondern sehr gerne auf den gemeinen Marseiller. Aber hinfahren tut er eben schon gerne, der Pariser und sein Geld. Und kauft die Stadt kaputt. Wie Croix-Rousse in Lyon. Das nur nebenbei. Also — vierzig bis sechzig Quadratmeter mit Tageslicht für achthundert bis fünfzehnhundert Euro monatlich. Plus Parkplatz. Wenn's denn überhaupt einen gibt, denn Tiefgaragen gibt es eigentlich keine. Unter der Erde ist nämlich nur Platz für gut zweieinhalbtausend Jahre Historie. In die Tiefe gehen wird also vermieden. Mit Hafen- oder Meerblick und damit Sonnenlicht kostet es nochmal um einiges mehr. Je nach Feinheitsgrad und ob cuisine americaine oder nicht. Oder vorhandenem Fahrstuhl. Und Fahrhilfen werden nach und nach eingebaut. Wenn Platz ist. Im Zweifelsfall schmeißen wir eben die Araber raus. Sollen die doch nach drüben gehen. Oder besser dorthin, wo sie dahergelaufen sind. Wir haben sie nicht gerufen. Wir haben Algerien, Marokko, Tunesien und wie sie alle heißen doch längst in die Unabhängigkeit entlassen. Sie wollten das doch selber. Sollen sie jetzt doch sehen, wie sie klarkommen. Die Übersee-Franzosen sind gerne Franzosen. Und sie bleiben, wo sie sind. In der Karibik, hinter Lateinamerika oder Australien versteckt — Territoires d'outre-mer oder DOM-TOM eben, wie's das Volk nach wie vor vorspricht. Durch die rue Thubaneau im Ersten, im Quartier Belsunce, rollten schon Anfang des neuen Jahrtausends die ersten Ferrari und Porsche oder Mercedes durch, während nebenan in der Rue Récolettes oder somstwo noch der Müll herumlag. Mehr als unappetitlich. In mehrfacher Hinsicht. Vor allem aber in einer ... Daß diese Ferrari und Porsche oder Mercedes, die man ansonsten nur in Paris sieht, nicht nur parisischen Ehedamen gehören, sondern auch den Arabern, gehört in die Sparte homo homini lupus ... Der Mensch ist des Menschen Wolf. Der Herr weigert sich, dem Sklaven Geld zu leihen — geschweige denn ihm überhaupt etwas zu überlassen. Erst werden die ihre eigenen Leute ausgenommen und dann rausgejagt. Das ist einer dieser Treppenwitze der Weltwirtschaftsgeschichte! Die dort lebten, für viel Geld in diesen üblen Buden, oftmals ehemalige Hotels, am einst prächtigen und wuseligen Cours Belsunce (neuerdings wieder mit Tram) und dahinter, hatten nicht einmal Wasser in ihren Zimmern und haben das ihre wahrscheinlich deshalb in der nahen rue Longue des Capucins hin zur Metro-Station Noailles abgeschlagen, im Hauseingang, zwischen frischem Fisch, Fleisch, Gemüsen, Gewürzen, Kuchen, Reis und vom LKW gefallenem Telephon-Tinnef. Nicht nur einmal habe ich das gesehen. Sie haben's ihnen also auch noch leicht gemacht mit ihrem Dreck und Müll. Hier hat sich die geldfranzösische Internationale breit- und die Araber plattgemacht. Vermutlich haben sie — ach was, ich weiß es genau, schließlich hab ich's lange genug beobachtet. Und dann hat's mir einer dieser beteiligten «Investoren», die als Muslime so wenig Alkohol trinken wie Juden Schweinefleisch essen, irgendwann nach dem zehnten Pastis bestätigt. Die Häuser wurden fürn Appel und 'n Ei angeboten beziehungsweise mit viel Geld aus Paris und Strasbourg oder Bruxelles gefördert. Dann wurden die Häuser saniert. Gerade so, daß sie die Mietgarantien über zehn Jahre durchhalten. Aber dennoch entsprechend hoch. Das konnten die natürlich nicht bezahlen, diese Gagen, für die jetzt diese Ateliers oder Galerien und deren Anhänger des neuen Lebens in Marseille zahlen. Nun gut, früher wurden in Frankreich solche Viertel einfach abgerissen. Damit hatte man Erfahrung auch in dieser Stadt. Die Deutschen waren dabei mal außerordentlich hilfreich, als es darum ging, dem Gschwerl den Unterschlupf zu nehmen. Mittlerweile läßt man ein bißchen Fassade stehen. Wie bei L'Alcazar, der neuen Bibliothèque Municipale à Vocation Régionale am Cours Belsunce, die sie im Rahmen der Sanierung hin zum neuen Marseille ins Quartier hineingebaut haben. Vorne zwanzig Meter Altgemäuer und hinten raus zweihundert Meter Stahlbeton. Dafür haben sie — geübt darin sind sie ja — ein ganzes Caré eingeebnet. Mit dem Eingraben nach unten waren sie eher vorsichtig vor rund acht Jahren. Wahrscheinlich haben sie's nächtens bewerkstelligt. Nicht daß wieder irgendwo so'n antikes Griechenklo zum Vorschein kommt und sie gleich wieder gezwungen werden, ein neues Museum einrichten zu müssen wie drüben auf der anderen Straßenseite das niedliche nette kleine Alibi am Rand des Centre Bourse, dessentwegen ein Großteil der griechischen Geschichte vom Bulldozzer untergepflügt und dann mit Konsumbeton aufgefüllt wurde. Und regnen tut's auch ständig. Am Mittelmeer! Kein Wunder bei den vielen Parisern. Wie hat Léo Ferré 1972 im Palais des Congrès in Marseille (vermutlich prophetisch) gesungen? «O Marseille, man könnte meinen, das Meer habe geweint.»
Unterschiede Meine Güte, wie recht Birgit Vanderbeke hat. Wie hat die — in ihrem Roman Ich sehe was, was Du nicht siehst — verwundert von Berlin nach Südfrankreich Übergesiedelte geschrieben? «Ich hatte daran gedacht, daß nicht überall alles erlaubt ist, mir waren Hinterhäuser, zugesperrte Vorderhaustüren und die Revolution eingefallen, und mir waren etliche Schilder vor Augen gekommen, auf denen gestanden hatte, daß etwas nicht erlaubt ist; ich hatte gesagt, hier scheint einiges erlaubt zu sein, was woanders verboten ist. René hatte mir geholfen und gesagt, nun, in New York zum Beispiel darf man fast nirgends rauchen. Jo hatte abgewinkt und gesagt, versuchen können sie es, einem dies und das zu verbieten, aber es wird hier nicht klappen, und dann hatte er einen Schluck getrunken und zu René gesagt, was will ich auch in New York: nicht trinken, nicht rauchen und den Frauen nicht mehr auf die Beine gucken, das machen sie nicht mit mir.» Und richtig: Auch außerhalb der Literatur passiert sowas. So wies Madame Reverchon im beschaulich-betulichen, hochprovencalischen Reillanne in einem Gespräch über südfranzösische Gepflogenheiten ausdrücklich darauf hin, daß es in Marseille erst gar keine Papierkörbe gebe. Es würde sie ja doch niemand benutzen. Die etwa fünfzigjährige, sehr gepflegte bürgerliche Dame setzte dann noch ein d’accord drauf: Das ist in Ordnung, da haben die Menschen Arbeit, und der Dreck kommt zweimal täglich wieder von der Straße. Verbote? «Die Kinder wollten keine Pfefferminzlimonade», so Vanderbeke, «sondern Coca-Cola, und ich fragte die Eltern, ob sie Coca-Cola haben dürften, weil ich gewohnt war, daß Kinder keine Coca-Cola haben dürfen. Die Eltern schauten mich erstaunt an und sagten sehr verständnislos, warum nicht. Ich sagte, kann sein, wir müssen noch einiges lernen, wie es hier ist.» Es fällt mir nicht schwer, es an mir selbst zu beobachten: die deutsche Mentalität hat sich über die Jahrzehnte hin in meinen Hirnlappen festgebissen. Kaum habe ich die Grenze im Nordosten überfahren und mich in dieser aberwitzigen Verbesserung Mitteleuropas — dieser nach jahrelanger Beobachtung des Straßenverkehrs der Überfahrung der aus Frankreich in die Bundesrepublik Deutschland führenden Kreisstraße, dieser in monatelanger, mehrpersoniger Beratung aus dem Ruder gelaufenen und wider jede Klarsicht dennoch vor die Köpfe der immer geradeausgerichteten Verkehrsteilnehmer gesetzten neuerlichen Umordnung zur Schaffung der Neuordnung einer Ordnung — wieder einigermaßen zurechtgefunden, wobei es, wohl wegen der mittlerweile abhanden gekommenen kleinen grenzverkehrenden deutsch-französischen Freundschaft im Elsaß bereits beginnt, sehr deutsche Formen anzunehmen —, schaltet das Denkgetriebe auf Automatik. Es ist darauf zu achten, die durchzogene Linie nicht mehr zu berühren, nie zu vergessen, den Blinker zu setzen, nicht bei Rot die Straße zu betreten, sich an der Volkszählung zu beteiligen. Das geht in deutschen Landen soweit, daß viele Menschen sogar vor Banken in Furcht erzittern, weil sie sie für eine Behörde halten. Und die Bankbeamten der Kreditinstitute führen sich auch dementsprechend auf. Ich blicke erhaben auf die hinab, die sich diesem Kadavergehorsam unterwerfen. Aber ein bißchen dieser Mumienanbetungsmentalität trage ich schon in mir. Die Versuche des Vaters, mich eher aufs Gegengeleis zu hieven, waren nicht alle erfolgreich. Aber die autoritätshörige — da war sie gänzlich unfranzösisch — Mutter hatte ja die Befehlsgewalt über das gefälligst erwachsen zu werdende Kind. Und erwachsen wird man nunmal durch Anpassung. In Frankreich haben Begriffe ihre Heimat, bei denen die Deutschen so gerne die Augen verdrehen — einige vor Glück, weil sie dabei das bequeme Denkschema im Erinnerungskopf haben, alles fallenlassen zu dürfen, auch die Scheiße in den Windeln der Gören. Und die wiederum, die damit so schlimm durchgefallen sind, daß sie ihre Alten dafür heute am liebsten mit dem Gegenteil dessen provozieren, was die damals für laisser-faire oder laisser-aller hielten: immer sauber frisiert, am besten auch das Auto, und bloß nicht anecken, schon gar nicht mit dem Auto. Daß dieses französische, vor allem im Süden beheimatete Sein- oder Gehenlassen sozusagen aus dem Substantiellen herrührt, nämlich den anderen in seinem Sein nicht zu behindern, also dem Nachbarn auch nicht meine ganz persönliche Interpretation von Freiheit aufzwingen zu wollen, wird bis heute auch als Mißverständnis nicht anerkannt. Nun gut, es sind auch in Frankreich lediglich die kleinen, die inneren Freiheiten. Denn unterm Strich erhalten sie dort genauso ihre Befehle von der Obrigkeit, ihre Strafmandate, ihre Steuerscheußlichkeiten. Und noch um einiges rigider als in Deutschland. Mitte der neunziger Jahre hatten sie den TÜV eingeführt in France. Die deutsche Dekra hat die Schulung übernommen, man sah’s auf allen Straßen. Die Franzosen hatten begonnen, Golf und Mercedes in ihr Herz zu schließen, auch wenn zuhause die schöneren Autos gebaut werden. Gut, der Golf wurde schon immer ganz gerne von denen chauffiert, die in der klassenlosen Gesellschaft meinten, mit deutscher Qualitätsunauffälligkeit auffallen zu müssen. Aber Mercedes! Wer 1990 mit seinem etwas größer dimensionierten Stuttgarter Gefährt (peinlich genug) tatsächlich einen Ausfall hatte, mußte, je nach Pannenlage, auf Hilfe aus Lille, Paris, Bordeaux, Lyon oder Marseille warten. Zehn Jahre später verdichtete sich während einer der vielen Reisen durchs Land von Citroën, Peugeot oder Renault zunehmend der Eindruck, Frankreich befände sich schon wieder einmal kurz vor der feindlichen Übernahme aus dem Osten. Glücklicherweise hat sich das wieder gelegt. Jedenfalls außerhalb des Großraums Strasbourg. In Erstaunen kann einen die französische Vollbremsung versetzen, wenn ein Gendarm oder einer von der Police National auch nur den Finger ausstreckt, um sich an der Nase zu kratzen. (Ein solches Verhalten wurzelt weniger in Ehrfurcht oder gar Angst vor der Obrigkeit — man will einfach keinen Ärger mit denen, die ohnehin am längeren Hebel sitzen.) Wo der Flic lässig am (mittlerweile auch östlich des Grenzflusses so beliebten) Verkehrskreisel neben seinem blauen Kastenwägelchen steht, installiert man in der rechtsrheinischen Republik bei einer Verkehrskontrolle Straßensperren mitsamt kriegstauglichem Kompagniefuhrpark. Stammt das aus der Zeit, als sechzig Millionen Deutsche die sechs restlichen in die Mausefalle Straße des 17. Juni zu locken versuchten? Entscheidend ist die immer spürbare Sicherheit der Franzosen, das Fallbeil aus dem Keller der Geschichte holen, den politisch degenerierten Adel wieder enthaupten zu können. Man stelle sich das in Deutschland vor: Die Menschen gingen in Massen auf die Straßen, um (erfolgreich!) ein Gesetz zu verhindern. Das ist ein Beispiel! Die Deutschen feiern lieber ihren Superstar aus dem Osten, diese ehemalige «Sekretärin für Agitation und Propaganda» bei der FDJ», die ihnen den Besitzstand wahrt. Auch wenn sie bald keinen mehr haben werden. Jedenfalls der größte Teil von ihnen. Sicher hat Kurt Tucholsky nicht ganz Unrecht, wenn er in Paris, den 14. Juli schreibt, viele wüßten gar nicht mehr, aus welchen Gründen sie zur Fête Nationale auf den Straßen tanzten. Es dürfte sich noch ein wenig mehr verflüchtigt haben als vor rund achtzig Jahren, als er das notierte. Aber spielt das noch eine Rolle? Die Bereitschaft, die Bastille zu stürmen, ist grundsätzlich vorhanden. Wie im Mai 2002, als es galt, Le Pen zu verhindern. Und wenn Nicolas Sarkozy so weitermacht, wird er, ohne Carla, nach Sainte-Hélène übersiedeln müssen. Und was machen die Deutschen mit Sarkozys Freundin, ihrer mecklenburgischen Napoleonine vom Heiligen Damm? Werden sie auf die Straße gehen, werden sie sie nach Hiddensee verbannen? Wohl kaum. Vermutlich werden sie sie nächstes Jahr zur Kaiserin krönen.
|
Jean Stubenzweig motzt hier seit 6027 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 02:00 ... Aktuelle Seite ... Beste Liste (Inhaltsverzeichnis) ... Themen ... Impressum ... täglich ... Das Wetter ... Blogger.de ... Spenden
Zum Kommentieren bitte anmelden.
AnderenortsSuche: Letzte Kommentare: / Echt jetzt, geht noch? (einemaria) / Migräne (julians) / Oder etwa nicht? (jagothello) / Und last but not least ...... (einemaria) / und eigentlich, (einemaria) / Der gute Hades (einemaria) / Aus der Alten Welt (jean stubenzweig) / Bordeaux (jean stubenzweig) / Nicht mal die Hölle ist... (einemaria) / Ach, (if bergher) / Ahoi! (jean stubenzweig) / Yihaa, Ahoi, Sehr Erfreut. (einemaria) / Sechs mal sechs (jean stubenzweig) / Küstennebel (if bergher) / Stümperhafter Kolonialismus (if bergher) / Mir fehlen die Worte (jean stubenzweig) / Wer wird schon wissen, (jean stubenzweig) / Die Reste von Griechenland (if bergher) / Richtig, keine Vorhänge, (jean stubenzweig) / Die kleine Schwester (prieditis) / Inselsommer (jean stubenzweig) / An einem derart vom Nichts (jean stubenzweig) / Schosseh und Portmoneh (if bergher) / Mit Joseph Roth (jean stubenzweig) / Vielleicht (jagothello) «Ist Kultur gescheitert?» ? «Bitte gehen Sie weiter.» Suche: Andere Worte Anderswo Beobachtung Cinèmatographisches + und TV Fundsachen und Liebhaberstücke Kunst kommt von Kunst La Musica Regales Leben Das Ende © (wenn nichts anders gekennzeichnet): Jean Stubenzweig |
|